Wortgeschichte
Entlehnung, frühe Bezeugungen, Formvarianten
Bei dem Adjektiv revolutionär und der Personenbezeichnung Revolutionär handelt es sich um Entlehnungen aus dem Französischen, wo das Adjektiv bzw. das gleichlautende Substantiv révolutionnaire im Kontext der Französischen Revolution Anfang der 1790er Jahre neu gebildet werden. Welches der beiden Wörter nun zuerst ins Deutsche entlehnt wurde, ist aufgrund der zeitlichen Nähe nicht mit Sicherheit zu entscheiden (1792, 1794a). In deutschsprachigen Texten ist das Adjektiv zunächst parallel auch noch in der Herkunftssprache belegt, vor allem dann, wenn es sich im Französischen um feste Bezeichnungen wie beispielsweise régime révolutionnaire handelt (1793, 1794b). Im Übrigen sind in den ersten Jahrzehnten zahlreiche Schreibvarianten bezeugt, die von revolutionnaire/Revolutionnaire (1799, 1836) über revolutionaire/Revolutionaire (1807, 1830) bis zu stärker ins Deutsche integrierten Formen wie revoluzionär/Revoluzionär (1827, 1803) reichen.
Bedeutungserweiterungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Die frühen Belege zeigen, dass beide Wörter – analog zu RevolutionWGd in der Bedeutung plötzlicher, tiefgreifender und oftmals gewalttätiger Vorgang der politischen Staatsumwälzung, der in der Regel vom Volk ausgeht
– zunächst vor allem auf die Französische Revolution bezogen werden (1796, 1797, 1800), mithin zunächst die Bedeutung auf die Französische Revolution bezogen
bzw. Anhänger, Teilnehmer der Französischen Revolution
tragen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mutmaßlich sachgeschichtlich vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse sowie wortgeschichtlich vor dem Hintergrund der semantischen Transformation, die das Substantiv Revolution in der politischen Verwendung erfährt, durchlaufen auch revolutionär und Revolutionär eine Bedeutungserweiterung und werden nunmehr auf Revolutionen im Allgemeinen bezogen (1832, 1834, 1855).
Ebenfalls seit dem 19. Jahrhundert treten Verwendungen in den Bedeutungen bahnbrechend, neuartig
bzw. jemand, der auf seinem Gebiet Bahnbrechendes geleistet hat
auf (1867a, 1882, 1895). Im Französischen sind diese Verwendungen bereits Ende des 18. Jahrhunderts bezeugt (vgl. TLFi unter revolutionnaire); im Deutschen sind diese Bedeutungen wohl ebenfalls zeitgleich zur politischen Bedeutungslinie anzusetzen (vgl. 1DFWB 3, 418–419 sowie 10Paul, 799).
Mehr erfahren
Revolutionär im Schlafrock
Wanders Deutsches Sprichwörterbuch bucht in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Übrigen die Wendung Revolutionär im Schlafrock (und Pantoffeln):
Es sind damit solche Personen gemeint, welche einer bestehenden Gewalt entgegenwirken, ohne sich als offene Gegner mit ihr in Widerspruch zu setzen. Die Redensart hat in der Rede ihre Quelle, welche der preussische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Manteuffel, am 8. Januar 1851 in der achten Sitzung der ersten Kammer gehalten hat. In Erwiderung auf Angriffe Camphausen’s bei Gelegenheit der Adressdebatte sagte er:Ich weiss sehr wohl, dass man über die hessische Angelegenheit heute verschiedene Ansichten hat; und ich bin nicht der Meinung, dass diese Frage zu einer Erörterung in dieser Versammlung führen dürfe. Als thatsächlich ist mir bekannt, dass die einen meinen, es handle sich um die grössten Willkürlichkeiten seitens der Regierung, während die andern der Meinung sind, es liege eine sehr gefährliche Revolution, eine Beamtenrevolution vor. (Unruhe.) Ja, meine Herren, ich erkenne eine solche Revolution für sehr gefährlich, gerade, weil man sich dabei in Schlafrock und Pantoffeln betheiligen kann, während der Barrikadenkämpfer wenigstens den Muth haben muss, seine Person zu exponiren.[1873]
Inwieweit es sich hier tatsächlich um eine in der gesprochenen Sprache weiter verbreitete Verbindung handelt, ist schwer nachzuvollziehen. In den Korpora des DWDS und dem Google Books-Korpus (Stand: März 2022) begegnet die Wendung eher selten (1868, 1919).
Bedeutungsverengung in kommunistischen und sozialistischen Kontexten
Für die semantische Entwicklung im 20. Jahrhundert nicht ohne Folge bleiben die Verwendungen sowohl von Revolution als auch von revolutionär im Marxismus und Kommunismus des 19. Jahrhunderts. Schon bei Karl Marx und Friedrich Engels begegnen die Wörter (1848a, 1867b). Vergleichbar der Verwendung von Revolution, das sowohl in einem noch weiteren Sinn, aber gerade auch in Bezug auf das politische Projekt des Kommunismus gebraucht wird (vgl. auch KWM 6, 11471)), begegnet insbesondere revolutionär sowohl in breiterer (1848b, 1867a, 1894) als auch in engerer, nunmehr auf den Kommunismus bezogenen Verwendung:
In Zeiten endlich wo der Klassenkampf sich der Entscheidung nähert, nimmt der Auflösungsprozeß innerhalb der herrschenden Klasse, innerhalb der ganzen alten Gesellschaft, einen so heftigen, so grellen Charakter an, daß ein kleiner Theil der herrschende Klasse sich von ihr lossagt und sich der revolutionären Klasse anschließt, der Klasse, welche die Zukunft in ihren Händen trägt. Wie daher früher ein Theil des Adels zur Bourgeoisie überging, so geht jetzt ein Theil der Bourgeoisie zum Proletariat über, und namentlich ein Theil der Bourgeois-Ideologen, welche zum theoretischen Verständniß der ganzen geschichtlichen Bewegung sich hinaufgearbeitet haben. Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüber stehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehen unter mit der großen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt. [1848a]
Die Verwendung von revolutionär steht hier erkennbar nunmehr im Kontext des kommunistischen Projektes im Speziellen: Verwendungen dieser Art sind über das marxistisch-kommunistische Geschichtsverständnis, das zugleich politische und soziale mit ökonomischen Aspekten verbindet, grundiert. Die Entstehung der neuen Bedeutung von revolutionär ist mithin im größeren Kontext einer konzeptuellen Verengung des Revolutionsverständnisses innerhalb des marxistisch-kommunistischen Diskurses auf eine spezifische Vorstellung von Revolution entsprechend dem Geschichtsverständnis zu verstehen (1970a, 1970b). Vor diesem Hintergrund sind insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Sprache des Kommunismus und Sozialismus auch Verwendungen in der Bedeutung sozialistisch, kommunistisch
bzw. Sozialist, Kommunist
(1971a) zu beobachten, was auch in der Außenperspektive so wahrgenommen wird (1970c).
Politische Besetzungen im 20. Jahrhundert
Die wortgeschichtliche Entwicklung ist im 20. Jahrhundert des Weiteren durch politische Besetzungen der Wörter geprägt. So begegnet revolutionär in der Sprache des Nationalsozialismus auch gerade in Bezug auf die Jahre um 1933 als positiv belegte Selbstbezeichnung (1927, 1933). Diese Besetzung und Ausdeutung wird auch von Zeitgenossen – kritisch – beobachtet (1930). Nicht zuletzt begegnen die Wörter revolutionär und Revolutionär in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch in Bezug auf Protest-WGd und alternativeWGd Bewegungen (1968, 1971b, 1974, 1983). Bezeugungen in diesen Kontexten sind – gerade im linken politischen Spektrum in der Nachfolge der 68er – sicher nicht ohne Einfluss der kommunistischen Verwendungen zu verstehen.
Anmerkungen
1) Das HKWM hat die Lemmata Revolution, revolutionärer Attentismus, revolutionäre Realpolitik, revolutionärer Syndikalismus und revolutionäres Subjekt angesetzt, siehe HKWM online unter R, die entsprechenden Bände sind jedoch noch nicht publiziert.
Literatur
1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)
DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)
HKWM Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Hrsg. von Wolfgang Fritz Haug. Bd. 1 ff. Hamburg 1994 ff.
KWM Haug, Wolfgang Fritz/Labica, Georges (Hrsg.): Kritisches Wörterbuch des Marxismus. Berlin u. a. 1983.
10Paul Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. 10., überarbeitete u. erweiterte Aufl. von Helmut Henne, Heidrun Kämper und Georg Objartel. Tübingen 2002.
TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)
Belegauswahl
[Reichardt, Johann Friedrich]: Vertraute Briefe über Frankreich. Auf einer Reise im Jahr 1792 geschrieben. Berlin 1792, S. 233. (books.google.de)Der Mann war indess im Ganzen ebenfalls ein eifriger Revolutionär.
Deutsches Magazin, herausgegeben von C. U. D. von Eggers. Sechster Band Julius bis December 1793. Altona 1793, S. 1361. (books.google.de)Das außerordentliche Criminalgericht, (Tribunal Revolutionnaire) ward angewiesen, den Mördern Marats sogleich den Prozeß zu machen.
Kurfürstlich gnädigst privilegirte Münchner Zeitung,1. 8. 1794, S. 661. (books.google.de)Man will die revolutionaire Regierung verläumden, um sie aufzulösen…
Deutsche Staats- und Ministerialzeitung. Fünfter Jahrgang. Nürnberg 1794, S. 572. (books.google.de)Das durch die Constitution festgesetzte Recht der Volkswahlen hat durch das Regime revolutionnaire aufgehört, und das Volk hat auch darauf ohne Widerwillen Verzicht geleistet; weil man ihm vorgespiegelt hat, daß dieses Regime nur während des Kriegs dauern, der Krieg selbst aber bald aufhören werde.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes, für die Jugend, ihre Erzieher und alle Freunde unschuldiger Jugendfreuden. Schnepfenthal 1796, S. 309. (deutschestextarchiv.de)Dieſs Spiel iſt noch ganz neu und ſoll durch die revolutionäre Vernichtung der franzöſiſchen Adelsdocumente veranlaſst worden ſeyn, indem dadurch der Adel ſowohl als dieſe Bullen, auſser der Centrifugalkraft, alle Kraft verloren.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben. Vierten Theils zweite Abtheilung, welche die Fortsetzung von dessen Begebenheiten, Erfahrungen und Bemerkungen während des Feldzugs gegen Frankreich enthält. Leipzig 1797, S. 14. (deutschestextarchiv.de)Meine Leſer muͤſſen ſich erinnern, daß das terroriſtiſche Syſtem gleich nach der Eroberung von Lyon und den daſelbſt veruͤbten Graͤueln, alſo gegen das Ende des Jaͤnners 1794, immer mehr nachließ, wenigſtens in den Départementern. Revolutionnaͤre Verbrechen wurden nur noch in Bordeaux und Nantes beſtraft.
Pahl, Johann Gottfried: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn] 1799, S. 202. (deutschestextarchiv.de)Er gieng nach Maynz, wurde ein Klubbist, und schrieb revolutionaire Flugblätter.
Schlegel, August Wilhelm von/Schlegel, Friedrich von: Athenaeum. Bd. 3. Berlin 1800, S. 20. (deutschestextarchiv.de)Die wenigen Revoluzionaͤrs, die es in der Revoluzion gab, waren Mystiker, wie es nur Franzosen des Zeitalters seyn koͤnnen.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin 1803, S. 283. (deutschestextarchiv.de)Wer nicht vor der Revoluzion ein ſtiller Revoluzionär war — wie etwan Chamfort, mit deſſen feuerfeſten Bruſt ich einmal in Paris an meiner ſchönes Feuer ſchlug, oder wie Montesquieu und J. J. Rouſſeau — der ſpreize ſich mit ſeiner Tropfenhaftigkeit nicht breit unter ſeine Hausthür aus.
Humboldt, Alexander von: Über die Chinawälder in Südamerika. In: Magazin für die neusten Entdeckungen in der gesammten Naturkunde. Berlin 1807, S. 65. (deutschestextarchiv.de)Er hatte lange vorher in Santa Fe gelebt, von wo man ihn unter der falschen Beschuldigung revolutionairer Gesinnungen in Ketten nach Carthagena, von da in ein Gefängniſs nach Cadiz schleppte.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Zweiter Theil. Hamburg 1827, S. 98. (deutschestextarchiv.de)Da aber dieſer Geiſt der Zeit nicht bloß revoluzionaͤr iſt, ſondern durch den Zuſammenfluß beider Anſichten, der revoluzionaͤren und der contrerevoluzionaͤren, gebildet worden, ſo handelte Napoleon nie ganz revoluzionaͤr und nie ganz contrerevoluzionaͤr, ſondern immer im Sinne beider Anſichten, beider Prinzipien, beider Beſtrebungen, die in ihm ihre Vereinigung fanden, und demnach handelte er beſtaͤndig naturgemaͤß, einfach, groß, nie krampfhaft harſch, immer ruhig milde.
Alexis, Willibald: Iblou. Berlin 1830, S. 71. (deutschestextarchiv.de)„[…]Jch kann das Verfahren Jhrer Generale nicht billigen. Hier war jede Gnade unangebracht. Wer zweimal gegen ſeinen König gefochten – dieſer Kern der Revolutionaire mußte ganz aufgerieben werden, eher finden ſeine loyalen Unterthanen in ihrem Vaterlande keine Ruhe. […]Soll denn die traurige Zeit fortdauern, wo die Verruchten auf ihren Spolien lachen dürfen, und die Getreuen nicht ihres Lebens, nicht des Reſtes ihrer Habe ſicher ſind!“
Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten, 6. 6. 1832, Nr. 133, S. [3]. (deutschestextarchiv.de)Das hieſige Militär-Gouvernement, welches vermöge der beſtehenden Verträge die hohe Polizei im Gebiete der Bundesfeſtung ausübt, hat an die hieſige Großherzogl. Regierung die Anzeige ergehen laſſen, daß die “revolutionäre Partei” Cocarden von Roth, Schwarz und Gold verfertigen laſſe, welche das Emblem eines vereinigten deutſchen Reiches ſeyn ſollten.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Fünfter Theil. Paris 1834, S. 231. (deutschestextarchiv.de)Das haben die Bundestags-Geſandten bewirkt, das ſind die wahren Revolutionärs, die guten ächten Hambacher.
Brömmel, Friedrich: Desmoulins. In: Zeitgenossen. Ein biographisches Magazin für die Geschichte unserer Zeit. Dritte Reihe. Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagsbuchhandlung von Friedrich Christian August Hasse. Bd. 5 (Nr. XXXIII-XL.) Leipzig 1836, S. 149–172, hier S. 157. (books.google.de)Gerichtet war die Zeitschrift gegen die Gesinnung, die jetzt unter den Cordeliers herrschte, gegen die neuen Revolutionnaire, die weiter gehen wollten als die alten, auch gegen die Fortdauer der gewaltsamen Maßregeln, welche die Revolutionsregierung befolgte.
Marx, Karl/Engels, Friedrich: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848, S. 9. (deutschestextarchiv.de)In Zeiten endlich wo der Klassenkampf sich der Entscheidung nähert, nimmt der Auflösungsprozeß innerhalb der herrschenden Klasse, innerhalb der ganzen alten Gesellschaft, einen so heftigen, so grellen Charakter an, daß ein kleiner Theil der herrschende Klasse sich von ihr lossagt und sich der revolutionären Klasse anschließt, der Klasse, welche die Zukunft in ihren Händen trägt. Wie daher früher ein Theil des Adels zur Bourgeoisie überging, so geht jetzt ein Theil der Bourgeoisie zum Proletariat über, und namentlich ein Theil der Bourgeois-Ideologen, welche zum theoretischen Verständniß der ganzen geschichtlichen Bewegung sich hinaufgearbeitet haben.
Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüber stehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehen unter mit der großen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt.
Marx, Karl/Engels, Friedrich: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848, S. 23. (deutschestextarchiv.de)In Deutschland kämpft die kommunistische Partei, sobald die Bourgeoisie revolutionär auftritt, gemeinsam mit der Bourgeoisie gegen die absolute Monarchie, das feudale Grundeigenthum und die Kleinbürgerei.
Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Amerikanisches Kulturbild. Frankfurt a. M. 1855, S. 170. (deutschestextarchiv.de)In gegenwärtigem Augenblicke ſind die Vereinigten Staaten vor revolutionären Erſchütterungen vielleicht ſicherer, als irgend ein Staat in der Welt.
Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg 1867, S. 463. (deutschestextarchiv.de)Die Stunde der Maschinerie schlug. Die entscheidend revolutionäre Maschine, welche die sämmtlichen zahllosen Zweige dieser Produktionssphäre, wie Putzmacherei, Schneiderei, Schusterei, Nätherei, Hutmacherei u. s. w. gleichmässig ergreift, ist die — Nähmaschine.
Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Bd. 1. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg 1867, S. 493. (deutschestextarchiv.de)In der Sphäre der Agrikultur wirkt die grosse Industrie in sofern am revolutionärsten, als sie das Bollwerk der alten Gesellschaft vernichtet, den „Bauer“, und ihm den Lohnarbeiter unterschiebt. Die socialen Umwälzungsbedürfnisse und Gegensätze des Landes werden so mit denen der Stadt ausgeglichen. An die Stelle des gewohnheitsfaulsten und irrationellsten Betriebs tritt bewusste, technologische Anwendung der Wissenschaft.
Lampe, Robert: Versuch die Buchen-Hochwald-Wirthschaft mit den Forderungen und Grundsätzen der heutigen forstlichen Finanz-Rechnung in Einklang zu bringen. Leipzig 1868, S. 38. (books.google.de)Statt nun diese selbstverständlichen Reservate Preßlers im Auge zu behalten und bei passenden Gelegenheiten darnach zu handeln, bekämpft man diese andere Art von „Revolutionär im Schlafrock und Pantoffeln“ mit allen erdenklichen Mitteln des Geistes, sowie mit guten, mehr aber noch mit – weniger guten Witzen.
Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig 1873, Sp. 1664. (deutschestextarchiv.de)Ein Revolutionär im Schlafrock (und Pantoffeln). – Büchmann, 198; 6. Aufl., 242.
Es sind damit solche Personen gemeint, welche einer bestehenden Gewalt entgegenwirken, ohne sich als offene Gegner mit ihr in Widerspruch zu setzen. Die Redensart hat in der Rede ihre Quelle, welche der preussische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Manteuffel, am 8. Januar 1851 in der achten Sitzung der ersten Kammer gehalten hat. In Erwiderung auf Angriffe Camphausen’s bei Gelegenheit der Adressdebatte sagte er: „Ich weiss sehr wohl, dass man über die hessische Angelegenheit heute verschiedene Ansichten hat; und ich bin nicht der Meinung, dass diese Frage zu einer Erörterung in dieser Versammlung führen dürfe. Als thatsächlich ist mir bekannt, dass die einen meinen, es handle sich um die grössten Willkürlichkeiten seitens der Regierung, während die andern der Meinung sind, es liege eine sehr gefährliche Revolution, eine Beamtenrevolution vor. (Unruhe.) Ja, meine Herren, ich erkenne eine solche Revolution für sehr gefährlich, gerade, weil man sich dabei in Schlafrock und Pantoffeln betheiligen kann, während der Barrikadenkämpfer wenigstens den Muth haben muss, seine Person zu exponiren.“
Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Theoretisch-praktisches Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Bd. 1. Stuttgart 1882, S. 35. (deutschestextarchiv.de)Es ist hier der Ort, dies an einigen Bahnbrechern und Revolutionären auf den Gebieten der Kunst in der Gegenwart generell nachzuweisen und deren Abhängigkeit von der Zeit und ihre Bedeutung für die Zukunft zu würdigen, zugleich auch dadurch das Gemeinsame des Fortschritts aller Künste in unserer Zeit zu illustrieren, endlich darzuthun, wie die bahnbrechenden, gewordenen Genies der unserem kritischen Blick zugänglichen Gegenwart in ihrer vorbildlichen Thätigkeit sich gleichen.
Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Dritter Band, erster Theil. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion Kapitel I bis XXVIII. Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1894, S. 394. (deutschestextarchiv.de)Nun konnte sie ihren Notenschatz ungehindert in Cirkulation setzen; da der Kredit dieser Banknoten thatsächlich durch den Kredit der Nation garantirt, also unerschüttert war, trat damit sofort die entscheidende Erleichterung der Geldklemme ein; natürlich fallirten noch eine Menge grosser und kleiner, hoffnungslos festgerittner Firmen, aber der Höhepunkt der Krise war überwunden, der Bank-Diskonto fiel im September wieder auf 5 %, und schon im Laufe von 1848 bereitete sich jene erneuerte Geschäftsthätigkeit vor, die den revolutionären Bewegungen des Kontinents im Jahre 1849 die Spitze abbrach, und die in den fünfziger Jahren zuerst eine bis dahin unerhörte industrielle Prosperität herbeiführte, dann aber auch — den Krach von 1857.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher Beziehung. Zweite Abteilung. Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig 1895, S. 66. (deutschestextarchiv.de)Cardanus war sehr eigenartig in seinem Denken, wenn auch ein eifriger Astrologe und fest an Geistererscheinungen glaubend, trat er doch den alten überlieferten Doktrinen als Revolutionär gegenüber.
Blos, Wilhelm: Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten, Bd. 2. In: Simons, Oliver (Hrsg.): Deutsche Autobiographien 1690–1930. Berlin 2004 [1919], S. 10001. [DWDS]Der bekannte Wiener Staatsanwalt Graf Lamezan verspottete in diesem Prozeß die »gemäßigten Revolutionäre im Schlafrock« und behauptete, nur die Leute der »Propaganda der Tat« seien von Bedeutung; den höchst verdächtigen Anarchisten Peukert, welcher alle wilden Instinkte im Volke entfesseln wollte, nannte er »einen intelligenten, wissensreichen Mann«.
Berliner Arbeiterzeitung, 16. 1. 1927, S. 6. [DWDS]Der Beweis ist die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei, denn das Programm des Nationalsozialismus ist nicht reaktionär, sondern revolutionär. Die alten Antisemiten bekämpften die Juden, es fehlte aber ihrem Programm das große Ziel nach besseren gesellschaftlichen Verhältnissen.
Tucholsky, Kurt: Die deutsche Pest. In: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien. Berlin 2000 [1930], S. 7484. [DWDS]Also rauf auf die Lastwagen! Wenn diese nationalsozialistische Bewegung eine echte Volksbewegung, eine revolutionäre Bewegung wäre, wenn eine rechte Revolution alte Rechtsbegriffe hinwegschwemmte und zur Durchsetzung ihres Systems eine Diktatur errichtete – so könnte man das sauber bekämpfen.
Völkischer Beobachter (Berliner Ausgabe), 2. 3. 1933, S. 9. [DWDS]Seit 1930 hat der revolutionäre Schwung der N.S. D.A.P. bewiesen, daß es notwendig war, unter die Vergangenheit einen Strich zu machen.
Die Zeit, 1. 3. 1968, Nr. 09. [DWDS] (zeit.de)Sicher ist aber auch, daß die revolutionäre Logik des SDS zumindest an vielen Universitäten inzwischen zu fest Fuß gefaßt hat, als daß staatliche Zwangsmaßnahmen (Verbot des SDS, Änderung der Versammlungsgesetze) sie noch unterdrücken können (abgesehen davon, daß damit ein Abbau an demokratischer Substanz verbunden wäre, der die freiheitlichen Proklamationen des Staates Lügen strafte).
N. N.: USA: Organisationsfrage und revolutionäres Subjekt. In: Kursbuch 22 (1970), S. 51. [DWDS]Welcher Klasse fällt unter den heutigen Bedingungen die führende Rolle im revolutionären Prozeß zu?
Lederer, Günther: Lenins Lehre – Schlüssel zur Analyse des heutigen Imperialismus. In: Urania (1970), Nr. 2, S. 45. [DWDS]Viele Merkmale des heutigen Imperialismus erklären sich daraus, daß er sich in einer völlig neuen strategischen Lage befindet. Seine inneren Prozesse, besonders seine Politik, werden in immer zunehmendem Maße durch die wachsende Stärke des Sozialismus, durch die Liquidierung des Kolonialsystems und durch den Ansturm der revolutionären Arbeiterbewegung beeinflußt. Angesichts der wachsenden Offensive der revolutionären Kräfte ist der Imperialismus gezwungen, sich den Bedingungen des Kampfes der zwei entgegengesetzten Weltsysteme anzupassen.
Die Zeit, 6. 1. 1970, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)Man hört und sieht das zum erstenmal, was man früher nur als ein Gerücht vernahm: die schreibenden Arbeiter und Hausfrauen der DDR, das literarische Volk, und hört sich dann an, was im Gefolge des Bitterfelder Weges von den Werktätigen in Wanzleben in ihrer Freizeit gedichtet wird. Es ist von komischer, kleinbürgerlicher Idyllik, sozusagen eine Goethe-Goldschnitt-Lyrik, die von fallenden Nebeln und steigendem Sonnenlicht raunt und sich revolutionär, also sozialistisch versteht.
Schickel, Joachim: China 1970: Die Selbsterziehung der Massen oder Die Pädagogik revolutionieren. In: Kursbuch 24 (1971), S. 181. [DWDS]»Die proletarische Revolution muß von der breiten Masse der revolutionären Schüler, revolutionären Lehrer und Arbeiter an den Schulen getragen werden, von den Aktivisten unter ihnen, das heißt von den proletarischen Revolutionären, die entschlossen sind, die Große Proletarische Kulturrevolution zu Ende zu führen.«
Die Zeit, 11. 6. 1971, Nr. 24. [DWDS] (zeit.de)Die Gruppenmehrheit dagegen entschied sich für Eberhard Fiebig, der dringend davor warnte, sich den reformistischen Gewerkschaften auszuliefern und statt dessen die Verbindung mit revolutionären Gruppen an Universitäten und Kunsthochschulen vorschlug.
Die Zeit, 18. 10. 1974, Nr. 43. [DWDS] (zeit.de)Diese Anschläge waren kein wahlloser Terror, sondern gezielte Aktionen, deren Charakter es anderen Organisationen und Gruppen der revolutionären Neuen Linken ermöglichen sollte, sich mit der RAF zu solidarisieren.
Die Zeit, 28. 1. 1983, Nr. 05. [DWDS] (zeit.de)Und natürlich berührte es ihn, daß ausgerechnet die revolutionären ’68er Studenten die Idee seiner Architektur, ihre sozial fundierte Ästhetik nicht mehr verstanden.