Vorschauansicht

Salon Jour fixe · Salonlöwe · salonfähig

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Das Wort Salon stammt aus dem Französischen, wo es zunächst eine Räumlichkeit, speziell einen Empfangsraum, und in der Folge auch eine bestimmte Form der Zusammenkunft künstlerisch interessierter Personen bezeichnet. Beide Lesarten werden Anfang des 18. bzw. des 19. Jahrhunderts ins Deutsche übernommen, zunächst noch zur Beschreibung von Sachverhalten in Frankreich. Im Laufe des 19. Jahrhunderts etabliert sich mit der Sache auch das Wort Salon zur Kennzeichnung neuer Formen der Geselligkeit im deutschen Sprachraum. Dass es sich um eine exklusive und von bestimmten Verhaltensnormen geprägte Geselligkeitsform handelt, macht auch das Adjektiv salonfähig deutlich. Im Zusammenhang mit der Salonkultur des 19. Jahrhunderts findet daneben der Mehrwortausdruck Jour fixe regelmäßiger Besuchs- und Empfangstag Verwendung. Um 1900 und damit erst nach der Hochzeit des Salons etabliert sich das Kompositum Salonlöwe gewandter, oberflächlicher Mann.

Wortgeschichte

Raumvorstellung und Gesellschaftsform

Das Wort Salon findet Anfang des 18. Jahrhunderts ausgehend von italienisch salone großer Saal über französisch salon Eingang in die deutsche Sprache. Im Französischen meinte es zunächst das besonders eingerichtete Empfangszimmer eines Hauses oder eines Palastes (s. 2DHLF, 2008), bezog sich also anfangs auf eine räumliche Gegebenheit. Diese Bedeutung findet sich so auch im Deutschen, wenn auch stark von französischen Kontexten beeinflusst, wieder (1703, 1715). Der Salon entwickelt sich weiter zu einem Ort der Begegnung in einer privaten Wohnung, bedeutsam dokumentiert in Germaine de Staëls sehr erfolgreichem Roman Corinne ou l’Italie von 1807 (vgl. 2DHLF, 2008). Hieran anschließend wird der gesellschaftlich-kulturelle Zweck der französischen Salons weiter näher bestimmt (1811, 1827).

In Deutschland pflegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts Adel und Bildungsbürgertum bereits gesellschaftliche Umgangsformen, die sich vorwiegend am französischen Modell orientieren (vgl. Heyden-Rynsch 1995, 15). Doch obwohl die Bedingungen für die Ausformung einer Kultur der literarisch-ästhetischen Geselligkeit vorhanden sind, herrscht in Deutschland zunächst eine gewisse Unsicherheit im Hinblick auf die Verwendung von Salon, etwa in Abgrenzung zu SoireeWGd, selbst für Angehörige jener Kreise, die etwa durch ihre Sonntagsmusiken die Salonkultur wesentlich tragen (1825). In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts sind deshalb meist weiterhin die Pariser Salons gemeint, wenn von einer Salongesellschaft die Rede ist (1831a, 1840). Für Zusammenkünfte mit gesellschaftlich höherem Niveau sind neben Salon noch ältere Bezeichnungen oder Bezeichnungsalternativen wie Gesellschaft (1825, 1832), Zirkel (1811, 1883) oder KränzchenWGd (1896) geläufig.

In der weiteren Wortgeschichte wird also erkennbar, dass mit Salon nicht mehr nur der repräsentative Raum verstanden wird, sondern die regelmäßige Zusammenkunft von literarisch, künstlerisch interessierten Personen (1811, 1825, 1834a, 1889a; s. auch Pfeifer unter SalonDWDS). Das gesellschaftliche Niveau der Treffen wird zudem mit Bezeichnung der Beteiligten als Crème der GesellschaftWGd deutlich unterstrichen (1909a). Mit Salon wird daneben metonymisch auf die gute Gesellschaft und damit auf die elegante vornehme Welt verwiesen (1857, 1862a). Die Brücke zwischen Raum- und Geselligkeitsgedanken ist damit geschlagen.

In den Rahmen der guten Gesellschaft passend

Dem Wort Salon liegt das Verständnis einer bestimmten Etikette mit der Konnotation, dass sich diese aus den Regeln des Hofes ableiten, zugrunde (1826). Dies wird auch mit der Verwendung der Zusammensetzung salonfähig den gesellschaftlich akzeptierten Normen der Gefälligkeit entsprechend, ein gutes Image aufweisend deutlich. Die Notwendigkeit der Etikette wird damit begründet, dass die heterogene und damit für Störungen der Kommunikation anfällige Gesellschaft eines Salons nach einem besonderen, auf situative Harmonie bedachten Verhalten der einzelnen Besucher verlangt (vgl. Seibert 1993, 5). Damit der Salon als Ort des freien sozialen Umgangs erscheint, bedarf es deshalb neben einer besonderen Kunst der Salonführung, der Beachtung von Verhaltensregeln. Der Maßstab der Eignung, an dieser bestimmten gesellschaftlichen Konstellation teilzunehmen, wird allerdings nicht nur an Personen angelegt (1848a, 1861, 1912), sondern auch an Einrichtungsgegenständen (1862b) sowie generell an das äußere Erscheinungsbild (1899, 1930, 2002). Was den jeweiligen, gültigen Normen der Gefälligkeit jenseits der Salonkultur entspricht, ein gutes Image hat und damit als salonfähig gelten kann, unterliegt freilich einer willkürlichen, freien Bestimmung sowie nicht zuletzt dem Geschmack im Wandel der Zeit (1884, 1949, 1985, 1994).

Besuchs- und Empfangstag

Mit Jour fixe wird der Besuchs- und Empfangstag bezeichnet, zu dem sich Gäste eines Salons regelmäßig und meist ohne besondere Aufforderung zusammenfinden (1889b). Es scheint zudem üblich zu sein, einfach von den entsprechenden Wochentagen zu sprechen, wenn es um die regelmäßige Zusammenkunft in der Art eines Jour fixe ging. Den an den Wochentagen orientierten Bezeichnungen mit ihrer knappen und präzisen Aussage wird unter Umständen auch der Vorzug gegeben (1832, 1909b). Die Empfangs- oder Besuchstage, die mit Jour fixe, in der Zusammenschreibung jourfixe, oder auch ohne attributive Fügung als Jour bezeichnet werden, sind seit dem Ende des 19. Jahrhunderts geläufig (1889b, 1896, 1902a, 1960, 2000a). Selten steht Jour metonymisch für den Kreis der geladenen Gäste (1909c). – Da jour fixe für regelmäßiger Empfangs- oder Besuchstag dem Französischen fremd ist, ist der Ausdruck als Scheinentlehnung zu werten.

Modewort und historische Rekonstruktion

Mit dem Niedergang der aristokratischen Salonkultur werden ungezwungene Zusammenkünfte innerhalb des gebildeten Bürgertums populär, die häufig von Frauen gehalten werden, was sich in der Verwendung der typischen Wortverbindung einen Salon halten äußert (1831b, 1893). Viele Frauen, an deren Namen oft die Geschichte des Salons zu Beginn des 19. Jahrhunderts geknüpft ist, haben ihre eigenen Zirkel oder Abendgesellschaften allerdings nie so genannt. Beispielsweise sprach etwa Rahel Varnhagen erst nach dem Ende ihres ersten Salons von einer besonderen, nur dort anzutreffenden Form der Geselligkeit (1834a, 1834b). Ihren eigenen Abendgesellschaften konnte sie dieses Etikett nicht mehr verleihen, denn erst in der zweiten Jahrhunderthälfte avanciert Salon zum Modewort, das auch für deutsche Verhältnisse eine Geselligkeit eigener Art markiert.

Dabei bleibt dem Wort eine gewisse Ambivalenz erhalten. Zum einen wird auf das hohe Konversationsniveau der bedeutenden Salongäste über literarische, künstlerische oder politische Themen verwiesen (1852, 1873). Zum anderen wird auf die Leichtlebigkeit in vielen dieser Kreise und deren Manieriertheit abgehoben (1848b, 1879, 1888). Ferner wird die Mode, besonders im Wiener Raum in inflationärer Weise Salons zu gründen, scharf kritisiert (1844a).

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wird der Salon durchaus noch als kulturgeschichtlich bedeutsame Institution gewürdigt, obwohl zu dieser Zeit die großen und einflussreichen Salons bereits nicht mehr existieren. Die retroperspektive Bezugnahme auf den Salon führt dazu, dass ein Bild vermittelt wird, das stark historisch rekonstruiert ist (1883, 1889a, 1922). Im Laufe des 20. Jahrhunderts wird das Wort Salon in der Bedeutung regelmäßige Zusammenkunft von literarisch, künstlerisch interessierten Personen noch verwendet (1900, 1902b, 1940, 2016), nimmt aber in der Bezeugungsfrequenz ab. In der Sache hat die Salonkultur als Schauplatz zwangloser Geselligkeit bereits spätestens zur Zeit des Nationalsozialismus ein Ende gefunden (vgl. EdN unter Salon).

Der parkettsichere Wüstenkönig

Das oben angesprochene latente Mitschwingen einer Pejorisierungstendenz im Wort Salon zeigt sich bereits zu Beginn der Bezeugung, wobei sich vor allem Adalbert Stifter (etwa im Beleg von 1844a) als kritisch-reflektierender Berichterstatter seiner Zeit erweist. Diese Pejorisierung wird in der Verwendung der Zusammensetzung Salonlöwe wieder aufgegriffen – ein Wort, das erst nach Ende der eigentlichen Hochzeit der Salonkultur geläufig wird. Die Wortverwendung zielt nicht nur auf den sozialen Standort der Geselligkeit des gewandten, oberflächlichen Mannes (s. 1DFWB unter Salon) ab, sondern verweist geradezu auf einen besonderen, der Wirklichkeit entrückten sozialen Rahmen, in dem dieser die Funktion eines unterhaltsamen Originals einnimmt (1902c, 1956, 2000b, vgl. auch Seibert 1993, 17).

Rück- und Ausblick: Ein exklusiver Ort

Das Lehnwort Salon hat neben den bereits genannten Bedeutungen auch die des Ausstellungsraumes aus dem Französischen übernommen (1771, 1844b). Die Bezeichnung einer Galerie, in der künstlerische Werke ausgestellt werden, ist angesichts der modernen Bedeutung von Ausstellungen allerdings verblasst. Stattdessen kommt im 19. Jahrhundert mit der Verschränkung von Exklusivität und Öffentlichkeit eine weitere Bedeutungsnuance zum Vorschein: Der Raum, der der Ästhetik im engeren Sinn gewidmet ist, überträgt sich auf Orte, wo Ästhetik getrieben wird (1844c). Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wird das Wort in dieser Verwendung auf weitere Bereiche mit Ausstellungscharakter übertragen, insbesondere den dem Schönheitssinn gewidmeten exklusiven Geschäfts- und Verkaufsraum. So bleibt diese Verwendung bis in die Gegenwart aktuell (1903, 1973, 2014).

Literatur

1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)

2DHLF Dictionnaire historique de la langue française, par Alain Rey et al. Bd. 1–3. Paris 1998–2009.

EdN Enzyklopädie der Neuzeit online. Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachherausgebern hrsg. von Friedrich Jaeger. Leiden 2019. [basierend auf der Druckausg. im J. B. Metzler Verlag Stuttgart, 2005–2012]. (brillonline.com)

Heyden-Rynsch 1995 Heyden-Rynsch, Verena von der: Europäische Salons. Höhepunkte einer versunkenen weiblichen Kultur. Reinbek bei Hamburg 1995.

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Seibert 1993 Seibert, Peter: Der literarische Salon. Literatur und Geselligkeit zwischen Aufklärung und Vormärz. Stuttgart 1993.

Belegauswahl

Ich muß nüber in den salon, wo man die englische königliche personnen entpfangen wirdt, kan derowegen vor dißmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch undt Amelisse von hertzen ambrassire undt Eüch recht lieb behalte.

Orléans, E. C./ W. L. Holland: Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans aus den Jahren 1676 bis 1706. Bd. 1. Stuttgart 1867, S. 324. (google.cm)

An dieſem Saale Mitternacht-werts, waren zwey Cabinets, in welche man ſich nach Gelegenheit retiriren kunte: zu Ende des groſſen Conferentz-Saales, war noch ein Sallon in Form eines ungleichen und verſtuͤmmelten Triangels, […]fuͤr die Herren Coloma und Lionne, welche das Amt der Secretarien verwalteten, und dann eine galerie der Communication.

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. […] Leipzig 1715, S. 413. (deutschestextarchiv.de)

Alſo muͤßte in Bildergallerien entweder das Licht gerade von vornen auf die Gemaͤhlde fallen; oder noch beſſer, da dieſes in gewiſſen Stellen blendet, von oben, ſo daß es ſich an alle Seiten des Zimmers gleich ſtark ausbreitet, ſo wie in dem runden Salon der Gallerie in Sans-Souci.

Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, in einzeln, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden, Artikeln abgehandelt. Erster Theil. Leipzig 1771, S. 367. (deutschestextarchiv.de)

In Frankreich wurden ehedem Salons gewisse literarische und ästhetische Zirkel genannt, wo man sich zu feinen geistreichen Unterhaltungen versammelte, und wo öfters die merkwürdigsten Erscheinungen in der Literatur sowol als in der Politik aufs lebhafteste besprochen wurden. Meistentheils standen diese Salons unter der Leitung einer schönen geistreichen Frau, in deren Hause sich dann öfters die ausgezeichnetsten Personen aus allen Ständen versammelten.

Conversations-Lexikon oder kurzgefasstes Handwörterbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommenden Gegenständen […]; in sechs Bänden. 2. Nachtragsband. Amsterdam 1811, S. 339.

Komme doch nur erst her und höre die Alceste, höre Robin des Bois, höre die Soireen (die Du mit Salons übrigens verwechselst, denn Soireen sind Konzerte für Geld, und Salons Gesellschaften), höre die Musik in der königlichen Kapelle, und dann urteile, dann schilt mich […], aber nicht jetzt, wo Du von Vorurteilen befangen und gänzlich verblendet bist!!!

Hensel, Sebastian: Die Familie Mendelssohn, 1729 bis 1847: nach Briefen und Tagebüchern. 1995, S. 185. (books.google.de)

Es mag etwas Frappantes haben, daß ich die Etiquette eines Salons mit dem tiefſinnigen Ernſt heiliger Lehre zuſammenzuſtellen wage, gleichwohl iſt doch nichts deſtoweniger zwiſchen beiden ein unleugbarer Zuſammenhang. […]Die Regeln des Hof-Dienſtes, oder der Hoͤflichkeit, (aus den Geboten der Selbſtverleugnung abgeleitet) ſind nur ein Act des Gehorſams, der zunaͤchſt durch die Stimme der Religion von denen gefordert wird, die ſich des Schutzes der Geſetze vertrauen, und dem Beſchuͤtzer huldigen. Jnnerhalb dieſer Schranken entſtehen Beruͤckſichtigungen, die bald vervielfachte Pflichten nothwendig machen, alle aus demſelben Princip erwachſend, alle dieſelben Zwecke beabſichtigend, die Bande der Geſellſchaft feſter zu ziehen und durch das Beduͤrfniß gegenſeitiger Ergaͤnzung, Vertrauen und Liebe eben ſo unwillkuͤhrlich, als nothwendig zu machen.

Fouqué, Caroline de La Motte: Die Frauen in der großen Welt. Bildungsbuch beim Eintritt in das gesellige Leben. Berlin 1826, S. 30. (deutschestextarchiv.de)

Er war, wie Jedermann, begierig, mit dem Ueberwinder Jtaliens in Geſpraͤch zu gerathen. Auch wollte er ihm fuͤr das Anerbieten, welches ihm dieſer gemacht, bei ſeiner Armee einen Zufluchtsort zu ſuchen, ſeinen Dank abſtatten. Sobald Bonaparte David in Lagarde’s Salon anſichtig ward, knuͤpfte er ein Geſpraͤch mit ihm an. Er ſprach hierbei den Wunſch aus, von David gemalt zu werden.

Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Hrsg. v. E. S. Leipzig 1827, S. 114. (deutschestextarchiv.de)

Die Franzoſen ſind kein haͤusliches Volk, ſondern ein geſelliges, ſie lieben kein ſchweigendes Beyſammenſitzen, welches ſie une conversation anglaise nennen, ſie laufen plaudernd vom Kaffeehaus nach dem Caſſino, vom Caſſino nach den Salons […], ihr leichtes Champagnerblut und angeborenes Umgangstalent treibt ſie zum Geſellſchaftsleben, und deſſen erſte und letzte Bedingung, ja deſſen Seele iſt: die Gleichheit.

Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg 1831, S. 146. (deutschestextarchiv.de)

[…] die Gräfin A. in B. […] war, als ich ſie kannte, die ſchönſte und reichbegabteſte Frau, die ich je geſehen habe. Majeſtätiſch wie eine Königin, wenn ſie repräſentirte, von der leichteſten und anmuthigſten Weltbildung, wenn ſie ihren Salon hielt […].

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Ein fragmentarisches Tagebuch aus Deutschland, Holland und England, geschrieben in den Jahren 1826, 1827 und 1828. Dritter Theil. Stuttgart 1831, S. 339. (deutschestextarchiv.de)

Mittwoch Abend war ich bei Gerard, dem berühmten Maler, deſſen Salon ſchon ſeit dreißig Jahren beſtehet und wo ſich die ausgezeichnetſten Perſonen verſammeln. Es iſt eine eigentliche Nachtgeſellſchaft; denn ſie fängt erſt um zehn Uhr an, und man darf noch nach Mitternacht dahin kommen.

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Erster Theil. Hamburg 1832, S. 86. (deutschestextarchiv.de)

Wie Frau von Staël arbeitet er mit den beſten Dingen und Worten, erhitzt umher: und kunſtſtill, gebetſtill, unſchuldsſtill werden ſie nie. Das erhitzt mich ſo bei ihnen. Steffens muß ich aber doch ehrlich nennen. Aber ſeine Lektüren ſind ihm, was ihr, der Frau von Staël, ihre Salons ſind.

Varnhagen, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Zweiter Theil. Hrsg. v. Karl August Varnhagen von Ense. Berlin 1834, S. 560. (deutschestextarchiv.de)

In einer Stube ſaßen von Dragonern zurückgebliebene Mädchen […]— wie die Wirthin ſie erklärte — und eine Societät Krob! Wie eitel waren ſie, wie vergnügt, wie redſelig, wie ennuyirt und wollend; Einer mit ſchnarrender Sprache nahm das Wort, und erzählte ihnen mit Gewalt Anekdoten; ſie hörten ſie nur mit Geduld. Kurz, wie in einem Salon: nur mit Schmutz überzogen. Wir aßen in einer zweiten Stube […]; Braten, Kuchen, Bier. Ich trank Kaffee vorher. Die Wirthin ſchien vernünftig, ein ſehr hübſches Mädchen wartete auf, blond mit kurzer Naſe; und ſonderbar ſtach ihre Traurigkeit zu dieſer überaus muntern Bildung ab.

Varnhagen, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Erster Theil. Hrsg. v. Karl August Varnhagen von Ense. Berlin 1834, S. 346. (deutschestextarchiv.de)

Es war das Spiegelbild jener Erscheinungen, die wir an der Seine belachen: […]Ungarns ehrwürdige Institutionen wurden dem deutschen Lesepublicum in jener Weise aufgetischt, die an Lerminiers, Marmiers und St. Marc-Girardins Bemühungen erinnert, Deutschlands Litteratur und Volksleben für den Geschmack der Salons von Paris zuzurichten, und die sonst so gediegene Allgemeine Zeitung enthielt seit dieser Zeit oft Artikel, so geistreich und oberflächlich, so scharfsinnig und falsch, so wohlmeinend und unbegründet, wie sie nur irgend der Redacteur eines Pariser Blattes für sein Feuilleton wünschen kann.

Allgemeine Zeitung, 24. März 1840, Nr. 84, S. 665. (deutschestextarchiv.de)

Wiener Salonszenen.

Es gibt kaum ein Ding in neuester Zeit, das so vieldeutig geworden, das so verbraucht und verpönt worden als der Salon […]; jetzt gibt es juridische, ästhetische, politische, radikale, konservative, Damen-, Herren-, Friseurs- und Schneidersalons, während ich den glücklichen Tagen meiner Kindheit keinen andern kannte als unsern Gartensalon, der acht hölzerne Säulen hatte und rot angestrichen war – jetzt gibt es solche, aus deren Mund man jeden Augenblick das Wort ‚fade Salonfigur‘, ‚Blasiertheit des Salonlebens‘, ‚Langeweile – Servilismus – Steifheit des Salons‘ usw. vernehmen kann, während unserem Gartensalon nur lauter Liebes und Gutes nachgesagt werden konnte […]. Daß der Salon endlich gar kein Gebäude mehr bedeuten würde, sondern nur eine Versammlung oder eine Partei und zuletzt gar ein Buch [Heinrich Heines Salon, 4 Bände, 1834–1840], das hätte mir damals freilich eine Umwälzung geschienen, die einer Staatsrevolution gleichkam […].

Stifter, Adalbert: Aus dem alten Wien. Zwölf Studien. Leipzig 1909, S. 272. (books.google.de)

So kommt es, daß der schwächliche Carlo Dolci, welcher in der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts in Florenz blühte, noch jetzt der Liebling des zartsinnigen, gebildeten Publikums ist. Hier bewundert man seine heilige Cäcilie […], welche freilich ein Vorbild aller Claviervirtuosinnen mit dem berühmten Augenniederschlage der Henriette Sonntag ist. Die Attitüde, in welcher sie dem Instrumente harmonische Töne entlockt, ist des Einstudirens werth. Sie kann kaum ihre Wirkung verfehlen, zumal in einem ästhetischen Salon.

Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden 1844, S. 23. (deutschestextarchiv.de)

Auch in einen Bäckersalon geriet ich. Aber dass nach mehreren Jahren manche erweiterte Kneipe ein Biersalon, oder der Salon schlichtweg heißen würde, das dachte sich damals noch niemand. Auch ganz unbedeutende Gesellschaften, wo Ästhetik getrieben, mit verteilten Rollen gelesen wird, wo man Gruppen aufführt, wo bekannte Gemälde durch lebende Figuren kopiert werden […].

Stifter, Adalbert: Aus dem alten Wien. Zwölf Studien. Leipzig 1909, S. 272. (books.google.de)

E. T. A. Hoffmann, der einzige salonfähige ostpreußische Hinterwäldler, der allerdings die Geister, Teufel, Hexen und Kobolde seiner Heimath mitbrachte, der aber durch die Verpflanzung seines vaterländischen Getränks, des angezündeten Branntweins mit Zucker, in das gebildete Berlin, sich eben so um das Vaterland verdient machte, als durch die zierliche Art, wie er mit seinen Kobolden umsprang.

Die Grenzboten 7/3 (1884), S. 434. (deutschestextarchiv.de)

Große Gaben, die würdig geweſen wären, in den Himmel des Schönen gerettet und geſammelt zu werden, können in einem eiteln Leben hinter dem Weinglas, im Salon und in liederlicher oder blaſirter Geſellſchaft verpufft werden; dieß iſt bei ſpezifiſchem Berufe viel ſtrenger zu beurtheilen, als die Leidenſchaften des Privatlebens […], von denen §. 389, Anm. 2 die Rede war.

Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Zum Gebrauche für Vorlesungen. Zweiter Theil: Die Lehre vom Schönen in einseitiger Existenz oder vom Naturschönen und der Phantasie. Zweite Abtheilung: Die Lehre von der Phantasie. Reutlingen 1848, S. 337. (deutschestextarchiv.de)

Von sehr guter Familie, mit welcher ihn sein unordentlicher Lebenswandel bald in Zwiespalt bringt, seine Gutmüthigkeit bald wieder versöhnt, zieht er [der zaunduͤrre, ſchwarz braune Mann] gewöhnlich vor, den Salon ſeines Schwagers, des Herrn Miniſters Excellenz gegen Kneipen und Spiel-Spelunken zu vertauſchen.

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Roman in vier Bänden. Zweiter Band. Breslau 1852, S. 74. (deutschestextarchiv.de)

Salon (-ong). frz., kleiner Saal, Gesellschaftszimmer; die geistreiche, elegante Welt […]; in Paris auch Benennung der Ausstellung von Werken lebender Künstler.

Herders Conversations-Lexikon. Band 5. Freiburg im Breisgau 1857, S. 28. (zeno.org)

Der Vielgewandte bewies, daß er die Kunſt, Beulen und blaue Flecke zu behandeln, ebenſo wenig verlernt habe, als ſein Herr das Talent, ſich ſolche zu holen, und ſchon gegen Mittag ſah ſich Felix in einem ſalonfähigen Zuſtande. Dennoch zweifelte er, ob er bei der Tafel erſcheinen ſolle, oder nicht. wichenen Nacht vollkommen unterrichtet ſei, war ihm äußerſt peinlich.

Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Vierter Band. Berlin 1861, S. 159. (deutschestextarchiv.de)

Salon […](fr., spr. Salong), 1) kleiner Saal; 2) Gesellschaftszimmer, bes. zur abendlichen geistreichen Unterhaltung u. zu literarischen Zirkeln bestimmt; daher 3) figürlich die gute Gesellschaft, die elegante vornehme Welt […]; 4) in Paris die periodische Ausstellung von Werken lebender Künstler.

Pierer’s Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 800. (zeno.org)

Und doch war dies ſchlichte Wirthſchaftsſtück das eigentliche chef d’œuvre des Ameublements, wenn auch damals nicht, ſo doch jetzt. Dieſer Tiſch nämlich bildete einen Theil jener langen Tafel, an der die Sitzungen des Tabaks-Collegiums gehalten wurden. Es exiſtiren ihrer nur noch zwei […], dieſer Kneſebeck’ſche in Carwe und ein Zwillingsbruder deſſelben in Potsdam. Eine Decke von braunem ſchweren Seidenzeug verhüllt wie billig die eichene Derbheit dieſes nicht ſalonfähigen Möbels, deſſen Conſtruction ganz eigenthümlicher Art iſt. Die Platte beſteht aus zwei abgeſtutzten Dreiecken und ruht auf ſechs Füßen, deren Stellung unter einander wiederum zwei Dreiecke bildet. Verbindungshölzer und Eiſenkrampen halten das Ganze zuſammen und ſtellen einen Bau her, der allen Anſpruch darauf hatte, überſehen zu werden, als die Trumeaux hinausgetragen wurden.

Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Erster Theil: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow. Berlin 1862, S. 20. (deutschestextarchiv.de)

Jeder an seine Beschäftigung. Der Abend pflegte den grössten Theil der diplomatischen Gesellschaft im Salon der Frau von Bourboulon zu vereinigen. So wurden die Tage in Pe-kiṅ, begünstigt von Wetter und Jahreszeit, voll reicher fremdartiger Eindrücke, gewürzt durch die angenehmste Geselligkeit, eine rechte Erquickung nach den Qualen von Tien-tsin.

Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin 1873, S. 104. (deutschestextarchiv.de)

Die Erbſünde des gemeinen Durchſchnittsſchlages der Diplomaten, die Vermiſchung der ernſten Staatsgeſchäfte mit der Tändelei, dem Ränkeſpiel und dem Klatſch des Salons, gedieh zur üppigſten Blüthe. […]Häßlicher als die unvermeidliche Sittenloſigkeit dieſes großen Fürſtenbacchanals erſchien die lächelnde Verlogenheit, die ſich jetzt zur Virtuoſität ausbildete: wer hier etwas gelten wollte mußte ſich auf die Kunſt verſtehen Morgens ein geheimes Kriegsbündniß gegen ſeine täglichen Tiſchgenoſſen abzuſchließen und Nachmittags mit den nämlichen Freunden wieder in ungetrübter Zärtlichkeit zu verkehren.

Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Erster Theil: Bis zum zweiten Pariser Frieden. Leipzig 1879, S. 600. (deutschestextarchiv.de)

1. Kapitel. Im Salon der Frau v. Carayon.

In dem Salon der in der Behrenſtraße wohnenden Frau v. Carayon und ihrer Tochter Victoire waren an ihrem gewöhnlichen Empfangsabend einige Freunde verſammelt, aber freilich wenige nur, da die große Hitze des Tages auch die treueſten Anhänger des Zirkels ins Freie gelockt hatte.

Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Erzählung aus der Zeit des Regiments Gensdarmes. Leipzig 1883, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)

Jch erinnere nur an die wirklich salonfähigen, durch ihre Lesbarkeit wohlthuend=anheimelnden Übersetzungen eines Geibel, Rückert, Freiligrath, Th. Kayser und Marbach. […]Diese dichterischen Übersetzungen geben uns nicht durchweg die Treue des Buchstabens, wohl aber mit Feinsinnigkeit und Ausprägung aller Schönheiten und des großen Stils ihrer Urbilder ─ die Treue der Sache.

Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Theoretisch-praktisches Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart 1884, S. 203. (deutschestextarchiv.de)

Ich hab’ eine Gleichgiltigkeit gegen den Salon und einen Widerwillen gegen alles Unwahre, Geſchraubte, Zurechtgemachte. Chic, Tournüre, savoir-faire, — mir alles ebenſo häßliche wie fremde Wörter.“

Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig 1888, S. 155. (deutschestextarchiv.de)

Gleich Büchner hing auch Fürſt Pückler-Muskau nur mittelbar mit dem Jungen Deutſchland zuſammen, mehr durch die Verwandtſchaft der Geſinnung, als durch perſönlichen Verkehr. Indeß hatte er im Salon der Rahel ſeine Gabe liebenswürdiger Plauderei zum Virtuoſenthum ausgebildet, und auf Varnhagen’s Rath ließ er die Briefe eines Verſtorbenen erſcheinen […], eine geiſtreiche Reiſebeſchreibung, die den Jugendſchriften Gutzkow’s oder Laube’s weit überlegen war; denn der vornehme Weltmann hatte Vieles wirklich erlebt, was Jene nur erkünſtelten, er ſagte über die Heuchelei der engliſchen Sitten manches treffende Wort, auch der leichte ſpöttiſche Ton ſeiner anmuthigen Erzählung entſprach ſeinem Charakter, und ſelbſt die Sprachmengerei, die er ſehr weit trieb, klang bei ihm nicht ſo unnatürlich wie bei den jungdeutſchen Plebejern, weil die ariſtokratiſche Geſellſchaft in der That noch in ſolchem Kauderwälſch zu reden pflegte.

Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Vierter Theil: Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III. Leipzig 1889, S. 435. (deutschestextarchiv.de)

Fürst Adolf Auersperg scheint sich merkwürdigerweise wieder für „möglich“ gehalten zu haben, vierundzwanzig Stunden lang sprach man von einem Ministerium unter Präsidium des Fürsten Josef Alexander Schönburg-Hartenstein, des jetzigen Herrenhaus-Vicepräsidenten und auf einem „jour“ beim damaligen Erbprinzen Schwarzenberg nahm Fürst Adolf Auersperg Gratulationen zu seiner unzweifelhaften Wiederernennung entgegen!

Mährisches Tagblatt, 18. 2. 1889, Nr. 40. (deutschestextarchiv.de)

[Z]um entgelte verfiel der sokratiker Aischines darauf, in einem dialoge sie als eine Ninon einen salon halten zu lassen, ja er mochte sie so weit idealisiren, daſs er anständige frauen bei ihr einführen konnte, wie Xenophon und gemalin, der leider zu Aspasias lebzeiten weder verheiratet war noch es sein konnte.

Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Zweiter Band. Berlin 1893, S. 99. (deutschestextarchiv.de)

Jeder Empfangsabend, jeder Jour fixe und jedes Kränzchen kann sich dann durch eine scharfe Kritik beleidigt fühlen und der Fasching würde dann nicht nur zur Gefahr für die Hagestolze, sondern auch für die Zeitungsschreiber.

Reichspost, Beilage, 28. 1. 1896, Nr. 27. (deutschestextarchiv.de)

Von Castasegna an mußte ich das Vorwärtskommen wieder meinen eigenen Gehwerkzeugen überlassen, unbehelligt konnte ich auch die Grenze überschreiten, den Reisepaß hat mir weder ein Grenzier noch ein Gendarm abverlangt, obschon ich später während fünf Wochen noch etlichemal das italienische Gebiet betrat, und zwar nicht immer in salonfähigem Aufzug.

Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs, 34 (1899), S. 183. [DTA]

Wer von den Lesern, die neulich den Scharfsinn bewundern durften, mit dem Muther aus den Bildern eines jungen Herrn Schlesinger zu erkennen behauptete, dass der Maler ein Freund Hoffmannsthals sei, hat wohl geahnt, dass der Kritiker vorher dem Freundespaar Hoffmannsthal-Schlesinger im Salon des Fräuleins v. Wertheimstein vorgestellt ward?

Die Fackel 2 (1900), S. 17. [DWDS]

Man darf den Damenkaffee nicht mit dem Jour fixe verwechseln, da er sich durch die peinlichste Einseitigkeit von diesem abhebt. Der Jour fixe ist eine viel fruchtbarere Institution, weil er beide Geschlechter zuläßt, während der Damenkaffee, wie ja schon der Titel andeutet, ausschließlich von Frauen gebildet wird. […]Man kann also wohl, wenn man Lust hat, von einem gebildeten Damenkaffee sprechen.

Stettenheim, Julius: Der moderne Knigge. In: Zillig, Werner (Hg.) Gutes Benehmen, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [zuerst 1902], S. 15226. [DWDS]

Ich brauche wohl nicht zu betonen, daß ich weder gegen Herrn Cassirer persönlich noch gegen seinen Salon etwas habe; ich habe ihm oft genug mein Interesse bewiesen und dankbar das Schöne gelobt, was er uns gezeigt hat.

Stahl, Fritz: Sezession. In: Berliner Tageblatt (Abend-Ausgabe), 14. 2. 1902, S. 1. [DWDS]

Die Besteingeladenen unter dem Wendekreis des Thiergartens – die witzigsten Klavierspieler sogar, was mehr sagen will! – waren niemals so häufig auf eigene Kost gesetzt, wie in diesem Jahre. Salonlöwen verlieren ihre Salons und bilden eine neue Species Obdachloser. Gibt es ein schrecklicheres Symptom?

Frankfurter Zeitung (Abend-Ausgabe), 3. 1. 1902, S. 1. [DWDS]

Als ich heute in die Salons eines grossen Schneidergeschäfts trat und unwahrscheinlich schlanke Damen mit kunstvoll frisiertem rotgoldenen Haar die letzten Modeschöpfungen anlegten und darin vor mir zwischen langen Spiegelreihen auf und ab stolzierten, musste ich lächeln im Gedanken an das letzte Schneideratelier, in dem ich vor wenigen Wochen noch gewesen – das Atelier Tientais.

Heyking, Elisabeth von: Briefe, die ihn nicht erreichten. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [zuerst 1903], S. 32292. [DWDS]

Europäische Toiletten, europäische Sitten, französische Köche, englische Gouvernanten, Jours, Soireen, Konversation in russischer und französischer Sprache. Fürstin Tamara besaß ihr eignes, mit erlesenem Geschmack eingerichtetes Palais, und in ihren Salons verkehrte die dortige Creme der Gesellschaft, bestehend aus Würdenträgern des großfürstlichen Hofes – auch der Großfürst stattete da öfters Besuche ab – aus verschiedenen Gouverneuren, Generalen und den eingeborenen Großen.

Suttner, Bertha von: Memoiren. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin 2001 [zuerst 1909], S. 70221. [DWDS]

Das Haus Buloz galt als ein Mittelpunkt des Pariser literarisch-intellektuellen Lebens. An den Dienstagen der Madame Buloz war die Hälfte der Vierzig Unsterblichen vertreten, und selbstverständlich der ganze Mitarbeiterstab der Revue, aus dem die Académie sich ja so häufig rekrutiert. Das alte massive Palais im Faubourg St. Germain, das im Erdgeschoß die Bureaus der Revue und im ersten Stock große Empfangsräume enthält, hatte einen ernsten und vornehmen Anstrich.

Suttner, Bertha von: Memoiren. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin 2001 [zuerst 1909], S. 70267. [DWDS]

Es knüpften sich auch keine weiteren Folgen an diesen Besuch, und Fox bedauerte, daß die große Universität ein so stumpfsinniges Oberhaupt besitze. Dagegen lobte er diesen und jenen Dozenten, in deren Jours ihm einzudringen gelang. […]Er verstand es zuzuhören, zu schweigen, bescheidene Fragen zu tun, zu lernen, und da dies an einem jungen Mann seltene Eigenschaften sind, gewann er vielfach Wohlwollen und neue Empfehlungen.

Huch, Friedrich: Pitt und Fox, München 1910 [zuerst 1909], S. 100. [DWDS]

Wunderbar, wie salonfähig sich diese reizenden Braun- und Blondköpfe mit ihren Zöpfchen und kurzen Kleidchen schon benahmen, wie entzückend sie das Treiben der Großen nachzuahmen verstanden!

Vossische Zeitung (Montags-Ausgabe), 4. 3. 1912, S. 3. [DWDS]

Neben der Literatur stand in dem schöngeistigen Salon der Herzogin die Pflege der Musik im Mittelpunkt der Geselligkeit und zog viele künstlerische Geister in ihren Bann. Sie war die münsterische Rahel Varnhagen.

Winckler, Josef: Der tolle Bomberg, Rudolstadt 1956 [zuerst 1922], S. 56. [DWDS]

Im allgemeinen gilt der Satz, daß die Handschuhe stets heller als das Kleid sein sollen, doch ist derselbe nicht mehr unumstößlich, seit auch der schwarze Handschuhe salonfähig wurde. Zerrissene oder unsaubere Hand- und Fußbekleidungen aber bedürfen keiner weiteren Rüge; sie gehen, wie alle Unordnung, gegen Schicklichkeit und Lebensart.

Schramm, Hermine [d. i. Meißner, Hermine]: Das richtige Benehmen in der Familie, in der Gesellschaft und im öffentlichen Leben. In: Zillig, Werner (Hg.) Gutes Benehmen, Berlin 2004 [zuerst 1930], S. 13684. [DWDS]

Das konnte es nicht sein. Er mußte wissen: was in den Salons gesprochen wurde, kam nicht unter die Leute. Was also, wenn es mehr als der übliche Klatsch sein sollte – was versprach er sich von diesem Fragen?

Schaper, Edzard: Der Henker, Zürich: Artemis 1978 [zuerst 1940], S. 558. [DWDS]

Und seitdem Boxer und Radrennfahrer salonfähig sind, will auch das Publikum im Zirkuszelt nicht mehr die Romantik finden, es erwartet Sensationen.

Die Zeit, 8. 9. 1949, Nr. 36. [DWDS] (zeit.de)

Vielleicht dürfen wir auch noch erwähnen, daß es neben der einzig richtigen äußeren Form des Handkusses – bei der sich der Herr über die Hand der Dame beugt – noch eine andere gibt, der man gar nicht selten begegnet. Vor allem in Kreisen der Salonlöwen (zoologisch leo salonis). […]Leo schreitet mit Siegerlächeln auf die Dame zu, bleibt hochaufgerichtet stehen, ergreift ihre Rechte, hebt sie sich vor das Gesicht und placiert einen langen Kuß – seine Linke umfaßt dabei noch zärtlich das Gelenk des so innig verehrten Mädchens, während ein feurig vertrauter Blick unter buschigen Brauen von flimmender Sehnsucht erzählt.

Graudenz, Karlheinz u. Pappritz, Erica: Etikette neu, Berlin 1967 [zuerst 1956], S. 306. [DWDS]

[…]Bedenkt man, daß es viel mehr Nicht Mörder als Mörder gibt und daß von diesen wiederum die Mehrzahl vom öffentlichen und gesellschaftlichen Leben zumindest vorübergehend, ausgeschlossen ist, so wäre das kein alltägliches Ereignis gewesen. Aber Frau Herzbergsfelden, die beliebteste und charmanteste Gastgeberin unserer Stadt, ist berühmt dafür, daß sie keine Kosten und Mühen scheut, wenn es darum geht, ihre Parties und ihren Jour fixe durch illustre Gäste zu bereichern. Wie die meisten Veranstalter solcher Begegnungen […]— so wichtig gerade in unserer kontaktarmen Zeit! — hatte auch sie mit Malern und Bildhauern begonnen.

Die Zeit, 18. 3. 1960, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

[…]Im fieberhaften Fitneßrummel strampeln sich verwöhnte Frauen, schlank wie Gazellen, auf Trainingsrädern und Trockenruderapparaten, jenen Gesundheitsmaschinen, die seit einigen Jahren Hochkonjunktur haben, die letzten, gar nicht mehr überflüssigen Rundungen ab, nachdem sie schon in der Fangopackung geschwitzt haben. In speziellen Salons wird Fango für die Schönheit eingesetzt. Es gibt Kuren für Rekonvaleszenten nach Verkehrsunfällen wie für übertrainierte Sportler.

Die Zeit, 14. 9. 1973, Nr. 38. [DWDS] (zeit.de)

Nikotin wird wieder salonfähig.

Die Zeit, 26. 4. 1985, Nr. 18. [DWDS] (zeit.de)

Im Westen kommt es zu Studentenunruhen, im Osten werden die ersten Rock-Bands salonfähig, Filmemacher stürzen sich auf Gegenwartsthemen, und die elektronische Musik, bisher als Sache des „Klassenfeindes“ von der Einheitspartei verteufelt, boomt.

Berliner Zeitung, 29. 3. 1994. [DWDS]

[…]„Mir hat das sehr Leid getan, als ich von vielen hörte, sie fühlten sich in ihrer eigenen Stadt nicht mehr zu Hause.“ Sie selbst bemüht sich bei ihren Einladungen um eine Mischung aus „alten“ und „neuen“ Berlinern, etwa beim Bucherer Jour Fix. Das sind regelmäßige Treffen, in denen es mehr um Kultur oder andere Themen geht und der Bucherer-Schmuck zumindest vordergründig keine Rolle spielt.

Berliner Zeitung, 22. 7. 2000. [DWDS]

Der Danilo von Andrzej Dobber ist […]kein wiegend walzender Charmeur, kein leichtstimmiger Maximgänger nach Johannes-Heesters-Art, sondern ein gewichtiger Bariton, der von den Seite Opernleidenschaften des 19. Jahrhunderts, von Ehrstolz und slawischer Seele singt. Ein verlorener Hüne in der Treppenwitzwelt der tadellos gekleideten Salonlöwen. Und ein ebenbürtiger Partner für Pamela Coburn.

Der Tagesspiegel, 19. 6. 2000. [DWDS]

Das Fernsehen war dabei, ganz Paris stand im Zeichen des Abschieds von dem Modeschöpfer. Der Smoking für Frauen, der Safari-Look, die See-through-Blusen, das Schwarz, das „YSL“ salonfähig machte, oder das Trapezkleid, das den engen Frauenkleidern der Nachkriegszeit ein Ende setzte – das Defilee in den Sälen für Moderne Kunst ließ die großen Kreationen des Couturiers Revue passieren.

Der Tagesspiegel, 22. 1. 2002. [DWDS]

Wer will, kann in Berlin ein durch und durch russisches Leben führen: kann mitten in der Nacht im Supermarkt Rossia am S-Bahnhof Charlottenburg eingelegte Gurken und Matroschka-Eis kaufen, […]kann die Kinder in russische Privatschulen schicken, kann beten bei den Orthodoxen, kann russische Anwälte, Ärzte, Fahrer und Makler beschäftigen, kann Puschkin im Original lesen und sich im Salon Karat die Haare aufbrezeln lassen – natürlich „Russian Style“.

Die Zeit, 16. 4. 2014, Nr. 17. [DWDS] (zeit.de)

Die Miete für das Antiquariat erwirtschaftet sie durch die Buchhandlung im Vorderhaus und durch Vermietung: Der Raum mit Regalen bis unter die Decke ist beliebt für Lesungen, Schreibgruppen und Salons – das Antiquariat als Kulisse. „Weniger ist mehr“ ist die Devise von Sibylle Wieduwilt.

Die Zeit, 20. 10. 2016 (online). [DWDS] (zeit.de)