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No-go-Area No-Go

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Ab Ende der 1980er Jahre sickert mit No-go-Area ein neues Wort in die deutsche Sprache ein. Entlehnt wird es aus dem Englischen, wo es in militärischen Kontexten geprägt wurde. Auch im Deutschen kann No-go-Area mit der Bedeutung Sperrzone gebraucht werden. No-go area bedeutet im Englischen daneben auch allgemeiner an area that is dangerous or where people are not allowed to go. Auch diese Verwendung ist im Deutschen bezeugt, zunächst in Bezug auf andere Länder. Ab der zweiten Hälfte der 90er Jahre wird No-go-Area auf Gegenden bzw. Bezirke Deutschlands, die als fremdenfeindlich oder rechtsextrem belastet gelten, bezogen. Ab den frühen 2000ern wird das Wort dann für Stadtbezirke verwendet, in denen Kriminalität und Armut, oft auch der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund, besonders hoch sind.

Wortgeschichte

No-go-Area: Ein Neologismus des ausgehenden 20. Jahrhunderts

Ab Ende der 1980er Jahre sickert ein neues Wort in die deutsche Sprache ein: No-go-Area, das zunächst vorwiegend in Bezug auf andere Länder und zunächst auch noch mit Übersetzung oder Bedeutungsangabe begegnet (1988, 1994b, 1994a). Vorläufer sind ab den 1970er Jahren Wortverbindungen wie No-go-Gebiete oder No-Go-Bezirke (1972a, 1972b; beide Belege im Kontext des Nordirlandkonfliktes). No-go-Area wird dabei sowohl im weiteren Sinne mit der Bedeutung gefährliches Gebiet bzw. Gebiet, das aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden darf oder soll (Neologismenwb. unter No-go-Area) als auch im engeren Sinn mit der Bedeutung Stadtteil, Bezirk, in dem es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt und wo die öffentliche Sicherheit nicht gewährleistet ist (Duden online unter No-go-Area) angegeben. Damit rückt das Wort semantisch erkennbar in die Nähe von nur unwesentlich früher geprägten Wörtern wie sozialer BrennpunktWGd oder ProblemviertelWGd. Gleichwohl erschöpft sich die Bedeutung von No-go-Area nicht in dieser Bedeutung.

No-go-Area als Sperrzone: Entlehnung eines Militärbegriffs

Entlehnt wird das Wort aus dem Englischen, wo es zunächst in militärischen Kontexten geprägt wurde. Nicht ganz klar ist, welche militärische Auseinandersetzung den Hintergrund für seine erstmalige Verwendung bildet. Es kursieren hier verschiedene Angaben; gelegentlich wird der Ursprung des Wortes auf den Bürgerkrieg in Rhodesien zurückgeführt (2006d, 2007e). Als gesichert kann wohl gelten, dass es während des Vietnamkriegs genutzt wurde: Das südvietnamesische Terrain war in Go und No Go areas unterteilt. Go areas waren solche, die Panzeroperationen unterstützen konnten, No Go areas solche, die sie nicht unterstützen konnten. (Clark 1990, 202, Übersetzung ASB).1) Als gesichert kann weiterhin gelten, dass das Wort zwischen 1969 und 1972 im Kontext des Nordirlandkonfliktes verwendet wurde:

Nach Bürgerunruhen im Sommer 1969 wurden bestimmte nationalistische Viertel in Belfast und Derry zu No-go-Areas für Angehörige der Sicherheitskräfte. Eine Zeit lang wurden die Gebiete mit Barrikaden abgesperrt. Diese No-go-Areas blieben bis zum Start der Operation Motorman am 31. Juli 1972 bestehen. [CAIN Web Service unter No-go Areas, Übersetzung ASB]2)

So verweisen frühe Bezeugungen im Englischen auf den Nordirlandkonflikt (vgl. jedenfalls die Erstbelege des 3OED unter no go, phr., adj., and n., hier Bedeutung 4 Of an area).

Auch im Deutschen wird No-go-Area bis heute im Zusammenhang mit Kriegsgebieten verwendet (2003b). Es nimmt hier die Bedeutung Sperrzone und/oder die einer Zone an, die nicht unter der Gewalt der Exekutive steht. Aber auch innerhalb Deutschlands kann No-go-Area mit der Bedeutung Sperrzone gebraucht werden, entweder tatsächlich im Sinne eines polizeilich abgeriegelten Gebiets (2007d, 2007c) oder aber im weiteren Sinne eines Betretungsverbots (2007a, 2007b, 2015).

No-go-Area als rechtsfreier Raum

No-go area bedeutet im Englischen nun nicht nur (militärische) Sperrzone, sondern auch allgemeiner an area that is dangerous or where people are not allowed to go (vgl. Merriam-Webster unter no-go area). Mit dieser Bedeutung kann es auch auf als gefährlich wahrgenommene Gebiete bezogen werden. Auch diese Verwendung ist im Deutschen zunächst auf andere Länder bezogen, insbesondere auf die USA (1994a, 1998a, 1999). Im Deutschen kann das Wort sowohl im Sinne eines rechtsfreien Raums (2004, 2005a) als auch im weiteren Sinn als gefährlicher Ort verwendet werden. Diese Verwendung ist im deutschen Sprachgebrauch häufiger und muss näher differenziert werden: Sie bildet sich in der zweiten Hälfte der 90er Jahre aus, zunächst in Bezug auf Gegenden bzw. Gebiete Deutschlands, die als fremdenfeindlich oder rechtsextrem belastet gelten (1998b, 1998c, 2000). Bereits ab den frühen 2000ern wird das Wort aber auch für Stadtbezirke verwendet, in denen der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund besonders hoch ist (2003c, 2012b). In diesem Verwendungszusammenhang kommen zusätzlich Konnotationen wie Armut und hohe Kriminalitätsrate (2005a, 2016c) oder Verwahrlosung (2005c) hinzu, die No-go-Area semantisch deutlich in die Nähe der Wörter sozialer BrennpunktWGd und ProblemviertelWGd rücken.

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Angsträume und Fremdheitskonstruktionen: Zwei Diskursereignisse um No-go-Areas

In den vergangenen Jahren ist No-go-Area im Kontext zweier Diskursereignisse aufgetreten. Das erste schließt sich an ein Interview mit dem ehemaligen Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye im Vorfeld der Fußball-WM 2006 im Deutschlandradio an. Heye warnte im Vorfeld der WM vor dem Besuch bestimmter Gebiete Ostdeutschlands, in denen die Zahl an Rechtsextremen besonders hoch sei. Heye selbst hat No-go-Area nicht verwendet; wörtlich sagte er: Ich glaube, es gibt kleinere und mittlere Städte in Brandenburg und auch anderswo, wo ich keinem raten würde, der eine andere Hautfarbe hat, hinzugehen. Er würde es möglicherweise lebend nicht wieder verlassen. (2006a) In der nachfolgenden medialen Auseinandersetzung jedoch wird No-Go-Area - Go hier in Großschreibung - schnell zum Schlagwort (2006e, 2006b, 2006c; vgl. auch Begrich/Weber 2007, 164). Diese Verwendung von No-Go-Area ist nicht neu (1998b, 1998c, 2000), schlägt im Vorfeld der WM aber mediale Wellen. Das zweite Diskursereignis schließt sich an die Ereignisse am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht 2015/2016 an (2016b, 2016a, 2016d).

Beide Diskursereignisse sind über die Unterscheidung bzw. Konstruktion eines vermeintlich Eigenen und des vermeintlich Fremden organisiert (vgl. auch Busse 1997). In der Debatte um die Ereignisse in der Silvesternacht 2015/2016 konstituieren sich Angst und Gefahr über diese Unterscheidung, etwa wenn pauschal von Flüchtlingen aus Nordafrika die Rede ist, die die Frauen wie in Köln antanzten (2016d). Die No-go-Area wird hier zum Angstraum vor dem vermeintlich Fremden. Anders ist die Lage für das Diskursereignis um die Fußball-WM 2006: Die No-go-Area soll hier Andersfarbige (2006e) bzw. Ausländer (2006c) vor rechtsfreien Räumen aufgrund von Rechtsradikalismus warnen – sie wird mithin zum Angstraum für den vermeintlich Fremden. Wenn in beiden Diskursereignissen nun von No-go-Areas für bestimmte soziale Gruppen die Rede ist, wenn also ein bestimmtes Gebiet zu einer gefährlichen Zone für bestimmte soziale Gruppen erklärt wird, dann wird damit zugleich eine soziale Abgrenzungslinie gezogen, die auf dieser Konstruktion von Differenz beruht.

Tabu oder: Von geistigen No-go-Areas und No-Gos

Neben Bedeutungen, die auf konkrete Räume – seien es nun Sperrzonen, seien es mit Angst besetzte Stadtbezirke oder Regionen – bezogen sind, treten schließlich Verwendungen im übertragenen Sinn. No-go-Area wird hier im Sinne von Tabu verwendet (2008, 2012a). Diese Bedeutung ist mindestens seit Beginn der 2000er Jahre belegt (2003a).

Ebenfalls seit den 2000er Jahren im Deutschen bezeugt ist No-Go (2001a, 2002), das ein nicht zu empfehlender Ort (2001b), als peinlich angesehenes Verhalten (2005d) sowie als nicht in Betracht kommend gesehene Sache bzw. Entscheidung (2005b) bedeuten kann (vgl. Neologismenwb. unter No-Go). Gelegentlich wird das Wort auch mit den Bedeutungen Verbot; Tabu sowie Nichterfüllung eines Kriteriums; Stopp als Teil des Wirtschaftsjargons angegeben (vgl. Duden online unter No-Go).

Im Englischen ist no go nun als Phrase bereits seit dem beginnenden 19. Jahrhundert, als attributive adjektivische Fügung seit den 1830er Jahren und als Substantiv seit den 1870er Jahren bezeugt (vgl. 3OED unter no go, phr., adj., and n., geht mithin der Bildung von no-go area voraus. Demgegenüber spricht einiges dafür, dass es sich im Deutschen genau umgekehrt verhält: Nicht nur ist No-go-Area bereits deutlich früher bezeugt, auch scheint es sich bei No-Go um eine Verkürzung von No-go-Area zu handeln. Dafür spricht zum einen, dass No-Go auch im räumlichen Sinn verwendet werden kann (2001b) sowie zum anderen, dass Verwendungen von No-go-Area im übertragenen Sinn mit der Bedeutung Tabu und das Wort No-Go im Deutschen in etwa zeitgleich auftreten (2002, 2003a).

Der Duden bucht das Wort mit der Schreibweise No-Go; daneben existieren jedoch auch die Schreibweisen No-go sowie selten no-go und NO-GO (2010a, 2009a, 2010c, 2014; zur Verbreitung der unterschiedlichen Formen vgl. die Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

No-Go tritt häufig in der Verbindung absolutes No-Go (2001a, 2009a, 2009b, 2010a), gelegentlich auch totales No-Go, auf (2010b).

Anmerkungen

1) Im Original: The terrain of South Vietnam was subdivided into Go/No Go areas. Go areas were able to support armor operations, No Go areas were not. (Clark 1990, 202)

2) Im Original: During the summer of 1969, following widespread civil unrest, certain Nationalist districts in Belfast and Derry became no-go areas for members of the security forces. For a time the areas were enclosed by barricades. These no-go areas remained in place until the launch of Operation Motorman on 31 July 1972. (CAIN Web Service unter No-go Areas)

Literatur

Begrich/Weber 2007 Begrich, David/Thomas Weber: Warum Angsträume mehr sind als „No-Go-Areas“. In: Heitmeyer, Wilhelm: Deutsche Zustände. Folge 5. Franfurt/Main 2007, S. 264–271.

Busse 1997 Busse, Dietrich: Das Eigene und das Fremde. Annotationen zu Funktion und Wirkung einer diskurssemantischen Grundfigur. In: Matthias Jung/Martin Wengeler/Karin Böke (Hrsg.): Die Sprache des Migrationsdiskurses. Das Reden über „Ausländer“ in Medien, Politik und Alltag. Opladen 1997, S. 17–35.

CAIN Web Service No-go Areas. In: Ulster University: CAIN Web Service – Conflict and Politics in Northern Ireland, A Glossery of Terms Related to the Conflict. (ulster.ac.uk)

Clark 1990 Clark, Gregory R.: Words of the Vietnam War. The Slang, Jargon, Abbreviations, Acronyms, Nomenclature, Nicknames, Pseudonyms, Slogans, Specs, Euphemisms, Double-talk, Chants, and Names and Places of the Era of United States Involvement in Vietnam. McFarland & Company, Inc., Publishers Jefferson, North Carolina and London 1990.

Duden online Duden online. Hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim 2011 ff. (duden.de)

Merriam-Webster Merriam-Webster.com Dictionary, Merriam-Webster. (merriam-webster.com)

Neologismenwb. Leibniz-Institut für deutsche Sprache (IDS): Neologismenwörterbuch. (owid.de)

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Belegauswahl

Mac Stiofain und O’ Connell, die noch im Mai in Dublin unbehelligt leben (wenn auch nicht gerade offen auftreten) konnten, haben sich dem Zugriff eines südirischen Sondergerichts durch die Flucht nach Nordirland entzogen. Sie sind, wie es heißt, in einem der „No-go“-Gebiete von Londonderry untergetaucht, jenen Wohnflächen, in die die britischen Soldaten zur Empörung der protestantischen Radikalen keinen Fuß setzen. Aber daß diese Männer nun den Süden, für den sie doch den Norden zu gewinnen vorgeben, meiden müssen, und im Norden, wo sie sich als die Herren wähnten, in Furcht vor Verrat an die Behörden leben, hat die paradoxe Szenerie des Bürgerkriegs um eine neue Absurdität bereichert.

Die Zeit, 23. 6. 1972, Nr. 25. [DWDS] (zeit.de)

Mit Zuckerbrot und Peitsche – teilweiser Entlassung von inhaftierten Verdächtigten und gewaltsamer Besetzung der katholischen „No-Go“-Bezirke Anfang August – scheint London am Ende des Jahres einem Hauptziel näher zu sein: der Zerschlagung der IRA.

Die Zeit, 29. 12. 1972, Nr. 52. [DWDS] (zeit.de)

Wie „Alice in Wunderland“ fühlte sich die Chronistin vonUSA-Today, während eine britische Kollegin das Anwesen schlicht zur „No-Go-Area“ (Tabuzone) für sensible Inselgemüter erklärte.

Die Zeit, 25. 11. 1988, Nr. 48. [DWDS] (zeit.de)

Wenn Amerikaner von einer „No-Go-Area“ sprechen, meinen sie Viertel, in denen sich rechtschaffene Bürger mit Rücksicht auf ihr Geld oder ihre Gesundheit besser nicht blicken lassen.

Die Zeit, 18. 3. 1994, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

Bangladesch ist die touristische No-Go-Area schlechthin.

Die Zeit, 18. 3. 1994, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

Der Campus liegt wie eine Insel der Seligen inmitten von „schwarzen“ Ghettos, die wegen Armut, Kriminalität und Drogenhandel vom weißen amerikanischen Mainstream gemieden werden. Eine Hochbahn fährt durch die „No-go-areas“ zum Institut.

Berliner Zeitung, 7. 3. 1998. [DWDS]

Angesichts der Tatsache, daß für afrikanisch- und asiatischstämmige Menschen große Teile der ehemaligen DDR zur No-Go-Area geworden sind, sollte man weniger Angst vor dem Mißbrauch eines solchen Gesetzes haben als davor, daß der jetzige rassistische Status Quo irreversibel wird.

Der Tagesspiegel, 23. 6. 1998. [DWDS]

TAGESSPIEGEL: Durch die Debatten geistert der Begriff „national befreite Zone“. Haben Sie in Brandenburg no-go-areas für Ausländer, Linke und andere potentiellen Opfer der Rechten festgestellt? FÖRSTER: National befreite Zonen als rechtsfreier Raum, wo das staatliche Gewaltmonopol nicht greift, gibt es nicht in Brandenburg.

Der Tagesspiegel, 27. 11. 1998. [DWDS]

Anders als in amerikanischen Großstädten gibt es hier keine „No-Go-Areas“, also Gebiete, in die man nicht gehen sollte.

Berliner Zeitung, 13. 8. 1999. [DWDS]

Teile im Osten sind für Nicht- Deutsche no-go-areas.

Der Tagesspiegel, 24. 4. 2000. [DWDS]

Für die Fondsmanagerin Claudia Pampel von Union Invest und viele ihrer Kollegen steht schon vor Bekanntgabe der genauen Konditionen fest: Die Wandelanleihe ist ein absolutes „No-Go!“

Stern, 11. 4. 2001. [IDS]

Mit dem Rad im touristischen No-go

die tageszeitung, 26. 5. 2001, S. 17. [IDS]

Wegen unseres internationalen Publikums ist Gänsestopfleber zum Beispiel ein No-go, sagt Hassenstein.

Die Zeit, 11. 4. 2002, Nr. 16. [DWDS] (zeit.de)

Er betritt auch die geistigen No-Go-Areas, die verbotenen Zonen, er redet mit dem Historiker Ernst Nolte und mit dem Exterroristen Horst Mahler, der heute bei der NPD sein Zelt aufgeschlagen hat.

Der Tagesspiegel, 16. 2. 2003. [DWDS]

Rund 25 Prozent der afghanischen Bevölkerung lebt nach Einschätzung des Nato-Generals zwei Jahre nach dem Fall des Talibanregimes bereits wieder in so genannten No-Go-Areas – Gebieten also, in denen ausländische Hilfsorganisationen nicht mehr tätig sein und in die Truppen der Operation Enduring Freedom nur unter großem Sicherheitsaufwand eindringen können.

Berliner Zeitung, 18. 11. 2003. [DWDS]

Brenzlig auch für Polizisten Rollbergviertel und Soldiner Kiez entwickeln sich zu No-go-Areas „Migrantenghetto oder „Parallelgesellschaft – mit solchen Begriffen sprechen Politiker aller Parteien heute über problematische Gegenden wie das Rollbergviertel in Neukölln oder den Soldiner Kiez in Wedding. Eines der größten Probleme dieser Gegenden bilden Zuwanderer, die sich nicht integrieren und ihre Angelegenheiten als Mitglieder von Großfamilien nach eigenen Regeln klären.

Der Tagesspiegel, 18. 11. 2003. [DWDS]

Senator Körting betonte zwar, dass es nirgendwo in Berlin „No-go-Areas“ gebe, also Wohngebiete oder Straßenzüge, in denen die Polizei oder andere Bürger von den Anwohnern nicht geduldet würden. In Neukölln sei jedoch der Widerstand gegen Polizeibeamte im Einsatz besonders häufig.

Berliner Zeitung, 13. 1. 2004. [DWDS]

Die Kluft zwischen Arm und Reich führt zu Ghettobildung, zu Parallelwelten, zu Kommunikationsunfähigkeiten, wie wir sie in Großstädten wie Berlin punktuell heute schon erleben. Da gibt es Schulen und Straßen, die für die Schulaufsicht oder die Polizei zu No-Go-Areas werden. Und wo es Ghettobildung und Parallelgesellschaften gibt, da gibt es Räume, die von den allgemeinen Regeln des Zusammenlebens nicht mehr erreicht werden, wo sich erfahrungsgemäß das Faustrecht durchsetzt, das Recht des Stärkeren, wo es eine Zunahme von Gewalt, Raub und andere Formen von Kriminalität gibt.

Der Tagesspiegel, 1. 3. 2005. [DWDS]

Die Basis der WASG wird durch die Hoffnung auf Parlamentssitze und die Sogwirkung von Namen wie Gysi und Lafontaine bereits jetzt nachdenklich: „Es ist kein No-go, auf PDS-Listen zu kandidieren“, sagt etwa der Dortmunder WASGler Ingo Meyer.

die tageszeitung, 25. 5. 2005, Nr. 7672, Jg. 26, S. 3. [IDS]

Downtown als No-go-Area. Leer stehende Lagerhäuser, abgeblätterte Fassaden, menschenleere Strassen prägten das Bild.

SonntagsZeitung (Tages-Anzeiger), 3. 7. 2005, S. 79. [IDS]

Ebenso ein „No-Go“ ist die dunkle Strumpfhose zum sommerlichen Blümchenrock. Dann schon lieber die „Aufsprühvariante“.

Hamburger Morgenpost, 25. 7. 2005, S. 48. [IDS]

Degenhardt: Dann machen wir es zum Schluss noch mal ganz praktisch. Herr Heye, was raten Sie einem Fußballtouristen zum Beispiel aus Togo oder der Elfenbeinküste, sollen die bestimmte Gegenden in Deutschland einfach meiden?

Heye: Jedenfalls sollten sie sich da keinem Experiment aussetzten. Ich glaube, es gibt kleinere und mittlere Städte in Brandenburg und auch anderswo, wo ich keinem raten würde, der eine andere Hautfarbe hat, hinzugehen. Er würde es möglicherweise lebend nicht wieder verlassen.

Interview mit Ex-Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye, Deutschlandradio Kultur, 17. 5. 2006, zitiert nach: (deutschlandfunkkultur.de)

Heye hatte nämlich festgestellt, dass dunkelhäutige WM-Besucher bestimmte Gegenden in Ost-Deutschland lieber meiden sollten, wenn sie die WM überleben wollten. Mittlerweile ist die Debatte auch an einem Punkt angelangt, an dem die Existenz dieser No-Go-Areas grundsätzlich nicht mehr in Frage gestellt wird. Ab jetzt geht es darum, Lösungen anzubieten, wie man dieser Tatsache Herr werden kann.

Die Zeit, 25. 1. 2006, Nr. 04. [DWDS] (zeit.de)

„Widerstand aus der Mitte der Gesellschaft“, fordert die Thüringer Allgemeine Zeitung, die Doch der eigentliche Wert der gegenwärtigen Debatte besteht wohl eher darin, dass die Existenz von so genannten No-Go-Areas für Ausländer ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt wurde. Und das ist ja auch schon etwas.

Die Zeit, 12. 5. 2006, Nr. 20. [DWDS] (zeit.de)

Der Begriff „No-Go-Area“, der jetzt in die Debatte um fremdenfeindliche Regionen in Ostdeutschland eingebracht wurde, ist militärischen Ursprungs. Er soll in den 1970er Jahren während des Bürgerkriegs in Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, entstanden sein.

Mannheimer Morgen, 23. 5. 2006, Jg. 61. [IDS]

Auch die Zahl der beobachteten Rechtsextremisten hat bundesweit zugenommen. Für eine heftige Debatte hatte kürzlich der frühere Regierungssprecher Uwe Karsten Heye gesorgt , als er mit Blick auf die Fußball-WM vor No-Go-Areas im Osten warnte, die von Andersfarbigen nicht betreten werden könnten, wenn sie nicht um Leib und Leben fürchten wollten. Eine ganze Reihe von Politikern hatte ihm daraufhin Panikmache vorgeworfen.

Die Zeit, 16. 6. 2006, Nr. 25. [DWDS] (zeit.de)

Der Hachenburger Burggarten gilt ab sofort für Hunde als No-Go-Area (Nicht-Betreten-Zone).

Rhein-Zeitung, 6. 2. 2007. [IDS]

Berlin plant eine „Umweltzone“, Köln und Düsseldorf tun es, Frankfurt, Stuttgart und München ebenfalls – Städte, in denen stärker noch als in Mannheim regelmäßig gefährlich überhöhte Feinstaub-Werte registriert werden. Sie wollen ihre Innenstädte für ältere Diesel und Benziner ohne geregelten Katalysator kurzerhand zur No-Go-Area erklären.

Mannheimer Morgen, 24. 2. 2007, Jg. 62, Stadtausgabe. [IDS]

Nichts als Ostseerauschen und Vogelgezwitscher soll die Beratungen der Staatschefs stören. Die Protestrufe der Kritiker werden ausgelagert. Die Demonstranten dürfen allenfalls in Rostock eine Runde drehen oder sich fernab vom Gipfel beim Grönemeyer-Konzert amüsieren. Der Tagungsort selbst ist tabu – er wird weiträumig abgesperrt durch einen zwölf Kilometer langen Zaun. Und als wenn das nicht genug wäre, erklärt die Polizei jetzt auch das Symbol der Abschottung selbst zur No-go-Area.In einer kilometerbreiten Sicherheitszone rund um den Zaun ist jede spontane Versammlung verboten.

die tageszeitung, 18. 5. 2007, Nr. 8277, Jg. 28, S. 1. [IDS]

Spruchbänder, Sprechchöre und Menschenmassen – all das sollten die Gipfelteilnehmer im Kempinski Grand Hotel nicht zu Gesicht kriegen. Eine fünf bis sechs Kilometer breite „No-Go-Area“ sollte die Demonstranten von ihnen fernhalten. Doch nach Ansicht des Schweriner Gerichts ist das nicht zulässig.

Hamburger Morgenpost, 26. 5. 2007, S. 4–5. [IDS]

Zudem klingt es weniger militärisch, auch wenn die No-Go-Area erstmals während des in den 70er Jahren im heutigen Zimbabwe herrschenden Bürgerkrieges zur Bezeichnung von Gebieten Erwähnung fand, in denen die öffentliche Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte.

Süddeutsche Zeitung, 23. 8. 2007, S. 2. [IDS]

Es gibt zwar Grüne, die sich mit Christdemokraten seit Jahren zum politischen Meinungsaustausch treffen. Doch die FDP ist für die Grünen immer noch eine Art No-go-Area. Ein zaghafter Versuch im Jahr 2001, sich in Berlin auf Landesebene über ein Bündnis zu verständigen, scheiterte kläglich.

Die Zeit, 3. 4. 2008, Nr. 15. [DWDS] (zeit.de)

Ein absolutes No-go sind Socken, sichtbar zwischen Hosenende und Pumps.

Die Presse, 24. 10. 2009, S. K2. [IDS]

Das ist im Kontakt mit deutschen Kunden ein absolutes No-go.

Nürnberger Nachrichten, 16. 12. 2009, S. 8. [IDS]

Offenbar scheint es ein absolutes No-Go hierzulande zu sein, als Elternteil von einem kleinen Kind auch noch studieren zu wollen.

Falter, 17. 3. 2010, S. d60. [IDS]

Außerdem ist für uns das Nicht-Ansehen der Spiele der deutschen Mannschaft ein totales No-go.

Nordkurier, 30. 6. 2010. [IDS]

Als Olivier Zahm, Chef des Modemagazins Purple, unlängst zur Haute-Couture-Show von Chanel erschien, fotografierte er als Erstes den Laufsteg und das Publikum – früher ein absolutes no-go.

Zeit Magazin, 9. 12. 2010, Nr. 50. [DWDS] (zeit.de)

Besonderes Gefahrenpotenzial weisen derzeit aber die Banktitel auf. Das ist für Aktienkäufer eine No-go-Area geworden.

Die Presse, 3. 6. 2012, S. 21. [IDS]

Das Wort »Neukölln« ist republikweit Synonym für »Brennpunkt«. Voll Angstlust blickt die Mittelschicht hinab auf die Misere, liest schauderndNeukölln ist überall, das Buch des Bezirksbürgermeisters Heinz Buschkowsky, SPD, eine Art gedruckten Notruf, in dem Buschkowsky von »deutschen Multiproblemfamilien«, arabischen »Importbräuten« und No-go-Areas berichtet. In Neukölln hat beinahe jeder zweite Einwohner eine Migrationsgeschichte.

Die Zeit, 19. 12. 2012, Nr. 52. [DWDS] (zeit.de)

6. NO-GO: Lassen SIE die Finger von Freunden, die sich schon für jemanden anderen interessieren.

NEWS, 11. 9. 2014, S. 79. [IDS]

Den Kampf gegen die Dealer rund um einen Park in Kreuzberg will Henkel verstärken. „Der Görlitzer Park muss nachhaltig eine No-Go-Area für Drogendealer werden.“

Die Zeit, 5. 1. 2015 (online). [DWDS] (zeit.de)

Im Grunde lassen sich vier Reflexe unterscheiden: Da ist die Abwehr. So außergewöhnlich seien die Vorfälle in Köln gar nicht, haben Feministinnen argumentiert: Ähnliche Erfahrungen könne man auf dem Oktoberfest machen. Das ist schlimm genug. Aber soll sich die Gesellschaft deswegen damit abfinden, dass der Bahnhof einer Großstadt zeitweise zur No-Go-Area wird?

Berliner Zeitung, 7. 1. 2016. [IDS]

CDU-Landeschef Armin Laschet warf Jäger imKölner Stadt-Anzeiger das „Schönreden und Banalisieren von Straftaten“ vor. „No-go-Areas und rechtsfreie Räume wie am Silvestertag in Köln gibt es auch an anderen Orten des Landes.“

Die Zeit, 9. 1. 2016 (online). [DWDS] (zeit.de)

Illegale Prostitution, Drogen- und Menschenhandel, Rockerszene, Kleinkriminalität: In der Neckarstadt-West ballen sich seit Jahren Problemlagen – eine „No-go-Area“, also ein Viertel, das man lieber meiden sollte, finden manche und kehren dem Stadtteil den Rücken.

Mannheimer Morgen, 14. 1. 2016, Jg. 71, Stadtausgabe, S. 17. [IDS]

Sowohl beim Tagesspiegel als auch bei denen, die vor allem den ganzen März hindurch – von der New York Times bis zur Süddeutschen – folgten, war von Flüchtlingen aus Nordafrika die Rede, die die Frauen wie in Köln antanzten, die Treibjagden auf Schwule veranstalteten, Menschen verletzten, dealten. Es war von „ Gesetzlosigkeit“ , von einer „ No-go-Area“ , von einem „ Platz der Verdammten“ die Rede – und immer wieder von Angst und Bedrohung.

die tageszeitung, 14. 5. 2016, S. 49. [IDS]