Wortgeschichte
Yuppie: Entstehung eines Akronyms
In den 1980er Jahren begegnet mit Yuppie nach GammlerWGd und HippieWGd in den 1960er und 70er Jahre eine neue Bezeichnung für eine Sozialfigur in deutschsprachigen Texten. Das Wort wird vermutlich 1980 als Akronym aus young urban professional in den USA geprägt (1980; vgl. auch 3OED unter yuppie, n.), mutmaßlich beeinflusst vom älteren yippie (vgl. Anglizismen-Wb. 3, 1736–1737, vgl. auch YippieWGd), und nur wenig später ins Deutsche entlehnt (1984a). Zunächst noch über Anführungszeichen als neuartig bzw. als Exotismus gekennzeichnet (1984b, 1985a) und auf ein bestimmtes Milieu der amerikanischen Großstädte bezogen (1984a, 1984b), etabliert sich Yuppie schnell im Deutschen (1985b, 1986a). Seither hat das Wort die Bedeutung junger, karrierebewusster, großen Wert auf seine äußere Erscheinung legender Stadtmensch, Aufsteiger
(1986b).
Negativ besetzte Fremdzuschreibung
Zu den Bedeutungsmerkmale des Wortes gehören ein überdurchschnittlicher Verdienst (2000), ein gesteigertes Konsumverhalten (1986a), Statussymbole (1989a) und ein bestimmter Kleidungs- (1988a) und Lebensstil (1986b), der zugleich mit bestimmten Werten und Verhaltensformen assoziiert wird (1986c, 1986d, 2002). Yuppie begegnet gerne im Zusammenhang mit der Finanzbranche (1987a, 1989b) sowie mit Gentrifizierungsprozessen (1986e, 1987b, 1995a). In diesem Kontext bildet sich zudem die Ableitung YuppisierungWGd, die allgemeinsprachlich für Gentrifizierung
verwendet wird. Yuppie ist in der Regel ein negativ besetztes Wort (1999), das als Fremdzuschreibung, nicht als Selbstbezeichnung verwendet wird (1989c, 1989d).
Eine Sozialfigur der 1980er Jahre
Nach der Entlehnung ins Deutsche steigt die Bezeugungsfrequenz des Wortes bis Ende der 80er Jahre an, bevor sie dann wieder absinkt und seit den 2000er Jahren auf einem stabilen Niveau liegt (vgl. die Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers). Diese Entwicklung wird vor dem Hintergrund sachhistorischer Entwicklungen zu verorten sein. Die Beleglage legt jedenfalls nahe, dass der Rückgang des Typus Yuppie mit dem Börsencrash von 1987 in Verbindung gebracht wird (1987c, 1988b, 1989e). Vor diesem Hintergrund lässt sich spätestens ab den 1990er Jahren beobachten, dass Yuppie für eine historische Sozialfigur der 1980er Jahre steht (1990, 1991, 1995b). Gleichwohl sind Verwendungen in Bezug auf die Gegenwart auch weiter bezeugt (1997a, 2010).
Wortbildungen
Einmal ins Deutsche entlehnt, wird Yuppie zu einem ausgesprochen produktiven Wort: Bereits Mitte der 1980er Jahre sind zahlreiche Wortbildungen bezeugt; das Spektrum reicht von Yuppie-Lethargie (1985c) und Yuppiezentrale (1987d) über Yuppie-Kultur (1986f) und Yuppie-Welt (1986g) bis hin zu Yuppiemilieu (1992). Die überwiegende Mehrzahl wird dabei als Zusammensetzung mit Bindestrich gebildet. Yuppie ist daneben die Ableitungsgrundlage nicht nur für Yuppisierung, sondern auch für die Derivate Yuppietum (1989c) und yuppiehaft (1989f, 1997b), beide seit Ende der 1980er Jahre belegt.
Literatur
Anglizismen-Wb. Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945, begründet von Broder Carstensen, fortgeführt von Ulrich Busse. Bd. 1–3. Berlin/New York 1993–1996.
DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)
3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)
Weitere wortgeschichtliche Literatur zu Yuppie.