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Moderne

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Ende des 19. Jahrhunderts als Substantivierung des Adjektivs modern in Bezug auf die Literatur des Naturalismus gebildet, wird Moderne schnell auch auf andere Künste übertragen. Gegenwärtig kann das Wort sowohl Literatur und Künste der Jahrhundertwende als auch (zeitgenössische) Literatur- und Kunstströmungen des 20. und 21. Jahrhunderts bezeichnen. Daneben steht bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die gesellschaftliche Bedeutungslinie, in der die Moderne entweder ein nicht genauer festgelegtes, im Gegensatz zu einer älteren Epoche gedachtes Zeitalter oder aber speziell das (westliche) Zeitalter seit der französischen Revolution bezeichnet.

Wortgeschichte

Literarische und künstlerische Moderne

Das Wort Moderne1), das überwiegend im Singular und mit bestimmtem Artikel steht, ist seit Ende des 19. Jahrhunderts im Deutschen belegt (1895). Die spezifische Verwendung in Bezug auf die damals zeitgenössische Literatur des Naturalismus geht wohl auf die Freie litterarische Vereinigung Durch zurück (1886) und wird durch Hermann Bahr befördert (vgl. 10Paul, 669). Vorbereitet wird die Substantivierung des Adjektivs modernWGd möglicherweise durch die semantisch allerdings weiter gefasste Wortverbindung moderne Literatur, die seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert belegt ist (1793, 1840a, 1885). Zudem sind die Substantivierungen das Moderne (1798, 1842) sowie die Modernen (1800, 1827) mindestens seit Ende des 18. Jahrhunderts bezeugt.

Zunächst in Bezug auf die Literatur des Naturalismus gebildet, wird das Wort schnell auch auf andere zeitgenössische Künste übertragen (1905, 1900a). Im Verlauf des 20. Jahrhundert kann es noch jene Literatur- und Kunstrichtung der Jahrhundertwende im Besonderen bezeichnen (1959), im Laufe der Zeit ist aber eine allgemeinere, auf gegenwärtige Strömungen in Literatur und Kunst im Allgemeinen bezogene Verwendung daneben getreten, in der Moderne relativ unspezifisch auch andere und auch spätere Kunst- und Architekturströmungen umfassen kann (1972b, 1980c, 1988). Mitte des 20. Jahrhunderts entsteht zudem die feste Wortverbindung klassische Moderne, die eine spezifische Phase der (literarischen und künstlerischen) Moderne, genauer die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, bezeichnet (1960, 1970, 1973, 1980b, 1999b).

Gesellschaftliche Moderne

Nicht nur auf andere Künste, auch auf die Gesellschaft im Allgemeinen bzw. den Stand der gesellschaftlichen Entwicklung wird das Wort Moderne nur kurze Zeit nach seiner Bildung übertragen (1900b, 1902, 1903). Auch für die gesellschaftliche Bedeutungslinie kann die Annahme formuliert werden, dass die Verbindung moderne Zeiten oder moderne Gesellschaft hier einen gewissen Vorläuferstatus haben. Moderne Zeiten ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts belegt (1761, 1778, 1790; vgl. allerdings auch den Beleg 1705, in dem modern gleichwohl typographisch noch als Fremdwort gekennzeichnet wird; es scheint sich hier um eine Spontanbildung zu handeln), moderne Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert (1840b, 1848). In den 1920er Jahren ist das Wort auch in der Sprache der Soziologie belegt (1929). Insgesamt überwiegen aber in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Bezeugungen, in denen Moderne in Bezug auf Literatur und Künste verwendet wird.

In Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen kann das Substantiv dann sowohl in einem weiteren, die jeweilige Epoche lediglich als Gegensatz zu einer älteren Epoche denkenden Sinn verwendet werden; häufiger begegnet diese eher unspezifische Verwendung in Konstellationen, in denen Moderne als Gegensatz zu Antike gedacht wird (1948b, 1948a). Daneben stehen spätestens aber seit Mitte des 20. Jahrhunderts Belege, in denen Moderne spezifischer das Zeitalter nach der europäischen Aufklärung (1981a) und der Französischen Revolution bezeichnet (1946, 2001). In dieser semantischen Linie trägt Moderne Bedeutungsaspekte wie Fortschritt (1950, 1980a), Industrialisierung und Verstädterung (1950, 2011), Säkularisierung (1981b, 2008) sowie eine gegenüber der Vormoderne veränderte Gesellschaftsstruktur (1999a). Es ist vornehmlich diese Verwendung, die für die Soziologie und in den Geisteswissenschaften in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts relevant wird (1981c, 1983, 1996, 2009).

Bedeutungsaspekte des Raums und der Zeit

Die beiden Bedeutungslinien teilen gemeinsame semantische Aspekte. Das gilt zum einen mit Blick auf die räumlichen Konnotationen des Wortes: In der Regel ist mit Moderne, sei es als gesellschaftliche, sei es als literarisch-künstlerische Epoche, eine Phase gemeint, die der westlichen Welt zugeordnet wird. Das manifestiert sich nicht zuletzt in der Kollokation europäische Moderne, die in Bezug auf beide Bedeutungen begegnet (1948c, 1994). Die Bezogenheit auf eine spezifisch europäische bzw. westliche Entwicklung liegt mehr oder weniger offensichtlich in der Regel auch Verwendungen des Wortes in Zusammenhang mit außereuropäischen Gebieten zugrunde, insofern hier die europäische gesellschaftliche oder kulturelle Moderne gewissermaßen zum Modell wird (1972a, 2000, 2013; vgl. hierzu auch ModernisierungWGd).

Des Weiteren tritt in den unterschiedlichen zeitlichen Horizonten, die den Verwendungen in beiden Bedeutungslinien zu eigen ist, eine doppelte Zeitbezogenheit zu Tage, die dem Substantiv eingeschrieben ist: Es kann sowohl im Sinne einer Epochenbezeichnung für eine spezifische, einmal erreichte Epoche (1998) als auch in Bezug auf einen sich dauerhaft immer wieder erneuernden Zustand verwendet werden (1947; vgl. hierzu detailliert auch GG 4, 110 und 114, hier zum Adjektiv modern als Prädikat für eine transitorisch erfahrenen Gegenwart).

Wortbildungen

Zu den Wortbildungen zum Substantiv Moderne gehören eine ganze Reihe an Komposita, angefangen bei VormoderneWGd über Anti-WGd GegenmoderneWGd und SpätmoderneWGd bis hin zu Post-WGd undNachmoderneWGd.

Anmerkungen

1) Insbesondere aus begriffsgeschichtlicher Perspektive ist das Wort Moderne umfänglich behandelt worden; vgl. nur GG 4, 93–131; Hans-Ulrich Gumbrecht gibt hier zudem auch einen Überblick über die Forschung (GG 4, 93–94).

Literatur

GG Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Hrsg. von Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck. Bd. 1–8. Stuttgart 1972–1997.

10Paul Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. 10., überarbeitete u. erweiterte Aufl. von Helmut Henne, Heidrun Kämper und Georg Objartel. Tübingen 2002.

Belegauswahl

Meistentheils ist dieses Werck auff die Modernen Zeiten gerichtet.

Hübner, C[hristian] E.: Zulängliche Nachricht/ Von denen Berühmtesten und Nöhtigsten HISTORICIS CHRONOLOGICIS Und GEOGRAPHIS […]. Hamburg 1705, S. 175. (books.google.de)

Bei der Lectüre dieser Schriften fühlt man sich von dem echten naturwissenschaftlichen Geist angeheimelt, der schon an unsere modernen Zeiten erinnert und gewaltig absticht gegen die bodenlosen Discussionen der meisten botanischen Schriften jener verflossenen Zeiten.

Kölreuter, Joseph Gottlieb: Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen und Beobachtungen. Leipzig 1761, S. 264. (books.google.de)

Gleichwol glückte es dem Herrn Basedow, daß dieselbe von seinen Anhängern in vielen, so wohl politischen als gelehrten Blättern als ein vollkommenes Muster einer guten Schule, als eine wahre Wohlthat für das ganze menschliche Geschlchet über alle Gebühr der Welt angepriesen und angerühmet, auch von sehr vielen dafür angenommen wurde; aus Ursachen, die man in der Beschaffenheit unserer heutigen Religionsverfassung wie auch in unseren reformationssüchtigen und modernen Zeiten leicht finden kann.

N. N.: Anhaltische kritische Bibliothek. Erster Theil. Wittenberg/Zerbst 1778, S. 110. (books.google.de)

Wem ist nicht bekannt, wie viel unseelige Produkte eine zügellose Phantasie in modernen Zeiten hervorgebracht hat?

N. N.: Übersicht der Geschichte der Denkmäler bey Älteren und Neueren Völkerschaften. In: Moritz, Karl Philipp/Hirt, A. (Hrsg.): Italien und Deutschland in Rücksicht auf Sitten, Gebräuche, Litteratur und Kunst. Eine Zeitschrift. Drittes Stück. Berlin 1790, S. 3–26, hier S. 8. (books.google.de)

Es ist einem so lichten Jahrhunderte, wie das unsrige seyn soll, welches dazu eine Menge kostbarer Kenntnisse besitzen will, nicht zur Ehre, daß die feine moderne Literatur uns gleichsam genöthiget hat, eine so merkliche Zeit als die Lesung dieses voluminösen Wustes erfordert, unnütz aufzuopfern.

Marchetti, D. Johann: Kritik über die Geschichte und Abhandlungen des Herrn Abts Fleury; mit einem Anhange über dessen Fortsetzer. Zweyter Theil, welcher sonderheitliche Anmerkungen enthält. Augsburg 1789. In: Gesammelte Schriften unserer Zeiten zur Vertheidigung der Religion und Wahrheit. Bd. 14. Augsburg 1793, S. 428. (books.google.de)

Um aus den Alten ins Moderne vollkommen uͤbersetzen zu koͤnnen, muͤßte der Übersetzer desselben so maͤchtig seyn, daß er allenfalls alles Moderne machen koͤnnte; zugleich aber das Antike so verstehn, daß ers nicht bloß nachmachen, sondern allenfalls wiederschaffen koͤnnte.

Schlegel, August Wilhelm von/Schlegel, Friedrich von: Athenaeum. Hrsg. von Friedrich von Schlegel und August Wilhelm von Schlegel. Bd. 1 (1798), S. Athenaeum, hier S. 121. (deutschestextarchiv.de)

Die galanten Passionen, denen man in den Dichtungen der Modernen, wie Diderot im Fatalisten so lustig klagt, von dem Epigramm bis zur Tragoͤdie nirgends entgehn kann, sind dabey grade das wenigste, oder vielmehr sie sind nicht einmal der aͤußre Buchstabe jenes Geistes, nach Gelegenheit auch wohl gar nichts oder etwas sehr unliebliches und liebloses.

Schlegel, August Wilhelm von/Schlegel, Friedrich von: Athenaeum. Hrsg. von August Wilhelm von Schlegel und Friedrich von Schlegel. Bd. 3 (1800), S. Athenaeum, hier S. 120. (deutschestextarchiv.de)

Es liegt nicht in meiner Aufgabe, hier die Frage zu erledigen, ob die Sprache an ſich ſelbſt durch jene Willkuͤhr der Wortbedeutungen, in welcher die Modernen ſich zu gefallen ſcheinen, irgend etwas gewinne, oder umgekehrt von ihrer urſpruͤnglichen Klarheit einbuͤße, wie ſie mehr und mehr von den Bildern und Anſchauungen ſich entfernt, welche der Bezeichnung ſelbſt der abſtracteſten Begriffe zum Grunde liegen.

Rumohr, Carl Friedrich von: Italienische Forschungen. Erster Theil. Berlin/Stettin 1827, S. 39. (deutschestextarchiv.de)

„Von jener ersten Epoche der (modernen) Poesie an steht der Einfluß Frankreichs entschieden begründet fest, und wenn dann und wann ein anderer Einfluß dem seinigen das Gleichgewicht hält oder ihn aufwiegt, so erhebt es sich plötzlich wieder mit neuer Kraft und mit einer Autorität, die man nicht mehr anficht. […]Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert breitete sich die französische Poesie an allen (?) Höfen aus, erschütterte alle Geister (?); im siebenzehnten und achtzehnten herrschte sie über ganz Europa.

Allgemeine Zeitung, 2. Mai 1840, Nr. 123, S. 981. (deutschestextarchiv.de)

Hier ist classischer Boden moderner Gesellschaft; die Gliederung dieser Gesellschaft aber spricht sich in andern Momenten aus: Geist, Bildung, Reichthum, Industrie.

Allgemeine Zeitung, 14. Mai 1840, Nr. 135, S. 1075. (deutschestextarchiv.de)

Wir brauchen nur das Alterthum zu schildern und werden von dem Unterschiede leicht auf das Moderne schließen können.

Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. Ihre Schicksale, ihre Tendenzen, ihre großen Charaktere. Bd. 1. 2. unveränderte Ausgabe. Pforzheim 1842, S. 155. (deutschestextarchiv.de)

Die socialistischen Bourgeois wollen die Lebensbedingungen der modernen Gesellschaft ohne die nothwendig daraus hervorgehenden Kämpfe und Gefahren.

Marx, Karl/Engels, Friedrich: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848, S. 20. (deutschestextarchiv.de)

Das Schwergewicht des Interesse fiel bei dem theilnehmenden Publicum, wie leicht begreiflich, auf solche Fächer wie Kunstgeschichte und gelegentlich auch auf moderne Literatur, – immer aber auf solche Dinge, die den weiblichen Kreisen in ihrem bisherigen Bildungsgange bereits nahe gerückt waren.

Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2., verbesserte und mit Gesichtspunkten für Selbstausbildung und Selbststudium erweiterte Aufl. Leipzig 1885, S. 30. (deutschestextarchiv.de)

Unser höchstes Kunstideal ist nicht mehr die Antike, sondern die Moderne.

Das Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes. Wochenschrift der Weltlitteratur 55, 18. 12. 1886, Nr. 51, S. 810. (hathitrust.org)

Das Antike kann demnach sehr wohl als Kunstprinzip hingestellt werden („gleich einem gewissen Adel unter den Schriftstellern“ sagt Kant). Jm Gegensatz dazu aber von einem modernen Prinzip der Kunst („der Moderne“) reden zu wollen, ist so abgeschmackt wie verkehrt.

Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart 1895, S. 16. (deutschestextarchiv.de)

Wir stehen im Zeichen der Romantik, und so schreibt man ihr selbstverständlich alle Verdienste um die Entwicklung der Kunst zu, soll sie der nach Abschluß der Bach’schen und Händel’schen Epoche verweltlichten Musik doch viel mehr Inhalt und viel bedeutsamere Formen gegeben haben, als etwa ein Klassiker wie Beethoven, dessen Neunte durch die Vortragsweise unsrer „Moderne“ erst wieder salonfähig gemacht werden mußte.

Allgemeine Zeitung, 31. 3. 1900, Nr. 88, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)

Die hyperfeine Civiliſation der Moderne ſcheint ſich drüben am Stillen Ocean ein gemüthliches Café chantant errichten zu wollen, wo die Tugendſame hofft, von den Opfern moderner Geſittung und Enthaltſamkeit ſich unbemerkt erholen zu können.

Reichspost, 26. 7. 1900, Nr. 168, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)

»Ich bin jung… Ich bin aufgewachsen in der gährenden Atmosphäre, in dem Sturm der ‚Moderne‘ … Freilich wehte mich dieser Sturm zumeist nur aus Büchern und Zeitungen an, – denn die Menschen, mit denen wir verkehren, die leben noch so sehr in den alten Anschauungen und Gewohnheiten, die wissen gar nicht, daß die Welt sich bewegt. […]«

Suttner, Bertha von: Martha’s Kinder. In: Deutsche Literatur von Frauen. Berlin 2001 [1902], S. 69532. [DWDS]

Die Einbildung einer angeblich unfehlbaren politischen Moderne verdammt zwar unsere Weigerung, unsere Kräfte für niemals bedankte Einmischung in fremdnationale Geschichte zu gebrauchen.

Die Welt, 24. 8. 1903, S. 12. [DWDS]

Zunächst wohl daher, daß die japanische Kunst in erster Linie eine Kunst der Technik ist, keine Kunst eines unablässig dichterisch schaffenden Volkswillens; auch die Kunst der Moderne, durch die französische Malerei geführt, hat zunächst technische Ambitionen.

Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 4. 3. 1905, S. 2. [DWDS]

Soziologisch gesehen ist im Gegensatz zur mittelalterlichen Situation für die Moderne entscheidend, daß dieses Monopol der kirchlichen Weltinterpretation, das die Priesterschicht innehatte, gebrochen und daß an Stelle einer geschlossenen und durchorganisierten Intellektuellenschicht eine freie Intelligenz entstanden ist.

Mannheim, Karl: Ideologie und Utopie. Frankfurt a. M. 1985 [1929], S. 12. [DWDS]

Saint-Just, einer der Väter der Großen Französischen Revolution von 1789, auf der die Moderne beruht, berauschte sich an den „Tugenden“ des alten Roms.

Die Zeit, 5. 9. 1946, Nr. 29. [DWDS] (zeit.de)

Nun wollen wir aber in einem anderen Sinne von der einmaligen, historischen „Neuzeit“ die „Moderne“ unterscheiden. Unter der Moderne verstehen wir hier nicht das Ein-für-allemal-Neue, sondern das Jeweils-Neue, das Schon- oder Noch-Moderne, also nicht ein Zeitalter, sondern eine Zeitlage.

Heimpel, Hermann: Über die Epochen der mittelalterlichen Geschichte. In: Ders.: Der Mensch in seiner Gegenwart. Göttingen 1957 [1947], S. 45. [DWDS]

Die europäische Welt besteht aus Antike und Moderne, aus der völlig alle Stufen von den Primitiven bis zur Überkultur und Selbstauflösung durchlaufenden alten Welt und aus der mit den romanisch-germanischen Völkern seit Karl dem Großen einsetzenden und gleichfalls ihre Stufen durchlaufenden neuen Welt.

Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Tübingen: Francke 1993 [1948], S. 29. [DWDS]

Wir meinen Gassendi, den Wegbereiter des modernen Atomismus, und seine Gefolgsmänner. Und damit schließt sich wieder einer der vielen Bogen, die Antike und Moderne zusammenhalten.

Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie. Bd. 1: Altertum und Mittelalter. In: Mathias Bertram (Hrsg.): Geschichte der Philosophie. Berlin 2000 [1948], S. 9141. [DWDS]

In den großartigen Werken um 1912 hat Kirchner aus diesen Quellen jene nervösen, ekstatischen, zu einem splissigen Ornament geordneten Figurenbilder geschaffen, die der wesentlichste deutsche Beitrag zur europäischen Moderne bleiben werden.

Die Zeit, 30. 12. 1948, Nr. 53. [DWDS] (zeit.de)

In ihnen spiegelt sich aber auch der Geist der Moderne. Und so steht vor uns das Bild einer jungen, vitalen Großstadt und eine vom Geist des Fortschritts beherrschte Bevölkerung mit weltstädtischen Ambitionen.

Die Zeit, 8. 6. 1950, Nr. 23. [DWDS] (zeit.de)

Mit Grillparzer unterfing sich Österreich, Goethe und Schiller einen ebenbürtigen Klassiker an die Seite zu schieben; Nestroy bürgerte sich in Deutschland fast so schwer ein wie Fritz Reuter in Österreich; Stifter – aber man liest heute Stifter kaum, sprechen wir drum gleich von der Moderne, das heißt von dem, was um 1900 Moderne hieß, von Jung-Wien, von der Wiener Literatur, die eine Hälfte der Berliner Literatur wurde und zu einem Drittel aus Prag und Budapest kam.

Die Zeit, 11. 12. 1959, Nr. 50. [DWDS] (zeit.de)

Man findet heutzutage weder eine solche geschlossene Sammlung von Spitzenwerken der klassischen Moderne auf der Straße noch die dafür erforderlichen zehn Millionen.

Die Zeit, 12. 2. 1960, Nr. 07. [DWDS] (zeit.de)

Vorwiegend klassische Moderne, Klee, Mondrian, Macke, Jawlensky, Bilder von Nolde, Ben Nicholsen, Kollagen und Zeichnungen von Max Ernst.

Die Zeit, 5. 6. 1970, Nr. 23. [DWDS] (zeit.de)

Aber auch die anderen am Rande der Südsee und in Afrika, die auf ihrer Bewußtseinsstufe noch weit von der Moderne entfernt sind, wollten – – in einer Weise, die ihrem mythologischen Weltbild gemäß ist – an dem Reichtum teilhaben.

Die Zeit, 4. 2. 1972, Nr. 05. [DWDS] (zeit.de)

Indem ich Heissenbüttels historische Motive aufnehme, bin ich fast versucht, zu glauben, daß unsere Moderne mit Futurismus und Dada begann und daß wir heute in einer zweiten Etappe der Moderne leben, die wenige Jahre nach Kriegsende (solange es uns allen an den Kragen ging, wollten wir den sinnstiftenden Inhalten der Literatur durchaus nicht entsagen) mit den neuen technologischen Möglichkeiten des Tonbands und der Medien, in der konkreten Musik, der Erneuerung der phonetischen Poesie und dem neuen Hörspiel ihren Anfang nahm.

Die Zeit, 28. 4. 1972, Nr. 17. [DWDS] (zeit.de)

1910 war das Bild in Essen ausgestellt, wurde von einem Schweizer erworben und ist bis heute in der gleichen Sammlung geblieben. Gut vertreten ist, neben der obligaten klassischen Moderne, die Kunst der zwanziger Jahre.

Die Zeit, 27. 4. 1973, Nr. 18. [DWDS] (zeit.de)

Zugleich aber werden die Leitbegriffe der Moderne wieder auf Hochglanz geputzt. Fortschritt, Technik, Leistung und Wachstum strahlen chromblitzend und ohne Schatten.

Die Zeit, 4. 1. 1980, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)

Langsam kristallisierten sich dann zwei Schwerpunkte heraus: die klassische Moderne, in der Hauptsache Expressionismus[,] und Kunst der Gegenwart. Auf der einen Seite also Heckel, Schlemmer, Nolde, Schmidt-Rottluft, Jawlensky und Otto Müller, auf der anderen Beuys, Wewerka, Anatol, Dieter Stöver, Hannsjörg Voth, Jürgen Brodwolf.

Die Zeit, 22. 2. 1980, Nr. 09. [DWDS] (zeit.de)

Der Amerikaner Charles Jencks nannte die ganze, aus vielen Nebenflüssen gespeiste pluralistische Strömung „Postmodernismus“. Gemeint ist damit die Architektur, die auf die „Moderne“ der ersten, durch Namen wie Gropius und Rietveldt, Mies van der Rohe und Le Corbusier gekennzeichneten Jahrhunderthälfte folgt und den funktional begründeten Gestaltungskanon trotzig ignoriert.

Die Zeit, 1. 8. 1980, Nr. 32. [DWDS] (zeit.de)

Aber nach wie vor scheiden sich die Geister daran, ob sie an den Intentionen der Aufklärung, wie gebrochen auch immer, festhalten, oder ob sie das Projekt der Moderne verloren geben, ob sie zum Beispiel die kognitiven Potentiale, soweit sie nicht in technischen Fortschritt, ökonomisches Wachstum und rationale Verwaltung einfließen, in den Enklaven ihrer Hochform so eingedämmt sehen wollen, daß davon eine auf erblindete Traditionen verwiesene Lebenspraxis unberührt bleiben kann.

Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns – Bd. 2. Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Frankfurt a. M. 1981, S. 482. [DWDS]

Was die Moderne anbetrifft, so hält Parsons lediglich daran fest, neue Niveaus der Systemdifferenzierung, und die entsprechend wachsende Systemautonomie, mit Stichworten wie institutioneller Individualismus und Säkularisierung an das Selbstverständnis der modernen Kultur anzuschließen und im Sinne Webers auch als erweiterte Institutionalisierung von wert-, norm- und zweckrationalen Handlungsorientierungen zu deuten.

Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns – Bd. 2. Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Frankfurt a. M. 1981, S. 422. [DWDS]

[E]s geht zunächst um einen Begriff der kommunikativen Rationalität, der hinreichend skeptisch entwickelt wird und doch den kognitiv-instrumentellen Verkürzungen der Vernunft widersteht; sodann um ein zweistufiges Konzept der Gesellschaft, welches die Paradigmen Lebenswelt und System auf eine nicht nur rhetorische Weise verknüpft; und schließlich um eine Theorie der Moderne, die den Typus der heute immer sichtbarer hervortretenden Sozialpathologien mit der Annahme erklärt, daß die kommunikativ strukturierten Lebensbereiche den Imperativen verselbständigter, formal organisierter Handlungssysteme unterworfen werden.

Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns – Bd. 1. Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung. Frankfurt a. M. 1981, S. 8. [DWDS]

Unter großen Kritikleistungen der Moderne klaffen überall Wunden: die Wunde Rousseau, die Wunde Schelling, die Wunde Heine, die Wunde Marx, die Wunde Kierkegaard, die Wunde Nietzsche, die Wunde Spengler, die Wunde Heidegger, die Wunde Theodor Lessing, die Wunde Freud, die Wunde Adorno.

Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 1. Frankfurt 1983, S. 25. [DWDS]

Und gerade diese, nicht immer auf solidem Boden stehenden Künstlersagen sind Gegenstand von O’ Dohertys neugierig nachfragenden, Zeit- und Kunstgeschichte einblendenden Texten. Die dabei entstandene, nie langweilige Analyse der Moderne spannt den Bogen von Hoppers individuellem Realismus zum konservativen Naturalismus Wyeths, vom Action Painting Pollocks zur Pop Art Rauschenbergs, vom Kubismus Davis’ hin zur Monochromie Rothkos und von De Koonings expressiver Malerei zu Cornells „europäischen Schaukästen“ (Dingcollagen).

Die Zeit, 9. 12. 1988, Nr. 50. [DWDS] (zeit.de)

Denn in der sozialistischen Verheißung, „Gleichheit, Freiheit und Frieden in Vollkommenheit" zu stiften, sieht er nicht nur die selbstevidente Logik der europäischen Moderne wirken, die sich dem Fortschrittsgedanken verschrieb.

Die Zeit, 7. 10. 1994, Nr. 41. [DWDS] (zeit.de)

Latour rekonstruiert zunächst das, was er die „Verfassung“ der Moderne nennt.

Der Tagesspiegel, 11. 5. 1996. [DWDS]

Wer die Epochenschwelle der Moderne um 1800 ansetzt, die Industrialisierung, die Französische Revolution und die Verbürgerlichung einbezieht, wird meist auch deren Vorgeschichte im aufklärerischen Fin de siècle der Feudalwelt nicht vernachlässigen.

Berliner Zeitung, 6. 10. 1998. [DWDS]

Damit sind wir in der Welt der Moderne und der Welt des Bürgertums angekommen.

Schwanitz, Dietrich: Bildung. Frankfurt a. M. 1999, S. 228. [DWDS]

Beide Quellen waren den jungen Autoren in der DDR weitgehend versperrt; von der klassischen Moderne vor 1933 waren ihnen die formal konservativeren Schriftsteller, Brecht und Thomas Mann zugänglich, „dekadente“ Autoren wie Kafka, Musil, Joyce und Proust dagegen erst spät und unter Schwierigkeiten.

Berliner Zeitung, 23. 1. 1999. [DWDS]

Die Moderne nach dem Vorbild des Bauhauses ist in China – anders als heute im Westen – ungebrochen.

Berliner Zeitung, 14. 6. 2000. [DWDS]

Und doch ist es ein Akt der Untreue, Warhols Werk heilig zu sprechen und einer alten Wahrheitsästhetik anzuschließen – oder ihn, wie Peter-Klaus Schuster es in seinem Katalogbeitrag versucht, wortreich zu enthistorisieren, um ihn dann durch die goldene Mitte als Goya unserer Zeit wiederzubegrüßen – gewissermaßen als Zeugen der Anklage gegen eine wesensmäßig gewalttätige Moderne, die seit 1789 nichts unterlässt, um die Welt mit Schrecken zu überziehen.

Die Zeit, 11. 10. 2001, Nr. 42. [DWDS] (zeit.de)

Wer dieses Land, seine Gesellschaft und Politik verstehen will, sollte tunlichst den europäischen Merksatz vergessen, dem zufolge Moderne und Säkularisierung zwei Seiten derselben Entwicklung sind.

Die Zeit, 30. 10. 2008, Nr. 45. [DWDS] (zeit.de)

Hartmut Rosa ist Professor für Soziologie an der Universität Jena und Autor der bedeutenden Studie »Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne«[.]

Die Zeit, 25. 6. 2009, Nr. 27. [DWDS] (zeit.de)

Amerika und Europa haben zwar beide den gleichen Pfad in die Moderne eingeschlagen – bestimmt von Industrialisierung, Urbanisierung, Konsumismus und Demokratisierung.

Die Zeit, 24. 2. 2011, Nr. 09. [DWDS] (zeit.de)

Während Asien sich in die Moderne aufgemacht hatte, schien Afrika wie gelähmt.

Die Zeit, 27. 3. 2013, Nr. 14. [DWDS] (zeit.de)