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Elite

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Elite (aus élitefrz. Auslese, zuerst 17. Jahrhundert) etabliert sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Bedeutung kleine Gruppe von Menschen, die sich durch eine besondere Eigenschaft vor der großen Mehrheit auszeichnet. Es bezieht sich dabei auf unterschiedliche Formen selektiver Gruppenbildung: Leistungseliten, Standeseliten, Machteliten. Im 20. Jahrhundert gewinnt die Lesart Machtelite an Bedeutung. Ausgehend von der Soziologie verbreitet sich ab den späten 1920er Jahren der Plural Eliten als umfassende Bezeichnung für privilegierte Gruppen innerhalb einer Gesellschaft. In jüngster Zeit erscheint es als Fahnenwort in öffentlichen Debatten über Bildung sowie in populistischen Äußerungen.

Wortgeschichte

Anfänge

Elite stellt eine Entlehnung aus élitefrz. Auslese, Auswahl dar, einer Bildung zum Verb élirefrz. auswählen, das auf gleichbedeutendes *exlegerevulglat., ēligerelat. zurückgeführt wird (s. Pfeifer unter EliteDWDS). Ins Deutsche gelangt das Wort zunächst als Ausdruck des Militärs. Hier bezeichnet es eine kleine, für eine bestimmte Mission ausgewählte Gruppe besonders kampfstarker Soldaten (1663), später dann auch eine besonders erfahrene, gut ausgebildete und schlagkräftige militärische Einheit (1831, 1848a; vgl. auch GardeDWDS).

Elite als herausgehobene Gruppe

Seit den 1830er Jahren des 19. Jahrhunderts (vgl. 1834) findet sich Elite dann in der allgemeineren Bedeutung, die heute noch bekannt ist: kleine Gruppe von Menschen, die sich durch eine besondere Eigenschaft vor der großen Mehrheit auszeichnet. Vermutlich ist diese Bedeutung ebenfalls aus dem Französischen übernommen (s. 1DHLF 1, 722). Je nachdem, worin diese besondere Eigenschaft besteht, kann man verschiedene Spielarten von Elite unterscheiden: a) kleine Gruppe von Menschen, die sich durch besondere Leistungen, Fähigkeiten vor der großen Mehrheit auszeichnet, b) kleine Gruppe von Menschen, die sich durch ein besonderes Sozialprestige vor der großen Mehrheit auszeichnet sowie c) kleine Gruppe von Menschen, die besondere Macht, besonderen Einfluss besitzt und sich dadurch vor der großen Mehrheit auszeichnet. Kurz gesagt: Es gibt a) Leistungseliten, b) Standeseliten und c) Machteliten. Dass diese drei Formen der Elite nicht immer scharf zu trennen sind, dürfte auf der Hand liegen – Leistung, Macht und Prestige gehen nicht immer, aber doch häufig miteinander einher. Die für diesen Artikel ausgewerteten Belegstellen sind daher auch nicht immer eindeutig zuzuordnen.

Leistungseliten

Belege, in denen von Leistungseliten die Rede ist, finden sich seit den 1830/40er Jahren. Es gibt z. B. Eliten von Priestern, Intellektuellen, Künstlern (s. 1845, 1848c, 1856); auch die militärischen Eliten, von denen in den frühen Belegen die Rede war (1663, 1831), lassen sich diesem Konzept zuordnen. Gelegentlich ist auch von kleineren Gruppen die Rede, die für einen bestimmten Zweck und für eine begrenzte Zeit zusammengestellt werden: eine Elite deutscher Schauspieler, die auf Reisen geht (1913). In allen Fällen ist aus dem Beleg bzw. Belegkontext zu erschließen, dass die Personen, die als Elite beschrieben werden, besonders gut sind in dem, was sie tun. Die ursprüngliche Wortbedeutung Auslese, Auswahl scheint hier somit noch durch.

Leistungseliten werden bis in die Gegenwart hinein breit thematisiert. Dabei tut sich ein ganzes Spektrum von Gebieten auf, in denen Leistungen erbracht bzw. Fähigkeiten gezeigt werden können. Hier wären beispielsweise, zusätzlich zu den oben genannten Leistungseliten, die geistige Elite (1919), die musikalische Elite (1922b), die Elite der Reiterinnen und Reiter (1932), die Elite von Wissenschaftlern und Technokraten (1961) zu nennen. Das Feld, auf dem die Referenten als die jeweils Besten anzusehen sind, wird meist als Adjektivattribut ausgedrückt (geistige, wissenschaftliche, musikalische Elite usw.); die größere Gruppe, aus der die Referenten als Elite hervorragen, erscheint oft als Genitivattribut bzw. präpositionales Attribut (Elite der Reiterinnen, Elite von Wissenschaftlern).

Macht- und Standeseliten

Im 19. Jahrhundert steht das Wort auch für eine kleine Schicht sozial Privilegierter, etwa die Oberschicht einer Stadt bzw. eines Landstrichs (1848b, 1896) oder für den Hochadel (1840). Eine spezifische Leistung oder Fähigkeit, die jemanden für diese Art von Elite qualifiziert, ist in den einschlägigen Belegen nicht erkennbar. Hier kann man folglich von einer Standeselite sprechen, wobei Standeszugehörigkeit und Herrschaftsausübung gerade in der immer noch stark hierarchisch strukturierten Gesellschaft des 19. Jahrhunderts oftmals auf das Engste zusammengehören, so dass man sie nur schwer trennen kann (zur französischen Entsprechung zu dieser Verwendung s. TLFi unter élitefrz.). Dass die Standeselite durchaus nicht mit der Leistungselite zusammenfällt, wird gelegentlich auch von den Zeitgenossen kritisch angesprochen (1843). Die Tatsache, dass eine solche – zutiefst bürgerliche – Kritik laut wird, ist zugleich aber auch Beleg dafür, dass es ein gewissermaßen übergreifendes Eliten-Ideal gibt: Wer zur Standes- und Machtelite gehört, soll dafür auch durch eine positive Eigenschaft, vorzugsweise durch Bildung, qualifiziert sein.

Für die weitgehend egalitäre Gesellschaft des 20. Jahrhunderts spielt die Kategorie des Standes keine wesentliche Rolle mehr, und die Bedeutung der Standeseliten nimmt dementsprechend ab, auch wenn gelegentlich noch von der Elite der Gesellschaft als der Schicht mit dem höchsten Sozialprestige die Rede ist (1906, 1922b, 1926). Umso stärker profiliert sich im 20. Jahrhundert die Lesart herrschende Schicht innerhalb einer Gesellschaft, eines Staates (1907a, 1939), d. h. die Lesart, die sich klar auf eine Machtelite bezieht. Damit entfernt sich das Wort auch von seiner ursprünglichen Bedeutung: Wenn Elite nun einfach die herrschende Klasse bezeichnet, tritt der Aspekt der Bestenauswahl, der fest zur Ausgangsbedeutung gehörte, zunehmend in den Hintergrund. Die Frage, warum jemand zur Machtelite zählt, ist damit nicht mehr relevant.

Die Wortgebräuche, die auf Machteliten referieren, sind oft an einem Attribut erkennbar, das den Herrschafts- oder Einflussbereich angibt (die agrarischen, politischen Eliten 1939, 1981), oder es ist schlicht von den herrschenden, führenden Eliten die Rede (1907b, 1929b). Vereinzelt ist die Bezugsgröße auch nicht die gesamte Gesellschaft, sondern eine etwas kleinere Gruppe, innerhalb der ein innerer Kreis die tonangebende Gruppe bildet (1921, im Beleg Elite mit Genitivattribut).

Die Eliten: Präferenz des Plurals

Auffällig ist, dass das Wort seit Ende der 1920er Jahre häufiger im Plural belegt ist (1929a, 1939, 1973), und zwar zunächst offenbar in Fachtexten der Soziologie. Der Plural Eliten (ein sog. Sortenplural) wird hier offenbar verwendet, um einen höheren Grad an interner Differenzierung innerhalb der führenden Gruppen in einer Gesellschaft auszudrücken. Damit steht eine Bezeichnung zur Verfügung, die neben den Herrschenden im engeren Sinne auch sämtliche anderen Personengruppen übergreifend benennen kann, die in irgendeiner Weise über Privilegien und Ressourcen verfügen (Macht, Bildung, Reichtum) und die sich dadurch von den MassenWGd (1929a) abheben. Eliten hat als soziologischer Begriff neben einer größeren Binnendifferenzierung den Vorteil, dass er weniger wertend und vor allem ideologisch neutraler als z. B. Oberschicht oder herrschende Klasse ist – er weckt unter Umständen sogar eher positive Assoziationen, wenn man an die ursprüngliche Bedeutung Auslese denkt.

Elite als Fahnenwort

In demokratischen Gesellschaften stehen Privilegierte und Privilegien unter Rechtfertigungsdruck. Dies spiegelt sich in öffentlichen Debatten darüber, welche Rolle Eliten einnehmen sollen, wie sie sich rekrutieren und wie ihr Verhältnis zur Mehrheit gestaltet sein soll. Fast schon stereotype Fragen wie Brauchen wir Eliten? (2003, 2018), Wieviel Elite brauchen wir? (2005a) bzw. Aussagen wie Deutschland braucht eine Elite (1993, 2005b) sind Indiz dafür, dass Elite vor allem im Bereich der Bildungspolitik bereits der Charakter eines Fahnenworts zukommt, da sich hieran gesellschaftliche und politische Positionen – für oder gegen Selektion in der Bildung, für oder gegen Exzellenzuniversitäten usw. – festmachen lassen (vgl. 1993, 2000, 2003). Ein Kennzeichen für den Wortgebrauch im Rahmen dieser Debatte scheint zu sein, dass die etablierten Bedeutungsunterschiede zwischen Leistungs- und Machtelite zugunsten eines diffusen Elitenbegriffs verwischt werden – Elite sind in gewisser Weise alle, die über Wissen, Macht und Einfluss verfügen und sich dadurch von der Bevölkerungsmehrheit abheben.

In jüngster Zeit ist das Wort Elite auch im Kontext einer populistischen Elitenkritik virulent geworden. Eliten werden hier als abgehoben, arrogant, nicht volksnah, ja als korrupt und parasitär charakterisiert (z. B. 1989, 2008, 2013, 2016), eben als elitärWGd. Das Wort Elite erfährt in diesem Rahmen zumindest im Ansatz eine Pejorisierung (wobei die genannten negativen Charakterisierungen im Wesentlichen in Zeitungskorpora zu greifen sind, in denen über populistische Elitenkritik berichtet wird bzw. diese selbst debattiert und kritisiert wird). Auch in diesem Fall zeichnet sich der Wortgebrauch durch eine gewisse Unschärfe aus: Gegenstand der Kritik sind offenbar sämtliche Gruppen, die sich durch tatsächliche oder vermeintliche Privilegien von der (wie auch immer definierten) Allgemeinheit abheben; diese bildet gleichzeitig den positiven Bewertungsmaßstab.

Weitere Wortgebräuche

Jenseits der für das Feld Politik und Gesellschaft relevanten Hauptlinien hat das Wort auch einige weitere Verwendungsweisen ausgebildet, die freilich nur selten bezeugt sind. So tritt es in einem der frühesten Belege in der Bedeutung Auswahl auf, und zwar mit Bezug auf Bücher (1727). Gemeint ist an dieser Stelle offenbar schlicht eine Zusammenstellung empfehlenswerter juristischer Werke (vergleichbar ist hier eventuell 1858). Ferner tritt das Wort auch mit Bezug auf die Auswahl der besten Ergebnisse in der Tier- und Pflanzenzucht auf (2DWB 7, 1234–35). Dabei handelt es sich wohl um eine metaphorische Übertragung von der Domäne der Menschen auf andere Lebewesen.

Literatur

1DHLF Dictionnaire historique de la langue française, par Alain Rey et al., 3. Aufl. Bd. 1–2. Paris 2000.

2DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (vormals Deutsche Akademie der Wissenschaften) und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 1–9. Stuttgart 1983–2018. (woerterbuchnetz.de)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)

Belegauswahl

(es) ist der generallieutenant von Arnheimb auch mit einer eslite von reutern und fußvolk aufgebrochen.

²DWB 7,1234 (verh. Schwedens 2, 269 I.).

Hierauf folget abermahls, denen Anfaͤngern zum beſten, auſer denen vorher angefuͤhrten Autoribus, noch eine Elite guter Juriſtiſcher Buͤcher, als: […].

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Welcher Hn. Ehrenfr. Walthers von Tschirnhauß auf Kißlingswaldau, [et]c. Für Studierende und Reisende, sonderlich Standes-Personen, und Deroselben Hofmeister, zu einer sichern Anleitung zur anständigen Conduite auf Universitäten und Reisen. Hrsg. von Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover 1727, S. 61. (deutschestextarchiv.de)

Ja, ihr ſeyd brav — Aber Milhauds Kuiraſſiere, ſo ſchlecht die Menge der franzöſiſchen Cavallerie ſeyn mag, ſind die Elite der älteſten, faſt unter jedem Himmelsſtrich, gegen jede Nation geprüften Schlachtenreiter[.]

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Ein Drama in fünf Aufzügen. Frankfurt a. M. 1831, S. 290. (deutschestextarchiv.de)

Uns fehlt zwar Geſchmack fuͤr den Witz, aber gar nicht die Anlage zu ihm. Wir haben Phantaſie; und die Phantaſie kann ſich leicht zum Witz einbuͤcken, wie ein Rieſe zum Zwerg, aber nicht dieſer ſich zu jenem aufrichten. In Frankreich iſt die Nation witzig, bei uns die Elite.

Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg 1834, S. 302. (deutschestextarchiv.de)

Und doch verfehlte er [Newton] viele Jahre dieſen Weg, und mühte ſich ab, […]die kraftvollſte Zeit ſeines Lebens, die Wahrheit zu finden, […]die er ahnte, ja die er, aber ohne es zu wiſſen, ſchon als ein Jüngling von kaum zwanzig Jahren gefunden hatte, und zu deren Erkenntniß er erſt durch Andere […]und durch einen glücklichen Zufall geführt werden mußte. Aber deſſenungeachtet erſcheint er als der Führer dieſer Anderen, als ihr Herr und Meiſter und als der Vorfechter unter den Eliten ſeiner Zeit.

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Dritter Theil: Physische Astronomie. Beschreibung und Lehre vom Gebrauch der astronomischen Instrumente. Stuttgart 1836, S. 29f. (deutschestextarchiv.de)

Der gestern von dem russischen Botschafter […]v. Tatitscheff gegebene Ball war äußerst glänzend. II. kk. HH. der Erzherzog Franz Karl mit Gemahlin, die Erzherzoge Karl, Albrecht, […]Stephan und Maximilian verschönerten das Fest durch ihren persönlichen Besuch. Außer diesen höchsten Personen bemerkte man dabei die ersten Hof- und Staatsbeamten, das ganze diplomatische Corps, die Elite des hiesigen Adels und mehrere Fremde von Auszeichnung, […]darunter besonders den Fürsten Pückler-Muskau, welchem auch in den hiesigen Gesellschaftskreisen aufs zuvorkommendste begegnet wird.

Allgemeine Zeitung, 21. 1. 1840, Nr. 21, S. 168. (deutschestextarchiv.de)

[…]Werde nicht roth, lieber Reinhard, es iſt eine Bemerkung, wie jede andere, und ich theile Deine Neigung […]und Anhänglichkeit für das ganze Meierſche Haus. Es ſind mit die beſten und gebildetſten Leute der Stadt, und wenn auch die ſogenannte Elite der Geſellſchaft dort im Hauſe nicht zu ſehen iſt, ſo findet man den größten Theil unſerer Gelehrten und Künſtler, […].

Lewald, Fanny: Jenny. Erster Theil. Leipzig 1843, S. 6. (deutschestextarchiv.de)

Erwägt man nur, wie ungenügend seit langer Zeit die geistlichen Erziehungs- und Bildungsanstalten waren, […]wie schwer dabei die Entwicklung klerikalischen Sinnes und Lebens gedeihen, wie leicht auch bei dem lange bestandenen Priestermamgel Unberufene in’s Heiligthum sich eindrängen konnten, so ist zuvörderst klar, daß solche Verhältnisse nicht geeignet waren, eine Elite von Seelenhirten hervorzubringen.

Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien, historisch, medicinisch und mystisch beleuchtet. Oppeln 1845, S. 36. (deutschestextarchiv.de)

Die Garden, die Elite der Armee, haben alle wenigstens 5 Fuß 11 Zoll.

Neue Rheinische Zeitung, 11. Juli 1848, Nr. 41, S. 201. (deutschestextarchiv.de)

Die Elite der neusatzer Bürger hat sich nach Peterwardein geflüchtet.

Mainzer Journal, 15. Juli 1848, Nr. 30. [Bild 6]. [DTA]

[…]Die politischen Verurtheilten und die mit 6 Monat Gefängniß geschlagenen Schriftsteller den Wucherern, den Escrocs u. s. w. assimiliren, das heißt: die Rächer der öffentlichen Meinung, die Soldaten des öffentlichen Geistes degradiren, und öffnete man unsere Gerichtstabellen seit 50 Jahren, so dürfte die Elite der Intelligenz, die Chateaubriand, Lammenais, Beranger, Carrel nicht mehr Platz nehmen neben Notären, Börsenspekulanten und Anwälten auf der Geschwornenbank, […]nicht einmal der Präsident der jetzigen Nationalversammlung ‒ Herr Marrast.

Neue Rheinische Zeitung. Beilage, 8. August 1848, Nr. 69, S. 349. (deutschestextarchiv.de)

Wir haben zur Genüge auf dieser Ausstellung die Schulen von Köln, Düsseldorf und hauptsächlich die von München studiren können. Sey es nun, daß die Elite der dortigen Künstler sich zurückhielt, oder daß wir unrichtig gesehen haben, es schien uns, daß die Werke der deutschen Künstler hinter ihrem Rufe zurückblieben.

Morgenblatt für gebildete Leser, 23. November 1856, Nr. 47, S. 1124 (deutschestextarchiv.de)

[…]Denn wenn ich auch wenig Wäsche und keinen Überflus an sonstigen Kleidungstücken hatte, so besaß ich doch verhältnismaßig viele, meist in Auctionen und Trödelbuden erstandene Bücher, von denen ich aus Mangel an Raum nur einen Theil mitnehmen konnte. Die Auswahl wurde mir unendlich schwer; wohl sämmtliche Bücher passirten nach und nach den Koffer, ohne daß ich zu einem Endresultat gelangen konnte. Kaum glaubte ich fertig zu sein und die Elite glücklich in den engen Raum eingeprest zu haben, so fiel mein Blick auf neue, bisher übersehene Concurrenten, welche mir würdiger als manche der verpackten erschienen.

Abeken, Bernhard: Eine Nacht. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin 1910. (deutschestextarchiv.de)

Ihr ſeid doch bis zu dreitauſend Menſchen, und unter dreitauſend Menſchen muß es doch außer ſo kleinen Leuten wie Barbier Beza […](ſo hieß er ja wohl) doch auch noch eine Elite geben, Honoratioren oder dergleichen.

Fontane, Theodor: Effi Briest. Roman. Berlin 1896, S. 90. (deutschestextarchiv.de)

Die vierzig oder fünfzig H.en und die vier oder fünf Damen, die hier ihren Magen versorgten, waren nicht gerade die Elite, nicht die „Creme“ oder der „Gratin“ der Gesellschaft, aber es ist ja klar, daß die Millionäre davor zurückschrecken, von der Freikost eines Spielklubs allzu häufig Gebrauch zu machen.

Berliner Tageblatt (Abend-Ausgabe), 8. 2. 1906, S. 1. [DWDS]

Er hat lediglich im Auge, in welcher Weise es die Elite der jüdischen Sozietät unter ganz bestimmten gegenwärtigen Verhältnissender jüdischen Nation zu erfüllen und ihm nachzuleben habe; offenbar in der durchaus richtigen Meinung, daß, je strikter und reiner es von dieser Elite befolgt wird, es dann um so besser auch von der Nation im allgemeinen, die dieser Elite untersteht, befolgt werde.

Schlaf, Johannes: Der Krieg. Berlin 1907, S. 38. [DWDS]

Dazu aber war, dies alles ist die Meinung und Lehre Christi, vonnöten der reinste und lauterste, vorbeugende Lebenswandel einer starken, herrschenden Elite, welche ja selbstverständlich vermöge solcher Herrschaft auf alle übrige Sozietät von ausschlaggebendem Einfluß sein mußte.

Schlaf, Johannes: Der Krieg, Berlin: Marquardt 1907, S. 40. [DWDS]

[…]Wiederholte Beſuche in England regten in ihm den Plan an, ein deutſches Muſterſchauſpiel in England einzuführen. Hier fand dasſelbe allſeitigen Beifall, u. im Sommer 1852 reiſte K. mit einer Elite deutſcher Schauſpieler nach England, die hier die größten Triumphe feierte.

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Vierter Band. Kleimon bis Minnich. Sechste völlig neu bearbeitete und stark vermehrte Auflage. Leipzig 1913, S. 146. (deutschestextarchiv.de)

Was ist die Intelligenz eines Landes? Die geistige Elite, jene seltenen und wenigen Menschen, die ihre Erlebnisse und deren Resultate kommunizieren zum Zweck einer höheren Vernunft.

Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern 1919, S. 4. (deutschestextarchiv.de)

In der [„]Humanité“ urteilt Paul Louis: „Die Sanktionen entsprechen nicht gerade den Wünschen, die von der Elite der französischen Chauvinisten so heftig geäußert wurden.“

Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 5. 3. 1921, S. 1. [DWDS]

Der sogenannte kleinere Adel hatte keinen Zutritt zu diesen Räumen, so daß nur die Elite der Gesellschaft hier anzutreffen war, etwa die Freiherren von Kotteler, Graf Schmusing-Tutenhausen, […]der unweit auf der Neubrückenstraße residierte, Graf Landsberg von der Ägidistraße, Erbdroste Graf Fuschering, Freiherr von Popenhausen, von Hurkotten, von Windt, Freiherr von Körff, Freiherr von Kickerinck, Freiherr von Schorlemer-Alst, der Bauernkönig, Graf Golen, Graf Ostfalen, die Freiherren von der Recke, von Vancke, von Twackel, von Nagel-Doornick, von Gutelager-Heesen, Beverförde, die Draffels, Zurmühlen, die Plattenbergs, die Murveldter, Fürstenberge, Herzöge zu Cray, Arenberg – die Creme des Stadt- und Landadels zwischen Rhein und Weser gab sich hier ihr Stelldichein.

Winckler, Josef: Der tolle Bomberg, Rudolstadt [1956] [1922], S. 44. [DWDS]

Wenn diese Stätten nicht existierten, müßte ein großer Teil unserer Musiker buchstäblich verhungern. Immerhin aber darf der Konsum der Vergnügungsstätten nicht unsere musikalische Elite verzehren.

Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 11. 3. 1922, S. 5. [DWDS]

Der Comedor bis auf den letzten Platz gefüllt, dem Anschein nach von der Elite der Leóner Gesellschaft.

Klemperer, Victor: [Tagebuch] 1926. In: Ders.: Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum. Berlin 2000 [1926], S. 76. [DWDS]

Geschichte machen weder die Massen noch die Ideen noch die stillwirkenden Kräfte, sondern die sich jeweils behauptenden Eliten.

Mannheim, Karl: Ideologie und Utopie. Frankfurt a. M. 1985 [zuerst 1929], S. 117. [DWDS]

Im Zentrum seiner Lehre und seiner Praxis steht die Apotheose des unmittelbaren Eingreifens, der Glaube an die ausschlaggebende Tat, an die Bedeutung der Initiative einer führenden Elite.

Mannheim, Karl: Ideologie und Utopie. Frankfurt a. M. 1985 [zuerst 1929], S. 117. [DWDS]

Die Elite der deutschen Reiterinnen und Reiter mit ausgesuchtem Pferdematerial ist anwesend, […]für alle Konkurrenzen sind zahlreiche Nennungen abgegeben worden (in Summa über tausend!), entsprechend lang werden die Starterlisten ausfallen.

Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 2. 3. 1932, S. 13. [DWDS]

In Ländern, in denen die vorindustriellen agrarischen Eliten sich […]in der Praxis ihres Lebens und in ihren Werthaltungen weniger scharf und entschieden von kommerziellen Operationen […]und von allen denen, die ihren Lebensunterhalt mit solchen Operationen verdienten, fernhielten […]und in denen die Macht von Fürsten und höfischen Gesellschaften als Zentren des Staates, wie in England, begrenzt, wie in Amerika, nicht vorhanden war, entwickelten die allmählich zur herrschenden Schicht aufsteigenden bürgerlichen Gruppen einen Typ des Konservatismus, der sich […]– scheinbar – mit den Idealen der individuellen Konkurrenz, der Nichteinmischung des Staates […], der Freiheit des Individuums, also mit den spezifisch liberalen Werthaltungen, wohl vertrug.

Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation – Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Frankfurt a. M. 1992 [1939], Bd. 1, S. 37. [DWDS]

Dennoch müssen wir bei aller gebührlichen Achtung vor der Arbeit des Wissenschaftlers und Entdeckers ebenso vor einer umgekehrten, nicht weniger großen Gefahr auf der Hut sein – der Gefahr nämlich, daß die Politik selbst zum Werkzeug einer Elite von Wissenschaftlern und Technokraten wird.

N. N.: Abschiedsrede Eisenhowers. In: Archiv der Gegenwart, 2001 [1961], S. 8867. [DWDS]

[…]So macht ein Elitenpluralismus, der die Selbstbestimmung des Volkes ersetzt, privat ausgeübte gesellschaftliche Macht von Legitimationszwängen unabhängig und gegen das Prinzip vernünftiger Willensbildung immun: der neuen Herrschaftstheorie zufolge sind die Voraussetzungen der Demokratie erfüllt, „wenn (a) die Wähler zwischen konkurrierenden Eliten wählen können, (b) es den Eliten nicht gelingt, ihre Macht erblich werden zu lassen oder neuen gesellschaftlichen Gruppen den Zugang zu Elitepositionen zu versperren, (c) die Eliten auf die Unterstützung wechselnder Koalitionen angewiesen […].“

Habermas, Jürgen: Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus. Frankfurt a. M. 1973, S. 170. [DWDS]

Während die Theorie der Massenkultur davon ausgeht, daß die Warenform auch die Kultur ergreift und damit tendenziell alle Funktionen des Menschen besetzt, rechnet die Theorie des Faschismus mit einer vorsätzlichen, von politischen Eliten beabsichtigten Umfunktionierung der Widerstände, welche die subjektive Natur der Rationalisierung entgegensetzt.

Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Bd. 1. Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung. Frankfurt a. M. 1981, S. 493. [DWDS]

Kritiker bezeichnen die Führung bereits als abgehobene Elite, die eine Politik ohne Wissen und ohne Zustimmung der Mitglieder betreibe.

Die Zeit, 21. 7. 1989, Nr. 30. [DWDS] (zeit.de)

Die Demokratie „brauche zwar nicht unbedingt das Wort Elite, aber sie brauche das, was damit gemeint sei“, sagte Vogel. Die Eliten, ohne die auf Dauer auch eine Demokratie nicht funktionieren könne, dürften allerdings nicht nur irgendwelche Eliten sein, sondern solche, die ihren besonderen Ansprüchen gerecht würden, forderte Vogel.

Salzburger Nachrichten, 22. 3. 1993. [IDS]

„Wir brauchen auch Eliten“, appellierte Stoiber und gab als Standortbestimmung für die CSU die „Leberkäs-Etage“ aus, „nicht die Sekt-Etage“.

Berliner Zeitung, 11. 10. 1999. [DWDS]

Das E-Wort, lange aus dem deutschen Sprachschatz verbannt, geht plötzlich wieder leichter über die Lippen: Elite.

Die Zeit, 20. 4. 2000, Nr. 17. (zeit.de)

Neue Universität, Hörsaal 15, öffentliche „Debatte der Meister“ zum Thema: „Braucht unsere Gesellschaft eine Elite?“

Mannheimer Morgen, 21. 5. 2003. [IDS]

Die deutsche Spitzenforschung bekommt mehr Geld. Endlich. Politiker aus Bund und Ländern haben gestritten über schwierige Inhalte (Wie viel Elite brauchen wir?)

Mannheimer Morgen, 24. 6. 2005. [IDS]

Deutschland brauche Eliten und klare Werte.

Berliner Zeitung, 13. 7. 2005. [DWDS]

Populisten finden Gehör, wenn sie eine volksnahe Sprache verwenden, zu der die Eliten nicht mehr in der Lage sind. Eliten schwärmen von Innovationen und Modernisierungen. Ganze Bevölkerungssegmente hingegen bekommen es mit der Angst, wenn sie diesen Begriff nur hören.

Die Zeit (online), 24. 1. 2008. (zeit.de)

Populismus […]lässt sich somit nicht durch Identifizierung bestimmter Wählergruppen oder politischer Inhalte fassen. Er ist […]vielmehr eine spezifische politische Vorstellungsweise, in der ein Volk, das als moralisch rein und dem Ideal harter Arbeit verpflichtet imaginiert wird, einer korrupten, gar parasitären Elite entgegengesetzt wird. Daraus folgt: Die Eliten gehören eigentlich gar nicht zum Volk.

Süddeutsche Zeitung, 24. 7. 2013, S. 11. [IDS]

Für Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer ist das Ergebnis bei der US-Wahl eine Lehre für Politiker im Umgang mit Populisten. […]„Die Menschen haben das Gefühl: Die da oben wollen immer recht haben“, sagte der CSU-Politiker dem „Münchner Merkur“. Er forderte Politiker auf, nicht nur auf Populisten zu schimpfen, sondern ihr „Ohr nah an der Bevölkerung“ zu haben. „Die Arroganz in Eliten muss aufhören. Viele Bürger haben zunehmend den Eindruck, von Politik und Eliten bevormundet zu werden, und dagegen wehren sie sich.“

Spiegel-Online, 11. 11. 2016. [IDS] (spiegel.de)

Dossier: Brauchen wir Eliten?

Philosophie-Magazin 6 (2018), Nr. 42. (philomag.de)