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Milieu

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Die Geschichte des Wortes Milieu vereint deutsche wie französische Elemente. Etymologisch geht Milieu auf das Altfranzösische zurück und wird Ende des 18. Jahrhunderts ins Deutsche entlehnt, als Begriff der Mechanik: Milieu bezieht sich zunächst auf die Umgebungsmaterie eines Körpers. Im Deutschen tritt Milieu in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts insbesondere in der festen Verbindung Juste milieu auf: Die Wendung von der richtigen Mitte avanciert zum politischen Schlagwort. Auch die Übertragung des Wortes auf gesellschaftliche Zusammenhänge in seiner auf das soziale und kulturelle Umfeld des Menschen gerichteten Bedeutung, die sich in Deutschland ab den 1870er Jahren etabliert (z. B. demokratisches Milieu, subkulturelles Milieu, kriminelles Milieu), stammt aus dem Französischen, wo sie sich vor dem Hintergrund der biologischen Verwendung des Wortes (Umgebung eines Lebensorganismus) entwickelt hat.

Wortgeschichte

Eine deutsch-französische Wortgeschichte

Die Geschichte des Wortes Milieu vereint deutsche wie französische Elemente: Etymologisch geht Milieu auf das Altfranzösische zurück, wo es aus mi (Mitte) und lieu (Ort) gebildet wird (vgl. Pfeifer unter MilieuDWDS). Erstmals aus dem Französischen ins Deutsche entlehnt wird Milieu um 1800. Auch die weitere Wortgeschichte im Deutschen lässt sich nicht ohne die Entwicklungen im Französischen begreifen: Die Übertragungen in den Wortschatz der Biologie ebenso wie auf soziale Zusammenhänge und nicht zuletzt die Entwicklung zum Schlagwort des Naturalismus finden jeweils zuerst in Frankreich statt und werden dann ins Deutsche übernommen, dies allerdings in durchaus unterschiedlichem zeitlichen Abstand zur Bedeutungserweiterung in Frankreich.

Medium, Mitte, Milieu. Zu den Ursprüngen eines Wortes in der Mechanik

Inwieweit Milieu mit einer auf die Umwelt eines Körpers bezogenen Bedeutung bereits im 17. Jahrhundert im Bereich der Naturwissenschaften verwendet wird, ist nicht unumstritten: Das Oxford English Dictionary bucht die Verwendung für die physische Umwelt bereits bei Descartes 1639 (vgl. 3OED unter milieu, n.); der französische Philosoph Georges Canguilhem hingegen stellt in seiner Studie Das Lebendige und sein Milieu heraus, dass der Milieubegriff in der kartesischen Physik keinen Platz hat, und setzt den mechanischen Milieubegriff erst mit Newton an (Canguilhem 2009, 235). Genauer müsste es wohl heißen: Mit der Übersetzung des Newtonschon Medium-Begriffs mit dem französischen Milieu (vgl. Feldhoff in HWPh 5, 1393).1) Auf Newton jedenfalls stützt sich auch der Eintrag Milieu éthéré in der Encyclopédie von Diderot und d’Alembert Mitte des 18. Jahrhunderts (1765a; vgl. daneben auch 1765b), die Milieu im Französischen als ein Wort der Mechanik bestimmt, in der Bedeutung Umgebungsmaterie eines Körpers. Die Aufnahme von Milieu in die Encyclopédie zeigt zugleich, dass diese Verwendung in Frankreich in der Mitte des 18. Jahrhunderts als etabliert gelten kann. In dieser Bedeutung ist Milieu bereits 1798 auch im deutschsprachigen Raum synonym zu Mittel und Medium nachweisbar, und zwar bezeichnenderweise gerade in einem Physikalischen Wörterbuch (1798).

Die richtige Mitte als politisches Schlagwort

Im Deutschen tritt Milieu als Entlehnung aus dem Französischen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts insbesondere in der festen Verbindung Juste milieu auf (1832). Auch diese Verbindung schließt an die Bedeutung Mitte an, überträgt sie aber auf den Bereich der Politik: Die sich zum politischen Schlagwort entwickelnde Wendung von der richtigen Mitte bezieht sich nach 1830 insbesondere auf die französische Politik unter Louis Philippe (1832, 1840). Diese Wortverwendung ist auch in anderen europäischen Sprachen nachweisbar (vgl. 3OED unter milieu, n.).

Entstehung des Fachbegriffs in der Biologie

Auch in die Biologie wird Milieu von einem Franzosen eingeführt, von Jean-Baptiste Lamarck, der es bereits 1809 in seiner Philosophie zoologique in der Bedeutung Umgebung eines Lebensorganismus verwendet (1809). Damit bezieht sich Milieu nun auf die Umgebung von lebendigen Wesen und damit nicht mehr nur auf die Umgebung von träger Masse (vgl. Spitzer 1942, 175). Ins Deutsche scheint diese Bedeutung erst mit einer gewissen Zeitverzögerung übernommen zu werden: Die deutschsprachigen Erstbelege der Datenbank BioConcepts datieren auf 1871 und 1907 (vgl. BioConcepts unter milieu), die Erstbelege im DWDS auf 1907 und 1910 (vgl. Belege 1907, 1910). Die Tatsache, dass Richard Hesse das Wort zunächst noch in Anführungszeichen setzt, spricht dafür, dass es sich hier noch nicht um eine endgültig etablierte Wortverwendung im Bereich der Biologie handelt.

Spätestens in den 1930er Jahren ist diese Wortverwendung aber auch im Deutschen üblich und das Wort damit in die Fachsprache der Biologie eingegangen. Unterschieden wird zudem genauer zwischen äußerem und innerem Milieu eines Organismus (1934). Diese Wortverbindungen sind ihrerseits auf Claude Bernards Wortprägung des milieu intérieur und des milieu extérieur zurückzuführen (vgl. Lexikon der Biologie Online unter inneres Milieu). Bis heute sind Milieu, inneres und äußeres oder auch intra- und extrazelluläres Milieu und Milieutheorie Fachbegriffe im Bereich der Biologie wie auch in angrenzenden Wissenschaften (vgl. 1965, 1996, 2017a sowie die entsprechenden Einträge in Lexikon der Biologie Online etwa zu Milieutheorie und zu inneres Milieu).

Umwelt des Menschen: Übertragung von der Biologie auf gesellschaftliche Zusammenhänge

Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird Milieu auf gesellschaftliche Zusammenhänge übertragen und zwar wiederum zunächst im Französischen. 30 Jahre nach der ersten biologischen Wortverwendung begegnet Milieu bei Auguste Comte unter ausdrücklicher Nennung der biologischen Verwendungsweise im Kontext der entstehenden Sozial- bzw. Gesellschaftswissenschaft (1838; vgl. hierzu auch HWPh 5, 1394). Ab diesem Zeitpunkt kann Milieu im Französischen auch Umgebung, Umfeld, Umwelt des Menschen bedeuten. Die Übertragung von Milieu auf die Umwelt auch von Lebewesen im weiteren Sinn in der Biologie ist wohl Voraussetzung der Übertragung auf die Umwelt menschlicher Lebewesen im Speziellen und damit der soziologischen Wortverwendung (vgl. Spitzer 1942, 175). Wesentlich zur Popularisierung dieser Wortverwendung beigetragen hat Hippolyte Taine mit seiner Unterscheidung von race, milieu und moment in der Histoire de la litterature anglaise (1863a, 1863b).

Im deutschen Sprachraum wird die gesellschaftliche Bedeutung bereits ab den 1870er Jahren (vgl. Pfeifer unter MilieuDWDS) übernommen (1883, 1887), deutlich schneller und vor allem mit mehr Breitenwirksamkeit als die im Französischen ältere biologische Wortverwendung, von der die auf gesellschaftliche Zusammenhänge bezogene Verwendung ursprünglich abgeleitet wurde. Neben Milieu in seiner auf die Gesellschaft bezogenen Verwendung steht im Deutschen das Wort UmweltWGd mit vergleichbarer Bedeutung (1908a, 1941). Darüber hinaus findet die auf das soziale und kulturelle Umfeld des Menschen bezogene Wortverwendung Eingang in ganz unterschiedliche (Fach-)Kontexte: Bereits um 1900 ist Milieu in der Kriminalistik (1901, 1912c) ebenso wie in Diskursen der Ökonomie (1900), der Frauenbewegung (1905a) oder der Psychologie (1930a) bezeugt. Nicht zuletzt wird Milieu um 1900 zu einem regelrechten Schlagwort der naturalistischen Kunstströmung.

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Es ist Honoré de Balzac, der das Wort Milieu 1842 in seiner Einleitung zur Comédie humaine erstmals im Kontext von Literatur verwendet (1912a, 1912b). Für Émile Zolas Konzeption des Experimentalromans und damit für den französischen Naturalismus wird Milieu – unter Rekurs auf Balzac und Bernard (vgl. Zola 1905, 5 und 8) – zu einem zentralen Konzept (1905b). Von Zola gehen wiederum wichtige Impulse für den ab 1880 anzusetzenden deutschen Naturalismus aus. Dieser übernimmt nicht nur die Vorstellung des vom sozialen Umfeld geprägten Menschen, sondern auch das Wort Milieu aus dem Französischen (1908a), das so zu einer Kategorie seiner Theoriedebatten – Conrad Alberti publiziert 1890 Das Milieu, Julius Röhr 1891 Das Milieu in Kunst und Wissenschaft – ebenso wie seiner Literaturproduktion (1897) wird.

Während Milieu bzw. Milieutheorie im Naturalismus ein zentrales Konzept ist und ein eigenes literarisches Genre, das Milieudrama (1908b), ausbildet, wird das Wort in der Nachfolge im Bereich der Literatur und Künste auch für alles verwendet, was das literarisch dargestellte soziale und kulturelle Umfeld betrifft, und verliert so an semantischer Präzision (1959, 2001b, 2013). Diese breitere Bedeutung findet ihrerseits Eingang auch in die literaturwissenschaftliche Terminologie (1985, hier in einer deutschen Übersetzung eines ursprünglich englischen Werkes zur Theorie der Literatur), hat sich aber zumindest in der deutschsprachigen Germanistik nicht flächendeckend durchgesetzt: Weder das 2Metzler Literatur Lexikon noch das Reallexikon der Literaturwissenschaft verzeichnen Milieu – anders als Milieutheorie – als eigenständigen Eintrag.

Zu einem im engeren Sinn soziologischen Wort wird Milieu Ende des 19. Jahrhunderts bei Émile Durkheim (1950); Milieu ist bei ihm ein Oberbegriff zu Stände, KastenWGd und Klassen (vgl. 3Wörterbuch der Soziologie, 310). In der deutschsprachigen Soziologie wird Milieu in den frühen Jahren zunächst allerdings nur von einzelnen Autoren wie Georg Simmel (1908c) übernommen; daneben finden Wörter wie soziale Klasse (Max Weber) und soziale Schicht (Theodor Geiger) Verwendung, die in der Sache der Durkheimschen Milieu-Konzeption allerdings ähneln (vgl. auch 3Wörterbuch der Soziologie, 311–312). Erst ab den 1960er Jahren wird dann auch das Wort Milieu in der deutschen Soziologie vermehrt verwendet, so insbesondere von Walter Lepsius (1993a), der es semantisch auch weiter differenziert. Milieu gehört bis heute zur Fachterminologie der Soziologie (3Wörterbuch der Soziologie, 310). Und auch wenn das Historische Wörterbuch der Philosophie feststellt, dass Milieu im Laufe der Zeit in den meisten Fachwissenschaften durch andere, prägnantere Wörter wie etwa Umwelt in der theoretischen Biologie, soziale Situation in der Soziologie oder Feld in der Sozialpsychologie ersetzt worden sei (vgl. HWPh 5, 1395), so ist es nach wie vor in den einschlägigen Fachlexika präsent und damit weiterhin Teil auch anderer Fachsprachen, wie etwa der Ökonomie und der Psychologie (vgl. exemplarisch den Eintrag kreatives Milieu in Gabler online unter kreatives Milieu, den Eintrag regionales Milieu in Gabler online unter regionales Milieu sowie den Eintrag Milieu in Dorsch Online unter Milieu).

Gängige Wortverbindungen

Charakteristisch für die Verwendung von Milieu in seiner auf das soziale und kulturelle Umfeld des Menschen gerichteten Bedeutung ist seit Ende des 19. Jahrhunderts das Auftreten in Wortverbindungen, über die das jeweils adressierte Milieu näher bestimmt wird. Während soziales Milieu der Bedeutung von Milieu als Umfeld des Menschen im Allgemeinen im Wesentlichen entspricht (1908c), spezifizieren Wortverbindungen wie geistiges (2001a), jüdisches (1904), ökonomisches (1920), nationalsozialistisches (1927), demokratisches (1928), historisches (1930b) oder subkulturelles Milieu (1971a; siehe auch SubkulturWGd), um welches soziale oder kulturelle Umfeld es sich genau handelt.

Vor diesem Hintergrund lässt sich im Wortfeld kriminelles Milieu eine eigenständige Entwicklungslinie ausmachen, in der das Milieu durch die explizite Nennung des bestimmten Artikels die Bedeutung kriminelle soziale Gruppierung, Unterwelt annimmt (1954, 2017b). Auch diese Bedeutungsentwicklung hat Vorläufer im Französischen: Die Bezeichnung milieu für die Unterwelt ist hier bereits in den 20er Jahren bezeugt (vgl. TLFi unter milieu). Im deutschen Sprachraum entsteht die Verwendung von Milieu mit dem bestimmten Artikel als Bezeichnung für die Halb- und Unterwelt wohl in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Während soziales Milieu im Deutschen im Kontext von Kriminalität bereits seit der Jahrhundertwende verwendet wird (1901), datiert der Erstbeleg für die Wortverbindung kriminelles Milieu in den DWDS Referenz- und Zeitungskorpora dahingegen erst auf 1971 (vgl. Beleg 1971b), der Erstbeleg für Drogenmilieu auf 1972 (vgl. Beleg 1972) und für Rotlichtmilieu auf 1993 (vgl. Beleg 1993b). Bereits 1967 ist allerdings vom Kölner Milieu (1967), 1974 vom Hamburger Milieu um die Meile (1974) die Rede. Milieu wird hier bereits im Sinne von Unterwelt verwendet.

Anmerkungen

1) Vgl. zu Vorgeschichte und Eingang in die Sprache der Physik im Französischen im Detail die frühe Semantikstudie Milieu and Ambiance: An Essay in Historical Semantics von Leo Spitzer.

Literatur

Alberti 1890 Alberti, Conrad: Das Milieu. In: Ders.: Natur und Kunst. Berlin 1890, S. 62.

BioConcepts BioConcepts. The Origin and Definition of Biological Concepts. A Multilingual Database. (biological-concepts.com)

Canguilhem 2009 Canguilhem, Georges: Das Lebendige und sein Milieu. In: Ders.: Die Erkenntnis des Lebens. Aus dem Französischen von Till Bardoux, Maria Muhle und Francesca Raimondi. Berlin 2009, S. 233–280.

Dorsch Online Wirtz, Markus Antonius (Hrsg.): Dorsch – Lexikon der Psychologie. Online-Ausgabe, Bern/Bern 2013-. (hogrefe.com)

Gabler online Gabler Wirtschaftslexikon Online. Das Wissen der Experten. Wiesbaden 2009 ff. (gabler.de)

HWPh Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. von Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfried Gabriel. Völlig neubearb. Ausg. des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Bd. 1–13. Basel 1971–2007.

Lexikon der Biologie Online Sauermost, Rolf (Projektleitung): Lexikon der Biologie. Online Ausgabe, Heidelberg 1999-. (spektrum.de)

2Metzler Literatur Lexikon Schweikle, Günther (Hrsg.): Metzler-Literatur-Lexikon. Begriffe und Definitionen. 2., überarbeitete Aufl. Stuttgart 1990.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Reallexikon der Literaturwissenschaft Weimar, Klaus u. a. (Hrsg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Bd. 1–3. Berlin u. a. 1997–2003.

Röhr 1891 Röhr, Julius: Das Milieu in Kunst und Wissenschaft. In: Freie Bühne für modernes Leben 2 (1891), S. 341–345.

Spitzer 1942 Spitzer, Leo: Milieu and Ambiance. An Essay in Historical Semantics. In: Philosophy and Phenomenological Research. A Quarterly Journal. (Sept. 1942), Bd. 3, H. 1, S. 1–42 u. (Dec. 1942), Bd. 3, H. 2, S. 169–218.

TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)

3Wörterbuch der Soziologie Wörterbuch der Soziologie. Hrsg. von Günter Endruweit/Gisela Trommsdorff/Nicole Burzan. 3., völlig überarb. Aufl. Konstanz u. a. 2014.

Zola 1905 Zola, Émile: Le Roman Expérimental. Paris 1905.

Belegauswahl

MILIEU ÉTHÉRÉ. M. Newton prouve d’une maniere très-vraissemblable, qu’outre le milieu aérien particulier dans lequel nous vivons & nous respirons, il y en a un autre plus répandu & plus universel, qu’il appelle milieu éthéré. Ce milieu est beaucoup plus rare & plus subtil que l’air; & par ce moyen il passe librement à-travers les pores & les autres interstices des autres milieux, & se répand dans tous les corps. […]

Milieu éthéré. In: Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, par une Société de Gens de lettres. Tome 10 Mammelle – Myva. Neufchastel 1765, S. 509–510. (academie-sciences.fr)

MILIEU, s. m. (Méchan.) dans la Philosophie méchanique, signifie un espace matériel à-travers lequel passe un corps dans son mouvement, ou en général, un espace matériel dans lequel un corps est placé, soit qu’il se meuve ou non.

Ainsi on imagine l’éther comme un milieu dans lequel les corps célestes se meuvent. Voyez Ether.

L’air est un milieu dans lequel les corps se meuvent près de la surface de la terre. Voyez Air & Atmosphere.

L’eau est le milieu dans lequel les poissons vivent & se meuvent.

Le verre enfin est un milieu, en égard à la lumiere, parce qu’il lui permet un passage à-travers ses pores. Voyez Verre, Lumiere, Rayon

La densité des parties du milieu, laquelle retarde le mouvement des corps, est ce qu’on appelle résistance du milieu. Voyez Résistance, &c.

Milieu éthéré. M. Newton prouve d’une maniere très-vraissemblable, qu’outre le milieu aérien particulier dans lequel nous vivons & nous respirons, il y en a un autre plus répandu & plus universel, qu’il appelle milieu éthéré. Ce milieu est beaucoup plus rare & plus subtil que l’air; & par ce moyen il passe librement à-travers les pores & les autres interstices des autres milieux, & se répand dans tous les corps. […]

Milieu. In: Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, par une Société de Gens de lettres. Tome 10 Mammelle – Myva. Neufchastel 1765, S. 509. (academie-sciences.fr)

Mittel, Medium, Milieu.

Man hat dieſes Kunſtwort in der Naturlehre angenommen, um dadurch Materien zu bezeichnen, mit welchen andere Koͤrper umgeben ſind, und worinn ſie ſich bewegen, oder in welchen ſonſt Bewegungen fortgepflanzt werden. So nennt man die Luft das Mittel, in welchem wir leben; Waſſer das Mittel, in welchem ſich die Fiſche bewegen, Glas, Luft, Waſſer u. dergl. durchſichtige Mittel, wodurch ſich das Licht fortpflanzt. Wenn ein Lichſtral aus Glas in Luft oder Waſſer uͤbergeht, ſo ſagt man, er gehe aus einem Mittel in das andere, u. ſ. w. Man betrachtet den Widerſtand, den die Bewegung der Koͤrper von der umgebenden Materie leidet, unter dem Namen des Widerſtands der Mittel (reſiſtentia mediorum) ſ. Widerſtand.

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig 1798, S. 251-252.

Quant aux circonstances qui ont tant de puissance pour modifier les organes des corps vivans, les plus influentes sont, sans doute, la diversité des milieux dans lesquels ils habitent; mais, en outre, il y en a beaucoup d’autres qui ensuite influent considérablement dans la production des effets dont il est question.

Lamarck, Jean-Baptiste de: Philosophie zoologique [...]. Tome 1. Paris 1809, S. 231. (books.google.de)

Nun fragt ſichs, was wird das teutſche Volk thun, wenn die ruſſiſchen Kriegsſchaaren Teutſchlands Grenzen uͤberſchreiten? Werden dann dieſe Voͤlker unthaͤtig warten bis die ruſſiſchen Schlaͤchter ihnen auf eigenem Heerd das Beil auf den Schaͤdel ſchlagen?

Wird es nicht rathſamer ſein, wenn Frankreich durch ſeine unter die ruſſiſche Knute herab gewuͤrdigte Juste milieu Regierung ſich dann noch unthaͤtig verhalten und nicht all ſeine Kraͤfte entwickeln, wenn unſere Fuͤrſten ſich ſelbſt und ihr Volk dieſen graͤßlichen entehrenden Schickſalen preisgeben wollten, daß das vereinte franzoͤſiſche und teutſche Volk in Maſſe ſich erheben, und man das ſchaͤndliche Anſinnen dieſer anruͤkkenden Feinde an den noͤrdlichen und oͤſtlichen Grenzen Teutſchlandes zu vereiteln ſuchen wuͤrde?

Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Unter Mitwirkung eines Redaktions-Ausschusses beschrieben. Erstes Heft. Neustadt an der Haardt 1832, S. 23. (deutschestextarchiv.de)

Cette exacte analyse préliminaire du phénomène général qui constitue le sujet invariable des spéculations biologiques, nos rendra maintenant beaucoup plus facile une définition nette et précise de la science elle-même, directement envisagée dans sa destination positive la plus étendue. Nos avons reconnu, en effet, que l’idée de vie supposé constamment la co-relation nécessaire de deux élémens indispensables, un organisme approprié et un milieu (1) convenable.

(1) Il serait superflu, j’espère, de motiver expressément l’usage fréquent que je ferai désormais, en biologie, du mot milieu, pour désigner spécialement, d’une manière nette et rapide, non-seulment le fluide où l’organisme et plongé, mais, en général, l’ensemble total des circonstance de chaque organisme déterminé. Ceux qui auront suffisamment médité sur le rôle capital que doit remplir, dans toute biologie positive, l’idée correspondante, ne me reprocheront pas, sans doute, l’introduction de cette expression novelle. Quant à moi, la spontaneité avec laquelle elle s’est si souvent présentée sous ma plume, malgrée ma constante aversion pour le néologisme systématique, ne me permet guère de douter que ce terme abstrait ne manquàt réellement jusqu’ici à la science des corps vivans.

Comte, Auguste. Cours de philosophie positive. Tome Troisième, contenant la philosophie chimique et la philosophie biologique. Paris 1838, S. 300–301. (books.google.de)

Ludwig Philipp aber beharrte. Desto größer ist jetzt die Consternation im Schlosse, wie in allen Salons der Philippisten und des Juste Milieu.

N. N.: Allgemeine Zeitung. Nr. 57. 26. Februar 1840. Augsburg 1840, S. 453. (deutschestextarchiv.de)

Trois sources différentes contribuent à produire cet état moral élémentaire, la race, le milieu et le moment.

Taine, Hippolyte: Histoire de la littérature anglaise. Tome Premier. Paris 1863, S. XXII-XXIII.

Lorsqu’on ainsi constaté la structure intérieure d’une race, il faut considérer le milieu dans lequel elle vit. Car l’homme n’est pas seul dans le monde; la nature l’enveloppe et les autres hommes l’entourent; sur le pli primitif et parmanent viennent s’étaler les plis accidentels et sencondaires, et les circonstances physiques ou sociales dérangent ou complètent le naturel qui leur est livré.

Taine, Hippolyte: Histoire de la littérature anglaise. Tome Premier. Paris 1863, S. XXV-XXVI.

Denn obgleich die Geſchichte der Wiſſenſchaft theilweiſe durch ſehr mächtige, zum Theil höchſt eigenwillige Individuen gemacht wird, obgleich die verſchiedenen Anlagen der Nationen auf dieſe Geſchichte einwirken, das milieu der Geſellſchaft, in welchem dieſer Erkenntnißvorgang ſich vollzieht, überall ihn mitbeſtimmt: dennoch zeigt die Geſchichte des wiſſen ſchaftlichen Geiſtes eine über ſolchen Pragmatismus hinausreichende folgerichtige Einheit.

Dilthey, Wilhelm: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Bd. 1. Leipzig 1883, S. 159–160. (deutschestextarchiv.de)

In einem solchen lebendigen Milieu arbeiteten die Künstler der griechischen Zeit und der Renaissance, Corneille, Racine und Molière, Schiller und Goethe.

Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters. Bausteine für eine Poetik. Leipzig 1887, S. 309. (deutschestextarchiv.de)

Erſtens zur Erzielung gewiſſer landsknechthafter Empfindungen! Denn es ſteckt Hiſtorie in dieſer Inſtitution des wehrhaften deutſchen Rauf- und Sauf-Studenten und ein rechter Kerl zeigt ſeine Raſſe; und zweitens zur Kenntnis eben dieſes Milieus für ſeine zukünftige künſtleriſche Verwertung, denn: Wie ſollte er einmal den deutſchen Studenten darſtellen, wenn er nicht auch dieſe Spezies ſtudiert hatte?

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin 1897, S. 220–221. (deutschestextarchiv.de)

Wir ſagen heute, mit dem nicht gerade geſchmackvollen Ausdruck, jeder Menſch ſei beherrſcht und bedingt von ſeinem Milieu, d. h. von den ihn umgebenden Menſchen und Bedingungen der Exiſtenz, unter welchen die geiſtigen Elemente die wichtigſten ſind.

Schmoller, Gustav von: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Erster größerer Teil. Begriff. Psychologische und sittliche Grundlage. Litteratur und Methode. Land, Leute und Technik. Die gesellschaftliche Verfassung der Volkswirtschaft. Leipzig 1900, S. 15. (deutschestextarchiv.de)

Wahrſcheinlich wollte ſie damit auf die allerdings zweifellos richtige und allgemein anerkannte Thatſache hinweiſen, daß bei der Entwicklung beſonders der jugendlichen Verbrecher ſtets die ſocialen Verhältniſſe, in denen ſie leben uud aufwachſen, oder — wie die Criminaliſten ſagen — das ſogenannte „ſociale Milieu“ die erſte und entſcheidende Rolle ſpielt Damit allein iſt uns jedoch nicht gedient, wir möchten doch auch näher wiſſen, wie denn eigentlich der junge Verbrecher ſeinerzeit in dieſe „ſchlechte Geſellſchaft gerathen“ iſt, und wie es kommt, daß heute gar ſo oft ſelbſt auch gut geartete und wohlerzogene Kinder aus in guten und geordneten Verhältniſſen lebenden Familien ſo plötzlich „in ſchlechte Geſellſchaft gerathen“.

Reichspost, 22. 1. 1901, Nr. 18, S. 5. (deutschestextarchiv.de)

Die Lesestücke, die in den vorhandenen Lesebüchern enthalten sind, passen nicht immer für das Verständnis der jüdischen Kinder. Ein gutes Lesebuch für jüdische Kinder müßte erstens eine Anzahl von Lesestücken enthalten, die dem jüdischen Milieu entnommen sind, zweitens in einem Stil gehalten sein, der auf den kleinen Wörterschatz der jüdischen Kinder Rücksicht nimmt und sie allmählich in die Reichtümer der Sprache einführt, drittens aber Lesestücke, die die Ideen einer modernen Volkserziehung in einer populären Weise darstellen.

Pappenheim, Bertha/Rabinowitsch, Sara: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Reise-Eindrücke und Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse. Frankfurt a. M. 1904, S. 94. (deutschestextarchiv.de)

Der Hinweis auf die verringerte Heiratsmöglichkeit der Männer der höheren Stände, der als Entschuldigung für ungeregeltes Leben oft geltend gemacht wird, ist sicher nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber er ist doch als Entschuldigungsgrund nicht annähernd so berechtigt, wie die Behauptung zu geringer Entlohnung weiter Klassen von Arbeiterinnen. Diese – wir sahen es an den vorher angeführten Zahlen – stehen oft geradezu vor der Wahl, Hunger zu leiden oder sittlich unterzugehen. Und wenn es auch nicht immer der nackte Hunger ist, der sie treibt, kann man es ihnen verdenken, daß auch in ihnen die Sehnsucht lebt, einmal etwas anderes zu haben als Arbeit, Entbehrung und Sorge? Das Geld wird auf unlauteren Wegen so leicht verdient und die Versuchung tritt oft in so angenehmer, verlockender Form an sie heran. Dazu kommt das Milieu, dem sie entstammen. Wohnungsnot, Verwahrlosung der Jugend, Schlafgängerunwesen bereiten die Mädchen schon in jungen Jahren für sittlichen Fall vor, lassen sie das Leben, das sie führen, oft gar nicht mehr als widernatürliches empfinden.

Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen 1905, S. 153. (deutschestextarchiv.de)

Sans me risquer à formuler des lois, j’estime que la question d’érédité a une grand influence dans les manifestations intellectuelles et passionnelles de l’homme. Je donne aussi uni importance considérable au milieu. Il faudrait aborder les théories de Darwin; mais ceci n’est qu’une étude générale sur la méthode expérimentale appliquée au roman, et je me perdrais, si je voulais entrer dans les détails.

Zola, Émile: Le Roman Expérimental. Paris 1905, S. 18.

Es geht aber keineswegs an, den Beweis der Minderwertigkeit eines Organes ausschließlich an seine Erkrankung zu knüpfen. Nur der Laie wird sich gegen die Annahme wehren, daß ein langes Leben mit einer langen Krankheit sehr wohl verträglich sei. Auch ein minderwertiges Organ muß durchaus nicht zu frühem Tode führen. Wohl ist aber durch die Konkurrenz von fötalem Bildungsmangel, Reizzustand und Materialreserve unter gleichbleibenden äußeren Bedingungen der Ausgang determiniert. Man wird Veränderungen atrophischer Natur finden, ihnen gegenüber solche hypertrophischen Charakters, verminderte, vermehrte Leistung, die verschiedensten Anomalien der äußeren und inneren Sekretion, Mangel und Überschuß. Versuchen wir außerdem noch, die äußeren Bedingungen, die Anforderungen gegenüber von Anstrengungen, Infektionen, Domestikation (Hansemann) und Milieu ins Kalkül zu ziehen, so fallen in unsere Betrachtung auch noch die neuerdings zur Geltung gelangten Überbürdungs- und Aufbrauchskrankheiten (Edinger), die lokalisierten Infektionserkrankungen, Neoplasmen, Appendizitis, Ulcus rotundum, Prostatahypertrophie etc., Neurosen, Nervenerkrankungen peripherer und zentraler Natur, Rassen- und familiäre Erkrankungen, Tabes und Paralyse.

Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin/Wien 1907, S. 15. (deutschestextarchiv.de)

Nun aber werden sowohl äußere wie innere Vorgänge erst dann völlig verständlich, wenn wir sie nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit der sie umgebenden Welt sehen können. Und genau so viel von dieser Welt wird uns der Epiker zeigen müssen, wie es nötig ist, jenen Zusammenhang zu verstehen. Hierzu bedarf es im allgemeinen keineswegs einer Totalansicht der Natur oder der Menschheit, wohl aber eines dem Zweck entsprechend begrenzten Ausschnitts aus beiden. Eben dieser Ausschnitt ist es, den wir uns seit einigen Jahrzehnten gewöhnt haben als Milieu oder Umwelt zu bezeichnen — ein neues Wort für eine Sache, die so alt ist wie die Poesie überhaupt.

Lehmann, Rudolf: Deutsche Poetik. München 1908, S. 150–151. (deutschestextarchiv.de)

Das moderne Milieudrama jedoch ist aus inneren Gründen zu der strengeren Fassung der Einheit zurückgekehrt. Insbesondere für Ibsens Dramatik, wie sie vorhin charakterisiert worden ist, ergibt sich die Einschränkung nach Ort, Zeit und Personenzahl nicht nur zumeist selbstverständlich aus dem Inhalt und der Form der Enthüllungstragödie, sondern sie gereicht auch dem künstlerischen Gesamteindruck zum wesentlichen Vorteil.

Lehmann, Rudolf: Deutsche Poetik. München 1908, S. 181. (deutschestextarchiv.de)

Dass jedes Individuum durch seine Qualität von sich aus auf eine bestimmte Stelle innerhalb seines sozialen Milieus hingewiesen ist: dass diese ihm ideell zugehörige Stelle auch wirklich in dem sozialen Ganzen vorhanden ist – das ist die Voraussetzung, von der aus der Einzelne sein gesellschaftliches Leben lebt und die man als den Allgemeinheitswert der Individualität bezeichnen kann.

Simmel, Georg: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. Leipzig 1908, S. 43. (deutschestextarchiv.de)

Aber auch solche Verbandszellen, an denen wir alle Eigenschaften freilebender Zellen, vor allem auch die Fähigkeit selbständiger Nahrungsaufnahme beobachten, wie die weißen Blutkörperchen, können außerhalb des Verbandes nicht leben: sie sind an das „Milieu“ des Körpers, an die Zusammensetzung der Körpersäfte angepaßt und gehen, wenn man sie etwa in Wasser bringt, zugrunde, wie ein Meerestier, das man in Süßwasser setzt.

Hesse, Richard: Der Tierkörper als selbständiger Organismus. Leipzig u. a. 1910, S. 38. [DWDS; aufgerufen am 11. 6. 2019]

Pénétré de ce système bien avant les débats auxquels il a donné lieu, je vis que, sous ce rapport, la Société ressemblait à la Nature. La Société ne fait-elle pas de l’homme, suivant les milieux où son action se déploie, autant d’hommes différents qu’il y a de variétés en zoologie? Les différences entre un soldat, un ouvrier, un administrateur, un avocat, un oisif, un savant, un homme d’état, un commerçant, un marin, un poëte, un pauvre, un prêtre, sont, quoique plus difficiles à saisir, aussi considérables que celles qui distinguent le loup, le lion, l’âne, le corbeau, le requin, le veau marin, la brebis, etc. Il a donc existé, il existera donc de tout temps des Espèces Sociales comme il y a des Espèces Zoologiques.

Balzac, Honoré de: Avant-Propos. In: Oevres complètes des Honoré de Balzac. La Comédie Humaine. Texte revisé et annoté par Marcel Bouteron et Henri Longnon. Illustrations de Charles Huard. Gravées sur Bois par Pierre Gusman. Paris 1912, S. XXVI.

La Fosseuse (Médecin de campagne), et madame Graslin (Curé de village) sont presque toute la femme. Nous souffrons tous les jours ainsi. J’ai eu cent fois à faire ce que Richardson n’a fait qu’une seule fois. Lovelace a mille formes, car la corruption sociale prend les couleurs de tous les milieux où elle se développe. Au contraire, Clarisse, cette belle image de la vertu passionnée, a des lignes d’une pureté désespérante. Pour créer beaucoup de vierges, il faut être Raphaël. La littérature est peut-être, sous ce rapport, au-dessous de la peinture.

Balzac, Honoré de: Avant-Propos. In: Oevres complètes des Honoré de Balzac. La Comédie Humaine. Texte revisé et annoté par Marcel Bouteron et Henri Longnon. Illustrations de Charles Huard. Gravées sur Bois par Pierre Gusman. Paris 1912, S. XXXV.

Man vermeidet große Irrtümer, wenn man die Berührungspunkte zwischen Alkoholismus und Kriminalität etwa nach folgendem Schema betrachtet: 1. Normal veranlagte, nicht trunksüchtige Personen begehen im gelegentlichen Rausche infolge der damit einhergehenden Urteils- und Bewußtseinstrübung Delikte; 2. Normal veranlagte, aber durch Mißbrauch geistiger Getränke trunksüchtig gewordene Personen begehen infolge des sich im Verlaufe der Trunksucht ausbildenden moralischen Defekts Delikte; 3. Psychopathisch veranlagte Individuen werden infolge ihrer Konstitution sowohl zu Verbrechern wie zu Trunksüchtigen; 4. Verbrecher aus psychopathischer Anlage werden trunksüchtig durch den Einfluß des Milieus, in dem sie zu leben gezwungen sind; 5. Verbrecher von normaler Konstitution werden trunksüchtig durch den Einfluß des Milieus, in dem sie zu leben genötigt sind.

Grotjahn, Alfred: Alkoholismus. In: Ders. und J. Kaup (Hrsg.): Handwörterbuch der sozialen Hygiene. Leipzig 1912, S. 6. [DWDS]

Diese Ansichten sind bei Baxter nicht etwa eine Wiederspiegelung des ökonomischen Milieus, in dem er lebte.

Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. In: Weber, Marianne (Hrsg.): Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie. Bd. I. Tübingen 1920, S. 160. [DWDS]

Die Ausschreitungen der Berliner Hitler-Anhänger übersteigen bei weitem alles, was auch der Kenner des nationalsozialistischen Milieus erwarten konnte.

Vossische Zeitung, 6. 5. 1927, S. 1. [DWDS]

Die Propaganda-Arbeit der Tschechoslowaken war bemüht, sich dem demokratischen Milieu der Westmächte anzupassen.

Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 5. 4. 1928, S. 2. [DWDS]

Doch wäre es auch unrichtig, wollte man diese Unabhängigkeit übertreiben; es ist nicht schwer, sich zu überzeugen, daß die Strenge der Erziehung auch auf die Bildung des kindlichen Über-Ichs einen starken Einfluß übt. Es kommt darauf hinaus, daß bei der Bildung des Über-Ichs und Entstehung des Gewissens mitgebrachte konstitutionelle Faktoren und Einflüsse des Milieus der realen Umgebung zusammenwirken, und das ist keineswegs befremdend, sondern die allgemeine ätiologische Bedingung all solcher Vorgänge. Wie von Melanie Klein und anderen englischen Autoren richtig hervorgehoben wurde.

Freud, Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur. Wien 1930, S. 111. [DWDS]

In der Einleitung würdigt der Herausgeber das historische Milieu, in dem die Schriften entstanden und auf das sie einwirkten.

N. N.: Jahresberichte für deutsche Geschichte, 1930. O. O. 1932, S. 290. [DWDS]

Es sind also folgende Momente für den Ausfall der Reaktion massgebend: 1. das innere Milieu, d. h. die Beschaffenheit des Organismus (hier die pathologische Veränderung, die zu einer bestimmten Gestaltung der Erregbarkeitsverhältnisse in der vorliegenden Situation führt), 2. das äussere Milieu, die Aufgabe, vor der der Organismus steht, gegeben im Reiz und in dem Milieu, aus dem er aufsteigt, 3. die Reaktionsmöglichkeit, die in dem strukturellen Aufbau in dem Gebiet gegeben ist, in dem sich der Reiz allein entsprechend innerem und äusserem Milieu ausbreiten kann.

Goldstein, Kurt: Der Aufbau des Organismus. Den Haag 1934, S. 105. [DWDS]

Bei dem Löwenzahn erzeugten Schatten oder Licht, Feuchtigkeit oder Trockenheit die verschiedenen Formen der Blätter und des Wuchses. Alles das, was im Lebensraum das Lebewesen beeinflußt, bezeichnet man als seine Umwelt (Milieu).

Wiehle, Hermann u. Marie Harm: Lebenskunde für Mittelschulen – Klasse 3. Halle u. a. 1941, S. 99. [DWDS]

Cette conception du milieu social comme facteur déterminant de l’èvolution collective est de la plus haute importance.

Durkheim, Émile: Les règles de la méthode sociologique. Paris 1950, S. 115.

Das Geld setzen wir dann in Bumslokalen um. Wir verachten das Milieu, aber wir saufen uns doch voll. Eine Welt ist zusammengebrochen, und kein Neuaufbau ist zu erkennen.

Neue deutsche Literatur 2 (1954), Nr. 1, S. 107. [DWDS]

Es ist nicht schwer, auf diese Fragen eine Antwort zu geben; die Antwort läßt sich schon aus der Bibliographie der Goncourts entnehmen. Sie haben eine ganze Anzahl von Romanen geschrieben, die fast alle auf eigener Erfahrung und Beobachtung beruhen; in ihnen treten neben dem Milieu des niederen Volkes noch andere Milieus in Erscheinung, das Großbürgertum, die Unterwelt der Großstadt, verschiedene Arten von Künstlerkreisen; wobei es sich stets um seltsame, außergewöhnliche, vielfach um pathologische Gegenstände handelt; daneben haben sie auch Bücher geschrieben, die von Reisen, von zeitgenössischen Künstlern, von den Frauen und der Kunst des 18. Jahrhunderts, von japanischer Kunst handeln; dazu kommt noch ihr Lebensspiegel, das Journal.

Auerbach, Erich: Mimesis. Bern 1959 [1946], S. 463. [DWDS]

HNO2 induziert jedoch auch Blockmutationen, wie von Tessman gezeigt wurde. Auch andere Mutagene wie Hydroxylamin, alkylierende Agenzien oder saures Milieu greifen nicht-replizierende DNA an. Eine besondere Bedeutung als Mutagen haben die Acridine (z. B. Proflavin) erlangt.

Bresch, Carsten: Klassische und molekulare Genetik. Berlin u. a. 1965 [1964], S. 161 [DWDS]

In einem Krankenblatt hatten die Staatsanwälte Schramms Eintragung über einen Neuzugang entdeckt. Demnach wurde der Gefangene „über das Kölner Milieu aufgeklärt“. Ferner habe der aus Essen eingelieferte Patient behauptet, „hier viermal geschlagen worden“ zu sein.

Die Zeit, 30. 6. 1967, Nr. 26. [DWDS]

Die Grundannahme von Bernsteins Theorie besteht bekanntlich darin, daß sich aus der Sprache einer komplexen Gesellschaft bestimmte Sprachstile bzw. Sprechweisen (linguistic codes) ableiten lassen, die von subkulturellen Milieus geprägt sind und sich in ihnen reproduzieren.

[Autorenkollektiv am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin]: Sozialistische Projektarbeit im Berliner Schülerladen Rote Freiheit. Frankfurt 1971, S. 93. [DWDS]

Leichter kommen sie, ohne ihre Schuld, mit einem kriminellen Milieu und Brutalität in Berührung. Früher als andere Jugendliche haben sie Geschlechtsverkehr.

[Autorenkollektiv am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin]: Sozialistische Projektarbeit im Berliner Schülerladen Rote Freiheit. Frankfurt 1971, S. 432. [DWDS; aufgerufen am 19. 8. 2019]

Er schreibt elegant, hysterisch, bizarr, suggestiv, ausgesprochenhip, manchmal wie angetörnt; er entfesselt psychedelische Wortkaskaden und verfügt über ein unerschöpfliches Reservoir knalligen, vergagter, verpopter, aufgemotzter und gleichwohl originaler und meist auch zutreffender Idiome aus dem Hippie-, Teenager-, Mode-, Rock-, Camp-, Glamour-, Polit-, Subkultur- und Drogenmilieu, aus der „Scene“ also. Tom Wolfe, der rasende Reporter des superschicken Amerika, des Hi-Fi und Jet-Set, der Plastic-People und Pop-Snobs, der Riten, Kulte, Statussymbole und ständig wechselnden Ticks und Macken des radikalsten Underground und des feinsten Overground, dieser Tom Wolfe ist mit seinem ersten Buch „Das bonbonfarbene tängerinrot-gespritzte Stromlinienbaby“ selber ein Stück Pop-Kultur geworden.

Die Zeit, 19. 5. 1972, Nr. 20. [DWDS; aufgerufen am 19. 8. 2019]

„Paul“ ist so übel nicht. Der 75-Minuten-Film mit dem lakonischen Titel handelt von einem Typ um die dreißig, der nach sieben Jahren Knast ins Hamburger Milieu um die „Meile“ zurückkehrt. Alles soll wieder so werden wie früher, aber die alten Freunde vom Kietz sind miese Brüder, setzen sogar einen Killer auf Paul an.

Die Zeit, 15. 11. 1974, Nr. 47. [DWDS]

In dem Grad der Aufmerksamkeit, die jeweils auf das Milieu verwandt wird – also auf das literarische Element der Schilderung gegenüber dem der Erzählung – scheint auf den ersten Blick eine wesentliche Unterscheidung zwischen Drama und Roman zu liegen.

Wellek, René/Austin Warren: Theorie der Literatur. Mit einer Einführung von Heinz Ickstadt. Königstein/Ts. 1985, S. 238.

Das Milieu ist ein sozio-kulturelles Gebilde, das durch eine spezifische Zuordnung solcher Dimensionen auf einen bestimmten Bevölkerungsteil charakterisiert wird.

Lepsius, Rainer M.: Parteiensystem und Sozialstruktur. Zum Problem der Demokratisierung der deutschen Gesellschaft. In: Ders.: Demokratie in Deutschland. Soziologisch-historische Konstellationsanalysen. Ausgewählte Aufsätze. Göttingen 1993 [1966], S. 25–50, hier S. 38.

„Wieviel Moral braucht eine Gesellschaft?“ hat Schmidtchen einmal gefragt – und dabei nicht an Briefbogen, Rotlichtmilieu und Dienstwagen gedacht.

Die Zeit, 5. 3. 1993, Nr. 10. [DWDS; aufgerufen am 19. 8. 2019]

Nervenzellen sind, wie die Zellen anderer Gewebe, von einer ca. 5 nm dicken Lipiddoppelschicht umgeben, die für die meisten wasserlöslichen Moleküle undurchlässig ist. Diese Membran trennt das extra- vom intrazellulären Milieu, einschließlich der Separierung von Stoffwechselprodukten und Ladungsträgern. Nur unpolare oder kleine, wenig polare Substanzen, wie O2, CO2 oder Harnstoff und auch Wasser, können ungehindert durch Zellmembranen diffundieren.

Zimmermann, Herbert: Molekulare Funktionsträger der Nervenzelle. In: Dudel, Josef u. a. (Hrsg.): Neurowissenschaft. Berlin 1996, S. 33. [DWDS]

Manch einer näselt dann auch wohl: »Wäre gerade, was in Berlin fehlt, Haus einer unabhängigen Frau, geistiges Milieu, neutraler Grund, könnte politisch von Bedeutung werden. Welch einsames, kleines Heim würde das sein, und wie gleichgültig lässt mich das »geistige Milieu«!

Heyking, Elisabeth von: Briefe, die ihn nicht erreichten. In: Deutsche Literatur von Frauen. Berlin 2001 [1903], S. 32397. [DWDS]

3. Textlich-musikalische Gestaltung. Das Icpm erweist sich als Antityp zur Opera seria nicht nur durch Stoffwahl, Milieu (Personenkreis, Handlungszeit und -ort) und affektive Grundhaltung (Komik), sondern auch durch Stil und Technik seiner Gestaltung, trotz gleichartiger Bauelemente wie Rezitativ und Nr. Schon die Sprache ist anders: einfach, dem alltägl. Umgangston abgelauscht, mitunter derb.

Landmann, Ortrun u. Lazarevich, Gordana: Intermezzo. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Berlin 2001 [1979], S. 37016. [DWDS]

Luk Perceval, der Regisseur, und Susanne Meister, seine Dramaturgin, haben Dostojewskis letzten Roman, den tausendseitigen fünften "Elefanten["] (so nannte die Übersetzerin Swetlana Geier Dostojewskis große Romane) in einen zwar engen, aber nach oben ins Unendliche sich öffnenden Raum gesperrt. Die Hintergrundstrahlung des Romans, das Milieu, das Kolorit seiner Schauplätze, all das fehlt fast vollständig.

Die Zeit, 8. 5. 2013, Nr. 20. [DWDS]

Ali Khademhosseini entwickelt deshalb am MIT ein intelligentes Pflaster, das Wundinfektionen frühzeitig erkennen und bekämpfen soll. Mit winzigen elektronischen Sensoren ausgestattet, soll es unter anderem die Feuchtigkeit, die Temperatur und die Sauerstoffsättigung registrieren, außerdem den pH-Wert, der anzeigt, ob das Wundmilieu eher sauer oder eher basisch ist. Deuten diese Werte auf eine Infektion hin – etwa durch einen rasch steigenden pH-Wert –, setzt das Pflaster aus kleinen Reservoirs antimikrobielle Substanzen frei, die gegen die Entzündung helfen.

Die Zeit, 26. 9. 2017, Nr. 39. [DWDS]

Bis zum 31. Dezember muss jede Kommune das Gesetz umsetzen. In ganz Deutschland arbeiten deshalb Beamte wie Marino daran, eine Bürokratie für das Rotlicht aufzubauen – und sie im Milieu zu erklären. Die Frage ist nur, ob das Gesetz den Frauen (und wenigen Männern), die es schützen soll, nicht eher schaden wird.

Die Zeit, 2. 12. 2017, Nr. 49. [DWDS]