Wortgeschichte
Entlehnung aus dem Französischen
Bürokratie ist ein Lehnwort, das Ende des 18. Jahrhunderts aus dem Französischen ins Deutsche übernommen wurde (vgl. Pfeifer unter BürokratieDWDS). Das französische Kompositum bureaucratie geht zurück auf den Ökonomen Vincent de Gournay (1712–1759), der das Wort als Kunstwort geschöpft hat (vgl. Pfeifer unter BürokratieDWDS). Es setzt sich aus französisch bureau und dem Suffix französisch -cratie zusammen.
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Zur Herkunftsgeschichte
Französisch bureau ist wiederum eine Entlehnung aus dem Lateinischen, die sich auf das vulgärlateinische Wort bura bezieht, das unter anderem Wolle
bedeutet (vgl. 1DHLF 1, 327). Im Altfranzösischen bezeichnet bure zunächst einen groben Wollstoff, der unter anderem zum Beziehen von Schreibtischen verwendet wurde (vgl. 1DHLF 1, 327). In einer metonymischen Bedeutungsübertragung wurde mit französisch bureau zuerst der Schreibtisch und später schließlich das ganze Zimmer – die Schreibstube – benannt (vgl. 1DHLF 1, 327 f.). Das Element französisch -cratie – das sich auch in französischen Bildungen wie aristocratie und démocratie findet (vgl. Pfeifer unter BürokratieDWDS) – geht seinerseits auf altgriechisch krátos mit der Bedeutung Herrschaft, Gewalt, Macht
zurück (vgl. LS, 992). Wörtlich übertragen bedeutet französisch bureaucratie Schreibstubenherrschaft
(1907). Während der Französischen Revolution erfährt französisch bureaucratie eine größere Verbreitung und der Wortgebrauch dieser Zeit prangert unter anderem den übermäßigen Einfluss der Verwaltung und die Macht ihrer Beamten an (vgl. 1DHLF 1, 328). Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein finden sich im Deutschen auch noch die dem Französischen angenäherten Schreibweisen Bureaukratie (1828, 1928) und Bureaucratie (1848i, 1999c) sowie seltener auch Büreaukratie (1902a).
Erste Verwendungen im Deutschen
In der weiter gefassten Bedeutung Herrschaft des Beamtenapparats, Gesamtheit der Beamten
(vgl. Pfeifer unter BürokratieDWDS; 1861, 1918c) wird Bürokratie seit Ende des 18. Jahrhunderts auch im Deutschen verwendet, wobei das Wort im deutschen Sprachgebrauch zunächst zur Beschreibung französischer Verhältnisse dient (1790, 1838). Wie eng Beamtentum und Bürokratie zusammengedacht werden, zeigt auch das Kompositum Beamtenbürokratie (1946), das allerdings erst im 20. Jahrhundert vermehrt Verwendung findet (Abb. 1).
Der pejorative Wortgebrauch im 19. Jahrhundert
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wird Bürokratie auch auf deutsche Gegebenheiten der staatlichen Macht und der Verwaltung im Polizeistaat bezogen (1830b, 1848a, 1848e, 1870b). Bürokratie wird dabei vornehmlich im pejorativen Sinn gebraucht, um die Willkür des staatlichen Verwaltungsapparats zu kritisieren (1848a, 1848f) und auch um besonders pedantische Handlungsweisen zu benennen (vgl. Pfeifer unter BürokratieDWDS; vgl. 6Meyers 3,614; 1842, 1980a). Im Zusammenhang der kritischen Haltung gegenüber der staatlichen Verwaltung wird die Bürokratie – neben der engeren Bezogenheit auf die Schreibarbeit (1828, 1898b) – auch mit Geheimniskrämerei (1848c, 1848e, 1883) und Vetternwirtschaft (1849b) assoziiert. An diesen Verknüpfungen lässt sich nachvollziehen, dass Bürokratie – wie etwa auch bei Marx und Engels – als kritisches Schlagwort für die als allmächtig empfundenen Organisationsformen der staatlichen Herrschaft fungiert (1830a, 1870a, 1883). Noch 1907 wird das Lemma Bürokratie in Meyers Großem Konversationslexikon in diesen negativen Aspekten akzentuiert, indem Bürokratie wie folgt expliziert wird:
Bezeichnung für eine kurzsichtige und engherzige Beamtenwirtschaft, der das Verständnis für die praktischen Bedürfnisse des Volkes fehlt; Formenkrämerei, Beamtenherrlichkeit, Herrschaft des grünen Tisches,Geheimratsherrschaft(Bismarck). Auch eine solche Beamtenschaft und ihre Angehörigen nennt man B[ürokratie]. [6Meyers 3,614]
Die Ableitungen Bürokrat und bürokratisch
Im 19. Jahrhundert werden ebenfalls aus dem Französischen die überwiegend pejorativ verwendeten Ausdrücke Bürokrat (von französisch bureaucrate) und bürokratisch (von französisch bureaucratique) entlehnt (vgl. Pfeifer unter BürokratieDWDS; 1830b, 1848b, 1858). Die Bildungen weisen eine Analogie zu den Entlehnungen Demokrat (um 1760 aus französisch démocrate) und Aristokrat (Angehöriger der Aristokratie
, 18. Jahrhundert) sowie zu den Ableitungen demokratisch (Ende des 16. Jahrhunderts) und aristokratisch (17. Jahrhundert) auf (vgl. Pfeifer unter AristokratieDWDS; vgl. Pfeifer unter DemokratieDWDS). Wortschöpfungen dieser Art finden sich vielfach in der Literatur des 19. Jahrhunderts – so etwa auch Autokratie, Plutokratie und Theokratie (vgl. Pfeifer unter DemokratieDWDS). Dabei ist eine semantische Nähe von Bürokrat und Aristokrat sowie zwischen Bürokratie und Aristokratie insbesondere in staatstheoretischen Texten feststellbar (vgl. 1DFWB unter Bürokratie; 1848c, 1848d, 1849a).
Die Semantik von Bürokrat nähert sich mit ihren zumeist negativen Konnotationen (1844, 1848h, 1848g, 1849c, 1900) an die Bedeutung von Pedant und SpießerWGd an (1894, 1976, 1988). Bürokrat wird daher allgemein auch im Sinne von pedantisch Handelnder
gebraucht (1864, 1931, 2010). Das Adjektiv bürokratisch (auch in der Schreibweise bureaukratisch) (1908a) erscheint – bis in den heutigen Sprachgebrauch hinein – sowohl in der Bedeutung der Bürokratie gemäß
(1892, 1960, 2017a) als auch abwertend im Sinne von pedantisch
(1898a, 1905, 1956a, 2000a). Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist die Bildung unbürokratisch mit der Bedeutung schnelle Vorgehensweisen, die nicht den üblichen behördlichen Regularien entsprechen
belegt (1921b, 1949a, 2016).
Synonymien und Bedeutungsverwandtschaften
Eine weitgehend synonyme Bildung zu Bürokratie stellt das Substantiv Bürokratismus dar, das seit dem 19. Jahrhundert begegnet und das sich ebenfalls zumeist abwertend auf höhere Behörden und staatliche Organisationsformen bezieht (1887, 1918b, 1918d, 1933, 1947a).
Auch werden VerwaltungWGd und Bürokratie teilweise synonym verwandt (1902b) und in dem Kompositum Verwaltungsbürokratie miteinander verbunden (1930, 1948).
Zu den bedeutungsverwandten Wörtern von Bürokratie gehören – neben Verwaltung – auch Administration (1971b), Behörde (1928, 1947b), Institution (1865), Management (2003a), Beamtenapparat (1928) und VerwaltungsapparatWGd (1952).
Entwicklungen im 20. Jahrhundert
Eine Versachlichung und wissenschaftliche Präzisierung erfährt der Begriff Bürokratie in der soziologischen Auseinandersetzung bei Max Weber, der in seinem postum erschienen Werk Wirtschaft und Gesellschaft
(1921/1922) die Bürokratie als eine legale Herrschaftsform analysiert (1921c, 1921f).1) Das Wort Bürokratie erhält durch Weber – neben dem allgemein eher pejorativen Gebrauch – einen neutraleren Akzent,2) da Weber verschiedene Aspekte der Bürokratie mit einer auf dem Prinzip der Regelgebundenheit und Gleichbehandlung basierenden Rationalität verknüpft (vgl. Wikipedia unter Bürokratie; 1918f, 1921d, 1921e). Unter Bürokratie wird – in Anschluss an Weber – auch eine auf Rationalität basierende Organisationsstruktur verstanden (1981a, 1981b).
Im beginnenden 20. Jahrhundert begegnet im Zusammenhang der Ausweitung bürokratischer Organisationsformen vermehrt die Ableitung Bürokratisierung (1908b, 1918a, 1919, 1921a), bei der es sich vermutlich um eine Entlehnung vom französischen Substantiv bureaucratisation handelt, das im Französischen seit 1905 belegt ist (vgl. 1DHLF 1, 328). Mit dem Begriff Bürokratisierung wird in der Folge die zunehmende Verwaltung des gesamten öffentlichen Lebens kritisiert (1918e, 1954, 1999a). Dabei fällt auch die Wortverbindung von Bürokratisierung und Schematisierung ins Auge (1919, 1921a, 1975). Durch die Kritische Theorie und die studentische Linke der 1968er-Bewegung avanciert zudem auch Bürokratie im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem Stigmawort, mit dem die bestehenden Herrschaftsmechanismen entlarvt und kritisiert werden (1939, 1967). Nach Hannah Arendt ist die Bürokratie die
vielleicht furchtbarste Herrschaftsform […], welche durch ein kompliziertes System von Ämtern ausgeübt wird, bei der man keinen Menschen mehr, weder den Einen noch die Wenigen, weder den Besten noch die Vielen, verantwortlich machen kann, und die man daher am besten als Niemandsherrschaft bezeichnet. (Im Sinne der Tradition, welche die Tyrannis als die Herrschaft definiert, der man keine Rechenschaft abfordern kann, ist die Niemandsherrschaft die tyrannischste Staatsform, da es hier tatsächlich Niemanden mehr gibt, den man zur Verantwortung ziehen könnte. […].)3)
In der heutigen Verwendungsweise von Bürokratie bestehen neutrale und pejorative Bedeutungen nebeneinander. Bürokratie dient in dem neutraleren Gebrauch dazu, den staatlichen Beamten- und Verwaltungsapparat mit seiner hierarchischen Organisationsform
zu bezeichnen (vgl. DWDS unter BürokratieDWDS; 1956b, 2006). Auch wird Bürokratie als Kollektivum und personifizierend gebraucht, um auf die Gesamtheit der in der Verwaltung Beschäftigten
(1999b, 2007a, 2012) zu referieren. Daneben finden sich weiterhin abwertende Verwendungsweisen im Sinne von übertrieben genau geregelte, starre Verwaltungsordnung (der staatlichen Behörden) und das hiermit verbundene starre Denken und Handeln
(vgl. DWDS unter BürokratieDWDS; 2003b, 2005), die zumeist auch die hierarchische Struktur der Verwaltung kritisieren (1971a, 1996a). Die kritische Haltung zur Bürokratie kommt auch in der abwertenden Wortverbindung aufgeblähte Bürokratie zum Ausdruck, die seit dem frühen 20. Jahrhundert in den Belegen begegnet (1928, 1955, 1972, 2007b). Auch das Kompositum Bürokratieabbau, das seit den 1990er Jahren mehr Durschlagkraft erfährt, drückt eine negative Haltung gegenüber der Dominanz der Bürokratie in staatlichen Verwaltungsbereichen aus (1996b, 2002).
Dieser negativ besetzten Bedeutungslinie sind diverse Wortverbindungen zuzuordnen, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts besonders in der Presse immer wieder Verwendung finden – wie etwa bürokratischer Aufwand (1979, 2015), bürokratische Hürden (2000b, 2017b), bürokratische Hemmnisse (1957, 1984) und bürokratische Hindernisse (1949b, 1980b).
Anmerkungen
1) Vgl. Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 5. Auflage, hrsg. v. Johannes Winckelmann. Bd. 1 (1921). Tübingen 1976, darin insbesondere das Kapitel III.2: Die legale Herrschaft mit bureaukratischem Verwaltungsstab
, S. 124–130. Vgl. Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 4. Auflage, hrsg. v. Johannes Winckelmann. Bd. 2 (1922). Tübingen 1956, darin insbesondere das Kapitel Wesen, Voraussetzungen und Entfaltung der bürokratischen Herrschaft
, S. 559–587.
2) Vgl. Derlien, Hans-Ulrich/Doris Böhme/Markus Heindl: Bürokratietheorie. Einführung in eine Theorie der Verwaltung. Wiesbaden 2011, S. 19 ff.
3) Arendt, Hannah: Macht und Gewalt (1970). Aus dem Englischen von Gisela Uellenberg. München 2019, S. 39–40.
Literatur
Arendt 1970 Arendt, Hannah: Macht und Gewalt (1970). Aus dem Englischen von Gisela Uellenberg. München 2019.
Derlien/Böhme/Heindl 2011 Derlien, Hans-Ulrich/Doris Böhme/Markus Heindl: Bürokratietheorie. Einführung in eine Theorie der Verwaltung. Wiesbaden 2011.
1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)
1DHLF Dictionnaire historique de la langue française, par Alain Rey et al., 3. Aufl. Bd. 1–2. Paris 2000.
DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)
LS Liddell, Henry George/Robert Scott: A Greek-English Lexicon. Revised and Augmented thoroughly by Sir Henry Stuart Jones. With a Revised Supplement. Oxford 1996.
6Meyers Meyers großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Bd. 1–24, Kriegsnachtrag Teil 1–2. 6., gänzlich neubearbearbeitete u. vermehrte Aufl. Leipzig 1902–1917.
Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)
Wikipedia Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. (wikipedia.org)
Weber 1922 Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 4. Aufl., hrsg. von Johannes Winckelmann. Bd. 2 (1922). Tübingen 1956.
Weber 1921 Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 5. Aufl., hrsg. von Johannes Winckelmann. Bd. 1 (1921). Tübingen 1976.
Belegauswahl
A. L. Schlözer’s Stats-Anzeigen 15/60 (1790), S. 393. (ub.uni-bielefeld.de)Hr. Maury fürchtet daher, die Bureaucratie der Versammlung werde an die Stelle der Bureaucratie der Minister kommen.
Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Erster Theil. Stuttgart 1828, S. 3. (deutschestextarchiv.de)Die Vielſchreiberei iſt eine allgemeine Krankheit der Deutſchen, die auch jenſeits der Literatur herrſcht, und in der Bureaukratie einen nahmhaften Theil der Bevoͤlkerung an den Schreibtiſch feſſelt. Schreiber, wohin man blickt! und eben dieſe Schreiber tragen durch das, was ſie koſten, zur Verarmung des Landes nur bei, damit der Papiermuͤller an Lumpen keinen Mangel leide.
Polytechnisches Journal 11/14 (1830), S. 150. [DWDS] (slub-dresden.de)Wer verkennt hier die Allmacht der Bureaukratie!
Polytechnisches Journal 11/6 (1830), S. 490. [DWDS] (slub-dresden.de)Denn wir haben aus den traurigsten Erfahrungen die Allmacht der Büreaukratie und die Blindheit und Taubheit der Büreaukraten kennen gelernt: Blinden und Tauben kann nicht jeder Arzt, sondern nur der Himmel helfen und Hohenlohe!
List, Friedrich: Das deutsche National-Transport-System in volks- und staatswirthschaftlicher Beziehung beleuchtet. Altona/Leipzig 1838, S. 31. (deutschestextarchiv.de)Dazu kommt, daß das französische Publicum in Dingen dieser Art schon mehr Einsicht erlangt hat, als das deutsche; […]daß der constitutionelle Zustand Frankreichs dem Einflusse der öffentlichen Meinung auf die Entschlüsse der Regierung und auf die energische Ausführung derselben viel günstiger ist; daß die tausend Bedenklichkeiten und Hindernisse, die sich in Deutschland größern, das Einverständniß mehrerer Staaten voraussetzenden Unternehmungen entgegenstellen, dort wegfallen; endlich daß die französische Büreaukratie zur Zeit die Sache besser kennt, geneigter ist, in die öffentlichen Wünsche einzugehen und in großen Geschäften schon größere Übung erlangt hat, als die deutsche.
Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. Ihre Schicksale, ihre Tendenzen, ihre großen Charaktere. Erster Band. 2. unveränderte Ausgabe. Pforzheim 1842, S. 349. (deutschestextarchiv.de)Denkt euch ein Volk, das eine reizende Natur, alle Güter des Herzens und der Philosophie genösse; könnt ihr euch noch einen Augenblick diese Nation denken, wie sie von einer alten, unschönen, staubigen, gepuderten Büreaukratie könne regiert werden?
Die Grenzboten 3/1/2 (1844), S. 158. (deutschestextarchiv.de)Mag darum einst in diesen weiten Prunkgemächern, in denen jetzt blasse Bureaukraten gebückt an Schreibtischen hocken, der klirrende Sporn der berathend auf- und niederschreitenden Generale ertönt sein; mögen zwischen diesen schweigsamen Mauern jene kriegerischen Entwürfe entstanden sein, durch welche die Monarchie geworden, was sie ist […], indeß man jetzt hier mit den Herren Rothschild, Sina und Eskeles Staatsanleihen abschließt und um die Provisionsprocente feilscht: der Unterschied ist nicht ganz so groß, als er scheint, denn hat man damals über die Ausführung der That unterhandelt, so unterhandelt man nun wegen der Möglichkeit derselben, und jedenfalls muß heute beim Ausbruch eines Krieges der Gedanke der Staatsmänner früher der Bank zufliegen, als den Regimentern.
Allgemeine Zeitung, 25. März 1848, Nr. 85.Das Bevormundungssystem, die Bureaukratie, der Polizeistaat sind abgedankt.
Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten, 3. 5. 1848, Nr. 106, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)Man meinte aber, daß man keinen Bureaukraten, kein adminiſtratives Talent, ſondern einen politiſchen Karakter zu wählen habe.
Neue Rheinische Zeitung, 5. Juni 1848, Nr. 5, S. [3]. (deutschestextarchiv.de)Heute hat der Marine-Kongreß seine Sitzungen begonnen, sie werden aber wie alle Arbeiten der hohen Aristokratie und Büreaukratie mit einem Schleier des Geheimnisses umhüllt, daß es Niemanden gegönnt ist hinter denselben zu schauen.
Neue Rheinische Zeitung, 9. Juni 1848, Nr. 9, S. [2]. (deutschestextarchiv.de)Die Mehrzahl ist gegen die frühern Mißbräuche; allein nicht gewöhnt sich in öffentliche Angelegenheiten zu mischen, ‒ weil dieß Sache der Büreaukratie war, an deren Spitze die Aristokratie stand ‒ bleibt sie theilnahmlos, schwankend.
Neue Rheinische Zeitung, 21. Juni 1848, Nr. 21, S. [2]. (deutschestextarchiv.de)Jetzt erst treten die sonst von der Censur, Polizei und der Büreaukratie verheimlichten und in absichtliches, erzwungenes Dunkel gehüllten Thatsachen ans Tageslicht.
Neue Rheinische Zeitung, 11. Juli 1848, Nr. 41, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)In Preußen aber, wo eine seit vierzig Jahren vollständig organisirte büreaukratische Hierarchie in der Verwaltung und im Militär mit absoluter Gewalt geherrscht hat, in Preußen, wo gerade diese Büreaukratie der Hauptfeind war, den man am 19. März besiegt hatte, hier war die vollständige Erneuerung der Civil- und Militärbeamten noch unendlich dringender.
Mainzer Journal, 30. Juli 1848, Nr. 45. [DTA]Das sind vollendete Thatsachen, wenn man nach den Prinzipien schließt, welche heute unwidersprochen Geltung haben und die Bureaukraten sammt all ihrem Papier „zu den Akten“ verweisen.
Neue Rheinische Zeitung, 12. November 1848, Nr. 141, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)Die willkürliche läppische und arrogante Weise, mit der man so plötzlich und ohne die geringste konstitutionelle Schicklichkeit zu beobachten, unsere gute Stadt Dortmund mit Truppen überzogen hat, charakterisirt so recht unsere konstitutionellen Bureaukraten, welche jetzt aus dem faulen Boden des Absolutismus wie die Pilze hervorschießen.
Neue Rheinische Zeitung, 16. Dezember 1848, Nr. 170, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)Die halb aufgelöste Armee, die für ihre Stellen und Gehalte zitternde Bureaucratie, der gedehmüthigte Feudalstand, dessen Führer sich auf konstitutionellen Studienreisen befand, übertölpelten leicht mit einigen süßen Worten und Knixen den Bourgeois Gentilhomme.
Neue Rheinische Zeitung, 2. Februar 1849, Nr. 211, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)Die Kluft zwischen Aristokratie (Büreaukraten und Geldmänner) und Demokratie (Mittelstand und Arbeiter) wird immer größer.
Neue Rheinische Zeitung, 24. März 1849, Nr. 254, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)Trotz allen Klüngelns und Witzelns der hiesigen vielgezopften Büreaukratie, der erbärmlich kleinstädtischen, freilich sehr dünnen Geldsäcke, gelang es dennoch den angestrengten Bemühungen der Demokraten, den 18. März auch hier in angemessener Weise zu feiern.
Die Grenzboten 8/1/1 (1849), S. 451. (deutschestextarchiv.de)Mit dem Starrsinn und Eigendünkel eines tüchtigen Bureaukraten ist er von der Unfehlbarkeit seiner Ideen und der Heiligkeit seiner Zwecke so durchdrungen, daß er in den Mitteln nicht wählerisch sein kann.
Die Grenzboten 17/1/1 (1858), S. 464. (deutschestextarchiv.de)Es geht doch nichts über bürokratisches Besserwissenwollen!
Die Grenzboten 20/3/2 (1861), S. 68. (deutschestextarchiv.de)Wir finden diese Schattenseiten namentlich in der ungemessenen Vermehrung der Staatsgewalt, aus welcher wiederum der Finanzcoloß, die Vielregiererei und Vielschreibern, verbunden mit der Bureaukratie d. i. die vom Volke losgetrennte Beamtenherrschaft entsprossen ist.
Die Gartenlaube 12 (1864). [DWDS]Den Zweck in’s Auge fassend und überall in erste Linie stellend: Erleichterung und Bequemlichkeit des öffentlichen Verkehrs; von praktischen Geschäftsmännern, nicht von pedantischen Bureaukraten geleitet, die sich, wie leider noch immer bei uns, nicht von der Anschauung losmachen können, daß das Publicum um ihrer, nicht sie um des Publicums willen da seien, darf das englische Postsystem als ein nahezu vollkommenes bezeichnet werden.
Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Erster Theil: Die Lehre von der vollziehenden Gewalt, ihr Recht und ihr Organismus. Mit Vergleichung der Rechtszustände von England, Frankreich und Deutschland. Stuttgart 1865, S. 336. (deutschestextarchiv.de)In dieſem Sinne hat man in Oeſterreich […]mit großem Rechte und ohne den geringſten Nachtheil die Kreishauptmannſchaften definitiv aufgehoben, und den Bezirk unmittelbar unter die Landesregierung geſtellt; in Preußen hat man dagegen trotz alles Kampfes die ganz nutzloſe, nur die Büreaukratie vermehrende Inſtitution des Oberpräſidenten beibehalten, deren Funktion neben den Regierungen gar nicht zu definiren iſt.
Engels, Friedrich: Der deutsche Bauernkrieg (1870). Berlin 1972, S. 10 f.An den gesellschaftlichen Verhältnissen Deutschlands hat das Jahr 1866 fast nichts geändert. Die paar bürgerlichen Reformen – gleiches Maß und Gewicht, Freizügigkeit, Gewerbefreiheit usw., alles in den der Bürokratie angemessenen Schranken – erreichen noch nicht einmal das, was die Bourgeoisie andrer westeuropäischer Länder besitzt, und lassen die Hauptschikane, das bürokratische Konzessionswesen, unberührt.
[N. N.]: Verhandlungen des Reichstages des Norddeutschen Bundes. Berlin 1870. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)Meine Herren, ich bin ebensowenig wie Sie Anhänger des Polizeistaats und der Bureaukratie, wogegen neulich so viel geeifert worden ist, ich werde Ihnen überall beitreten, wo es sich darum handelt, die Büreaukratie zu beseitigen, und an deren Stelle die Selbstverwaltung einzuführen; aber ich glaube, auch wenn Sie die volle Selbstverwaltung haben werden, so müssen Sie die Beamten bei der Vornahme selbstständiger Amtshandlungen schützen.
Weber, Georg: Lehrbuch der Weltgeschichte. Bd. 2. Leipzig 1883. [DWDS] (gei.de)Ein Trieb zur Selbstbestimmung und zur Selbsthülfe durchzieht das Völkerleben; die Einsicht und Erfahrung, die im kleinen Gesellschaft – und Vereinsleben erworben und geübt wird, strebt sich auch im Großen zu bewähren und zu bethätigen; der alte Beamtenstaat mit seiner bürokratischen Allmacht und geheimnißvollen Amtsthätigkeit ist eine überwundene Einrichtung.
Die Grenzboten 46/1(1887), S. 613. (deutschestextarchiv.de)Es giebt immer noch Leute, welche sich Preußen als das Land des Schematismus und Bürokratismus vorstellen.
Pierson, William: Leitfaden der preußischen Geschichte. 10. Aufl. Berlin 1892. S. 36. [DWDS] (gei.de)Joachim Friedrich legte durch die Errichtung einer Art von Staatsministerium den ersten Grund zu der bürokratischen Staatsverwaltung, deren Idee ist, daß der Fürst mit seinen Beamten planmäßig nicht bloß die allgemeinen Staatssachen, sondern auch die besonderen Angelegenheiten der Gemeinden leitet.
Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Fünfter Theil: Bis zur März-Revolution. Leipzig 1894, S. 767. (deutschestextarchiv.de)Ich weiß ſehr wohl, daß meine weit mehr auf Erfahrung und Selbſtdenken, als auf blinden Glauben an fremde Theorien gegründeten nationalökonomiſchen Ideen nicht minder als meine amtloſe Perſönlichkeit gelehrten Pedanten und eingebildeten Bureaukraten von jeher ein Gegenſtand des vornehmen Abſprechens und der metaphyſiſchen Verdammung geweſen ſind.
Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Zweiter Band. Stuttgart 1898, S. 166. (deutschestextarchiv.de)Mich trieb keine perſönliche Rachſucht, ſondern, wenn man eine tadelnde Bezeichnung finden will, eher bürokratiſche Rechthaberei eines in ſeiner Autorität mißachteten Vorgeſetzten.
Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Erster Band. Stuttgart 1898, S. 11. (deutschestextarchiv.de)Es muß früher oder ſpäter der wunde Punkt eintreten, wo wir von der Laſt der Schreiberei und beſonders der ſubalternen Bürokratie erdrückt werden.
Marburger Zeitung, 10. 7. 1900, Nr. 77, S. [1]. (deutschestextarchiv.de)Wenn übereifrige Bureaukraten und eingefleiſchte Finanzbeamte bei der Durchführung dieſer Steuer in fiskaliſcher Weiſe durch unbegründete Steuererhöhungen, Beſchränkungen der Recursrechte ꝛc. ꝛc. vorgehen wollten, ſo hat das Finanzminiſterium im großen Ganzen ſolche Uebergriffe raſch beſeitigt.
Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 13. 2. 1902, S. 14. [DWDS]Das zweite Grundübel ist die Neigung der Büreaukratie, in allen Dingen die Macht sich zu erhalten und zu verstärken und darum die Dinge nicht gesetzgeberisch festzulegen.
Dernburg, Friedrich: Techniker und Dilettant. In: Berliner Tageblatt (Sonntags-Ausgabe), 16. 2. 1902, S. 5. [DWDS]Dieser ordnet bekanntlich den Technikern der staatlichen Verwaltung, der Büreaukratie, eine Anzahl von Personen zu, bei denen im Wesentlichen nichts anderes vorausgesetzt wird als gesunder Menschenverstand.
Seidel, August: Unsere Kolonien, was sind sie wert, und wie können wir sie erschliessen? Ein Kolonialprogramm. Leipzig 1905, S. 68. [DWDS]Es wird uns bürokratisch engherzig erzogenen Deutschen doch so unendlich schwer, freiere Lebensformen zu finden!
Mertens, Martin: Historisch-politisches ABC-Buch. Berlin 1907. [DWDS] (gei.de)Bureaukratie, franz. – griech., Schreibstubenherrschaft, Beamtenregierung, überwiegend in tadelndem Sinne gebraucht, indem man dabei an unnützes Schreibwerk, den Anforderungen des wirklichen Lebens nicht entsprechende Verordnungen, unfreundliches oder gar hochmütiges Verhalten der Beamten gegen die Bürger denkt.
Simmel, Georg: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. Leipzig 1908. (deutschestextarchiv.de)Wo in einer Gruppe vielfache und energische Über- und Unterordnungen bestehen, – sei es als einheitlicher hierarchischer Aufbau, sei es als eine Mannigfaltigkeit nebeneinander bestehender Herrschaftsverhältnisse – wird die Gruppe als ganze ihren Charakter wesentlich der Unterordnung entlehnen, wie es besonders klar in bureaukratisch regierten Staaten hervortritt.
N. N.: Deutscher Reichstag. In: Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 4. 3. 1908, S. 3. [DWDS]Durch solche Bürokratisierung schneidet man den Kaufleuten die Wurzel dessen ab, was sie für das Vaterland geleistet haben und leisten werden.
[N. N.]: Verhandlungen des Reichstages. Berlin 1918. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)Die mit der gesetzlichen Regelung in vielen Beziehungen unvermeidlich verbundene Bürokratisierung der Fürsorge würde der guten Sache schwerlich zum Segen gereichen.
[N. N.]: Verhandlungen des Reichstages. Berlin 1918. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)Da muß einmal der merkwürdigen Erfahrung Ausdruck gegeben werden, daß die Herren aus dem sogenannten freien Wirtschaftsleben, die sonst nicht genug schmähen können über den sogenannten Bürokratismus, selbst die schärfsten Bürokraten werden, wenn sie in eine Behörde eintreten.
Weber, Max: Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Politische Schriften, München 1921 [1918], S. 246. [DWDS]Unter einem System der Beamtenherrschaft konnten nun freilich unter diesen Kräften nur allenfalls der Hof und die Bürokratie verstanden sein.
Weber, Max: Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Politische Schriften, München 1921 [1918], S. 140. [DWDS]Nur wenig modifiziert vollzieht sich der Vormarsch des Bürokratismus in der Gemeindeverwaltung.
Weber, Max: Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Politische Schriften. München1921 [1918], S. 152. [DWDS]Wie ist es angesichts dieser Übermacht der Tendenz zur Bürokratisierung überhaupt noch möglich, irgendwelche Reste einer in irgendeinem Sinn »individualistischen« Bewegungsfreiheit zu retten?
Weber, Max: Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Politische Schriften. München 1921 [1918], S. 150. [DWDS]Die Bürokratie ist aber gegenüber anderen geschichtlichen Trägern der modernen rationalen Lebensordnung ausgezeichnet durch ihre weit größere Unentrinnbarkeit.
Dinglers Polytechnisches Journal 100/26 (1919), S. 296. [DWDS] (slub-dresden.de)Kurz, man ahmt die Organisation und Arbeitsweise des Großbetriebs nach und trachtet so, dessen Vorzüge zu erlangen, sucht andererseits aber die aus der Zentralisierung und Zusammenballung entspringenden bekannten Nachteile des Großbetriebs, die Schematisierung und Bürokratisierung und das Uebermaß von Kontrolleinrichtungen dadurch zu vermeiden, daß man, wo immer möglich, die Dezentralisierung beibehält.
[N. N.]: Verhandlungen des Reichstages. Berlin 1921. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)Es gibt dadurch nur eine Schematisierung und Bürokratisierung, und gerade die Kleinbetriebe und die Handwerker würden dadurch am meisten zu leiden haben.
Kuranda, Ignaz (Hrsg.): Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr. In: Die Grenzboten. Berlin 1921. (deutschestextarchiv.de)Hat etwa England mit seiner unbürokratischen Verwaltung mehr Erfolg in Irland gehabt als Preußen in seinen polnischen Landesteilen?
Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 5. Auflage, hrsg. v. Johannes Winckelmann. Bd. 1 (1921). Tübingen 1976, S. 126.Der reinste Typus der legalen Herrschaft ist diejenige mittelst bureaukratischen Verwaltungsstabs.
Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 5. Auflage, hrsg. v. Johannes Winckelmann. Bd. 1 (1921). Tübingen 1976, S. 128.Die rein bureaukratische, also: die bureaukratisch-monokratische aktenmäßige Verwaltung ist nach allen Erfahrungen die an Präzision, Stetigkeit, Disziplin, Straffheit und Verläßlichkeit, also: Berechenbarkeit für den Herrn wie für die Interessenten, Intensität und Extensität der Leistung, formal universeller Anwendbarkeit auf alle Aufgaben, rein technisch zum Höchstmaß der Leistung vervollkommenbare, in all diesen Bedeutungen: formal rationalste, Form der Herrschaftsausübung.
Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 5. Auflage, hrsg. v. Johannes Winckelmann. Bd. 1 (1921). Tübingen 1976, S. 128.Denn wenn die bureaukratische Verwaltung überall die – ceteris paribus! – formal-technisch rationalste ist, so ist sie für die Bedürfnisse der Massenverwaltung (personalen oder sachlichen) heute schlechthin unentrinnbar.
Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. 5. Auflage, hrsg. v. Johannes Winckelmann. Bd. 1 (1921). Tübingen 1976, S. 128.Wie die Beherrschten sich einer bestehenden bureaukratischen Herrschaft normalerweise nur erwehren können durch Schaffung einer eigenen, ebenso der Bureaukratisierung ausgesetzten Gegenorganisation, so ist auch der bureaukratische Apparat selbst durch zwingende Interessen materieller und rein sachlicher, also: ideeller Art an sein eigenes Weiterfunktionieren gebunden: ohne ihn würde in einer Gesellschaft mit Trennung des Beamten, Angestellten, Arbeiters, von den Verwaltungsmitteln und Unentbehrlichkeit der Disziplin und Geschultheit die moderne Existenzmöglichkeit für alle außer den noch im Besitz der Versorgungsmittel Befindlichen (den Bauern) aufhören.
[N. N.]: Verhandlungen des Reichstages. Berlin 1928. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)Wenn das Auswärtige Amt, wie auch ich glaube, auch heute noch in seinem ganzen Beamtenapparat aufgebläht ist, so kann man ihm wenigstens das eine zugute halten, daß es nicht das einzige Ministerium, nicht die einzige Behörde ist, die in bezug auf die Bureaukratie, auf den ganzen Beamtenapparat noch aufgebläht ist.
[N. N.]: Reichstags-Handbuch Wahlperiode 5. Berlin 1930. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)Eine die wirtschaftliche Freiheit vernichtende Gewerkschafts- und Verwaltungsbürokratie übt ungeniert ihren volkszerstörenden Terror aus.
Reimann, Hans: Vergnügliches Handbuch der Deutschen Sprache. Düsseldorf 1964 [1931], S. 186. [DWDS]Übertrieben pedantisch und eine Erfindung von Bürokraten sind die Bindestriche bei Richard-Wagner-Platz und Hans-Mulley-Straße.
N. N.: Faschismus, Partei, Mitgliederstand. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 3, 31. 10. 1933, S. 1111. [DWDS]Der Staat, der durch seinen Bürokratismus unpersönlich sei, regle nur das äußere Leben des Landes mit Gesetzen und Verordnungen.
Horkheimer, Max: Die Juden und Europa (1939), in: Ders.: Autoritärer Staat. Aufsätze 1939–1941. Amsterdam 1967, S. 7–39, hier S. 28.Die Lüge von der Gerechtigkeit innerhalb der modernen Gesellschaft, die Lüge von der freien Bahn, die Lüge vom Gottesurteil des Erfolgs, alle Kulturlügen, die das Leben vergifteten, sind durchsichtig geworden oder abgeschafft. Die Bürokratie entscheidet über Leben und Tod. Sie schiebt die Verantwortung für das Scheitern von Existenzen nicht wie die alten Kapitalisten auf Gott, sondern auf die staatliche Notwendigkeit.
Die Zeit, 14. 3. 1946, Nr. 04. [DWDS] (zeit.de)Die nächsten Wahlen 1936 standen unter dem Zeichen des Sieges des New-Deal-Gedankens, der besonders stark in der auf Millionen angeschwollenen Beamtenbürokratie eine starke Stütze hatte.
Die Zeit, 2. 1. 1947, Nr. 01. [DWDS] (zeit.de)Mangelnde und nur scheinbare Verantwortung der Deutschen in Verbindung mit dem Fehlen jeglicher einheitlicher alliierter Politik und Durchführungsbestimmungen bis hinein in die Kreise oder Gemeinden, hierdurch bedingt ein kaum vorstellbarer Bürokratismus und Schematismus und hierzu noch der Streit aller politischen Parteien über Auslegung, Behandlung und Schärfe der Maßnahmen haben es so weit gebracht, daß die allein verbliebene Einheitlichkeit die zeitliche Dauer ist, vielleicht das Hauptübel des ganzen Verfahrens.
Die Zeit, 7. 8. 1947, Nr. 32. [DWDS] (zeit.de)Dazu wird den beteiligten Behörden – bums! – bescheinigt, daß alles, was in Sachen Bekämpfung des Schwarzen Marktes bisher geschehen sei, nur als „ergebnislose Stümpereien einer auswegslosen Bürokratie“ angesehen werden könne.
Die Zeit, 8. 4. 1948, Nr. 15. [DWDS] (zeit.de)Die Menschen unserer Zeit; von einer Verwaltungsbürokratie der Kategorie „Normalverbraucher“ zugeteilt, stehen in ähnlicher Situation, vor dieser mechanistischen Welt, wie der große Leidende in der Parabel Dostojewskijs zu mitternächtlicher Stunde in einem dunklen; dumpfen Kerker vor der dialektischen Gewalt, des Großinquisitors steht.
Die Zeit, 30. 6. 1949, Nr. 26. [DWDS] (zeit.de)Mindestens schien, es mir verblüffend unbürokratisch, daß man beim Betreten des Palazzo Chigi weder ein Papier vorzeigen noch auszufüllen brauchte.
Die Zeit, 15. 9. 1949, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)Stärker wurden das bürokratische Hindernis der übermäßigen Kontrolle und die zu weitgehende Bevormundung der Farmer im Anbau abgelehnt.
Die Zeit, 17. 1. 1952, Nr. 03. [DWDS] (zeit.de)Nach den Leistungen der echten Selbstverwaltungskörperschaften – die heute in unserem von der staatlichen und kommunalen Bürokratie weitgehend monopolisierten „Verwaltungsapparat“ nur noch spärlich vorhanden und auf Funktionen „am Rande“ abgedrängt sind – wäre es jedenfalls zu rechtfertigen, daß ihnen ein Mehr an Verantwortung in die Hände gegeben würde.
Die Zeit, 3. 6. 1954, Nr. 22. [DWDS] (zeit.de)Die Bürokratisierung ist in der modernen arbeitsteiligen Massengesellschaft leider eine unvermeidliche Erscheinung geworden.
Die Zeit, 20. 1. 1955, Nr. 03. [DWDS] (zeit.de)Da ihm der freie Wettbewerb fehlt, braucht es den Zwang als Motor und eine aufgeblähte selbst wieder unproduktive Bürokratie, um ihn durchzusetzen.
Eschenburg, Theodor: Staat und Gesellschaft in Deutschland, Stuttgart: Schwab 1957 [1956], S. 717. [DWDS]Als „bürokratisch“ wird eine die Natur der Sache ignorierende, pedantische, engstirnige, rein formelle Erledigung bezeichnet (Entscheidung am grünen Tisch).
Eschenburg, Theodor: Staat und Gesellschaft in Deutschland, Stuttgart: Schwab 1957 [1956], S. 616. [DWDS]Hier berät und kontrolliert die Bürokratie der Länder die des Bundes.
N. N.: Edvard Kardelj über die Schlußfolgerungen aus den Ereignissen in Ungarn und über die brennenden Probleme des Sozialismus im allgemeinen. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 27, 1. 1. 1957, S. 6181. [DWDS]Der Sozialismus muß in letzter Instanz frei gemacht werden von den bürokratischen Hemmnissen, damit er sich aus seinem inneren Impuls heraus entwickeln und erstarken […]und durch die Stabilität und die innere Kraft schon der gesellschaftlich-ökonomischen Verhältnisse, durch größere Produktivität und bewußte Initiative aller Volksschichten, die auf der Grundlage des Gesellschaftseigentums an den Produktionsmitteln organisiert sind, verteidigen kann.
Giersch, Herbert: Allgemeine Wirtschaftspolitik. Wiesbaden 1960, S. 163. [DWDS]Die zentrale Planung einer ganzen Volkswirtschaft erfordert vermutlich einen größeren bürokratischen Apparat als ein System mit dezentralisierter Planung und ex-post-Koordination der Einzelpläne durch den Markt- und Preismechanismus.
Dutschke, Rudi: Referat. In: Vesper, Bernwald (Hg.): Bedingungen und Organisation des Widerstandes. Der Kongreß in Hannover. Protokolle, Flugblätter, Resolutionen. Berlin 1967, S. 78–82, hier S. 81.Die staatliche Gewaltmaschine, die Bürokratie und die Exekutive, sind die selbstverständlichen Hüter der Ordnung, Ruhe und Sicherheit der bestehenden Herrschaft. Jede Bewegung politischer Gruppen, die die Notstandsspielregeln der unvernünftigen Ordnung nicht mehr akzeptieren, wird von ihr als direkter Angriff auf die bestehende Ordnung angesehen, und das ist richtig.
Die Zeit, 9. 7. 1971, Nr. 28. [DWDS] (zeit.de)In jeder bürokratischen Hierarchie – und das sind praktisch alle Hierarchien, egal ob in den Behörden oder den großen Firmen – fängt der Weg zum Gipfel überhaupt erst auf der Stufe der Inkompetenz an, wenn die Hindernisse der Kompetenz und der Fähigkeit beseitigt sind.
Die Zeit, 23. 7. 1971, Nr. 30. [DWDS] (zeit.de)Mit dem liberalen Rezept lassen sich die durch moderne Bürokratien und Administrationen aufgetürmten Trennwände zwischen den mittleren und kleinen Staaten Europas nicht entfernen.
Enzensberger, Hans Magnus: Der kurze Sommer der Anarchie. Frankfurt a. M. 1972, S. 54. [DWDS]Im Vordergrund nach wie vor eine Klasse von unvorstellbar hirnlosen, unfähigen Gutsbesitzern, flankiert von einer aufgeblähten, parasitären Bürokratie; im Hintergrund, zunehmend mit ihr verfilzt, die wachsende Unternehmer-Bourgeoisie und der höhere Klerus […], besonders die Jesuiten, die bereits 1912 ein Drittel des spanischen Industrie- und Finanzkapitals kontrollierten; schließlich das ausländische Kapital, das vor allem seit dem Weltkrieg ins Land geflossen war, und das dann 1936 eine erhebliche Rolle gespielt hat (französisches Kapital drei, englisches Kapital fünf, amerikanisches Kapital drei Milliarden Mark).
Die Zeit, 5. 9. 1975, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)Es war Stalin, der, um den Widerstand der Bauern zu brechen, die als „kleinbürgerliches“ Element der Schematisierung und Bürokratisierung obstinat im Wege standen, 1927/28 die Zwangskollektivierung einleitete.
Die Zeit, 26. 11. 1976, Nr. 49. [DWDS] (zeit.de)Wenn er gegen die machthabenden Bürokraten, Heuchler, Spießer, Lügner, Karrieristen, gegen die Verachtung der Bürgerrechte ansang, dann nicht, weil er dem Sozialismus nicht traute, sondern weil er ihm viel zuviel zutraute, um sich mit seinem Alltag zu begnügen.
Die Zeit, 24. 8. 1979, Nr. 35. [DWDS] (zeit.de)Das klingt einfach, ist aber in der Praxis nur mit einem ungeheuren bürokratischen Aufwand durchführbar, denn der Teufel steckt hier wirklich im Detail.
Die Zeit, 31. 10. 1980, Nr. 45. [DWDS] (zeit.de)Wenn die mangelnde Fachkompetenz der Beamten kritisiert oder bemängelt wird, daß die Bearbeitungsvorgänge für Außenstehende völlig unübersichtlich sind, so liegt das ebenso im überholten Organisationssystem der Bürokratie, wie der Umstand, daß den Beamten eine zu geringe Entscheidungsbefugnis zusteht und daß sie im Zweifel die ohnehin zu starren Verwaltungsvorschriften eher eng auslegen.
Der Spiegel, 8. 12. 1980, S. 104. [DWDS]„Die sowjetische Administration“, erinnert sich Hans Gebhardt, der geschäftsführende Direktor des Psychiatrischen Landeskrankenhauses (PLK), habe seit jeher bürokratische Hindernisse aufgetürmt.
Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns – Bd. 1. Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung. Frankfurt a. M. 1981, S. 476. [DWDS]Mit dem Begriff der formalen Rationalität erfaßt Weber strukturelle Analogien zum zweckrationalen Wirtschaftshandeln in anderen Lebensbereichen, insbesondere in der staatlichen Bürokratie.
Die Zeit, 13. 3. 1981, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)Bürokratie ist kein Übel, sondern die einzig rationale Organisationsform staatlicher Verwaltung.
Die Zeit, 20. 7. 1984, Nr. 30. [DWDS] (zeit.de)Wird die großzügige politische Vorgabe dann wieder in sachlichen Schwierigkeiten und bürokratischen Hemmnissen steckenbleiben?
Die Zeit, 14. 10. 1988, Nr. 42. [DWDS] (zeit.de)Die Rechnung des spießigen Bürokraten aus dem Kleinbürgertum ist vorerst nicht aufgegangen.
Berliner Zeitung, 8. 1. 1996. [DWDS]Der Deutsche Beamtenbund nimmt heute auf einer Arbeitstagung in Bad Kissingen einen neuen Anlauf, weniger Hierarchie und Bürokratie im Öffentlichen Dienst der Bundesrepublik durchzusetzen.
Berliner Zeitung, 23. 3. 1996. [DWDS]Offenkundig mit Blick auf die Debatte um den „schlanken Staat“, um effektiveres Verwaltungshandeln und Bürokratieabbau verweisen die Wissenschaftler auf eine unter Soziologen und Politologen bekannte Gesetzmäßigkeit.
Kurz, Robert: Schwarzbuch Kapitalismus. Frankfurt a. M. 1999, S. 498. [DWDS]In der soziologischen Analyse erschien dieser Prozeß als fortschreitende »Bürokratisierung der Welt« (Jacoby 1969), die sich sowohl auf der staatlichen als auch auf der betriebswirtschaftlichen Ebene vollzog.
Der Tagesspiegel, 31. 1. 1999. [DWDS]Insgesamt aber bleibt ein großes Unbehagen darüber, daß die Bürokratie nun über die Notwendigkeit und die Erfolgsaussichten medizinische Behandlungen entscheidet.
Berliner Zeitung, 20. 11. 1999. [DWDS]Sie entwickelt sich manchmal zu einer dritten oder vierten Regierung, zur Bureaucratie.
Der Tagesspiegel, 4. 7. 2000. [DWDS]Örtliche Traufhöhen, Blockbebauungspläne und allerlei bürokratischer Kleingeist haben oftmals das Kühne, das unverwechselbar Markante und für den neu zu verdichtenden Stadtraum dynamisch Belebende verhindert.
Berliner Zeitung, 21. 7. 2000. [DWDS]Korruption, die Rechtsunsicherheit sowie bürokratische Hürden schrecken Investoren aber noch ab.
Berliner Zeitung, 15. 5. 2002. [DWDS]Die Chance, das Kabinett zu verkleinern und mit der Abschaffung eines Ministeriums den Willen zum Bürokratieabbau zu unterstreichen, wurde vertan.
Berliner Zeitung, 11. 9. 2003. [DWDS]Kapital, Politik, Management und Bürokratie gehen laut Adorno in der „verwalteten Welt“ unterschiedslos ineinander über; der Schein einer fabrikmäßig organisierten Betriebsgesellschaft verdeckt die Widersprüche des freien Warentausches, der einen Bezug zu den Subjekten des Geschichtsprozesses, zur Arbeit, noch hatte gestatten können, und breitet sich „wie eine Starre über das gesellschaftliche Leben in all seinen Aspekten aus“.
Die Zeit, 11. 9. 2003, Nr. 38. [DWDS] (zeit.de)Mit seinem 15-köpfigen Projektteam hat der 1997 aus Württemberg zugewanderte Diplom-Ingenieur alle Vorurteile von der starren deutschen Bürokratie ad absurdum geführt.
Die Zeit, 19. 5. 2005, Nr. 21. [DWDS] (zeit.de)Und Politiker verfolgen heute dasselbe Ziel wie die Radikalen von früher: die Zerschlagung starrer Bürokratien
Die Zeit, 29. 6. 2006, Nr. 27. [DWDS] (zeit.de)Aber der feste Glaube an eine funktionierende staatliche Bürokratie, an die Kooperation der Tarifpartner, an gesellschaftlichen Konsens klingt bei vielen Finnen durch.
Die Zeit, 11. 5. 2007, Nr. 20. [DWDS] (zeit.de)Es ist vor allem die Bürokratie, die bremst: Solange die Stadtväter Barcelonas nicht über die endgültige Endstation des Zuges entscheiden, wird der AVE in Katalonien weiterhin nicht mit seiner Leistung protzen können.
Die Zeit, 26. 7. 2007, Nr. 31. [DWDS] (zeit.de)»Die viel beschworene aufgeblähte und selbstzufriedene staatliche Bürokratie ist ein Zerrbild«, sagt Werner Jann, Verwaltungswissenschaftler an der Universität Potsdam.
N. N.: Wie man im Studium eigene Talente erkennt. In: Zeit Campus, 16. 11. 2010, Nr. S1. [DWDS] (zeit.de)Was für Typen arbeiten in dieser Firma, kreative Chaoten oder pedantische Bürokraten?
Die Zeit, 5. 3. 2012 (online). [DWDS] (zeit.de)BÜROKRATIE: Wie eine Krake wirkt der aufgeblähte Staatsapparat mit seinem Heer von Beschäftigten.
Die Zeit, 24. 2. 2015, Nr. 8. [DWDS] (zeit.de)Doch weil seither die Klagen von Unternehmen und Wirtschaftsverbänden über einen übermäßigen bürokratischen Aufwand nicht abreißen, verlangt die Union nun Nachbesserungen.
Die Zeit, 25. 8. 2016 (online). [DWDS] (zeit.de)Mit dem Ausrufen des Notstandes soll den Opfern schnell und unbürokratisch geholfen werden, dazu werden sonst geltende bestimmte Rechte ausgesetzt.
Die Zeit, 21. 8. 2017, Nr. 34. [DWDS] (zeit.de)Er muss die Abteilung organisieren, mit der Klinikverwaltung verhandeln, die ganzen bürokratischen Angelegenheiten erledigen, die anfallen.
Die Zeit, 15. 9. 2017 (online). [DWDS] (zeit.de)Regulierungen und Gesetze sollten auf Gültigkeit überprüft werden anstatt immer nur mehr bürokratische Hürden aufzubauen, die nicht mehr überwachbar sind.