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Radikalismus Linksradikalismus · Radikalität · Rechtsradikalismus

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Unter dem Einfluss des Englischen und Französischen etabliert sich Radikalismus Anfang des 19. Jahrhunderts im politisch-sozialen Sprachgebrauch des Deutschen. Das Wort begleitet zunächst vor allem die Unruhen der 1848er Revolution, tritt dann einige Zeit in den politischen Hintergrund und erlangt insbesondere in den 1968er Jahren neue Aktualität und Schärfe. Die Zusammensetzungen Links- und Rechtsradikalismus werden meist nicht klar konturiert verwendet, verfestigen sich jedoch im öffentlichen Sprachgebrauch des 20. Jahrhunderts, um Phänomene im linken und rechten politischen Spektrum zu beschreiben. Insbesondere Rechtsradikalismus ist seit der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts mit hoher Frequenz in Verwendung.

Wortgeschichte

Vorbildcharakter der Sozialreform in England

Das von radikalWGd abgeleitete Wort Radikalismus ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts belegt (1819b). Die Wortbildung erfolgt vermutlich unter Einwirkung von englisch radicalism (vgl. 3OED unter radicalism). Im Englischen steht gerade zu Beginn der 1810er Jahre radical in einem engen Zusammenhang mit den politischen Auseinandersetzungen um eine Reform des Wahlrechts (vgl. GG 5, 116–117). Die politischen Forderungen, Anschauungen und Überzeugungen der Verfechter der radical reforms (s. auch 3OED unter radical reform) werden als radicalism etikettiert, welches sich wiederum im politischen Sprachgebrauch gegenüber dem bereits geläufigen radicality durchsetzt (vgl. 3OED unter radicality 2). Ferner etabliert sich im Französischen zur selben Zeit und unter dem Eindruck englischer Regierungspropaganda radicalisme mit politischem Bedeutungsinhalt (vgl. GG 5, 117; TLFi unter radicalisme). Für das deutsche Wort Radikalismus ist ein Einfluss der englischen und französischen Entsprechungen wohl vorauszusetzen (1819b; s. auch GG 5, 116).1)

Eine Vokabel der Freiheitsbewegung

Die Verwendung von Radikalismus ist zu Bezeugungsbeginn wenig konturiert. Im Laufe der von unterschiedlichen Akzentsetzungen geprägten Wortgeschichte lässt sich das Wort in seiner führenden Verwendung am ehesten der Lesart politisch oder gesellschaftlich radikale Einstellungen, Grundsätze oder Praktiken zuordnen. Zunächst kommt es vorwiegend in der Berichterstattung zu Wahlrechts- und Sozialreformen in England vor (1819a, 1819b). Hierzu treten weitere Inhalte und Assoziationen, die zu einer (politischen) Konkretisierung der Wortverwendung führen (1830, 1848a). Die Vokabel begleitet die Unruhen der 48er Revolution bei gleichzeitig deutlicher Zunahme der Bezeugungsfrequenz (vgl. Abb. 1). In dieser Zeit wird das Wort vor allem von den Gegnern radikaler politischer Ideen mit entschieden negativer Wertung verwendet (1848b, 1848c, 1850). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert geht es vor allem um die Zurückdrängung der radikalen Richtung von der deutschen politischen Bühne (1856b). Radikalismus tritt als Parteibezeichnung historisiert auf oder wird von der Warte antirevolutionärer, liberalkonservativer, nationaler Positionen aus als fehlgeleitete Überzeugung aus den Jahren der Revolution aufgefasst (1855, 1870, 1874; 1889 beschreibt dagegen Radikalismus gerade als treibende Kraft der Revolution).

Jenseits der politischen Bühne

Neben dem politisch konnotierten Bedeutungsinhalt von Radikalismus wird das Wort dazu verwendet, eine rigorose Denk- und Handlungsweise zu benennen, die im besonderen Maße von der Norm abweicht. Radikalismus begegnet in dieser Lesart als Geisteshaltung (1824) und steht damit nah an der bereits zum Bezeugungsbeginn von radikalWGd zu verortenden Lesart gründlich, auf die Ursache einwirkend, vollständig. Bezug genommen wird meist auf wissenschaftliche, aber auch alltägliche Kontexte, für die, um zu einer grundlegenden Veränderung zu kommen, eine allmähliche Entwicklung abgelehnt wird (1856a). Um einem als richtig erkannten Grundsatz gerecht zu werden, wird dieser bis zur letzten Konsequenz verwirklicht und alles damit nicht zu Vereinbarende rücksichtlos verworfen (1840, 1893, 1927, 1993, 2019).

Im Allgemeinen auch eher nicht dem politischen Wortschatz zugerechnet wird das im frühen 20. Jahrhundert von radikal abgeleitete Substantiv Radikalität (1919). Meist wird es für Charaktereigenschaften wie Unbedingtheit, Rücksichtslosigkeit, Unbeirrbarkeit verwendet (1959, 2010; vgl. 1DFWB unter radikal). Die Art und Weise des Vorgehens ist durch einen unbedingten Willen, eine extreme Haltung oder eine Bereitschaft gekennzeichnet, tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen (1952, 1990). Hier, aber im Vergleich gerade jünger seltener im Gebrauch, erscheint Radikalität auch als Synonym für Radikalismus (1969c). Daneben, in einer politisch-ideologisch geprägten Lesart, zeichnet sich die Verwendung von Radikalität durch den Wunsch nach grundlegenden Veränderungen in der Gesellschaft aus; jünger vor allem mit radikalreligiösem, fundamentalistischem Beigeschmack (1960, 1985b, 2003, 2017d).

Renaissance eines Stigmawortes

In den Jahren politischer und sozialer Konflikte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommt es zu einer Renaissance der Verwendung von Radikalismus. Das Wort bleibt weiterhin überwiegend an die politischen Linke des Parteienspektrums gekoppelt, unter anderem an die Nennung von Sozialismus und Kommunismus (1904, 1916, 1925, vgl. GG 5, 132). Es wird jedoch zunehmend deutlich, dass sich zahlreiche Attribute des Radikalismus auch dem rechten politischen Spektrum zuordnen lassen (1937), womit die für das 19. Jahrhundert typische einseitige Ideologisierung aufgehoben wird.

In publizistischen Texten des 20. Jahrhunderts ist Radikalismus zwar durchweg ein wesentliches Schlagwort (1951); es erlangt aber erst in den 1968ern neue Aktualität und Schärfe (1968b). Die Jahre der Protestbewegung führen zu der entscheidenden pejorativen Umwertung, die Radikalismus in den Rang eines affektgeladenen innenpolitischen Stigmawortes für alle extremen politischen Richtungen und Gruppen hebt (1968a, 1969d, 1969f). Radikalismus wird als Sammelbezeichnung sowohl für antidemokratische, kommunistische und faschistische Kräfte gebraucht als auch für Ideen und Gruppen, die unnachgiebige Kritik an bestehenden Missständen oder an der Form der repräsentativen Demokratie selbst üben. Gerade in jüngerer Zeit wird das Wort von verschiedenen Attributen flankiert, neben dem geläufigen linken beziehungsweise rechten Radikalismus (1923, 2014), gehören zu den häufigeren Nennungen politischer Radikalismus (1848d, 2017a), verbaler Radikalismus (1969b, 2002a), sozialer Radikalismus (1854, mit Bezug auf Helmuth Plessner 2002b) und islamistischer Radikalismus (2021). Insbesondere sind es jünger statt politischer vermehrt radikalreligiöse oder fundamentalistische Bestrebungen, die das Verständnis von Radikalismus im Kontext des 21. Jahrhunderts bestimmen (1981, 2017c). Daneben gibt es Gleichsetzungen zu anderen Stigmawörtern, vor allem zu Terrorismus, Faschismus und Extremismus (2021, 1992, 2015). Bedeutungsähnlich kann zudem das verwandte Radikalität verwendet werden (1969e, 2017b).

Die Abbildung zeigt die verhältnismäßige Bezeugungsfrequenz der Wörter „Radikalismus“ und „Extremismus“ seit Bezeugungsbeginn, mit einer signifikanten Zunahme der Belege zu „Extremismus“ in den 1960er Jahren.

Abb. 1: Wortverlaufskurve für „Radikalismus“ und „Extremismus“ aus dem DWDS-Referenzkorpus

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Als Folge der Beobachtungen des Verfassungsschutzes zur Entwicklung des Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik fand Radikalismus außerdem zu Beginn der 1960er Jahre Eingang in die verfassungsschutzrechtliche Sprache (1965a). Zudem erhält im selben Zeitraum in der wissenschaftlichen, publizistischen und politischen Auseinandersetzung mit NPD und APO die Vokabel Extremismus signifikantes Gewicht (vgl. Abb. 1; s. auch Backes 2006, 197). Vor dem Hintergrund des politischen Kalküls, Teile der studentischen Protestbewegung politisch zu integrieren, zeigt sich, dass es die Verwendung des Wortes Extremismus ermöglicht, Verfassungsfeindschaft von einer im Rahmen der Verfassung legitimen Radikalkritik am Status quo begrifflich abzuheben (Backes 2006, 197), woraufhin eine eindeutige Abgrenzung von Radikalismus und Extremismus erfolgt. Im Verfassungsschutzbericht von 1974 ist etwa – im Gegensatz zum Vorjahr – von Radikalismus überhaupt nicht mehr die Rede (1973, 1974). Doch auch wenn diese kategoriale Unterscheidung im offiziellen Sprachgebrauch des Bundes grundsätzlich beibehalten wurde, zeigen sich doch gerade aus jener Perspektive immer wieder Schwierigkeiten der einheitlichen Verwendung und Abgrenzung: Über den Begriff des Extremismus besteht oft Unklarheit. Zu Unrecht wird er häufig mit Radikalismus gleichgesetzt. (2022).

Die Zusammensetzung Linksradikalismus wird zuerst Anfang des 20. Jahrhunderts erwähnt (1928), etwa zur selben Zeit, als gehäuft vom linken Radikalismus (1923) auch unter Bezugnahme auf den von Lenin verfassten politischen Aufsatz Der linke Radikalismus, die Kinderkrankheit im Kommunismus die Rede ist (vgl. auch HWPh 8, 13). Eher noch ist auch vom jüngsten Radikalismus die Rede, womit auf die authentischen Interpreten des revolutionären Marxismus Bezug genommen wird (1913). Die hierauf folgende Zusammensetzung Linksradikalismus meint zu Bezeugungsbeginn eine im Kommunismus zu verortende politische Strömung oder Ideologie sowie die Aktivitäten kommunistischer und anarchistischer Gruppen in verschiedenen Ländern (1932a, 1946). Seit den 1960er Jahren wird Linksradikalismus im deutschen Sprachraum als unbestimmte Selbst- und (oft abwertende) Fremdbezeichnung für eine Vielzahl verschiedener linker Politikansätze verwendet (1958, 1965b, 1985a). Zur Zeit der Protestbewegung ist es stark mit marxistischen, sozialistischen und anarchistischen Ideen verbunden (1969a, 1969g). Die Verwendung bleibt ansonsten unscharf und bewegt sich zwischen der Bezeichnung für eine dem linken Politikspektrum zuzuordnende radikale politische Einstellung und politisch motivierter Gewalt (1986, 1999, 2020). Im Vergleich zu Rechtsradikalismus ist sie weniger frequent (vgl. Abb. 2).

Die Abbildung zeigt die verhältnismäßige Bezeugungsfrequenz der Wörter „Linksradikalismus“ und „Rechtsradikalismus“ seit Bezeugungsbeginn mit einer signifikanten Zunahme der Belege zu „Rechtsradikalismus“ seit den 1950er Jahren.

Abb. 2: Wortverlaufskurve für „Linksradikalismus“ und „Rechtsradikalismus“ aus dem DWDS-Referenzkorpus

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Die Zusammensetzung Rechtsradikalismus wird zur selben Zeit wie Linksradikalismus in den 1920ern gebildet und wird im Laufe ihrer Wortgeschichte recht uneinheitlich verwendet. Zunächst antonymisch zu Linksradikalismus und Kommunismus zu verstehen, wird Rechtsradikalismus dazu genutzt, das zu jener Zeit neue politische Phänomen des Nationalsozialismus zu benennen und diesen durch diese Bezeichnung vom marxistischen Sozialismus deutlich zu trennen (1921, 1932b; s. auch GG 5, 133). Nach Kriegsende wurde Rechtsradikalismus oft dazu gebraucht, verfassungsfeindliche Bestrebungen von rechts zu bezeichnen (1950, 1962). In den 1970ern wurde dieses jedoch im offiziellen Sprachgebrauch der Bundesrepublik durch Rechtsextremismus ersetzt. Rechtsradikalismus diente nunmehr dazu, politische Bestrebungen innerhalb des demokratischen Spektrums zu benennen, die als Ausdruck legitimer Radikalkritik an einer bestehenden Gesellschaftsordnung gelten (vgl. Nandlinger 2008). Allgemeinsprachlich wird Rechtsradikalismus sehr uneinheitlich und oft synonym zu Rechtsextremismus, aber auch Fremdenfeindlichkeit verwendet (2000, 2013, 2023). Insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt Rechtsradikalismus im Gegensatz zu Linksradikalismus eine signifikant höhere Verwendungsfrequenz (s. Abb. 2).

Anmerkungen

1) Pfeifer weist unter RadikalismusDWDS auf die gleichzeitig im Englischen und Französischen entstandenen Wortformen radicalism und radicalisme hin.

Literatur

Backes 2006 Backes, Uwe: Politische Extreme. Eine Wort- und Begriffsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart. Göttingen 2006. (doi.org)

1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)

GG Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Hrsg. von Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck. Bd. 1–8. Stuttgart 1972–1997.

HWPh Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. von Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfried Gabriel. Völlig neubearb. Ausg. des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Bd. 1–13. Basel 1971–2007.

Nandlinger 2008 Nandlinger, Gabriele: Wann spricht man von Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus oder Neonazismus…? In: Bundeszentrale für politische Bildung, 25. 7. 2008. (bpb.de)

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)

Belegauswahl

Warum setzt es kein Zutrauen in seine [Marquis v. Lansdown] Magistrate? Die Noth scheint wohl die erste Quelle zu seyn; denn in den wohlhabendern akerbauenden Districten macht der Radikalismus keine Fortschritte.

Allgemeine Zeitung, 12. 12. 1819, Nr. 346, S. 1382. (books.google.de)

[…]Zu Manchester wollen die Radikalen am 13. d. sich neuerdings versammeln, und einen verzweifelten Versuch machen; man hat aber Maaßregeln getroffen, ihre Absichten zu vereiteln. – Hunt rühmt unlängst, daß der Radikalismus in Irland durch Hülfe der dahin gesendeten Apostel täglich größere Fortschritte mache.

Regensburger Zeitung, 27. 12. 1819, Nr. 307, S. 1232. (books.google.de)

[…]Was seine Konsequenz betrifft, so möge er seine Gebete für die spanische Konstitution und seine verächtliche Antwort auf die Depesche der Regentschaft mit seinen spätern Gratulationen, dem König Ferdinand zu seiner Befreyung dargebracht, und mit der Behandlung der Patrioten, die in Gibraltar Hülfe sichten, vereinigen, und wenn er die Beschuldigungen der Apostasie von dem Radikalismus zum göttlichen Rechte beantwortet hat, so möge er eine zweyte Beschuldigung der Ultra-Apostasie vom göttlichen Rechte zurück zum Radikalismus beantworten, indem er sich nunmehr, trotz der fremden Werbebill, die nur allein, um Südamerika zu schaden, erlassen wurde, zu Gunsten der Patrioten in Südamerika erklärt.

Murhard, Friedrich (Hrsg.): Allgemeine politische Annalen. Bd. 12. Stuttgart/Tübingen 1824, S. 120. (books.google.de)

[…] Herr Frommann der Jüngere. Über sein Tageblatt. der Thüringer Volksfreund, dessen Redaction er übernommen. Über Liberalismus und Radikalismus. Die großen Vortheile des einen, die bedenklichen Gefahren des andern.

Goethes Werke. III. Abteilung. 12. Bd. Weimar 1901, S. 175.

[…]Man höre: 1) „die Herrschaft des Thiers (bête).“ In dieser Epoche der Erhöhung Fulchirons und des Ministeriums Cunin-Gridaine befinden wir uns offenbar unter dieser Herrschaft. 2) „Das gänzliche Verschwinden des Glaubens auf Erden.“ Ist das nicht unser Fall, die wir umringt sind von Apostaten aller Farben, einem Decazes, Pasquier, Barthe, L’Air-mi-niais (L‘herminier), Mérilhou, Passy, Dufaure etc.?“ – In diesem Tone fährt das Journal fort, mit frivolem Radicalismus sich zwischen die Ebbe und Fluth des Pariser Aberglaubens und Unglaubens zu stellen. Indessen möchte es hier unmöglich seyn, den Schluß, der das Bild dieses Treibens ergänzt, vollständig zu geben.

Allgemeine Zeitung, 7. 1. 1840, Nr. 7, S. 51. (deutschestextarchiv.de)

Die Vaterlandsblätter waren eines der ersten Organe des Radicalismus, d. h. der Bierbankpolitik; der Politik, welcher es weniger auf den Inhalt ankam, als auf das Schlagende der Sentenzen und die Kraft, mit der man bei jedem Stichwort die nervige Faust auf den Tisch schlug. Es lag ihnen nicht daran, voller Erfindung zu sein, wenn sie nur Feuer zeigten.

Die Grenzboten 7/3/2 (1848), S. 372. (deutschestextarchiv.de)

Die Propheten des Radicalismus waren einfältige Leute, schlecht und recht; sie kümmerten sich nicht um die Weisheit dieser Welt, sie nahmen höchstens einmal eine Redensart auf, die sich aus dem Rotteck’schen Staatslexicon in irgend ein Leipziger Journal verirrt hatte, und ersetzten das Uebrige durch Grobheit.

Die Grenzboten 7/3/2 (1848), S. 373. (deutschestextarchiv.de)

[…] das Journal des Debats vom 12. Okt. predigt: „Struve war eine verlorene Schildwache, ein verlorner Sohn, so zu sagen jenes deutschen Radikalismus, den wir beim letzten Frankfurter Attentat in Tendenzen und Manövern recht klar kennen lernten […]; jener Partei, die ganz Deutschland zu überziehen trachtet und gegen die der greise Jahn, der Vater der ehemaligen Demokraten, der Apostel der Gymnastik und der Deutschthümelei, neulich seinen herben Fluch schleuderte.

Neue Rheinische Zeitung, 18. Oktober 1848, Nr. 119, S. 600. (deutschestextarchiv.de)

[…]Der brüsseler Professor hat sich indeß einmal die Aufgabe gesetzt, die Harmlosigkeit eines „politischen Axioms“, welches auch in der belgischen Musterkonstitution Aufnahme gefunden hat, gegen Mißdeutungen zu verwahren. Nachdem er den Verdacht des Communismus siegreich von dem Ausschußantrag abgewendet hat, richtet er sich mit gleichem Erfolg gegen den Vorwurf eines politischen Radicalismus in diesem Gesetz. […]Eine „gewichtige Stimme“, der ehrenwerthe Professor Dahlmann, hat nämlich bei einer früheren Gelegenheit wissenschaftliche Bedenken gegen den Ausdruck: #x201E;Gleichheit vor dem Gesetz“ geäußert.

Neue Rheinische Zeitung, 23. August 1848, Nr. 83, S. 419. (deutschestextarchiv.de)

Der Socialismus, Communismus, der Radicalismus, der aus den revolutionären Blättern aller Art wehende Geist muß gebrochen werden, denn es ist Brand und Mord, Gift und Pestbeulen, er kann aber nur gebrochen werden durch Einwirkung aller socialen Einflüsse, deren Organe die Präfecten und Beamten höchstens seyn können, und nicht auf Napoleonische Weise ihre Leiter und Herren […]; wenn sich die vollziehende Gewalt nicht aufs innigste mit der socialen Kraft vereinigt, so ist alles vorbei; Frankreich kömmt nicht aus seiner Krankheit heraus, die Familien stürzen sich auf die Aemter, wollen vom Staat leben, es gibt Ueberschwemmung von Beamten, alles wird kraft- und nutzlos, und die Minirer setzen ihr Werk fort, den ganzen Boden unterhöhlend.

Allgemeine Zeitung, 6. 2. 1850, Nr. 37, o. S. (deutschestextarchiv.de)

Nur wenige Schüler blieben Hegels logischem Pantheismus getreu, die meisten und talentvollsten schlugen andere Richtungen ein und die sog. Junghegelianer vergaßen das eigentliche Philosophiren, indem sie Gott und alle geoffenbarte, in neuester Zeit sogar alle natürliche Religion aus der Welt zu schaffen strebten oder sich dem allerentschiedensten politischen und socialen Radicalismus in die Arme warfen.

N. N.: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau 1854, S. 352. (deutschestextarchiv.de)

L. [Joseph Leu] galt mit Recht als der gefährlichste Gegner des Radicalismus, daher wurde er mit Verwünschungen und Bedrohungen verfolgt, wodurch ein ökonomisch und sittlich ruinirter Bauer, Jakob Müller von Stechenrain, zu der Hoffnung verleitet wurde, daß er durch die Ermordung L.s eine große Geldsumme verdienen könne.

N. N.: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau 1855, S. 753. (deutschestextarchiv.de)

[…]Und die Frau Regula hatte, nachdem ſie ſich einmal an ihrem Eheherren ſo getäuſcht, zu ſtrenge Regeln in ihrem Geſchmack betreffs der Mannestugend an[¬genommen, als daß ſie eine feſte und ſichere Freiſinnigkeit daran vermiſſen wollte. Übrigens, als ihr Mann um ſie geworben, hatte er in allem Flor eines jugendlichen Radikalismus geglänzt, welchen er freilich mehr in der Weiſe handhabte, wie ein Lehrling die erſte ſilberne Sackuhr.

Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Erzählungen. Braunschweig 1856, S. 156. (deutschestextarchiv.de)

Bis zur Promulgirung des jetzt in Preußen geltenden Preßgesetzes gab es noch ein drittes politisches Tageblatt, die Neue Königsberger Zeitung, das Organ des demokratischen Radikalismus; der Verleger mochte die angedeutete Gelegenheit benutzen, um unter dem Scheine, als sey er durch jene Maßregel zu dem Schritte genöthigt worden, durch das Eingehen des Blattes weiteren pekuniären Verlusten vorzubeugen.

Morgenblatt für gebildete Leser, 7. 9. 1856, Nr. 36. (deutschestextarchiv.de)

Je mehr der Radikalismus das Alles nur negirt, die ſtarre Reaktion ſich feſtklammert an den Trümmern und Privilegien einer untergegangenen Zeit, deſto mehr iſt es Sache der Mittelparteien, ſollte es gerade auch Sache eines weitſehenden hochſinnigen Liberalismus ſein, dieſe poſitiven Aufgaben durchzuführen, wenn er dadurch auch ſeinen eigenen Parteimitgliedern wirthſchaftliche Opfer auferlegt.

Schmoller, Gustav von: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Statistische und nationalökonomische Untersuchungen. Halle (Saale) 1870, S. 679. (deutschestextarchiv.de)

[…]Der bloß politische Radikalismus ist zeugungsunfähig und in der Bourgeoisie in einer unglaublichen Minorität. Das Volk als solches hängt dem politischen Radikalismus an, aber ruckweise, wird schnell ermattet, kommt dann auf Zeitenlang von ihm zurück, läßt sich irren und wirren durch seine Rathlosigkeit.

Social-politische Blätter. 1. Lieferung, 7. Februar 1874, o. S. (deutschestextarchiv.de)

Die Regierung der Bourgeoiſie war wie jede Geldherrſchaft friedfertig, und ſie entſtammte doch einer Revolution, deren treibende Kraft in dem ſtreitbaren Radicalismus lag. […]Erſt unter dieſem friedlichen Bürgerkönig[¬thum hat der kriegeriſche Uebermuth der Franzoſen ſeine höchſte Ausbildung und auch, nach einem glücklichen Luſtſpiel Scribe’s, den neuen Namen des Chauvinismus empfangen.

Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Vierter Theil: Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III. Leipzig 1889, S. 17. (deutschestextarchiv.de)

Im Grunde ist der Hauptgedanke Goodyears nicht ganz neu; sein unbestrittenes Eigenthum ist bloss der entschlossene Radikalismus, womit er seiner Idee universale Bedeutung zu geben bemüht ist, sowie die Motivirung für das Zustandekommen der ganzen Erscheinung.

Riegl, Alois: Stilfragen. Grundlegungen zu einer Geschichte der Ornamentik. Berlin 1893, S. XI. (deutschestextarchiv.de)

Unter dem Gesichtswinkel dieser Grundsätze prüft der Verfasser zuerst die Entstehungsgeschichte des Schulantrags und stellt fest, daß vom liberalen Standpunkt aus keinerlei Anlaß noch Notwendigkeit gegeben war, die „verhängnisvolle Einigung“ mit den Konservativen einzugehen, daß aber auch für die Sammlung des Bürgertums gegen den sozialen Radikalismus mit ihm nichts gewonnen ist.

Kölnische Zeitung (1. Morgenblatt), 1. 9. 1904, S. 1. [DWDS]

[Aufsatztitel:] Der jüngste Radikalismus

Die neue Zeit 31/1 (1913), S. 436.

[…]Clara Elben schrieb zu dieser Haltung des Zentrums schon im Jahre 1907 in der „Frau“ folgende beherzigenswerten Sätze: „Meines Erachtens werden wir es über kurz oder lang erleben, daß das Zentrum am eifrigsten für das Stimmrecht agitiert. Doch wird es ihm damit wohl ergehen, wie es Napoleon III. und Bismarck mit Einführung des allgemeinen Stimmrechts erging. Nach kurzer Zeit hat es sich gegen sie gewandt und ist dem Radikalismus und Sozialismus zugute gekommen.“

Langemann, Ludwig/Helene Hummel: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Denkschrift des Deutschen Bundes gegen die Frauenemanzipation. Berlin 1916, S. 69. (deutschestextarchiv.de)

Die superlativische Neigung, überall ins Extrem zu verfallen und sich zu berauschen an der eigenen Leidenschaft, Verzweiflung oder Radikalität, eignet nicht nur dem orientalischen Judentum, sie eignet allen Egozentrikern und Absolutisten. Bei Kleist und Wagner findet sich dieser überbietende, sich selbst und den Gegenstand zerfleischende Geist, ganz besonders auch bei Lasalle, der, als er Oesterreich als reaktionäres Prinzip einmal erkannt hatte, auch wollte, dass der Staatsbegriff Oesterreich „zerfetzt, zerstückt, vernichtet, zermalmt, in alle vier Winde zerstreut“ werde.

Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern 1919, S. 301. (deutschestextarchiv.de)

[…]Schon Bismarck verließ das Gymnasium als „decidierter Republikaner“. Heut pflegt damit eine Stellungnahme zu den sozialen Fragen verknüpft zu sein. Man findet sowohl einen ausgeprägten, stark gefühlsmäßig, sachlich schwach begründeten Rechts- oder Linksradikalismus einerseits und einen weitverbreiteten skeptischen Indifferentismus andererseits.

Monatsschrift für höhere Schulen 20 (1921), S. 289.

[…]Darauf wurden mit zunehmender praktischer Erfahrung die Mängel der Parteiherrschaft bemerkt und hervorgehoben. Endlich kam die Kritik von einer anderen, prinzipiellen Seite, vom linken Radikalismus. So verbinden sich hier Tendenzen von rechts und links, konservative, syndikalistische und anarchistische Argumente, monarchistische, aristokratische und demokratische Gesichtspunkte.

Schmitt, Carl: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. Berlin 1991 [1923], S. 27. [DWDS]

Die Wirtschaft des Landes hat ihn gezahlt durch einen gewaltsam vorgetriebenen Staatssozialismus. Derselbe Radikalismus nach außen . Es war das Jahr der Anerkennungen, gut, aber daneben auch der Kampfansage gegen die bürgerliche Welt von den Zinnen des Kommunismus. […]Im ganzen machte diese Politik den Eindruck eines Anglers, der nach allen Regeln der Kunst und stiller Behutsamkeit die Rute führt, dies mit der rechten Hand, und mit der linken Schüsse aus einem Browning abgibt.

Scheffler, Paul: Partei und Land. In: Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 8. 3. 1925, S. 1. [DWDS]

Der Abend verlief nach der Überwindung der ersten Steifheit lebhaft und angeregt, […]da unsere Ansichten über Wissenschaft und Unterricht vielfach übereinstimmten, wenn auch Eliot als geübter Menschentechniker sich von meinem Radikalismus fern hielt. Indessen hatte er doch schon vor längerer Zeit durchgesetzt, daß der nach Englischem Muster übernommene Zwang, der sämtliche Studenten zum Erlernen des Latein verpflichtete, abgeschafft wurde.

Ostwald, Wilhelm: Lebenslinien. Eine Selbstbiographie, 3 Teile. In: Simons, Oliver (Hrsg.): Deutsche Autobiographien 1690–1930. Berlin 2004 [1927], S. 50754. [DWDS]

Er mußte, sonst wäre er geplatzt, sagen, daß sich die »Deutsche Liga für Menschenrechte dem Linksradikalismus verschrieben« habe, und er mußte es dort sagen.

Tucholsky, Kurt: »Gesunder Pazifismus«. In: Ders.: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin 2000 [1928], S. 5873. [DWDS]

Die Sozialdemokraten aber, die den Kampf gegen den Linksradikalismus aufnahmen, haben sich trotz der Schwächung, die ihr Eintreten für die Staatsnotwendigkeiten in einer radikalisierten Zeit bedeutet, im großen und ganzen erfolgreich behauptet.

Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 2. 3. 1932, S. 1. [DWDS]

Unser Volk, politisch wenig erzogen, schwankt zwischen Kommunismus und Rechtsradikalismus hin und her. […]Wenn alle diejenigen, die die Politik der Reichsregierung kritisieren, doch einmal die Lebensgeschichte von Stein und Hardenberg lesen wollten, um zu wissen, daß man den Wiederaufstieg eines Volkes nicht lediglich durch Bramarbasieren und Säbelrasseln ohne Säbel vorbereitet!

Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 2. 3. 1932, S. 4. [DWDS]

Was geht euch also die Nationalität an? In eurer Deutschduselei und in eurem Radikalismus seid ihr überheblich und müßt damit bloß verletzen. Wundert ihr euch dann, wenn sich der Tscheche zurückgesetzt fühlt und gegen euch aufsteht?

Bodenreuth, Friedrich [d. i. Jaksch, Friedrich]: Alle Wasser Böhmens fließen nach Deutschland. Berlin 1938 [1937], S. 31. [DWDS]

Lebensmittelkrawalle in den Städten und Hortung von Vorräten auf dem Lande als Flucht in die Sachwerte verstarken den Hang zum Linksradikalismus.

Die Zeit, 24. 10. 1946, Nr. 36. [DWDS] (zeit.de)

Die totalitären Methoden, mit denen sich die Kieler Regierung an der Macht zu halten sucht, ähneln verzweifelt denen, die in der Sowjetzone von der SED praktiziert werden. Es ist nur natürlich, daß als Reaktion darauf der Rechtsradikalismus in Schleswig-Holstein so kräftig blüht wie in keinem anderen deutschen Lande. […]Vom Standpunkt demokratischer Gesinnung betrachtet, hat sich die Kieler Regierung ohne Zweifel mit weitem Abstand vor allen anderen als die totalitärste Regierung erwiesen, die wir seit Hitler in Westdeutschland gehabt haben.

Die Zeit, 8. 6. 1950, Nr. 23. [DWDS] (zeit.de)

Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer nahm laut Neue Zeitung im Bayrischen Rundfunk zu innerpolitischen Fragen und dem Radikalismus […](2917 E, 2925 G) Stellung. Er betonte mit Nachdruck, die Bundesregierung sei willens, die demokratische Ordnung gegen alle Ausschreitungen von Rechts oder von Links zu verteidigen.

Archiv der Gegenwart 21, 9. 5. 1951, S. 2934. [DWDS]

Mit einer erstaunlichen Universalität des Wissens in Natur und Geschichte, mit echt metaphysischem Tiefgang und mit einzigartiger Radikalität versucht Hegel, das gesamte Sein als Geistsein und Geistschöpfung zu erweisen.

Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie. Bd. 2: Neuzeit und Gegenwart. In: Bertram, Mathias (Hrsg.): Geschichte der Philosophie. Berlin 2000 [1952], S. 10466. [DWDS]

Es ist schwer zu sagen, woher es kommt, daß das italienische Bürgertum sich heutzutage weniger vor dem Linksradikalismus fürchtet als vor den letzten Wahlen.

Die Zeit, 22. 5. 1958, S. 4. [IDS]

[…]Man kann mit der Sprache als einer Sinngestaltung nicht beliebig umgehen wie mit toter Materie. In der Sprachgebundenheit ist der Dichtung Traditionsgebundenheit mitgegeben. Versuche, aus dieser Richtung auszubrechen, bedeuten immer zugleich: gewaltsame Änderung der Sprachstruktur bis zur Umbiegung ins Sinnentleerte, daher besondere Radikalität und damit Gefahr der Entgleisung ins Außerkünstlerische. […]Gelingen aber solche Umbildungen, wie teilweise im Sturm und Drang, im Naturalismus, auch im Expressionismus und im Surrealismus bis zu einem gewissen Grade, so bedeutet das Bereicherung und Neugewinn.

Seidler, Herbert: Die Dichtung. Wesen, Form, Dasein. Stuttgart 1959, S. 661. (deutschestextarchiv.de)

Die Zeitgenossen haben Courbets Bild Atelier mißverstanden. Vom Schlagwort des Realismus beunruhigt, irrte ihr Blick im Vordergründigen umher, buchstabierte die Tatsachen und genoß schaudernd die Herausforderung eines Malers, der im Ruf politischer Radikalität stand.

Hofmann, Werner: Das irdische Paradies. München 1991 [1960], S. 9. [DWDS]

Über den Rückgang des Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik gab das Bundesinnenministerium jetzt einen aufschlußreichen Bericht heraus. Er stützt sich auf Ermittlungen und Beobachtungen der Verfassungsschutzämter.

Die Zeit, 20. 4. 1962, Nr. 16. [DWDS] (zeit.de)

In Staaten mit freiheitlicher demokratischer Verfassung wird der politische Radikalismus an seinen Bestrebungen erkannt, die tragenden Prinzipien und Institutionen der Rechts- und Staatsordnung anzugreifen, sie zu beseitigen oder sie zumindest in Frage zu stellen.

Erfahrungen aus der Beobachtung und Abwehr rechtsradikaler und antisemitischer Tendenzen im Jahre 1965. In: APuZ, B 11/1966, S. 3.

Viele Bischöfe hofften vermutlich immer noch, daß die Partei eines Tages von ihrer Interpretation des „positiven Christentums“ ablassen würde, und sie nahmen an, daß es vielleicht doch noch möglich sei, die nationalsozialistische Bewegung zu bekehren und zum Verbündeten gegen den drohenden Linksradikalismus zu machen.

Der Spiegel, 17. 2. 1965, S. 40. [IDS]

Nur Spruchbänder, die die Rückgewinnung Danzigs und KZ für Studenten forderten oder verkündeten, „Bei Adolf wäre das nicht passiert“, mußten wieder eingerollt werden. Der Unruhe der Studenten folgte – zunächst in Westberlin – eine Bewegung, die weit schwerer unter Kontrolle zu halten sein wird: ein zielloser Radikalismus von rechts.

Die Zeit, 1. 3. 1968, Nr. 09. [DWDS] (zeit.de)

Der provokative studentische Radikalismus, den wir heute so häufig erleben, müßte darum, könnte er sich etablieren, eine Hochschule auf die Dauer funktionsunfähig machen. […]Von diesem Blickwinkel aus sind die Kassandrarufe vieler Professoren, daß der studentische Radikalismus von heute die Universität vor allem in ihrem Kernstück, der Freiheit von Forschung und Lehre, zerstöre, verständlich, wenn auch nicht sonderlich wirkungsvoll.

Die Zeit, 15. 3. 1968, Nr. 11. [DWDS] (zeit.de)

Diese Feststellung paßt verblüffend gut zu einem Phänomen, das Marion Gräfin Dönhoff kürzlich in der ZEIT beschrieb: "Paradox ist auch die Art und Weise, wie APO und SDS dort, wo sie etwas bewirken wollten – also im politischen Raum -, eigentlich nichts erreichten, außer daß ihr Linksradikalismus die Rechtsradikalen auf den Plan rief.

Die Zeit, 17. 1. 1969, S. 37. [IDS]

Auf den drei mal fünf Zentimeter großen Klebezetteln steht: „Schluß mit dem verbalen Radikalismus – unterstützt die sozialistischen Kindergärten.“ Die Zettel kleben an Türen, an Litfaßsäulen, in der Untergrundbahn von Berlin.

Die Zeit, 24. 1. 1969, Nr. 04. [DWDS] (zeit.de)

Marcel Reich-Ranicki hat vor einiger Zeit in der ZEIT zutreffend von der Radikalität der Juden gesprochen. Das hat – wenn ich ihn recht verstanden habe – nichts, oder doch nur wenig, mit Radikalität oder Radikalismus im landläufigen politischen Sinne zu tun, sondern zielte auf jenen in seiner allgemeinen Aussage im Grunde nur als rein formal zu verstehenden Vorgang der Verstärkung oder Potenzierung menschlicher Eigenschaften als Folge einer Bedrängnissituation ab.

Die Zeit, 4. 4. 1969, Nr. 14. [DWDS] (zeit.de)

In Garmisch-Partenkirchen wurde vom Senat der Bayerischen Staatspartei ein neuer Schutzkorpsleiter auf weiß-blauen Gehorsam vergattert. Aufgaben des zukünftigen bayerischen Schutzkorps solle es sein, die Selbständigkeit des Freistaates zu wahren und bayernfeindlichen Radikalismus zu bekämpfen. […]Im königstreuen Auge hat man dabei vor allem die Abwehr ausländischer Anschläge des „Bonner Regimes“.

Die Zeit, 4. 4. 1969, Nr. 14. [DWDS] (zeit.de)

Das hat – wenn ich ihn recht verstanden habe – nichts, oder doch nur wenig, mit Radikalität oder Radikalismus im landläufigen politischen Sinne zu tun, sondern zielte auf jenen in seiner allgemeinen Aussage im Grunde nur als rein formal zu verstehenden Vorgang der Verstärkung oder Potenzierung menschlicher Eigenschaften als Folge einer Bedrängnissituation ab.

Die Zeit, 4. 4. 1969, Nr. 14. [DWDS] (zeit.de)

Weil es der NPD gelang, gestützt auf das SRP-Urteil den Anstrich des Extremen tunlichst zu vermeiden, kam es dazu, daß mit dem Aufkommen der studentischen Protestbewegung nicht die schleichende Gefahr von rechts in Gestalt der antidemokratischen NPD in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses rückte, sondern der neuartige Extremismus und Radikalismus von links.

Die Zeit, 1. 8. 1969, Nr. 31. [DWDS] (zeit.de)

Der Vize des Reinbeker Verlegers Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, Promoter anti-autoritärer Autoren (Dutschke, Cohn-Bendit, Rabehl) und Herausgeber der besonders roten rororos („Linksradikalismus“, „Notstandsordnung“, „Kriegsdienstverweigerung“) sieht sich im Zentrum einer Affäre, die den renommierten Verlag seit drei Wochen erschüttert.

Der Spiegel, 15. 9. 1969, S. 206. [IDS]

Die nüchternen, durch Zahlenangaben und Belegstellen gestützten Feststellungen des Berichtes verhindern eine Überzeichnung der Gefahren, die vom politischen Radikalismus, besser gesagt: Extremismus, oder von anderen politisch motivierten Störungen der öffentlichen Sicherheit ausgehen.

Bundesamt für Verfassungsschutz: Verfassungsbericht 1973. Bonn 1974, S. 3. (verfassungsschutzberichte.de)

Zum politischen Extremismus werden diejenigen Aktivitäten oder Bestrebungen gerechnet, bei denen konkrete Anhaltspunkte bestehen, daß die von ihnen verfolgten Ziele oder die von ihnen zur Erreichung dieser Ziele befürworteten Mittel und Wege ganz oder terilweise mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung in Widerspruch stehen.

Bundesamt für Verfassungsschutz: Verfassungsschutzbericht 1974. Bonn 1975, S. 3. (verfassungsschutzberichte.de)

Ehe es jedoch dazu kommt, wollen die Generale die Voraussetzungen für ein politisch stabiles Parteiensystem schaffen – eines stabileren als des gestürzten, das in Anarchie und Terror versank und ganz offensichtlich außerstande war, den militanten Radikalismus von rechts, von links und von den islamischen Fundamentalisten unter Kontrolle zu halten.

Die Zeit, 25. 12. 1981, Nr. 53. [DWDS] (zeit.de)

Hinzuweisen ist schließlich auf das (teils nur kurzlebige) Kampf- und Schimpfvokabular beider Seiten, das jedoch zweifellos auf östlicher Seite reichhaltiger ist (DDR: Bonner Ultras, Revanchisten, imperialistische Bundesrepublik, Menschenhändler, Diversanten; Bundesrepublik: kommunistische Bedrohung, Pankower Regime, Linksradikalismus, Anarchisten, Schießbefehl, Schandmauer, moskauhörig).

Zimmermann, Hartmut (Hrsg.): DDR-Handbuch – S. In: Enzyklopädie der DDR. Berlin 2000 [1985], S. 6060. [DWDS]

[…]Unter den Priestern ein wahrer Nachfolger des ermordeten Jerzy Popieluszko, der Polen als Bollwerk gegen die „Invasion des Atheismus und Kommunismus“ aus dem Osten und gegen „Indifferentismus und Laizismus aus dem Westen“ befestigen will. Immer wieder gehen politische Radikalität und religiöses Schwärmertum eine für Westler schwer verständliche Allianz ein. […]Noch lange wird die machtstrategische Frage unentschieden bleiben, ob es leichtfertig oder klug war, beiden Freiraum zu gewähren.

Die Zeit, 31. 5. 1985, Nr. 23. [DWDS] (zeit.de)

[…]Wer via Philosophenweg und Landgrafenstieg hinaufsteigt, sollte sich bewußt sein, auf den Spuren von Schiller, Fichte, Hegel, den Humboldts, Hölderlin… (die illustre Liste Jenaer Professoren und Studenten ist lang, sehr lang) zu wandeln. Und wer liest, daß an der Jenaer Uni Karl Marx zum Dr. phil. («in absentia») und Kurt Tucholsky zum Dr. jur. promovierte, sollte auch wissen, daß die Studenten (und späteren Schriftsteller) Jürgen Fuchs, Lutz Rathenow, Wilfried Linke und viele andere im letzten Jahrzehnt aus politischen Gründen (eine Begründung war «Linksradikalismus») von eben dieser Uni ‹geext› wurden.

Ketman, Per u. Wissmach, Andreas: DDR – ein Reisebuch in den Alltag. Reinbek bei Hamburg 1986, S. 344. [DWDS]

[…]Ohne jenes verquere Spiegel- Interview, in welchem er gleichsam per Ukas die SPD-Bundestagsfraktion zur Ablehnung des Staatsvertrags anhielt (und Fortschritt ’90 übrigens mit keinem Wort erwähnte), wäre dem Dokument mehr Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit zuteil geworden. Indes wird der Leser von Fortschritt ’90 die Handschrift Oskar Lafontaines wiedererkennen, insbesondere die ihm eigene Mischung aus Pragmatismus und Radikalität, Witterung und Brutalität.

Die Zeit, 8. 6. 1990, Nr. 24. [DWDS] (zeit.de)

Absonderliche Gezeiten des Denkens – während sich Anfang und Mitte der dreißiger Jahre viele Intellektuelle von marxistischen Positionen entfernten, tadelt Carl Einstein unter dem Schock des siegreichen Faschismus das tödliche Palaver der Intellektuellen, die statt eines entschlossenen Handelns das Deuten von Nuancen wählten; für ihn ein Radikalismus von Salonsozialisten, ästhetisch und ungefährlich.

Die Zeit, 11. 12. 1992, Nr. 51. [DWDS] (zeit.de)

Auch Gläubige jedoch können wie eh und je nur schwer jenem „evangelischen Radikalismus“ folgen, den der Papst mit mystischem Pathos proklamiert: als Moral bis zur Martyriumsbereitschaft (wobei er als erstes Beispiel die keusche Susanna der Bibel nennt, die ja am Leben blieb…). So müsse „die Freiheit befreit werden“, philosophiert er.

Die Zeit, 8. 10. 1993, Nr. 41. [DWDS] (zeit.de)

Der Farbanschlag auf Joschka Fischer – pazifistischer Kampferfolg: ein Riß im Trommelfell -, das stolze, fast jesusmäßige Umherwandeln eines splitternackten Kriegsgegners in der Bielefelder Seidenstickerhalle, die vertrauten „Mörder! Mörder!“-Rufe gegen den amtierenden Außenminister und all die bluttriefenden „Kriegstreiber!“-Plakate versammelten noch einmal die Signatur des seligen Linksradikalismus wie zu jenen Zeiten, da das Dagegensein – nur das Nein ist wirklich rein – noch echt geholfen hat.

Der Spiegel, 17. 5. 1999, S. 303. [IDS]

Der Neuwieder Kreistag und die Öffentlichkeit werden von Experten über rechtsradikale Aktivitäten im Kreis informiert. Liegt dieser Bericht vor, wollen die Kreistagsmitglieder entscheiden, ob und in welchem Umfang sie Initiativen und Aktionen gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit unterstützen werden.

Rhein-Zeitung, 20. 9. 2000, o. S. [IDS]

Es sind eigentlich nur fünf kleine Punkte, mehr nicht. Aber sie werden bejubelt, als würde Stoiber einen Neuanfang ankündigen, als würde das Publikum im Saal dem verbalen Radikalismus am Podium glauben. […]„Gerhard Schröder hat Recht, am 22. September geht es um eine Richtungsentscheidung“, poltert Stoiber, "aber nicht zwischen links oder rechts.

Tom Levine: Die Krönungsmesse. Berliner Zeitung, 19. 6. 2002, o. S. [DWDS]

Wer glaubt, dass er oder sie die Voraussetzungen des menschlichen Glücks kennt, die Wahrheit, den Schlüssel zur Wirklichkeit, das, was das Volk wirklich braucht, ohne es selber schon zu wissen, der ist, im Sinne Helmuth Plessners, ein Radikaler. Die Kulturkritik an der Spaßgesellschaft ist eine Fluchtburg dieses sozialen Radikalismus.

Der Tagesspiegel, 15. 9. 2002, o. S. [DWDS]

Basajewa spricht über die zunehmende Macht islamistischer Gruppen, die aus Pakistan oder Saudi- Arabien Direktiven erhalten und Radikalität verbreiten, wie sie im Tschetschenien des traditionell gemäßigten Islam keineswegs üblich waren. […]Erst Jelzins und nun Putins Terror hat die Geister einbestellt, die er beschwor, und wer als Tschetschene Verhandlungen, Gespräche, Menschenrechte verteidigt, läuft nun auch Gefahr, aus den eigenen Reihen attackiert zu werden.

Der Tagesspiegel, 5. 10. 2003, o. S. [DWDS]

Aber es stimmt. Und es gehört vielleicht die Naivität und Radikalität der Jugend dazu, das, was die Kulturtheorie seit mehr als 30 Jahren unter dem Stichwort Intertextualität abhandelt, wörtlich zu nehmen.

Die Zeit, 11. 2. 2010, Nr. 07. [DWDS] (zeit.de)

Der Gemeinderat gab damals eine Studie in Auftrag, die diesen Umstand untersuchen sollte. Der Bericht „Richter über Fremde – Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit in Langenthal“ kam zu dem Schluss, der Rechtsextremismus sei sehr präsent in der Stadt. Zum Vorschein kam auch die braune Vergangenheit von Langenthal.

Die Zeit, 6. 6. 2013, Nr. 24. [DWDS] (zeit.de)

[…]Die Demokratien der EU werden gut verwaltet, aber Verwaltung eignet sich nicht für den Umgang mit etwas, das man nach Hegel den› Geist ‹der Demokratie nennen könnte. Ohne lebendigen demokratischen Geist wird die Massendemokratie vielleicht unter wachsenden Druck von Nationalismus, Rassismus, Fundamentalismus, rechtem und linken Radikalismus untergehen. […]Alte Gespenster drohen aus den Schränken zu steigen.

Die Zeit, 27. 2. 2014, Nr. 10. [DWDS] (zeit.de)

Zwar bewerte er den internationalen Kampfeinsatz „negativ“, für die zivile Hilfe sei er aber sehr dankbar, sagte Karsai. Die USA und die Nato seien nach Afghanistan gekommen, um Terrorismus, Extremismus und Radikalismus zu bekämpfen, sagte Karsai. Sie hätten ihr Ziel verfehlt.

Die Zeit (online), 23. 2. 2015. [DWDS] (zeit.de)

Vor allem aber versagt die Opposition, wo es auf sie ankommt: im Parlament. Dort gilt es vieles aufzuklären, in der Polizeistrategie wie im Umgang mit politischem Radikalismus, und am Ende muss jemand Schlussfolgerungen formulieren. Es gibt ein Werkzeug zu diesem Zweck, den parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

Die Zeit, 20. 7. 2017, Nr. 30. [DWDS] (zeit.de)

[…]Seine Verwendung hat im Lauf der vergangenen Jahrzehnte eine nachhaltige Abwertung erfahren. Diese hat schließlich so weit geführt, dass der Terminus als mehr oder weniger tabuisiert gilt. Wer von radikal, Radikalität oder Radikalismus schreibt oder spricht, der macht sich zugleich verdächtig, ideologische Konterware im Gepäck und somit politisch Anstößiges im Schilde zu führen.

Süddeutsche Zeitung, 1. 8. 2017, S. 11. [IDS]

Die Tageszeitung El País beschreibt La Cañada de Hidum als ein gefährliches Gemisch aus „Drogenhandel, religiösem Radikalismus und dem Recht des Stärkeren“. In dieses Bild passt der Imam Abdelbaki Es Satty, der hier vor Jahren als Drogenkurier unterwegs war.

Die Zeit, 14. 9. 2017, Nr. 35. [DWDS] (zeit.de)

Hierher brachten die Islamisten jesidische Frauen, um sie als Sklavinnen zu verkaufen. Rakka diente dem IS als Labor der Radikalität, als Keim für das globale Kalifat, das keine Grenzen kennt und kein Gesetz, nur den Koran. […]Nach nur zweitägigen Kämpfen hatte sich Assads Armee im März 2013 aus Rakka zurückgezogen.

Die Zeit, 28. 9. 2017, Nr. 40. [DWDS] (zeit.de)

In kurzen, rasanten Szenen erzählt „Die Enthauptung des Glücks“ zum einen von Hans’ Liebesmühen und seinem „romantischen Radikalismus“, zum anderen befasst es sich mit der Welt des Fakes, verkörpert durch Sarahs Schwestern Sophia und Selina Schwarzmann.

Münchner Merkur, 29. 5. 2019. [DWDS]

Was hat die politische Rechte bei der Formung ihrer Bedrohungsallianzen vom früheren Linksradikalismus gelernt, vom Kampf um die kulturelle Hegemonie bis zum Marsch durch die Institutionen, der bei den Autoren in der Formulierung von „verdecktem Eindringen in Sicherheitsinstitutionen“ auftaucht?

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. 11. 2020, Nr. 263, S. 10

Der erfolgreiche Westen wurde an der Peripherie mit neuer Gewalt konfrontiert: auf dem Balkan in den neunziger Jahren und im Nahen und Mittleren Osten in Form eines dezidiert antiliberalen islamistischen Radikalismus und Terrorismus.

Neue Zürcher Zeitung, 4. 12. 2021, S. 21. [IDS]

Über den Begriff des Extremismus besteht oft Unklarheit. Zu Unrecht wird er häufig mit Radikalismus gleichgesetzt.

Bundesamt für Verfassungsschutz (Hrsg.): Was macht eigentlich der Varfassungsschutz? Köln 2022, S. 58.

[…]Rushkoff trifft sich mit „Wired“-Coverhelden aus der Gründungsphase des Magazins; der Biologe Richard Dawkins etwa erklärt ihm auf einer Party, dass Menschen nur Plattformen für die von ihm aufgebrachten „Meme“ sind; Ray Kurzweil möchte sein Bewusstsein vom Körper trennen und es in ein Computersystem hochladen, um unsterblich zu werden. Abgesehen davon, dass auch ein brillanter Kritiker wie Rushkoff […]Richard Dawkins niemals so viel Schaden zufügen könnte wie dessen Verhalten auf dem eigenen Twitter-Account, zeigt […]er, dass schon im ersten Internet-Hype jene Enthumanisierungsstrategien misogyner Körperlichkeitsverächter vorbereitet wurden, die heute bei deren Adlaten in Staatsfeindlichkeit, Rassismus und offenen Rechtsradikalismus münden. Das „Mindset“-Motto: Wer zwischen mir und der dritten Begleityacht für meine Hauptyacht steht, der ist „woke“ und kann weg.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. 3. 2023, Nr. 69, S. 10.