Wortgeschichte
Der gesellschaftliche Bedeutungsaspekt von Tee
Tee als Aufgussgetränk aus getrockneten Pflanzenteilen
etabliert sich in Europa seit dem 17. Jahrhundert zunehmend und ist im Deutschen seit dieser Zeit bezeugt (s. 1DWB 21, 343 unter Thee). Neben Tee werden öfter Kaffee, aber auch Schokolade und Tabak genannt (1699, 1715), und damit neue Genussmittel, die zunächst in den gehobenen Gesellschaftsschichten Einzug halten.
Die sich vor allem im englischsprachigen Raum entwickelnde Teekultur und Sitte, am Nachmittag zu einer Mahlzeit oder geselligen Unterhaltung zusammenzukommen, zu der Tee oder auch andere Heißgetränke serviert werden, erklärt sicherlich die Bedeutungserweiterung, die dort das Wort tea erfährt (s. 3OED unter tea). Mit Tee wird – wahrscheinlich aufgrund des britischen Vorbilds – seit dem 18. Jahrhundert auch im Deutschen vermehrt ein Bezug zu der Zwischenmahlzeit selbst und zu jeglicher Art von Treffen hergestellt, bei denen Tee gereicht wird (1743, 1815). Diese Nuance kann zudem auf die Ausrichtung des gesamten gesellschaftlichen Ereignisses ausgedehnt sein, folglich auf die Gesellschaft, deren Bewirtung und Unterhaltung (1834, 1918, 1932).
Besuche zum Tee gehören zur normalen, hier vor allem von Frauen geprägten Geselligkeit in bürgerlichen Kreisen und in denen des niederen Adels (1786, 1809). Diese Treffen, häufig auch im Plural bezeugt, werden in der Regel gegeben (1848, 1928) oder man wird zu ihnen (ein)geladen (1908, 2007). Die Grenze zu anderen Wörtern wie Zirkel, SoireeWGd oder KränzchenWGd ist ferner nicht immer eindeutig zu ziehen (1822, 1910).
Das Kompositum Teegesellschaft
Ungefähr im selben Zeitraum, in dem die oben genannte Übertragung aus dem Englischen im Bedeutungsspektrum von Tee stattfindet, ist das Auftreten des Kompositums Teegesellschaft zu verzeichnen (1779). Neben dem bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts bekannten KaffeekränzchenWGd bietet die Teegesellschaft eine weitere Möglichkeit, sich im privaten Raum zu begegnen. Es handelt sich weitestgehend um ein geselliges Beisammensein zum Tee
, zu dem man eingeladen wird (1922, 1950) und bei dem die gepflegte Unterhaltung im Vordergrund steht (1833). Vor allem in jüngerer Zeit wird mit dem Wort Teegesellschaft nicht nur auf eine ursprünglich englische Gewohnheit, sondern auch auf eine zeitlich überholte Einrichtung Bezug genommen (1969, 2004).
Das Bezugswort und seine Adjektivattribute
Nicht zuletzt verdeutlicht die Vielzahl der möglichen Adjektivattribute die Bedeutsamkeit der Lesart gesellschaftliche Veranstaltung
für Tee im 19. Jahrhundert. Als prägnante Kollokation begegnet etwa die Verbindung ästhetischer Tee oder ästhetische Teegesellschaft. Hiermit wurden die von Literaten und deren Gönnern eingerichteten literarischen Leseabende und -zirkel mit Teebewirtung beschrieben (vgl. 1DFWB 5, 109 unter Tee). Gleichzeitig schwingt bei diesen Kollokationen öfter eine eher ironische Nuance mit, so findet sich eine entsprechende, recht bekannte Beschreibung des ästhetischen Tees bei Wilhelm Hauff (1826). Auch sind es häufig die Umgangsformen sowie die inhaltsleere, der Realität enthobenen Konversation, die mit ästhetischer Tee in Verbindung gebracht werden und Anlass zu spöttischen Äußerungen geben (1882, 1930, 1956). Wie der ästhetische Tee ist sicherlich auch der große Tee eine modische Randerscheinung (1836, 1905, 1987).
Vom tanzenden Tee zum Tanztee
Sicherlich ist der als Lehnübersetzung aus dem Französischen in das Deutsche eingegangene tanzende Tee (1805a, 1827) auch als Gelegenheitsbildung zu werten. Zugrunde liegt thé dansantfrz., das kontinuierlicher bezeugt (1805b, 1885, 1998, 2001), im gegenwärtigen Wortschatz aber kaum noch relevant ist (vgl. Duden 2016).
Die mögliche Ausgestaltung dieses Tanzvergnügens
wird in einem Benimmbuch Anfang des 20. Jahrhunderts wie folgt beschrieben:
Einen Hausball oder einen einfacheren thé dansant zu geben, wird sich auch nur die Familie erlauben dürfen, die über mehrere große Räume verfügt. Zu einem improvisierten Tanz nach einem heiteren Diner oder Souper genügt ja schließlich eine Ecke im Salon oder ein geräumiger Vorplatz. […] Bei Mietswohnungen ist es außerdem nötig, für Tanzvergnügen die Erlaubnis der gewiß sehr entgegenkommenden Nachbarn oben und unten einzuholen. Zu einem thé dansant werden die jungen Damen in einfacheren Balltoiletten, halbhohen oder auch ganz hohen, aber hellen Kleidern erscheinen. Die Herren im Ueberrock, obgleich der Frack vorzuziehen wäre. […] Außerdem reicht man in den Pausen verschiedene Limonaden, Mandelmilch, Selterswasser, Eis, süße Speisen, Kuchen und Obstsalate herum. [1901]
In jüngerer Zeit wird thé dansant zunehmend von Tanztee mit der Lesart nachmittägliche Tanzveranstaltung
abgelöst. Bei der Zusammensetzung handelt es sich um eine Lehnübertragung, die sich vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etabliert (1925, 1974, 2017).
Literatur
1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)
Duden 2016 Duden: Versunkene Wortschätze: Wörter, die uns fehlen werden. Berlin 2016. (books.google.de)
1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)
3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)
Belegauswahl
Abel, Heinrich Caspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus Der Studenten, welcher So wohl allen auf Schulen Gymnasiis und Universitäten Lebenden oder auf Reisen begriffenen gelehrten Personen/ als auch allen Menschen insgemein die nöthigsten Reguln und herrlichsten Artzeneyen mittheilet/ Krafft deren sie nicht allein die Gesundheit nechst Gott erhalten/ sondern auch die zugestossenen Kranckheiten abwenden und vertreiben können. Leipzig 1699, S. 189. (deutschestextarchiv.de)Unter denen Geträncken aber sind Wein und Bier die vornehmsten/ darzu noch heutiges Tages kömt/ als eine unzeitige Geburt/ der gar zu starcke Gebrauch des frembden Thee, Caffe, Succulate und des Tobacks.
Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Worinnen nicht nur Der Frauenzimmer geistlich- und weltliche Orden, Aemter, Würden, Ehren-Stellen, Professionen und Gewerbe, […] Nahmen und Thaten der Göttinnen, […] gelehrter Weibes-Bilder […], auch anderer […] Trachten und Moden, […] Gewohnheiten und Gebräuche, […] Ergötzlichkeiten, […] Gebrechen […] und alles […], was einem Frauenzimmer vorkommen kan, und ihm nöthig zu wissen, Sondern auch Ein vollkommenes und auf die allerneueste Art verfertigtes Koch- Torten- und Gebackens-Buch, Samt denen darzu gehörigen Rissen, Taffel-Auffsätzen und Küchen-Zettuln, Ordentlich nach dem Alphabet […] abgefaßt […] dem weiblichen Geschlechte insgesamt zu sonderbaren Nutzen, Nachricht und Ergötzlichkeit auff Begehren ausgestellet. Leipzig 1715, S. 2169. (deutschestextarchiv.de)Zucker-Schälgen,
Ist ein von Porcellain, Printz- Metall oder Silber verfertigtes flaches Schälgen, worinnen der Zucker entweder klein gerieben, oder in kleine Stücklein geschlagen, bey dem Caffee und Thee mit aufgesetzet wird.
Schnabel, Johann Gottfried: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer, Vierdter Theil, oder: fortgesetzte Geschichts-Beschreibung der Felsenburger. Nordhausen 1743, S. 235. (deutschestextarchiv.de)Des folgenden Morgens, da ſich die Aelteſten und Vorſteher, ſo wohl als auch die Hn. Geiſtlichen beym Regenten auf der Alberts-Burg zum Thee eingefunden, ſchickte der Regente auch an uns uͤbrigen, vom ſo genannten engern Ausſchuſſe, und ließ uns auf den Thee zu ſich bitten, indem er mit einem und andern etwas nothwendiges zu ſprechen haͤtte; demnach ſaͤumeten wir nicht, uns bey ihm ein zuſtellen.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Viertes Heft. Altenburg 1779, S. 248. (deutschestextarchiv.de)Aber fuͤr die Menſchenkenntniß, fiel ich ihm ins Wort, iſt dennoch nichts lehrreicher, als eine Theegeſellſchaft. Es thut mir leid, daß es auf meiner Reiſe mir nicht gelungen iſt, irgendwo in eine foͤrmliche Theegeſellſchaft eingefuͤhret zu werden: Denn Sie ſollen wiſſen, daß die Art wie eine Theeſchaale in die Hand kommt, darinne ſich haͤlt, und wieder an ihrem Ort zuruͤckkehrt, uns Phyſiognomen ſo bedeutfam iſt, daß wir daraus den ganzen Charakter des Menſchen errathen.
Raspe, Rudolf Erich: Wunderbare Reisen zu Wasser und Lande, Feldzüge und lustige Abentheuer des Freyherrn von Münchhausen, wie er dieselben bey der Flasche im Cirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt. Hrsg. von Gottfried August Bürger. Göttingen 1786, S. 43. (deutschestextarchiv.de)Dieß bekam ich durch ein Ohngefaͤhr, welches mir Gelegenheit gab, meine Reitkunſt zu meinem nicht geringen Ruhme zu zeigen. Ich war nehmlich einſt auf dem praͤchtigen Landſitze des Grafen Przobofsky in Lithauen und blieb im Staatszimmer bey den Damen zum Thee, indeſſen die Herrn hinunter in den Hof gingen, um ein junges Pferd von Gebluͤte zu beſehen, welches ſo eben aus der Stuterey angelangt war.
Jean Paul: Flegeljahre. Eine Biographie. Viertes Bändchen. Tübingen 1805, S. 114. (deutschestextarchiv.de)Verworren und geſcholten wanderte er ſeiner Stube zu und ſchlich auf den Treppen voll Lichter und Leute — der Hofagent gab einen tanzenden Thee — gebuͤckt hinauf.
Jean Paul: Flegeljahre. Eine Biographie. Viertes Bändchen. Tübingen 1805, S. 40. (deutschestextarchiv.de)Flittens Leben hielt er von jeher fuͤr ein tanzendes Fruͤhſtuͤck und fuͤr einen thé dansant; ſein eignes hielt er jetzt fuͤr ein eau dansant. Er genoß eben ſo ſehr in Flitten — den er ſich wie ſich begeiſtert dachte — als in ſich ſelber hinein; die elſaßiſchen Sonnenſtaͤubchen vergoldete und beſeelte er zu poetiſchem Bluͤtenſtaub.
Jean Paul an Georg Christian Otto, Bayreuth, 7. 6. 1809. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von E. Berend herausgegebenen 3. Abt. der Historisch-kritischen Ausgabe (1952–1964), überarbeitet von M. Bernauer, N. Miller, F. Neuber, 2018, S. 36. (jeanpaul-edition.de)Gleichen guten Morgen! Mein Schauer war gestern vorbei. Heute abends komme mit Amoene zum Thee; vielleicht kommt die Dobeneck und die Gräfin.
Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Ein Roman. Mit einem Vorwort von de la Motte Foqué. Nürnberg 1815, S. 224. (deutschestextarchiv.de)[…]Es iſt nichts künſtlicher und luſtiger, als die Unterhaltung einer ſolchen Geſellſchaft. Was das Ganze noch ſo leidlich zuſammenhält, ſind tauſend feine, faſt unſichtbare Fäden von Eitelkeit, Lob und Gegenlob u. ſ. w., und ſie nennen es denn gar zu gern ein goldenes Liebesnetz. Arbeitet dann unverhofft einmal einer, der davon nichts weiß, tüchtig darin herum, geht die ganze Spinnwebe von ewiger Freundſchaft und heiligem Bunde auseinander.
So hatte auch heute Friedrich den ganzen Thee verſalzen. Keiner konnte das künſtleriſche Weberſchiffchen, das ſonſt, fein im Takte, ſo zarte äſthetiſche Abende wob, wieder in Gang bringen. Die meiſten wurden mißlauniſch, keiner konnte oder mochte, wie beym babyloniſchen Baue, des anderen Wortgepräng verſtehen, und ſo beleidigte einer den andern in der gänzlichen Verwirrung. […]Mehrere Herren nahmen endlich unwillig Abſchied, die Geſellſchaft wurde kleiner und vereinzelter. Die Damen gruppirten ſich hin und wieder auf den Ottomannen in maleriſchen und ziemlich unanſtändigen Stellungen.
Jean Paul an Caroline Richter, Dresden, 8. 5. 1822. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von E. Berend herausgegebenen 3. Abt. der Historisch-kritischen Ausgabe (1952–1964), überarbeitet von M. Bernauer, N. Miller, F. Neuber, 2018, S. 170. (jeanpaul-edition.de)Gestern waren zum Thée bei Elisa an 30 Menschen (worunter über 10 Gräfinnen), deren Namen ich meistens schon eh’ die Reihe präsentiert war, zusammt den Gesichtern vergaß (Schöne weibliche sind hier seltener als in Baireut); und ich mußte neben Elisa sitzend vor dem ausgedehnten Zirkel mich hören und sehen lassen. Es ist kein Spaß.
Hauff, Wilhelm: Mittheilungen aus den Memoiren des Satan. Bd. 1. Stuttgart 1826, S. 160. (books.google.de)„Aesthetischer Thee, was ist denn das? in China habe ich manches Maaß Thee geschluckt, Blumenthee, Kaiserthee, Mandarinenthee, sogar Kamillenthee, aber ästhetischer Thee war nie dabei.“ „[…] weißt du denn nicht, daß dies Gesellschaften sind, wo man über Theeblätter und einige schöne Ideen genugsam warmes Wasser gießt und den Leuten damit aufwartet? Zucker und Rum thut jeder nach Belieben dazu und man amüsirt sich dort trefflich.“
Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Thomas Weitin (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz 2016, o. S. (deutschestextarchiv.de)Warum sollte ich einen tanzenden Thee besuchen, wo sie nicht tanzte, warum einsingendes Butterbrod, wo ich (ich wußte es zum voraus) hätte singen müssen, ohne von ihr gehört zu werden; warum einen trauten Kreis von Freunden durch Trübsinn und finsteres Wesen stören, das ich nun heute nicht verbannen konnte? O Gott!
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Novelle. Erste Abtheilung: Die Poeten. Erster Band. Leipzig 1833, S. 73. (deutschestextarchiv.de)Ferner erzeugt die Poeſie Mangel an Selbſtdenken, raubt die höheren Geſichtspunkte ꝛc. — welches Alles zur inſtruktionsmäßigen Verwaltung vieler Aemter ſo unumgänglich nothwendig iſt, kurz, ſie macht uns zu rohen, unbrauchbaren Menſchen. […]Wir ſind nun einmal von dieſem Gifte angeſteckt und werden es wohl nie wieder ganz los werden. Das müſſen wir ertragen; aber verhindern wollen wir doch, daß unſere heranwachſende Jugend mehr davon erſchnappe, als zur Führung eines geiſtreichen Geſprächs in einer Theegeſellſchaft nöthig iſt.
Varnhagen, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Zweiter Theil. Hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense. Berlin 1834, S. 579. (deutschestextarchiv.de)[…] Fürſtin Löwenſtein giebt heute den Thee in den Anlagen, wo ſolcher Tiſch mit Bänken auf der Höhe ſteht; nicht in der Holzhütte. Graf Jenniſſon mit einem engliſchen Sohn, iſt hier; der ihm in Heidelberg, Stuttgart und Darmſtadt ſo gelang. Er erinnerte ſich meiner artig; kennt Zepelins ꝛc. und wird von unſerm Thee ſein.
Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823–1832. Erster Theil. Leipzig 1836, S. 59. (deutschestextarchiv.de)Dienſtag den 14. October 1823.
Dieſen Abend war ich bey Goethe das erſte Mal zu einem großen Thee. Ich war der erſte am Platz und freute mich uͤber die hellerleuchteten Zimmer, die bey offenen Thuͤren eins ins andere fuͤhrten. In einem der letzten fand ich Goethe, der mir ſehr heiter entgegen kam.
Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Dritter Theil. Magdeburg 1848, S. 93. (deutschestextarchiv.de)„Wenn wir die ſchönen Abende behalten, ſagte Frau v. Goethe, ſo hätte ich große Luſt, in dieſen Tagen im Park beim Geſang der Nachtigallen einen Thee zu geben. Was ſagen Sie, lieber Vater?“ „Das könnte ſehr artig ſeyn! erwiederte Goethe. „Und Sie, Eckermann, ſagte Frau v. Goethe, wie ſteht’s mit Ihnen? Darf man Sie einladen?“
Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Zweiter Theil: Bis zu den Karlsbader Beschlüssen. Leipzig 1882, S. 58. (deutschestextarchiv.de)[…]Da Niederdeutſchland von den romantiſchen Herrlichkeiten, welche dieſem Geſchlechte allein als ſehenswerth galten, nur wenig bot, ſo kamen die Süddeutſchen ſelten aus ihren ſchönen heimiſchen Bergen heraus. Während im Norden bald kaum ein gebildeter Mann mehr lebte, der nicht etwas von Land und Leuten des Südens geſehen, blühte im Oberlande die particulariſtiſche Selbſtgefälligkeit, das Kind der Unkenntniß. Süddeutſchland blieb noch auf lange hinaus die Hochburg der gehäſſigen Stammesvorurtheile. Im Norden fanden ſich, außerhalb Berlins, immer nur einzelne Thoren, die den Süddeutſchen Verſtand und Bildung abſprachen. Weit häufiger hörte man im Süden die Läſterrede, den Norddeutſchen fehle das Gemüth; mancher wackere Oberländer ſtellte ſich die Landſchaften nördlich des Mains wie eine endloſe traurige Ebene vor und meinte, unter dieſem winterlichen Himmel gedeihe nur noch Sand und äſthetiſcher Thee, Kritik und Junkerthum.
Jahn, Hermann Eduard. Sie. In: Wilhelm Arent (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig [1885], S. 239. (deutschestextarchiv.de)„Verwehte Blätter“.
Ein Thé dansant — langweilige Geſichter,
Langweilig plump iſt auch ein jeder Fuß —
Schon brennen am Klavier die Schreckenslichter,
Man ahnt gequält den kommenden Genuß.
Da ſah ich ſie — die Fee der Mondenſtrahlen —
Die roſig unter allen Baſen ſtand —
Baudissin, Wolf von u. Baudissin, Eva von: Spemanns goldenes Buch der Sitte. In: Werner Zillig (Hg.), Gutes Benehmen, Berlin 2004 [1901], S. 2067. [DWDS]230. Tanzvergnügungen: Thé dansant. Einen Hausball oder einen einfacheren thé dansant zu geben, wird sich auch nur die Familie erlauben dürfen, die über mehrere große Räume verfügt. […]Zu einem improvisierten Tanz nach einem heiteren Diner oder Souper genügt ja schließlich eine Ecke im Salon oder ein geräumiger Vorplatz. […] - Bei Mietswohnungen ist es außerdem nötig, für Tanzvergnügen die Erlaubnis der gewiß sehr entgegenkommenden Nachbarn oben und unten einzuholen. Zu einem thé dansant werden die jungen Damen in einfacheren Balltoiletten, halbhohen oder auch ganz hohen, aber hellen Kleidern erscheinen. Die Herren im Ueberrock, obgleich der Frack vorzuziehen wäre. […] Außerdem reicht man in den Pausen verschiedene Limonaden, Mandelmilch, Selterswasser, Eis, süße Speisen, Kuchen und Obstsalate herum.
Heyking, Elisabeth von: Der Tag Anderer. In: Deutsche Literatur von Frauen. Berlin 2001 [zuerst 1905], S. 32861. [DWDS]Sie glaubte aber doch schon denjenigen entdeckt zu haben, dessen Gefühle sie hoffte ehewärts lenken zu können. An einem der ersten Nachmittage nach Ankunft ihrer Schwester und Nichte gab Gräfin Mallone ihnen zu Ehren einen großen Tee. Es kamen ein paar hundert Gäste.
N. N. [Tante Lisbeth]: Anstandsbüchlein für junge Mädchen. In: Werner Zillig (Hg.) Gutes Benehmen. Berlin 2004 [zuerst 1908], S. 11099. [DWDS]Vater wurde in eine große Stadt versetzt, – und wie es eben Sitte ist – mußten auch meine Schwestern und ich »Antrittsbesuche« machen, denen dann der Gegenbesuch und danach die oft gefürchteten Einladungen folgten. Eines Tages wurden Antonia und ich in einer der ersten Familie von der Tochter des Hauses zum Tee geladen. Wir kamen hin wurden in die Salons geführt, nämlich in zwei große durchgehende Zimmer, wo an kleinen, runden Tischen für je vier und vier serviert wurde.
Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. Band 11. 2. Aufl. Berlin 1910, S. 115. (deutschestextarchiv.de)Am folgenden Abend war im Hause des Herrn Bantes die gewöhnliche erste Wintergesellschaft; so hieß in Herbesheim, was in andern Städten auch Kränzchen, Soirée, Thee u. s. w. genannt wird. Unter den besten Familien der kleinen Stadt ging es nämlich der Reihe nach herum, sich jede Winterwoche einmal freundlich und einfach zu bewirthen und. mit Musik, Gesang, Gespräch, Spiel und Scherz den langen Abend zu erheitern. […]Zu bemerken ist übrigens im Vorbeigehen, daß unter Spiel kein Kartenspiel verstanden ward, wie es gewöhnlich die armselige Unterhaltung von Leuten zu sein pflegt, die zwischen Medisiren und Langeweilehaben keinen Mittelweg durch ein anderes erheiterndes Gesellschaftsspiel kennen.
Peters, Carl: Lebenserinnerungen. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690–1930. Berlin 2004 [zuerst 1918], S. 52637. [DWDS]Über meine Zeit konnte ich frei verfügen. Nur liebte es mein Onkel, daß ich ihm nach dem Tee von fünf bis sechs Uhr nachmittags, wenn er auf dem Flügel sich erging, Gesellschaft leiste und nachher mit ihm spazieren gehe.
Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 10. 3. 1922, S. 2. [DWDS]Ein Bote brachte eines Tages die goldgedruckte Karte ins Haus, auf der zu lesen stand: Der große Präsident des blumigen Volksreich der Mitte und Frau Hsü haben bestimmt, daß im ersten Monat am 16. Tage, nachmittage um 4 Uhr, in ihrem Palast eine Teegesellschaft speziell vorbereitet wird, und bitten Sie höflichst, sich mit Ihrem Glanze nähern zu wollen. Einer Antwort wird entgegengesehen.
U. W.: Heiratsvermittlung von heute. In: Die Landfrau, 5. 9. 1925, S. 681. [DWDS]Die Heiratsvermittler sind sich selbst bewußt, daß sie bei ihrer Tätigkeit das Geschäftliche vollkommen in den Hintergrund treten lassen müssen; aus diesem Grunde wird mit größter Diskretion vorgegangen. Die „Liebenden“ lernen sich nicht etwa im Büro des Vermittlers kennen, o nein, man arrangiert Tanztees und kleine Gesellschaften in Privaträumen, alles wird dem Zufall ähnlich zugeschnitten, der ja in der Liebe eine so große Rolle spielt. Natürlich sieht sich der Vermittler vorher seine Leute an, und zwar aus verschiedenen Gründen.
Eichler, Lillian: So oder so? In: Zillig, Werner (Hg.), Gutes Benehmen, Berlin 2004 [zuerst 1928], S. 5614. [DWDS]Der Bräutigam dankt nur für Geschenke, die persönlich für ihn bestimmt sind. Vor der Hochzeit darf die Braut einen Tee geben, wo sie Freunden und Verwandten ihre Ausstattung zeigt. Nach der Trauung sollte man seinen Bekannten nur noch auf besonderen Wunsch mit Geschenken aufwarten.
Feuchtwanger, Lion: Erfolg. In: ders., Gesammelte Werke in Einzelbänden, Bd. 6, Berlin 1993 [zuerst 1930], S. 247. [DWDS]Er könne sich nicht denken, daß nicht auch Tüverlin von diesem marxistischen Sehwinkel aus leichter, freier, vernunftmäßiger sollte arbeiten können. Der Zusammenstoß Asiens mit Europa sei ein Thema für ästhetische Tees. Der andere Kampf, der wirtschaftliche, sei für jeden aktuell, sei da, an jedem Ort und zu jeder Stunde um sie herum.
Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 4. 3. 1932, S. 17. [DWDS]Die von ihren erfolgreichen Gastspielen im Reich zurückgekehrte Rossi Barsony vom Metropol-Theater wird sich zum ersten Male wieder auf der „Frühjahrs-Modenwoche“ dem Berliner Publikum zeigen. Die Steffi-Nossa-Schule bringt ihre neuesten Produktionen, die in der vergangenen Woche bei dem Tee der Gattin des Reichsinnenministers das Entzücken der Berliner Gesellschaft bildeten. Die Leitung des künstlerischen Programms hat Peter Sachse.
Meißner, Hans-Otto: Man benimmt sich wieder. Giessen 1950, S. 98. [DWDS]Die berufstätigen und damit gehetzten Menschen unserer Zeit sind ja um diese Stunde noch nicht frei. Übrigens bittet man zur eigentlichen Kaffeeinladung für vier Uhr, während die elegantere Teegesellschaft erst gegen fünf beginnt. […]Der im Ausland sehr übliche, sich auch bei uns immer stärker einbürgernde Nachmittagsempfang – mit oder ohne Cocktails – ist die geeignetste Möglichkeit, eine unmäßige Zahl von Menschen auf kleinstem Raum zusammenzuballen und damit einen großen Teil seiner etwa angelaufenen gesellschaftlichen Verpflichtungen auf einmal zu erledigen, viele Leute einander vorzustellen und einen mondänen Wirbel zu entfalten.
Die Zeit, 31. 5. 1956, Nr. 22. [DWDS] (zeit.de)Seine Frau ist eine Dame. Sehr selbstsicher, hübsch und in zitronengelbem Sommerkleid, und auf einem ästhetischen Tee von Diplomatenfrauen würde sie gute Figur machen. Herr Botschafter Teplow, wenn der Augenschein nicht trügt, ist eine jener freundlichen, sonnigen Naturen, die der alte Mörike in einem Scherzgedicht „Sommerwesten“ nannte.
Die Zeit, 1. 8. 1969, Nr. 31. [DWDS] (zeit.de)Auf der Terrasse wandte ich mich noch einmal, um das bunte Panorama in mich aufzunehmen. Am Tage der Mondfahrt und inmitten des brausenden Verkehrs der Weltstadt schien diese gelassene und würdige Teegesellschaft ein lebender Anachronismus zu sein. Gewiß, es warenthem und nicht we, die hier indischen Tee tranken und Gurkenbrötchen aßen, während die Musik Weisen aus Operetten von Gilbert und Sullivan spielte.
Die Zeit, 12. 4. 1974, Nr. 16. [DWDS] (zeit.de)Es macht einfach Spaß, mit gleichaltrigen Mädchen und Jungen zusammen zu sein. Wir gestalten Feten, Tanztees, Zwischen- und Abschlußbälle. Und auch die Eltern sehen es wohl lieber, wenn wir uns in „vernünftiger Gesellschaft“ bewegen.
Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin 1987, S. 2. (deutschestextarchiv.de)28. 1. 1979
[…]
Haben heute einen großen Tee: Harry und Siegrid Maier, Hermann und Annelies Klenner, Liesl Markowski und Marianne Lindemann. Seit Jahren nicht eine so große Gesellschaft gehabt.
Der Tagesspiegel, 27. 11. 1998. [DWDS]An diesem Tag hatte das bis dahin an der Seite Deutschlands gegen die Alliierten im Krieg stehende Rumänien die Fronten gewechselt; und die deutschen Gymnasiasten in Eginald Schlattners Roman „Der geköpfte Hahn“ erleben ungläubig den ersten Luftangriff ihrer deutschen Freunde. So endet der thé dansant, zu dem der jugendliche Erzähler seine Klassenkameraden eingeladen hat, im Schrecken des Krieges. Alle nehmen an diesem bezeichnenderweise „Exitus“ genannten Abschlußfest teil […]: Judith, die als Jüdin seit einem Jahr die Schule nicht mehr besuchen darf; Johann Adolf, der überzeugte Nazi und herrschsüchtige Jungscharführer, den noch vor wenigen Monaten eine enge, erotisch gefärbte Freundschaft mit dem Erzähler verband; und die rumänischen Mitschülerinnen, über deren affektierten Chic sich alle amüsieren..
Berliner Zeitung, 2. 3. 2001. [DWDS]Am 2. März Ausstellungseröffnung ab 19 Uhr, Kraftmensch ab 21 Uhr, DJ ab 22 Uhr im Künstlerhaus Bethanien (Mariannenplatz 2). Begleitend findet am 3.3. ab 19 Uhr eine Lesung mit Musik im Café Burger (Torstr. 60) statt, am 6.3. ab 21 Uhr ist ein Thé dansant in Clärchens Ballhaus (Auguststr. 24).
Die Zeit, 14. 10. 2004, Nr. 43. [DWDS] (zeit.de)Man ist sich nicht zu fein, hier einen Teller Serrano-Schinken oder Kartoffel-Tortillas zu servieren und bietet eine schöne Auswahl spanischer Weine. Wer nachmittags im Ritz eintrifft, mag mit etwas Glück in der Halle elegante Leute beim Tee erleben, kleine Teegesellschaften alten Stils mit großen, silbernen Teekannen und englischen Biskuits. Das ist ein Augenblick, in dem das Hotel mit seinen Gästen in Harmonie lebt.
Die Zeit, 3. 5. 2007, Nr. 19. [DWDS] (zeit.de)In Wirklichkeit ist das eher ein Zeichen der Stärke. Zum Thema RAF kann ich nur sagen: Wir leben in einer Gesellschaft, deren bürgerliche Elite Albert Speer wieder in ihre Reihen aufgenommen und zum Tee eingeladen hat. Ich kritisiere das gar nicht.
Die Zeit, 18. 3. 2017 (online). [DWDS] (zeit.de)Rachlines Politik ist häufig konventionell. Er will die Schulden abbauen, ohne Steuern zu erhöhen, er hat mehr Gendarme eingestellt und Tanztees für Senioren eingeführt, er unterstützt patriotische Vereine für Kriegsveteranen oder nationale Andenken. Weil Fréjus hoch verschuldet ist, bleibt ihm kaum Geld für neue Bauten oder Projekte.