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High Society

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Im Zuge der verstärkten Rezeption anglo-amerikanischer Kultur nach dem 2. Weltkrieg gelangt High Society aus dem Englischen ins Deutsche, möglicherweise auch unter Einfluss von Louis Armstrongs gleichnamigem Song. In den Belegen für den Ausdruck steht neben Macht und Reichtum der betreffenden Schicht auch deren glamouröser Lebensstil im Vordergrund.

Wortgeschichte

Ein glamouröser Anglizismus

Im Zuge der verstärkten Rezeption anglo-amerikanischer Kultur nach dem 2. Weltkrieg gelangt auch der Ausdruck High Society ins Deutsche (1950; zur englischen Entlehnungsgrundlage s. 3OED unter high, adj.). Bereits im Englischen, das die Verbindung seit dem 18. Jahrhundert kennt, bezeichnet der Ausdruck die gesellschaftliche Oberschicht. Allerdings steht dabei dem Reichtum der betreffenden Schicht stets auch deren glamouröser und als tonangebend geltender Lebensstil im Vordergrund. Dies ist auch in den deutschsprachigen Belegen der Fall, die sich schon im Laufe der 1950er Jahre nicht mehr nur auf Großbritannien oder die USA, sondern auch auf heimische Verhältnisse beziehen (so etwa in einem Beleg von 1958, in dem das Design einer Krawatte thematisiert wird; hier übrigens neben HautevoleeWGd als dessen Synonym). Zur Bekanntheit der Verbindung mag (nach Ausweis des Belegs 1953) auch Louis Armstrongs gleichnamiger Song beigetragen haben, der durch den Musicalfilm Die oberen Zehntausend (1956, im Original High Society nach dem Titelsong, s. die oberen ZehntausendWGd) weitere Verbreitung erfuhr. Der Aspekt des Glamourösen bleibt jedenfalls bis in die Gegenwart prägend für den Ausdruck (vgl. 1997, 2001, 2020).

Angleichung der Schreibung

In den frühesten Belegen wird die Verbindung meist noch klein geschrieben und damit deutlich als fremd gekennzeichnet (vgl. nochmals 1950 und 1952). Die Großschreibung der beiden Bestandteile, die sich ab Mitte der 1950er Jahre rasch durchsetzt, kann als Zeugnis für die zunehmende Assimilation des Wortes interpretiert werden. Die Präferenz der Getrenntschreibung (gegenüber dem eher seltenen Highsociety, vgl. 1992) ist mit Eisenberg 2011, 319 wohl darauf zurückzuführen, dass das Zweitglied betont ist (etwa im Gegensatz zu Highlight oder Hightech).

Literatur

Eisenberg 2011 Eisenberg, Peter: Das Fremdwort im Deutschen. Berlin/New York 2011.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Belegauswahl

Was wir bisher sahen […]- die Modelle wechseln ständig -, hat man uns in der Qualität und Güte in deutschen Konfektionshäusern bisher selten geboten. Laien könnten viele dieser Modelle – die eine überraschende Paßform haben – für Schneiderarbeit halten. Nicht umsonst tragen 80 Prozent der Amerikanerinnen Konfektion, und nicht umsonst gehört zu ihnen auch die high society.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. 2. 1950.

Nun, die satirischen Seitenhiebe auf die Hohlheit der high society machen die kleinen Schwächen [des Buches eines englischsprachigen Autors] beinahe wett.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. 9. 1952.

Picou hat als erster den Piccolo-Part von „High Society“ transponiert und auf der Klarinette gespielt; das Picou-Solo gilt heute noch überall in der Welt, wo dieses Stück gespielt wird.

Die Zeit, 27. 8. 1953, Nr. 35. [DWDS] (zeit.de)

Ebenso vernichte ich nicht meinen Vorrat an zum Teil ziemlich teuren Schlipsen, weil bei der Haute volee oder vielmehr High Society jetzt Streifen mehr gefragt sind als Pünktchen.

Die Zeit, 25. 12. 1958, Nr. 52. [DWDS] (zeit.de)

Beim Einzug in die Olympiastadt hatten sie der gesamten, vollzählig versammelten olympischen Highsociety samt Monarchen und Geldadel die Show gestohlen.

Die Presse, 27. 7. 1992. [IDS]

Das klang spannend, gibt doch Porters Vita als schillerndes Mitglied der internationalen High Society Stoff genug für einen unterhaltsamen Abend her.

Der Tagesspiegel, 13. 10. 1997. [DWDS]

So kommt es zu öffentlichen Belehrungen der Klatschkolumnisten untereinander, wo denn die neue High Society zu finden sei, im New First oder im Newton, bei Adermann oder im Bovril.

Berliner Zeitung, 20. 6. 2001. [DWDS]

Als sie [Gloria von Thurn und Taxis] erstmals Aufmerksamkeit erregte, es war Mitte der achtziger Jahre, gab es noch keine nachmittäglichen Promi-Sendungen, die uns mit Nachrichten aus der Halbwelt der Möchtegern-Stars versorgen. Wer zur High Society gehörte, feierte ausgiebig, aber unbeobachtet. Ein Mitglied der auf Diskretion bedachten Hautevolée, das sich laut und scheinbar ohne Zurückhaltung auf die öffentliche Bühne begab, mit wild gestylten Haaren und in avantgardistischer Mode, war ein Novum.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. 2. 2020, S. 7.