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sozial

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Sozial wird über das gleichbedeutende französische social aus dem lateinischen sociālis die Gesellschaft betreffend, gesellschaftlich, gesellig ins Deutsche entlehnt. Bereits seit den 1760er Jahren tritt das Wort in französischer Schreibung in Zusammenhang mit Rousseaus Werk Du contrat social (1762) auf. Ende des 18. Jahrhunderts sind Verwendungen von sozial als eigenständiges Wort in Bezug auf die Tierwelt und den Menschen auch abseits von Rousseaus Wortverwendung bezeugt. Endgültig setzt sich das Wort erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Deutschen durch. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts löst die deutsche Schreibweise sozial das ältere social ab. Seither hat sozial ein breites Bedeutungsspektrum ausgebildet, das sich zwischen Gesellschafts-, Geselligkeits- und Gerechtigkeitsbezug bewegt. Einmal etabliert, wird sozial zu einem ungemein produktiven Wort und bildet zahlreiche Komposita, feste Wortverbindungen und Antonyme aus.

Wortgeschichte

Vom contrat social zu sozial. Entlehnung aus dem Französischen

Das Wort sozial wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus dem Französischen ins Deutsche entlehnt. Eigentlich gibt es im Deutschen zu diesem Zeitpunkt bereits ein Wort, das auf Formen menschlichen Zusammenlebens referiert: Das Adjektiv gesellschaftlich ist bereits seit dem 17. Jahrhundert bezeugt (1674). Und so bucht Campe in seinem Verdeutschungswörterbuch social denn auch mit der Bedeutung gesellschaftlich – und dem Verweis Rousseau’s gesellschaftlicher Vertrag, Contract social. Socialrecht (jus sociale) das Gesellschaftsrecht (2Campe Verdeutschung, 558). Dies ist zugleich die erste lexikographische Erfassung des Wortes sozial im Deutschen (vgl. auch Geck 1963, 26).

Campes Buchung ist symptomatisch für die Entlehnungsgeschichte und frühe Verwendung des Wortes, das Ende des 18. Jahrhunderts über das gleichbedeutende französische social1) aus dem lateinischen sociālis die Gesellschaft betreffend, gesellschaftlich, gesellig; ehelich; die Bundesgenossen betreffend ins Deutsche übernommen wird (vgl. 1DFWB 4, 288–293). Zunächst tritt social in deutschsprachigen Texten in direkten Bezugnahmen auf den Titel von Rousseaus 1762 erstmals publizierte Schrift Du contrat social auf (1768, 1795). Die Bedeutung das (durch Vertrag geregelte) Zusammenleben der Menschen in Staat und Gesellschaft betreffend hat hier ihre Wurzeln. Stärker als das im Deutschen ältere gesellschaftlich ist social bzw. später sozial in der gesellschaftlichen Bedeutungslinie damit von Anfang an auf die Gesellschaft als abstrakte Größe bezogen – eine Vorstellung, die wissenshistorisch allererst um 1800 entsteht und sich sprachgeschichtlich in der Ausbildung des Abstraktums die Gesellschaft manifestiert. Bezeichnend für frühe Bezeugungen von social im Kontext des Rousseauschen Gesellschaftsvertrags ist allerdings gerade die Verwendung noch in der französischen Verbindung contrat social, die unmittelbar den Titel des Rousseauschen Werks zitiert. Deutschsprachige Adressierungen des Rousseauschen Textes nutzen andere Wörter wie beispielsweise gesellschaftlich, Gesellschaftsvertrag oder Urvertrag (vgl. exemplarisch 1817). Im Deutschen wird im Übrigen bis heute vom Rousseauschen Gesellschaftsvertrag (1956a, 2007) gesprochen.

Etablierung im Deutschen

Die Abbildung zeigt die DWDS-Wortverlaufskurve zu sozial.

Abb. 1: DWDS-Wortverlaufskurve zu sozial

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Auch wenn im Deutschen also zunächst noch eher das ältere Wort gesellschaftlich verwendet wird, ist sozial doch auch unabhängig von Rousseaus Wortverwendung bereits am Ende des 18. Jahrhunderts sowohl mit Bezug auf die Tierwelt (1779) als auch mit auf den Menschen bezogen Verwendungen (1797) als eigenständiges Wort bezeugt. Endgültig etabliert es sich dennoch erst in den nachfolgenden Jahrzehnten im Sprachgebrauch (vgl. Geck 1963, 33, der eine zweite Phase des Einsickerns des Wortes in die deutsche Sprache in den 1830er und 1840er Jahren beobachtet). In den darauffolgenden Jahrzehnten steigt die Bezeugungsfrequenz jedenfalls kontinuierlich an (Abb. 1), und in der Mitte des Jahrhunderts beobachten die Zeitgenossen gar, dass sozial zu einem Modewort geworden sei (1856). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist in den DWDS Referenzkorpora zudem die eingedeutschte Schreibung sozial bezeugt (1848e), die die ältere Schreibung social nun sukzessive ablöst. Nicht zuletzt entstehen zu dieser Zeit mit antisozialWGd und unsozialWGd erste Antonyme (1824, 1818) sowie eine ganze Reihe von Komposita und Wortverbindungen (vgl. unten den entsprechenden Abschnitt Ein äußerst produktives Wort), von denen zahlreiche im Verlauf des 19. Jahrhunderts Schlagwortcharakter erhalten – man denke etwa an soziale Frage.

Zwischen Gesellschafts-, Geselligkeits- und Gerechtigkeitsbezug. Bedeutungsspektrum

Insgesamt ist das Bedeutungsspektrum von sozial seit seiner Entlehnung – um an dieser Stelle einen Gemeinplatz der Forschung zu bemühen (vgl. Zimmermann 1948, 175; Geck 1963, 44) – ebenso breit wie diffus und unterliegt einem beständigen Wandel. Sowohl das Bedeutungsspektrum als auch die zu bestimmten Zeiten mit dem Wort verbundenen Konnotationen können an dieser Stelle daher lediglich schlaglichthaft beleuchtet werden.

Das Bedeutungsspektrum, das auf Wörterbuchebene zuletzt vom Deutschen Fremdwörterbuch ausführlich aufgearbeitet worden ist, lässt sich am ehesten über eine Verortung innerhalb des Spannungsfeldes von Gesellschaft und Geselligkeit, in neuester Zeit auch Gerechtigkeit, beschreiben, wie das Belegmaterial verdeutlicht:

Diese [Romane] nennen wir social. Dies fremde, nunmehr bei uns eingebürgerte Wort begreift zweierlei Deutsche in sich, die Geselligkeit und Gesellschaftlichkeit. Das Gesellige ist die Neigung des Menschen zum Verkehr mit andern; das Gesellschaftliche ist die Art und Weise des geselligen Zusammenhangs. [1856]

Bezeugungen im Kontext des Rousseauschen Du contrat social (1768, 1887) sind mit der die Bedeutung das (durch Vertrag geregelte) Zusammenleben der Menschen in Staat und Gesellschaft betreffend die wohl abstrakteste Verwendungsweise des Wortes; diese Verwendungen sind auf das Abstraktum die Gesellschaft zurückzuführen. In Bezug auf die Gesellschaft steht daneben die Bedeutung die ökonomische und politische Struktur einer gegebenen Gesellschaft betreffend (1848f).

Daneben kann sozial auch – hier auf Geselligkeit zurückzuführen und insofern gesellschaftlich in seinen frühen, auf Geselligkeit und die gute Gesellschaft referierenden Bedeutungen nahe – die gesellschaftliche Stellung des Menschen betreffend, auf ihr beruhend (1840d) bedeuten. Auch hinter der Verbindung der Mensch als soziales Wesen (1967) steht die Vorstellung von Geselligkeit. Schließlich kann sozial bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert in Bezug auf die Tierwelt die Bedeutung gesellig, im Sozialverbund lebend (1779) annehmen.

Erst im 20. Jahrhundert entstehen die Bedeutungen dem Gemeinwohl, der Allgemeinheit dienend; die wirtschaftlich Schwächeren schützend (1956b) sowie menschlich, human, menschenfreundlich, wohltätig, gemeinnützig, hilfsbereit (2012). Diese Bedeutungen lassen sich nunmehr auf Gerechtigkeit zurückführen.

Ein bedenkliche[r] rote[r] Anstrich. Politische Bedeutungsaspekte im 19. Jahrhundert

Nicht nur das Spektrum an Bedeutungen, das sozial im Verlauf der vergangenen über 200 Jahre ausbildet, ist breit, auch die Konnotationen, die sich mit dem Wort verbinden, sind vielfältig und historisch variabel. Auch wenn frühe Bezeugungen, die auf das gesellschaftliche Leben bezogen sind, wohl nicht im engeren Sinn politisch konnotiert sind, lässt sich doch für das 19. Jahrhundert mindestens in bestimmten Diskursen eine deutliche politische Verwendungsweise des Wortes sozial beobachten. So wird sozial mindestens seit den 1830er Jahren auch im Kontext des Politischen verwendet (1832, 1840c). Diese Entwicklung ist wohl auch in Zusammenhang mit dem nach 1830 merkbar eindringenden revolutionären französischen Ideengut zu verstehen, infolge dessen sozial zum politischen Schlagwort wird (Pfeifer unter sozialDWDS). Ohnehin treten das Politische und das Soziale wissenshistorisch erst seit den 1840er Jahren auseinander (vgl. HWPh 9, 1117), werden die Worte politisch und sozial noch im Verlauf des 19. Jahrhunderts bisweilen synonym verwendet (vgl. 1DFWB 4, 288–293).

Sprachhistorisch ist zudem ein Blick auf die Konnotationen aufschlussreich, die das Wort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zumindest in bestimmten Kontexten aufweist. So notiert Jürgen Zimmermann, von dem die erste begriffsgeschichtliche Untersuchung zu Sozial und sozial stammt, im Jahr 1948:

Als ich vor 50 Jahren als Student zum ersten Male mit sozialen Fragen in praktisch erlebte und in geistig erregende Berührung kam, da schien sozial noch ein blutvolles Kraftwort, ein Begriff, der für alle Welt (außerhalb enger wissenschaftlicher Fachkreise) einen eindeutigen Gehalt hatte und fast jedermann, der das verdächtige oder gefährliche Wort gebrauchte, zu einer Stellungnahme zu den sozialen Dingen aufrief. Da haftete dem Sozialen meist noch ein peinlicher, fast aufreizender Geruch an, der von armen Leuten, von den Proletariern, von der ausgebeuteten und aufbegehrenden Arbeiterklasse ausging und zur Abhilfe, zur Unterdrückung oder zum Abwehrkampfe herausforderte. Das Soziale hatte in der öffentlichen Meinung bis hoch in die Kreise der Intelligenz und der Wissenschaft hinein einen bedenklichen roten Anstrich […]. [Zimmermann 1948, 173]

Zumindest für jene Diskurse der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in denen sozial im Sinne der sozialen Frage, der Arbeiterfrage verwendet wird, ist sicher richtig, dass hier ein ganz bestimmtes, rotes politisches Spektrum adressiert wird (1840e, 1849b, 1874), ohne dass sich jede Verwendung von sozial zu dieser Zeit in dieser Linie einordnen lässt (1870, 1890a).

Ein äußerst produktives Wort

Einmal etabliert wird sozial im Deutschen zu einem sehr produktiven Wort: Im Laufe der vergangenen über 200 Jahre bilden sich nicht nur zahlreiche Komposita, die den Status von lexikalisierten Wörtern erreichen, sondern auch zahlreiche feste Wortverbindungen heraus (vgl. auch HWPh, 1117).

Seit den 1830er Jahren und damit zeitgleich zur weiteren Verbreitung des Wortes sozial gehen eine ganze Reihe an Wortverbindungen fest in den deutschen Sprachhaushalt ein. So bereits früh etwa soziale Reform (1832), soziale Revolution (1835c) oder soziale Stellung (1835d). Ebenfalls seit den 1830er Jahren sind Wortverbindungen bezeugt, die auf gesamtgesellschaftliche Transformationsprozesse abzielen, wie die in den 1830er und 1840er Jahren erstmals bezeugten Verbindungen sozialer Fortschritt und soziale Entwicklung (1836, 1840b) und die um die Jahrhundertwende entstehenden Verbindungen soziale Evolution und sozialer Wandel (1890b, 1912). Die Wortverbindung Soziale Frage, die zu einem der großen Schlagwort der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts avanciert, entsteht als Abstraktum in der Mitte des 19. Jahrhunderts (1835e, 1845, 1848d); zunächst sind auch noch pluralische Zusammensetzungen bezeugt (1840a).

Zu den älteren Komposita gehören Sozialausgaben (1835a) und Sozialbesteuerung (1835b); diese haben allerdings wohl zunächst noch den Status einer Spontanbildung einzelner Autoren und sind danach (lange) nicht mehr bezeugt bzw. sie beruhen wie die seit Ende des 18. Jahrhunderts bezeugten Wörter Social(zu)stand oder Socialgesetz auf einer früheren, direkten Entlehnung aus dem Lateinischen (Pfeifer unter sozialDWDS). Erst Ende der 1840er Jahre und damit in zeitlicher Nähe zu den Ereignissen um 1848 entsteht eine ganze Reihe von Komposita wie Sozialreformer und Sozialheer (1848b), Sozialdemokrat (1849a) und Sozialaufwiegler (1848c), Sozialwerkstätten und Sozialpartei (1848a), von denen manche den Status einer Spontanbildung haben, andere sich hingegen dauerhaft etabliert haben.

Bis in die Gegenwart ist sozial mit Blick auf Wortbildungen ein ausgesprochen produktives Wort: Zu den im 20. Jahrhundert neu entstandenen Verbindungen gehören beispielsweise soziale Marktwirtschaft (1950) oder sozialer BrennpunktWGd (1971). Jüngst ist mit soziale MedienWGd eine neue feste Wortverbindung entstanden, die kaum mehr aus dem Alltag wegzudenken ist – und die doch erst wenige Jahre alt ist: Erstbezeugungen im Deutschen datieren auf das 21. Jahrhundert (2009, vgl. auch Neologismenwb. unter soziale Medien sowie Neologismenwb. unter Social Media).

Anmerkungen

1) Vgl. zu der der Entlehnung ins Deutsche vorgelagerten semantischen Entwicklung im Französischen im Verlauf des 18. Jahrhunderts auch Pfeifer unter sozialDWDS.

Literatur

2Campe Verdeutschung Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelung’s und Campe’s Wörterbüchern. Neue stark vermehrte und durchgängig verbesserte Ausgabe. (Documenta Linguistica. Quellen zur Geschichte der deutschen Sprache des 15. bis 20. Jahrhunderts. Reihe II. Wörterbücher des 17. und 18. Jahrhunderts. Hrsg. von Helmut Henne.) Reprografischer Nachdruck der Ausgabe Braunschweig 1813. Hildesheim/New York 1970. (mdz-nbn-resolving.de)

1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)

Geck 1963 Geck, Ludwig Heinrich Adolph: Über das Eindringen des Wortes „sozial“ in die deutsche Sprache. Göttingen 1963.

HWPh Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. von Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfried Gabriel. Völlig neubearb. Ausg. des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Bd. 1–13. Basel 1971–2007.

Neologismenwb. Leibniz-Institut für deutsche Sprache (IDS): Neologismenwörterbuch. (owid.de)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Zimmermann 1948 Zimmermann, Waldemar: Das „Soziale“ im geschichtlichen Sinn- und Begriffswandel. In: L. H. Ad. Geck/Jürgen von Kempinski/Hanna Meuter: Studien zur Soziologie. Festgabe für Leopold von Wiese. Bd. 1. Mainz 1948, S. 173–191.

Belegauswahl

Denn/ weil der Menſch das Fundament und den Grund gibt zu der Moraliſchen Welt/ wenn er nicht ſo wohl nach ſeinen Coͤrperlichen/ oder ſelbſtaͤndigen natuͤrlichen Art betrachtet wird; ſondern nach ſeiner Geſchickligkeit mit denen andren geſellſchafftlich zuleben/ und nach ſeiner verbuͤndlichen Entſchlieſſung darzu […]/ und nach der wuͤrcklichen Zurechnung und imputation aller mit einander/ dadurch er vor eine gewiſſe Moraliſche Perſon/ das iſt/ vor ein lebendiges Glied der Gemeine/ geachtet und gehalten wird/ alſo daß die von der Natur unterſchiedene Moraliſche Perſoͤhnligkeit und Subſtantz nichts anders iſt als eine ſolche reſpectirliche Qualität eines Menſchen; So kan in dieſem Geſchlecht der Dinge wohl geſchehen/ daß eine ſolche Subſtantz die andere gantz und gar penetrire.

Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Nach der Pythagorischen CreutzZahl in lauter tetractysche Glieder eingetheilet. Jena 1674, S. 93. (deutschestextarchiv.de)

ROVSSEAV in ſeinen contract ſocial beſchuldigt die Chriſtliche Religion, daß ſie dieſe Abſicht zu ſehr verlaſſe.

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Allgemeine Einleitung. Osnabrück 1768, S. 79. (deutschestextarchiv.de)

Vorzüglich auch die Macht des gesellschaftlichen Lebens, wogegen sich zwar einige unserer neuern Weltweisen empören; die doch aber ganzen Gattungen von Thieren Sicherheit verschaft, da sie ohne sociale Verbindung und einzeln gegen ihre Feinde zu ohnmächtig seyn würden.

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte, mit Kupfern. Göttingen 1779, S. 39. (deutschestextarchiv.de)

Nach den ſtuͤrmiſchen Zeiten, in denen Languet, Milton, Hobbes ſchrieben, gaben Algernon Sidnei, Locke, Shaftesburi, Leibnitz mildere Grundſaͤtze an, bis in unſern Tagen Roußeau’s Contrat ſocial Wirkungen erregt hat, an die ſein Verfaſſer ſchwerlich dachte.

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Fünfte Sammlung. Riga 1795, S. 18. (deutschestextarchiv.de)

Die ächte Freyheit kann nur vernünftig und ſocial ſeyn, und blos der iſt vernunftig und ſocial, der im gleichen Schritte mit dem höchſten Grade der Kultur ſeines Jahrhunderts fortſchreitet.

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben. Vierten Theils erste Abtheilung, welche die Fortsetzung von dessen Begebenheiten, Erfahrungen und Bemerkungen während des Feldzugs gegen Frankreich enthält. Leipzig 1797, S. 324. (deutschestextarchiv.de)

Für diesen Zweck kann man, theoretisch nach dem Inhalt unterscheidend, sich denken: 1) den bürgerlichen Vereinigungs- oder Gesellschaftsvertrag (Urvertrag, contrat social, pactum unionis civilis); 2) den Staatsgrund- oder bürgerlichen Verfassungsvertrag (pactum ordinationis civilis fundamentale); 3) den bürgerlichen Unterordnungs- oder Unterwerfungsvertrag (pactum subjectionis civilis).

Klüber, Johann Ludwig: Öffentliches Recht des teutschen Bundes und der Bundesstaaten. Frankfurt a. M. 1817, S. 2. (deutschestextarchiv.de)

Unsere Verfassungssucht ist nichts weiter, als die Begierde, uns der Despotie des Geldes zu entledigen, welche antisozial, voll hoffärtigen Egoismusses ist, und jene unmoralische Begeisterung, und jene unächte Vernunft erzegt, welche die letzte schreckliche Revolution hervorgebracht haben.

Cölln, Friedrich von: Rückblicke auf die Literatur der Jahre 1816 und 1817 in politischer, staatswirthschaftlicher, statistischer, geographischer und historischer Hinsicht. Zusammengetragen aus den Freimüthigen Blättern dieser Jahrgänge. Bd. 1. Berlin 1818, S. CCXCVII. (books.google.de)

Bei uns drückt das Wort Kaste das theoretisch unsocial Scheinende einer gesellschaftlichen Einrichtung aus, welche Vorzüge der Geburt und dem Reichthum beilegt, deren nothwendige Fortdauer in der Abstraction des höchsten Wohlseyns einer Staatsgesellschaft, der Mehrheit, der Sittlichkeit, dem Gehorsam und der Ruhe der Mitglieder des Staats, nicht klar einleuchtet, obgleich der Ursprung historisch bekannt ist und Milderung, aber nicht vollkommene Abstellung einiger Vorzüge hie und da gewünscht werden mag.

Johann Hübner’s Zeitungs- und Conversations-Lexikon. Ein und dreißigste Auflage dem jetzigen Stande der Cultur angemessen und mit vorzüglicher Rücksicht auf die nächste Vergangenheit und Gegenwart, besonders Deutschlands, erweitert, umgearbeitet und verbessert von F. A. Rüder. Ein vaterländisches Handwörterbuch. Vier Theile, mit vielen Bildnissen, vorzügliche ausgezeichneter lebender Detuschen. Erster Theil. A bis F. Leipzig 1824, S. 257. (books.google.de)

Mit großem Jubel ward auch der Preßfreiheit und dem hochverehrten und geliebten General-Procureur Ørſted ein Lebehoch gebracht. Dieſes gänzlich improviſirte Nationalfeſt […], woran eine beträchtliche Anzahl von Civil- und Militär-Beamten, Kaufleuten, Univerſitäts-Lehrern und Andre Theil nahmen, gibt wiederum einen Beweis davon, daß, wenn das däniſche Volk im unerſchütterlichen Vertrauen auf den König und deſſen Regierung den Früchten der ſocialen Reform […], die mit beſonnener Ruhe und Umſicht unter uns vorbereitet wird, in ſtiller Erwartung entgegen ſieht, es darum nicht weniger tief und lebhaft für die Belebung des Gemeingeiſtes und die Entwickelung der politiſchen Freiheit fühlt.

N. N.: Am Mittewochen, den 6 Juni. In: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Hamburg 1832, S. [7]. (deutschestextarchiv.de)

Man kann nun freilich, wie in den Bad. Kammerverhandlungen geſchieht, auch Ausgaben unterſcheiden, die blos einzelne geſellſchaftlich verbundene Gemeindeglieder wegen eines beſondern Zweckes zu tragen haben (Sozialausgaben), z. B. Ausgaben für ſämmtliche Viehbeſitzer, Handwerkerklaſſen u. dgl. Allein dieſe ſind eigentlich keine Gemeindeausgaben mehr und es gehören alſo die Beiträge der Einzelnen dazu auch nicht in den Begriff der Gemeindeſteuern.

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Handbuch der Kameralwissenschaften und ihrer Literatur für Rechts- und Verwaltungs-Beamten, Landstände, Gemeinde- Räthe und Kameral-Candidaten. Heidelberg/Leipzig 1835, S. 515. (deutschestextarchiv.de)

Von den Genußſteuern aber geſtatten einige blos den Gebrauch zur allgemeinen, andere dagegen nur jenen zur Klaſſen- oder Sozialbeſteuerung (§. 383. Note 5.).

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Handbuch der Kameralwissenschaften und ihrer Literatur für Rechts- und Verwaltungs-Beamten, Landstände, Gemeinde- Räthe und Kameral-Candidaten. Heidelberg/Leipzig 1835, S. 518. (deutschestextarchiv.de)

Die ſociale Revolution iſt noch nicht fertig; wer eine Revolution zur Hälfte vollendet, gräbt ſich ſelbſt ſein Grab. Die gute Geſellſchaft iſt noch nicht todt, die geſunde Volkskraft muß ſich an die Stelle dieſer nach allen Richtungen abgekitzelten Klaſſe ſetzen.

Büchner, Georg: Danton’s Tod. Dramatische Bilder aus Frankreichs Schreckensherrschaft. Frankfurt a. M. 1835, S. 44–45. (deutschestextarchiv.de)

Das Militair, als ein Hinderniß der Freiheit betrachtet, entbehrt jenes oͤffentlichen Stolzes, welcher auf dem Kontinent die Truppen bevorzugt; das Militair iſt in England nicht einmal im Stande, eine ſociale Stellung zu behaupten.

Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Erster Theil. Hamburg 1835, S. 149–150. (deutschestextarchiv.de)

Unläugbar herrscht jetzt in der Politik nicht geringere Thätigkeit, als im Gebiete des Geistes; immer allgemeiner wird das Interesse für die soziale Frage, immer mehr schient man zur Erkenntniß zu kommen, daß sie die eigentliche Lebensfrage sei.

Der Friedens- und Kriegs-Kurier 161, 3. Dezember 1835, Nr. 337, o.S. (books.google.de)

Da aber der große Zweck dahin gerichtete ist, die lateinische Schule sich mehr und mehr als die Werktagsschule der Gebildeteren überhaupt konstituiren zu sehen, und namentlich den Notabilitäten des Gutsbesitzes und der Industrie unter der strengpositiven Berufsrichtung mittelst einer classischen Unterlage und eines mehr wissenschaftlichen Realien-Unterrichtes auch die entsprechende soziale Entwicklung zu sichern; […]da ferner dieses Absolvirthaben der lateinischen Schule und dieser höheren Realien-Unterricht nach Ziff. V. und XII. der allerhöchsten Verordnung vom 16. Februar 1833 die unerläßliche Bedingung des Uebertrittes an die technische Hochschule bildet, so bleiben die Vorstände der Landwirthschafts- und Gewerbs-Schule sowohl, als die Lokal- und Distrikts-Schul-Inspektoren und unmittelbaren Schul-Kommissäre, dann die Rektorate und Sub-Rektorate der Gymnasien und lateinischen Schulen verpflichtet, namentlich die Söhne bemittelter Eltern über die eben berührten Gesichtspunkte auf das Eindringlichste zu belehren […], und mit aller Kraft dahin zu wirken, daß sie ihren Söhnen durch die Wahl der Werktags-Schule des wissenschaftlichen Unterrichtes dann durch den wissenschaftlichen Realien-Betrieb mindestens die Möglichkeit der Benützung jener höheren Bildungs-Quelle offen halten, welche der Bayerische Staat mit unübertroffener, vielleicht unerreichbarer Großartigkeit seinem Mittelstande darbietet.

Kreis-Intelligenz-Blatt der Königlich-Bayerischen Regierung des Oberdonau-Kreises für das Jahr 1836. Außerordentliche Beylage zum Kreis-Intelligenz-Blatte Nro. 18 vom 2. May 1836. Die technischen Unterrichts-Anstalten betreffend. Sp. 30. (books.google.de)

Neben einigem Neuen übrigens fallen gar zu viele Gemeinplätze, in der Behandlung socialer Fragen eine abschreckende Sittenstrenge, und jener Mißbrauch patriarchalischer Einfalt unangenehm auf.

Allgemeine Zeitung, 4. Februar 1840, Nr. 35, S. 0275. (deutschestextarchiv.de)

Von liberalem Standpunkte – und das ist der meinige – finde ich euch als Gegner meiner Grundsätze über socialen Fortschritt in fast allen den großen Principienkämpfen, die wir hier seit fünf Jahren geliefert haben, um die Demokratie zu entwickeln und zu versittlichen.

Allgemeine Zeitung, 31. März 1840, Nr. 91, S. 0724. (deutschestextarchiv.de)

Kurz, die Assembly führte die Waffen Hampdens zur Unterstützung der Grundsätze Wentworths; auf die Sympathien einer beträchtlichen Anzahl Bürger der Vereinigten Staaten gestützt, bot sie alle ihre Kraft auf, um ein Regierungssystem anzustreben, das im höchsten Grad ausschließlich, der Ausdehnung brittischer Handels- und Industrie-Unternehmungen, den Fortschritten des Volksunterrichts, überhaupt aller socialen und politischen Verbesserung feindselig gewesen seyn würde.

Allgemeine Zeitung, 2. April 1840, Nr. 93, S. 0738. (deutschestextarchiv.de)

Das war die von der schottischen Aristokratie beliebte, sinnreiche Art und Weise, Burns mittelst der einleuchtendsten und schlagendsten Contraste die Eigenthümlichkeit seiner socialen Stellung fühlbar zu machen.

Allgemeine Zeitung, 17. April 1840, Nr. 108, S. 0860. (deutschestextarchiv.de)

Das Journal des Débats vertraut auf seine geharnischten Deductionen, und eine gewisse Partei ist sehr ruhig, und hofft die schönsten Früchte von dem gelehrten und tüchtigen Streben des weisen Journals. Ja das Journal des Débats gibt sich nicht einmal die Mühe, den gefährlichsten aller Grundsätze, den je eine radicale Partei aufgestellt hat, den Grundsatz, daß die Verminderung des Nationalcapitals die Zustände der Arbeiter verbessere – diesen von Garnier Pagès mit großer Kunst der Dialektik aufgestellten und durchgeführten, offenbar aber grundfalschen, und auf den Umsturz des Eigenthums und die Erhebung der Proletarier, auf eine sociale Revolution abzielenden Satz nimmt das weiseste aller politischen Journale, dieser Pfeiler des alten Juste-Milieu, nicht einmal sich die Mühe zu widerlegen.

Allgemeine Zeitung, 29. April 1840, Nr. 120, S. 0956. (deutschestextarchiv.de)

Das wichtigste Problem der Zeit sei die soziale Frage.

Grün, Karl: Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien. Briefe und Studien. Darmstadt 1845, S. 235. (books.google.de)

Krieg sei ein großes Malheur, seufzt das Krämerblatt, und „höchstens nur der Socialpartei angenehm.“

Neue Rheinische Zeitung (Beilage), 6. August 1848, Nr. 67, Sp. 337–2. (deutschestextarchiv.de)

Diese neue heilige Liga wird gegen die Sozialreformer mit Feder und Kanone anrücken. Daher thuen letztere wohl, alles theoretische Kauderwelsch bei Seite zu schieben und sich zu einem einzigen mächtigen Heere zu verschmelzen. Wir haben, bei Gott, keine Gnade zu erwarten, wenn jene reiche faulenzende Brut (engeance) siegt; darum aufgepaßt!“ Die Presse Lyons und in Nantes wird so kühn, daß Lamoriciere ersteres auch in Belagerungszustand zu versetzen vorschlug; Cavaignac allein weigerte sich. Worauf der National de L’Ouest (Nantes) sagt: „Der Exekutivchef wandelt einen gefährlichen Pfad, zwischen einem Feuer- und einem Wassermeer; über kurz oder lang reißt dieser schmale Damm durch und dann hat Frankreich den ungeheuersten Kampf, den die Erde gesehen; dann prallt das Ordnungsglaubensheer mit dem Sozialheere zusammen.

Neue Rheinische Zeitung, 15. September 1848, Nr. 103, S. 515. (deutschestextarchiv.de)

Der Siecle giebt den Brief eines Unteroffiziers der Linie als „Meisterstück gesunden Verstandes“, worin man belehrt wird, was ein Bourgeois sei, nämlich „alle Franzosen die keine Soldaten sind“ (eigentlich Pequins mit dem Spitznamen zu Napoleons Zeit); triumphirend ruft das Krämerblatt: „ah da habt Ihr’s, Sozialaufwiegler, aus dem Munde des Volkes selber!“

Neue Rheinische Zeitung, 19. August 1848, Nr. 80, S. 405. (deutschestextarchiv.de)

Die unterzeichneten Deputirten des vom Berliner Handwerkervereine zusammenberufenen Handwerker- und Arbeiterkongresses, nicht zufriedengestellt mit den Resultaten dieses Kongresses in Bezug auf die sociale Frage der Gegenwart, wenn auch das Segensreiche seiner Wirksamkeit vollständig anerkennend, sind darin übereingekommen, die arbeitenden Klassen aus allen Städten, Fabrik- und Ackerbau-Distrikten des gesammten Vaterlandes zur Beschickung eines gemeinsamen Arbeiter-Parlamentes aufzufordern, welches zum ausschließlichen Zweck die Besprechung der materiellen Interessen der arbeitenden Klassen haben soll.

Neue Rheinische Zeitung, 5. Juli 1848, Nr. 35, S. 176. (deutschestextarchiv.de)

Dies erregt die Galle des Journal des Debats, welches auch mit Befremden mittheilt: „die Zöglinge der Sorbonne, die vor 8 Tagen Preise erhalten und beim Chef der Exekutive zu Mittag eingeladen waren, haben nicht nur auf das Wohl der Republik dort getrunken, sondern sogar die Beiwörter: sozial und demokratisch hinzugefügt, worüber sich die Herren Minister Senard und Bastide nicht wenig wunderten.“

Neue Rheinische Zeitung, 23. August 1848, Nr. 83, S. 422. (deutschestextarchiv.de)

Die Dubliner Clubs haben auf S. O’Brien’s Antrag eine gemeinsame Erklärung erlassen, worin sie läugnen, daß ihr Zweck auf Plünderung und Mord, auf Umsturz der Religion und socialen Ordnung gerichtet sey; sie räumen bloß die Absicht ein, die Gewalt der britischen Legislatur in Jrland umzustürzen.

Mainzer Journal, 24. Juli 1848, Nr. 39. (deutschestextarchiv.de)

Heute bringt die Fourieristische „Democratie pacifique“ die 12te Subscriptionsliste; es sind im Ganzen 1377 Fr. 9 Sous für Blum’s Familie eingegangen. Das Sammeln wird fortgesetzt, es ist National- und Demokratensache zugleich geworden. Heute finden sich wieder slawische Namen; 75 Sozialdemokraten von Straßburg; der Arbeiterzirkel zu Toulon; der Arbeiterzirkel zu La Rochelle; die Demokraten der Stadt Tonnerre; viele Frauen und Mädchen; die Demokraten von St. Amand im Cherdepartement schreiben […]: „B. Redakteur, wir bitten Sie, diese Summe als Beweis der Sympathie für die Sache des Märtyrers Robert Blum zu nehmen, der durch die Kugeln der mit Infamie bedeckten österreichischen Aristokratie getödtet worden. Gruß und Brüderschaft: E. Robert, Kommandant des Landbataillons, Louis Larue, Kapitän der 4. Kompagnie der Nationalgarde. Pelletier, Kapitän der 7. Komp. der Nationalgarde.“[.]

Neue Rheinische Zeitung, 8. Februar 1849, Nr. 216, S. 1184. (deutschestextarchiv.de)

Von den Knabenschulen an bis hinauf zur Universität hat die ganze Jugend, mit wenigen Ausnahmen, die Partei der Revolution, und zwar – denn es gibt jetzt keine andere – der socialen Revolution, deren Ziel die rothe Republik ist, ergriffen.

Mainzer Journal, 27. Oktober 1849, Nr. 256. (deutschestextarchiv.de)

Diese […]Romane nennen wir social. Dies fremde, nunmehr bei uns eingebürgerte Wort begreift zweierlei Deutsche in sich, die Geselligkeit und Gesellschaftlichkeit. Das Gesellige ist die Neigung des Menschen zum Verkehr mit andern; das Gesellschaftliche ist die Art und Weise des geselligen Zusammenhangs. Es wird nun heut zu Tage mit dem Wort social ein großer Unfug getrieben. […]Viele halbgebildete Schriftsteller, viele unreife Schwätzer glauben etwas Bedeutendes, Geistreiches gesagt zu haben, wenn sie nur das Wort social anbringen können. Es ist eben das Modewort der Journalistik und der Salonphraseologie.

Rosenkranz, Karl: Göthe und seine Werke. Zweite verbesserte und vermehrte Aufl. Königsberg 1856, S. 353. (books.google.de)

Die hohe Bedeutung jedoch, welche die Auswanderung als Thatſache für das wirthſchaftliche und ſociale Leben der Völker hat, hat nun das unmittelbare Eingreifen der inneren Verwaltung in die wirkliche Auswanderung zu einer Aufgabe der letzteren gemacht, und ſo die Auswanderungspolitik erzeugt. Dieſe Auswanderungspolitik hat drei Hauptgebiete, welche freilich ſehr verſchieden entwickelt ſind.

Stein, Lorenz von: Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts, mit Vergleichung der Literatur und Gesetzgebung von Frankreich, England und Deutschland. Stuttgart 1870, S. 79. (deutschestextarchiv.de)

Das Volk als solches hängt dem politischen Radikalismus an, aber ruckweise, wird schnell ermattet, kommt dann auf Zeitenlang von ihm zurück, läßt sich irren und wirren durch seine Rathlosigkeit.

Ein fester Kern einer Arbeiterpartei, einer bewußten, aus socialen Gründen revolutionären Partei, vorwärts schiebend und drängend – das kann allein einer Revolution, die durch Krieg ec. eintritt, auch in politischnationaler Hinsicht einen energischen fruchtbaren Verlauf sichern.

Social-politische Blätter (1. Lieferung), 7. Februar 1874. (deutschestextarchiv.de)

Sondern: wir verstehen ein Zusammenleben und einen socialen Zustand, in welchem die Individuen wider einander in derselben Isolation und verhüllten Feindseligkeit verharren, so dass sie nur aus Furcht oder aus Klugheit sich der Angriffe gegen einander enthalten, und mithin auch die wirklichen friedlich-freundlichen Beziehungen und Wirkungen als auf dem Grunde dieses Kriegszustandes beruhend gedacht werden müssen. Dieses ist, wie in Begriffen bestimmt worden, der Zustand der gesellschaftlichen Civilisation […], in welchem Friede und Verkehr durch Convention und in ihr sich ausdrückende gegenseitige Furcht erhalten wird, welchen der Staat beschützt, durch Gesetzgebung und Politik ausbildet; welchen Wissenschaft und öffentliche Meinung theils als nothwendig und ewig zu begreifen suchen, theils als Fortschritt zur Vollkommenheit verherrlichen.

Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen. Leipzig 1887, S. 279. (deutschestextarchiv.de)

Sehr beherzigenswerth sind pag. 115/6 die Gedanken über das Ideal eines Schweizer Reisehandbuches oder vielmehr zweier solcher, von denen das eine sich mit der Schnee- und Eisregion beschäftigen würde, das andere eine Beschreibung des Landes in Vergangenheit und Gegenwart böte nach politischen, religiösen, socialen und volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten; nicht für den Touristen, welcher die Schweiz so schnell und wohlfeil als möglich abthun will, sondern für den das Land und seine Bewohner liebenden Reisenden.

Schweizer Alpen-Club (Hrsg.): Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs. 25. Jg. Bern, 1890 (= Digitale Ausgabe des Instituts für Computerlinguistik der Universität Zürich 2018 [zuerst 1890]). (deutschestextarchiv.de)

Man möchte es für eine der Zweckmäſsigkeiten der socialen Evolution halten, daſs gerade auf den Stufen, wo Herrschaft und Unterordnung den ersten und wichtigsten Grund der Kultur zu legen haben, der durchgehende Mangel an Differenziertheit das Aufkommen herrschender Persönlichkeiten erleichtert.

Simmel, Georg: Über sociale Differenzierung. Sociologische und psychologische Untersuchungen. Leipzig 1890, S. 78. (deutschestextarchiv.de)

Drittes Buch.

1. Kapitel. Franken und Frankenbürtige. S. 197 bis 245.

1. Grundlagen. S. 197 bis 202. 16. Jahrhundert, für die Literatur ein schiefer Begriff. Der Franke, der neue Führer. Der Alamanne. Eroberung der Erde, der Natur, der klassischen Vorwelt. Entwicklung des Seelenlebens von der Gebundenheit zur Individualität. Italien und der neue Mensch. Sozialer Wandel. der Ruhm. Die neue Zeit als Stoff und Form. Maßlosigkeit. Satire. Buchdruckerkunst. Das neue Buch und seine Wirkung. Neue literarische Begriffe.

Nadler, Josef: Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften. 1. Bd. Die Altstämme (800–1600). Regensburg 1912, S. XVI.

Neben das Jahr 1898 stellen wir das Jahr 1950 und denken dabei an die Wirtschaftsorganisation im Westen und im Osten Deutschlands: in jenem das nicht ganz erfüllte Streben nach sozialer Marktwirtschaft, in diesem die sogenannte „volkseigene Wirtschaft“ mit sozialisierten Produktionsmitteln und planwirtschaftlicher, kollektivistischer Produktionsorganisation.

Zeitschrift für Betriebswirtschaft 20 (1950), Nr. 6, S. 323. [DWDS]

Dieselbe Unterwerfung vollzieht sich nach Rousseaus Theorie beim Gesellschaftsvertrag, nur mit dem Unterschied, daß die Unterwerfung auch für die Nachkommen gilt und Austritt Auswanderung bedeutet.

Eschenburg, Theodor: Staat und Gesellschaft in Deutschland. Stuttgart 1957 [zuerst 1956], S. 69. [DWDS]

Man spricht von sozialer Marktwirtschaft, besser sozialverpflichteter Marktwirtschaft. "Sozialverpflichtete Marktwirtschaft ist ein wirtschaftsverfassungsrechtliches System, in dem die Erzeugung und die Verteilung der Wirtschaftsgüter zwar grundsätzlich unter die Gesetze des freien Wettbewerbs gestellt sind, in dem aber die staatliche Kontrolle der Wirtschaft nicht nur als legitimes Recht, sondern auch als verfassungsrechtliche Pflicht des Staates gilt, insoweit sie zur sozialen Gerechtigkeit, zum Schutz der gesunden Sozialordnung und zur Förderung der sozial schwächeren Schichten erforderlich ist…

Eschenburg, Theodor: Staat und Gesellschaft in Deutschland. Stuttgart 1957 [zuerst 1956], S. 443. [DWDS]

Seit Aristoteles ist bekannt, daß der Mensch ein soziales Wesen ist.

Werner, Reiner: Das verhaltensgestörte Kind. Berlin 1973 [zuerst 1967], S. 32. [DWDS]

Dienst im Inland muß daher an sozialen Brennpunkten, an den vernachlässigten Randgruppen dieser Gesellschaft geleistet werden.

N. N. [Autorenkollektiv der Bundeszentrale der Ersatzdienstleistenden]: Über die Selbstorganisation der Ersatzdienstleistenden. In: Haug, Hans-Jürgen u. Maessen, Hubert (Hrsg.) Kriegsdienstverweigerer – Gegen die Militarisierung der Gesellschaft. Frankfurt a. M. 1971, S. 108. [DWDS]

1762 entwickelt Rousseau im »Gesellschaftsvertrag« die Vorstellung von der »volonté générale«, dem Gemeinwillen, auf dem Volkssouveränität basiert.

Die Zeit, 31. 10. 2007, Nr. 45. [DWDS] (zeit.de)

Er scheint das Rezept durchschaut zu haben und die Möglichkeiten, die soziale Medien wie Twitter, Facebook und YouTube bieten: subjektive, direkte und authentische Kommunikation mit den Fans, Image-Pflege, Selbstpräsentation.

Die Zeit, 30. 7. 2009, Nr. 31. [DWDS] (zeit.de)

Die zu erwartende Millionen-Einnahme darf Hoeneß nach eigenem Ermessen für soziale Zwecke verwenden. «Je größer wir geworden sind, desto sozialer bin ich geworden», sagte Hoeneß über sein eigenes und das Selbstbild des FC Bayern München. Statt Geburtstagsschenken hatte er um Spenden für den Verein «FC Bayern Hilfe» und die «Dominik Brunner Stiftung» gebeten.

Die Zeit, 14. 1. 2012 (online). [DWDS] (zeit.de)