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Trend trendig · trenden

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Das Substantiv Trend wird in den 1920er Jahren aus dem Englischen ins Deutsche entlehnt und bedeutet seither (aktuelle) Entwicklung, (gesamtgesellschaftliche) Tendenz. Spätestens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tritt die Bedeutung angesagte, oft kurzlebige Mode, angesagter Stil daneben; dazu wird im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts das Adjektiv trendig in entsprechender Bedeutung gebildet. Jüngst begegnet Trend in der neuen Lesart Thema oder Gegenstand, der innerhalb kurzen Zeitraums eine große Menge an Aktivitäten in den sozialen Medien erzeugt, vermutlich als Neuentlehnung aus dem Englischen, wo das Wort in Bezug auf Suchmaschinen bzw. Internetplattformen seit Beginn des Jahrtausends bezeugt ist. In diesem Kontext ist das neue Verb trenden zu verorten, das im Deutschen dann auch in allgemeinerer Bedeutung angesagt sein auftritt.

Wortgeschichte

Trend. Entlehnung und Ausgangsbedeutung des Substantivs

Das Substantiv Trend ist seit den 1920er Jahren im Deutschen belegt (1928, 1939, vgl. auch 1DFWB 433–436). Es wird aus dem Englischen entlehnt, wo trend bereits seit dem 17. Jahrhundert bezeugt ist und über die Jahrhunderte ein breites semantisches Spektrum ausgebildet hat (vgl. hierzu im Detail 3OED unter trend, n.). Ins Deutsche wird Trend in der Bedeutung (Grund)richtung einer (sich anbahnenden) Entwicklung, Entwicklungstendenz entlehnt (1932, 1953a, vgl. Pfeifer unter TrendDWDS). Diese Lesart ist im Englischen zunächst als Richtung, in die etwas tendiert oder abbiegt; die allgemeine Richtung, die ein Strom, ein Gebirge, eine Schicht usw. einzunehmen pflegt bereits seit dem 18. Jahrhundert, in übertragener Verwendung allgemeiner Verlauf, Tendenz dann seit dem Ende des 19. Jahrhunderts belegt (vgl. 3OED unter trend, n.). Im Deutschen begegnet das Wort zunächst und bis heute besonders auch in Bezug auf den politischen und wirtschaftlichen Bereich (1947, 1953c, 1968, 1979), in der allgemeinen Bedeutung Entwicklung aber auch mit Blick auf andere Bereiche (1953b, 2001). Diese Lesart kann auch langlebige Entwicklungen umfassen (1946). Im Deutschen ist die Bedeutung (aktuelle) Entwicklung; gesamtgesellschaftliche Tendenz dabei bis heute stabil.

Angesagter, oft kurzlebiger (Mode-)Stil. Bedeutungsverengung und das Adjektiv trendig

Spätestens ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird Trend auch in Bezug auf aktuelle Entwicklungen im Bereich von Mode und Stil verwendet (1955, 1966). In diesem Kontext erfährt das Substantiv dann eine Bedeutungsverengung und erhält die neue Bedeutung angesagter Stil, angesagte Modeentwicklung (1973, 2018). Anders als die allgemeiner gefasste Bedeutung Entwicklung, Tendenz (1952) trägt diese nun mindestens partiell auch Konnotationen der Kurzlebigkeit (1999). Im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts findet diese Lesart weitere Verbreitung. In diesem Zusammenhang ist zudem das Kompositum Trendmode bezeugt (2000).

Wohl vor allem in dieser Bedeutung wird es nunmehr selbst zum – wie es das 1DFWB formuliert – Modewort (vgl. 1DFWB 433–436). So steigt zeitgleich zur beschriebenen semantischen Entwicklung nicht nur die (bedeutungsübergreifende) Verwendungsfrequenz des Substantivs signifikant (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers), sondern es entsteht zur Bedeutung angesagter Stil auch das Adjektiv trendig im Trend liegend, modisch (1993, 1997, 2002). Es ist seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts belegt (1987) und verbreitet sich ebenfalls und sicher nicht zufällig zeitgleich zur weiteren Verbreitung des Substantivs in entsprechender Lesart ab den 1980er Jahren im deutschsprachigen Raum (vgl. die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

Jüngst begegnet Trend zunehmend auch in Bezug auf die sozialen MedienWGd, nunmehr in der Bedeutung Thema oder Gegenstand, das bzw. der innerhalb eines kurzen Zeitraums eine große Menge an Aktivitäten in den sozialen Medien erzeugt (2016a). Bei der Entstehung der neuen Bedeutung handelt es sich möglicherweise um eine Neuentlehnung aus dem englischsprachigen Raum. Jedenfalls weisen einschlägige Suchmaschinen und Plattformen wie etwa Google, YouTube oder Twitter sowohl im englischen als auch im Deutschen Trends – dies dann in der pluralischen Form (2016a) – aus, die anzeigen, welche Themen oder Beiträge zum gegenwärtigen oder auch zu einem vergangenen Zeitpunkt besonderes Interesse bzw. besonders viele Interaktionen hervorrufen bzw. hervorgerufen haben. Entsprechend begegnen auch in deutschsprachigen Quellen im 21. Jahrhundert sowohl Komposita wie etwa Twittertrends (2009, 2015a) als auch die Kollokation in den Trends (2016c), letzteres in Bezug auf entsprechende Plattformen.

Nicht zuletzt entsteht in diesem Zusammenhang auch das Verb trenden in den Trends der sozialen Medien erscheinen (2012, 2016b, 2017b, 2017c). Es wird vermutlich ebenfalls aus dem Englischen entlehnt, wo das Verb trend zwar bereits seit etwa 1600 bezeugt ist, es die Bedeutung in kurzer Zeit eine große Menge an Aktivitäten in den sozialen Medien erzeugen; in sozialen Netzwerken populär oder weit verbreitet werden aber erst im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts erhält (vgl. 3OED unter trend, v. mit Erstbeleg für diese Lesart von 2007). Im Deutschen begegnet das Verb inzwischen auch unabhängig von diesem Kontext in der Bedeutung angesagt sein (2015b, 2017a).

Literatur

1DFWB Schulz, Hans/Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Weitergeführt im Institut für deutsche Sprache unter der Leitung von Alan Kirkness. Bd. 1–7. Straßburg bzw. Berlin 1913–1988. (owid.de)

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Belegauswahl

Hierbei kommt es vor allem an, durch die allzu schematisierende Vereinheitlichung des Konjunkturverlaufes der gesamten Volkswirtschaft besonders im Harvard-Barometer (z. B. gemeinsamer Trend für alle drei Märkte!) hindurchzuschauen auf die konkreten Verhältnisse jedes einzelnen Industriezweiges, jeder Branche, die natürlich dem Unternehmer vor allem bedeutsam und wissenswert erscheinen.

Heinrich, Walter: Grundlagen einer universalistischen Krisenlehre. Jena 1928, S. 163.

Auch der Trend der Preise weist keine einheitliche Entwicklung auf.

Rußig, Lothar/Hans Zörner: Die Bedeutung der Industriegüterpreise für die Kostengestaltung im landwirtschaftlichen Bereich. In: Fritz Beckmann u. a. (Hrsg.): Veröffentlichungen der Friedrich List-Gesellschaft e. V. 5. Band. Deutsche Agrarpolitik. Teil I. Berlin 1932, S. 357–378, hier S. 367. (books.google.de)

Man kann, wie es hier zunächst geschieht, den allgemeinen Trend der Veränderung herausarbeiten.

Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. In: Ders. (Hrsg.): Über den Prozeß der Zivilisation – Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen Bd. 1. Frankfurt a. M. 1992 [1939], S. 256. [DWDS]

Demgemäß entspräche dem längeren Trend in der Landwirtschaft der Einsatz vorzüglich der Jugend, wofür zudem auch psychologische Momente sprechen; denn der verstädterte Erwachsene wird wohl nur in den seltensten Fällen dauerhaft der Landwirtschaft verbunden werden können.

Die Zeit, 23. 5. 1946, Nr. 14. [DWDS] (zeit.de)

Der Trend der Börsenkurse erreichte seinen Tiefpunkt im Juni Damals überschritt kaum ein Börsenpapier außer den Pfandbriefen der Westzonen noch den Parikurs; die Bankaktien tendierten um 60, und nur die Chemiegruppe mit Schering an der Spitze lag noch etwas über 100.

Die Zeit, 2. 1. 1947, Nr. 01. [DWDS] (zeit.de)

Schaltet man die saisonalen Schwankungen aus, so bleiben Kurven übrig, die neben dem langfristigen Trend und allen Zufälligkeiten die konjunkturelle Entwicklung wiedergeben.

Die Zeit, 4. 9. 1952, Nr. 36. [DWDS] (zeit.de)

Wie sieht nun der Trend aus, d. h. wie wird die Entwicklung gehen?

Die Zeit, 15. 1. 1953, Nr. 03. [DWDS] (zeit.de)

Der Trend, der langzeitige Entwicklungszug unseres Klimas, wies im 19. und bis ins 20. Jahrhundert hinein den Hang zu einer „Ozeanisierung“ auf, zum Kühlerwerden der Sommer und Milderwerden der Winter.

Die Zeit, 16. 7. 1953, Nr. 29. [DWDS] (zeit.de)

Schon nach zwei Stunden war der „Trend“ unverkennbar. Woher immer die ersten Teilergebnisse kamen, alle zeigten sie einen weit über die optimistischesten Voraussagen hinausgehenden Stimmenzuwachs für die CDU/CSU.

N. N.: Hoffnungen und Enttäuschungen in der Wahlnacht. In: Die Zeit, 10. 9. 1953, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

Die Abhängigkeit der Völker voneinander ist nicht nur eine politische, sie ist auch eine politische, sche Tatsache, und der Ehrgeiz vieler Länder, die in einem ästhetischen Wettbewerb mit Frankreich stehen, geht naturgemäß dahin, auch ihre textilen Produkte zu verfeinern und dem wechselnden Trend der Mode anzupassen.

Die Zeit, 11. 8. 1955, Nr. 32. [DWDS] (zeit.de)

1965 werden 50 Prozent aller Felle in Deutschland verarbeitet, und die ~~~~ute sagen: „Es herrscht ein Trend nach hochwertiger Ware.“ Gleichzeitig beginnt der Trend zumfun fur zum supermodisch verarbeiteten billigen Pelz.

Die Zeit, 25. 11. 1966, Nr. 48. [DWDS] (zeit.de)

Sieht man von der Stagnation des Exports nach Belgien/Luxemburg ab, dann ist ein kräftiger Trend nach oben zu registrieren.

Die Zeit, 1. 3. 1968, Nr. 09. [DWDS] (zeit.de)

So geht der Stil von Saint Laurent, weit und breit kopiert, wieder einmal als Trend der gesamten Mode voraus.

Die Zeit, 10. 8. 1973, Nr. 33. [DWDS] (zeit.de)

Für das kommende Jahrzehnt erwartet die überwiegende Mehrheit der westlichen Experten für die Sowjetunion drei Trends. Erstens: Innenpolitisch eine Fortsetzung der vorsichtigen, konservativen Politik, auch unter Breschnjews Nachfolgern.

Die Zeit, 18. 5. 1979, Nr. 21. [DWDS] (zeit.de)

Sie schaffen sich auch in eine besondere Sprache rein, in die sich die Kleinigkeiten, über die man einander mündlich noch Mitteilung zu machen hat, gleichfalls trendig fassen lassen.

Der Spiegel, 23. 2. 1987, S. 256. [IDS]

Statt Mundartslang waren damals neuhochdeutsche Floskeln trendig.

Die Zeit, 8. 1. 1993, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)

Er hütet sich aber davor, die Sprache allzu trendig oder zeitgeistig ausfallen zu lassen.

Berliner Zeitung, 14. 10. 1997. [DWDS]

Statt dessen wurde aus „jetzt“ ein autarkes Blatt, das publizistisch Furore machte, weil Ähnliches nicht nur in der Tageszeitung fehlt, sondern in der gesamten Presselandschaft: Lakonische Texte, unkonventionelle Fotos und ein Gespür dafür, wann aus einem Trend Mode geworden ist.

Berliner Zeitung, 29. 3. 1999. [DWDS]

Die zuletzt mit Trendmode konkurrierende Bekleidung mit den drei Streifen wird derzeit vor allem in den USA in der Käufergunst von reinen Modemarken überflügelt.

Der Tagesspiegel, 2. 3. 2000. [DWDS]

Sie simulierten anhand von Trends Geburtenrate und Altersstruktur der unterschiedlichen Regionen der Erde.

Die Zeit, 9. 8. 2001, Nr. 33. [DWDS] (zeit.de)

Mitte der 90er-Jahre in Konkurrenz zum „flyer“ (siehe linke Spalte) entstanden, besteht das Heft eigentlich nur aus einem mäßigen Veranstaltungskalender und vielen kurzen Promotexten über CDs, Computerspiele, Film und Mode: „stimmige Outfits“ also, die vor allem „heiß“, „super“, „sexy“, „cool“, „hip“ „stylish“, „lässig“, „bunt“, „schrill“, „extravagant“ und „trendig“ sind.

Berliner Zeitung, 11. 9. 2002. [DWDS]

Um Twittertrends erkennen zu können, ist Twitscoop ganz nützlich.

Strukturierte Themensuche für das eigene Weblog (Teil III). Kulturmanagement Blog, 17. 4. 2009. [DWDS] (wordpress.com)

Oder wie es ein Typ mit Twitternamen @wochlop kürzlich erst formulierte: „Jeden Sonntag das gleiche: #tatort und #jauch trenden in den Twitter-Hater-Charts!“

taz, 29. 12. 2012, S. 7. [IDS]

Die Hashtags Sissi verachtet den Golf und Sie haben Geld wie Reis waren die Twittertrends der Woche.

Die Zeit, 13. 2. 2015, Nr. 7. [DWDS] (zeit.de)

Stattdessen wird ein neuer Future-Look total trenden – aber nur, wenn er französisch ausgesprochen wird.

taz, 22. 12. 2015, S. 20. [IDS]

In wenigen Stunden schaffte es #BanCocaCola in die Trends des ukrainischen Twitter, auf Facebook wurden Tausende Posts zum Thema veröffentlicht.

Die Zeit, 8. 1. 2016 (online). [DWDS] (zeit.de)

Und dem dritten Torwart reicht der handverlesene Name Péter Gulácsi nicht, um nach seiner Unterschrift in Leipzig bei Twitter zu trenden.

Die Zeit, 7. 6. 2016 (online). [DWDS] (zeit.de)

„In #Dresden ist die #Fliegerbombe DD in den Trends? […]“

Die Zeit, 15. 11. 2016 (online). [DWDS] (zeit.de)

Es trenden die Jugendtrainer, eine Unterart der sogenannten Konzepttrainer, also Trainer ohne Profikarriere.

Die Zeit, 21. 4. 2017 (online). [DWDS] (zeit.de)

«Pilze trenden auf Instagram»

SonntagsZeitung (Tages-Anzeiger), 29. 10. 2017, S. 25. [IDS]

Dubiose Werbeclips trenden auf YouTube

Der Spiegel (online), 13. 11. 2017. [IDS]

Wann wird die Holzkiste bei Tchibo sein? Tchibo ist der Tod jedes Trends, aber die Holzkiste wird Tchibo überleben.

Die Zeit, 6. 1. 2018, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)