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Arbeiterjugend · Proletarierjugend Arbeiterjugendbewegung

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Arbeiterjugend und das insgesamt deutlich weniger häufig bezeugte Proletarierjugend sind beide seit den 1840er Jahren belegt. Beide Wörter haben große semantische Überschneidungen und bezeichnen zunächst die Jugend, die der Arbeiterklasse bzw. dem Proletariat entstammt. Arbeiterjugend kann im 19. Jahrhundert seltener zudem Jugend, die dem Lohnerwerb nachgeht bedeuten. Ab der Jahrhundertwende entsteht für Arbeiterjugend ferner die Bedeutung Organisation, die sich an junge Arbeiter richtet; auch: Gesamtheit ihrer Mitglieder. In etwa zeitgleich ist auch Arbeiterjugendbewegung als Sammelbezeichnung für die in Vereinen oder Verbänden organisierte Arbeiterjugend erstmals bezeugt.

Wortgeschichte

Arbeiterjugend und Proletarierjugend im 19. Jahrhundert

Arbeiterjugend, ein Kompositum aus Arbeiter und Jugend, ist seit den 1840er Jahren im Deutschen belegt (1846). Im 19. Jahrhundert hat es die Bedeutungen Jugend, die der sozialen Schicht der Arbeiter entstammt (1894b) sowie seltener die heute nicht mehr gängige Bedeutung Jugend, die dem Lohnerwerb nachgeht (1870), wobei die Grenzen zwischen beiden Bedeutungen nicht immer eindeutig zu ziehen sind (1869a). Damit hat das Wort in den ersten Jahrzehnten seines Gebrauchs deutliche semantische Überschneidungen mit ArbeiterkindWGd, das in diesem Zeitraum die Bedeutungen Kind von Eltern, die der Arbeiterklasse angehören sowie Lohnarbeit nachgehendes Kind hat. Arbeiterjugend ist mithin die Bezeichnung für Menschen in der Übergangsphase vom Arbeiterkind zum Arbeiter, wobei zu dieser Zeit auch junge erwachsene Arbeiter noch unter Arbeiterjugend gefasst werden (1867; vgl. auch den Untertitel der ab 1909 erscheinenden Zeitschrift Arbeiter-Jugend. Organ für die geistigen und wirthschaftlichen Interessen der jungen Arbeiter und Arbeiterinnen). Die deutliche semantische Nähe der Wörter hängt möglicherweise auch damit zusammen, dass zum einen die Vorstellung der Jugend als eigenständiger Lebensphase sich erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts und der Jahrhundertwende ausbildet. Zum anderen wurde die Volljährigkeit später als heutzutage erreicht; hier mag also mindestens teilweise auch ein juristisches Verständnis hineingespielt haben (1867). Die Kontexte, in denen das Wort Arbeiterjugend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begegnet, reichen dann von Kinderarbeit (1869a, 1870) bis zu Aus- oder Schulbildung (1877, 1894b). Das Wort scheint dabei zugleich Konnotationen, die die schlechten Lebensumstände der Arbeiterklasse betreffen, mitzuführen (1852, 1869b).

Die Abbildung zeigt die DWDS-Wortverlaufskurve für Arbeiterjugend und Proletarierjugend.

Abb. 1: DWDS-Wortverlaufskurve zu Arbeiterjugend und Proletarierjugend

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

In etwa zeitgleich zu Arbeiterjugend ist Proletarierjugend als Kompositum aus ProletarierWGd und Jugend belegt (1848), das allerdings von Beginn an und insgesamt deutlich weniger häufig als Arbeiterjugend verwendet wird (vgl. Abb. 1 sowie die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers). Proletarierjugend, das Jugend, die der Arbeiterschicht, dem Proletariat entstammt bedeutet und damit nahezu synonym zu Arbeiterjugend erscheint, begegnet insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts häufiger als Arbeiterjugend in Form einer negativ konnotierten Fremdzuschreibung (1851, 1880). Daneben ist es auch in Debatten um Erziehung und Aus- bzw. Schulbildung mit durchaus unterschiedlicher Stoßrichtung in der Argumentation bezeugt (1850, 1857, 1875, 1895). Während Arbeiterjugend (und ArbeiterkindWGd) nun auch Jugend, die einem Lohnerwerb nachgeht, bezeichnet, ist diese Bedeutung für Proletarierjugend ebenso wenig wie für ProletarierkindWGd belegt.

Neue Bedeutung ab der Jahrhundertwende

Ab der Jahrhundertwende setzt eine wortgeschichtliche Entwicklung ein, die in der Ausbildung der neuen Bedeutung Organisation, die sich an junge Arbeiter richtet sowie Gesamtheit ihrer Mitglieder für Arbeiterjugend mündet. So begegnet das Wort seit Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend auch im Kontext von (Arbeiter-)Organisationen bzw. Parteien (1894a, 1915) – zunächst allerdings wohl noch in der weiteren Bedeutung Jugend, die der Arbeiterschicht entstammt. Ab 1909 existiert zudem eine Zeitschrift mit dem Titel Arbeiter-Jugend. Zunehmend werden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere nach Ende des Ersten Weltkriegs, aber auch eigene Jugendverbände, die sich dezidiert an eine Arbeiterjugend richten, gegründet. Vor diesem Hintergrund treten vermehrt Verbindungen wie sozialdemokratische Arbeiterjugend (1921) oder sozialistische Arbeiterjugend (1926, 1928) auf, innerhalb derer Arbeiterjugend nunmehr die kollektive Bedeutung Organisation, die sich an junge Arbeiter richtet bzw. Gesamtheit ihrer Mitglieder annimmt. Diese Entwicklung steht sicher in Zusammenhang mit der Gründung entsprechender Verbände, in denen Arbeiterjugend Teil des Namens wird. Für Proletarierjugend ist eine vergleichbare wortgeschichtliche Entwicklung zu verzeichnen (1919, 1920). Nicht zuletzt ist in den 1920er Jahren ein erster Verwendungshöhepunkt sowohl des Wortes Arbeiterjugend (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers) als auch des Wortes Proletarierjugend (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve) zu verzeichnen – letzteres möglicherweise mitbefördert durch die Gründung der Sozialistischen Proletarierjugend (1922).

Von der Bedeutung Organisation, die sich an junge Arbeiter richtet ausgehend wird bereits in den 1920er Jahren das Wortes Arbeiterjugend auch im Nationalsozialismus gebraucht (1927), das hier für die Hitlerjugend verwendet wird (1933, 1936). Gleichwohl ist die Verwendungsfrequenz ab den 1930er Jahren deutlich rückläufig und wird von Hitlerjugend überholt (vgl. die Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers). Hintergrund ist sicherlich auch, dass mit dem Gesetz über die Hitlerjugend 1936 die Hitlerjugend zur Staatsjugend für die gesamte deutsche Jugend erklärt [wurde] (Schmitz-Berning 2000, 310).

Arbeiterjugendbewegung, proletarische Jugendbewegung

Wohl in Zusammenhang mit der Entwicklung einer zunehmenden Organisation der Arbeiterjugend entsteht mit Arbeiterjugendbewegung im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zudem ein neues Kompositum, das die in verschiedenen Verbänden und Vereinen organisierte Arbeiterjugend im Allgemeinen bezeichnet (1909, 1918a). Seine Bedeutung ist seither stabil, heutige Verwendungen sind jedoch in der Regel auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bezogen (1957a, 1982, 1994b). *Proletarierjugendbewegung ist als Kompositum nicht bezeugt, jedoch ist die Verbindung proletarische Jugendbewegung (1907, 1918b) zunächst und noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts etwa gleich weit verbreitet wie Arbeiterjugendbewegung, bevor sich letztes gegenüber ersterem offenbar durchsetzt (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

Arbeiterjugend und Proletarierjugend in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Nach einem deutlichen Rückgang der Bezeugungen von Arbeiterjugend ab den 1930er Jahren lässt sich für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zunächst ein neuerlicher Bezeugungshöhepunkt beobachten, bevor die Verwendungsfrequenz ab den 1980er Jahren deutlich rückläufig ist (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers). Die Gründe für den starken Anstieg und Rückgang in der Verwendung sind sicher vielfältig und können an dieser Stelle nur in Ansätzen rekonstruiert werden. Nach 1945 begegnet Arbeiterjugend in Bezug auf die Gegenwart (1957b, 1968b) erneut auch in Kollokationen und Eigennamen, die auf einzelne Organisationen verweisen – so etwa katholische, Christliche und Evangelische (1951, 1955) sowie sozialistische Arbeiterjugend (1968a). Daneben treten weiterhin nunmehr auch Verwendungen, die der Beschreibung historischer Zusammenhänge des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts dienen (1957c, 1995b, 1999). Zum deutlichen Verwendungsanstieg beigetragen haben mag möglicherweise auch, dass vor dem Hintergrund des Selbstverständnisses der DDR als Arbeiter-und-Bauernstaat die Arbeiterjugend eine Rolle im öffentlichen Diskurs spielt; jedenfalls begegnet das Wort Arbeiterjugend etwa in Zusammenhang mit DDR, SED und FDJ (1958b, 1958a, 1965, 1983, 1985).

Rückläufige Tendenzen zu erklären ist naturgemäß schwieriger als steigende, lassen sich doch Beobachtungen zum Sprachmaterial hier vornehmlich ex negativo anhand dessen vornehmen, was nicht (mehr) an Quellenmaterial vorliegt. Insofern kann hier nur angenommen werden, dass das Ende der DDR die – allerdings bereits in den 1980er Jahren einsetzende – rückläufige Verwendungshäufigkeit von Arbeiterjugend weiter bestärkt haben wird. Ein zweiter sachhistorischer Grund für den deutlichen Rückgang der Verwendung des Wortes wird sicherlich nicht zuletzt auch im sukzessiven Übergang von der Industriegesellschaft zur postindustriellen Gesellschaft und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Umbauprozessen zu suchen sein, die mit der zunehmenden Auflösung des traditionellen Milieus der Arbeiter in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einhergeht.

Auch Proletarierjugend begegnet in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowohl in Bezug auf die Gegenwart (1975, 1994a) als auch in der Beschreibung historischer Zusammenhänge (1995a). Das Wort hat seinerseits ebenfalls noch einmal einen Anstieg in der Verwendungshäufigkeit in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bevor auch hier die Verwendungsfrequenz im ausgehenden 20. Jahrhunderts sinkt (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve). Es ist jedoch im Vergleich zu Arbeiterjugend insgesamt weiterhin deutlich seltener bezeugt (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

und

Literatur

Schmitz-Berning 2000 Schmitz-Berning, Cornelia: Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin/New York 2000 [Nachdruck der Ausg. Berlin/New York 1998].

Belegauswahl

In Ländern, wo Nüchternheit und Sparsamkeit nicht eben zu den nazionellen Tugenden gehören, wie bei den germanischen Völkern, werden Einrichtungen, die in dieser Hinsicht den Sitten zu Hülfe kommen, also Sparkassen, Mäßigkeitsvereine und ähnliche, sich am wirksamsten erweisen, besonders wenn sie mit zweckmäßigen Mitteln zur Veredlung der ärmern Klassen und namentlich zur Erziehung der Arbeiterjugend verbunden werden; einen geringern moralischen Wert haben sie für Länder, wo Nüchternheit und eine zu weit getriebene, oft an Geldgier gränzende Sparsamkeit, fast nazionelle Fehler bilden.

Höfken, Gustaf: Englands Zustände, Politik und Machtentwickelung; mit Beziehung auf Deutschland. Erster Theil. Leipzig 1846, S. 198. (google.de)

Klärt es nur auf, euer Volk – wenn es möglich ist, aber daß es nicht möglich ist, werde ich sogleich zeigen -, bildet die arbeitende Klasse in Masse, gebt ihren Kindern nur Erziehung und zittert für euch und die Eurigen, wenn der Termin heranrückt, wo jene Proletarierjugend euch unter die Augen tritt und spricht: „Ihr habt mich erzogen – wozu? – Ihr habt mich gebildet – warum? – Ihr habt mich aufklären wollen – es ist euch gelungen; die eine Hälfte der Schuld ist getilgt; her mit der anderen. […]“

Marr, Wilhelm: Der Mensch und die Ehe vor dem Richterstuhle der Sittlichkeit. Leipzig 1848, S. 202. (books.google.de)

Soll denn aber gar nichts für eine bessere Erziehung der Proletarierjugend geschehen?

Kirchliche Zeitfragen. Ein Blatt für die Angelegenheiten der evangelischen Kirche zunächst in Bayern, 16. 3. 1850, Nr. 11, Sp. 170. (books.google.de)

Die heute zum Vorschein kommenden Thatsachen gewähren einen traurigen Blick in die Verderbtheit und Unsittlichkeit eines nicht kleinen Theils der am rechten Ufer der Isar wohnenden Proletarierjugend.

Die Volksbötin 3, 1. 1. 1851, Nr. 1, S. 6. (books.google.de)

Vergessend Arbeit und Not, geht die Arbeiterjugend an Feiertagen der Musik nach und begeistert sich im lustigen Wirbel des Tanzes.

Rußdorf, E. von: Eubiotik. Entwurf einer historisch und psychologisch begründeten Lehre der Glückseligkeit. Berlin 1852, S. 116. (books.google.de)

Dem „Proletariat“ kann also nur dadurch geholfen, d. h. es kann nur dadurch zur Selbsthülfe vorbereitet und erhoben werden, dass die Arbeitserziehung der Proletarierjugend die Fähigkeit, die Arbeitskraft zu bestimmen, und die Fähigkeit zur gemeinsamen Arbeit von vornherein in das Auge fasst und consequent ausbildet.

N. N.: Die Wohlthätigkeitsanstalten und die Volksschule. In: Johann Daniel Georgens (Hrsg.): Die Gegenwart der Volksschule. Kritik und Darstellung der volkspädagogischen Fortschrittsversuche. Zweites Heft. Wien 1857, S. 5–57, hier S. 44. (books.google.de)

Die Lesesäle zum Besten der erwachsenen und minderjährigen Arbeiterjugend.

Allgemeine Kirchen-Zeitung 46, 13. 3. 1867, Nr. 21, S. 172. (books.google.de)

Man konnte in diesem Blaubuche von Müttern lessen, die ihre mitarbeitenden Kleinen mit Stecknadeln an die Schürzen heften, um sie mit einem Ruck wieder auf die Beine zu stellen, wenn sie vor Müdigkeit umsinken wollen. Die gesammte Arbeiterjugend wird in diesem Berichte in Folge dieser Behandlung als halb blödsinnig, als geistig wie körperlich verkrüppelt bezeichnet.

N. N.: Zur Arbeiterfrage. Vier zeitgemäße Aufsatze separat abgedruckt aus der Linzer theologisch-praktischen Quartalsschrift. Linz 1869, S. 8. (books.google.de)

Die Arbeiterstatistik, um zu ihr nach dieser vielleicht zu langen Digression zurückzukehren, befasst sich mit dem physischen, geistigen und sittlichen Zustande der Arbeiterbevölkerung, mit ihrer Wohnung, mit ihrer Nahrung, mit ihrer Kleidung, mit dem Unterrichte, welchen die Arbeiterjugend bekommt, mit der Fürsorge, welche für die Tage der Gebrechlichkeit, der Krankheit, endlich der Arbeitsunfähigkeit, durch Bruderladen und ähnliche Institute getroffen wird.

Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 16/1 (1869), S. 26. (books.google.de)

Der Gipfelpunkt dieses immer rascher um sich greifenden Uebels ist nun die Kinderarbeit, mit ihr wird das Proletariat geradezu erblich, denn durch diese verkommt die Arbeiterjugend leiblich und geistig.

Der Bund. Organ für die Interessen der katholischen Jugend 1, 15. 1. 1870, Nr. 1, S. 8. (books.google.de)

Gegen dieses zwiefache Schicksal fehlt der in den jetzigen Arbeitsschulen „erzogenen“ und dann sich selbst überlassenen Proletarierjugend auch die Spur einer wirksamen Reactionskraft, und selbst dann, wenn in den Waisenhäusern, wohlthätigen Stiften und anderen Armenschulen ein wirklicher Arbeitsunterricht allgemein wäre, würde die durch ihn erzeugte Arbeits- und Organisationsfähigkeit zu schwach sein, um, den Druck und Zwang der Verhältnisse überwindend, sich zur Geltung zu bringen.

Georgens, Dr.: Die Verbindung des Kindergartens mit der Volksschule. In: [Ausstellungs-Commitée] (Hrsg.): Berichte über die Lehr- und Lernmittel-Ausstellung des Deutschen Lehrervereins, Bezirksverband Berlin im Jahre 1874. Berlin 1875, S. 69–117, hier S. 115. (books.google.de)

Für große Städte wird ein anderer Weg eingeschlagen werden müssen, als für kleine Ortschaften; für reine Fabrikorte wird die praktische Erziehung der Arbeiterjugend eine andere sein müssen, als für vorwiegend oder zum großen Theile von Handwerkern bewohnte […].

Der Arbeiterfreund. Zeitschrift des Central-Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen 15 (1877), S. 406. (books.google.de)

Und auch auf andern Gebieten wurden trotz des Widerstandes der Conservativen gegen alle Neuerungen manche heilsame Reformen begründet. Man verbesserte die Gefängnisse und Strafanstalten, man gründete Rettungshäuser für die verwahrloste Proletarierjugend und suchte die Sträflinge durch Unterricht und Arbeit zu nützlichen Gliedern der Gesellschaft zu machen […].

Weber, Georg: Allgemeine Weltgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des Geistes- und Culturlebens der Völker und mit Benutzung der neueren geschichtlichen Forschungen. Bd. 15. Leipzig 1880, S. 183. (books.google.de)

Die Klagen über die zunehmende Verwilderung unserer Arbeiterjugend sind schon seit geraumer Zeit bei uns chronisch geworden. Wenn dabei zuweilen auch starke Uebertreibungen mit unterlaufen mögen, so ist es doch nicht zu leugnen, daß heute in einem stärkeren Maße als früher Ausschreitungen der mannichfachsten Art durch die heranwachsende Jugend stattfinden und daß in sozialdemokratischen Versammlungen, bei Strikes u. Dgl., halbwüchsige Burschen eine hervorragende Rolle spielen.

Frankenstein, Kuno: Unsere Arbeiterjugend. In: Maximilian Harden (Hrsg.): Die Zukunft. Bd. 6. Berlin 1894, S. 616–623, hier S. 616. (books.google.de)

Ich glaube, nachdem Seine Excellenz an der Spitze des Unterrichtsressorts steht, wird er mir vielleicht zugeben, dass er zunächst und hauptsächlich oder vielleicht ausschließlich die akademische Jugend im Sinne hat; denn, meine Herren, die Jugend der arbeitenden Classen, die Leute, welche in manueller Arbeit beschäftigt sind und auch als Arbeiterjugend, im Böhmischen Omladina – was doch durchaus keinen originellen Anstrich besitzt, bezeichnen [sic] werden – diese Arbeiterjugend, glaube ich, hat ja seine Excellenz in seine Auseinandersetzungen nicht einbeziehen wollen.

Stenographische Protokolle über die Sitzungen des Hauses der Abgeordneten des österreichischen Reichsrathes im Jahre 1894. XI. Session. XI. Bd. 259. – 286. Sitzung. Wien 1894, S. 13362. (books.google.de)

Denn diese bessere Erziehung der Proletarierjugend setzt wieder die Umwälzung erst voraus, die sie herbeiführen soll.

Oppenheimer, Franz: Freiland in Deutschland. Berlin 1895, S. 50. (books.google.de)

Die Notwendigkeit der planmäßigen Weiterbildung der organisierten Arbeiter, die Fragen der sozialistischen Jugenderziehung und der proletarischen Jugendbewegung werden jetzt in allen Teilen Deutschlands lebhaft diskutiert und in intensiverer Weise als bisher zu lösen versucht.

Laufkötter, Franz: Parteischule und proletarische Bildungsbestrebungen. In: Die Neue Gesellschaft, 18. 9. 1907, S. 353. [DWDS]

Und so haben wir jetzt trotz aller Reformversuche ein Drunter und Drüber in der Arbeiterjugendbewegung, dem durch eine gründliche Umformung ein Ende bereitet werden muß.

Die Neue Zeit 27/1, 22.01. 1909, Nr. 17, S. 621. (fes.de)

Von wesentlicher Bedeutung für die Gewerkschaften war es, daß insbesondere diejenigen Anordnungen, die die Gewerkschaften für politische Vereine erklärten und daher die Entfernung der Arbeiterjugend aus den Gewerkschaften forderten, restlos beseitigt wurden.

Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 2. 3. 1915, S. 2. [DWDS]

Diese Bekämpfungsmaßnahmen haben freilich die Entwicklung der Arbeiterjugendbewegung nicht aufhalten können.

Schulz, Heinrich: Die proletarische Jugendbewegung. In: Hertha Siemering (Hrsg.): Die deutschen Jugendpflegeverbände. Ihre Ziele, Geschichte und Organisation. Berlin 1918, S. 420–438, hier S. 433. (books.google.de)

Im Jahre 1905, gelegentlich der ersten lebhaften Debatten über die proletarische Jugendbewegung, wie sie die Berliner und die süddeutsche Gründung wachgerufen hatten, entwickelte sich in dem von Klara Zetkin redigierten sozialistischen Frauenblatt „Die Gleichheit“ eine Debatte, an der auch ich mich auf Aufforderung Klara Zetkins beteiligte.

Schulz, Heinrich: Die proletarische Jugendbewegung. In: Hertha Siemering (Hrsg.): Die deutschen Jugendpflegeverbände. Ihre Ziele, Geschichte und Organisation. Berlin 1918, S. 420–438, hier S. 425. (books.google.de)

Der Parteitag erklärt, daß die Organisation der jugendlichen Arbeiter nicht Parteiorganisation sein kann in dem Sinne, wie dies die politische Organisation ist, sondern daß ihre Hauptaufgabe die Erziehung und Schulung der Proletarierjugend ist.

Protokoll der Verhandlungen des Parteitages der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republik. Abgehalten in Teplitz-Schönau vom 30. August bis 3. September 1919. Teplitz-Schönau 1919, S. 28. (books.google.de)

Hier wurden gründliche Einwendungen gegen unser Programm vonseiten der Soz. Proletarierjugend nicht gemacht.

N. N.: Bericht über die erste Sitzung des Büros der Kommunistischen Jugendinternationale. Abgehalten am 9. bis 13. Juni 1920 in Berlin. Berlin o. J. [1920], S. 10.

Durch diesen Beschluß hat der Verband der sozialdemokratischen Arbeiterjugend die Beschlüsse des Teplitzer Parteitages über das Verhältnis zwischen der Partei und der Jugendorganisation außer Wirksamkeit gesetzt.

Protokoll der Verhandlungen des dritten Parteitages der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik. Abgehalten in Tetschen vom 11. Dezember bis 14. Dezember 1921. Teplitz-Schönau 1921, S. 74. (books.google.de)

Die „Sozialistische Proletarierjugend“ (S. P. D.) ist erst im Dezember 1919 gegründet worden und nach der Spaltung im November 1920 auf etwa 25 Mitglieder, etwa ein Siebentel der Höchstzahl zusammengeschrumpft (L. V. 26 bis 28).

Bondy, Curt: Die proletarische Jugendbewegung in Deutschland mit besonderer Berücksichtigung der Hamburger Verhältnisse. Ein methodischer und psychographischer Beitrag zur Jugendkunde. Lauenburg (Elbe) 1922, S. 16. (dnb.de)

Neben den zahllosen Bannern und Fahnen der Reichsbannerabteilungen sah man Abordnungen des republikanischen Studentenbundes, der Demokratischen Jugend, der Windthorst-Bünde und der sozialistischen Arbeiterjugend.

Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 1. 3. 1926, S. 3. [DWDS]

Der Polizeipräsident teilt mit: „Auf Grund des Artikels 124 der Reichsverfassung, des § 2 des Reichsvereinsgesetzes und des § 10 ## 17 des Allgemeinen Landrechtes habe ich den Gau Berlin-Brandenburg der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei mit ihren Unterorganisationen, Sportabteilung “Schutzstaffel„, Nationalsozialistischer Freiheitsbund, Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund Ortsgruppe Berlin und Deutsche Arbeiterjugend Berlin (“Hitlerjugend") aufgelöst, weil die Zwecke dieser Organisationen den Strafgesetzen zuwiderlaufen.

Vossische Zeitung, 6. 5. 1927, S. 1. [DWDS]

Denn der innere Ausbau wird nicht lange auf sich warten lassen, zumal aus der sozialistischen Arbeiterjugend sehr viele Helfer zuströmen.

Theologisch-Praktische Quartalsschrift 81/1 (1928), S. 489. (books.google.de)

Nicht der Gedanke einer „Partei“jugend, nicht „Berauschung an Phrasen“ – mit beiden will die Hitlerjugend verflucht wenig zu tun haben – sondern das Bewußtsein ihrer Sonderaufgabe als Jugend hat die Kolonnen der deutschen Arbeiterjugend, der Hitler-Jugend formiert.

Nationalsozialistische Monatshefte 4/35 (1933), S. 14. (books.google.de)

Der Name Hitlerjugend - Deutsche Arbeiterjugend entstand in Thüringen.

Nationalsozialistische Partei-Korrespondenz, Folge 148, 29. Juni 1936, Bl. 4c. (books.google.de)

Ich fragte einen Führer der katholischen Arbeiterjugend, der als Schreiner auf einer Zeche tätig ist, welches nach seiner Ansicht im Augenblick die vordringlichsten sozialen Forderungen seien.

Die Zeit, 12. 7. 1951, Nr. 28. [DWDS] (zeit.de)

Starke Gruppen stehen abwehrbereit. Es sind die Evangelische und Katholische Arbeiterbewegung, die CAJ, also die Christliche Arbeiterjugend, und die EAJ, die Evangelische Arbeiterjugend, ferner die Gesellenvereine und die Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft.

Die Zeit, 24. 2. 1955, Nr. 08. [DWDS] (zeit.de)

n den 20er Jahren entwickelte sich zwischen der »bürgerlichen« Jugendbewegung einerseits und den Jugendorganisationen und Wehrverbänden der bürgerlichen Rechten und Mitte andererseits sehr bald ein gleiches Verhältnis wie zwischen der Arbeiterjugendbewegung und der kommunistischen Jugend.

Schelsky, Helmut: Die skeptische Generation. Düsseldorf 1957, S. 5. [DWDS]

Man muß der Phantasie der modernen Arbeiterjugend geeignete Anknüpfungspunkte für konkrete Vorstellungen vermitteln, die stark genug sind, den – gerade im Anfang – nicht einmal besonders opfervollen Konsumverzicht lohnend erscheinen zu lassen, der sich im Laufe der Jahre zur Gewohnheit entwickeln und im reiferen Alter bestimmungsgemäß reiche Früchte tragen soll.

Die Zeit, 30. 5. 1957, Nr. 22. [DWDS] (zeit.de)

Da sind einige weitere in Liederbüchern: „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“, das die Arbeiterjugend nach dem ersten Weltkrieg sang und die Jugend beider Teile Deutschlands, jeweils auf ihre eigene Weise, nach dem zweiten Weltkrieg singt, oder dieses andere […].

Die Zeit, 27. 6. 1957, Nr. 26. [DWDS] (zeit.de)

Wir wollen das auf der Grundlage der Beschlüsse des V. Parteitages der SED, der Konferenz des Zentralrats der FDJ über die Verantwortung der Arbeiterjugend und der Auswertung der Arbeitseinsätze und des Berufspraktikums tun.

Forum, 14. 8. 1958, S. 4. [DWDS]

So wie die Arbeiterklasse die führende Kraft beim sozialistischen Aufbau unserer Republik ist, im Bündnis mit den anderen Schichten und Klassen, so ist die Arbeiterjugend der Kern der FDJ.

Forum, 21. 8. 1958, S. 5. [DWDS]

Die Verurteilung gründet sich vielmehrausschließlich darauf, daß der Angeklagte „zu Ostern 1960 am Dritten Kongreß der Arbeiterjugend ganz Deutschlands“ in Erfurt und zu Pfingsten 1962 am „5. Kongreß der Arbeiterjugend beider deutscher Staaten und Westberlins“ in Leipzig teilgenommen hat, beides veranstaltet vom FDGB und der FDJ.

Die Zeit, 17. 9. 1965, Nr. 38. [DWDS] (zeit.de)

Bei ihrer Vorbereitung spaltete sich auch noch die SDS-Gruppe in den „anti-autoritären“ Anhang des Vorsitzenden Wolff und einen mit der KP sympathisierenden Flügel. Die Orthodoxen, voran die sozialistische Arbeiterjugend, stellte sich Arm in Arm mit bulgarischer Polizei den Antiautoritären vor der mit Lastwagen verbarrikadierten Botschaft entgegen.

Die Zeit, 2. 8. 1968, Nr. 31. [DWDS] (zeit.de)

Es sind Söhne von Kaufleuten, Anwälten, Ärzten, Industriellen. Arbeiterjugend ist, entsprechend der Klassenstruktur unserer Universitäten, nicht vertreten.

Die Zeit, 18. 10. 1968, Nr. 42. [DWDS] (zeit.de)

Die Jugend sah sich plötzlich einer konsumorientierten, entfremdeten und vom Leistungskampf geprägten Gesellschaft gegenüber, die sie nicht akzeptieren wollte. Die Rockmusik diente als Sprachrohr ihrer Opposition, hauptsächlich die Proletarierjugend fand dort ihre Selbstverwirklichung.

Die Zeit, 14. 11. 1975, Nr. 47. [DWDS] (zeit.de)

Die Untersuchung der späteren Wege bürgerlicher Jugendbünde und die Gegenüberstellung von Wandervogel oder Bündischer Jugend und Arbeiterjugendbewegung, die in dieser Studie unternommen wird, wirft ein schärferes Licht auch auf die Probleme der jugendbewegten Gründergeneration.

Die Zeit, 3. 12. 1982, Nr. 49. [DWDS] (zeit.de)

Auf dem Kongreß der Arbeiterjugend der DDR im Juni dieses Jahres wurde deshalb angeregt, zur Lösung von Forschungs- und Entwicklungsaufgaben aus den Plänen Wissenschaft und Technik viele weitere solcher Kollektive zu bilden und den bestehenden Gemeinschaften neue Aufgaben zu übertragen.

Neubert, Peter: Was sind, was sollen Jugendforscherkollektive? In: Was + Wie (1983), Nr. 10, S. 19. [DWDS]

Obwohl die FDJ ihren überwiegenden Rückhalt unter der Schuljugend und den Studenten hat, wird in der Arbeiterjugend der »Kern« des Verbandes gesehen. Damit soll an die Traditionen der revolutionären Arbeiterjugendbewegung, insbesondere des kommunistischen Jugendverbandes (KJVD), angeknüpft werden, um den emotionalen Impuls kämpferischer Auseinandersetzung für die Mobilisierung und Integration der Jugend zu nutzen.

Zimmermann, Hartmut (Hrsg.): DDR-Handbuch – F. In: Enzyklopädie der DDR. Berlin 2000 [1985], S. 2146. [DWDS]

Bröckelndes Mauerwerk über Konfektionsboutiquen und Elektroläden; Proletarierjugend in Lederjacken auf tosenden Krafträdern; wappenüberkrustete gotische Rathäuser, eingesponnen ins wirre Netz der Leitungsdrähte, und ringsumher die Metastasen der schundigen Neubauten, Fabrikhallen, Garagen; die Räude der Bauplätze, Müllhalden. Das wüste Werkgelände zur Schaffung einer immer perfekteren Welt.

Süddeutsche Zeitung, 3. 1. 1994, S. 11. [IDS]

Dies beginnt mit der studentischen Subkultur des 18. Jahrhunderts, mit der Literaturrevolte der Stürmer und Dränger um 1770, setzt sich fort mit der Revolte der Burschenschaften fünfzig Jahre später, erfaßt die Gymnasialjugend im „Wandervogel“ der Jahrhundertwende, dringt mit der Arbeiterjugendbewegung und den „wilden Cliquen“ in die Arbeiterjugend vor und verästelt sich seit den „Halbstarkenkrawallen“ der fünfziger Jahre in die verschiedensten Subkulturen.

Die Zeit, 12. 8. 1994, Nr. 33. [DWDS] (zeit.de)

Schönstedt kommt im Grunde Dantz näher als Wedding, indem auch er das Massenelend und, über Dantz hinaus, die Perspektivlosigkeit der Proletarierjugend während der Weltwirtschaftskrise eindrucksvoll illustriert.

Leutheuser, Karsten: Freie, geführte und verführte Jugend. Politisch motivierte Jugendliteratur in Deutschland 1919–1989. Paderborn 1995, S. 82.

1926 unter dem Namen ‚Hitlerjugend. Bund deutscher Arbeiterjugend‘ gegründete Jugendorganisation der NSDAP. Seit 1932 waren die ebenfalls bereits in den zwanziger Jahren entstandenen Mädchengruppen der NS-Frauenschaft zur Mitgliedschaft im Bund Deutscher Mädel (BDM) in der HJ verpflichtet.

Schaub, Horst u. Zenke, Karl G.: Hitler-Jugend (HJ). In: dtv-Wörterbuch Pädagogik [Elektronische Ressource]. Berlin 2002 [1995], S. 1026. [DWDS]

Daß es einen eigenen Entwicklungsabschnitt vor dem Erwachsenwerden gibt, wird erst seit dem 17. Jahrhundert so gesehen, das Entstehen der Kleinfamilie war dafür die Bedingung. Die Entdeckung einer zweiten Entwicklungsphase, nämlich Jugend, resultiert aus der Industrialisierung um die Jahrhundertwende, als arbeitsfähige und ungebundene junge Männer vom Lande in die schnellwachsenden Städte strömten und sich mit der Arbeiterklasse auch eine Arbeiterjugend bildete, deren exzessives Leben das städtische Bürgertum bald nach Polizei und Fürsorge rufen ließ, die ihre Einflußnahme kontinuierlich ausbauten.

Berliner Zeitung, 10. 4. 1999. [DWDS]