Wortgeschichte
Yippies: Politisch aktive Hippies
Im Sommer 1968 begegnet mit Yippie eine neue Sozialfigur in deutschsprachigen Texten (1968a). Seither bezeichnet das Wort Anhänger einer politisch aktiven Gruppierung von Hippies in den USA (1969). Es wird aus dem Englischen entlehnt: Das Substantiv entsteht in den USA aus dem Akronym YIP für Youth International Party in Verbindung mit dem Ableitungssuffix -ie (vgl. 3OED unter yippie | Yippie, n.). Vermutlich nicht zufällig erinnert das Wort auch klanglich an das englische hippie (s. HippieWGd). Eigenen Aussagen zufolge hat Paul Krassner, einer der Mitbegründer der Youth International Party, Yippie Ende 1967 selbst geprägt: Wir brauchten einen Namen, um die Radikalisierung der Hippies deutlich zu machen, und ich kam auf Yippie als Label für ein Phänomen, das bereits existierte, eine organische Koalition aus psychedelischen Hippies und politischen Aktivisten.
(vgl. Krassner 2007, online, Übersetzung ASB1)). Inwieweit es sich hier nun um eine Wiedergabe der tatsächlichen Ereignisse oder aber um eine rückblickende Legendenbildung handelt, kann an dieser Stelle nicht entschieden werden.
Das Einsickern und die Verbreitung des Wortes im deutschsprachigen Raum scheinen dann zunächst eine Folge der Berichterstattung von politischen Aktionen der Yippies in den USA zu sein, jedenfalls lassen frühe Belege den Rückschluss darauf zu (1968a, 1968b, 1969). Insofern das Wort überwiegend auf die USA bezogen bleibt (1968a, 1972a) und Bezeugungen in Zusammenhang mit Gruppierungen außerhalb der USA selten sind (vgl. aber 1971), handelt es sich um einen Exotismus. Insgesamt ist die Verbreitung des Wortes im deutschsprachigen Raum gering und es bleibt auch Anfang der 1970er Jahre noch erklärungsbedürftig (1972b). Bereits seit Anfang der 1980er Jahre wird Yippie in historischer Perspektive verwendet (1981, 1990).
Yippie, Yippie! und Yuppie: Abgrenzungen
Yippie ist nicht zu verwechseln mit der homonymen Interjektion Yippie (2011) oder yippie (2016), in alternativer Schreibweise auch jippie (2013), einem Ausruf der Freude, besonders auch in Verbindung mit yeah (2000). Hier handelt es sich um eine Entlehnung aus dem Englischen, wo yippee ebenfalls ein Ausruf der Freude oder der Aufregung ist (vgl. 3OED unter yippee, n. and int.). Die Etymologie ist nicht abschließend geklärt, möglicherweise hängt yippee mit dem Wort hip zusammen. Während im Englischen yippie und yippee allerdings unterschiedlich geschrieben werden, wurde die Schreibweise des Ausrufs im Zuge seiner Entlehnung abgeändert, so dass die Sozialfigur und der Ausruf nun, sofern Letzterer in Großschreibung begegnet, homonym sind. Auffallend ist allerdings, dass auch der Ausruf erst nach 1968 im Deutschen begegnet. Es wäre also möglich, dass die Entlehnung der Interjektion ebenso wie die Abänderung der Schreibweise auch vor dem Hintergrund der Verbreitung des Wortes Yippie als Bezeichnung für die Sozialfigur stattfindet.
Schließlich ist Yippie nicht zu verwechseln mit YuppieWGd, das als Sozialfigur einen jungen, karrierebewussten Stadtmenschen bezeichnet, der großen Wert auf Statussymbole und seine äußere Erscheinung legt (2012).
Anmerkungen
1) Wortlaut im Original: We needed a name to signify the radicalization of hippies, and I came up with Yippie as a label for a phenomenon that already existed, an organic coalition of psychedelic hippies and political activists.
Literatur
Krassner 2007 Krassner, Paul: ‘60s live again, minus the LSD. In: Los Angeles Times, 28. 1. 2007. (latimes.com)
3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)
Weitere wortgeschichtliche Literatur zu Yippie.