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Minderheit Minderzahl

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Minderheit ist im Deutschen seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts belegt. Es begegnet, hier vergleichbar dem älteren Minderkeit, zunächst in der Lesart Zustand des Wenigerseins, des Minderseins. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert trägt es zentral die Bedeutung in der Unterzahl. Seither begegnet es als Gegensatz zu Mehrheit sowie synonym zu Minderzahl. Die quantitative Bedeutung wird in politischen und gesellschaftlichen Kontexten auf Bevölkerungsanteile und -gruppen übertragen. Wohl von hier entsteht die weitere Lesart gesellschaftliche Teilgruppe, die gegenüber der gesellschaftlichen Mehrheit in der Unterzahl ist.

Wortgeschichte

Minderheit: Erstbezeugungen

Das Substantiv Minderheit ist im Deutschen vereinzelt seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bezeugt (1717, 1737). Zwar weist das Etymologische Wörterbuch des Deutschen auf das bereits im Althochdeutschen um 1000 belegte minnerheit das Wenigersein hin (vgl. Pfeifer unter MinderheitDWDS1); s. a. AWB 6, 623), das 1DWB nimmt allerdings an, dass es sich später nicht fortgesetzt habe (vgl. 1DWB 12, 2228).

Bereits im 17. Jahrhundert ist die Bildung Minderkeit Zustand des Wenigerseins, des Minderseins (1689, 1763) belegt. Minderheit begegnet im 18. Jahrhundert zunächst ebenfalls in der Bedeutung Zustand des Wenigerseins, des Minderseins (1737). Entsprechend bucht Campe Anfang des 19. Jahrhunderts Minderheit in seinem Wörterbuch der deutschen Sprache mit der Bedeutung der Zustand, da etwas minder ist als ein anderes, sowohl in Ansehung der Zahl, Menge, als auch in Ansehung der innern Stärke und Würde (vgl. Campe Wörterbuch 3, 287). Daneben gibt Campe allerdings auch schon die Lesart die mindere oder kleinere Zahl (Minorität); im Gegensatz zu der Mehrheit an (vgl. Campe Wörterbuch 3, 287). In Bezug auf diese Lesart ist aufschlussreich, dass sie noch mit dem bei Campe entsprechenden Symbol versehen ist, dass sie, obgleich sie schon in gelesenen Schriften vorkomm[t], neu und von zweifelhaftem, noch nicht ausgemachtem Werthe sei (Campe Wörterbuch 1, XXI). Die Buchung Campes kann damit auch als Ausdruck der Entstehung der neuen, heute dominanten quantitativen Lesart für Minderheit verstanden werden.

Die quantitative Bedeutungslinie

Die DWDS-Wortverlaufskurve zeigt die Ablösung von Minorität durch Minderheit hinsichtlich der Verwendungshäufigkeit im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts.

Abb. 1: DWDS-Wortverlaufskurve zu Minderheit und Minorität

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert begegnet Minderheit zunehmend in der Bedeutung in der Unterzahl (1773a, 1840a, 1907, 1919a, 1960), möglicherweise unter Einfluss des Französischen minorité (vgl. mit dieser Annahme 10Paul, 573) bzw. des seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Deutschen belegten MinoritätWGd in entsprechender Lesart. Diese Lesart setzt sich nun gegenüber der älteren, heute nicht mehr gebräuchlichen Bedeutung Zustand des Wenigerseins, des Minderseins durch. Damit ist in der Unterzahl seither die dominante Bedeutung von Minderheit. Im Übrigen trägt auch Minderkeit nun selten die Bedeutung Minderzahl (1851).

Minderheit bleibt gegenüber dem synonymen Minorität bis zum letzten Drittel des 19. Jahrhunderts weniger frequent, erst danach löst es das ältere Substantiv hinsichtlich der Bezeugungshäufigkeit bei gleichzeitig nun auch steigender Verwendung ab (vgl. Abb. 1 sowie die entsprechende bedeutungsübergreifende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

Mehrheit, Minderzahl, Unterzahl. Semantische Relationen

In der quantitativen Lesart begegnet MehrheitWGd als Antonym (1773a, 1830, 1840a, 1848a). Daneben sind mit Minderzahl und Unterzahl zwei Synonyme zur quantitativen Lesart belegt (1859, 2002). Minderzal ist mit der Bedeutung Zählung innerhalb eines Jahrhunderts vom Jahrhundertende her bzw. mindere Zahl seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar (vgl. FWB-online unter minderzal sowie 1DWB 12, 2231). Jünger sind Verwendungen von Minderzahl als Gegensatz zu Mehrzahl (1808, 1833, 1840b). Sowohl MinderzahlWGd als auch Unterzahl sind ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegenüber Minderheit deutlich weniger frequent (vgl. Abb. 2 sowie die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers).

Verwendungen in politischen und gesellschaftlichen Kontexten

In der quantitativen Lesart begegnet Minderheit seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in politischen Kontexten (1773b, 1848b). Zu den Bedeutungsaspekten gehören hier auch – im Einzelnen unterschiedlich gelagerte – Rechte bzw. Vertretungsansprüche innerhalb einer politischen Ordnung (1848c, 1848d, 1848e). Mindestens indirekt stehen hier über eine rein quantitativ anzusetzende Bedeutung auch Vorstellungen von Bevölkerungsanteilen hinter den Verwendungen (1843). Darüber hinaus wird Minderheit ebenfalls mindestens seit dem 19. Jahrhundert auch unabhängig von politischen Vertretungsansprüchen breiter auf gesellschaftliche bzw. soziale Gruppen übertragen (1855), es entsteht die Bedeutung gesellschaftliche Teilgruppe, die in der Unterzahl ist (1890, 1897).

Minderheit in der Bedeutung gesellschaftliche Teilgruppe kann in Abhängigkeit von der Wahrnehmung der gesellschaftlichen oder sozialen Mehrheit und je nach diskursiver Einhegung unterschiedlich konnotiert sein und unterschiedliche Bedeutungsaspekte tragen. So kann Minderheit beispielsweise gegenüber der Mehrheit im Sinne einer Avantgarde gelesen und damit positiv besetzt sein (1896); entsprechend diskursiv grundiert können sich darüber hinaus Machtansprüche und Rechte mit dem Wort verbinden (1895; hier ist das Wort erkennbar in den Rassediskurs des 19. Jahrhunderts eingelassen). Minderheit kann aber auch, sofern sich als unrechtmäßig wahrgenommene Unterdrückungsverhältnisse semantisch mit dem Wort verbinden (1930), negativ konnotiert sein.

Spätestens im Verlauf des 20. Jahrhunderts treten in Zusammenhang mit Verwendungen in Bezug auf gesellschaftliche Teilgruppen zudem weitere Bedeutungsaspekte auf, so insbesondere die der Benachteiligung gegenüber einer gesellschaftlichen Mehrheit (1932, 1996) sowie die der Marginalität (1981). Wenn Minderheit in diesen Zusammenhängen verwendet wird, rückt es semantisch zugleich in die Nähe von Wörtern wie RandgruppeWGd (2000, 2001a), trägt dabei aber stärker als diese Bedeutungsaspekte des Numerischen.

Minderheitsregierung, Minderheitenrechte, Minderheitenschutz. Wortbildungen

Zu Minderheit sind zahlreiche Komposita wie etwa Stimmenminderheit (1988) oder Minderheitspartei (1919b) belegt. Zu den inzwischen im deutschen Wortschatz fest etablierten Wortbildungen mit Minderheit gehören unter anderem Minderheitsregierung (1874, 1920a, 2017), Minderheitenschutz (1926, 2001b) und Minderheitenrechte (1920b).

Anmerkungen

1) Pfeifer geht dann davon aus, dass Minderheit mit der früheren Form Minderkeit Ende des 18. Jahrhunderts analog zu MehrheitWGd für MinoritätWGd gebildet wird, vgl. Pfeifer unter MinderheitDWDS.

Literatur

AWB Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen. Im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Bd. 1 ff. Berlin 1968 ff. (saw-leipzig.de)

Campe Wörterbuch Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch der deutschen Sprache. Theil [Bd.] 1–5. Braunschweig 1807–1811.

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)

FWB-online Frühneuhochdeutsches Wörterbuch/FWB-online. Hrsg. von Ulrich Goebel, Anja Lobenstein-Reichmann, Oskar Reichmann. 2017 ff. (fwb-online.de)

10Paul Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. 10., überarbeitete u. erweiterte Aufl. von Helmut Henne, Heidrun Kämper und Georg Objartel. Tübingen 2002.

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Belegauswahl

Das andere Zeichen oder Zufall bey unserm Affect ist die glüende Röthe/ welche nach der Größe und Minderkeit der Hitze sich mehr oder geringer erzeiget/ und nach der wenigern und übermäßigen Effervescentz ihre Gradus hat.

Overkamp, Heydentryck: Medicinae Doctoris zu Amsterdam. Neues Gebäude Der Chirurgie […]. Leipzig 1689, S. 9. (books.google.de)

Dieweilen sein Grösse durch sein Klein- und Minderheit nicht kleiner oder minder worden! und doch auch sein Klein- und Wenigkeit durch sein Grösse nicht ist verschwunden/ oder zu nichten gemacht worden.

Winterholler, Albert: Messis Evangelica, In Salutem Fidelium instituta dans Aliud Sexagesimum. Das ist: Evangelischer Seelen-Schnitt […]. Anderer Theil. Augsburg 1717, S. 54. (books.google.de)

Die Röthe, so nach Mehr- oder Minderheit der Hitze folget, entstehet von dem in einigen theils langsamer circulirenden, theils aber gar stillstehenden Säfften der entzündeten Theile sich befindenden vermischten acido volatili cum fixo […].

Widenmann, Franz: Institutiones Chirurgiae […]. Das ist: Kurtze und allgemeine Lehre Von der Wund-Arzney […]. Augsburg 1737, S. 94. (books.google.de)

Ich habe seit langer Zeit die Eifersucht bemerket, welche die großbrittannische Conquetten den Spaniern erwecken, und ich bin gegenwärtig überzeugt, daß die Meinung, welche dieser Staat von der Minderkeit seiner Seemacht hat, zu denen so oft wiederholten schmeichelhaften Erklärungen von dem Verlangen, das gute Vernehmen und die Freundschaft mit Engelland zu unterhalten, Anlaß gegeben haben.

N. N.: Denkwürdigkeiten Friedrichs des Großen izt regierenden Königs in Preussen. Zehenter Theil. O. O. 1763, S. 256. (books.google.de)

In der That konnte man nichts anders von einem Staate erwarten, wo alle wichtige Entschließungen von der Einmüthigkeit der Stimmen einer zahlreichen Reichsversammlung abhängen. Man findet so viel falsche und so wenig richtige Geister in der Welt, daß man die Sachen vielmehr nach der Minderheit, als nach der Mehrheit, der Stimmen entscheiden sollte.

Bielfeld, Jakob Friedrich: Lehrbegriff der Staatskunst. Dritter Theil. Breßlau/Leipzig 1773, S. 682. (books.google.de)

Es muß solchemnach denen Parlementen von langer Dauer, und einer Mehrheit, die zu erkauffen ist, das Ganze von unsern Unfällen mit Rechte zugeschrieben werden. Unter was für einem Gesichtspuncte können wir eine Kammer der Gemeinen ansehen, die sich so weit vergißt, daß sie fähig ist, den Ausspruch zu thun, daß eine Minderheit eine Mehrheit seye?

Nachtrag zu den wöchentlich und kurtz-gefaßten Privilegirten Historischen Nachrichten Der Neuern Europäischen Gegebenheiten, VIItes Stück des Monaths Julii (1773), S. 104. (books.google.de)

Ferner wurde bisher dieſe alſo beſchraͤnkte Bildung nur an die ſehr geringe Minderzahl der eben daher gebildet genannten Staͤnde gebracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher das gemeine Weſen recht eigentlich ruht, das Volk, wurde von der Erziehungskunſt faſt ganz vernachlaͤßigt, und dem blinden Ohngefaͤhr uͤbergeben.

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin 1808, S. 41. (deutschestextarchiv.de)

Nichtsdestominder wird es an Verfechtern der Tagsazung im Rathe von Bern auch nicht fehlen, und da beide Schultheißen (die HH. v. Wattenwyl und Fischer), auch der Altschultheiß, Hr. v. Mülinen, an ihrer Spize stehen, so bleibt immerhin zweifelhaft, ob die Mehrheit von 1829 nicht im Jahre 1830 zur Minderheit werden dürfte.

Allgemeine Zeitung, 11. 1. 1830, Nr. 11, S. 43. (deutschestextarchiv.de)

Daß die bürgerliche Geſellſchaft nur für die Mehrzahl, nur für die ärmeren Claſſen zu ſorgen habe, dieſem Grundſatze kann man dann erſt beitreten, nachdem man ſtillſchweigend angenommen, daß die Minderzahl der Geiſt- und Güterbegabten, daß jene Glücklichen, für welche ſchon die Natur geſorgt, den Schutz und den Beiſtand der bürgerlichen Geſetze entbehren können.

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Mittheilungen aus dem Gebiete der Länder- und Völkerkunde. Offenbach 1833, S. 16. (deutschestextarchiv.de)

Landgraf Philipp wollte der Mehrheit der Stände nicht zugeſtehn, über die Gebiete der Minderheit ſo tief in ihr Inneres eingreifende Beſchlüſſe faſſen zu dürfen, ohne deren Beiſtimmung.

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Dritter Band. Berlin 1840, S. 150. (deutschestextarchiv.de)

"[…] Es ist das Resultat, wo nicht der Zweck, für die Minderzahl ein Uebergewicht über die Mehrzahl zu erringen […], indem man sich ein Monopol im Geldwesen sichert, um in der Gesellschaft eine Kette von Abhängigkeit zu erzeugen, welche alle Classen veranlaßt, von priveligirten Associationen die Mittel zu ausschweifenden Speculationen zu erwarten – statt der männlichen Tugenden, welche die menschliche Natur ehren, ein hungriges Bestreben nach luxuriösen Genüssen und plötzlichem Reichthum zu erzeugen, welche die, die darnach haschen, abhängig macht von denen, welche die Mittel dazu liefern, – an die Stelle republicanischer Einfachheit und sparsamer Sitte eine krankhafte Begierde nach weibischer Genußsucht zu setzen und jene unbesonnene Verschwendung hervorzurufen, welche die fleißigen Völker fremder Länder in Armuth und Sklaverei gestürzt hat, – und endlich, statt der gleichen politischen Rechte, deren Erringung der Zweck und die vermeintliche Belohnung unsers revolutionären Kampfes war, ein System ausschließlicher, durch eine parteiische Gesetzgebung ertheilter Privilegien zu setzen.“

Allgemeine Zeitung, 26. 1. 1840, Nr. 26, S. 246. (deutschestextarchiv.de)

In frühern Zeiten hatten die beiden Parteien ſich innerhalb der Reichsverſammlung einander entgegengeſetzt: jene alte Mehrheit des Jahres 1529, und die proteſtantiſche Minderheit, die jedoch unaufhörlich anwuchs; und der Kaiſer hatte es als ein Hülfsmittel der Macht benutzt, zwiſchen ihnen eine Ausgleichung zu ſuchen; mochte man ſich anſtellen wie man wollte, — in dem Abſchied zu Linz drückte man ſich auf das behutſamſte aus, — ſo erſchien jetzt der Kaiſer als Partei, als die andre der in der Kriegshandlung begriffene Bund; ſchon an und für ſich gewann ein Ausſchuß der Reichsfürſten, der ausdrücklich dazu berufen ward um eine gütliche Unterhandlung zwiſchen ihnen zu verſuchen, eine großartige Stellung.

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Fünfter Band. Berlin 1843, S. 258. (deutschestextarchiv.de)

Was insbesondere den Rühlschen Epurationsplan betrifft, so hätte er vornämlich das gegen sich, daß er einseitig ist, weil durch ihn eine Minderheit die ihr gegenüberstehende Mehrheit zu verdrängen hofft.

Mainzer Journal, 13. 10. 1848, Nr. 110, o. S. (deutschestextarchiv.de)

Wenn ein Volk in einer Sache getheilter Meinung ist, so sind entweder zwei souveräne Volkswillen da, die sich wechselseitig verneinen und aufheben, oder der Wille der Volksmehrheit wird angenommen als der einzig souveräne Volkswille, welchem die Minderheit sich unterwerfen muß.

Mainzer Journal, 25. 9. 1848, Nr. 95, o. S. (deutschestextarchiv.de)

Will das badiſche Volk in ſeiner Mehrheit die Republik, ſo hat es das Recht, ſeinen Willen auszuführen, iſt es dagegen eine Minderheit, welche dieſe Staatsform will, ſo hat das geſammte badiſche Volk, vereint mit ſeiner Heeresmacht, Mittel genug, dieſe Parthei zurückzuweiſen.

Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten, 2. 5. 1848, Nr. 105, o. S. (deutschestextarchiv.de)

Venedey dagegen hält es für ein auch vom englischen Parlamente anerkanntes Recht der Minderheit, die Beschlüsse der Mehrheit durch Benutzung aller formellen Hülfsmittel wenigstens zu verschieben und hinzuhalten.

Mainzer Journal, 4. 10. 1848, Nr. 103, o. S. (deutschestextarchiv.de)

Die Theorie, daß hinter der Minderheit des Reichstages die Mehrheit des Volkes stehe, sey unter den jetzigen Wahlverhältnissen verbrecherisch, führe schnurstracks zur Anarchie, sey eine Rebellion gegen das Princip der Volksherrschaft.

Mainzer Journal, 18. 10. 1848, Nr. 115, o. S. (deutschestextarchiv.de)

Minderkeit vermehrt der Waare Werth.

Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 5 (1851), S. 315. (books.google.de)

Uebereinſtimmend hiemit ſagt ein Schriftſteller des vorigen Jahrhunderts, der über die Jauner ſchrieb und ſich durch ſeine Sprache als Proteſtanten zu erkennen gibt, die Religion, zu der ſich dieſe Menſchenklaſſe bekenne, ſei in der Regel die katholiſche, man dürfe immer hundert Katholiken auf einen oder zween Lutheraner, Reformirte oder Juden rechnen; dieſe Minderheiten bilden die Ausnahme und ſeien allemal Ueberläufer aus dem Bürgerſtande; die Religionswiſſenſchaft der Mehrheit beſtehe in einigen auswendig gelernten Formeln, in Legenden, in ungeſtalten Ideen von Wallfahrten, Meſſeleſen, Roſenkranzbeten u. dgl., und mehr, fügt er mit proteſtantiſcher Härte hinzu, brauchen ſie als Jauner auch nicht zu wiſſen, denn die Religion würde ihnen, wenn ſie ſie dem Weſen nach kenneten, nur beſchwerlich ſein.

Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Schwäbische Volksgeschichte aus dem vorigen Jahrhundert. Frankfurt a. M. 1855, S. 458. (deutschestextarchiv.de)

Der Staat iſt zur Förderung der Lebenszwecke des ganzen Volkes beſtimmt, nicht aber für die abweichenden Auffaſſungen einer Minderheit; und ganz gleichgültig iſt es hierbei, ob eine Minderzahl geiſtig weiter fortgeſchritten zu ſein glaubt als die Maſſe.

Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen 1859, S. 163. (deutschestextarchiv.de)

Die demokratische Gleichberechtigung wurde zur Gleichheit der Knechtschaft, die aristokratische Minderheitsregierung zur Herrschaft des Einen über alle, und das Kaiserthum führte Rom seinem Untergang entgegen.

Pfau, Ludwig: Freie Studien. Zweite, umgestaltete Auflage. Stuttgart 1874, S. 78. (books.google.de)

Die in der Monarchie überhaupt vorhandenen 503 paritätischen Schulen werden sodann noch weiter untersucht und dargelegt, dass – nach Abzug derjenigen dieser Schulen, durch deren Errichtung nur die konfessionellen Minderheiten Schutz erhalten, – überhaupt nur 185 paritätische Schulen in der ganzen Monarchie verbleiben.

Mayr, Georg von: Rezension zu: Das gesamte Volksschulwesen im preussischen Staat im Jahre 1886. In: Ders. (Hrsg.): Allgemeines Statistisches Archiv. Jahrgang 1890. Tübingen 1890/1891, S. 346–353, hier S. 351. (books.google.de)

Er will das Vorrecht, Kinder zu erzeugen, für eine durch wissenschaftliche Fachleute ausgesuchte Minderheit reserviren.

Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin 1895, S. 215. (deutschestextarchiv.de)

Sie vollziehen sich, hier wie sonst, zuerst in einer Minderheit bahnbrechender Geister, denen langsam die Mehrzahl folgt.

Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Eine Betrachtung über deren Entwicklung und Ziele. Berlin 1896, S. 157. (deutschestextarchiv.de)

Unter den Jungen fehlte es nicht an Schimpfnamen gegen die katholiſche Minderheit. Die gebrauchte Stilpe ſelten oder gar nicht. Aber „ſo ein Katholiſcher“ kam ihm innerlich wie ausſätzig vor.

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin 1897, S. 80. (deutschestextarchiv.de)

Die Kreolen bilden zwar die besitzende Klasse, sind aber ganz in der Minderheit.

Langenbeck, Rudolf: Leitfaden der Geographie für höhere Lehranstalten. Bd. 2. Leipzig 1907, S. 27. (deutschestextarchiv.de)

Die Statistik zeigt, daß in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Gewölbekirchen noch stark in der Minderheit blieben und in der zweiten Hälfte eben erst die Gleichzahl erreichten, allerdings mit großen Unterschieden der einzelnen Stilprovinzen.

Dehio, Georg: Geschichte der deutschen Kunst. Bd. 1. Berlin u. a. 1919, S. 119. (deutschestextarchiv.de)

Die Sozialdemokratie war prinzipielle Minderheitspartei und ein Hemmnis der Parlamentariſierung, weil ſie ſich mit der gegebenen politiſch-bürgerlichen Ordnung nicht beflecken wollte.

Weber, Max: Politik als Beruf. München 1919, S. 45. (deutschestextarchiv.de)

Kommt es aber nicht zu einer wirklichen Mehrheitsbildung, so bleibt nur eine Minderheitsregierung, die dadurch möglich wird, daß ihr von rechts oder von links her Schonung oder passive Unterstützung, eine Art stiller Ceilhaberschaft zugesagt wird.

Allgemeine Zeitung, 20. 6. 1920, Nr. 24, S. 226. (deutschestextarchiv.de)

Es muß genügen, darauf hinzuweisen, daß die Bildung von autonomen öffentlichen Körperschaften (Nationalgemeinden) zur Selbstverwaltung ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten mit dem Rechte des Zusammentritts zu höheren autonomen Verbänden und mit selbstständigen Besteuerungsrecht verlangt wird, daß Bestimmungen über das Wahlrecht zu den parlamentarischen Organen, über die Veröffentlichungssprache von Gesetzen und Verordnungen, über die Verwendung von Staatsgeldern für Erziehungs-, wirtschaftliche und humanitäre Organisationen der Minderheiten, über die Einrichtung von Schulen, über nationalen Wirtschaftsboykott, über Sozialisierung getroffen werden, und daß internationale Garantien, die die gerechte Durchführung der Minderheitenrechte gewährleisten, vorgesehen sind.

Deutsche Arbeit, Monatsschrift 20 (1920), Nr. 3, S. 84. (books.google.de)

Der Deutsche Volksbund ist eine für den Minderheitenschutz im Sinne der Genfer Konvention unerläßliche Organisation , deren Statuten vollkommen im Einklang mit diesem Vertrag stehen.

Münchner Neueste Nachrichten, 25. 2. 1926, S. 2. [DWDS]

Bisher Klassenstaat, d. h. politisch organisierte Herrschaft der ausbeutenden Minderheit über die ausgebeutete Mehrheit, wird er durch Umkehrung der Klassenherrschaft ebenfalls umgekehrt.

Freyer, Hans: Soziologie als Wirklichkeitswissenschaft. Leipzig u. a. 1930, S. 289. [DWDS]

Die Beschwerde der deutschen Minderheit in Polen über die willkürliche Durchführung der Agrarreform zu ihren Ungunsten wird erst in der Maitagung des Völkerbundrates behandelt werden.

Archiv der Gegenwart 2, 30. 1. 1932, S. 148. [DWDS]

Es gibt keine Statistiken über die Zahl der Ultras, keine soziologischen Untersuchungen über ihren Wirkungskreis. Möglicherweise stellen sie nur eine kleine Minderheit der europäischen Bevölkerung Algeriens dar.

Die Zeit, 29. 1. 1960, Nr. 05. [DWDS] (zeit.de)

In der Bundesrepublik dienen zur Zeit die folgenden Stichworte zur Identifikation verschiedener Strömungen: Antikernkraft- und Ökologiebewegung; Friedensbewegung (unter Einschluß des Themas Nord-Süd-Konflikt); Bürgerinitiativbewegung; Alternativbewegung (die die großstädtischen Szenen mit Hausbesetzern und Alternativprojekten ebenso wie die Landkommunen umfaßt); Minderheiten (Alte, Homosexuelle, Behinderte usw.); die Psychoszene mit Lebenshilfegruppen und Jugendsekten; religiöser Fundamentalismus; Steuerprotestbewegung, Schulprotest der Elternverbände, Widerstand gegen »modernistische Reformen«; und schließlich die Frauenbewegung.

Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Bd. 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Frankfurt a. M. 1981, S. 578. [DWDS]

Wenn ein Land bereit ist, Parlamentsmehrheiten von Stimmenminderheiten anzuerkennen – und die meisten Länder sind das wahrscheinlich –, und wenn es nicht ethnische, religiöse oder sonst fixierte Minderheiten gibt, die zu Wort kommen müssen, dann spricht wahrscheinlich institutionell mehr für Versionen des Mehrheitswahlrechts als für das Verhältniswahlrecht.

Die Zeit, 19. 8. 1988, Nr. 34. [DWDS] (zeit.de)

Als Sündenböcke werden die „Zigeuner“ für jede Art Mißstand verantwortlich gemacht. Wie kaum einer anderen Minderheit schlägt ihnen überall Fremdenfeindlichkeit und Haß entgegen, der sich in Beschimpfungen, Sondergesetzen, gewaltätigen Übergriffe und Pogromen entlädt.

Der Tagesspiegel, 28. 7. 1996. [DWDS]

Wie fest das demokratische Bewusstsein in unserer Gesellschaft verankert ist, das erweist sich darin, wie wir mit den Menschen zusammenleben, die hier ,fremd’ sind, die in der Minderheit sind oder an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden.

Archiv der Gegenwart (2001) [2000], S. 44036. [DWDS]

Ob es nicht vernünftiger und effektiver wäre, die Krawallmacher roter und brauner Couleur sich selbst und der Polizei zu überlassen. Wenn sie niemand zur Kenntnis nimmt, werden sie vielleicht im öffentlichen Raum wieder werden, was sie in Wirklichkeit sind: Randgruppen, Minderheiten, die nicht für dieses Land stehen.

Der Tagesspiegel, 1. 12. 2001. [DWDS]

Doch verlangt sie deshalb weder eine Garantie von Gruppenrechten nach dem Vorbild des völkerrechtlichen Minderheitenschutzes noch ein kulturrelativistisches Bekenntnis zur multikulturellen Gesellschaft.

Die Zeit, 31. 5. 2001, Nr. 23. [DWDS] (zeit.de)

Dennoch sind die Westler eindeutig in der Unterzahl, eine Minderheit, um die sich Steimle jedoch rührend kümmert.

Berliner Zeitung, 5. 12. 2002. [DWDS]

Bei einer Minderheitsregierung müsste künftig bei jedem einzelnen Projekt zusätzlich nach Mehrheiten im Bundestag gesucht werden, und das Hunderte Male.

Die Zeit, 17. 12. 2017, Nr. 52. [DWDS] (zeit.de)