Wortgeschichte
Die Ableitungsbasis marginal
Mit marginalisieren (1986b), Marginalität (1979) und Marginalisierung (1981b) entstehen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts drei neue Wörter im deutschsprachigen Raum. Während diese Ausdrücke noch sehr jung sind, ist ihre Ableitungsbasis marginal vergleichsweise alt: Das Adjektiv wird bereits im 16. Jahrhundert ins Deutsche entlehnt, vermutlich aus dem Französischen marginal, eventuell auch aus dem neulateinischen marginalis; jedenfalls geht es auf lateinisch margo erhöhte Einfassung, Rand (einer Handschrift, eines Buches)
sowie Grenzgebiet
zurück (vgl. Pfeifer unter marginalDWDS).
Im Laufe der Jahrhunderte bildet marginal ein weites Bedeutungsspektrum aus und kann insbesondere im Zuge einer metaphorischen Übertragung auch randständig, bedeutungslos, nebensächlich
bedeuten (1960, 1971; vgl. zur Bandbreite der Lesarten auch DWDS unter marginalDWDS). In dieser Lesart wird das Adjektiv spätestens ab der Mitte des 20. Jahrhunderts auch auf die Gesellschaft bezogen (1957, 1969b, 1981a). Diese Entwicklung gehört wohl zu den Voraussetzungen für Aufkommen und Verbreitung der Wörter marginalisieren, Marginalität und Marginalisierung im deutschsprachigen Raum ab den 1970er Jahren.
Marginalität. Erstbezeugungen in den 1960er Jahren
Die erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Quellen nachweisbaren neuen Wörter Marginalität, Marginalisierung und marginalisieren schließen semantisch an die Lesart randständig, bedeutungslos
für marginal an. Offenbar ist dabei zumindest das Substantiv Marginalität (1968a, 1972) bereits vor dem Verb marginalisieren (1977, 1984c, 1986a) bezeugt. Für den Eingang der Wörter in den Allgemeinwortschatz haben neben den dargelegten Entwicklungen von marginal innerhalb der deutschen Sprache auch Entlehnungsprozesse eine Rolle gespielt; dies könnte die ungewöhnliche Abfolge in der Bezeugung erklären. So ist das Substantiv marginality im Englischen bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts nachweisbar (vgl. 3OED unter marginality, n.), so dass für Marginalität auch eine Entlehnung aus dem Englischen plausibel erscheint (vgl. auch Duden online unter Marginalität).
Dabei mögen auch Verwendungen in der (internationalen) Fachsprache der Soziologie für die Bildung bzw. Entlehnung von Marginalität von Relevanz gewesen sein. Das 3OED jedenfalls bucht entsprechende Belege für marginality etwa für die 1960er Jahre (vgl. 3OED unter marginality, n.), und auch im Deutschen begegnen bereits Ende der 1960er Jahre fachsprachliche Verwendungen (1968a, 1969a). Es kann damit als das wohl älteste der neuen Wörter verstanden werden und bedeutet sowohl gesellschaftliche Randexistenz
im Besonderen (1982, 1999a) als auch Randständigkeit, Randerscheinung
im Allgemeinen (1999b, 2000c). Bis heute ist Marginalität Teil der soziologischen Fachsprache (2014).
Marginalisierung, marginalisieren. Eingang in den Allgemeinwortschatz im ausgehenden 20. Jahrhundert
Die Verbreitung des Substantivs Marginalität gehört neben Verwendungen des Adjektivs marginal in Bezug auf die Gesellschaft sicherlich ebenfalls zu den wortgeschichtlichen Voraussetzungen des Eingangs sowohl des Verbs marginalisieren als auch des Substantivs Marginalisierung in den Allgemeinwortschatz. Inwieweit diese innerhalb des Deutschen als Ableitungen zu marginal gebildet oder aber ebenfalls aus dem Englischen entlehnt werden, kann nicht klar entschieden werden. Das Verb to marginalize ist im Englischen jedenfalls bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts bezeugt. So setzt das 3OED die für die deutschsprachige Entwicklung relevante Bedeutung (ein Individuum, eine Minderheitengruppe usw.) an die Peripherie einer dominanten sozialen Gruppe drängen
mit Erstbeleg von 1970 an (vgl. 3OED unter marginalize, v.). Das wenig später im Deutschen auftretende Verb bedeutet dann zum einen jemanden/etwas an den Rand, in die Bedeutungslosigkeit drängen
(1990, 1998, 2000b, 2003). Zum anderen begegnet es in Bezug auf die Gesellschaft in der Lesart in die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit drängen, als Randgruppe stigmatisieren
(1992, 1994a, 1994b, 1994c; vgl. auch DWDS unter marginalisierenDWDS).
Das zugehörige Substantiv marginalization ist im Englischen in der Bedeutung Prozess der Marginalisierung eines Individuums oder einer Minderheitengruppe im Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft
sogar schon in den 1940er Jahren belegt (vgl. 3OED unter marginalization, n.). Im Deutschen wird Marginalisierung Prozess oder Ergebnis des Abschiebens in die Bedeutungslosigkeit, (gesellschaftliche) Randständigkeit
(1984a, 1995, 1999c) ebenfalls früh fachsprachlich verwendet (1975).
Verbreitung der neuen Wörter
Abb. 1: Wortverlaufskurve zu „marginalisieren“, „Marginalität“ und „Marginalisierung“
DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)
Marginalität, Marginalisierung und marginalisieren haben ab den 1970er Jahren eine steigende Verwendungsfrequenz, bevor diese dann (zunächst) wieder sinkt (vgl. Abb. 1 sowie die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers). Aufschlussreich mit Blick auf die Verwendungsfrequenz ist nicht zuletzt, dass auch das seit dem 16. Jahrhundert belegte Adjektiv in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen deutlichen Bezeugungsanstieg zu verzeichnen hat (vgl. neben der Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers auch Abb. 2).
Abb. 2: Wortverlaufskurve zu „marginal“
DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)
Zwar sind die Wortverlaufskurven bedeutungsübergreifend, es kann also nicht nach Einzellesarten differenziert werden; die Annahme, dass die Entstehung der neuen Wörter in den auf gesellschaftliche Kontexte bezogenen Verwendungen und die weitere Verbreitung des Adjektivs hier in einem nicht nur statistischen Zusammenhang stehen, liegt jedoch nahe.
Marginalie Nebensache
und marginalisieren mit einer Randnotiz versehen
Auch die Entstehung der Bedeutung bedeutungslose Kleinigkeit, Nebensache
für das Substantiv Marginalie (1984b) ist für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts anzusetzen. Belegt ist das Substantiv zum Adjektiv marginal seinerseits bereits seit dem 16. Jahrhundert, zunächst in der Form Marginale Randbemerkung
; seit dem 16. Jahrhundert erscheint es zunächst in lateinischer, seit Anfang des 18. Jahrhunderts in deutscher Flexion und zumeist im Plural als geläufiges Wort der Buchdrucker (vgl. Pfeifer unter MarginaleDWDS). Die aus dem Plural zurückgebildete Form Marginalie ist dahingegen erst ab dem 20. Jahrhunderts nachweisbar (1937), zunächst noch in der Ausgangsbedeutung Randnotiz
(1955), dann auch in der übertragenen Bedeutung Kleinigkeit, Nebensache
(1966a, 1968b). Zeitlich ist diese Entwicklung dabei der Bildung von Marginalität, marginalisieren und Marginalisierung vorgelagert (1966b).
In gegenwartssprachlichen Wörterbüchern wird das Verb marginalisieren im Übrigen auch mit der Bedeutung mit Marginalien versehen
gebucht (2000a; vgl. DWDS unter marginalisierenDWDS sowie Duden online unter marginalisieren). Diese Lesart, die auf die für Marginal bzw. Marginalie seit dem 16. Jahrhundert belegte Bedeutung Randnotiz in einem Buch, einer Handschrift o. Ä.
zurückgeht, bildet sich offenbar erst im Nachgang zur Verbreitung des Wortes in der Bedeutung jemanden/etwas an den Rand drängen, als bedeutungslos wahrnehmen
aus.
Literatur
Duden online Duden online. Hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim 2011 ff. (duden.de)
DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)
3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)
Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)
Belegauswahl
Klepper, Jochen: Der Vater. Gütersloh 1962 [1937], S. 146. [DWDS]»[…]Es ist sehr einfach zu verstehen, mein Herr Offizier. Die Begriffe der Muße, der Atempause, der Rast sind verschwunden, der Feierabend ist hin, es gibt nur den Werktag, und es gilt nur noch ein gewisses Cito! Cito!, das neuerdings als Marginalie die Edikte einzuleiten pflegt. Ich vermag es Ihnen auch an drei Exempeln zu erläutern. […]«
Die Zeit, 7. 4. 1955. [DWDS] (zeit.de)Abend für Abend, zwischen Zapfenstreich und „Licht aus“, hat er hingekritzelt, was er den Tag über erfahren und beobachtet hatte; jede Schikane, jede Brutalität, jede Obszönität wird registriert: wörtlich, aber vor dem Hintergrund eines überlegenen Intellekts, der sich mitunter einen Kommentar, eine Marginalie leistet.
Dahrendorf, Ralf: Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft. Stuttgart 1957, S. 222. [DWDS]Sie sind direkt weder Ausführende noch Anordnende, ihre Positionen stehen jenseits der Autoritätsstruktur. Nur insofern ihnen als Helfern des Management indirekt oft erhebliche Autorität zukommt, können sie als marginaler Teil der herrschenden Klasse des Industriebetriebes angesprochen werden.
Giersch, Herbert: Allgemeine Wirtschaftspolitik. Wiesbaden 1960, S. 122. [DWDS]In all diesen Fällen geht es nicht um marginale Entscheidungen, sondern um Strukturfragen, nicht um kleine Schritte, sondern um Sprünge.
Die Zeit, 1. 4. 1966. [DWDS] (zeit.de)Daß den kritischen Vorbehalten in der „Aula“ fast nur Lappalien und Marginalien ausgesetzt sind und daß die homöopathische Dosis Zweifel hier äußerst karg bemessen ist, kann uns natürlich nicht wundern.
Die Zeit, 1. 7. 1966. [DWDS] (zeit.de)Der eigensinnige Mime, Perfektion selbst in der Improvisation heischend, bestand darauf, alles, auch Marginalien, einzustudieren.
Sponeck, Hans-Christof Graf: Methodische Probleme bei der Entwicklungsländerforschung mit besonderer Berücksichtigung der Stichprobenwahl. Berlin 1968, S. 51.So ist die Annahme durchaus berechtigt, daß die beschränkte Gültigkeit von Forschungsergebnissen in Entwicklungsländern mit bestimmten in diesen Ländern vorherrschenden sozialen Bedingungen, wie Marginalität, Irreflexivität usw. in einem funktionalen Zusammenhang steht.
Die Zeit, 29. 3. 1968. [DWDS] (zeit.de)Fünfhundert Jahre sind eine lange Zeit – zwölf unglückliche Jahre erscheinen da als läßliche Marginalie.
Hoselitz, Bert F.: Wirtschaftliches Wachstum und Sozialer Wandel. Berlin 1969, S. 42.Obwohl Parks sehr allgemeine Thesen über die Marginalexistenz im Werk seiner Schüler und Nachfolger zum Teil etwas spezifiziert worden sind, ist die Theorie der sozialen Marginalität nicht so weit fortgeschritten, um hinreichend die Rolle zu belegen, die sie bei der Erklärung von Fällen sozialer Abweichung – wo und wann auch immer – spielen könnte.
Die Zeit, 28. 11. 1969. [DWDS] (zeit.de)Will man zeigen, bis zu welchem Grad der Unterprivilegierte durch seine soziale Situation bedingt ist, muß man ihn selber reden lassen. Die Optik, die seine marginale Existenz herausgreift und stellvertretend in den Mittelpunkt rückt, ist alles, was der Autor beitragen kann.
N. N.: Pentagon Papers über den Vietnam-Krieg und das Urteil des Obersten Gerichtshofs über die Zulässigkeit der Veröffentlichung. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 41, 29. 7. 1971, S. 16431 [ff.]. Zit. n. CD-ROM-Ausgabe 2001 [zuerst 1971]. [DWDS]Einerseits wollte er das Engagement marginal und überschaubar halten und versuchte, das Publikum mit frisierten Informationen zu beruhigen.
Die Zeit, 15. 12. 1972. [DWDS] (zeit.de)Seitdem er 1971 bei der Wahl des Tübinger Rektors gegen den Theologen Neumann unterlegen war, war SPD-Mitglied Beyme zugegebenermaßen nicht abgeneigt, „der Marginalität und Enge“ der Lehrstadt Hölderlins oder Hegels zu entkommen.
Goetze, Dieter/Bennholt-Thomsen, Veronika: Marginalität, Marginalisierung, marginale Masse. Ein Ansatz der soziologischen Theorie in Lateinamerika. Vorträge und Diskussion vom 3. Juni 1975 im USP Lateinamerika. Arbeitspapiere, Univ. Bielefeld, Univ.-Schwerpunkt Lateinamerikaforschung, Nr. 2, August 1975, S. 7.Die vierte Form der Marginalisierung, die ökonomische Marginalität, ist – soweit das vorerst von einer soziologischen Perspektive her beurteilt werden kann – der zunächst eigentliche Ansatzpunkt für eine Kombination von „dependencia“-Hypothesen und Marginalitätstheorem.
Der Spiegel, 3. 10. 1977, S. 49. [IDS]Die Würde des Menschen wird marginalisiert, verkleinert.
Die Zeit, 16. 11. 1979. [DWDS] (zeit.de)Doch auch von den politischen Institutionen Mexikos sagt er sich in seinem Aufsatz über den „Schriftsteller und die Politik“ los und besteht auf dem, was er „Marginalität“ nennt: ein in Lateinamerika den außerhalb der Gesellschaft lebenden Besitzlosen zugedachter Begriff.
Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Bd. 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Frankfurt a. M. 1981, S. 463. [DWDS]Die zunächst von einzelnen Gesellschaftsmitgliedern oder marginalen Gruppen erworbenen Lernkapazitäten finden über exemplarische Lernvorgänge Eingang in das Deutungssystem der Gesellschaft.
Die Zeit, 27. 11. 1981, S. 9. [IDS]Selbst der „konservative“ Manfred Rommel hat mehr Verständnis als die regierenden Sozialdemokraten in Bonn für den kurzlebigen Versuch Jochen Vogels in Berlin gezeigt, auf solche Widersprüche endlich zu reagieren. Ausländerprobleme, gestörte Kommunikation, neue Demarkationslinien zwischen einer Bürgerkultur und einer Subkultur in den Städten, Marginalisierung (und Kriminalität), das alles gehört zu den negativen Aspekten, von denen die Zentrale wenig ahnt.
Die Zeit, 28. 5. 1982. [DWDS] (zeit.de)Die französische Gesellschaft ist weniger uniformiert als die deutsche, läßt also genug Nischen für Leute, die anders denken. Wer sich dennoch zum Aussteigen entschließt, rutscht in Frankreich leicht in die Marginalität ab.
Archiv der Gegenwart, Bd. 54, 13. 1. 1984, S. 27330 [ff.]. Zit. n. CD-ROM-Ausgabe 2001 [zuerst 1984]. [DWDS]Der Bericht fordert ein entschlossenes Vorgehen gegen die soziale Marginalisierung der Arbeitslosen ebenso wie gegen die Diskriminierung von Jugendlichen, Frauen, ungelernten Arbeitern und rassischen Minderheiten, die als erste von der Arbeitslosigkeit betroffen würden.
Die Zeit, 11. 5. 1984. [DWDS] (zeit.de)So entstand über dieses Attentat, das zwar „nur eine Marginalie“, eine „historische Fußnote“ blieb, und das „auf den Verlauf der Geschichte keinen Einfluß gehabt hat“, ein höchst lesenswertes Buch.
N. N.: Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 54, 1. 7. 1984, S. 27864 [ff.]. Zit. n. CD-ROM-Ausgabe 2001 [zuerst 1984]. [DWDS]Die indianische Bevölkerungsmehrheit lebe in traditionellen Strukturen in häufig schlecht erschlossenen Gebieten, sei kaum assimiliert und in jeder Hinsicht marginalisiert.
Die Zeit, 9. 5. 1986. [DWDS] (zeit.de)Aber die Kinder Gottes werden unterdrückt, betrogen und ausgebeutet; sie sind arm, verelendet, marginalisiert, werden oft übers Ohr gehauen und nicht selten gefoltert.
Die Zeit, 27. 6. 1986. [DWDS] (zeit.de)Die große Mehrzahl, früher vielfach arme Bürger, aber mit eigener Autonomie, Entscheidungsfähigkeit und Selbstbestimmung, sind heute überflüssig, „excess population“, marginalisiert, abhängig von einer Staatsbürokratie, die kein Geld und kein vitales Interesse mehr hat, sie umfassend zu versorgen.
Die Zeit, 12. 10. 1990, S. 1. [IDS]Außerdem muß Österreich, wenn es sich, zumal jenseits des Ost-West-Konflikts, nicht marginalisieren lassen will, den Weg nach Europa finden.
Die Zeit, 10. 7. 1992. [DWDS] (zeit.de)Die Mädchen dürfen nicht ausgehen und sitzen deshalb zu Hause, lesen und häufen Wissen an. Daß Frauen marginalisiert sind, gibt ihnen so auch Kraft.
Die Zeit, 26. 8. 1994. [DWDS] (zeit.de)Nicht wahrgenommen werden heißt draußen bleiben, marginalisiert werden.
Die Zeit, 26. 8. 1994. [DWDS] (zeit.de)Das Gefühl, marginalisiert zu sein, ist in der Sensationsgesellschaft folglich nicht mehr auf die wirtschaftlich Schwachen beschränkt; es geht überall dort um, wo Individuen sich ums eigene Leben betrogen fühlen: bei Arbeitslosen und Malochern ebenso wie bei verhätschelten Bürgerkindern.
Die Zeit, 30. 9. 1994. [DWDS] (zeit.de)Bei ihren Adressaten verwandelt sich dann die Angst, abzurutschen, in den Affekt gegen Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger oder Obdachlose, die unten sind und unten bleiben sollen, gegen Behinderte und Schwache, gegen ausländische Mitbürger, die marginalisiert sind und am Rande bleiben sollen, gegen Fremde, Asylsuchende, Flüchtlinge, die an die Tür klopfen, aber draußen bleiben sollen.
Berliner Zeitung, 26. 1. 1995. [DWDS]Allerdings war die Tendenz zur Marginalisierung des Holocaust (…) nicht auf Deutschland beschränkt.
Die Zeit, 29. 4. 1998. [DWDS] (zeit.de)Im Gegenteil, die Erinnerung an 1848 hätte gestört, sie wurde im Kaiserreich marginalisiert, verdrängt.
Die Zeit, 18. 2. 1999. [DWDS] (zeit.de)Gleichwohl, so Howe, verdient der Afrozentrismus unsere Aufmerksamkeit, weil er, wie verkehrt auch immer, die Marginalität von Afroamerikanern widerspiegelt.
Berliner Zeitung, 10. 4. 1999. [DWDS]Der Architektur droht die kulturelle Marginalität und mangelnder sozialer Nutzen.
N. N.: Strategiepapier von Blair und Schröder. In: Archiv der Gegenwart, Bd. 69, 8. 6. 1999, S. 43575 [ff.]. Zit. n. CD-ROM-Ausgabe 2001 [zuerst 1999]. [DWDS]Wir brauchen gezielte Maßnahmen für die, die am meisten von Marginalisierung und sozialer Ausgrenzung bedroht sind.
Seelbach, Ulrich: Ludus lectoris. Studien zum idealen Leser Johann Fischarts. Heidelberg 2000, S. 286.Es gibt 132 erhaltene Exemplare der neun Ausgaben [der »Geschichtsklitterung« von Fischart] bis 1631. Wieviele davon marginalisiert sind, ließe sich durch eine Bibliotheksumfrage ermitteln.
Der Tagesspiegel, 24. 8. 2000. [DWDS]Namentlich Jacques Derridas Dekonstruktionen hatten nicht die Hervorhebung „positiver“ Anteile und die Aussonderung „negativer“ Elemente aus der Ganzheit eines Denkgebäudes zum Ziel. Sie waren gerade nicht darauf aus, störende Anteile einer Philosophie zu marginalisieren oder gar auszublenden, sondern den Prozess ihrer Entstehung durch die rationale Denkbewegung selbst aufzuzeigen.
Der Tagesspiegel, 3. 11. 2000. [DWDS]Letztlich ist die Aktion mit dem Fingerabdruck eine Intervention am Rande der Warenzirkulation, die um die Marginalität des eigenen Handelns weiß und es trotzdem tut.
Der Tagesspiegel, 11. 3. 2003. [DWDS]Die vielen kleinen Fächer würden im universitären Verteilungskampf um Professuren und Mitarbeiter erst recht marginalisiert.
Vaskovics, Laszlo A.: Marginalität. In: Wörterbuch der Soziologie. Hrsg. von Günter Endruweit/Gisela Trommsdorff/Nicole Burzan. 3., völlig überarb. Aufl. Konstanz u. a. 2014, S. 280–282, hier S. 280–281.Heute wird Marginalität im soziologischen Sinne zur Bezeichnung verschiedener sozialer Sachverhalte verwendet. Auf die Sozialstruktur der Gesellschaft bezogen, bezeichnet Marginalität eine durch hohe soziale Distanz (gesellschaftliche Isolierung, Stigmatisierung, Diskriminierung) und Unterpriviligierung gekennzeichnete gesellschaftliche Position.