Wortgeschichte
Emeute: Entlehnung zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Heute kaum mehr in Gebrauch, ist im 19. Jahrhundert neben Wörtern wie RevolteWGd und Aufruhr mit Emeute ein weiteres Synonym zu AufstandWGd belegt (1848a). Bezeugt ist es seit Beginn des Jahrhunderts (1812). Es handelt sich um ein Lehnwort aus dem französischen Substantiv émeute, das Aufruhr, Erregung
sowie Bewegung, Unruhe, Volksaufstand, der anlässlich einer angespannten Situation in Gewalt explodiert
bedeuten kann (etymologisch hängt es mit émouvoir
erregen, rühren
zusammen, zu den Einzelheiten s.
TLFi unter émeute). Deutsche Fremdwörterbücher verzeichnen Emeute bereits Anfang des 19. Jahrhunderts (vgl. etwa 1Campe Verdeutschung, 327 und Heyse 1804, 256). In diesen Wörterbüchern wird es noch mit der Ausspracheangabe spr. Emöht‘
gebucht.
Ein Wort der 1840er Jahre?
Emeute trägt im 19. Jahrhundert zentral die Bedeutung Aufstand, Aufruhr
(1840a, 1848b, 1883, 1937, s. a.
1DWB
7, 1251). Insgesamt ist das Wort im 19. Jahrhundert etwas weniger weit verbreitet als das – ältere – Revolte (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve zu beiden Wörtern des Google NGram Viewers). Was mit Blick auf die Verwendungsfrequenz auffällt, ist ein starker Anstieg und anschließender Abfall der Bezeugungen in den 1840er Jahren, der mutmaßlich auch im Kontext der politischen Ereignisse der Zeit zu verorten ist (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve zu Emeute des Google NGram Viewers; auch in den DWDS-Korpora zeigt sich ein deutlicher Schwerpunkt der Belege in den 1840er Jahren). Zu dieser Zeit begegnen zudem Komposita mit -emeute als Endglied wie Weiberemeute (1840b), Soldatenemeute (1848c), Bauernemeute (1848d) und Barrikadenemeute (1848e) sowie solche mit Emeute- als Erstglied wie Emeuteversuche (1840c) und Emeutenführer (1850). Bei der Bildung Emeuteur (1848f), das wohl als Synonym zu RevolteurWGd gelesen werden kann, handelt es sich wohl um eine Spontanbildung.
Literatur
1Campe Verdeutschung Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelungs Wörterbuche. In zwei Bänden. Braunschweig 1801. (sub.uni-goettingen.de)
1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)
2DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (vormals Deutsche Akademie der Wissenschaften) und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 1–9. Stuttgart 1983–2018. (woerterbuchnetz.de)
Heyse 1804 Heyse, Johann Christian August: Allgemeines Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Redensarten zum bequemen Gebrauch für Alle, welche jene Ausdrücke richtig verstehen und gebrauchen, oder auch vermeiden wollen, insonderheit für Schulen. Odenburg 1804.
TLFi Trésor de la language française informatisé (Trésor de la language française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)