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Modernismus Modernist · modernistisch

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Modernismus ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts bezeugt, zunächst in der sehr allgemeinen Bedeutung Neuerung. Anfang des 20. Jahrhunderts erfährt das Wort im Kontext des sogenannten Modernismusstreits unter Papst Pius X. eine Bedeutungsverengung und bezeichnet nun den Reformkatholizismus. Daneben bildet das Wort vor dem Hintergrund des neu aufgekommenen Substantivs Moderne in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Bedeutung der künstlerischen Moderne zugeordneter Stil aus. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann Modernismus auch Tendenz, gesellschaftliche Neuerungen zu befürworten bedeuten. Mit Modernist ist seit dem 19. Jahrhundert ein Wort für Anhänger des Modernismus belegt; erst gegen Ende des 19. Jahrhundert ist das Adjektiv modernistisch mit der Bedeutung auf den Modernismus bezogen bezeugt.

Wortgeschichte

Herkunft und Bezeugungen im 19. Jahrhundert

Modernismus ist im Deutschen erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts belegt (1814, 1824). Zurückzuführen ist es wohl auf spätlateinisch modernus neu; das 3OED bucht englisch modernism mit Erstbelegen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und dem Vermerk, dass es im Englischen als Ableitung von modern gebildet worden sei (vgl. 3OED unter modernism, n.). Im Deutschen wird das Wort zunächst in einer recht weit gefassten Bedeutung verwendet: Es bezieht sich im 19. Jahrhundert im Wesentlichen auf Neuerungen (1845) und ist damit im Gegensatz zum Alten gedacht (1814, 1887). Erste Buchungen in deutschen Fremdwörterbüchern datieren auf die Mitte des 19. Jahrhunderts; gebucht wird Modernismus mit der Bedeutung neuerer Geschmack, Abweichung von der alten classischen Methode (Kaltschmidt, 468) bzw. die Neuerung, der Hang zu Neuerung, der neuere Geschmack (9Petri II, 107). Die Kontexte, in denen das Wort im Verlauf des 19. Jahrhunderts begegnet, sind heterogen (1845, 1859, 1887, 1889). Es fällt gleichwohl auf, dass das Wort von Beginn an häufiger in theologischen Zusammenhängen verwendet wird (1824, 1825, 1873). Diese theologischen Verwendungen haben eine Vorgeschichte:

Das Wortfeld modern […] spielt in theologischen Auseinandersetzungen schon eine Rolle seit dem Mittelalter, in dem sich in der scholastischen Theologie die Schulrichtung der via antiqua (geprägt von den alten Theologen wie Albert dem Großen und Thomas von Aquin) von der via moderna (geprägt von den neuen Theologen wie dem Nominalisten Wilhelm von Ockham) gegenüberstanden. Martin Luther nannte die Vertreter der letzteren bereits Modernisten. Im Rom der Gegenreformation bezeichnete man die Protestanten gerne als eretici moderni, die zu den klassischen Häretikern der Alten Kirche (etwa den Ariantern) hinzugetreten waren und diese noch übertrafen. [Arnold 2007, 11]

Reformkatholizismus. Bedeutungsverengung um 1900

Im 18. Jahrhundert setzten die eigentlichen Auseinandersetzungen um eine moderne Theologie ein, zunächst vor allem im evangelischen Bereich (vgl. Arnold 2007, 11–12). Wortgeschichtlich einflussreich ist dann vor allem die Rezeption des Wortes Modernismus im Katholizismus: Dort avancierte er im Gefolge der großen ‚Ismen‘ zum Inbegriff der Häresie (Arnold 2007, 12).

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Der belgische Nationalökonom Charles Périn nutzt 1881 in seinem Aufsatz Le modernisme dans l’église d’après les lettres inédites de La Mennais Modernismus als synthetischen Begriff für die Versöhnungstendenzen liberaler Katholiken mit den Ideen der Französischen Revolution und der Demokratie (vgl. Arnold 2007, 13). Um die Jahrhundertwende verbreitet sich in der katholischen Theologie ein Verständnis von Modernismus, unter dem nun alle modernen Irrtümer gefasst wurden (vgl. Arnold 2007, 14). 1907 definiert Papst Pius X. in der Enzyklika Pascendi dominici gregis den Modernismus als häretisches theologisches System im Katholizismus, das eine komplexe Einheit aus rein innerweltlicher Philosophie, subjektivistischer Glaubensauffassung, rationalistischer Bibelkritik und traditionsvergessenem Reformertum darstelle (Arnold 2007, 14–15).

In der Nachfolge erfährt Modernismus auch allgemeinsprachlich eine Bedeutungsverengung und bezeichnet nicht mehr nur Befürworter von Neuerungen innerhalb der Kirche im Allgemeinen, sondern im Kontext des sogenannten Modernismus-Streits zu Zeiten von Papst Pius X. auch Tendenzen des Reformkatholizismus im Speziellen (1908b, 1912, 1913, vgl. auch GG 4, 124). Diese Bezeichnung ist bis heute in Bezugnahme auf die Debatte um 1900 gängig (1959, 1971b). Zudem bilden sich die Komposita Modernismusstreit bzw. Modernismuskrise als Bezeichnungen für die einschlägigen Debatten aus (1971c, 1971d, 1998, 2005).

Modernismus in Literatur und Künsten

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und mutmaßlich in Zusammenhang mit der Entstehung des Substantivs ModerneWGd, das Ende des 19. Jahrhunderts in Bezug auf die Literatur des Naturalismus gebildet und schnell auf andere Künste und Strömungen übertragen wird, erhält auch Modernismus eine neue Bedeutung. Es kann nunmehr auch einen der im weitesten Sinn künstlerischen Moderne zuzuordnenden Stil (1930, 1948, 1949, 1994) bzw. im Plural auch dessen Stilelemente (1951, 1962b) bezeichnen. Seltener ist es auch allgemein in der Bedeutung dem modernen Geschmack angepasstes (sprachliches) Stilmittel belegt (1962a, 1987, 2004). Modernismus kann dabei (1950), muss aber nicht (1952) abwertend verwendet werden. In besonderem Maße negativ konnotiert ist das Wort im – zumindest offiziellen – DDR-Sprachgebrauch, in dem Modernismus für eine dem kapitalistischen Westen zugeordnete und abgelehnte Kunstrichtung steht (1989). Die entsprechende Buchung von Modernismus in der Bedeutung Überbetonung alles dessen, was modern ist; Streben nach neuartigen Mitteln um jeden Preis in der spätbürgerl. Kunst (vgl. WDG 4, 2539DWDS spiegelt dies wider.

Gesellschaftliche Bedeutung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begegnen schließlich Verwendungen, in denen Modernismus in einem weiten Sinn auf die gesellschaftliche Moderne bezogen wird (1966a, 1985, 1995). Auch diese semantische Entwicklung ist wohl vor dem Hintergrund des Substantivs Moderne zu verstehen. So wird Moderne ab der Jahrhundertwende gelegentlich auch für die Gesellschaft im Allgemeinen verwendet und seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vermehrt auf das (westliche) Zeitalter seit der Aufklärung und der Französischen Revolution im Besonderen bezogen.

Modernist und modernistisch. Wortbildungen

Mit Modernist und modernistisch sind zwei weitere Wörter in entsprechenden Bedeutungen belegt. Die Personenbezeichnung Modernist Anhänger, Vertreter des Modernismus (1837, 1866, 1908a, 1973) ist zwar insgesamt selten, aber doch schon ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bezeugt. Obwohl das Wort wenig begegnet, ist es – im Gegensatz zu modernistisch – bereits Mitte des 19. Jahrhunderts zusammen mit Modernismus in Petris Fremdwörterbuch in der Bedeutung ein Bewunderer des Neuen, ein Neusüchtler aufgenommen (9Petri II, 107). Das Adjektiv modernistisch (1886, 1891, 1966b, 1972) in der Bedeutung auf den Modernismus bezogen ist dahingegen wohl nicht vor Ende des 19. Jahrhunderts anzusetzen. Zwar begegnet das Adjektiv von Beginn an auch in nicht-theologischen Kontexten (1886), gerade in Belegen vom Anfang des 20. Jahrhunderts überwiegen jedoch Verwendungen in Bezug auf jene Bedeutung von Modernismus, die auf den Reformkatholizismus bezogen ist (1891, 1910, 1911). Das legt die Vermutung nahe, dass die Bildung und Verbreitung des Wortes durch die Debatte um den Reformkatholizismus zumindest befördert worden ist.

Neben Modernist und modernistisch sind als Wortbildungen insbesondere Antimodernismus (1971a, 1980) sowie ab dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zudem PostmodernismusWGd belegt, seltener auch Hypermodernismus (1909, 2002).

Literatur

Arnold 2007 Arnold, Claus: Kleine Geschichte des Modernismus. Freiburg im Breisgau 2007.

GG Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Hrsg. von Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck. Bd. 1–8. Stuttgart 1972–1997.

Kaltschmidt Kaltschmidt, Jacob Heinrich: Neuestes und vollständigstes Fremdwörterbuch zur Erklärung aller aus fremden Sprachen entlehnten Wörter und Ausdrücke: nebst einem Anhange von Eigennamen. Leipzig 1843.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

9Petri Petri, Friedrich Erdmann: Gedrängtes Handbuch der Fremdwörter in deutscher Schrift- und Umgangssprache: zum Verstehen und Vermeiden jener, mehr oder weniger, entbehrlichen Einmischungen. Neunte, rechtmäßige, tausendfältig bereicherte Aufl. Dresden 1845.

WDG Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Institut für deutsche Sprache und Literatur. Hrsg. von Ruth Klappenbach und Wolfgang Steinitz. Bd. 1–6. Berlin 1964–1977.

Belegauswahl

Das Studium der Alten konnte nach dem einmal bestehenden System nicht mehr das Hauptstück des jugendlichen Unterrichts seyn. Bei der Art, wie die Alten gewöhnlich in den öffnetlichen Anstalten behandelt werden, geht ihre praktische Wirkung auf den Geist ohnehin verloren und die wenigen feurigen jungen Gemüther, die durch den Blitz der Alten entzündet werden, gehen durch den widerstrebenden Geist des Modernismus in der Folge verloren.

Zinserling, A. E.: Westphälische Denkwürdigkeiten. Berlin 1814, S. 162. (books.google.de)

Denn das ist dem leztern Kreis eigen geworden, daß man darin nur immerwährenden Wechsel sucht, und wo möglich das Nämliche nicht noch einmal hören möchte; und hierin wenigsten hat der kirchliche Modernismus sich diesem Kreise genähert, daß man durch möglichste Mannichfaltigkeit anziehen und ergözen zu müssen glaubt.

N. N.: Oeffentliche Nachricht von der ersten Versammlung der General-Synoden der protestantischen Kirche in Baiern disseits des Rheins im Jahr 1823. Sulzbach 1824, S. 183. (books.google.de)

„Durch den kirchlichen Modernismus, dass man durch möglichst Mannigfaltigkeit anziehen und ergötzen zu müssen glaubt, sind die Predigten zum Theil dahin gekommen, dass sie sich von einer Strohkranzrede oft kaum noch anders als durch den Ort unterscheiden etc. […]“

Heidelberger Jahrbücher der Literatur (1825), Nr. 60, S. 946. (books.google.de)

Mit welchem verächtlichen Lächeln schaut der selbstzufriedene Modernist auf die spießbürgerliche Zeit herab, wo der genügsame Stadtbürger bei dem Stadtbauern zu Gast saß, heute Wolle spann und Beiderwand webte, morgen Gräben schaufelte und Kartoffeln hackte, mit einem Ränzel den Markt bezog und Sonntags beim Biere die Zeitung radbrechte.

Stückrad, Georg: Stimmen der Minorität. Offenbach 1837, S. 58. (books.google.de)

Alle Anflüge des Modernismus, welche die spanische Literatur in der Periode Isabellens sichtbar werden läßt, eignen theils nicht ihrer Zeit allein, sondern verkündeten sich als voranflatternde Streiflichter der modernen Aufklärung auch schon unter frühern Regierungen, namentlich in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts, anderntheils waren sie doch auch in ihrer Gesammtwirkung noch nicht kräftig genug, den vorherrschenden Geist des katholischen Mittelalters zu überwinden.

Clarus, Ludwig: Darstellung der spanischen Literatur im Mittelalter. Mainz 1846, S. 523. (books.google.de)

Man bilde sich doch ja nicht ein, dass das Alles, dies zunächst und an sich weltliche Treiben und Streben, eine ausschliesslich eigenthümliche Frucht des vermeintlich revolutionären und destruktiven Modernismus sei!

Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 15 (1859), S. 277, S. 282. (books.google.de)

Die Pietät, welche das protestantische Basel an dem hier in Rede stehenden Brücken-Kapellchen geübt hat, verdient daher wohl notirt zu werden und dürfte wohl auch der enragirteste Modernist schwerlich zu behaupten wagen, daß es der ästhetischen Wirkung der Brücke Eintrag thut.

Historisch-Politische Blätter für das Katholische Deutschland 57 (1866), S. 927. (books.google.de)

Er zieht gegen den „Modernismus“, d. h. die moderne Theologie, wie der Herausgeber auf den Titel verdeutlicht hat, zu Felde, gießt aber noch schärfer Hohn und Spott im Vorbeigehen aus über die Vermittlungstheologen, die er – sehr fein und höflich! – „Firneß- und Kalkwurf-Männer“ betitelt und deren Taktik er als „Löschbüchse“ bezeichnet (S. 4), und vollends über den Orthodoxismus und sein „Fragebüchlein-Christenthum“ (S. 10).

Theologischer Jahresbericht 8 (1873), S. 312. (books.google.de)

Und wie sollte sich das heutige Frankreich, fast krankhaft modernistisch gesinnt, gerade in dramatisch-musikalischer Hinsicht dem Fortschritt entgegenstemmen, wo es doch in Politik, Litteratur und in den plastischen Künsten mit den veralteten Formeln und Vorurtheilen aufräumt?

Musikalisches Wochenblatt 17, 28. Oktober 1886, Nr. 44, S. 539. (books.google.de)

Während sonst ziemlich überall die berühmte Seinestadt dem Modernismus huldigt, weiht sich das Quartier latin einer Gewohnheit von Alters her, die nicht besser als mit dem Worte „Bouquinismus“ bezeichnet werden kann.

Hellwald, Friedrich von: Frankreich, das Land und seine Leute. Leipzig [1887], S. 57. (books.google.de)

In der „gesammten landwirtschaftlichen Ausstellung des Arrondissements von Bazas“ sag ich eine Bienenwohnung, welche einen Korb vorstellen soll. Derselbe ist so primitiv hergestellt, dass der alte Schienenkorb noch raffinierten Modernismus im Vergleich zu demselben verräth.

Der Bienen-Vater aus Böhmen. Organ für Bienenzucht […] 15 (1889), S. 178. (books.google.de)

Jedenfalls vermag sich die modernistisch gestimmte Theologie für ihre laxe Inspirationslehre in keiner Weise auf den HErrn selber zu berufen.

Kölling, Wilhelm: Die Lehre von der Theopneustie. Breslau 1891, S. 15. (books.google.de)

Der Papst beantwortete diese freiheitlichen Regungen im deutschen Katholizismus mit dem Erlaß eines Syllabus und einer Enzyklika , die beide „die Modernisten“ in ihren Bestrebungen verdammen und mit Strafen bedrohen.

Kölnische Zeitung (Morgenblatt), 1. 1. 1908, S. 1. [DWDS]

Bischof Benzler von Metz richtete an die zur Neujahrsgratulation versammelten Geistlichen von Metz eine Ansprache, in der er zunächst seine Freude darüber ausdrückte, daß nach der Versicherung des Wortführers der Versammelten der Geist des Modernismus bei ihnen nicht eingezogen sei: Es ist in der Tat ein großer Trost für mich, zu wissen, daß unser Klerus in der wahren und gesunden Lehre gefestigt ist, und daß jene verderblichen Irrtümer, die, wie Sie bemerkten, die Fundamente des Glaubens untergraben, in unserer Diözese keinen Eingang gefunden haben.

Frankfurter Zeitung (2. Morgenblatt), 3. 1. 1908, S. 1. [DWDS]

Aber das iſt eigentlich tief zu bedauern. Kühn widerſpreche ich hier jener mächtigen Stimme des Hypermodernismus, welche mit fanatiſcher Wucht alles, was nur immer an alte Zeiten erinnern könnte, blindlings niederſchreit.

Badener Zeitung, 12. 5. 1909, Nr. 38, S. 4. (deutschestextarchiv.de)

Es ist verkehrt, wenn die thomistische Theologie, d. i. die gegenwärtige katholische Theologie, sofern sie nicht modernistisch gesinnt ist, noch heute die Naturwissenschaften zur Anerkennung des Wunders zwingen will.

Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 52 (1910), S. 211. (books.google.de)

Wieso kommt es, so fragen wir erstaunt, daß ein guter Katholik von ehedem, und ein solcher war doch Eichendorff gewiß, an so „anstößigen“ Ansichten und Ausführungen wie den obigen kritiklos vorübergehen konnte, ja wie konnte Schwarzenberg, ein treuer Sohn seiner Kirche, so, heute sagen wir, modernistisch denken und schreiben, ohne sofort auf den Index zu kommen?

Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben 80, 1. Juli 1911, Nr. 27, S. 477. (books.google.de)

Schell, Hermann, geb. 1850 in Freiburg i. Br., Prof. d. kathol. Theol. in Würzburg, gest. 1906. Vertreter des Reformkatholizismus (Modernismus), dessen Schriften auf den Index gesetzt wurden. == S. steht im wesentlichen auf scholastischem Boden und ist, obwohl er manche Konzessionen an die Strenge des naturwissenschaftlichen Gesetzesbegriffes und an den Entwicklungsgedanken macht, doch Dualist, Theist, Teleologe.

Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. In: Bertram, Mathias (Hrsg.) Geschichte der Philosophie. Berlin 2000 [1912], S. 23584. [DWDS]

Gegen das konsequentere System des Jesuitismus vermag der »Reformkatholizismus« oder, wie man gegenwärtig sagt, der »Modernismus« auch heute noch nicht aufzukommen.

Vorländer, Karl: Geschichte der Philosophie. In: Geschichte der Philosophie. Berlin 2000 [1913], S. 8390. [DWDS]

Die schwächlichen, unbedeutenden Fragmente eines Schlaf, Dehmel und wie sie alle hießen, die Vergötterung von Nietzsche machten sich fast in jedem Heft breit, und neben dem schlichten deutschen Impressionismus eines Liebermann, Kalckreuth u. a. kam schon die radikale Richtung des französischen Neoimpressionismus und ein schüchterner Expressionismus zur Geltung. Der »Pan« ebnete der Berliner Sezession die Bahn und hat mit dazu beigetragen, die Kluft in der Berliner Künstlerschaft noch zu verstärken, die Einbildung der jungen Künstler, daß sie mit ihrer Ungebundenheit und in ihrer Nachahmung des französischen Modernismus einem neuen Stil, einer neuen Blüte der Kunst zusteuerten, zu steigern.

Bode, Wilhelm von: Mein Leben, 2 Bde. In: Simons, Oliver (Hrsg.) Deutsche Autobiographien 1690–1930. Berlin 2004 [1930], S. 10796. [DWDS]

Der Modernismus der Symbolisten genoß spätantike Substanzen wie ein Stimulans.

Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Tübingen 1993 [1948], S. 396. [DWDS]

Weniger eigenartige, doch „gute Musik“ schreiben Gordon Jacob (Oboen-Konzert) und Eugene Goossens (Concertino), letzterer durchwürzt sie mit „Modernismen“ der zwanziger Jahre, die heute schon nicht mehr verbindlich sind.

Die Zeit, 15. 9. 1949, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

Nur selten wird noch in überzogenem, dann gerade nicht mehr sachlichem Modernismus, in bizarr blinkenden, „gewollten“ Materialien und Formen experimentiert.

Die Zeit, 26. 10. 1950, Nr. 43. [DWDS] (zeit.de)

Wohl hütete sich Bach vor banalen Modernismen, aber es gelang ihm nicht, im Deutschen jene naiv derb-erotische Spannung zu erzeugen, die den Urtext auszeichnet.

Die Zeit, 19. 7. 1951, Nr. 29. [DWDS] (zeit.de)

Die Industrie in Zweckbauten und in der Repräsentation liefert ein Beispiel nach dem anderen für den gelungenen Modernismus der Baukunst.

Die Zeit, 2. 10. 1952, Nr. 40. [DWDS] (zeit.de)

Mit dem Modernismus (Reformkatholizismus) wurde auch der L. verworfen.

Miskotte, K. H.: Herrenmoral. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Berlin 2000 [1959], S. 19668. [DWDS]

Die Sprache strotzt von Modernismen.

Die Zeit, 19. 10. 1962, Nr. 42. [DWDS] (zeit.de)

Es ist ein lustiges, absonderliches, nett aufgemachtes und interessantes Buch, wenn man gutwillig über die zahlreichen Modernismen und die oft verkitschte Affektiertheit hinwegsieht.

Die Zeit, 2. 11. 1962, Nr. 44. [DWDS] (zeit.de)

Der Herzog ist seitdem der Vorkämpfer jener Richtung aristokratischen Selbsterhaltungstriebes, der einen gemäßigten Exhibitionismus nicht verschmäht. Das gibt es auch außerhalb der britischen Inseln; aber bei unverändert aufrecht stehendem Thron wie in England ist solcher Modernismus etwas ganz anderes als in Frankreich oder Deutschland.

Die Zeit, 15. 4. 1966, Nr. 16. [DWDS] (zeit.de)

Ein Cadre ist gut bezahlt, zumindest kreditwürdig, besitzt geschärften Appetit auf gesellschaftliches Ansehen, konventionellen Geschnack, korrigiert durch modernistische gadgets, technische Spielereien.

Die Zeit, 9. 9. 1966, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

Erst kürzlich sind aufschlußreiche, gegen den vatikanischen Antimodernismus und für das Zentrum Stellung beziehende Äußerungen Bethmanns und seines Vertrauten Kurt Riezler bekannt geworden […]: K. Riezler, Tagebücher, Aufsätze, Dokumente, eingeleitet und hrsg. von K. D. Erdmann (Göttingen 1972) 170–174.

N. N.: Die Kirche in der Gegenwart. In: Jedin, Hubert (Hg.) Handbuch der Kirchengeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1971], S. 13566. [DWDS]

Der Kampf allerdings, den Pius X. innerhalb der Kirche mit solcher Leidenschaft führte, der Kampf gegen den »Modernismus«, »war für das Verhältnis dieses Pontifikates zur Habsburgermonarchie nicht von großer Bedeutung« 57. Wohl hatte auch Österreich seinen »Literaturstreit«, gab es Schriftsteller wie Enrica v. Handel-Mazzetti, Wissenschaftler wie Albert Ehrhard und Priester wie Josef Scheicher, den niederösterreichischen Abgeordneten, und Franz Martin Schindler, den Theoretiker der Christlichsozialen Partei, die des »Modernismus« beschuldigt wurden und deswegen Schaden erlitten.

N. N.: Die Kirche in der Gegenwart. In: Jedin, Hubert (Hrsg.): Handbuch der Kirchengeschichte. Berlin 2000 [1971], S. 12345. [DWDS]

Dennoch hat der Kurs Pius’ X. die Kirchenpolitik des Zentrums erheblich belastet. So erschwerte die vatikanische Intransigenz im Modernismusstreit den Einsatz für den Toleranzantrag; insbesondere hatte die Partei in den Parlamenten die heftigen Diskussionen aufzufangen, die durch die Borromäusenzyklika und den Antimodernisteneid hervorgerufen wurden.

N. N.: Die Kirche in der Gegenwart. In: Jedin, Hubert (Hg.) Handbuch der Kirchengeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1971], S. 13559. [DWDS]

Schließlich hielten auch die meisten Gelehrten, unbeirrt von kirchlichen Zensuren in der Modernismuskrise, daran fest, Zeugnis abzulegen für die Wahrheit der katholischen Kirche.

N. N.: Die Kirche in der Gegenwart. In: Jedin, Hubert (Hrsg.): Handbuch der Kirchengeschichte. Berlin 2000 [1971], S. 13592. [DWDS]

Mit alledem sind aber auch wichtige Grenzen gegenüber den modernistischen Kunstrichtungen der imperialistischen Gesellschaft markiert.

Die Zeit, 14. 7. 1972, Nr. 28. [DWDS] (zeit.de)

In anderer Hinsicht zeigt er sich als Modernist: die Töne Cis und Dis im B. der Glockenspiele, für die er schon 1676–1678 eintrat, wurden später allgemein anerkannt.

Rasch, Rudi A.: Blankenburg (Familie). In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Berlin 2001 [1973], S. 8177. [DWDS]

Die Jungkonservativen machen sich die Grunderfahrung der ästhetischen Moderne, die Enthüllung der dezentrierten, von allen Imperativen der Arbeit und der Nützlichkeit befreiten Subjektivität zu eigen – und brechen mit ihr aus der modernen Welt aus. Mit modernistischer Attitüde begründen sie einen unversöhnlichen Antimodernismus.

Die Zeit, 19. 9. 1980, Nr. 39. [DWDS] (zeit.de)

Als dann im 19. Jahrhundert die wirtschaftliche Nachholbewegung einsetzt, bewirkt die Traditionslosigkeit ein seltsames Mißverhältnis. Einerseits ermöglicht sie einen Modernismus, der als ungehemmte Technizität und Effizienzorientierung den ökonomischen Rückstand gegenüber den westlichen Nachbarn rasch in einen Vorsprung verwandelt. Andererseits wuchert in der Traditionsleere ein rückwärtsgewandter romantischer Historismus, der das „goldene Zeitalter“ irgendwo jenseits der für eine bürgerliche Gesellschaft angemessenen Epoche suchen läßt – etwa im Mittelalter.

Die Zeit, 28. 6. 1985, Nr. 27. [DWDS] (zeit.de)

Bis auf einige Modernismen in der Wortwahl („Party“ anstelle von „Gesellschaft“, „überbewertet“ anstelle von „überschätzt“ für „over-rated“) hat er sich streng an die Vorlage gehalten und gleichzeitig für ein gewiß inzwischen aufgeschlosseneres Lesepublikum phantasievolle sprachliche Brücken zum besseren Verständnis für Milnes Absichten gefunden.

Die Zeit, 9. 10. 1987, Nr. 42. [DWDS] (zeit.de)

Seither ist die offiziöse Kunst der BRD eng mit der in den anderen hochentwickelten kapitalist. Ländern, bes. den USA, verflochten und den widersprüchl. Bewegungen im Kunstprozeß gemäß dem Wesen des Modernismus unterworfen (Innovationszwang; Manipulation durch den Kunstmarkt und die Kunstkritik; Pendelschläge zwischen Absage an das Bild und Erweiterung des Kunstbegriffes [Aufhebung des Unterschieds zwischen Kunst und Leben] und Rückkehr zum Bild usw.).

N. N.: Lexikon der Kunst – D. In: Olbrich, Harald (Hrsg.). Lexikon der Kunst. Berlin 2001 [zuerst 1989], S. 6594. [DWDS]

Mit ihrem moderaten Modernismus, mit Ihrer zarten Melancholie in der figürlichen Darstellung gerieten diese Maler und Bildhauer aber auch In der Nachkriegszeit zwischen alle Stühle der Kunstgeschichte, entsprachen sie doch nun nicht dem alles beherrschenden Gegenstandsiosigkeitsdiktat der 50er.

Berliner Zeitung, 12. 7. 1994. [DWDS]

Kindsmüller: „Eine Partei, die eingekeilt ist zwischen Arbeiter-Tradition und Modernismus und dazu kein eigenes Profil entwickelt, schrumpft auf den Bestand der Stammwähler.“

Berliner Zeitung, 26. 9. 1995. [DWDS]

Da das Todesjahr von Leo XIII. (1903), nicht jedoch 1922 (Tod Benedikts XV.) wie in den übrigen vatikanischen Archiven als Endpunkt gewählt wurde, bleiben die Unterlagen zur Modernismuskrise unter Papst Pius X., die seit 1907 die katholische Kirche erschütterte, verschlossen.

Berliner Zeitung, 7. 2. 1998. [DWDS]

Ihre Bibliothek wirkt entrückt und zugänglich zugleich, ist archaischer Ring mit einer üppigen Füllung Hypermodernismus – sie ist ein Haus der großen Prinzipien und entschiedenen Ausnahmen.

Die Zeit, 25. 4. 2002, Nr. 18. [DWDS] (zeit.de)

Dabei sortiert er Schönsprachworte wie „fürwahr“, „Rebensaft“, „Jammer“ neben Modernismen wie „Lebensversicherung“, „Bassboxen“, „Müsli“.

Berliner Zeitung, 21. 9. 2004. [DWDS]

Er bezieht sich auf zwei Symbolfiguren: auf Benedikt XV., das war ein Papst unmittelbar nach dem Modernismusstreit unter Pius X.

Berliner Zeitung, 21. 4. 2005. [DWDS]