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Lebensart

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Lebensart ist eines der älteren deutschen Wörter, die Art und Weise der Lebensführung bezeichnen. Vor 1750 hat es überwiegend keine Bedeutungsaspekte des Individuellen, insofern die Art und Weise der Lebensführung auf ein übergeordnetes Bezugssystem wie beispielsweise Religion, Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Schicht und/oder Berufsgruppe bezogen ist. Ab etwa 1750 lässt sich eine semantische Verschiebung hin zu Moral, Tugend und Sittlichkeit als Bezugssystem beobachten. Mindestens seit Beginn des 18. Jahrhunderts steht neben der auf die Lebensgestaltung durch den einzelnen Menschen bezogenen Bedeutung auch eine, die sich auf die Art und Weise der Lebensführung eines Volkes oder einer Kulturgemeinschaft bezieht. Seit Ende des 18. Jahrhunderts kann Lebensart auch die Kunst des guten Lebens, den kultivierten Lebensstil bezeichnen.

Wortgeschichte

Lebensart als ratio vitae, norma vivendi

Eines der ältesten deutschen Wörter, mit denen die Art und Weise der Lebensführung bezeichnet wird (vgl. auch den Wortfeldartikel LebensformenWGd), ist Lebensart – der DTA-Erstbeleg datiert auf 1656 (vgl. 1656). Vor 1750 hat Lebensart überwiegend keine Bedeutungsaspekte des Individuellen, insofern die Art und Weise der Lebensführung sich aus einem übergeordneten Bezugssystem wie Religion, Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Schicht und/oder Berufsgruppe oder ähnliches ableitet (1656, 1706, 1740, 1756). Dafür spricht nicht zuletzt auch Kaspar Stielers Buchung von Lebensart mit der Bedeutung ratio vitae, norma vivendi (i. S. v. Lebensführung nach Sitten und Gewohnheiten; Plan, Regulativ des Lebens, Stieler, 58). Lebensart als individuell gestaltete Lebensführung ist höchstens in der Behandlung von Fragen der je unterschiedlichen Haushaltsführung auszumachen (1693).

Ausrichtung an Moral und Tugend in der Aufklärung

Die Wortverlaufskurve zeigt einen deutlichen Anstieg der Bezeugungsfrequenz ab 1700 und einen Rückgang nach 1800.

Abb. 1: Wortverlaufskurve „Lebensart“

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Ab etwa 1750 können zwei Entwicklungen beobachtet werden: Erstens lässt sich, das zeigen die übereinstimmenden Wortverlaufskurven des Google NGram Viewers und des DWDS (vgl. Abb. 1), ein signifikanter Anstieg der Bezeugungsfrequenz verzeichnen. Zweitens fällt zumindest für die Belege im DTA auf, dass das Wort auffallend oft in literarischen Texten auftritt, so etwa in den Übersetzungen der Romane Samuel Richardsons wie beispielsweise Clarissa (1750), in Christian Fürchtegott Gellerts Roman Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.*** (1747), in Christoph Martin Wielands Agathon (1767) oder in Sophie von La Roches Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771). Daneben stehen Verwendungen in Texten wie dem von Karl Philipp Moritz herausgegebenen Magazin zur Erfahrungsseelenkunde (1785). Schließlich fällt drittens in der Auswertung der angeführten Belege auf, dass gegenüber Religion oder gesellschaftlicher Zugehörigkeit nun andere Aspekte zum Bezugssystem einer richtigen Lebensart werden, genauer Tugend, Moral, Sittlichkeit. Alle diese Einzelaspekte hängen nun miteinander zusammen, ja bedingen einander: Die auffallend häufige Verwendung von Lebensart gerade in Schlüsseltexten der (literarischen) Aufklärung, die semantische Verschiebung hin zu gerade bürgerlichen Werten, schließlich die zunehmende Verwendungshäufigkeit ab etwa 1750 und der deutliche Rückgang nach 1800 sprechen dafür, dass das spezifische semantische Profil des Wortes zu dieser Zeit ebenso wie seine Konjunktur eng mit den Ideen der Aufklärung verbunden sind.

Zugleich kann die semantische Verschiebung hin zu Moral, Tugend und Sittlichkeit als Bezugssystem für Lebensart als ein erster Schritt hin zu einem Verständnis von Art und Weise der Lebensgestaltung (und dann später auch: der Verwendung eines Wortes wie LebensweiseWGd hierfür) lesen, bei dem der Bedeutungsaspekt des Individuellen der Lebensgestaltung stärker ausgeprägt ist. Zwar bilden Moral und Tugendhaftigkeit Ende des 18. Jahrhunderts noch ein überindividuelles Bezugssystem für die Gestaltung des Lebens; hierfür spielt jedoch deutlich auch schon die individuelle Arbeit an der eigenen für richtig erachteten Lebensführung eine Rolle (1753a, 1791). Jedenfalls zeigt sich ab der Mitte des 18. Jahrhunderts auch eine Verwendung von Lebensart, die einen Zusammenhang von Lebensgestaltung einerseits und individueller Persönlichkeitsentwicklung andererseits impliziert (1767).

Übertragung auf Völker und Kulturgemeinschaften

Mindestens seit Beginn des 18. Jahrhunderts steht neben jener auf die Lebensgestaltung durch den einzelnen Menschen bezogenen Bedeutung auch jene, die sich auf die Art und Weise der Lebensführung eines Volkes oder einer Kulturgemeinschaft bezieht (1707, 1742, 1745). Nun ist zwar die Verwendung von Lebensart in Bezug auf ein ganzes Volk schon seit dem beginnenden 18. Jahrhundert bezeugt, erst um 1800 jedoch und spätestens mit Herder wird Lebensart in den größeren Zusammenhang der zu dieser Zeit allererst entstehenden kulturphilosophischen Betrachtungen eingelassen (1784a, 1784b). Herder ist es zugleich, der neben Lebensart auch die Wörter LebensweiseWGd und LebensführungWGd verwendet – zunächst durchaus synonymisch.

Die Kunst des guten Lebens

Schließlich bildet sich – vielleicht vor dem Hintergrund, dass Lebensart ab einem bestimmten Zeitpunkt auch auf ganze Völker bezogen werden kann – eine weitere Bedeutung heraus: Lebensart kann nun auch die Kunst des guten Lebens, den kultivierten Lebensstil bezeichnen (1778b, 1795). Mindestens ab 1753 ist die Wortverbindung feine Lebensart bezeugt (1753b). Mit Blick auf die Bedeutung fällt eine gewisse Nähe zum französischen savoir-vivre auf. Jedenfalls tritt Lebensart haben auch in Verbindung mit Frankreich (1778a) und französische Lebensart als bedeutungsgleich zu savoir vivre (1783) auf – hier allerdings negativ besetzt.

Zwar verliert Lebensart als Wort nach 1800, das bildet die Wortverlaufskurve des DWDS ab (vgl. Abbildung 1), zunehmend an Relevanz, dennoch gehört das Wort nicht zu denjenigen, die heute nicht mehr in Gebrauch sind. Vielmehr findet Lebensart bis heute in der Bedeutung Art und Weise der Lebensführung, hier sowohl in Bezug auf ein Kollektiv (2001) als auch in Bezug auf eine individuelle Art der Lebensgestaltung (1989), ebenso wie in der Bedeutung Kunst des guten Lebens, kultivierter Lebensstil (2000) noch immer Verwendung.

Literatur

Stieler Stieler, Kaspar von: Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz/ Worinnen alle und iede teutsche Wurzeln oder Stammwörter/ so viel deren annoch bekant und ietzo im Gebrauch seyn/ nebst ihrer Ankunft/ abgeleiteten/ duppelungen/ und vornemsten Redarten/ mit guter lateinischen Tolmetschung und kunstgegründeten Anmerkungen befindlich. […] Nürnberg 1691. (mdz-nbn-resolving.de)

Belegauswahl

Wir verſtehen aber hier unter den Nahmen Geiſtlicher-Sachen vornemlich/ die Religion vnd Glaubens-Bekandtnuß ſelbſt/ ſo dann derſelben anhaͤngige Kirchen-gebraͤuche/ Ordnung vnd Ceremonien, nach Jnhalt vorangezogener Reichs-Satzungen/ nach folgig auch die euſſerliche Zucht vnd Lebensart/ nach erheiſchung der Religion vnd Glaubens lehren; Hierzu ſind nun ferner Theils auß weltlichen Regiementsſachen/ oder umb der nahen Verwandnuß willen/ andere mehr gezogen worden/ alß da ſind/ alle Sachen/ welche die euſſerliche Mittel zu Vnterhaltung der Kirchen vnd ihrer Diener betreffen/ die Erkaͤndtnuß in Eheſachen/ die unterweiſung der Jugend in hohen vnd niedern Schulen/ die Vnterhaltung der armen in Hoſpitalien vnd anders mehr.

Seckendorff, Veit Ludwig von: Teutscher Fürsten Stat [...]. Frankfurt a. M. 1656, S. 127. (deutschestextarchiv.de)

Hat er Weib und Kinder / so erkündige man / wie er seine Haußhaltung führet / wie Er sich mit den Nachbarn beträget / waß er vor ein Lob und Gericht bey seinen Mit-Bürgern habe?

Denn daraus würde man seinen Sinn/ und Lebensarth urtheilen können/ als worbey er es nicht allein lassen / sondern auch darinnen viel weiter um sich greiffen wird/ wenn er die Macht in die Hände bekömmt.

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen 1693, S. 190.

Halte man das muͤheſame Leben der Bauren/ ja das beweglich beſchwerliche Leben unſer Aelpleren/ welche bald alle tage ein hohes Gebirge von der Wurtzel an unter fortwaͤhrender Geſundheit/ mit beſtaͤndiger Leibeskraͤften beſteigen/ gegen die weiche Lebensart zarter Hoͤflingen/ oder der Gelehrten bald immerwaͤhrendes ſtillſitzen in ihren Studierſtuben/ ſo wird ſich bald zeigen/ wie jene durch allerhand unordenlichkeiten ihr wolluͤſtiges Leben bald abkuͤrzen/ und diſe nicht nur ihre Geiſter durch oft unmaͤſſiges ſtudieren verzehren/ ſondern uͤber diß zu allerhand verſtopfungen/ ſo ſich in ihrem Leib ſamlen/ anlas ge ben/ folglich zur Milzeſucht/ und anderen ſchweren Krankheiten zuruͤſten.

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Erster Theil. Zürich 1706, S. 67–68. (deutschestextarchiv.de)

Natur-Geſchtchten Des Schweizerlands. Zweyter Theil.

Von der Schweizeren Leibs- und Gemuͤhts Beſchaffenheit/ Lebensart/ Sitten/ ꝛc.

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Ander Theil. Zürich 1707, S. 189. (deutschestextarchiv.de)

Nachdem er nun dritthalb Jahr im Waͤyſenhauſe zugebracht, ſo ſtarb ſeine bisherige große Wohlthaͤrerin die Frau von Legath zu ſeinem groſſen Leidweſen; dannenhero muſte er eine ſolche Lebensart ergreiffen, davon er kuͤnfftig gedachte ſein Brodt zu haben. Er erwehlte demnach die edle Kunſt der Buchdruckerey, in welchem Vorſatz er auch ſeinen Endzweck erhielt, daß er dieſelbe, als Setzer, zu lernen anfing im Jahr Chriſti 1708 den 12. Nov.

Gessner, Christian Friedrich: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Zweyter Theil. Leipzig 1740, S. 50. (deutschestextarchiv.de)

Man hat ohne dies angemerket, daß die Franzoſen uͤberhaupt mehr Muͤhe als andre Nationen haben, ſich aus ihrer Sphaͤr heraus zu begeben, und ſich in die Gedanken, die Gewohnheiten, die Lebensart andrer Voͤlker zu richten.

Bodmer, Johann Jacob: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Zur Verbesserung des Urtheiles und des Witzes in den Wercken der Wolredenheit und der Poesie. Drittes Stück. Zürich 1742, S. 86. (deutschestextarchiv.de)

Sie glauben, dieſe Muthmaßung werde dadurch beſtaͤtiget, daß (wie ſie ſagen) man noch heutiges Tages, dem Berichte nach, viele von dieſem Volke durch Aſien zerſtreuet antrifft, die den ſcythiſchen Wanderern in ihren Sitten und ihrer Lebensart gleichen, das iſt, die keine feſten Wohnungen haben.

Cantemir, Dimitrie: Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg 1745, S. 48. (deutschestextarchiv.de)

Jch ſuche die Worte vergebens, mit denen ich ihre Zärtlichkeit gegen ihren Mann beſchreiben will. Man ſtelle ſich einen ſehr einnehmenden, feurigen und blühenden Mann, (denn dieſes war Carlſon) und dann ein von Natur zärtliches Frauenzimmer vor, die von Jugend auf eine Nonne geweſen war, und bey der die ſüſſen Empfindungen nur deſto mächtiger geworden waren, weil ſie an der ſtrengen Lebensart und an den Regeln einer hohen Keuſchheit einen beſtändigen Widerſtand gefunden hatten: ſo wird man die innbrünſtige und ſchmachtende Liebe dieſer jungen Frau einigermaaßen denken können.

Gellert, Christian Fürchtegott: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Erster Theil. Leipzig 1747, S. 83–84. (deutschestextarchiv.de)

Kurz, in ſehr wenigen Jahren, muͤßte aus einem ſo heilſamen Geſetze eine gaͤnzliche Verbeſſerung der Sitten und Lebensart bey beyderley Geſchlecht entſtehen.

Richardson, Samuel: Clarissa, die Geschichte eines vornehmen Frauenzimmers, von demjenigen herausgegeben, welcher die Geschichte der Pamela geliefert hat: und nunmehr aus dem Englischen in das Deutsche übersetzt. Fünfter Theil. Göttingen 1750, S. 564. (deutschestextarchiv.de)

Da ich ein Bekehrter geworden bin, und mich ſtuͤndlich in meiner Lebensart beßere?

Richardson, Samuel: Clarissa. Die Geschichte eines vornehmen Frauenzimmers, von demjenigen herausgegeben, welcher die Geschichte der Pamela geliefert hat: und nunmehr aus dem Englischen in das Deutsche übersetzt. Achter Theil welcher die Zusätze enthält. Göttingen 1753, S. 65. (deutschestextarchiv.de)

So war es kein Wunder, daß ſie auch ihre Tochter eben ſo erzogen, die ein muntres und witziges naſeweiſes Maͤdgen war, und fuͤr eine ſehr artige Perſon von feiner Lebensart gehalten wurde; welche es alſo bei ſolchen Beiſpielen jedes Jahr weiter darin bringen mußte.

Richardson, Samuel: Clarissa. Die Geschichte eines vornehmen Frauenzimmers, von demjenigen herausgegeben, welcher die Geschichte der Pamela geliefert hat: und nunmehr aus dem Englischen in das Deutsche übersetzt. Achter Theil welcher die Zusätze enthält. Göttingen 1753, S. 309. (deutschestextarchiv.de)

Zunft, oder Jnnung, Zeche, Amt, Mittel, Gilde, lat. Communitas, Collegium opificum, franz. Communauté, eine gewiſſe geſchloſſene buͤrgerliche Geſellſchaft, deren Mitglieder, oder, wie ſie auch ſonſt geheißen werden, Zunſtbruͤder und Zunftgenoſſen, alle einerley Profeßion und Lebensart treiben, auch ihre eigene und beſondere Statuten und Jnnungsartikel haben.

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon [...]. Fünfter Theil. T bis Z. nebst einem dreyfachen Anhange. Leipzig 1756, Sp. 1158. (deutschestextarchiv.de)

Hippias hatte nichts vergeſſen, was die Pracht ſeines Feſts vermehren konnte; und nach demjenigen, was im zweyten Buch von den Grundſaͤzen, der Lebensart und den Reichthuͤmern dieſes Mannes gemeldet worden, koͤnnen unſre Leſer ſich ſo viel davon einbilden als ſie wollen, ohne zu beſorgen, daß wir ſie durch uͤberfluͤßige Beſchreibungen von den wichtigern Gegenſtaͤnden, die wir vor uns haben, aufhalten wuͤrden.

Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Erster Theil. Frankfurt (Main)/Leipzig 1767, S. 235. (deutschestextarchiv.de)

Halten Sie Jhre heranwachſende Toͤchter, je mehr Schoͤnheit, je mehr Talente ſie haben werden, je mehr zu Hauſe; das Lob ihrer Lehrmeiſter, und die Beſcheidenheit und Klugheit ihrer Lebensart ſoll ſie bekannt machen, ehe man mit ihren Geſichtern ſehr bekannt ſeyn wird. Jch bin uͤberzeugt, daß Sie einſt ſehr zufrieden ſeyn werden, Dieſer Phantaſie Jhrer Frendin gefolgt zu haben.

La Roche, Sophie von: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Erster Theil. Hrsg. von Christoph Martin Wieland. Leipzig 1771, S. 303. (deutschestextarchiv.de)

Die Franzoſen ſind diejenigen unter Europens Nationen, welche Lebensart haben.

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie, nebst Beylagen A, B, C. Meines Lebenslaufs Erster Theil. Berlin 1778, S. 402. (deutschestextarchiv.de)

Wie kommts, lieber Paſtor? wer mit Frauenzimmern umgehen kann, verſteht es auch mit Fuͤrſten und Gewaltigen, und mit den Herren der Welt — alle Welt ſagt von ihm: er hat Lebensart.

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie, nebst Beylagen A, B, C. Meines Lebenslaufs Erster Theil. Berlin 1778, S. 402. (deutschestextarchiv.de)

Das ſoll dann franzoͤſiſche Lebensart, ungenirtes Weſen, ſavoir vivre ſeyn!

Sander, Heinrich: Heinrich Sanders Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien, in Beziehung auf Menschenkenntnis, Industrie, Litteratur und Naturkunde insonderheit. Erster Theil. Leipzig 1783, S. 319. (deutschestextarchiv.de)

Die meiſten dieſer Voͤlker ſind von den Spaniern noch nicht bezwungen und ſie mußten ihnen ſelbſt den Namen los bravos geben. Die kalten Gegenden von Nordamerika, ſo wie die von Aſien, ſind dem Clima und der Lebensart ihrer Voͤlker nach, fuͤr eine weite große Berghoͤhe zu halten.

Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Erster Theil. Riga/Leipzig 1784, S. 41. (deutschestextarchiv.de)

Wie Voͤlker hie und da durchbrachen und weiteres Land entdeckten; wie ſie laͤngſt den Stroͤmen fortzogen und an fruchtbaren Oertern Huͤtten, Doͤrfer und Staͤdte bauten; wie ſie ſich zwiſchen Bergen und Wuͤſten, etwa einen Strom in der Mitte, gleichſam verſchanzten und dieſen von der Natur und ihrer Gewohnheit abgezirkten Erdſtrich nun das Jhre nannten: wie hieraus nach der Beſchaffenheit der Gegend verſchiedne Lebensarten, zuletzt Reiche entſtanden, bis das menſchliche Geſchlecht endlich Ufer fand und an dem meiſtens unfruchtbarern Ufer auf der See gehen und aus ihr Nahrung gewinnen lernte — Das Alles gehoͤrt ſo ſehr zur natuͤrlich-fortſchreitenden Geſchichte des Menſchengeſchlechts, als zur Naturgeſchichte der Erde. Eine andre Hoͤhe wars, die Jagdnationen erzog, die alſo Wildheit unterhielt und noͤthig machte: eine andre, mehr ausgebreitet und milde, die Hirtenvoͤlkern ein Feld gab und ihnen friedliche Thiere zugeſellte: eine andre, die den Ackerbau leicht und nothwendig machte; noch eine andre, die aufs Schwimmen und den Fiſchfang ſtieß, endlich und zuletzt gar zum Handel fuͤhrte — lauter Perioden und Zuſtaͤnde der Menſchheit, die der Bau unſrer Erde in ſeiner natuͤrlichen Verſchiedenheit und Abwechſelung nothwendig machte.

Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Erster Theil. Riga/Leipzig 1784, S. 42. (deutschestextarchiv.de)

So hatte also dieser schaudervolle Zustand über drei Monate hier gedauret, und wenn ich den vorhergegangenen Tiefsinn in seinem Schulort hinzurechne, ist er an acht Monate Patient gewesen. Durch keine ausschweifende Lebensart hat er sich dieß Uebel zugezogen, denn vorerst hat er nie Neigung dazu unter meiner Aufsicht im geringsten spüren lassen; und an dem Schulorte war er bei Verwandten, die genau auf ihn Obacht hatten, und auch nie etwas dergleichen bemerket haben. Jm Gegentheil, man hat ihn vom Fleiß zurückhalten und in Gesellschaften oft zwingen müssen, wo er aber denn auch gern war, wenn selbige nach seinem Geschmack waren.

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin 1785. [DWDS]

Das ſicherſte Mittel ſich vor dieſer Unordnung in ſeiner Natur zu verwahren, iſt Ordnung in ſeiner Lebensart. Wer durch treues Arbeiten an ſich ſelbſt, alle ſeine Kraͤfte ins Gleichgewicht zu bringen und ſie darin zu erhalten ſucht, ſeinen Verſtand durch Selbſtdenken und Verdeutlichung aller Begriffe aufklaͤrt, und vom Vorurtheil und Aberglauben frey macht, maͤßig und tugendhaft lebt, und ſeinem Koͤrper Geſundheit und Feſtigkeit durch Maͤßigkeit in der Lebensart und Arbeit giebt; der wird nicht leicht in Gefahr kommen, von ſeiner Phantaſie irre gefuͤhrt und zu Ausſchweifungen verleitet zu werden.

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Erster Theil. Halle 1791, S. 262–263. (deutschestextarchiv.de)

Es iſt nicht artig von dem Manne, der ſonſt viel Lebensart zu haben ſcheint, ſagte Madam Melina, eine Geſellſchaft, die ihn ſo freundlich aufgenommen, ohne Abſchied zu verlaſſen.

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Bd. 1. Berlin 1795, S. 310. (deutschestextarchiv.de)

Thyssens Aufsichtsratschef Vogelsang, der selber eine eher unauffällige Lebensart pflegt, muß schon seit vielen Jahren den Vorwurf hören, er habe den Spethmanns einen Hofstaat ermöglicht.

Der Spiegel, 13. 11. 1989, S. 150. [DWDS]

Mit ihm ging ich essen, und er versuchte, mir Geschmack und Lebensart beizubringen.

Goosen, Frank: Liegen lernen. Frankfurt (Main) 2000, S. 118. [DWDS]

Sie beziehen ihren Kulturbegriff nicht allein auf Sprache, Kunst und Wissenschaft, sondern auch auf unsere europäische Lebensart.

Weizsäcker, Richard von: Dreimal Stunde Null? 1949 1969 1989. Berlin 2001, S. 198. [DWDS]