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reaktionär Reaktion · Reaktionär

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Das Adjektiv reaktionär an politisch überholten Gegebenheiten festhaltend, fortschrittsfeindlich, streng konservativ ist ab den 1830er Jahren im Deutschen belegt. Es wird aus gleichbedeutend französisch réactionnaire entlehnt. Gleichwohl gibt es semantische Wegbereiter: Das Substantiv Reaktion wird bereits seit der Wende zum 19. Jahrhundert auch im politischen Bereich verwendet. Reaktionär wird auch als abwertendes Schlagwort verwendet. Wer oder was als reaktionär bezeichnet wird, ist dabei stark standortabhängig. Zu reaktionär ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Personenbezeichnung Reaktionär Person, die der Reaktion anhängt; streng konservative, rückschrittliche Person belegt.

Wortgeschichte

Das Adjektiv reaktionär: Entlehnung aus dem Französischen

Das Adjektiv reaktionär ist seit den 1830er Jahren im Deutschen belegt (1835). Es wird aus dem Französischen und wohl im Zusammenhang mit der Julirevolution entlehnt (vgl. Pfeifer unter reaktionärDWDS sowie 1DFWB 3, 177–178), wo réactionnaire Ende des 18. Jahrhunderts mit der Bedeutung an politisch überholten Gegebenheiten festhaltend, fortschrittsfeindlich entsteht (vgl. auch TLFi unter réactionnaire). Ableitungsgrundlage im Französischen ist das ältere Substantiv réaction, das seinerseits während der Französischen Revolution die neue Bedeutung Bewegung gegen die Meinung der Mehrheit der Bürger; politische Partei (oder Parteiengruppe), die sich gegen Demokratie und sozialen Fortschritt stellt annimmt (vgl. Pfeifer unter ReaktionDWDS). Damit sind im französischen Sprachraum réaction und réactionnaire semantisch zu dieser Zeit noch eng mit révolution verknüpft.

Reaktion: Semantische Wegbereitung im Deutschen

Nun wird das Adjektiv reaktionär zwar erst in den 1830er Jahren ins Deutsche übernommen, es gibt allerdings bereits vorher semantische Wegbereiter auch im Deutschen. Das Substantiv Reaktion ist in deutschsprachigen Quellen in lateinischer Form mindestens seit dem 17. Jahrhundert belegt (1683), ab Mitte des 18. Jahrhunderts auch in der Lesart (durch Einwirkung von etwas hervorgerufene) entgegengerichtete Bewegung, Gegen-, Rückwirkung; Widerstand, Gegendruck (1771; vgl. 1DFWB 3, 174–177). Dem 1DFWB zufolge wird Reaktion zudem bereits seit der Wende zum 19. Jahrhundert auch übertragen für Widerstand, Gegendruck, -strömung gegen eine geistige, religiöse o. ä. Bewegung, Tendenz oder Richtung, auch im politischen Bereich verwendet und erfährt im frühen 19. Jahrhundert entsprechend dem in Frankreich während der Revolutionszeit aufgetretenen Bedeutungswandel eine Bedeutungsverengung: In der politischen Bedeutungslinie bedeutet Reaktion seither zentral politischer Kampf gegen Neuerung und Fortschritt; fortschrittsfeindliche Bestrebungen und Mächte (1848a, 1946; vgl. 1DFWB 3, 174–177 sowie zum Bedeutungsspektrum des Substantivs insgesamt DWDS unter ReaktionDWDS). Mit dieser Bedeutung wird Reaktion zum abwertenden politischen Schlagwort; verwendet wird es zudem als historische Bezeichnung für die Rückschrittspartei und als Epochenbezeichnung (vgl. DWDS unter ReaktionDWDS).

Semantik

Das Adjektiv reaktionär trägt seit seiner Entlehnung zentral die Bedeutung an politisch überholten Gegebenheiten festhaltend, fortschrittsfeindlich (1835). In dieser allgemeinen Bedeutung ist das Wort seit seiner Entlehnung grundsätzlich stabil (1895, 1970a, 2011). Zugleich ist der Gebrauch hinsichtlich der mit ihm verbundenen genuin politischen Implikationen vom jeweiligen politischen Standpunkt des Sprechers abhängig (vgl. Strauß 1989, 335). So kann sich Reaktion im 19. Jahrhundert etwa vom demokratischen Standpunkt aus auf den Absolutismus beziehen (1848b), zu Zeiten der DDR vom sozialistischen Standpunkt aus auf den Kapitalismus bzw. den kapitalistischen Westen (1956, 1978; vgl. auch die entsprechende Bedeutungsangabe in WDG unter ReaktionDWDS: abwertend Widerstand, Kampf historisch überlebter Klassen gegen den gesellschaftlichen Fortschritt, gegen revolutionäre gesellschaftliche Umgestaltungen, gegen das Wirken der progressiven und revolutionären Klassen: die Hauptkraft der R. in der Gegenwart ist das System des staatsmonopolistischen Kapitalismus). Vorbereitet werden solche Verwendungen im DDR-Sprachgebrauch sicherlich auch durch ältere Verwendungen des Wortes reaktionär namentlich von Marx und Engels (1848c). Der Kapitalismus wird zeitgleich vom westlichen Standpunkt aus wiederum nicht als reaktionär bewertet. Gemeinsam ist allen diesen Verwendungen, dass sie aus ihrer jeweiligen Perspektive heraus mit reaktionär das Festhalten an politisch überholten Gegebenheiten und damit Fortschrittsfeindlichkeit adressieren; sie unterscheiden sich gleichwohl in der jeweiligen inhaltlichen Vorstellung dessen, was als überholt gilt.

Die Standortbezogenheit drückt sich nicht zuletzt auch in in Abhängigkeit von der jeweiligen Sprecherposition wechselnden Synonyme und Antonyme aus. So zeigt sich nicht nur in der französischen Entlehnungsgrundlage, sondern auch in frühen deutschsprachigen Bezeugungen des Adjektivs reaktionär die zunächst enge semantische Bindung an RevolutionWGd bzw. revolutionärWGd, das hier häufiger als Antonym begegnet (1835, 1848c). Daneben begegnet reaktionär in den Quellen des 19. Jahrhundert häufiger gemeinsam mit absolutistisch (1844, 1848d) oder monarchistisch (1883, 1920). Mindestens partiell wird reaktionär zudem synonym oder auch als Steigerung zu konservativ verwendet (1870a, 1960). Zu den Antonymen von reaktionär zählen unter anderem liberal (1885), fortschrittlich (1914) und progressiv (1970b).

Das Adjektiv wird im Übrigen, wie schon das Substantiv Reaktion, als abwertendes Schlagwort vornehmlich im politischen, aber auch im kulturellen und wissenschaftlichen Bereich verwendet (vgl. Strauß 1989, 338; 1870b, 1905). Daneben stehen eine wertneutrale Bedeutung, in der Reaktion eine bestimmte Phase der deutschen Geschichte bezeichnet (vgl. Strauß 1989, 336), sowie weitere, nicht dem Themenfeld Politik und Gesellschaft zuzuordnende Bedeutungen für das Substantiv (vgl. hierzu etwa 1DFWB 3, 174–177).

Die Personenbezeichnung Reaktionär

Neben dem Adjektiv reaktionär ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts zudem die Personenbezeichnung Reaktionär Person, die der Reaktion anhängt; streng konservative, rückschrittliche Person belegt (1848e, 1901, 1983). Sie wird ebenfalls aus dem Französischen entlehnt und ist gleichbedeutend zu reactionnaire (vgl. Pfeifer unter ReaktionärDWDS). Es handelt sich hier um eine abwertende Fremdbezeichnung (1889, 1987). Insgesamt ist die Personenbezeichnung weniger häufig belegt als das Adjektiv (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google Books Ngram Viewers).

Literatur

1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)

DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Strauß 1989 Strauß, Gerhard: Politik und Ideologie. In: Gerhard Strauß/Ulrike Haß/Gisela Harras (Hrsg.): Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist. Ein Lexikon zum öffentlichen Sprachgebrauch. Berlin/New York 1989, S. 25–394.

TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)

WDG Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Institut für deutsche Sprache und Literatur. Hrsg. von Ruth Klappenbach und Wolfgang Steinitz. Bd. 1–6. Berlin 1964–1977.

Belegauswahl

Betreffend nun die Medicinen ſelbſt […]/ ſo ſeyn ſolche auſſer der univerſal Medicin/ darvon oben erwehnt/ nemlich/ das Verſtaͤrck-Mittel des calidi innati nur zweyerley/ als alterantia und purgantia, nemlich/ veraͤnderende und außtreibende Mittel; die veraͤnderende oder alterirende Medicinen beſtehen in einer reaction und præcipitation gegen das jenige was ſie alteriren ſollen.

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. Wie nemlich ein jeder Mensch auß Betrachtung seiner Seelen selbst allein alle Wissenschafft und Weißheit gründlich und beständig erlangen könne. 2. Aufl. Frankfurt a. M. 1683, S. 218. (deutschestextarchiv.de)

So fern in der andern Subſtanz, in welcher die Wirkung vorgeht, ſelbſt auch Kraͤfte ſind, welche bis dahin im Gleichgewichte waren, ſo fern wird auch durch die Action der erſtern Subſtanz dieſes Gleichgewicht gehoben, und es aͤußert ſich eine Reaction oder Gegenwirkung, welche ſelbſt die wirkende Subſtanz zu aͤndern vermag […]; und in dieſer Abſicht betrachtet, iſt die Wirkung die Summe von allen einzelnen Veraͤnderungen, welche durch die Action und Reaction in beyden Subſtanzen vorgegangen ſind.

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic, oder Theorie des Ersten und des Einfachen in der philosophischen und mathematischen Erkenntniß. Zweyter Band. Riga 1771, S. 209. (deutschestextarchiv.de)

Beide Männer sind ausschließender Natur; Hahnemann ist revolutionär, fortschreitend, bewegend, Sachs ist reaktionär, conservativ, stillstehend; dieser geht vom Historischen, Bleibenden, vom objectiven Staate aus, jener vom Rationellen, Beweglichen, vom subjectiven Ich, und doch liegt die Wahrheit und das Recht nur zwischen beiden in der Mitte, indem das Historische und Rationalistische sich wechselseitig erheben, veredeln und ergänzen sollen.

Werber, W[ilhelm] J[oseph] A[nton]: Entwicklungsgeschichte der Physiologie und Medizin. Für Vorlesungen und zum Selbststudium. Stuttgart/Leipzig 1835, S. 91. (books.google.de)

Wir gehören nicht zu Denjenigen, die in jeder Maßregel eines Ministeriums reaktionäre und absolutistische Tendenzen wittern […]; wir setzen sogar den besten Willen und die wohlmeinendsten Absichten voraus, aber die unfehlbare Ecipacität streiten wir Jedermann, selbst den Höchstgestellten ab; wir glauben nicht, daß ein Minister und seine wenigen Räthe klüger sind, als der Gesammtverstand der Nation, daß diese unbedingt als gut anerkennen müsse, was Jene im geheimen Scrutin beschlossen.

Die Grenzboten 3/1 (1844), S. 830. (deutschestextarchiv.de)

Natürlich tragen die Politik der Minister und die „geheime“ Regierung der Reaktion keine Schuld an der allgemeinen Noth!

Neue Rheinische Zeitung, 1. Juli 1848, Nr. 31, S. [2]. (deutschestextarchiv.de)

Aus den offiziellen Berichten der öffentlichen Blätter und den Verhandlungen der Nationalversammlung haben die unterzeichneten Wahlmänner ersehen, daß Sie nie die Interessen des Volks und seiner Errungenschaften durch Ihre Abstimmung gewahrt haben. Sie haben im Gegentheil immer mit der Reaktion und den Dienern des Absolutismus gestimmt.

Neue Rheinische Zeitung, 21. November 1848, Nr. 148, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)

Sie sind also nicht revolutionär, sondern konservativ. Noch mehr, sie sind reaktionär, denn sie suchen das Rad der Geschichte zurückzudrehen.

Marx, Karl/Engels, Friedrich: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848, S. 9. (deutschestextarchiv.de)

Die feste und würdevolle Haltung, welche Ihr, Vertreter des Volks, in den verhängnißvollen Tagen des 9. und 10 d. Mts. gegenüber den reactionären, absolutistischen Bestrebungen eines dem Volke eben so sehr als dem Thron feindseligen Ministerii gezeigt hat, hat die unbedingte Zustimmung der unterzeichneten Bürger Bedburgs gefunden.

Neue Rheinische Zeitung, 16. November 1848, Nr. 144, S. [2]. (deutschestextarchiv.de)

Was die Reactionäre für eine schlechte Sache thun, wie, sollen nicht wir das Nämliche thun für unsere gute Sache? Wenn die Reaction in ganz Europa conspirirt, wenn sie mit Hülfe hergebrachter Organisation, in sich zusammenhängend, in einandergreifend wirkt, so muß die Revolution sich eine entsprechende Macht des Wirkens schaffen.

Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Aufruf an die Slaven. Von einem russischen Patrioten Michael Bakunin. Mitglied des Slavencongresses in Prag. Koethen 1848, S. 6. (deutschestextarchiv.de)

Aber ſie wird ſich nicht der ſonderbaren Inkonſequenz unſerer radikalen Volkswirthe ſchuldig machen, […]die ſo leicht und vielfach mit Recht das beſtehende Privat- und Staatsrecht als ein unhaltbares hiſtoriſch überlebtes angreifen, dagegen vor dem zufällig heute ſo feſtgeſtellten Recht des Privateigenthums, vor dem heute zufällig beſtehenden Obligationsrecht der Arbeitsmiethe als einem unantaſtbaren Noli me tangere ſtehen bleiben und in dieſen Punkten nicht bloß konſervativ, ſondern reaktionär und altgläubig bis zum Uebermaß werden.

Schmoller, Gustav von: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Statistische und nationalökonomische Untersuchungen. Halle (Saale) 1870, S. 663. (deutschestextarchiv.de)

Seine Ansichten in der Politik sind veraltet und reaktionär und über andere Dinge hat er keine Ansicht. Aber weil er Geld hat, glaubt er auch Verstand genug zu haben, um, auf seinen langen Aufenthalt im Lande gestützt, jedem Anderen seine Ansichten oktroiren zu können.

Der Arbeitgeber. Archiv für die gesammte Volkswirthschaft, Central-Anzeiger für Stellen- und Arbeitergesuche, 15. 4. 1870, Nr. 676, Sp. 8324–8325. (deutschestextarchiv.de)

In diesem Treiben, an welchem sich alle monarchistischen und reactionären Fractionen gleichmäßig betheiligten, lag zugleich eine Demonstration gegen die „Verfolgung der Kirche“ in Deutschland. Die alten Rachegedanken flössen mit der neuen Wuth über das Vorgehen der deutsch-preußischen Regierung gegen die Kirche in Eins zusammen.

Weber, Georg: Lehrbuch der Weltgeschichte. Bd. 2. Leipzig 1883, S. 1190. [DWDS] (gei.de)

Aus der trüben Quelle dieſer Schrift entſprang auch die jahrzehntelang unabläſſig wiederholte Parteilegende von den Karlsbader Conferenzen und dem heldenhaften Kampfe der treu verbündeten liberalen Kronen Baiern und Württemberg wider die reaktionären Großmächte.

Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Dritter Theil: Bis zur Juli-Revolution. Leipzig 1885, S. 57. (deutschestextarchiv.de)

Um ihn drängte ſich huldigend der hohe Adel, Allen voran Herzog Wilhelm von Naſſau, der ärgſte Reaktionär des deutſchen Fürſtenſtandes und darum Nikolaus’ erklärter Liebling; auf ihn allein waren die Blicke aller der geheimen Agenten gerichtet, welche ſich von nah und fern in den Städten und Bädern Böhmens eingefunden hatten.

Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Vierter Theil: Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III. Leipzig 1889, S. 330. (deutschestextarchiv.de)

Diese Bestimmungen für die Erwerbung des Bürgerrechts in der „Republik“ Hamburg sind so reaktionär als möglich, sie sind weit rückständiger als die gleichartigen Bestimmungen in fast allen übrigen Staaten Deutschlands.

Bebel, August: Die Sozialdemokratie und das Allgemeine Stimmrecht. Mit besonderer Berücksichtigung des Frauen-Stimmrechts und Proportional-Wahlsystems. Berlin 1895, S. 41. (deutschestextarchiv.de)

Den einen ist er ein Sophist wie die anderen auch, wenn auch vielleicht etwas gescheiter oder etwas bornierter, anderen ein spießbürgerlicher, langweiliger Moralprediger, anderen ein beschränkter Reaktionär, der politisch mit den Vertretern der verrottetsten Anschauungen Hand in Hand ging, geistig den gewaltigen Aufschwung des griechischen Denkens geknickt und durch seinen unheilvollen Einfluß die freie Entwicklung des menschlichen Geistes auf Jahrtausende gehemmt hat, anderen der kecke Revolutionär, der alles Bestehende umstürzt, ohne wirklich etwas Neues an seine Stelle setzen zu können.

Meyer, Eduard: Geschichte des Altertums. Bd. IV,2. Berlin 2001 [1901], S. 21153. [DWDS]

Vor kaum drei Jahren erklärte mir Antoine, dem ich bei einer Begegnung auf dem Boulevard von Hartlebens „Rosenmontag“ erzählte, daß selbst er, in seinem gewiß nicht reaktionär verstaubten Theater, es nicht wagen würde, die preußischen Uniformen auf die Bühne zu bringen.

Berliner Tageblatt (Abend-Ausgabe), 4. 3. 1905, S. 1. [DWDS]

Radikal fortschrittliche Ideen wie das Frauenstimmrecht sind niemals im Bunde mit reaktionären Mächten, weder mit konservativen Männern noch Frauen zu verwirklichen.

Kirchhoff, Auguste: Frauenwahlrechtsdebatte im Bremer Parlament. In: Zeitschrift für Frauenstimmrecht. Berlin 1914, S. 45–46, hier 46. (deutschestextarchiv.de)

Aber man konnte die allerschlimmsten Säulen des alten Regimes entfernen, konnte immer und immer wieder – ohne Gesinnungsschnüffelei – zeigen, daß es heute nicht mehr ersprießlich sei, monarchistisch oder reaktionär zu empfinden, und konnte die, sicherlich anständigen, Elemente, die sich nicht ändern wollten, pensionieren.

Tucholsky, Kurt: Das leere Schloß. In: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien. Berlin 2000 [1920], S. 1745. [DWDS]

Der sowjetische Vertreter Derewenko führte aus, da es den Anschein habe, daß die Kräfte der Reaktion günstigere Positionen innehätten als das fortschrittliche Lager, scheine es, daß diese entgegen den Grundsätzen des Potsdamer Abkommens und entgegen dem Willen des Volkes im neuen Parlament eine erdrückende Mehrheit erringen könnten.

Archiv der Gegenwart 16, 5. 4. 1946, S. 706. [DWDS]

Solange der Kapitalismus in dar Welt fortbesteht, werden die reaktionären Kräfte, die die Interessen der kapitalistischen Monopole vertreten, auch künftighin Kriegsabenteuer und Aggression anstreben, können sie versuchen, einen Krieg vom Zaune zu brechen, aber eine schicksalsbedingte Unvermeidlichkeit der Kriege gibt es nicht. Heute sind mächtige gesellschaftliche und politische Kräfte vorhanden, die über ernste Mittel verfügen, um zu verhindern, daß die Imperialisten einen Krieg entfesseln und– falls sie versuchen sollten, ein Krieg anzuzetteln – den Aggressoren eine vernichtende Abfuhr zu erteilen, ihre Abenteuerplane zu durchkreuzen.

N. N.: Übersicht über den 20. Parteitag der KPdSU. In: Archiv der Gegenwart 26, 25. 2. 1956, S. 5631. [DWDS]

Aus Feindschaft gegen den Kommunismus und aus Furcht vor dem wachsenden Einfluß des Sozialismus in der Weltarena kapitulieren sie vor den reaktionären, konservativen Kräften.

Archiv der Gegenwart 30, 6. 12. 1960, S. 8797. [DWDS]

Tatsächlich steht auch nicht zu fürchten, daß Schultz mit rückwärts gewandten oder gar reaktionären Vorstellungen vom Soldaten liebäugelt.

Die Zeit, 13. 3. 1970, Nr. 11. [DWDS] (zeit.de)

„Eine Außenpolitik, die sich nur auf eine notarielle Bestätigung aller nach 1945 entstandenen Demarkationslinien und politischen Fakten beschränken will, ist nicht progressiv, sondern zutiefst reaktionär. […]Und es widerspricht den Grundsätzen des politischen Liberalismus, daß man auf deutschem Boden ein System als Rechtens anerkennt, das nicht dem Volks willen entspricht und die Menschenrechte verleugnet.

Die Zeit, 6. 1. 1970, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)

Es ist kein Zufall, daß heute sowohl in kapitalistischen Ländern wie in Entwicklungsländern ,Sozialismus‚ der am meisten gebrauchte Begriff ist und daß sich die Propaganda der Gegner des realen Sozialismus von dem reaktionären konservativen Lager über die rechte Sozialdemokratie bis zu den Anarchisten und Maoisten vor allem darauf konzentriert, den Sinn des Begriffs ,Sozialismus‘ zu entstellen, die theoretische Grundlage des realen Sozialismus, den Marxismus-Leninismus, zu verfälschen und die Errungenschaften und Werte des Sozialismus in den Schmutz zu ziehen.

Archiv der Gegenwart 48, 28. 4. 1978, S. 21747. [DWDS]

Daher stellen diese Reaktionäre ihren Kampf gegen den sozialen Fortschritt als Protest gegen jederart Unterjochung der Persönlichkeit dar.

Oiserman, T. I.: Der philosophische Irrationalismus und die Krise des kapitalistischen Systems. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 31 (1983), Nr. 6, S. 669. [DWDS]

Die CSU insgesamt ist ja keine Versammlung finsterer Reaktionäre.

Die Zeit, 7. 8. 1987, Nr. 33. [DWDS] (zeit.de)

Trotz Atomausstieg, Aussetzung der Wehrpflicht und Abschied von der Hauptschule seien Union und FDP im Kern reaktionär und rückwärtsgewandt, so Trittin.

Die Zeit, 26. 11. 2011 (online). [DWDS] (zeit.de)