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Spontaneismus · Sponti K-Gruppe

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

In der Nachfolge der Studentenbewegung der 1960er Jahre entstehen ab etwa 1970 nicht nur neue links-alternative Bewegungen, sondern mit ihnen auch neue Bezeichnungen wie Spontaneismus, Spontaneist, Sponti und K-Gruppe. Während es sich bei letzterem um ein partielles Kurzwort zu kommunistische Gruppe handelt, das zur Sammelbezeichnung für bestimmte, sich kommunistisch verstehende Gruppierungen der 70er Jahre wird, werden Spontaneismus und Spontaneist auf der marxistischen Lesart von Spontaneität modelliert. Sie implizieren mithin eine politische Haltung innerhalb des Marxismus, die auf die Spontaneität der Massen setzt. Sponti ist schließlich die Verknappung von Spontaneist und bezeichnet Anhänger einer linksgerichteten, undogmatischen Alternativbewegung in der Bundesrepublik Deutschland insbesondere in den 1970er Jahren.

Wortgeschichte

Spontaneismus und Sponti: Zwei Wörter der 1970er Jahre

Anfang der 1970er Jahre begegnen mit Spontaneismus und der Sozialfigur Sponti zwei neue Wörter im deutschen Sprachraum (1970c, 1977a). Das Kurzwort Sponti, das Anhänger einer linksgerichteten, undogmatischen Alternativbewegung in der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er Jahren bezeichnet, wird dabei wohl von Spontaneist gebildet. Spontaneismus wird seinerseits auf der marxistischen Ausdeutung des Wortes Spontaneität modelliert. So spielt unter anderem im Denken Rosa Luxemburgs die Spontaneität bzw. die spontane Selbstständigkeit der Arbeiterklasse eine Rolle (vgl. auch KWM 7, 1226–1227). Luxemburg gehört ihrerseits zu den ideengeschichtlichen Wurzeln der Sponti-Bewegung – 1970 erscheint bei Rowohlt unter dem Titel Schriften zur Theorie der Spontaneität eine Auswahl ihrer Texte (Luxemburg 1970).

Von Spontaneität zu Spontaneismus

Das Wort Spontaneismus als Bezeichnung für eine Richtung innerhalb des Marxismus, die auf die Spontaneität der MassenWGd setzt, scheint allerdings jüngeren Datums zu sein: Das KWM verliert im Eintrag Spontan, Spontaneität, Spontaneismus kein Wort über die immerhin für den Eintrag mit titelgebende Wortbildung Spontaneismus (vgl. KWM 7, 1224–1228).1) Erstmals bezeugt ist das Wort wohl 1968 im Französischen (vgl. TLFi unter spontanéisme sowie 3OED unter spontaneism, n.). Im Deutschen begegnet Spontaneismus mit entsprechender Bedeutung ab 1970 (1970c, 1982b). Seltene frühere Bezeugungen treten in anderen Kontexten auf, haben eher die Bedeutung spontan sein in einem sehr allgemeinen Sinn und scheinen den Status von Gelegenheitsbildungen zu haben (1913, 1933) – wobei allerdings auch auffällt, dass das Wort Mitte der 1960er Jahre gelegentlich im Kontext der Künste begegnet (1965a, 1965b). Auch das Adjektiv spontaneistisch in der Bedeutung auf den Spontaneismus bezogen ist seit den 1970ern belegt (1971).

Spontaneist und Sponti

In etwa zeitgleich wird auch das Substantiv Spontaneist gebildet (1970a), das seinerseits ebenfalls im Englischen und im Französischen bezeugt ist (TLFi unter spontanéisme sowie 3OED unter spontaneism, n.). Im Deutschen handelt es sich bei Spontaneist zunächst um eine von den K-Gruppen, also linken Gruppierungen in Westdeutschland in den 1970er Jahren, geprägte abwertende Fremdbezeichnung für Gruppierungen, die Parteikonzepte ablehnen und stattdessen ein zu großes Vertrauen auf die Spontaneität der Massen setzen (vgl. Kasper 2019, 49; 1973). Spontaneist hat vor allem zu Anfang seines Auftretens um 1970 einen Anstieg der Verwendungsfrequenz, die dann schnell wieder absinkt (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

Das hängt wohl auch damit zusammen, dass Anfang der 1970er Jahre Sponti (1977c) als Kurzwort aus Spontaneist gebildet wird (vgl. auch 10Paul, 941; 1978a). Sponti ist insgesamt deutlich weiter verbreitet als Spontaneist (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers). Als Selbstbezeichnung ist Sponti erstmals 1972 bezeugt (vgl. die entsprechenden Angaben in Kasper 2016/2017, 47 unter Rekurs auf Generaldebatte, internes Papier der Gruppe Revolutionärer Kampf, Archiv 451 im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, Mappe assoziierte Gruppen). Weitere Verbreitung findet das Wort allerdings erst ab Mitte der 1970er Jahre (vgl. auch Kasper 2019, 12, der die Durchsetzung des Wortes auf nicht eher als 1973/74 datiert).

Ab Mitte der 1980er Jahre wird Sponti verstärkt (1984, 1985a, 1985b), gegenwärtig vornehmlich im historischen Rückblick auf die 1970er Jahre verwendet (2013, 2008). Auch die Verwendungsfrequenz sinkt nun zunehmend – steigt dann um 2000 allerdings vorübergehend noch einmal an (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers). Das ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Joschka Fischer Außenmister wird – jedenfalls mehren sich Belege, in denen er als Sponti bezeichnet wird (1999a, 1999b, 2001a).

Von Establishment bis K-Gruppe: Spontis im semantischen Feld

Einmal als Selbstbezeichnung etabliert, kommt es zu einigen Komposita-Bildungen mit Sponti, von Sponti-Gruppe (1983, 1995b) über Sponti-Bewegung (1987, 2001b) bis hin zu Sponti-Sprüche (1982a, 2001e) und Sponti-Szene (1979, 2001f). Zu den Wörtern am entgegengesetzten Ende des semantischen Spektrums gehören Wörter wie EstablishmentWGd (2017), YuppieWGd (1989) oder SpießerWGd (2001d).

Daneben begegnet Sponti auch gemeinsam mit K-Gruppe (1977f, 1978c), was gewissermaßen innerhalb der linken Szene am anderen Ende des Spektrums liegt, insofern es sich hier um zwei gegensätzliche Strömungen innerhalb der Bewegungen, die aus dem Zerfall der Studentenbewegung hervorgegangen sind, handelt. Das Wort K-Gruppe ist dabei seit der ersten Hälfte der 1970er Jahre belegt und bezeichnet kommunistische Gruppierungen der 1970er Jahre (1974a, 1975b). Es ist ein Kurzwort zur Verbindung kommunistische Gruppe, die als zwar deutlich älter ist (exemplarisch 1912, 1923), aber erst ab 1970 auf – insbesondere studentische (1974b) – kommunistische Kleingruppierungen, die in der Nachfolge der Studentenbewegung der 1960er Jahre entstehen, bezogen wird (1970b, 1972). Es handelt sich dabei um eine Sammelbezeichnung für eine Reihe an Gruppierungen (1975a) – insofern begegnet das Wort nicht ausschließlich, aber doch häufig im Plural. Zu den Konnotationen gehören stärker als beim Wort Spontis eine gewisse Nähe zu Gewalt und zum Linksterrorismus der 1970er Jahre (1977d, 1977h, 1977g, 1996). Auffallend ist zudem, dass es häufiger gemeinsam mit dem Wort ChaotenWGd begegnet (1975c, 1977b, 1977e). Hier wiederum haben K-Gruppe und Spontaneismus bzw. Sponti semantische Überschneidungen (1977a, 1978b, 2001c). Vor dem Hintergrund der zunehmenden Auflösung der K-Gruppen wird auch dieses Wort verstärkt im Rückbezug auf die 1970er, bisweilen auch 1980er Jahre verwendet (1993, 1995a).

Anmerkungen

1) Ein Eintrag zu Spontaneität ist im HKWM offenbar geplant, zum Zeitpunkt der Arbeit an diesem Artikel aber noch nicht publiziert.

Literatur

HKWM Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Hrsg. von Wolfgang Fritz Haug. Bd. 1 ff. Hamburg 1994 ff.

Kasper 2016/2017 Kasper, Sebastian: Das Ende der Utopien. Der Wandel der Spontis in den langen 1970er-Jahren. Inaugural-Dissertation, Universität Freiburg im Wintersemester 2016/2017. (uni-freiburg.de)

Kasper 2019 Kasper, Sebastian: Spontis: eine Geschichte antiautoritärer Linker im roten Jahrzehnt. Münster 2019.

KWM Haug, Wolfgang Fritz/Labica, Georges (Hrsg.): Kritisches Wörterbuch des Marxismus. Berlin u. a. 1983.

Luxemburg 1970 Luxemburg, Rosa: Schriften zur Theorie der Spontaneität. Reinbek bei Hamburg 1970.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

10Paul Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. 10., überarbeitete u. erweiterte Aufl. von Helmut Henne, Heidrun Kämper und Georg Objartel. Tübingen 2002.

TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)

Belegauswahl

Wenn unter den Gnostikern sich kommunistische Gruppen, vor allem die übrigens dem Christentum ganz fern stehenden Karpokratianer, finden, so ist auch das auf den eigenen Zirkel beschränkt und kein Programm allgemeiner sozialpolitischer Reform.

Troeltsch, Ernst: Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen. Tübingen 1912, S. 20. [DWDS]

Die meisten Vertreter des Anarchismus geben die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Organisation zu; nur perhorreszieren sie jegliche, besonders die staatliche Organisation als Zwang, Gewalttätigkeit und Gewaltsamkeit; es ist eine Art von sozialem Spontaneismus, spontaner Organisation, die die Anarchisten zugeben und wünschen, wobei es erst genau zu prüfen wäre, ob die anarchistische Organisation aus natürlicher Liebe (Sympathie, Humanitismus u. dgl.) oder Egoismus (Grade desselben!) oder endlich aus anderen Motiven und Gründen abzuleiten wäre.

Masaryk, Th. G.: Zur Russischen Geschichts- und Religionsphilosophie. Soziologische Skizzen. Zweiter Band. Jena 1913, S. 369.

Sie bestätigte den Eindruck, der nach der Aufnahme, die die Kanzlerrede am Dienstag gefunden hat, bereits feststand: daß der ganze Reichstag – die kleine kommunistische Gruppe ausgenommen – die Politik der Regierung billigt, den passioen Widerstand fortzuführen, bis die französische Regierung auf ihr imperialistisches Ziel verzichtet, das Rheinland und das Ruhrgebiet vom Deutschen Reiche abzusprengen, und in Verhandlungen über die Reparationen einwilligt.

N. N. [-r-]: Der Reichstag zur Regierungserklärung. In: Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 8. 3. 1923, S. 1. [DWDS]

So scheidet sich der phänomenologische Apriorismus von der Verkoppelung mit allem Idealismus, Subjektivismus, Spontaneismus, Transzendentalismus, dem sogenannten „korpernikanischen Standpunkt“ Kants, Rationalismus und Formalismus, welche die Apriorilehre in den herrschenden Richtungen der Philosophie in den mannigfachsten Formen einging.

Scheler, Max: Zur Ethik und Erkenntnislehre. In: Ders. (Hrsg.): Schriften aus dem Nachlass. Band I. Berlin 1933, S. 271.

Dieser Spontaneismus ist ein in unserer jüngsten Lyrik häufiger auftauchendes Moment. Es ist gut, daß sich unsere Lyriker immer mehr auf die Ausdruckskraft echter Natursymbole und -metaphern als Gefäß weltanschaulicher Aussage besinnen.

Weimarer Beiträge - Zeitschrift für Literaturwissenschaft 11 (1965), S. 470.

Spontaneismus: Richtung der modernen, insbesonere der amrikanischen Malerei, die nur dem eigenen Antrieb, einer plötzlichen, zufälligen Eingebung zu folgen sich bemüht. Vertreter ist der Amerikaner Jackson Pollock (vgl. action painting).

Wagenführ, Horst: Kunst als Kapitalanlage. Stuttgart 1965, S. 221.

Eingeweihte Linke freilich halten diese neue KP bereits für ein wenig aussichtsreiches Unternehmen. Vor allem die „Antiautoritären“ und „Spontaneisten“ finden es lächerlich, „daß man sich so übereilt zu revolutionären Horizonten durchorganisieren“ will. Sie wollen, wie bislang, Konflikte auch zukünftig in direkten Aktionen produzieren und austragen.

Die Zeit, 3. 4. 1970, Nr. 14. [DWDS] (zeit.de)

So entschuldigte sich der Juso-Vorsitzende Voigt hinter den Kulissen bei Willy Brandt für die Ulbricht-Eskapade, verteidigte aber nach außen und vor seinen Juso-Genossen seinen politischen Alleingang auch weiterhin als sachlich richtig und notwendig. Und zu der von ihm vorangetriebenen Bündnisfrage mit kommunistischen Gruppen meinte er ebenfalls im geheimen gegenüber Brandt, er habe sie schon immer für problematisch gehalten.

Die Zeit, 18. 12. 1970, Nr. 51. [DWDS] (zeit.de)

„Naive“ Organisationsfetischisten könnten behaupten, Lenin habe sich nach 1914 auf den Luxemburgistischen Standpunkt des „Spontaneismus“ begeben, wenn er die Konflikte zwischen „unorganisierten Massen“ und der sozialdemokratischen Organisation die ersten egen die zweiten verteidigt bzw. die Sozialdemokraten des Verrats an den Massen bezichtigt.

Mandel, Ernest: Lenin und das Problem des proletarischen Klassenbewustseins. In: Lenin. Revolution und Politik. Aufsätze von Bernd Rabehl, Juri Tynjanow und Ernest Mandel. Frankfurt a. M. 1970, S. 149 - 205, hier S. 177.

Hinter diesen politischen Fehlern stand wieder das Hauptproblem aller spontaneistischen Prämissen: der Widerspruch zwischen spontanen Massenaktionen und straffer Organisierung dieser Massen im politischen und ökonomischen Bereich.

Fähnders, Walter/Martin Rector: Theorie und Organisation einer proletarisch-revolutionären Literatur 1919–1923. In: Dies. (Hrsg.): Literatur im Klassenkampf. Zur proletarisch-revolutionären Literaturtheorie 1919–1923. Eine Dokumentation. München 1971, S. 7–40, hier S. 35.

Die vage Hoffnung mancher, mit der Berufung Mandels zur Erfüllung der studentischen Forderung „Marx an die Uni“ und damit zur Befriedung eines unruhigen Fachbereichs beigetragen zu haben, könnte allerdings trügen. Eher könnte der Name Mandels auch hier eine Entwicklung fördern, wie der Politologe Hartmut Jäckel sie kürzlich vom OSI schilderte: einen Zustrom von Studenten, die bereits von der Schule mit der Erwartung kommen, sich militanten kommunistischen Gruppen anzuschließen und keine sogenannten „bürgerlichen Happen“ zu schlucken.

Die Zeit, 25. 2. 1972, Nr. 08. [DWDS] (zeit.de)

Gerade die Notwendigkeit der Verbindung von spontanen Bewegungen und der marxistischen Organisation, der Aufgabe, im Massenkampf organisierend und vereinheitlichend an den Kampf um den Sozialismus heranzuführen, wird von den Spontaneisten geleugnet.

Facit. Beiträge zur marxistischen Theorie und Praxis (1973), Nr. 32, S. 42.

Die Macht haben zur Zeit die K-Gruppen, der kommunistische KSG und der KSV.

Die Zeit, 25. 1. 1974, Nr. 05. [DWDS] (zeit.de)

Heute haben von den 24 Fachbereichen der FU nur noch zwei eine linke Mehrheit, zwei andere müssen als rechts eingestuft werden. Die K-Gruppen haben ihren Stimmenanteil nicht vergrößert, was jedoch rechten Gruppen gelungen ist.

Die Zeit, 6. 12. 1974, Nr. 50. [DWDS] (zeit.de)

Die Vertreterversammlung hat dem GEW-Hauptvorstand mit satten Zwei-Drittel-Mehrheiten die Macht gegeben, von heute auf morgen Anhänger der K-Gruppen auszuschließen, also Mitglieder von KPD und KPD/ML, von KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschlands), KSV (Kommunistischer Studentenverband), KSO (Kommunistische Studentenorganisation) – alles „Chaoten“ mithin, von denen manche die Diktatur des Proletariats auch mit bewaffneter Gewalt erkämpfen wollen.

Die Zeit, 14. 3. 1975, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

Wie auch Alfred Kubel in Niedersachsen machte ihn sein verfassungstreuer Widerstand von damals härter und hellhöriger gegen den verfassungsfeindlichen Widerstand der K-Gruppen (Kommunisten) von heute.

Die Zeit, 2. 5. 1975, Nr. 19. [DWDS] (zeit.de)

Und die Hälfte dieser Fälle sind keineswegs Angehörige der Chaoten, der K-Gruppen verschiendenster Art, sondern Leute, gegen die meist die Bedenken wieder zurückgezogen werden.

Die Zeit, 13. 6. 1975, Nr. 25. [DWDS] (zeit.de)

Wer da sonst noch als „Chaot“ oder „Sponti“ alles an die Weser gekommen war, wer sich im einzelnen dem KürzelKPD, KB oder KPD/ML unterstellte, für Albrecht war das keine differenzierende Betrachtung wert.

Die Zeit, 1. 4. 1977, Nr. 14. [DWDS] (zeit.de)

Früher nannte man sie Chaoten. Heute heißen sie K-Gruppen.

Die Zeit, 20. 5. 1977, Nr. 21. [DWDS] (zeit.de)

Ähnlich sind auch die „weißen Indianer“ an der Göttinger Universität, die zuweilen gern im Indianer-Ornat auftreten, ein Grüppchen undogmatischer, ja nahezu anarchistischer Studenten, die sich mit anderen Sekten und Spontis zur „Bewegung Undogmatischer Frühling“ zusammengeschlossen haben.

Die Zeit, 22. 7. 1977, Nr. 30. [DWDS] (zeit.de)

Nach den Schlachten von Brokdorf und Grohnde hieß es noch warnend, die Bürgerinitiativen, sollten sich schleunigst von den K-Gruppen und anderen subversiven und gewalttätigen Gruppen trennen.

Die Zeit, 12. 8. 1977, Nr. 33. [DWDS] (zeit.de)

Und die offiziellen Klagen, daß sich die „friedlichen“ Bürgerinitiativen nicht von den „chaotischen“ K-Gruppen distanzieren wollten, bewirkt keine Spaltung, sondern verstärkt Solidarität.

Die Zeit, 7. 10. 1977, Nr. 41. [DWDS] (zeit.de)

Ihnen geht es in der Regel um eine Erneuerung kritischer Ansätze, die die Sackgassen der „Verparteilichung“ in K-Gruppen, ja auch in „Spontis“ vermeiden, indem sie an das beste Erbe der Bewegung zu erinnern suchen– an ihre offenen, unkonventionell len Formen, ihre verdrängten Bedürfnisse.

Die Zeit, 21. 10. 1977, Nr. 43. [DWDS] (zeit.de)

Sicherlich hätte sich die RAF großen Zulaufs erfreut, wenn der Staat ihrer Erpressung nachgegeben hätte – schon waren einige der maoistischen K-Gruppen, die bislang den Individualterror abgelehnt hatten, in ihrer Haltung zu den Terroristen schwankend geworden.

Die Zeit, 4. 11. 1977, Nr. 45. [DWDS] (zeit.de)

Auch Studenten, die mit extremistischen K-Gruppen und Chaoten nichts im Sinn haben, fühlen sich diffamiert und reagieren gegenüber CDU/CSU-Politikern mit aggressiver Ablehnung.

Die Zeit, 30. 12. 1977, Nr. 53. [DWDS] (zeit.de)

Sponti steht für Spontaneist, für den Anhänger einer der undogmatischen Gruppen, die sich meist an der sogenannten Spontaneitätstheorie Rosa Luxemburgs orientiert.

Der Sprachdienst 22 (1978), Nr. 5, S. 68.

Mit der Solidarität in der linken Bewegung stehe es schlecht, es gelte sich abzugrenzen gegen Chaoten, Spontis und KBW und die Fähigkeit zum Bündnis mit der linken SPD zu erarbeiten, denn gegen die SPD und die Gewerkschaften sei keine Bürgerrechtsbewegung möglich.

Die Zeit, 3. 2. 1978, Nr. 06. [DWDS] (zeit.de)

Die Berliner Studentenschaft setzt sich anders zusammen als in vergleichbaren Hochschulen. In Berlin haben sich die „Spontis“ gegenüber den K-Gruppen und dem Marxistischen Studentenbund (MSB) Spartakus nach vorn gespielt.

Die Zeit, 30. 6. 1978, Nr. 27. [DWDS] (zeit.de)

Hoffmann darf nichts anderes sein als ein Opfer der grassierenden Angst, eine Identifikationsfigur für die Ängste des Zuschauers, ein Spielball der rüden Lederjackentypen von der Polizei und aus einer nie näher charakterisierten Sponti-Szene.

Die Zeit, 19. 1. 1979, Nr. 04. [DWDS] (zeit.de)

Das Unternehmen mit der symbolisch frechen Fliege als Verlagssignet bringt 30 bis 40 Titel pro Jahr heraus – von dem in der Presse erfolreich vermarkteten Bildband „Domenica und die Herbertstraße“ (inzwischen in der 6. Auflage) über eine Friedensfibel, ein Lexikon der Niederlagen und ein Kriegskochbuch bis zu einem Heftcnen mit Sponti-Sprüchen („Ich geh kaputt, gehst Du mit?“, bisher knapp 80000 verkaufte Exemplare).

Die Zeit, 12. 11. 1982, Nr. 46. [DWDS] (zeit.de)

Sie zu nutzen verstanden insbesondere die seit Beginn der sechziger Jahre führenden Politiker der SPD, Willy Brandt, Fritz Erler und Herbert Wehner. Obwohl sie in den so prägenden Jahren von 1930 bis 1945 sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht hatten, hatten sie auf häufig sehr schmerzhafte Weise gelernt, daß es weder sinnvoll war, dem Spontaneismus Rosa Luxemburgs zu folgen und notfalls „mit den Massen“ zu irren, noch daß es etwas nützte, auf die „naturgesetzliche Entwicklung“ zu vertrauen.

Die Zeit, 17. 12. 1982, Nr. 51. [DWDS] (zeit.de)

Sie wurde zum Vorbild all jener,. die später aus anarchistischsozialistischer Überzeugung Kritik am allmächtigen Marx übten, bis hin zu den „Situationisten“ der frühen Studentenbewegung und den späteren Sponti-Gruppen.

Die Zeit, 20. 5. 1983, Nr. 21. [DWDS] (zeit.de)

Vor allem die alte Sponti-Garde, die in Frankfurts Szene schon immer den Ton angab, sucht heuer den Weg in die Partei – eben die Spontis, deren Abneigung gegen Parteien (jedweder Art) fast schon sprichwörtlich ist. Daß die alten Kämpen der Sponti-Ära (Danny Cohn-Bendit unverändert laut, Joschka Fischer eher still) nicht dem „unbeugsamen“ Flügel der Grünen angehören, sondern im Gegenteil zur intellektuellen Speerspitze der Realpolitik geworden sind, mag auf den ersten Blick verwundern.

Die Zeit, 30. 11. 1984, Nr. 49. [DWDS] (zeit.de)

Aktiv in den Apo-Jahren, Sponti in den wilden Siebzigern, hat er sein Geld dem Vietkong gestiftet, „weil mir meine Familie sonst nicht geglaubt hätte, daß ich es ernst meine mit dem Bruch“.

Die Zeit, 8. 3. 1985, Nr. 11. [DWDS] (zeit.de)

Im „Libertären Zentrum“ beispielsweise, einem Treffpunkt verschiedener Gruppen – Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten, Feministinnen – ist man auf die 68er und diejenigen, die unter dem Namen „Spontis“ in den 70er Jahren in Frankfurt mit Argumenten und Randale auf den Straßen linksradikale Politik gemacht haben, überhaupt nicht gut zu sprechen.

Die Zeit, 18. 10. 1985, Nr. 43. [DWDS] (zeit.de)

Mit der Unterschrift „Ein Göttinger Mescalero“ gibt sich der Verfasser als ein „Stadt-Indianer“ zu erkennen, Mitglied jener Sponti-Bewegung, die in diesen Monaten die politische Szene an den deutschen Universitäten dominierte.

Die Zeit, 23. 10. 1987, Nr. 44. [DWDS] (zeit.de)

Spontis und Yuppies, Junge und Alte (und ein harter Kern gewalttätiger Aktivisten) protestieren gegen eine bankrotte Politik und das Spekulantentum.

Die Zeit, 31. 3. 1989, Nr. 14. [DWDS] (zeit.de)

„Sie stören Sitzungen und gebärden sich wie früher die K-Gruppen.“

Die Zeit, 22. 10. 1993, Nr. 43. [DWDS] (zeit.de)

ie meinen kommunistische Zirkel aus den 80er Jahren, die K-Gruppen zum Beispiel, auch aus dem BWK (Bund Westdeutscher Kommunisten), also aus Gruppierungen, die in der alten Bundesrepublik nie eine breite politische Öffentlichkeit erreicht haben.

Berliner Zeitung, 26. 1. 1995. [DWDS]

„Als Student habe ich mich mit Basisgruppen und Sponti-Gruppen zusammengetan.“

Berliner Zeitung, 1. 12. 1995. [DWDS]

Auch in der jungen Generation des deutschen Bürgertums hat sich inzwischen wie einst zu Zeiten linksextremer K-Gruppen eine rigide, kompromißlose „Weg mit“-Stimmung breitgemacht.

Die Zeit, 8. 11. 1996, Nr. 46. [DWDS] (zeit.de)

Sponti als Außenminister – nur eine schrille Episode?

Die Zeit, 18. 2. 1999, Nr. 08. [DWDS] (zeit.de)

Joschka Fischer, der Sponti, der es bis zum Außenminister schaffte, erschiene dann nur noch wie eine besonders schrille Episode der bundesdeutschen Nachkriegspolitik.

Die Zeit, 18. 2. 1999, Nr. 08. [DWDS] (zeit.de)

Die Spontis, allen voran Fischer, entdeckten, dass ihr Widerspruchsgeist in den Parlamenten und der entsprechenden Berichterstattung mehr Echo fand, als in den sich zunehmend verkrustenden linken Zirkeln.

Berliner Zeitung, 5. 1. 2001. [DWDS]

Da, wo Joschka Fischer und seine Gruppe „Revolutionärer Kampf“ an der Spitze der Sponti-Bewegung standen und im Wald den Straßenkampf probten.

Der Tagesspiegel, 5. 1. 2001. [DWDS]

Bevor irgendwelche Mao-Anhänger unsere Ideologie als „Spontaneismus“ entlarvten, nannten sie uns einfach nur „Chaoten“.

Der Tagesspiegel, 18. 1. 2001. [DWDS]

Botschafter vertreten heute ihre ganze widersprüchliche Gesellschaft, den Sponti wie den Spießer.

Der Tagesspiegel, 18. 1. 2001. [DWDS]

Für Slogans wie diesen waren wir berühmt, damals, in den 70ern. So berühmt, dass Nicht-Spontis bald alles als „Sponti-Sprüche“ bezeichneten, was nur einigermaßen sarkastisch klang.

Der Tagesspiegel, 18. 1. 2001. [DWDS]

Gegenüber den Lockrufen des Terrorismus war die Sponti-Szene insofern anfälliger, als ihr Umfeld weit weniger kontrollierbar war als das der Dogmatiker – wobei diese Gewalt keineswegs aus moralischen Gründen ablehnten, sondern damit erst später, während und nach der erträumten Machtübernahme Ernst machen wollten.

Der Tagesspiegel, 21. 1. 2001. [DWDS]

Mit den Sponti-Sprüchen der frühen siebziger Jahre die Welt im Jahr 2008 erklären zu wollen scheitert eigentlich allein schon daran, dass die Welt heute viel radikaler ist, als es die Spontis je waren.

Die Zeit, 11. 12. 2008, Nr. 51. [DWDS] (zeit.de)

Als junger Mann war er Sponti, „linksautonom, antistaatlich“, in den siebziger Jahren stand er vor Kaufhäusern und demonstrierte „gegen Konsumterror“.

Die Zeit, 14. 8. 2013, Nr. 34. [DWDS] (zeit.de)

Adidas oder Puma? Establishment oder Sponti? Geha oder Pelikan?

Die Zeit, 17. 3. 2017 (online). [DWDS] (zeit.de)