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nachhaltig nachhaltend

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Nachhaltig wird gemeinhin auf Hans Carl von Carlowitz‘ Verwendung von nachhaltend im Sinne von Ressourcen schonend in der forstwirtschaftlichen Abhandlung Sylvicultura Oeconomica (1713) zurückgeführt. Wenig später wird nachhaltend zu nachhaltig. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts scheint nachhaltig nicht mehr auf den Bereich der Forstwirtschaft beschränkt, sondern wird nun auch im ökonomischen Diskurs im Allgemeinen verwendet; spätestens um 1800 hat sich die neue Bedeutung anhaltend, dauerhaft ausgebildet. Im ausgehenden 20. Jahrhundert erhält nachhaltig im Ökologiediskurs die neue Bedeutung umweltverträglich, zukunftsfähig, ökologisch.

Wortgeschichte

Nachhaltende Holznutzung. Herkunft

Nachhaltig1) – ein Wort, das heute omnipräsent scheint – hat seine Wurzeln im Bereich der Forstwirtschaft am Beginn des 18. Jahrhunderts. Gemeinhin wird es auf Hans Carl von Carlowitz‘ Abhandlung Sylvicultura Oeconomica, Oder Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung Zur Wilden Baum-Zucht zurückgeführt, in der dieser den Gedanken formuliert, dass nicht mehr Holz geschlagen werden sollte, als durch planmäßige Aufforstung nachwachsen kann, um den Nachkommen die Ressource langfristig zu erhalten (1713b, 1713a). Carlowitz verwendet freilich nicht nachhaltig, sondern nachhaltend (1713a), durch das er das traditionelle pfleglich, das dem Autor […] nicht ausreichend die langfristige zeitliche Kontinuität von Naturnutzung und den Gedanken des Einteilens und Sparens von Ressourcen zum Ausdruck zu bringen [scheint], ersetzt (Grober 2002, 120):

Wird derhalben die gröste Kunst/ Wissenschaft/ Fleiß/ und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen/ wie eine sothane Conversation und Anbau des Holtzes anzustellen/ daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe/ weiln es eine unentberliche Sache ist/ ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag. [1713a]

Nachhaltend wird von nachhalten, andauern, vorhalten, wirken, abgeleitet (vgl. 15Kluge, 645 und 10Paul, 686); in forstwirtschaftlichen Kontexten nimmt es seither die Bedeutung Ressourcen erhaltend an. Was im forstwissenschaftlichen Denken konkret unter Nachhaltigkeit verstanden wird, unterliegt über die Jahrhunderte im Übrigen durchaus Veränderungen und Erweiterungen (vgl. hierzu im Detail Grober 2002).

Aus nachhaltend wird nachhaltig

Wann genau aus nachhaltend dann nachhaltig wird, ist in der Forschung nicht vollständig geklärt (vgl. Rödel 2013, 119). Wahrscheinlich ist aber, dass das neue Wort nachhaltig im Verlauf der nächsten zwei Jahrzehnte geprägt wird – Ulrich Grober führt einen Erstbeleg aus einem Forstlagerbuch aus dem Jahr 1729 an, in dem sowohl pfleglich als auch nachhaltig im Kontext der Holzwirtschaft verwendet werden (vgl. Grober 2002, 123; der frühe wort- und sachgeschichtliche Beitrag zur Fachsprache des Forstwesens von Kurt Kehr aus dem Jahr 1964 nennt Mosers Grundsaeze der Forst-Oeconomie aus dem Jahr 1757 als Erstbeleg, vgl. Kehr 1964, 213). Mit der Bedeutung Ressourcen erhaltend wird nachhaltig auch in den nachfolgenden Jahrhunderten in forstwirtschaftlichen Kontexten verwendet (1835, 1863, 1956, 1975). Neben nachhaltig besteht auch nachhaltend bis in die Gegenwart weiter (1785, 1827, 1896, 1953).

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In den meisten Wörterbüchern ist nachhaltend nicht als eigenes Lemma aufgenommen: Offenbar bucht nur das Deutsche Wörterbuch nachhaltend 1889 mit der Bedeutung nachhaltig (1DWB 13, 68) – nachhaltig hier wohlgemerkt in der im ausgehenden 18. Jahrhundert entstehenden Bedeutung anhaltend, andauernd, dauerhaft (vgl. zu dieser Bedeutungsentwicklung nachfolgenden Abschnitt), die es auch in den angeführten Belegen hat. Trübner erwähnt im Eintrag nachhaltig – das hier als Wort der Goethezeit gewertet wird – zwar Nachhalt und nachhalten als zugehörig, aber nicht mehr geläufig (vgl. Trübner 4, 731); bei 2Adelung, Campe Wörterbuch, und im WDG hat nachhaltend keinen eigenen Eintrag und auch die Bezeugungsfrequenz ist insgesamt gering.

Bedeutungserweiterung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts

Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts scheint nachhaltig nicht mehr auf den Bereich der Forstwirtschaft beschränkt, sondern wird nun auch in der Ökonomie im Allgemeinen verwendet:

Damit nun der Kayser bekomme, was des Kaysers ist, der Unterthan aber nicht mehr gebe, als was ihm gebühret, wobey der Grund alle bereitesten Vermögens eines Fürstens, nehmlich der immer bessere Nahrungs-Zustand des Landes bestehen kan, so folget von selbsten, daß dieses alles nach einem gewissen grössern oder kleinern Maasse, so sich nach diesem Grunde richtet, bestimmet werden müsse. Denn wir können als eine der ersten Wirtschaffts-Regeln annehmen: Man muß nicht mehr einnehmen oder ausgeben wollen, als die Quellen der Einnahme nachhaltig ertragen. [1750]

Es ist schwer zu entscheiden, ob nachhaltig hier in erster Linie mit Blick auf den Ressourcenerhalt oder aber schon im Sinne von langfristig verwendet wird. Möglicherweise deutet sich in der Übertragung auf andere Wirtschaftsbereiche und der damit verbundenen Abstraktion bereits jene semantische Entwicklung an, die in der Entstehung der neuen Bedeutung anhaltend, andauernd, langfristig, dauerhaft, stark mündet, wie sie spätestens um 1800 anzusetzen ist (1779, 1796, 1809).

Mit dieser Bedeutung tritt nachhaltig seither oft in Kollokationen wie nachhaltiger Erfolg (1844, 1913a, 1979), nachhaltige Wirkung (1875, 1973) oder nachhaltiger Einfluss (1840, 1913b, 2000) auf.

Nachhaltigsustainablenachhaltig. Übersetzung, Rückübersetzung und semantische Erweiterung im ausgehenden 20. Jahrhundert

Im ausgehenden 20. Jahrhundert erhält nachhaltig mit zukunftsfähig, umweltverträglich, ökologisch – und damit in etwa zeitgleich zum Bedeutungswandel anderer Wörter wie UmweltWGd, zukunftsfähigWGd, alternativWGd oder konventionellWGd – eine neue Bedeutung (1992a, 1995a, 1997). Vor allem in frühen Belegen, in denen nachhaltig mit der neuen Bedeutung auftritt, begegnet es als – zunächst eine unter verschiedenen, schließlich als die dominante – Übersetzung des englischen sustainable (1994a, 1995b, 1995c, 1996). Hintergrund ist die internationale Verbreitung der Wendung sustainable development insbesondere in der Nachfolge des Brundtland-Berichts von 1987 und der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992. Der Brundtland-Bericht definiert sustainable development als eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne dass die Möglichkeiten künftiger Generationen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, beeinträchtigt werden (Brundtland-Bericht 1987, o. S., Übersetzung ASB2)) und gilt gemeinhin als der Ursprung des heutigen Nachhaltigkeitsdenkens.

Gleichwohl ist das Substantiv Nachhaltigkeit im Deutschen im Ökologiediskurs allerdings bereits vor dem Brundtland-Bericht bezeugt (1982, 1983), und auch die neue Verwendung von sustainable in der ökologischen Bedeutung lässt sich mindestens bis in die 1970er Jahre zurückverfolgen (vgl. Grober 2002, 116–117). Das Wort ist auch im Englischen freilich älter: Auf das Lateinische sustinēre zurückzuführen und seit Anfang des 17. Jahrhunderts bezeugt (vgl. 3OED unter sustainable), ist sustained yield gebräuchlich – und zwar als Übersetzung des deutschen forstwirtschaftlichen nachhaltig im Englischen mindestens seit dem 19. Jahrhundert (vgl. Grober 2002, 117; Henn-Memmesheimer u. a. 2012, 165). In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg hat es dann eine neue und intensive Auseinandersetzung mit Bedeutungsumfang und Anwendbarkeit, Geschichte und Philosophie der forstlichen Nachhaltigkeitsideen gegeben: In Nordamerika zielte die Debatte auf eine Etablierung der Nachhaltigkeitsideen als Leitbild der Forstwirtschaft; zudem diskutierte man in Gremien der UNO über Leitlinien für die Einrichtung und Etablierung eines nachhaltigen Forstwesen in den vom Kolonialismus befreiten Staaten der sogenannten Dritten Welt (vgl. Grober 2002, 117).

Beide Diskussionslinien waren […] präsent, als Anfang der 70er Jahre schockartig die Endlichkeit der Ressourcen und die Grenzen des Wachstums entdeckt wurden. In diesem diskursiven Umfeld haben sich die Übernahme und Bedeutungserweiterung des forstlichen Begriffs Nachhaltigkeit ereignet. [Grober 2002, 117]

Im Deutschen ist nachhaltig Anfang der 1990er Jahre keinesfalls das einzige Wort, mit dem sustainable übersetzt wird. Vielmehr werden daneben auch beispielsweise dauerhaft (1990a) bzw. dauerhaft tragfähig (1990b), umweltschonend (1992b), umweltverträglich (1993) oder zukunftsfähig (1995c) verwendet. Mitte bis Ende der 1990er Jahre etabliert sich jedoch nachhaltige Entwicklung als deutsche Entsprechung für sustainable development (vgl. zur Konkurrenz der Termini im Detail Henn-Memmesheimer u. a. 2012, 172–175).

Aufschwung der klassischen Bedeutung

Auffallend ist schließlich der kontinuierliche Anstieg der Bezeugungsfrequenz von nachhaltig seit seiner Entstehung und besonders seit der Entstehung der neuen Bedeutung im ausgehenden 20. Jahrhundert. Zugleich – das hat Michael Rödel gezeigt – ist es im allgemeinsprachlichen Gebrauch gerade nicht die neue, sondern die klassische, allgemeinsprachliche Bedeutung nachwirkend, andauernd, stark, fortdauernd, die vorwiegend begegnet:

Da das Adjektiv nachhaltig aber in der Regel in der klassischen Wortbedeutung anzutreffen ist, können diese Daten nur dahingehend interpretiert werden, dass im Zuge der Etablierung des ökologischen Konzepts der Nachhaltigkeit nicht nur dieses Konzept (und damit das Substantiv) selbst in Mode gekommen ist, sondern auch das Adjektiv nachhaltig. Und das gilt paradoxerweise offenbar auch dann, wenn dieses Adjektiv gar nicht so verwendet wird, wie es im Sinne des in der Mode gekommenen Konzepts zu erwarten wäre. Mit dem Konzept der Nachhaltigkeit scheint also auch – völlig unabhängig von seiner Bedeutung – das Adjektiv nachhaltig in seiner klassischen, allgemeinsprachlichen Bedeutung in die Hitlisten des Sprachgebrauchs gespült worden zu sein. [Rödel 2013, 131]

Deontische Bedeutungsaspekte

In der neuen, ökologischen Bedeutung haben Nachhaltigkeit und nachhaltig im Übrigen – hier vergleichbar anderen Wörtern wie UmweltWGd3) oder zukunftsfähigWGd, die ihrerseits zu dieser Zeit einen Bedeutungswandel durchlaufen – deontische Bedeutungsaspekte, sprich sie enthalten eine implizite Handlungsaufforderung:

Noch ist es, sagt der CSU-Politiker Josef Göppel, Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege, der sich für die nachhaltige Entwicklung von ländlichen Regionen stark macht, nicht mehr als eine „geistige Knetmasse – eine Herausforderung, die auch den Bonner Umweltminister Klaus Töpfer fasziniert. Für ihn stellt Nachhaltigkeit den neuen kategorischen Imperativ dar: Handele so, daß die Konsequenzen deines Tuns die Möglichkeiten eines lebenswerten Lebens auf der Erde nicht in Frage stellen! [1994b]

Das zeigt sich auch in Kollokationen wie nachhaltiger LebensstilWGd (2012).

Anmerkungen

1) Nachhaltig und Nachhaltigkeit können sowohl aus kulturwissenschaftlicher als auch aus sprachgeschichtlicher Perspektive als gut erforscht gelten. Vgl. nur 1DWB 13, 71, GWB 6, 447, Grober 2002, Grober 2013, Henn-Memmesheimer u. a. 2012, Rödel 2013.

2) Wortlaut im Original: development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.

3) Zu Umwelt als deontischem Wort vgl. Hermanns 1991.

Literatur

2Adelung Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen, 2. vermehrte und verbesserte Ausg. Bd. 1–4. 2. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1793–1801. Hildesheim u. a. 1990. (woerterbuchnetz.de)

Brundtland-Bericht 1987 United Nations: Our Common Future. Report on the World Commission on Environment and Development. O. O. 1987. (are.admin.ch)

Campe Wörterbuch Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch der deutschen Sprache. Theil [Bd.] 1–5. Braunschweig 1807–1811.

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

Grober 2002 Grober, Ulrich: Tiefe Wurzeln: Eine kleine Begriffsgeschichte von ‚sustainable development‘ – Nachhaltigkeit. In: Natur und Kultur 3/1 (2002), S. 116–128.

Grober 2013 Grober, Ulrich: Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines Begriffs. München 2013.

GWB Goethe-Wörterbuch. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften [bis Bd. 3, Lfg. 4. Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin/Akademie der Wissenschaften der DDR], der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Bd. 1 ff. Stuttgart 1978 ff. (woerterbuchnetz.de)

Henn-Memmesheimer u. a. 2012 Henn-Memmesheimer, Beate u. a.: Zur Dynamik eines Sprachbildes: ‚Nachhaltig‘. In: Hansen-Kokoruš, Renate u. a. (Hrsg.): Sprachbilder und kulturelle Kontexte. Eine deutsch-russische Fachtagung. St. Ingbert 2012, S. 159–187.

Hermanns 1991 Hermanns, Fritz: „Umwelt“: Zur historischen Semantik eines deontischen Wortes. In: Dietrich Busse (Hrsg.): Diachrone Semantik und Pragmatik. Untersuchungen zur Erklärung und Beschreibung des Sprachwandels. Tübingen 1991, S. 235–257.

Kehr 1964 Kehr, Kurt: Fachsprache des Forstwesens im 18. Jahrhundert. Eine wort- und sachgeschichtliche Untersuchung zur Terminologie der deutschen Forstwirtschaft. Gießen 1964.

15Kluge Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 15. Aufl., völlig neubearbeitete von Alfred Götze. Berlin 1951.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

10Paul Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. 10., überarbeitete u. erweiterte Aufl. von Helmut Henne, Heidrun Kämper und Georg Objartel. Tübingen 2002.

Rödel 2013 Rödel, Michael: Die Invasion der „Nachhaltigkeit“. Eine linguistische Analyse eines politischen und ökonomischen Modeworts. In: Deutsche Sprache. Zeitschrift für Theorie, Praxis, Dokumentation 6 (2013), S. 115–141.

Trübner Trübners Deutsches Wörterbuch. Im Auftr. der Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Wortforschung hrsg. von Alfred Götze, fortgeführt von Walther Mitzka. Bd. 1–8. Berlin 1939–1957.

WDG Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Institut für deutsche Sprache und Literatur. Hrsg. von Ruth Klappenbach und Wolfgang Steinitz. Bd. 1–6. Berlin 1964–1977.

Belegauswahl

Wird derhalben die gröste Kunst/ Wissenschaft/ Fleiß/ und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen/ wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen/ daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe/ weiln es eine unentberliche Sache ist/ ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag. Denn gleich wie andere Länder und Königreiche/ mit Getreyde/ Viehe/ Fischereyen/ Schiffarthen/ und andern von GOtt gesegnet seyn/ und dadurch erhalten werden; also ist es allhier das Holtz/ mit welchem das edle Kleinod dieser Lande der Berg=Bau nehmlich erhalten und die Ertze zu gut gemacht/ und auch zu anderer Nothdurfft gebraucht wird.

Carlowitz, Hans Carl von: Sylvicultura Oeconomica, Oder Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung Zur Wilden Baum-Zucht […]. Leipzig 1713, S. 105. (digitale-sammlungen.de)

Es giebt auch faule und schlimme Einwohner/ so den Ackerbau und andere Nahrung gar negligiren/ hingegen reiben sie ihre Höltzer ab/ und nehren sich damit/ bedencken aber nicht/ wo ihre Nachkommen Holtz hernehmen sollen/ und weil sie es für Fructus naturales halten/ so ihnen nicht/ sauer zu erwerben wird/ so achten sie das Geld/ so sie daraus lösen/ auch nicht sonderlich/ und verthun es sonsten unnöthiger Weise.

Carlowitz, Hans Carl von; Bernigeroth, Martin [Beiträger k.]: Sylvicultura Oeconomica, Oder Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung Zur Wilden Baum-Zucht […]. Leipzig 1713, S. 76. (digitale-sammlungen.de)

Damit nun der Kayser bekomme, was des Kaysers ist, der Unterthan aber nicht mehr gebe, als was ihm gebühret, wobey der Grund alle bereitesten Vermögens eines Fürstens, nehmlich der immer bessere Nahrungs-Zustand des Landes bestehen kan, so folget von selbsten, daß dieses alles nach einem gewissen grössern oder kleinern Maasse, so sich nach diesem Grunde richtet, bestimmet werden müsse. Denn wir können als eine der ersten Wirtschaffts-Regeln annehmen: Man muß nicht mehr einnehmen oder ausgeben wollen, als die Quellen der Einnahme nachhaltig ertragen.

N. N.: III. Fortsetzung derer im 59 Stück pag. 1030 abgebrochenen und pag. 1014 angefangenen Gedanck[e]n von der Policey und Policey-Wissenschaft, wie auch denen Ursachen des verschiedenen Maasses. In: [Zincke, Georg Heinrich (Hrsg.)]: Leipziger Sammlungen von Wirthschafftlichen, Policey- Cammer- und Finantz-Sachen. Sechster Band, Nebst Einer Vorrede Und nöthigem Register vom sechzigsten bis zwey und siebenzigsten Stück versehen. Leipzig 1750, S. 12–56, hier S. 24. (books.google.de)

Da sie nun auch weder den natürlichen Nachwuchs des Holzes in denen Wäldern beförderten, noch auch die Holzungen und das Abtreiben der Bäume nachhaltig vornahmen, und nach Eintheilungen, wie es der verschiedene Wuchs des Holzes mit sich brachte, abholzten, ja vielmehr aus Ackergeitz, oder weil viel Menschen auch immer mehr Getraide brauchten, viele Holzflecke noch dazu ausrotteten, die Policey auch schlaf genug, sonderlich bey grossen Wäldern war, und jeden mit seinen Holzungen machen ließ, was er wollte, so fieng man endlich an den Holz-Mangel schmerzlich zu fühlen.

Moser, Wilhelm Gottfried: Grundsaeze der Forst-Oeconomie. Reprint Frankfurt u. Leipzig 1757, herausgegeben und mit einer Einführung versehen von Bernd Bendix. Remagen-Oberwinder 2018, S. 31.

Der ordentliche Zehrpfennig reichte freilich nicht weit; aber der Spar- und der Nothpfennig waren deſto nachhaltiger, und ließen uns unterwegens nicht darben.

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Viertes Heft. Altenburg 1779, S. 295. (deutschestextarchiv.de)

Was ihnen die Natur an Reiz und Elaſticitaͤt der Fibern verſagt hat, hat ſie ihnen an nachhaltender, daurender Staͤrke gegeben und ſie mit jener waͤrmenden Fettigkeit, mit jenem Reichthum an Blut, der ihren Aushauch ſelbſt in eingeſchloßnen Gebaͤuden erſtikkend warm macht, umkleidet.

Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Zweiter Theil. Riga/Leipzig 1785, S. 7. (deutschestextarchiv.de)

Wilhelm hatte ſich in dieſem Falle befunden, er ſchien nunmehr zum erſtenmal zu merken, daß er äußerer Hülfsmittel bedürfe, um nachhaltig zu wirken.

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Bd. 4. Frankfurt a. M./Leipzig 1796, S. 194. (deutschestextarchiv.de)

Es erhellt hieraus von ſelbſt, daß ſich ohne Kapital oder nachhaltigen Kredit das landwirthſchaftliche Gewerbe nicht gluͤcklich betreiben laſſe, und daß jeder Verſuch, dieſes zu thun, jaͤmmerlich ablaufe, und das Gewerbe auf der niedrigſten Stufe erhalte.

Thaer, Albrecht Daniel: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Erster Band. Begründung der Lehre des Gewerbes. Oekonomie oder die Lehre von den landwirtschaftlichen Verhältnissen. Berlin 1809, S. 30. (deutschestextarchiv.de)

Unter dieſen Thaͤtigkeiten iſt die Auffaſſung einleuchtend die vorangehende und, wenn es noͤthig waͤre, ihren verhaͤltnißmaͤßigen Werth zu beſtimmen, gewiß auch die wichtigſte, da ihre Beſchaffenheit jedes tiefere, nachhaltende Intereſſe der Kunſt bedingt.

Rumohr, Carl Friedrich von: Italienische Forschungen. Erster Theil. Berlin/Stettin 1827, S. 15. (deutschestextarchiv.de)

Die weitere Pflege der Holzpflanzen (§. 151.) hat zum Zwecke, in der kürzeſten Zeit mit den geringſten Koſten, ohne die Waldwirthſchaft zu zerſtören, den größten Naturalertrag aus denſelben zu beziehen und den Wald nachhaltig zu machen.

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Handbuch der Kameralwissenschaften und ihrer Literatur für Rechts- und Verwaltungs-Beamten, Landstände, Gemeinde- Räthe und Kameral-Candidaten. Heidelberg/Leipzig 1835, S. 275. (deutschestextarchiv.de)

Die Gründung haben wir wahrgenommen: ſehen wir nun, ob ſie fähig ſeyn wird ſich zu behaupten, nachhaltigen Einfluß in der Welt zu gewinnen.

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin 1840, S. 9. (deutschestextarchiv.de)

So mochte ſich denn die allgemeine Turnanſtalt mit der Hoffnung auf einen, wenn auch nur allmäligen, doch deſto nachhaltigeren Erfolg jenen vielfachen Beſtrebungen anſchließen.

N. N.: Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Zweites Heft. Hrsg. von Karl Euler. Solingen 1844, S. 28. (deutschestextarchiv.de)

Nach Pfeils Berechnung beläuft ſich der jährliche Ertrag eines Morgens Staatsforſt in Preußen auf — 16 Sgr., natürlich bei nachhaltiger und pfleglicher Bewirthſchaftung der Waldungen, welche aus dem Walde jährlich nicht mehr an Holzmaſſe hinwegnimmt, als jährlich am ſtehen bleibenden Holze zuwächſt.

Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Den Freunden und Pflegern des Waldes geschildert. Leipzig/Heidelberg 1863, S. 570. (deutschestextarchiv.de)

Wichtiger und von nachhaltigerer Wirkung für die Geſchichte der Botanik war jedoch ſeine Isagoge phytoscopica, welche in gedrängter Kürze und in Form von Lehrſätzen ſtreng logiſch geordnet ein Syſtem der theoretiſchen Botanik vorträgt.

Sachs, Julius: Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bis 1860. München 1875, S. 64. (deutschestextarchiv.de)

So erhält man eine braune Salbe von lange nachhaltendem, ſtreng bitterem Geſchmack, welche von den Arabern „afioum“ genannt wird, und aus dieſer Bezeichnung iſt das Wort Opium entſtanden.

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin 1896, S. 546. (deutschestextarchiv.de)

Seine wankende Geſundheit führte ihn in der Folge bald in deutſche, bald in internationale Kurorte, aber ohne nachhaltigen Erfolg.

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Vierter Band. Kleimon bis Minnich. Sechste völlig neu bearbeitete und stark vermehrte Aufl. Leipzig 1913, S. 414. (deutschestextarchiv.de)

Die Dichterin Jſabella Braun u. die Mutter des Dichters Karl Stieler hatten auf ihre Ausbildung einen nachhaltigen Einfluß und führten ſie auch in das literariſche Leben ein.

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Zweiter Band. Dennert bis Grütter. Sechste völlig neu bearbeitete und stark vermehrte Auflage. Leipzig 1913, S. 299. (deutschestextarchiv.de)

Da die Importe aber seit langem liberalisiert sind und das ausländische Angebot nachhaltend günstig bleibt, muß erwartet werden, daß wir im jetzt laufenden Jahr einer Einfuhrsumme von 10 Mll.

Die Zeit, 10. 9. 1953, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

Während sich nämlich die genannten Rohstoffe mit der Zeit erschöpfen, wächst Holz ständig nach. Eine Erschöpfung der Wälder kann nicht eintreten, wenn sie „nachhaltig“ bewirtschaftet werden, d. h. wenn nicht mehr eingeschlagen wird als nachwächst.

Sandermann, Wilhelm: Grundlagen der Chemie und chemischen Technologie des Holzes. Leipzig 1956, S. 55. [DWDS]

Über die Beratende Versammlung werden politische Impulse gegeben, von denen eine nachhaltige Wirkung auf die nationalen Parlamente ausgeht.

Archiv der Gegenwart, 2001 [zuerst 1973], S. 17774. [DWDS]

Auf geeigneten Standorten soll eine nachhaltige, möglichst hohe und hochwertige Holzerzeugung unter Erhaltung oder Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit angestrebt werden, sofern nicht anderen Erfordernissen der Vorrang einzuräumen ist.

N. N.: Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (BwaldG). In: BGBl I, 2. 5. 1975, S. 1037. [DWDS]

Einen seiner nachhaltigsten Erfolge errang Heger mit seiner Oper Der Bettler Namenlos, die ihn überdies als Textdichter von Geschmack und Rang ausweist.

Zentner, Wilhelm: Heger. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Berlin 2001 [zuerst 1979], S. 33048. [DWDS]

Denn jede Diskussion stößt sehr bald auf den Dollpunkt der Ökologie, nämlich den „Natur-Haushalt“ oder, wie Hasenclever an einem älteren Gesetzesbegriff sehr plastisch erläutert, der „Nachhaltigkeit“: Dieser Begriff aus der Forstwirtschaft besagt, daß nur so viel Holz geschlagen werden darf (oder soll oder kann) wie durch Aufforstung nachwächst. […]Die Summe der Festmeter Holz bleibt also annähernd konstant. Im Idealfall wird also der Natur so viel entnommen wie nachwächst. Daraus läßt sich „Kreislaufwirtschaft“ oder „recycling“ oder „biologischer Landbau“ ableiten, wie auch immer: Der Kerngedanke ist schützen, schonen, sparen, haushalten – also eine konservative Haltung.

Die Zeit (online), 12. 11. 1982, Nr. 46. (zeit.de)

Die Kaskade schlechter Nachrichten ergießt sich – Ironie des Schicksals – ausgerechnet über jenen Wirtschaftszweig, der auf eine lange Tradition umweltfreundlichen Wirtschaftens stolz sein kann. Die deutsche Forstwirtschaft hatte im letzten Jahrhundert mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit – nur so viel Holz schlagen, wie gleichzeitig nachwächst – die zuvor übermäßig gestutzten Wälder vor dem Zusammenbruch gerettet.

Die Zeit, 7. 1. 1983, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)

Das Ziel dieser Umgestaltungspolitik ist eine dauerhafte und soziale Entwicklung (sustainable development) der Weltgesellschaft.

Die Zeit, 6. 4. 1990, Nr. 15. [DWDS] (zeit.de)

Erste Schritte zu einer globalen Umwelt- und Gesellschaftspolitik wären: die Ausrichtung der Informationen, die den Entscheidungen von Personen und Institutionen zugrunde liegen, auf das Ziel einer dauerhaft tragfähigen Entwicklung (sustainable development); […].

Die Zeit, 6. 4. 1990, Nr. 15. [DWDS] (zeit.de)

Dieser Unternehmerrat für nachhaltige Entwicklung soll für den Erdgipfel in Rio Konzepte der Industrie für umweltgerechtes Wirtschaften entwickeln.

Die Zeit, 7. 2. 1992, Nr. 07. [DWDS] (zeit.de)

Sogar Yoshiaki Yamaguchi, Chefmanager von Tosoh, einem der größten japanischen Chemieunternehmen, bezweifelt, ob eine ernsthafte ökologische Neuorientierung der japanischen Wachstumspolitik möglich ist. „Der Begriff von der umweltschonenden Entwicklung (sustainable development)“, erklärt Chemieboß Yamaguchi, der dem Umweltausschuß beim Unternehmerverband Keizaidoyukai vorsitzt, „wird verwendet, ohne daß jemand weiß, was damit gemeint ist.

Die Zeit, 24. 4. 1992, Nr. 18. [DWDS] (zeit.de)

Sie will ein globales Programm des„sustainable development“, der langfristig umweltverträglichen Entwicklung, zum zentralen Bestandteil ihrer Sicherheits- und Außenpolitik machen.

Die Zeit, 10. 12. 1993, Nr. 50. [DWDS] (zeit.de)

Sustainable development, nachhaltige Entwicklung, waren auch die alles beherrschenden Schlagwörter bei der Umweltkonferenz in Rio 1992.

Die Zeit, 25. 2. 1994, Nr. 09. [DWDS] (zeit.de)

Noch ist es, sagt der CSU-Politiker Josef Göppel, Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege, der sich für die nachhaltige Entwicklung von ländlichen Regionen stark macht, nicht mehr als eine „geistige Knetmasse“ – eine Herausforderung, die auch den Bonner Umweltminister Klaus Töpfer fasziniert. Für ihn stellt Nachhaltigkeit den „neuen kategorischen Imperativ“ dar: „Handele so, daß die Konsequenzen deines Tuns die Möglichkeiten eines lebenswerten Lebens auf der Erde nicht in Frage stellen!“

Die Zeit, 22. 7. 1994, Nr. 30. [DWDS] (zeit.de)

Nachhaltige Entwicklung bedeute umweltfreundliche Entwicklung, und dies gehe die reichen wie die armen Länder an.

Archiv der Gegenwart, 2001 [zuerst 1995], S. 39883. [DWDS]

Im letzten Fall dürfte im Original sustainable gestanden haben, was für gewöhnlich mit „nachhaltig“ übersetzt wird.

Die Zeit, 7. 7. 1995, Nr. 28. [DWDS] (zeit.de)

Alle sind dafür: Regierung und Opposition, Industrie und Gewerkschaften, Kirchen, Umweltschützer und Hausfrauen – für sustainable development, für nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung.

Die Zeit, 8. 9. 1995, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

Sustainable Development, als „nachhaltiges Wirtschaften“ eingedeutscht, zieht sich durch jede Öko-Debatte.

Berliner Zeitung, 3. 5. 1996. [DWDS]

Die Umweltschäden haben das akzeptable Belastungsniveau manchenorts bereits überschritten und entsprechen keinesfalls den Anforderungen an eine „nachhaltige Entwicklung“, die auch die Rechte zukünftiger Generationen berücksichtigt.

Die Zeit, 9. 5. 1997, Nr. 20, S. 30. [DWDS]

Den nachhaltigsten Einfluss übten jedoch marxistische Gelehrte auf ihn aus: der Wirtschaftshistoriker Jürgen Kuczynski, vor allem aber Alfred Meusel, einer der Gründungsväter der DDR-Geschichtswissenschaft.

Die Zeit, 9. 3. 2000, Nr. 11, S. 53. [DWDS]

Jeder selbst könne einen Beitrag für einen nachhaltigeren Lebensstil leisten.

Die Zeit, 17. 5. 2012 (online). [DWDS] (zeit.de)