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Nepotismus Nepote · nepotisch · nepotistisch

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Das Substantiv Nepotismus ist ein in vielen Sprachen Europas verbreitetes Wort; ins Deutsche wurde es im 17. Jahrhundert über theologische Texte aus dem Italienischen bzw. Neulateinischen entlehnt, ebenso wie das Wort Nepote. Nepotismus bezieht sich zuerst ausschließlich auf die zu dieser Zeit übliche päpstliche Praxis der Verwandtenbegünstigung, z. B. bei der Vergabe von Ämtern. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erfährt Nepotismus eine Bedeutungserweiterung und meint nun auch allgemein jede ungerechte Begünstigung von Verwandten und Freunden, worauf sich auch die Ableitungen nepotisch und nepotistisch beziehen. Seit dem 20. Jahrhundert ist der gleichbedeutende Ausdruck Vetternwirtschaft deutlich gebräuchlicher als das als bildungssprachlich wahrgenommene Wort Nepotismus.

Wortgeschichte

Ein europäisches Wort

Das Substantiv Nepotismus wird im 17. Jahrhundert aus italienisch nepotismo/nipotismo (vgl. Vocabolario della Crusca 1863 unter nipotismo bzw. neulateinisch nepotismus päpstliche Bevorteilung von Verwandten ins Deutsche entlehnt (1691a). Das italienische Wort ist eine Ableitung von nepote/nipoteital. Enkel, Neffe, Nichte, das auf nepōslat. Enkel, Neffe, Vetter, Nachkomme zurückgeht (zur Herkunft vgl. Pfeifer unter NepotismusDWDS). Das in vielen Sprachen Europas verbreitete Wort (nepotismedän., nepotismengl., népotismefrz., nepotismenl. u. a.) kann den sogenannten Europäismen zugeordnet werden.

Auf italienisch nepote/nipote bzw. lateinisch nepōs ist auch das in deutschen Texten seit dem 17. Jahrhundert – zunächst in lateinischer Flexion – nachgewiesene Substantiv Nepote zurückzuführen (1618, 1671, 1704a; heute noch historisierend 2006a). Dabei handelt es sich um die mit Ämtern versehenen päpstlichen Verwandten, die durchaus als offizielle Funktionsträger in Erscheinung treten können und als solche einen als selbstverständlich hingenommenen Teil der Kirchenhierarchie bilden.

Päpstlicher Nepotismus: Bevorzugung von Verwandten

Die Bevorteilung von Verwandten bei der Ämtervergabe war in der Papstgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit gängige Praxis (vgl. 3LThK 7, 878). Wer den Papst zum Vetter hat, wird Kardinal drückt dies sprichwörtlich aus (Vetter hier wohl in der allgemeinen Bedeutung männlicher Verwandter; 2003; vgl. 1873a). Im Jahr 1538 wird die Begünstigung der päpstlichen Verwandten durch die offizielle Ernennung von Kardinalnepoten sogar institutionalisiert.1)

Das Wort findet sich zuerst in lateinischer Form Anfang der 1620er Jahre im Untertitel des von Kaspar Schoppe verfassten Traktats Funiculus triplex, in dem er insgesamt Kritik an der katholischen Kirche und im Besonderen an der übermäßigen Begünstigung der päpstlichen Verwandten äußert (1621; vgl. Reinhard 1975, 178).

Als besonders wirkungsvoll hat sich das 1667 erschienene Werk Il nipotismo di Roma von Gregorio Leti erwiesen, in dem die Praxis der päpstlichen Verwandtenbegünstigung kritisch dargestellt wird. Diese zunächst auf Italienisch erschienene Schrift wurde zwei Jahre später ins Lateinische, Französische und Englische übersetzt. Spätestens durch diese Veröffentlichungen findet das Wort in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Eingang u. a. ins Französische (s. TLFi unter népotisme) sowie ins Englische (s. 3OED unter nepotism, vgl. dazu auch den Leseeindruck des Londoners Samuel Pepys, den er in seinem Tagebuch 1669 festhält).

Ende des 17. Jahrhunderts zeigt sich das Wort erstmals auch in einer deutschsprachigen Flugschrift, in der der merckliche Unterscheid voriger und gegenwärtiger Päbstlichen Regierung […] sambt dem Päbstl. Nepotismo vorgestellt wird (1691a). Und in einem Bericht über den im Jahr 1691 neu gewählten Papst Innozenz XII. findet sich in der wöchentlich erscheinenden Münchener Zeitung Mercurii Relation im selben Jahr ein weiterer Textbeleg für das Lehnwort Nepotismus (1691b; vgl. auch 1693). Eine frühe Buchung von Nepotismus im Jahr 1704b im sogenannten Hübnerschen Lexicon lässt möglicherweise auf eine gewisse Gebräuchlichkeit des Ausdrucks schließen, jedoch bleibt die Beleglage bis zur Mitte des Jahrhunderts dünn (1721, 1727). Nepotismus wird in den ersten 50 Jahren nach Entlehnung, in denen sich der Ausdruck allein auf die päpstliche Praxis der Verwandtenbegünstigung bezieht, in deutschen Texten eher zurückhaltend verwendet.

Nepotismus wird profan

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erfährt das Wort Nepotismus eine Bedeutungserweiterung und wird nicht mehr nur im ursprünglichen Verwendungszusammenhang gebraucht, sondern meint nun auch allgemein jede ungerechte Begünstigung von Verwandten und Freunden (1751 in der Form Nepotismo, 1786 in der Form Nepotism, 1792, 1795):

daher wird das Wort Nepotismus überhaupt, und zwar in einem uͤblen Sinne, von dem Beſtreben der Großen gebraucht, ihre Familien mit Zuruͤckſetzung wuͤrdiger Leute zu befoͤrdern [1809].

Mit der Bedeutungserweiterung nimmt auch die Verbreitung des Lehnworts im 19. Jahrhundert stetig zu (1812, 1815, 1840a, 1848, 1858). Besonders in der Presse finden sich wiederholt missbilligende Äußerungen über die ausufernde Verwandtenbegünstigung in Politik und Verwaltung, zum Beispiel bei der Vergabe öffentlicher Ämter (1844, 1847).

Von den schlimmere[n] Folgen des Nepotismus für das Staatswohl wird bereits 1799 geschrieben, der Staatsgelehrte Johann Ludwig Klüber spricht 1817 in seinem Werk Öffentliches Recht des teutschen Bundes sogar von Staatssünde. In Politik und Verwaltung praktizierter Nepotismus wird als dreist und schädlich bezeichnet (1852, 1901). Ähnlich wird auch heutzutage von außenstehenden Beobachtern geurteilt, nepotistische Strukturen werden beispielsweise mit Adjektiven wie schamlos (2008) und unerträglich (2016a) beschrieben.

Vetternwirtschaft macht Nepotismus Konkurrenz

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird nach einer deutschen Übersetzung des Lehnworts gesucht: Die vorgeschlagenen Wörter Neffengunst und Vetterngunst (1813) können sich nicht durchsetzen, auch das Wort Enkelwirtschaft findet keinen Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch, wird sogar als verkehrte Verdeutschung für Nepotismus verspottet (1887). Erst mit der gleichbedeutenden Lehnübertragung VetternwirtschaftWGd gibt es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Alternative und somit auch Konkurrenz zu Nepotismus. Die Übertragung nimmt Bezug auf die Entsprechung von lateinisch nepōs und deutsch Vetter, wobei beide Wörter in einem eher weiten Sinne als Verwandter, Nachkomme zu verstehen sind (s. o. Nepote).

Zunächst wird Vetternwirtschaft noch zurückhaltend gebraucht, ein deutlicher Frequenzanstieg ist ab etwa 1930 festzustellen, seitdem lässt die deutsche Lehnübertragung das ältere Wort Nepotismus im Hinblick auf die Gebrauchshäufigkeit deutlich zurück, wie die DWDS-Wortverlaufskurve zeigt:

Die Abbildung zeigt einen deutlichen Frequenzanstieg des Worts „Vetternwirtschaft“ seit den 1930er Jahren.

Abb. 1: Wortverlaufskurve zu „Nepotismus“ und „Vetternwirtschaft“

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Ein bildungssprachliches Wort

Gegenwartssprachlich ist das Wort Nepotismus in beiden beschriebenen Verwendungszusammenhängen zu finden. Wenn es um die Beschreibung des eher eng umrissenen historischen Phänomens der päpstlichen Verwandtenbegünstigung geht, wird es historisierend gebraucht (1997, 2011a). Weitaus häufiger wird Nepotismus zweifellos im allgemeineren Sinn Begünstigung von Verwandten und Freunden verwendet (2004, 2018, 2020).

Der Ausdruck Nepotismus wird im Unterschied zu Vetternwirtschaft gegenwärtig als bildungssprachlich wahrgenommen (s. Duden online unter Nepotismus) und dem Bildungswortschatz zugeordnet (Augst 2019, 159). Das Wort ist offenbar kein Wort der Alltagssprache und wird vermutlich von vielen Sprechern als nicht allgemeinverständlich begriffen (und daher auch häufig mit Vetternwirtschaft erklärt, z. B. 1967). In den gegenwartssprachlichen Korpora ist die Bildung Vetternwirtschaft demzufolge auch viel häufiger nachzuweisen, es ist das bei weitem geläufigere Wort. Den deutlichen Unterschied der Gebräuchlichkeit zeigt der Vergleich der beiden gleichbedeutenden Wörter im ZDL-Regionalkorpus, das Lokal- und Regionalteile deutscher Zeitungen enthält: VetternwirtschaftDWDS ist in 1.817 Belegen enthalten, dagegen ist NepotismusDWDS nur 20-mal bezeugt. Auch in Qualitätsmedien wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der ZEIT ist Nepotismus deutlich seltener anzutreffen (vgl. F.A.Z Bibliotheksportal: Nepotismus 787 Nachweise, Vetternwirtschaft 3.272; Stand 10/2020).

Wortbildungen

Anfang des 19. Jahrhunderts finden sich die Adjektivbildungen nepotisch und nepotistisch in deutschen Texten. Während die kürzere Bildung nepotisch eine Ableitung mit dem heimischen Suffix -isch zur Personenbezeichnung Nepote ist, schließt sich das adjektivische Derivat nepotistisch auf die Basis mit -ismus an, also auf Nepotismus. Die unterschiedliche Wortbildung der Adjektive bringt keinen Bedeutungsunterschied mit sich, die Doppelbildungen meinen dasselbe: Nepotismus betreffend; durch Nepotismus begünstigt; von Nepotismus bestimmt. Die Adjektivableitungen zeigen auch die in der jeweiligen Basis bereits enthaltene Abwertung.

Die Bildung nepotisch ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts mehrfach bezeugt (1818, 1856). Sie tritt zum einen historisierend mit Bezug auf päpstliche Verwandtenbegünstigungen auf (1840b), erscheint aber überwiegend losgelöst von diesem Zusammenhang bezogen auf politische Verhältnisse (1850).

Die Bildung nepotistisch ist zwar zeitgleich in deutschen Texten zu finden (1819, 1873b), im 19. Jahrhundert aber durchaus seltener als nepotisch. Im 20. Jahrhundert verändert sich das Bild: Nepotisch ist seitdem nur noch vereinzelt anzutreffen (1911, 2014a), gebräuchlich ist fast nur noch die Adjektivbildung nepotistisch. In gegenwartssprachlichen Texten ist die Wortbildung mit Bezugnahme auf nepotistische Strukturen z. B. im Sport und natürlich in Politik und Wirtschaft vorzufinden (1998a, 2011b, 2015, 2021), beispielsweise in der Verbindung nepotistische CliqueWGd (2007).

Aktuelle Zusammensetzungen wie Nepotismusverdacht (1998b), Nepotismusvorwurf (2006b, 2014b) und die sich auf US-amerikanische Verhältnisse beziehenden Komposita Anti-Nepotismus-Gesetz (2016b) und Anti-Nepotismus-Regeln (2017) zeigen die fortwährenden kritischen Auseinandersetzungen mit dem System des Nepotismus. Ferner lässt sich feststellen, dass Nepotismus in Bezug auf die Wortbildung produktiver ist als das ansonsten viel gebräuchlichere gleichbedeutende Wort Vetternwirtschaft, was möglicherweise an der als sperrig empfundenen Wortgestalt von Bildungen mit Vetternwirtschaft (z. B. vetternwirtschaftlich, Vetternwirtschaftsverdacht) liegen mag.

Anmerkungen

1) Vgl. die zentralen Untersuchungen von W. Reinhard zu Struktur und Funktion des frühneuzeitlichen Nepotismus, u. a. Reinhard 1975; vgl. auch Ranke 1836, EdN.

Literatur

Augst 2019 Augst, Gerhard: Der Bildungswortschatz. Darstellung und Wörterverzeichnis. Hildesheim u. a. 2019.

Duden online Duden online. Hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim 2011 ff. (duden.de)

DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)

EdN Enzyklopädie der Neuzeit online. Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachherausgebern hrsg. von Friedrich Jaeger. Leiden 2019. [basierend auf der Druckausg. im J. B. Metzler Verlag Stuttgart, 2005–2012]. (brillonline.com)

Emich 2019 Emich, Birgit: Art. „Nepotismus“. In: Enzyklopädie der Neuzeit Online. Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachherausgebern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Online zuerst: 2019. (doi.org)

F.A.Z Bibliotheksportal Das F.A.Z.-Bibliotheksportal: ein Service des Frankfurter Allgemeine Archiv. 1949–. (faz-rechte.de)

3LThK Lexikon für Theologie und Kirche. Begründet von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper. Sonderausgabe, durchgesehene Ausgabe der 3. Aufl. 1993–2001. Freiburg im Breisgau u. a. 2009.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Ranke 1836 Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechszehnten und siebzehnten Jahrhundert. 3. Bd. Berlin 1836. (deutschestextarchiv.de)

Reinhard 1975 Reinhard, Wolfgang: Nepotismus. Der Funktionswandel einer papstgeschichtlichen Konstanten. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 86 (1975), S. 145–185. (mgh-bibliothek.de)

TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)

Vocabolario della Crusca 1863 Vocabolario degli Accademici della Crusca. Hrsg. von der Accademia della Crusca. Ausgabe: 5. Florenz 1863–. (lessicografia.it)

Belegauswahl

Wie auch der Seelige Herr ſeine Nepotes vnd Kindeskinder/ von denſelben erlebet/ in ſeinem Alter an jhnen freude gehabt/ vnd jhnen/ ſo wol jhren Eltern/ als ſeinen lieben Kindern/ wie offte/ alſo auch vor ſeinem letzten Ende/ Gottes Segen an Leib vnd Seele/ zeitlich vnd Ewig gewuͤnſchet.

Friese, Abraham: Disce mori Paulinum. Das ist: Das Heiligen Apostels Pauli Sterbekunst/ Wie Er sie practiciret/ vnd seinem Jünger/ so wol vns allen zur Christlichen Nachfolge hinterlassen/ […] Bey dem Christlichen Begrebnus/ vnd Ehrengedechtnus des Weiland Ehrenfesten/ Achtbarn/ Wolgelehrten/ auch Wolbenambten Herrn M. Nicolai Ludovici. Liegnitz 1618, S. [63]. (deutschestextarchiv.de)

Funiculus triplex. De periculoso Ecclesiasticorum statu sive ars servandi animas Cardinalium, Episcoporum et Clericorum praecipue vero nepotismo laborantium [Titel].

Auctore S. Bernardo cum explanationibus Gasparis Scioppii. [Die Schrift ist nur im Manuskript erhalten: Biblioteca Medicea Laurenziana (Firenze) Cod. S. 207.] Zit. n.: Neumann, Florian: Schoppe contra Strada. In: Jaumann, Herbert (Hrsg.): Kaspar Schoppe (1576–1649), Philologe im Dienste der Gegenreformation; Beiträge zur Gelehrtenkultur des europäischen Späthumanismus, Frankfurt a. M., S. 299.

Il nipotismo di Roma [Titel].

Leti, Gregorio: Il nipotismo di Roma. O vero relatione delle raggioni che muouono i pontefici, all’aggrandimento de nipoti: […] Amsterdam 1667. (books.google.de)

Up, and to the Office, where all the morning. At noon home to dinner, and then to the Office again, where the afternoon busy till late, and then home, and got my wife to read to me in the Nepotisme, which is very pleasant, and so to supper and to bed.

The diary of Samuel Pepys. Daily entries from the 17th century London diary. 27. April 1669. (pepysdiary.com)

Der Spaniſche Abgeſandter hat auch mit groſſem Gefolg den Duca di Gravina als Paͤbſtlichen Nepote beſucht/ […]der bekandte Borri wird in ſeiner Gefaͤngnuß annoch verwahrt/ und zumahlen keines Erlaſſens gedacht/ ſondern darfuͤr gehalten er werde wohl die uͤbrige Zeit Lebens alſo zubringen/ weilen er von groſſen Herren beſchuͤtzt und nachgeſehen wird/ daß ſie ihnen zu Zeitten besuchen.

Ordentliche Wochentliche Post-Zeitungen (1671), Nr. 29, B. Ff. (deutschestextarchiv.de)

Don Livio. Damit laͤſt ſich ſolche unnoͤthige Pracht und Verſchwendung gar nicht entſchuldigen; ſondern der Paͤbſtl. Nepotismus wird dadurch bey iederman / ſo wohl bey unſern als frembden Glaubens=Genoſſen ie laͤnger ie mher verhaſſet und verachtet. […]

Innocent. XI. Ich moͤchte wuͤnſchen / daß der Nepotiſmus aus Rom / als wie die Banditen von Neapoli, verbannet waͤre. Denn derſelbe / wie ich zeit meiner Regierung im Nachrechnung befunden / hat der Paͤbstl. Cammer binnen etlichen Jahren mehr als XVII. Millionen gekoſtet und hinweg gefreſſen.

Pabſts Innocentii XI. Alexandro dem VIII. Erscheinender Geist/ worinnen Der merckliche Unterscheid voriger und gegenwaͤrtiger Paͤbſtlichen Regierung/ sonderlich Des jetztregierenden Pabſts eigennuͤtzige und Frantzoͤſiſch-geſinnete Meſures, ſambt dem Paͤbſtl. Nepotiſmo, in einem curioͤſen und nachdencklichen Geſpraͤche vorgeſtellet werden. o. O. 1691, B1r u. B1v. (bibliothek.uni-halle.de)

Endlichen iſt verſchinen Donnerſtag Morgens umb 9. Uhr der Cardinal Antonius Pignatelli […]von Neapoli ein Mann von 76. Jahren und 4. Monat vor Pabſt außgeruffen worden / welcher den Namen Innocentius XII. […]zur Gedaͤchtnuß Innocentij Odeſcalchi angenommen […]/ der jhne vor 10. Jahren zum Cardinal gewaͤhlet / er bezeuget / daß er diſen in allen Stucken nachfolgen wolle / in dem er weder Verwanthen noch Lands-Leuthe an ſich zuhaͤngen begehre / wodurch dann der Nepotiſmus auff ein neues ſupprimirt wird.

Mercurii Relation, oder wochentliche Reichs Ordinari Zeitungen, von underschidlichen Orthen 31, 4. 8. 1691, o. S. (digitale-sammlungen.de)

Zu Rom wird der Nepotismus abgeſchaffet/ und unterſchiedliches davon angefuͤhret.

Der Sächsische Witekind/ Oder so genannter Europaeischer Geschicht-Roman, Auf Das 1692. Jahr: In welchem [...] in einer Liebes- und Helden-Geschichte [...] Kriegs- und Politische Staats-Sachen [...] beschrieben werden. Bd. 2. Ulm [1693], S. 338. (books.google.de)

Cardinal Padrone iſt des Pabſtes Premier Miniſtre und meiſtentheils ein Nipote oder Anverwandter deſſelben.

Hübner, Johann: Reales Staats- und Zeitungs-Lexicon. Worinnen […] in Zeitungen und täglicher Conversation aus allerhand Sprachen bestehende Termini Artis, denen Gelehrten und Ungelehrten zu sonderbarem Nutzen klar und deutlich beschrieben werden, Nebst einem zweyfachen Register und Vorrede. Leipzig 1704, Sp. 225. (deutschestextarchiv.de)

Nipotiſmo, Nepotiſmus, alſo wird das Anſehen und die Gewalt der Anverwandten eines lebenden Pabſtes genennet, welche ſie in den Staats-Geſchaͤfften haben.

Hübner, Johann: Reales Staats- und Zeitungs-Lexicon. Worinnen […] in Zeitungen und täglicher Conversation aus allerhand Sprachen bestehende Termini Artis, denen Gelehrten und Ungelehrten zu sonderbarem Nutzen klar und deutlich beschrieben werden, Nebst einem zweyfachen Register und Vorrede. Leipzig 1704, Sp. 774. (deutschestextarchiv.de)

[…]Sonſt wollen es Etliche uͤbel ausdeuten, und meynen, es ſchmecke alzuſtarck nach den Affecten, daß der Cardinal Cuſani keine Audientz erhalten koͤnnen, ob er gleich 3. mahl darum angehalten, ſondern ohn Abſchied nach ſeinem Bißtuhm ins Maylaͤndiſche habe abreiſen muͤſſen, nur weil er ſoll geſprochen haben, daß der Nepotismus ſo zeitig eingefuͤhret, und des Pabſtes Freunde ſo geſchwinde bereichert wuͤrden.

Staats/ und Gelehrte ordentl. Zeitung des Hollsteinischen unpartheyischen Correspondenten. Durch Europa und andere Theile der Welt. Hamburg 1721, S. [3]. (deutschestextarchiv.de)

[…]Nepos, Kindes-Kind, Enckel, Bruders- u. Schweſter-Kind. z. E. es ſind alle ſeine Nepoten. Sonſten werden auch die Paͤbſtlichen Anverwandten Nepoten genennet, ſo bey deſſen Leben gemeiniglich in groſſen Ehren und Anſehen zu ſtehen pflegen; daher derſelben Anſehen, Befoͤrderung und Regiment insgemein Nepotismus genennet wird.

Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg 1727, S. 400. (deutschestextarchiv.de)

Indeſſen ſagen dennoch die Italiener: zu Wien waͤre nur das Hoſpital der Virtuoſen, weil ſie ſich erſt in alten Tagen hier zur Ruhe begeben, und durch eine Art von Nepotiſmo ihre Anverwandten alſo anzubringen wiſſen, daß es einem jungen Virtuoſen ſchwer fällt, hier anzukommen.

Keyßler, Johann Georg: Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Zweyte Abtheilung. Hannover 1751, S. 1233. (books.google.de)

[…]Nur der Monarch, der ſich zum Deſpoten erheben, und alles unter ſich in Sclaven von gleicher Art verwandeln will, kann wuͤnſchen, daß er mit Titeln und Adelsbriefen, nach ſeinem Gefallen ſchaffen und vernichtigen koͤnne, und daß alles vor ihm in gleicher Entfernung kriechen und zittern, oder haſſen und fluchen ſolle; nicht der Unterthan. Dieſer freuet ſich, wenn er ſiehet, daß der regierende Adel ſich von dem dienenden trennt; Koͤnige und Fuͤrſten ihre Gemalinnen außer Landes, und ihre Miniſter unter dem Adel, ſuchen; Edelleute, wenn ſie Fuͤrſten werden, auf Stand und Namen Verzicht thun, und ſolchergeſtalt, die regierende, dienende, und gemeine Klaſſe der Menſchen, auf eine Art geſchieden werden, daß die eine in der andern keine Vettern und Schwaͤger hat, und der Nepotism nicht alles verſchlingen kann.

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Vierter Theil. Hrsg. von Jenny von Voigts. Berlin 1786, S. 269. (deutschestextarchiv.de)

Oft hat es mich gewundert, warum Herr Bispink, […]der doch unſern hieſigen Gelehrten, durch ſein oͤfteres Diſputiren bei Semler, Eberhard und Niemeyer, von der vortheilhafteſten Seite bekannt war, und um deſſen willen der verſtorbene Baſedow ſich dreimal hieher begeben hatte, um ihn zu ſeinem Mitarbeiter anzuwerben, nicht als Schulmann auf einen Poſten geſtellt wurde, der ſeinen Kenntniſſen und Talenten entſprochen haͤtte? […]Allein hernach konnte ich mir dieſe Frage leicht aufloͤſen: Herr Bispink iſt ein Philoſoph zu Fuße, der ſich aus der Complimenten-Welt nicht viel macht, und Freimuͤthigkeit genug beſizt, das zu tadeln, was Tadel verdient. Auch mag es ſeyn, daß einige Herren nicht gern mit einem Mann zuſammenkommen mochten, der in manchem Stuͤcke ſie uͤberſah. Ueberdies weiß man, daß der liebe Nepotismus viele wuͤrdige und verdienſtliche Maͤnner zuruͤckſezt, um die Herren Vetter zu Amt und Brodt zu verhelfen.

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben. Ein Beitrag zur Charakteristik der Universitäten in Deutschland. Zweiter Theil. Halle 1792, S. 376. (deutschestextarchiv.de)

[…]Aber nichts vertraͤgt ſich weniger mit dem aͤchten Nepotismus als daß ſelber der Straus bruͤtet zu Nachts und in kaͤltern Orten perſoͤnlich, und unterlaͤſſet es nur dann, wo die Sonne beſſer bruͤtet: ſo ſorgt auch der Mann von Einfluß nur in ſolchen Faͤllen fuͤr ſeine Vettern, wenn großer Mangel von Verdienſten es erfordert. Ich geſteh’ es, die Moral kann ſo wenig Nepotismus wie Freundſchaften gebieten; […]aber das Verdienſt iſt deſto groͤßer, wenn man ohne alle moraliſche Verbindlichkeit mit ſeinem Stammbaum gleichſam die halben Thronſtufen uͤberdeckt.

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Eine Biographie. Zweites Heftlein. Berlin 1795, S. 285. (deutschestextarchiv.de)

Dann, setzte man hinzu, sey der Weg, den man jetzt einschlagen müsse, eben so unrechtmässig, als der vorige, und der Nepotismus erzeuge für das Staatswohl noch viel schlimmere Folgen, als der Diensthandel.

Pahl, Johann Gottfried: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. Zum Besten seiner Landsleute als ein Vermächtniß nach seinem Tode herausgegeben. [Heilbronn] 1799, S. 89. (deutschestextarchiv.de)

[…]Der Nepotismus, 1) die Neigung der Paͤpste, ihre Nepoten, d. h. ihre Anverwandte, zu erheben und zu bereichern; 2) daher wird das Wort Nepotismus überhaupt, und zwar in einem uͤblen Sinne, von dem Beſtreben der Großen gebraucht, ihre Familien mit Zuruͤckſetzung wuͤrdiger Leute zu befoͤrdern.

Nepotismus [Artikel]. In: Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommenden Gegenstände mit beständiger Rücksicht auf die Ereignisse der älteren und neueren Zeit. Bd. 3: M bis Q. Amsterdam 1809, S. 243. (zeno.org)

[…]Und ſo wußte denn auch die gute Geſellſchaft, die nicht leicht etwas Wuͤrdiges in ihrer Naͤhe dulden kann, den ſittlichen Einfluß, welchen Gellert auf uns haben mochte, gelegentlich zu verkuͤmmern. Bald wurde es ihm uͤbel genommen, daß er die vornehmen und reichen Daͤnen, die ihm beſonders empfohlen waren, beſſer als die uͤbrigen Studirenden unterrichte und eine ausgezeichnete Sorge fuͤr ſie trage; bald wurde es ihm als Eigennutz und Nepotismus angerechnet, daß er eben fuͤr dieſe jungen Maͤnner einen Mittagstiſch bey ſeinem Bruder einrichten laſſen.

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Zweyter Theil. Tübingen 1812, S. 195. (deutschestextarchiv.de)

Ich schlage Neffen= oder Vetterngunst oder Beguͤnstigung dafuͤr vor. […] Neffengunst habe ich selbst irgendwo gebraucht: […]„Als Oheim unsers Rechtsberathers (Syndicus), der den Verdacht der Neffengunst, nicht bloß der Sache, sondern auch dem Scheine nach, vermeiden muß, glaube ich, meine Stimme daruͤber zurückhalten zu muͤssen.“

Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelung’s und Campe’s Wörterbüchern. Braunschweig 1813, S. 434. (bsb-muenchen.de)

Ew. E[xzellenz] bitt’ ich um nichts als um recht starke Parteilichkeit oder um geistigen Nepotismus; denn Sie können keinen größern zeigen als wenn Sie die am meisten befördern, welche die nächsten Anverwandten Ihres Geistes sind, die Musen.

Jean Paul an Friedrich Karl Graf von Thürheim, Bayreuth, 8. 12. 1815. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von E. Berend herausgegebenen 3. Abt. der Historisch-kritischen Ausgabe (1952–1964), überarbeitet von M. Bernauer, N. Miller, F. Neuber, 2018, S. 45. (jeanpaul-edition.de)

[…]Schon darum sind ErbStaatsämter, gebohrne Beamte, so auch erhandelte und so genannte SchürzenAemter, nicht zu dulden; wohl Erbhofämter. Adjunctionen und Substitutionen können nützlich, sogar nothwendig seyn. Anwartschaften (Expectanzen) sind, in der Regel, unzulässig. Nepotismus ist Staatssünde; so wie Besoldung ohne Arbeit.

Klüber, Johann Ludwig: Öffentliches Recht des teutschen Bundes und der Bundesstaaten. Frankfurt a. M. 1817, S. 664. (deutschestextarchiv.de)

aber dieser Mann [Minister von Struensee], der wirklich ſtaatswiſſenſchaftliche Einſichten hatte, war nicht geeignet, ein ſo ſchwieriges Werk auszuführen; er war theils zu alt und zu ſehr in hergebrachte Formen eingelebt, theils zu furchtſam und für ſeinen Ruhm zu beſorgt, um ihn aufs Spiel zu ſetzen und durch möglichen Ausfall des Ertrags eines neuen Syſtems zu vertreten zu wiſſen; theils hatte ſeine nächſte Umgebung und deren nepotiſche Plane eine überwiegende Autorität auf ſeinem Willen.

Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung (1818), Nr. 197, Sp. 207. (digitale-sammlungen.de)

Am 5. Jan. 1818 ſtarb zu Schwäbisch-Hall Wilhelm Leonhard David Hornung, penſionirter Landhauptmann und Renovator der ehemaligen Reichsſtadt. […] In ſeiner Vaterſtadt war er übrigens gänzlich verkannt, und in früheren Jahren durch nepotiſtiſche Verhältniſſe so gedrückt, daſs es ihn faſt zur Verzweiflung brachte. Von da an war er auch Menſchenſcheu, und blieb es bis an ſein Ende.

Allgemeine Literatur-Zeitung (1819), Nr. 181, Sp. 599. (digitale-sammlungen.de)

[…]Unter allen Mitteln über die Tüchtigkeit eines Lehrers für eine Universitätsstelle zu entscheiden, ist das Examen des Concurses das ungeeignetste, obgleich man es, allerdings aus einem Gefühl für Unparteilichkeit und zur Vorbeugung alles Nepotismus, angenommen hat. Aber der Nepotismus wird dadurch keineswegs hintangehalten, und zur Beurtheilung der Tauglichkeit der Individuen für höhere Lehrkanzeln ist ein solches Examinatorium, wie der Concurs, durchaus keine Gewähr. […]Gelehrte, wirkliche Gelehrte, die bereits etwas geleistet haben und sich fühlen, werden, wenn nicht der Hunger sie treibt, sich keinem solchen Concurs unterziehen, mithin werden gerade die tüchtigsten und geeignetsten Männer ganz außer der Concurrenz bleiben.

Allgemeine Zeitung, 22. 2. 1840, Nr. 53, S. 421. (deutschestextarchiv.de)

Er [Pabst Innocenz VI.] war im hoͤchſten Grade nepotiſch und vergab die beſten Pfruͤnden an ſeine Verwandten; die anderen ließ er ſo lange als moͤglich leer, um Einkuͤnfte daraus zu ziehen.

Schleiermacher, Friedrich: Sämmtliche Werke. Erste Abtheilung. Zur Theologie. Bd. 11. Berlin 1840, S. 548. (books.google.de)

[…]Das ganze Landgebiet iſt im Zuſtande einer Unmündigkeit, welche ſelbſt den Verfügungen der deutſchen Bundesacte zuwider iſt, und von einer Trennung der Adminiſtration und Justiz iſt hier noch gar nicht die Rede.

Bei Beſetzung der Aemter ſoll nach dem einſeitigſten Nepotismus verfahren werden; man muß entweder ein banquerotter Kaufmann oder aus irgend einer ariſtokratiſirenden Familie ſein, um eine Pfründe zu erlangen.

Die Grenzboten 3/1 (1844), S. 561. (suub.uni-bremen.de)

Nirgends wird man auch einen größern Nepotismus finden wie gerade hier [in den Hansestädten]. Der talentvollste, gebildetste junge Mann, wenn er ohne Vermögen und Protection ist, wird vergebens trachten eine Anstellung zu erhalten; dem Sohne eines Bürgermeisters oder reichen viel vermögenden Handelsherrn wird solche fast von selbst zufallen.

Die Grenzboten 6/2/4 (1847), S. 362. (suub.uni-bremen.de)

Mit wie auffallender Unverschämtheit die Bureaukratie seit Einsetzung des Cabinet Brandenburg-Manteuffel wieder das alte Unwesen ihres Nepotismus treibt, […]davon mag der Umstand zeigen, daß die Decker’sche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei gestern eine Brochüre unter dem Titel: „Die Allerhöchsten Erlasse vom 5. Dezember 1848 und die Wahl-Reglements der ersten und zweiten Kammer“, veröffentlicht hat, ohne daß diese letzteren amtlichen Dokumente, welche für die Wahlen von der größten Wichtigkeit sind, da durch sie die Wahlgesetze erst die nothwendige Vervollständigung erhalten, vorher in irgend einem amtlichen Organ Platz gefunden hätten.

Neue Rheinische Zeitung, 21. Dezember 1848, Nr. 174, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)

Der Stockconſervatismus, oder wie es anderswo heißt, die Reaction, tritt immer zügelloſer auf; eine Menge ungerechte, nepotiſche etc. Beförderungen von Militair= und Civilbeamten haben beſonders die Erbitterung geſteigert; faſt überall glaubt man in den Regierungshandlungen ein abſichtliches Demoraliſirungssſyſtem zu erblicken.

Magdeburgische Zeitung, 7. 5. 1850, Nr. 105, o. S. (digitale-sammlungen.de)

Die neue Beſetzung des Finanzminiſteriums war keine glückliche. S. Lozano begann ſeine Amtsführung mit Acten eines ſo dreiſten Nepotismus, daß zu einer Zeit, wo die Immoralität der Verwaltung der tägliche Vorwurf der Oppoſition war, die öffentliche Meinung ſich ſelbst in Spanien darüber ſcandaliſirte.

Die Grenzboten 11/2/3 (1852), S. 345. (suub.uni-bremen.de)

Als die Reisenden auf ihrem kleinen aber starken Dampfschiffe den Punkt des Chadda, wo ihre Aufgabe eigentlich begann, erreicht hatten, war der Muth des von der Regierung nepotisch angestellten Kommandeurs Mr. Taylor schon zu Ende, […]so daß Dr.Baikie das Kommando übernahm und vorwärts in die unbekannte Welt, wo noch kein Schiff, geschweige ein Dampfer, noch kein Weißer gesehen worden war, dampfen ließ.

Die Gartenlaube 41 (1856), S. 557. (wikisource.org)

Diesmal hatte sich Frau Elisa von der Recke mit mehreren Freundinnen eingefunden, zu denen auch die Schwester des Präsidenten gehörte. Sie war weit jünger, als dieser, doch schon den Dreißigen nahe; früh verwittwet, lebte sie seit Jahren bei ihrem Bruder, der ihren Verstand hochschätzte und ihre Wünsche zuweilen auf seine Entschließungen einwirken ließ; der einzige Zug von Nepotismus, den man dem tüchtigen Manne zum Vorwurfe machte.

Die Gartenlaube 52 (1858), S. 744. (wikisource.org)

Wer den Papst zum Vetter hat, kann leicht Cardinal werden.

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig 1873. (deutschestextarchiv.de)

Unſere Verwaltung iſt höchſt dürftig, unpünktlich, läßig, langſam, als ob keine Lebenskraft in ihr ſteckte; dabei iſt ſie zugleich vielfach bureaukratiſch und verräth bei manchem Miniſterium nepotiſtiſche Tendenzen und Geheimnißkrämerei.

Siebenbürgisch-Deutsches Wochenblatt 6 (1873), Nr. 41, S. 641. (digitale-sammlungen.de)

Denn in dem an sich so löblichen Bestreben, zu verdeutschen, schießt man ja so leicht fehl, wie das selbst dem vorsichtigen Verfasser des trefflichen Aufsatzes in den Grenzboten (1887, Nr. 15) begegnen konnte, der mit der verkehrten Verdeutschung „Enkelwirtschaft“ für Nepotismus seinen Gegnern eine erwünschte Handhabe zu nicht ganz unbegründetem Spotte gegeben haben dürfte.

Die Grenzboten 46/2 (1887), S. 550. (suub.uni-bremen.de)

[…]Am allerwenigſten kann übrigens davon geredet werden, daß es gerade die adlichen Offiziere an humanem, rückſichtsvollem Verhalten gegen die Unteroffiziere und Mannſchaften irgendwie fehlen ließen. Was aber insbeſondre den Vorwurf eines ſchädlichen Nepotismus betrifft, ſo iſt er in der preußiſchen höhern Verwaltungskarriere – vom geſamten Subalterndienſt vollends ganz zu ſchweigen – entſchieden ſtärker vorhanden und kann bei dem beſtehenden Inſtanzenweſen ungeſtrafter betrieben werden als beim Militär. Familienbeziehungen oder Geldbeutel ſpielen ja notoriſch bei der Regierungslaufbahn vielfach eine bedenkliche Rolle.

Die Grenzboten. 60/4 (1901), S. 23. (suub.uni-bremen.de)

Die Fürſten konnten kleinlich, geizig, nepotiſch an ihren einzelnen Besitz denken, ihr waret für das ganze Reich geſtempelt; euch war die Weite der Ehren offen, wo ſie den Fürſten verschloſſen war.

Die Grenzboten 70/3 (1911), S. 588. (suub.uni-bremen.de)

In politischen Kreisen der amerikanischen Hauptstadt fragt man sich mit einigen Sorgen, welche Komplikationen eine Gesetzesvorlage heraufbeschwören wird, die von Repräsentantenhaus und Senat überraschend angenommen worden ist. Es handelt sich um ein Verbot des Nepotismus, also der Vetternwirtschaft bei der Vergebung öffentlicher Ämter.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. 12. 1967, S. 3.

[…]Reue für seine Fehltritte zeigte er nicht, denn schließlich hatte er lediglich die Pflichten eines Edelmannes gegenüber dem eigenen Geschlecht erfüllt. Somit war es nur folgerichtig, daß er nach seiner Wahl zum Papst im Jahre 1534 Nepotismus betrieb wie kaum ein Zweiter.

Der Tagesspiegel, 23. 11. 1997. [DWDS]

[…]Heute, da der Weltwährungsfonds (IMF) einem verzweifelten asiatischen Land nach dem anderen westliche marktwirtschaftliche Rezepte verordnet, schlägt die Stimmung ins andere Extrem um. Die asiatischen Werte, so ist nun zu hören, haben zu einer nepotistischen Praxis bei der Vergabe von Krediten geführt, zu staatlichem Interventionismus und einem verhängnisvollen Mangel an Transparenz auf den Finanzmärkten.

Die Zeit, 20. 5. 1998, Nr. 22. [DWDS] (zeit.de)

Aus ihrer Sicht bringt Christa Müller ein Opfer. Sie kann nicht werden, was sie werden könnte, weil immer gleich Nepotismusverdacht aufkommt.

Die Zeit, 12. 11. 1998, Nr. 47. [DWDS] (zeit.de)

Der OFC sei gegenüber der Eintracht oftmals benachteiligt worden, "denn wer den Papst zum Vetter hat, wird schneller Kardinal".

Frankfurter Rundschau, 7. 6. 2003. [DWDS]

[…]Das heißt, nach sechs Jahren auf einer Juniorprofessur wären sie kaum jünger als der Schnitt der habilitierten Privatdozenten. Besonders sorgenvoll sehen die Forscher der Jungen Akademie auf die Neigung, bei der Stellenbesetzung wieder „soziale Beziehungen und Nepotismus“ zum Maßstab zu machen. […]Nur 44 Prozent der Juniorprofessoren hatten an der Universität, die sie berufen hatte, noch nie studiert oder gearbeitet.

Der Tagesspiegel, 28. 7. 2004. [DWDS]

Sie wurden zu Kardinälen erhoben, besetzten Schlüsselpositionen der Macht und erfreuten sich am sozialen Quantensprung. Und so wie sich heute der Lottogewinner einen Ferrari kauft, feierten die Nepoten rauschende Feste, bauten prächtige Palazzi und gefielen sich als spendable Förderer der Künste. Rom sähe trist aus ohne die ebenso ehrgeizigen wie konkurrenzsüchtigen Neffen aus Familien wie den Farnese, Borghese oder Medici.

Die Zeit, 12. 4. 2006, Nr. 16. [DWDS]

Mag sein, dass Paare, die Teile ihrer politischen Zukunft noch vor sich haben, aus Furcht vor all diesen Projektionen – vom Nepotismusvorwurf bis zu vermuteten Leichen im ehelichen Politkeller – die Tatsache ihres Powerpaar-Daseins nur höchst ungern thematisieren.

Die Zeit, 19. 10. 2006, Nr. 43. [DWDS] (zeit.de)

Wir begegnen alten Bernstein-Lieblingen. Goethe, Göttingen und der nepotistischen Clique der Neuen Frankfurter (Hommage an Harry Rowohlt, Nachruf auf Chlodwig Poth und Bernd Pfarr).

Die Zeit, 26. 7. 2007, Nr. 31. [DWDS]

"Acht Jahre Bill, acht Jahre Hill", soll sie einmal gesagt haben. Dass man dieses Sonderangebot mit guten Gründen auch als schamlosen Nepotismus interpretieren konnte, haben beide nie wirklich begriffen. Auf diesem latent beleidigten Unverständnis beruht Hillarys Attitüde des Machtanspruchs, mit der sie schließlich ins Straucheln geriet.

Die Zeit, 6. 3. 2008, Nr. 11. (zeit.de)

[…]Weil das Papsttum unter dem Druck des französischen Königs stand, suchte Innozenz XI. in der Tat Distanz zu Paris. Aber auch dort sah man damals die Beliebtheit des Papstes. Laut einer Vatikan-Quelle schrieb ein „sonst mit der römischen Kirche hart ins Gericht gehender“ französischer Publizist und Zeitgenosse, Innozenz sei „ein aufrichtiger und gerechter Prälat“; er werde von den Römern „beinahe vergöttert, weil er gar nichts für seine Neffen tat“, während zu jener Zeit der Nepotismus dazu führte, dass die Neffen als Kardinäle während der Herrschaft ihres päpstlichen Onkels die Schatztruhen der Familien füllten.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. 4. 2011, S. 5.

Denn der Gegner, den es in diesem Fall zu schlagen galt, heißt Fifa – die Weltorganisation des Fußballs. Diese Institution erscheint den meisten Engländern als noch ruchloser, undemokratischer und nepotistischer als etwa die Europäische Union. […]Das gilt umso mehr nach der vor wenigen Monaten gescheiterten englischen Bewerbung, die Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2018 auszutragen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. 11. 2011, S. 8.

Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek [...] hat den deutschsprachigen Literaturbetrieb als „extrem korrupt“ und „nepotisch“ – zu Deutsch: von Vetternwirtschaft bestimmt – kritisiert. „Es ist ja immer lustig zu sehen, wer mit wem befreundet ist und wer wem einen Gefallen schuldig ist. Damit will ich jedenfalls nichts mehr zu tun haben“.

Der Spiegel (online), 27. 2. 2014. (spiegel.de)

[…]Es ist, als müssten die Fifa und ihre brasilianischen Partner jeweils böse Geister der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart verscheuchen. Die Glaubwürdigkeit des Weltfußballverbands Fifa, der sich ohnedies seit Jahr und Tag mit Korruptions- und Nepotismusvorwürfen konfrontiert sieht, ist wegen der obskuren Umstände der Vergabe der WM 2022 an Qatar vollends auf einem Tiefpunkt angelangt.

Frankfurter Allgemeine Zeitung (online), 6. 6. 2014. (faz.net)

Griechenland zahlt heute die Zeche dafür, dass es unter der Herrschaft nepotistischer Parteien jahrelang über seine Verhältnisse gelebt hat. […]Dieses Urteil trifft ökonomisch zu, hilft aber wenig, die Verhandlungstaktik des linksradikalen griechischen Regierungschefs Tsipras zu verstehen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. 3. 2015, S. 16.

Richard Pound, […]Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und Gründungspräsident der Wada, der die Untersuchung gemeinsam mit dem kanadischen Anwalt und Rechtsprofessor Richard McLaren sowie Günter Younger vom Landeskriminalamt Bayern führte, warf der IAAF unerträglichen Nepotismus und unangemessene Strukturen vor. […]Er gab sich irritiert von der Haltung des neuen IAAF-Präsidenten Sebastian Coe, dass es sich bei dem Skandal um das Fehlverhalten „einzelner, früher mit der IAAF assoziierter Personen“ handele.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. 1. 2016, S. 32.

Trump muss Tausende Stellen besetzen rund um seine Regierung und das Weiße Haus. Seine Frau Melania ist als First Lady sowieso dabei, aber auch seine Tochter Ivanka und sein Schwiegersohn Jared Kushner sind im Gespräch für hochrangige Posten. Das Anti-Nepotismus-Gesetz verbietet zwar, dass direkte Familienmitglieder offizielle Ämter belegen. Sie könnten aber auch einfach als inoffizielle „strategische Berater“ fungieren und trotzdem einen hohen Einfluss erhalten.

Politiker-Familien in den USA. Blut ist dicker als Kompetenz. Deutschlandfunk Nova. (deutschlandfunknova.de)

Kushners Portfolio im Weißen Haus ist zum Bersten voll, Anti-Nepotismus-Regeln hin oder her. […]Er gilt als Mann im Hintergrund, aber was er dort wirklich erreicht hat, ist nicht bekannt. Außen- und sicherheitspolitische Erfahrung hat er keine. Für den Nahen Osten, eine der kompliziertesten Regionen der Welt, wäre sie vielleicht kein Nachteil.

stern (online), 22. 5. 2017. (stern.de)

[…]So lange bei diesen Untersuchungen nicht herauskommt, dass Kushner schwere Straftaten begangen oder die nationale Sicherheit gefährdet hat, könnte er auch den jüngsten Wirbel um seine Person politisch überleben, sagen Experten. Der Nepotismus und die Skandale dieser Präsidentschaft bewirkten, dass bislang Undenkbares zunehmend normal werde – und sich das Spektrum des Akzeptablen insgesamt verschiebe. Solange Trump nicht glaubt, dass ihm sein Schwiegersohn bei den Wählern schadet, kann er an ihm festhalten, glaubt auch Politik-Professor Gregory Wawro von der New Yorker Columbia-Universität.

Frankfurter Allgemeine Zeitung (online), 1. 3. 2018. (faz.net)

[…]Das ist ein Ansatzpunkt, wenn es nun um die Frage geht, wie Deutschland und die EU auf die Vergiftung Nawalnyjs mit einem chemischen Kampfstoff reagieren können. Es wäre wohl auch im Sinne Nawalnyjs, der sich in der Vergangenheit immer wieder zu den westlichen Sanktionen gegen Russland geäußert hat: Er [Nawalnyj] tritt gegen Maßnahmen ein, die sich gegen bestimmte Wirtschaftszweige richten, da dadurch auch die Bevölkerung in Russland getroffen würde, forderte aber ein schärferes Vorgehen gegen die Nutznießer des Regimes, die durch Korruption und Nepotismus erlangtes Geld über Banken und verschachtelte Holding-Konstruktionen im Westen waschen und investieren.

Frankfurter Allgemeine Zeitung (online), 3. 9. 2020. (faz.net)

New York City? Miami? Palm Beach? Die Frage ist nun weniger, wo Trump und Kushner künftig wohnen wollen – sondern wie dort ihre Zukunft aussieht. Denn die Perspektiven haben sich für die beiden am 6. Januar schlagartig geändert. Noch vor Kurzem schienen ihre nepotistischen Jobs im Weißen Haus – beide durften sich regierungsamtlich „Chefberater“ nennen – Sprungbretter für ein glamouröses Leben zu sein.

Der Spiegel (online), 17. 1. 2021. (spiegel.de)