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Klasse

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Klasse geht auf lateinisch classis zurück. Im Deutschen findet sich das Wort erstmals im 16. Jahrhundert mit den semantisch weit auseinanderliegenden Bedeutungen Schulklasse und Kategorie, Gruppe von Einzeldingen. Die Lesart Kategorie ist Ausgangspunkt für eine Reihe weiterer Entwicklungen. So entsteht im 18. Jahrhundert Klasse als naturwissenschaftlicher Ordnungsbegriff. In diesem Zeitraum und ebenfalls auf der Grundlage der Lesart Kategorie etabliert sich Klasse als Bezeichnung für größere Gruppierungen innerhalb einer hierarchisch aufgebauten Gesellschaft. In der Gesellschaftstheorie des Marxismus wird diese Lesart noch einmal enger gefasst, indem Klasse als wichtigste Gliederungseinheit der Gesellschaft bestimmt wird. Das Wort ist sowohl Terminus der marxistischen Lehre als auch Fahnenwort der sozialistischen Bewegung.

Wortgeschichte

Semantische Binnendifferenzierung

Die Lesarten des gegenwartssprachlichen Worts Klasse liegen semantisch verhältnismäßig weit auseinander: Neben der Bedeutung gesellschaftliche Gruppe mit besonderem sozioökonomischen Status gibt es u. a. das vergleichsweise konkrete Schulklasse sowie das relativ abstrakte Kategorie, übergeordnete Einheit (von Einzelnem). Letzteres kann auch stark fach- und domänensprachlich ausdifferenziert sein, so in Verwendungen wie die Klasse der Säugetiere, ein Führerschein für alle Klassen oder im Bereich des Sports die Klasse der Junioren (Leistungsklasse). Daneben gibt es Klasse auch als Stufe einer Werteskala (Bürger zweiter Klasse, 2020) sowie, daran anschließend und mit Wortartwechsel, auch das indeklinable und überwiegend prädikativ gebrauchte Adjektiv klasse wie in Das Buch ist ja klasse! (zum Bedeutungsspektrum s. auch KlasseDWDS).

Für Substantive mit stark binnendifferenzierter Semantik ist typisch, dass sie verdeutlichende Komposita ausbilden, in denen das betreffende Wort als Letztglied steht. Für Klasse sind hier die Zusammensetzungen Volksklasse, Gesellschaftsklasse, Schulklasse oder Motorenklasse zu nennen (vgl. 1780, 1840, 1808, 1997).

Ältere Bezeugungs- und Bedeutungsgeschichte

Die Geschichte des deutschen Wortes Klasse setzt im 16. Jahrhundert mit zwei recht unterschiedlichen Bedeutungen ein: Neben Schulklasse (1569, 1571) tritt in der Überlieferung auch die allgemeine Lesart Kategorie, übergeordnete Einheit, Einteilung auf (1558), die sich in der Geschichte des Wortes insgesamt als sehr produktiv erweist. In dieser übergreifenden Verwendung steht Klasse zunächst für sämtliche Arten von Gruppen und Kategorien, zu denen sich einzelne Gegebenheiten – und zwar belebte wie unbelebte, konkrete wie abstrakte, Menschen und Tiere – nach gemeinsamen Merkmalen zusammenfassen lassen (vgl. 1704, 1701, 1709, 1749, vgl. speziell den Beleg 1705 mit Bezug auf Raupen, Fliegen und Käfer und als Synonym zu GeschlechtWGd).

Auf der Grundlage der unspezifischen Lesart Kategorie, übergeordnete Einheit bilden sich ab 1700 zwei Bedeutungslinien heraus. So dient Klasse in den sich allmählich entwickelnden wissenschaftlichen Systemen der Biologie zur Kennzeichnung von Lebewesen, die ein Ordnungsmerkmal miteinander teilen (1736 mit Bezug auf Linné, 1759); die vorliegende Bedeutung ist mit Einheit, Gruppe in einer biologischen Taxonomie anzugeben. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, spätestens aber seit dem 19. Jahrhundert hat sich hier eine terminologische Abgrenzung gegenüber Stamm und Ordnung entwickelt, wobei Stamm für die jeweils höhere, Ordnung für die jeweils tiefere Kategorie steht (1772, 1868; s. auch KlasseDWDS).1)

In einem weiteren semantischen Prozess, der wohl ebenfalls von der allgemeinen Bedeutung Kategorie, übergeordnete Einheit ausgeht, wird Klasse zunehmend als Ausdruck für eine größere Gruppierung innerhalb der Gesellschaft gebraucht (dies als Ergebnis einer Bedeutungsverengung). Eine solche Entwicklung ist an Belegen ablesbar, in denen Klasse als Entsprechung zu Stand auftritt (1654, 1656). Durch Adjektivattribute, die sich auf den Gegensatz oben/unten beziehen, wird dann auch das gesellschaftliche Machtgefüge versprachlicht, etwa wenn von den unteren Classen des Volks oder von Fürsten und Königen die Rede ist, die die vornehmste Classe der Menschen ausmachen (1730, 1749). Vor dem Hintergrund dieser Bedeutungsentwicklung werden auch die Komposita Volksklasse und Gesellschaftsklasse gebildet (1760, 1780, 1840).

Klasse als Wort des Marxismus

Als soziale Kategorie erhält Klasse dann vor allem im Marxismus eine neue Gebrauchsdimension. Ausgehend von der Bedeutung größere Gruppierung innerhalb des Gesellschaftsgefüges wird es zum Terminus der marxistischen Gesellschaftslehre und gleichzeitig zu einem wirkmächtigen Fahnenwort der internationalen sozialistischen Bewegung umgeprägt. Klasse wird zwar bei Marx nicht immer einheitlich gebraucht, es steht aber stets der jeweilige ökonomische Status – genauer: der Zugang zu den Produktionsmitteln – im Mittelpunkt der so gefassten Bedeutung (vgl. KlasseDWDS sowie mit Differenzierungen im Einzelnen die Belege 1848a und 1848b). Den Charakter eines Fahnenwortes erhält Klasse ebenfalls schon bei Marx und Engels, etwa wenn die Klasse der Arbeiter emphatisch als gestaltende Kraft der Geschichte gesehen wird, die sich ihrer eigenen Rolle und historischen Bedeutung bewusst ist (1848c). Damit steht das ProletariatWGd als die revolutionäre Klasse der BourgeoisieWGd als der herrschenden Klasse im KlassenkampfWGd gegenüber (1848d, 1848e, vgl. auch Arbeiterklasse und Kapitalistenklasse als Antagonisten im Marx-Beleg von 1885).

Indem die marxistische Lehre im Wesentlichen zwei im Klassenkampf miteinander ringende gesellschaftliche Kräfte einander entgegenstellt – ProletariatWGd versus BourgeoisieWGd, Arbeiterklasse versus Kapitalistenklasse –, löst sie eine ältere Sicht auf die soziale Struktur ab, in der neben den unteren und höheren Klassen noch eine Mittelklasse bzw. mittlere Klasse vorausgesetzt wird (vgl. 1791, 1795).2)

Lehnbeziehungen

Klasse ist eine Entlehnung aus lateinisch classis. Im Lateinischen bedeutet es zuerst Aufgebot, Herbeirufung. In dieser Bedeutung wurde classis metonymisch übertragen auf die zusammengerufene Heeresabteilung und in der Folge auf die einzelnen Wahlgruppen bei den Volksversammlungen. Über eine Bedeutungsverallgemeinerung hat sich hieraus Abteilung, Gattung entwickelt (s. ThLL 3, 1281–1295, LEW, 167). In kaiserzeitlichem Latein wurde diese Bedeutung dann auch spezialisiert angewandt auf Schulklasse (ThLL 3, 1295; vgl. auch MLW 2, 686).

In deutschen Texten findet sich das Wort ab dem 16. Jahrhundert, und zwar, wie oben gezeigt, zuerst in den Bedeutungen Schulklasse (1569, 1571) sowie Kategorie, übergeordnete Einheit, Einteilung (1558). Es wird zunächst noch lateinisch geschrieben und flektiert, ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dominiert dann aber die deutsche Flexion (vgl. 1656). Die Schreibung mit K anstelle von C setzt sich ab dem 18. Jahrhundert durch (1772, 1773).

Für die Wortgeschichte von Klasse ist in Ergänzung zum Lateinischen als der ursprünglichen Gebersprache wohl auch mit französischen und englischen Einflüssen zu rechnen. Dies gilt zunächst für Klasse als soziale Kategorie. Für die Entstehung dieser Lesart im Englischen spricht sich 25Kluge, 496 aus, während andere hier von einer Vorläuferschaft des Französischen ausgehen (vgl. 1DWB 5, 1006DWDS sowie 1DFWB 1, 345). Nach 3OED scheint classengl. in der Tat älter als die vergleichbare Verwendung im Deutschen zu sein – dort wird ein Beleg von 1629 angeführt: the lowest degree, or classe of men in London. Das Französische hat eine entsprechende Bedeutung dagegen offenbar erst Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelt (vgl. 1DHLF, 461 und TLFi unter classefrz.).

Die Lesart Einheit, Gruppe in einer biologischen Taxonomie ist sowohl im Englischen als auch im Französischen bereits für das ausgehende 17. Jahrhundert und damit früher als für das Deutsche zu belegen, das erst im 18. Jahrhundert eine entsprechende Bedeutung aufweist (1736; vgl. 1DHLF, 461 und 3OED unter classengl. I.2.b). Abgesehen von den früheren Datierungen, die für das Englische zu ermitteln sind, fehlen aber für diese Verwendung wie auch für die Bedeutung Gruppe innerhalb der Gesellschaft direkte Hinweise auf eine Übernahme, etwa in Form von Übersetzungen oder anderen Texten mit direktem Bezug auf englischsprachige Vorbilder und Verhältnisse (zu classengl. vgl. auch Williams 1988, 60–69).

Anmerkungen

1) Dazu auch die Anmerkung in 1DWB 5, 1005DWDS: die als abtheilung im wissenschaftlichen system, hauptsächlich in den naturwissenschaften, doch im strengen sinne unterschieden von art, gattung, geschlecht, ordnung, familie, die als unterabtheilungen der klasse behandelt werden; zum Terminus Klasse in der Biologie vgl. auch HWPh 4, 848.

2) In der Beschreibung konkret gegebener sozialer Verhältnisse setzen Marx/Engels allerdings durchaus mehrere Klassen an, so etwa Kleinbürger und Bauern (HWPh 4, 851; Weyand 2014, 72–74).

Literatur

1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)

1DHLF Dictionnaire historique de la langue française, par Alain Rey et al., 3. Aufl. Bd. 1–2. Paris 2000.

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

HWPh Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. von Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfried Gabriel. Völlig neubearb. Ausg. des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Bd. 1–13. Basel 1971–2007.

25Kluge Kluge – Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearb. von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Aufl. Berlin/Boston 2011.

LEW Walde, Alois: Lateinisches Etymologisches Wörterbuch. 2., umgearbeitete Aufl. Berlin 1910. (archive.org)

MLW Mittellateinisches Wörterbuch bis zum ausgehenden 13. Jahrhundert. In Gemeinschaft mit den Akademien der Wissenschaften zu Göttingen, Heidelberg, Leipzig, Mainz, Wien und der Schweizerischen Geisteswissenschaftlichen Gesellschaft hrsg. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Begr. von Paul Lehmann und Johannes Stroux. Bd. 1 ff. Berlin 1967 ff. (woerterbuchnetz.de)

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

ThLL Thesaurus linguae Latinae. Editus iussu et auctoritate consilii ab academiis societatibusque diversarum nationum electi. Vol. I ff., 1900 ff. (Leipzig bis 1999, München/Leipzig bis 2006; Berlin/New York ab 2007). (badw.de)

TLFi Trésor de la langue française informatisé (Trésor de la langue française, sous la direction de Paul Imbs/Bernard Quemada. Bd. 1–16. Paris 1972–1994). (atilf.fr)

Weyand 2014 Weyand, Jan: Klasse, Klassenkampf, Geschichte. In: Ingrid Artus u. a. (Hrsg.): Marx für SozialwissenschaftlerInnen. Eine Einführung. Wiesbaden 2014, S. 51–81.

Williams 1988 Williams, Raymond: Keywords. A vocabulary of culture and society. Revised and expanded edition (1983). Reprint. London 1988.

Belegauswahl

Es seind bey vnß keine Baͤpstischen Archipreßbyteri oder Ertzpriester: […] Dann die selbigen […]die ich also genempt / die tragend sorg für alle Classes oder capitel in vnser landschafft / vnnd ist jr Ampt / das sie die vbrigen warnind vnnd verbesserind.

Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich 1558, S. CCCLXII v. (deutschestextarchiv.de)

So seind wir demnach entschlossen / vnserer Landtschafft Kindern zu gnaden / in vnserer Statt N. ein sonder Paedagogium, […]mit geschickten Pedagogarchen / anzurichten lassen / darinn alle Classes, vnnd derselben Lectiones, durch gelerte Praeceptores nach notturfft gehalten / auff das die Knaben […]/ so man nicht gleich / zuuor vnd ehe sie inn der Grammatic / Dialectic vnd Rethoric fundiert / auff ein Vniuersitet verschicken wolte / daselbsten procedieren / vnd jre studia continuiren.

Braunschweig-Wolfenbüttel, Heinrich Julius von: Kirchenordnung. Wolfenbüttel 1569, S. 309. (deutschestextarchiv.de)

Class. […] ein ordnung der menschen / Als inn den Schuͦlen macht man drey oder vier vnd mehr Classes / das ist ordnung vnd abteilung / dahin man die knaben / ein jeden nach seiner kunst vnd auffnemung ordnet vnd setzt.

Rot, Simon: Ein Teutscher Dictionarius/ dz ist ein außleger schwerer/ vnbekanter Teutscher/ Griechischer/ Lateinischer … wörter. Augsburg 1571, S. 47. (books.google.de)

So bezeuge ich nun fuͤr Gott/ vnd dem HErrn Jeſu Chriſto/ der da zukuͤnfftig iſt/ zu richten die Lebendigen vnd die Toden¡ Nicht allein genera ſingulorum, alle Geſchlechte der Erden/ alle Nationen vnd Voͤlcker/ alle claſſes vnd Staͤnde; […]Petrus mit ſeinen Apoſteln/ Stephanus mit allen Maͤrterern/ Timotheus mit allen Biſchoffen/ Cain mit den Todtſchlaͤgern/ Lamech mit den Ehebrechern/ Jeſabel mit den Goͤtzendienern/ Herodes mit den Verfolgern/ Pilatus mit den Richtern/ Arius mit den Ketzern/ Simon mit den Zauberern ꝛc. ſondern auch ſingula generum, alle vnd iede Menſchen/ von Adam an biß auff den Letzten der geboren wird.

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs Milch/ Oder Der Erklärung deß Christlichen Catechismi Fünffter Theil. Begreiffend den Andern Articul deß Vralten Apostolischen/ auch Nicenischen Glaubens. Straßburg 1654, S. 1327. (deutschestextarchiv.de)

So pflegt der Landsherr nicht alle Landſtaͤnde/ ins gemein/ ſondern zu Verhuͤtung der koſten/ […]vnd gewinnung der Zeit/ offters auch vmb beſſerer geheimhaltung willen/ Einen Außſchus auß denſelben zu ſammen zu beſchreiben/ Solcher Außſchus […]oder benennung etlicher Perſonen bald in Engerer bald in groͤſſerer Anzal/ wird mehrentheils auß allen Staͤnden oder Claſſen der Landſchafft/ auff einem allgemeinen Landtag beſchloſſen/ vnd zu Werck geſtellet […]/ damit der Landsherr wiſſe/ welche er in obigen faͤllen zu Erfordern habe.

Seckendorff, Veit Ludwig von: Teutscher Fürsten Stat. Frankfurt (Main) 1656, S. 31. (deutschestextarchiv.de)

Jſt die materie etwas weltliches/ und alſo auffs wenigſte vermuthlich/ daß die geſetze/ welche dieſelbe angehen/ zu der claſſe derjenigen gehoͤren/ welche der policey gegeben worden.

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Halle (Saale) 1701, S. 334. (deutschestextarchiv.de)

DIe Spinnen […](ARANEI oder ARANEAE) sind ein sehr bekandtes Ungeziefer/ […]dessen man verschiedene Arthen findet/ und hat Plinius acht/ Avicenna zwölff/ andere mehr auch weniger Species erzehlet/ worvon Aldrovandus und hauptsächlich Listerus Tract. de Aran. zu sehen sind; welcher letztere auch andere Ungeziefer/ als Raupen/ Fliegen/ Käfer und dergleichen/ in ihre gewisse Geschlechter und Classen eingetheilet hat. […]Insgemein aber können die Spinner kürtzlich in zwey Haupt-Geschlechte eingetheilet werden/ nemlich in die zwey – äugige und die acht – äugige Spinnen/ worvon die erstere Art klein Gewebe/ die letztere aber die Spinn-webe würcket und derohalben mehr Augen vonnöthen hätte.

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum, Oder Vollständige Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main) 1704, S. 514. (deutschestextarchiv.de)

Die Tagewehler aber ſetzet Moſes mit in die Claſſe der Zauberer/ Zeichendeuter/ Wahrſager und die auff Vogel-Geſchrey achten. Iſt ſicherlich eine ſchoͤne Geſellſchafft!

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, Oder Auffrichtige Untersuchung derer Von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Chemnitz 1705, S. 419. (deutschestextarchiv.de)

[…]
Die bey dem Corengel-Jacobiſchen hochzeit-feſte eroͤrterte curieuſe frage: Ob es beſſer ſey, eine kleine oder groſſe zu heyrathen?
DAs frauenzimmer theilt ſich in zwey claſſen ein,
Und iſt in ſeiner art groß oder etwas klein:
Doch wenn ein freyers-mann ſich eines ſoll erwehlen,
So pflegt er meiſtentheils beym ſchluſſe zu verfehlen.

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Sechster Theil. Leipzig 1709, S. 128. (deutschestextarchiv.de)

Denn ahmet das Trauerspiel die vornehmste Classe der Menschen, ich meyne das Leben der Könige und Fürsten nach; so schildert das Lustspiel den Mittelstand der Welt, an Adel und Bürgern ab.

Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer critischen Dichtkunst. In: Johann Christoph Gottsched: Ausgewählte Werke. 12 Bände. Berlin/New York 1968–1987 [zuerst 1730], Bd. 6/2, S. 638. (google.de)

[…]Der geſchickte Botanicus, Herr Carolus Linæus, hat abermal eine Probe ſeiner beſondern Begierde, die Botanic in Aufnahme zu bringen, der Welt vor Augen geleget. Es iſt eine Anweiſung, wie man die Hiſtorie einer jeden Sache in der Natur auf eine geſchickte Art beſchreiben kan. Die Ordnung hierin iſt folgende: Erſt die Betrachtung der Namen, darauf die Theorie der verſchiedenen Claſſen, die Art, Geſchlechte, Eigenſchafften, Nutzen, und beſondere Anmerkungen aus der Gelehrſamkeit […]; und dieſes alles deſto begreifflicher zu machen, wird eine ſolche Beſchreibung der Jndianiſchen Frucht Piſang angeſtellet, die der Herr Autor um deſto lieber dazu erwaͤhlet, weil ſolche Pflanze in wenig Gaͤrten dieſer Laͤnder zu ſinden, er aber das Gluͤck gehabt unter den raren Gewaͤchſen des Herrn Georg Cliffort, JCti, ein ſolches Gewaͤchſe bluͤhen zu ſehen, die in dieſem Stuͤcke vor andern was beſonders haben ſoll.

Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten 80, 19. Mai 1736, S. [4]. (deutschestextarchiv.de)

Der weltliche Adel hat 5. Claſſen, als Herzoge, Marggrafen, Grafen, Vicomtes und Baronen.

Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken, zum Gebrauch in seinen Academischen Vorlesungen. Göttingen 1749, S. 180. (deutschestextarchiv.de)

Jch habe aber auch in den vierfuͤſſigen Thieren, welche Eier legen, und die ſonſten die mittlere Claſſe zwiſchen den Fiſchen und Voͤgeln ausmachen, z. E. in der gemeinen und in der andern ſchoͤnern gruͤnen Eidechſe, im Froſche und der Kroͤte, nur ein Ohr angetroffen.

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Aus dem Lateinischen übersezt. Erster Band. Die Faser; die Gefässe; der Umlauf des Blutes; das Herz. Hrsg. von Johann Samuel Halle. Berlin 1759, S. 584. (deutschestextarchiv.de)

Und wie viele gekrönte Häupter waren aus der Volksklasse!

Hippel, Theodor Gottlieb: Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z. Theil 1. Leipzig 1828 [zuerst 1760], Bd. 7, S. 251. (books.google.de)

Wer keine griechische Kunstwörter vertragen kan, der sage von Völkern, die nur in geographischer Bedeutung als Ein Volk gedacht werden: „sie gehören in Eine Klasse“; von denen in genetischer: „sie sind von Einem Stamme“; von denen in politischer Bedeutung: „sie gehören zu Einem State“.

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers […] Vorstellung seiner Universal-Historie. Göttingen u. a. 1772, Bd. 1, S. 104. (deutschestextarchiv.de)

Erſten Scene der Erſcheinung traͤgt ſchon allen Saamen ſeiner Schickſale zur Ernte der dunkelſten Zukunft in ſich. Siehe! der gutherzige Verſchwender, der raſche Unbarmherzige, der kindiſche Vater wird es bald ſeyn auch in den Vorhoͤfen ſeiner Toͤchter — bittend, betend, bettelnd, fluchend, ſchwaͤrmend, ſegnend, — ach, Gott! und Wahnſinn ahndend. Wirds ſeyn bald mit blaſſem Scheitel unter Donner und Blitz, zur unterſten Klaſſe von Menſchen herabgeſtuͤrzt, mit einem Narren und in der Hoͤle eines tollen Bettlers Wahnſinn gleichſam pochend vom Himmel herab.

Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter. Hamburg 1773, S. 94. (deutschestextarchiv.de)

Gewohnheiten und Gebräuche, Volksklassen und Stammordnungen […], die das Reich erkennt; die es von den Teutonen erbte; denen ihr, Agilolfinger! eure Rechte über uns Bayern zu danken habt; die zur Rittersitte geworden: die sollen euch verehrliche, unverbrüchliche Gesetze und nicht Vorurteile sein.

Törring, Josef August: Agnes Bernauerin. In: Das Drama der klassischen Periode. Hrsg. von Dr. Adolf Hauffen. Stuttgart o. J., Bd. 1, S. 43. [DWDS] (zeno.org)

Bei der Mittelklasse scheint der Luxus nach Verhältniſs des Ortes und der Umstände sich noch ziemlich in Schranken zu halten; hier sah ich die Englischen groſsen Baumwollentücher oder Shawls in allgemeinem Gebrauch. Die Weiber aus der geringen Volksklasse und die Mägde erscheinen dagegen in einem den Fremden äuſserst miſsfälligen Costume.

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Berlin 1791, Bd. 2, S. 394. (deutschestextarchiv.de)

Das Aeußere der Einwohner von Dresden, niederer und mittler Klaſſen, iſt anſtaͤndiger und ſauberer, als man es in andern großen Staͤdten, z. B. in Berlin, an eben dieſen Klaſſen findet. Eine Handwerkersfrau, Soldatenfrau, Magd, die zu Markte geht, iſt ſchier und weiß angezogen, und der Korb oder das Tuch, worin ſie die eingekauften Waaren traͤgt, iſt niedlich, reinlich, und in die Augen fallend. Dieſe Klaſſe iſt Winter und Sommer in Kotton, Kamelot und aͤhnlichen Stoff gekleidet.

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers von Riga nach Warschau. Dritter Theil: Fünftes Heft. u. Sechstes Heft. Berlin 1795, S. 25. (deutschestextarchiv.de)

Bey demselben Verleger sind in der Herbstmesse 1806 u. Ostermesse 1807 heraus gekommen: de Beauclair, A., französisches Lesebuch für Anfänger und untere Schulklassen […].

Roth, Christian Theodor: Lehrbuch der Geschichte für die obern Classen gelehrter Schulen. Alte Geschichte. Theil 1. Gießen/Darmstadt 1808. [Faksimile Nr. 402] [DWDS] (gei.de)

Von diesen Aussendlingen gehörten zwar nur wenige den höhern Gesellschaftsclassen an, aber sie seyen fast durchgängig talentvolle, rührige, beredte und selbst gebildete Leute, wiewohl ihre Bildung diese verkehrte und unheilvolle Richtung genommen.

Allgemeine Zeitung 41, 10. Februar 1840, S. 323. (deutschestextarchiv.de)

Im alten Rom haben wir Patrizier, Ritter, Plebejer, Sklaven; im Mittelalter Feudalherren, Vasallen, Zunftbürger, Gesellen, Leibeigene, und noch dazu in fast jeder dieser Klassen wieder besondere Abstufungen.

Marx, Karl/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848, S. 3. (deutschestextarchiv.de)

Die ganze Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr in zwei große feindliche Lager, in zwei große einander direkt gegenüberstehende Klassen – Bourgeoisie und Proletariat.

Marx, Karl/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848, S. 4. (deutschestextarchiv.de)

Diese Organisation der Proletarier zur Klasse, und damit zur polischen Partei, wird jeden Augenblick wieder gesprengt durch die Conkurrenz unter den Arbeitern selbst.

Marx, Karl/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848, S. 9. (deutschestextarchiv.de)

In Zeiten endlich wo der Klassenkampf sich der Entscheidung nähert, nimmt der Auflösungsprozeß innerhalb der herrschenden Klasse, innerhalb der ganzen alten Gesellschaft, einen so heftigen, so grellen Charakter an, daß ein kleiner Theil der herrschende Klasse sich von ihr lossagt und sich der revolutionären Klasse anschließt, der Klasse, welche die Zukunft in ihren Händen trägt.

Marx, Karl/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848, S. 9. (deutschestextarchiv.de)

Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüber stehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse.

Marx, Karl/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848, S. 9. (deutschestextarchiv.de)

Systematische Uebersicht der 4 Klassen, 8 Unterklassen und 30 Ordnungen im Stamme der Gliedfüßer oder Arthropoden.

Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin 1868, S. 424. (deutschestextarchiv.de)

Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz, dass sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerths […](resp. auch zur Cirkulation ihres Kapitals, konstanten und variablen) selbst in die Cirkulation werfen muss, […]nicht nur nicht paradox, sondern als nothwendige Bedingung des ganzen Mechanismus; denn hier gibt es nur zwei Klassen: die Arbeiterklasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitalistenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmittel wie des Geldes ist.

Marx, Karl: Kritik der politischen Oekonomie. In: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg 1885, S. 417. (deutschestextarchiv.de)

Gemeinsam kümmert er sich mit Freundin Annette um die schnellen Suzuki-Maschinen, die in allen Größen- und Motorenklassen zu haben sind.

Leipziger Volkszeitung, 18. 7. 1997. [DWDS]

Es gibt keine Bürger zweiter Klasse und insbesondere keine Abstufungen im Deutschsein.

Steinmeier, Frank-Walter: Rede von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier bei der zentralen Trauerfeier für die Attentatsopfer in Hanau vom 19. Februar 2020, 4. 3. 2020. [DWDS] (bundesregierung.de)