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gammeln gammelig · Gammelfleisch

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Gammeln ist ein polysemes Verb: Es kann zum einen insbesondere im Norddeutschen Raum die Bedeutung verrotten, verfallen annehmen, zum anderen seit Mitte der 1960er Jahre auch keiner geregelten Arbeit nachgehen, in den Tag hineinleben sowie faulenzen, erholen, sich entspannen bedeuten. Die beiden Verwendungen haben vermutlich unterschiedliche etymologische Wurzeln: Während gammeln verrotten sicher auf das Niederdeutsche zurückzuführen ist, geht gammeln faulenzen wahrscheinlich auf das Westmitteldeutsche zurück. Die gesellschaftliche Bedeutung von gammeln nichts tun entsteht zeitgleich mit dem Substantiv Gammler. Das Wort wird zunächst vor allem auf die (Nicht-)Betätigung Jugendlicher bezogen, bevor es auch allgemeiner im Sinne von faulenzen, sich erholen verwendet wird.

Wortgeschichte

Zweimal gammeln: Etymologien

Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts begegnet gammeln nicht nur in der Bedeutung alt, faulig werden, verrotten, verschimmeln (1999), allgemeiner auch verfallen (1969a), sondern nunmehr auch mit der Bedeutung keiner geregelten Arbeit nachgehen, in den Tag hineinleben im engeren (1966f) sowie faulenzen, erholen, sich entspannen im weiteren Sinn (1967b). Diese beiden Bedeutungsstränge haben unterschiedliche etymologische Wurzeln.

Die Bedeutung verrotten geht auf das Niederdeutsche zurück und gehört zu einem in den skandinavischen Sprachen belegten Adjektiv mit der Bedeutung alt, dessen Herkunft nicht geklärt ist (vgl. Pfeifer unter gammeln1DWDS), vgl. zum Dänischen ODS 6, 646). Gammeln ist mit dieser Bedeutung vornehmlich im norddeutschen Raum beheimatet. Neben dem Simplex gammeln begegnet auch die Präfixbildung vergammeln verderben (1951). Die Wendung vor sich hin gammeln, die häufig belegt ist, ist ab Ende der 1960er Jahre in den DWDS-Korpora belegt (1969a, 1974, 1987).

Die Herkunft der nicht mit abwertenden Konnotationen verbundenen Bedeutung faulenzen, erholen, sich entspannen ist dahingegen nicht abschließend geklärt. Möglich ist, dass sie an das westmitteldeutsche, insbesondere das rheinische und hessische gammeln, auch gambeln bzw. gumpeln, anknüpft (vgl. Pfeifer unter gammeln2DWDS). Das Rheinische Wörterbuch bucht gampe(l)n mit den Bedeutungen umherschlendern, bampeln, sich schlecht halten sowie betteln (Rheinisches Wörterbuch 2, 997). Andererseits ist gammeln wohl auch im norddeutschen Raum ein polysemes Wort, dass auch die Bedeutungen sich herumtreiben (vgl. Niedersächsisches Wörterbuch 5, 28) oder lästig bitten, betteln (Mecklenburgisches Wörterbuch 3, 30) haben kann. Es wäre durchaus denkbar, dass sich das zunächst negativ konnotierte gammeln von hier aus bildet.

Gammler gammeln: Gammeln im Themenfeld Gesellschaft

Mit der Entstehung der Bedeutung in den Tag hineinleben, faulenzen Mitte der 1960er Jahre wird das Verb gammeln zu einem Wort, das man dem Themenfeld Gesellschaft zuschlagen kann. Vermutlich verbreitet sich das Wort vom nördlichen Schleswig-Holstein aus über den gesamten deutschsprachigen Raum – jedenfalls beobachtet Reimut Jochimsen bereits 1953, dass das Wort dort eine neue Bedeutung erhält, die in anderen Regionen nicht verstanden wird (vgl. Jochimsen 1953, 296–297). Mit der neuen Bedeutung findet gammeln in etwa zeitgleich zur Entstehung des Substantivs GammlerWGd (1963a, 1963b, 1963c) weitere Verbreitung. Zunächst wird das Verb offenbar vornehmlich auf Jugendliche bezogen und ist dabei überwiegend negativ konnotiert (1965, 1966b, 1966e, 1966f). Die Bedeutungsaspekte korrespondieren dabei in Teilen mit einer angenommenen bestimmten Haltung der Jugendlichen der Gesellschaft gegenüber, d. h. mit Gammeln als Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft (1967a, 1976b). Die Bedeutung von gammeln kann hier mit keiner geregelten Arbeit nachgehen, in den Tag hineinleben angegeben werden. Anders formuliert: Gammler gammeln (1969b). Dazu ist zudem die Substantivierung Gammeln ist seit Mitte der 1960er Jahre bezeugt (1966a, 1966c).

Die unspezifischere und nicht mehr auf die Subkultur der Gammler bezogene Bedeutung faulenzen, erholen, sich entspannen entsteht bereits wenige Jahre nach der Entstehung der Bedeutung keiner geregelten Arbeit nachgehen, in den Tag hineinleben (1967b, 1997). Diese Verwendung überwiegt gegenwärtig. Jüngst wird gammeln auch synonym zu anderen Wörtern der Jugendsprache wie chillen oder abhängen verwendet (2004).

Gamm(e)lig. Adjektiv-Bildungen

Zum Verb gammeln gehört das Adjektiv gammelig bzw. gammlig. In der Bedeutung alt, verrottet, verschimmelt (1958), das seinerseits zunächst im norddeutschen Raum verbreitet war, ist es bereits früh bezeugt: So wird gammelig im Versuch eines bremisch-niedersächsischen Wörterbuchs bereits 1767 mit der Bedeutung was anfängt zu schimmeln, und daher einen üblen Geschmack erhält gebucht (Bremisch-niedersächsisches Wörterbuch 2, 478). Allgemeiner kann gammelig in dieser Bedeutungslinie auch alt, verfallen bedeuten (1976a) – von hier ist auch die feste Verbindung alt und gammelig zu verstehen (2003).

Mit der Entstehung der neuen gesellschaftlichen Bedeutung für das Verb gammeln erhält auch das Adjektiv gammelig eine neue Bedeutung: Es bezieht sich nun auf das äußere Erscheinungsbild zunächst vornehmlich jener als Gammler bzw. gammelnden bezeichneten Jugendlichen (1966d, 1971b, 1971a). Von hier aus entsteht auch für das Adjektiv eine breitere Bedeutung, in der gammelig nurmehr unansehnlich bedeutet (1972, 2009).

Weitere Wortbildungen

Nicht zuletzt bilden sich in den beiden wortgeschichtlichen Entwicklungslinien eine Reihe an weiteren Wortbildungen aus. In der Bedeutungslinie des semantischen Feldes Gesellschaft etwa entstehen Komposita wie Gammeltag (1985, 2000), Gammelleben (1975) oder Gammellook (1977, 2002).

Eine Wortbildung in der semantischen Tradition von alt, verrottet, verfault, die Mitte der 2000er Jahre infolge eines größeren Lebensmittelskandals weitere Verbreitung findet, ist Gammelfleisch (2005c, 2005a), dazu auch Gammelfleischskandal (2005b). Ganz neu ist das Kompositum Gammelfleisch dabei im Übrigen nicht: Im Norddeutschen ist die Bildung bereits früher bezeugt, das Niedersächsische Wörterbuch etwa bucht Gammelflēsch 1998 mit der Bedeutung nicht mehr einwandfreies Fleisch (Niedersächsisches Wörterbuch 5, 28). Zudem kann Gammel als Substantiv mindestens seit dem 19. Jahrhundert norddeutschen Raum faules Fleisch bzw. minderwertige Ware, Ausschuss, Abfall bedeuten (vgl. Mecklenburgisches Wörterbuch 3, 30 und Hamburgisches Wörterbuch 2, 249).

Gammelfleisch belegt bei der Wahl zum Wort des Jahres 2005 Platz fünf; in der Pressemitteilung der Gesellschaft für deutsche Sprache heißt es dazu: Gammelfleisch auf Platz fünf steht für den Fleischskandal, der in der zweiten Jahreshälfte erschreckende Dimensionen annahm. (Wort des Jahres, online). Gammelfleisch mit der Bedeutung in den Handel gebrachtes, für den Verzehr nicht mehr zugelassenes Fleisch (vgl. Neologismenwb. unter Gammelfleisch) ist fest im Deutschen etabliert (2006, 2015). In der Jugendsprache wird daraufhin das Kompositum Gammelfleischparty mit der Bedeutung Party für über 30jährige gebildet (2013a, 2013b), das 2008 zum Jugendwort des Jahres gewählt wurde.

Literatur

Bremisch-niedersächsisches Wörterbuch Tiling, Eberhard: Versuch eines bremisch-niedersächsischen Wörterbuchs: worin nicht nur die in und um Bremen, sondern auch fast in ganz Niedersachsen gebräuchliche eingenthümliche Mundart nebst den schon veralteten Wörtern und Redensarten, in bremischen Gesetzen, Urkunden, und Diplomen, gesammelt, zugleich auch nach einer behutsamen Sprachforschung, und aus Vergleichung alter und neuer verwandter Dialekte, erkläret sind. Bd. 1–6. Bremen 1767–1771 und 1869.

Hamburgisches Wörterbuch Hamburgisches Wörterbuch / auf Grund der Vorarb. von Christoph Walther und Agathe Lasch hrsg. von Hans Kuhn und Ulrich Pretzel, fortgef. von Jürgen Meier und Dieter Möhn, bearb. von Käthe Scheel und Jürgen Meier. Neumünster 1985–2006.

Jochimsen 1953 Jochimsen, Reimut: Gammeln, Hotten, Stenzen. Aus dem Wörterbuch der Jugend von heute. In: Muttersprache. Zeitschrift zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache. Jg. 1953, S. 296–299.

Mecklenburgisches Wörterbuch Wossidlo/Teuchert: Mecklenburgisches Wörterbuch. Unveränd., verkleinerter Nachdr. der Erstaufl. von 1937–1992. Hrsg. von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Neumünster 1996.

Neologismenwb. Leibniz-Institut für deutsche Sprache (IDS): Neologismenwörterbuch. (owid.de)

Niedersächsisches Wörterbuch Niedersächsisches Wörterbuch / auf Grund der Vorarbeiten von Hans Janßen† und unter Mitwirkung eines Arbeitskreises niedersächsischer Mundartforscher herausgegeben von der Abteilung für niedersächsische Mundartforschung des Seminars für Deutsche Philologie der Universität Göttingen durch Wolfgang Jungandreas. Neumünster 1965-.

ODS Ordbog over det danske sprog. Grundlagt af Verner Dahlerup. Udgivet af det Danske Sprog- og Litteraturselskab. Bd. 1 ff. København 1918 ff.

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Rheinisches Wörterbuch Rheinisches Wörterbuch. Auf Grund der von J. Franck begonnenen, von allen Kreisen des rheinischen Volkes unterstützten Sammlung. Bd. 1–9. Bonn/Berlin 1928–1971. (woerterbuchnetz.de)

Wort des Jahres Gesellschaft für deutsche Sprache e. V.: Wort des Jahres. (gfds.de)

Belegauswahl

[…] wurden Großbauer Gerike und zwei Landarbeiter, die das Korn auf dem Feld nicht vergammeln lassen wollten.

Der Spiegel, 15. 8. 1951, S. 5. [IDS]

Der britische Löwe scheint gewillt zu sein, von der isländischen Ente nicht noch einmal eine Schlappe hinzunehmen wie beim Kabeljaukrieg von 1952. Damals boykottierte England wegen der isländischen Ausweitung von drei auf vier Seemeilen den Ankauf isländischer Kabeljaus und Heringe, unbekümmert darum, ob es die erzürnten Wikinger in die Arme der Sowjets trieb, die sich sofort bereit erklärten, den allmählich gammelig zu werdenden Fischberg in Reykjavik abzunehmen.

Die Zeit, 28. 8. 1958, S. 1. [IDS]

Mal von hinten, mal von vorn sieht man sie, von allen Seiten, schräg von unten, schräg von oben, gammelnd, tanzend, im Nachtgewande und natürlich im Badezimmer, in der Wanne, neben der Wanne, zwischen allerlei Spiegelchen, mal sieht man zwei in einer Wanne, mal alle im Swimmingpool.

Die Zeit, 3. 5. 1963, Nr. 18. [DWDS] (zeit.de)

„Die Gammler“ heißen in der Heimsprache der Erzieher die Jungen und Mädchen, die im Klubraum herumlungern, Stammpublikum sind und am liebsten Pingpong spielen.

Die Zeit, 6. 12. 1963, Nr. 49. [DWDS] (zeit.de)

Die Tramper gelten als die von allen anderen Reisegruppen abgelehnten Außenseiter, die, berechtigt oder unberechtigt, die schlechten Seiten aller auf sich zu vereinigen haben: Assoziationen zu Vagabunden, Gammlern und Verwahrlosten sind schnell bei der Hand.

Die Zeit, 13. 12. 1963, Nr. 50. [DWDS] (zeit.de)

Etwas, was nicht näher definiert wird, was aber wie Schuldgefühl und ein unbewußter Verlustkomplex anmutet (in Westberlin wurde B. ja auch sein teurer Sportwagen gestohlen), treibt den jungenMann immer wieder nach Berlin an die Mauer, zwangsläufig, ziellos, in Destillen und Budiken abends gammelnd.

Die Zeit, 1. 10. 1965, Nr. 40. [DWDS] (zeit.de)

In der Mehrzahl meinen sie, daß Gammeln ein Durchgangsstadium sei, das ende, sobald man für Kinder zu sorgen und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen habe.

Die Zeit, 25. 3. 1966, Nr. 13. [DWDS] (zeit.de)

Warum gammelst du? Ist es nicht unanständig, daß Jungen und Mädchen so eng beieinander sitzen?

Die Zeit, 25. 3. 1966, Nr. 13. [DWDS] (zeit.de)

Ist das Bummeln und Gammeln des deutschen Studenten Lust oder nicht vielmehr der dringende Wunsch nach dem Fortkommen, so dringend, daß der junge Herr sich demnächst gar nicht mehr die Mühe einer Immatrikulation nehmen wird, denn zu Sportcabrio und vierstelligen Gehältern führen ja auch andere Wege, und kein Doktortitel hilft mehr bei Trunkenheit am Steuer, allenfalls noch bei der Musterungskommission, dem letzten Garanten akademischen Nachwuchses!

Die Zeit, 8. 4. 1966, Nr. 15. [DWDS] (zeit.de)

Halb Hamburg wurde am Beatle-Sonntag auf den Kopf gestellt, aber in der Ernst-Merck-Halle kam kein Mensch, kamen allenfalls ein paar Stühle zu Schaden. Diese vier netten, eher unterkühlt wirkenden, kein bißchen „gammelig“, sondern wie aus dem Ei gepellt auftretenden jungen Verdienstordensträger und Millionäre aus Liverpool sind ja auch etwas eigenartige Anführer der Jugend zu sozialem Protest.

Die Zeit, 1. 7. 1966, Nr. 27. [DWDS] (zeit.de)

Petra Seipel, 17, Tochter eines Berliner Straßenfegers, Absolventin der 10. Klasse einer Oberschule, besitzt seit drei Monaten keine Schuhe mehr. Sie nährt sich von Stullen und Äpfeln, die ihr ein Obsthändler regelmäßig zusteckt, luchst den Typen in der „Wirtin“ ein paar Sechser und Groschen ab und will nächsten Monat etwas tun: mit ein paar Schwestern nach Schweden gammeln.

Der Spiegel, 19. 9. 1966, S. 70. [IDS]

Manche gammeln schon drei Jahre oder länger – wie „Mick“, 23, aus Frankfurt, der durch fast alle Länder Europas getrampt ist. Andere treiben es nur einen Sommer lang – wie der Madonnen-Kreider Georg Stein auf der Reeperbahn: Er will noch genau bis zum 1. Januar gammeln, sich dann ein Zimmer nehmen und „wieder normal arbeiten“.

Der Spiegel, 19. 9. 1966, S. 70. [IDS]

"[…] Schulreife Kinder verlieren dadurch oft ein ganzes Jahr, und gerade die Frühreifen können nicht früh genug dazu gebracht werden, arbeiten zu lernen. Denn sonst gammeln sie später.“

Die Zeit, 15. 9. 1967, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

Mal gammeln, im Sinne von Nichtstun, Beine hoch, dösen?

Die Zeit, 8. 12. 1967, Nr. 49. [DWDS] (zeit.de)

In welchem Hafen mag diese Yacht heute vor sich hin gammeln?

Die Zeit, 17. 1. 1969, Nr. 03. [DWDS] (zeit.de)

Gammler gammeln nicht, weil sie Haschisch rauchen; sondern sie rauchen allenfalls Haschisch, weil sie gammeln.

Die Zeit, 28. 11. 1969, Nr. 48. [DWDS] (zeit.de)

Paul äußerte übrigens zwischendurch mal, daß es ja wirklich solche ungewaschenen und gammeligen Studenten gäbe, wie sie immer in den Zeitungen beschrieben würden.

N. N.[Autorenkollektiv am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin]: Sozialistische Projektarbeit im Berliner Schülerladen Rote Freiheit. Frankfurt 1971, S. 359. [DWDS]

Durch lange Haare, gammelige Kleidung und den ungeduldigen Taterdrang der Jugendlichen ließ man sich verschrecken.

Die Zeit, 9. 4. 1971, Nr. 15. [DWDS] (zeit.de)

Ungaro: „Revolution in der Mode auszudrücken oder die ‚ Mode der Straße‘ in die Couture zu übernehmen – die Zeiten sind vorbei. Wenn Sekretärinnen noch vor kurzem nach gammeligen Baumwollhemden suchten, heute Kaschmir-Pullis bei uns verlangen, ist das ein Zeichen dafür, daß die Frauen genug haben von Trödelmode. Kleider aus wertvollen Stoffen in heiteren Farben, die so aussehen, als wären sie unkompliziert geschnitten – das ist der neue Trend. “

Die Zeit, 8. 9. 1972, Nr. 36. [DWDS] (zeit.de)

Die Erfahrung zeigt jedoch, daß sie alsbald vergessen werden, und die Packung schließlich im Badezimmerschränkchen vor sich hin gammelt.

Die Zeit, 2. 8. 1974, Nr. 32. [DWDS] (zeit.de)

Was weiß ich von Berufen, von Anforderungen, von meinen wirklichen Fähigkeiten – nach 13 Jahren Gammelleben in der Schule?

Die Zeit, 14. 2. 1975, Nr. 08. [DWDS] (zeit.de)

Das gab es jetzt in Santa-Fu in Hamburg-Fuhlsbüttel, in der Strafvollzugsanstalt 2, in diesem gammeligen Bau, wo oft genug schon Film- und Fernsehkameras reingehalten wurden.

Die Zeit, 27. 2. 1976, Nr. 10. [DWDS] (zeit.de)

Ein „ausgeflippter Typ“, der „lieber gammelt als arbeitet“, kommt mit seinem Text bei der jüngeren Generation mit Sicherheit an – auch wenn das Ausgeflippt-Sein nicht gerade das erklärte Lebensziel des zur Heirat entschlossenen jungen Menschen ist.

Die Zeit, 28. 5. 1976, Nr. 23. [DWDS] (zeit.de)

Ein paar junge Leute im gemütlichen Gammellook, die sich schon Wochen zuvor mit den Aubinger Kindern angefreundet hatten, gaben das Kommando: „Jetzt wird gebaut!“

Die Zeit, 2. 9. 1977, Nr. 36. [DWDS] (zeit.de)

Er sollte nichts trinken oder doch einen Schluck, der besseren Stimmung wegen; Partys oft an fünf, sechs Tagen die Woche, der Sonntag dann; unser Gammeltag, wir schließen uns ein, lassen keinen rein und versacken so richtig; sie konnte schon mal mit Worten verletzen, aber geführt hat keiner, vielleicht nur ein bißchen sehr aktiv, sehr temperamentvoll nach außen das Gefühl kompensiert, Anhängsel eines Prominenten zu sein; im Grunde konnte keiner ohne den anderen leben.

Die Zeit, 18. 1. 1985, Nr. 04. [DWDS] (zeit.de)

Das alte Grandhotel gammelt vor sich hin: groß, grau, häßlich.

Die Zeit, 19. 6. 1987, Nr. 26. [DWDS] (zeit.de)

Die Sekretärin "Sonntags nehme ich mir die Freiheit, nur zu tun, was ich möchte: Radfahren, Spazieren, Gammeln. Sonntag abend bereite ich mich schon wieder auf die Woche vor: Gesichtsmaske und Nägel lackieren.

Berliner Zeitung, 28. 2. 1997. [DWDS]

Vor einer Tür im zweiten Stock gammeln Essensreste, es stinkt fürchterlich.

Berliner Zeitung, 28. 7. 1999. [DWDS]

Ich hatte die Idee von ein paar Gammeltagen unter den blauen Sonnenschirmen am Strand, ohne Moritz davon jedoch auch nur ansatzweise überzeugen zu können.

Die Zeit, 15. 6. 2000, Nr. 25. [DWDS] (zeit.de)

Die Mode verabschiede sich vom Gammellook, lese ich auf den Lifestyle-Seiten unserer verschlankten Tageszeitungen.

Die Zeit, 12. 9. 2002, Nr. 38. [DWDS] (zeit.de)

Mein Kühlschrank ist gefüllt mit Kräuterbutter und Fruchtbomben und eingelegter Paprika und Zimtpudding und von all den Dingen werde ich nur wenig essen, ich werde es nicht schaffen, sie werden alt und gammlig, aber es ist trotzdem schön, dass es sie gibt.

Berliner Zeitung, 16. 8. 2003. [DWDS]

Dazwischen: Am Landwehrkanal rumliegen, gar nichts tun, abhängen, rumlungern, faulenzen, gammeln, lottern, müßig gehen, chillen. Kurz: Ein wenig entspannen eben[.]

Berliner Zeitung, 11. 6. 2004. [DWDS]

Nach Ansicht der Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung, Roswitha Steinbrenner, hat der Fleisch-Eigentümer wegen der aktuellen Diskussion um Gammelfleisch verzichtet, die Ware weiterzuverwerten. Ihm droht keine Strafe, weil er das Fleisch weder neu deklariert noch das Haltbarkeitsdatum gefälscht habe.

Berliner Zeitung, 7. 12. 2005. [DWDS]

In den letzten Wochen hatte Seehofer seine Vorgängerin Künast im Zusammenhang mit dem Gammelfleischskandal mehrmals angegriffen und sie für die Missstände mitverantwortlich gemacht.

Berliner Zeitung, 17. 12. 2005. [DWDS]

Skandal um „Gammelfleisch“: Ein bayerischer Fleischhändler soll tonnenweise Geflügelabfälle aus der Schweiz importiert, umdeklariert und an Lebensmittelproduzenten in Deutschland, Italien, der Schweiz, Österreich und Frankreich verkauft haben.

Berliner Zeitung, 31. 12. 2005. [DWDS]

Niemand will Gammelfleisch im Döner oder Genreis im Risotto.

Die Zeit, 29. 12. 2006, Nr. 01. [DWDS] (zeit.de)

Slip-on-Vans sind Turnschuhe, die zu schnell ausgetreten sind, bekommen keine Patina und sehen nach einem Festivalbesuch nur noch gammelig aus.

Die Zeit, 4. 9. 2009, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

Jugendliche hatten im Internet ihre Vorschläge eingereicht, am Ende entschied eine Jury. Manch ein Erwachsener kann mit dem Begriff „Babo“ wenig anfangen – aber die Erfahrung haben viele in den vergangenen Jahren bei Wörtern wie „Yolo“ (2012), „Swag“ (2011), „Niveaulimbo“ (2010), „hartzen“ (2009) oder „Gammelfleischparty“ (2008) vermutlich bereits gemacht.

Die Zeit, 25. 11. 2013 (online). [DWDS] (zeit.de)

Kritik gab es 2008 für das erste Jugendwort des Jahres – „Gammelfleischparty“ als Bezeichnung für eine Ü-30-Party: Die damalige niedersächsische Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) bezeichnete es als das „Un-Wort des Jahres“, weil damit „per se Millionen von Menschen beleidigt“ werden.

Die Zeit, 25. 11. 2013 (online). [DWDS] (zeit.de)

Bei landesweiten Razzien haben die chinesischen Behörden Medienberichten zufolge tonnenweise gefrorenes Gammelfleisch beschlagnahmt – einige Stücke waren demnach mehr als 40 Jahre alt.

Die Zeit, 24. 6. 2015 (online). [DWDS] (zeit.de)