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Chance · Chancengleichheit Bildungschance · Chancenlosigkeit

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Chance wird zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus dem Französischen ins Deutsche entlehnt, möglicherweise unter Einfluss des Englischen. Seither trägt es zentral die Bedeutungen günstige Möglichkeit, günstige Gelegenheit sowie Aussicht auf Erfolg, seltener auch Wahrscheinlichkeit, Möglichkeit eines bestimmten Ereignisses und Glück, Zufall. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts begegnet Chance in Bezug auf Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe und Erfolgsaussichten marginalisierter Gruppen. In dieser Lesart geht es in das Kompositum Chancengleichheit ein. Im Kontext entsprechender gesellschaftlicher und politischer Debatten um Bildungszugang und Teilhabemöglichkeiten begegnen zudem die Komposita Bildungschance sowie Chancenlosigkeit.

Wortgeschichte

Etymologie und Entlehnung

Das Substantiv Chance, das lexikographisch als gut erfasst gelten kann (vgl. hierzu jünger insb. 2DWB 5, 1092 und 2DFWB unter Chance), wird an der Wende zum 19. Jahrhundert aus dem Französischen ins Deutsche entlehnt (1791, 1810). Etymologisch lässt sich Chance über altfranzösisch cheance Glücksfall; Möglichkeit auf mittellateinisch cadentia Fall zurückführen, das zu lateinisch cadens fallen gebildet ist. Kluge gibt an, dass es nach einem Ausdruck des Würfelspiels, das den (guten) Fall der Würfel bezeichnet benannt wird (vgl. 25Kluge, 169).

Mit schanze gibt es bereits im Mittelhochdeutschen ein Wort, das dieselbe Etymologie aufweist und zunächst Fallen der Würfel beim Spiel bedeutet (vgl. in diesem Zusammenhang auch noch 1854). Vom 15. bis ins 18. Jahrhundert begegnet das Wort in Quellen übertragen im Sinn von Glückswurf, -fall, günstige Gelegenheit, glücklicher Zufall (vgl. 2DFWB unter Chance; vgl. auch Lexer 2, 658).

Bedeutungsspektrum ab dem 19. Jahrhundert

Die deutschsprachige ältere Tradition steht wohl nicht in direktem Zusammenhang mit Eingang und Verbreitung des Wortes Chance ins Deutsche Anfang des 19. Jahrhunderts, für das die einschlägigen Wörterbücher eine Neuentlehnung aus dem Französischen ansetzen (1791; vgl. mit übereinstimmenden Angaben zur Entlehnung 2DWB 5, 1092 und 2DFWB unter Chance). Möglicherweise hat zugleich das neuenglische chance einen Einfluss auf die deutschsprachige Semantik (vgl. mit dieser These und unter Rekurs auf die Fachsprache des Renn- bzw. Pferdesports insb. 25Kluge, 169 sowie vorsichtiger 2DFWB unter Chance; s. zudem zumindest 1819, 1831, 1866). Im Englischen ist chance seinerseits ein Lehnwort aus dem Französischen und bereits seit dem 13. Jahrhundert belegt; das 3OED gibt für das 19. Jahrhundert und den Bereich des Sports allerdings nur die Lesart an opportunity of dismissing a batter, given to a fielder by the batter’s faulty play; chiefly in to give a chance für Cricket an (vgl. 3OED unter chance, n., adj. & adv.).

In deutschsprachigen Quellen begegnet Chance jedenfalls ab dem 19. Jahrhundert in den Hauptbedeutungen günstige Möglichkeit, Gelegenheit (1852, 1920, 1946, 1990a) sowie Aussicht auf Erfolg (1840, 1873, 1994a). Seltener sind daneben Belege, in denen Chance Wahrscheinlichkeit, Möglichkeit eines bestimmten Ereignisses (1835) bzw. Glück, Zufall (1878) bedeutet (vgl. zu diesen Bedeutungsansätzen auch 2DWB 5, 1092).

Bereits im 19. Jahrhundert wird Chance auf die Gesellschaft bezogen, etwa in Hinblick auf Möglichkeiten bzw. Erfolgsaussichten, die bestimmte gesellschaftliche Kreise bieten (1877). Spätestens ab Ende des 19. Jahrhunderts fallen Verwendungen in Kontexten auf, in denen Fragen nach der Gleichheit von Möglichkeiten der (gesellschaftlichen) Teilhabe und der Erfolgsaussichten marginalisierter Gruppen innerhalb der Gesellschaft wie etwa Arbeiter oder Frauen thematisiert werden (1881, 1895). In dieser Lesart geht Chance auch in die Wortbildung Chancengleichheit ein.

Das Kompositum Chancengleichheit

Chancengleichheit ist seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert nachweisbar (1894a), zunächst häufiger im Kontext der Statistik (1894b). In der Bedeutung gleiche Rahmenbedingungen, Erfolgsaussichten und in Bezug auf die Gesellschaft begegnet es mindestens ab der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1932, 1990b, 2009a). Weitere Verbreitung erfährt Chancengleichheit allerdings erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (vgl. die entsprechende bedeutungsübergreifende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers). Nun wird es zudem vermehrt mit Bezug auf gleiche Erfolgsaussichten in Bereichen wie Bildung, Karriere und gesellschaftlicher Entwicklung und Teilhabe unabhängig von Faktoren wie Herkunft, Geschlecht oder Religion (1970a, 1983, 1985, 2000a, 2009b) sowie insbesondere des Zugangs zu Schul- und Weiterbildung (1964a, 1970b, 1996) gebraucht – eine Diskussion, in der im Übrigen nun auch Wörter wie ArbeiterkindWGd begegnen (1964b) und einen semantischen Wandel durchlaufen.

Bildungschance und Chancenlosigkeit. Semantisches Feld

In semantischer Verwandtschaft zu Chancengleichheit steht das Kompositum Bildungschance Möglichkeit des Zugangs zur Ausbildung (vgl. DWDS unter BildungschanceDWDS), das einen spezifischen Aspekt der Chancengleichheit bezeichnet. Es ist vereinzelt bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1929), häufiger dann ebenfalls ab der Jahrhundertmitte bezeugt (1949, 1970c, 2000b; vgl. daneben Abb. 1 sowie die entsprechende Wortverlaufskurve des Google NGram Vierwers), was sicherlich auch Verwendungen in entsprechenden Debatten zuzuschreiben ist (1962, 1982, 1994b).

Mit Chancenlosigkeit gehört ein weiteres Kompositum zum Feld (1979). Das Adjektiv chancenlos ohne Aussicht auf Erfolg ist ab den 1870er Jahren nachweisbar (1870, vgl. auch 2DWB 5, 1093), das Substantiv Chancenlosigkeit in etwa zeitgleich (1879). Weitere Verbreitung finden auch diese beiden Wörter aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (vgl. die entsprechenden bedeutungsübergreifenden Wortverlaufskurven des Google NGram Viewers). Chancenlosigkeit begegnet gelegentlich als Antonym zu Chancengleichheit in entsprechenden Kontexten (1999). Daneben ist es vor allem allgemeiner in auf Chance Aussicht von Erfolg (1973, 1969) bezogenen Verwendungen nachweisbar.

Literatur

2DFWB Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler. 2. Aufl., völlig neu erarbeitet im Institut für Deutsche Sprache von Gerhard Strauß u. a. Bd. 1 ff. Berlin/New York 1995 ff. (owid.de)

2DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (vormals Deutsche Akademie der Wissenschaften) und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 1–9. Stuttgart 1983–2018. (woerterbuchnetz.de)

DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)

25Kluge Kluge – Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearb. von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Aufl. Berlin/Boston 2011.

Lexer Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Zugleich als Supplement und alphabethischer Index zum Mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke-Müller-Zarncke. Bd. 1–3. Leipzig 1872–1878. (woerterbuchnetz.de)

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Belegauswahl

Es gibt also für uns zwei Chancen: »Das Verbrechen, das beglückt oder das Schaffot, das uns hindert, unglücklich zu sein. Kann man da noch schwanken? Und kannst du, Justine, mir etwas Wirksameres darauf entgegnen?«

Sade, Donatien Alphonse François: Marquis de Sade: Die Geschichte der Justine. O. O. 1906 [1791], S. 38.

Unglücklich muß jetzt allerdings Europa’s Lage seyn, wenn die einzige Chance der Sicherheit auf Rußlands Mitwirkung beruht!

Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts 1 (1810), S. 323. (books.google.de)

Als letzte Chance für den Kampf der Schwimmer;

Denn bis zum Ende kämpften sie die Schlacht.

Lord Byrons Werke. Bd. 5. Berlin 1877 [1819], S. 88.

Sehen ſie, daß ſie keine Chance mehr haben, ſo bleiben ſie lieber gleich ganz zurück, da hingegen diejenigen, welche um den Sieg noch ſtreiten, am Ziele immer nur ſehr wenig auseinander ſind. Das groteske Schauſpiel eines Reiters, der, 1000 Schritt zurück, noch immer wie eine Dampfmaſchine mit Sporen und Gerte ſich auf ſeinem Pferde abarbeitet, ſieht man nur in Deutſchland und Frankreich.

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Ein fragmentarisches Tagebuch aus Deutschland, Holland und England, geschrieben in den Jahren 1826, 1827 und 1828. Dritter Theil. Stuttgart 1831, S. 75. (deutschestextarchiv.de)

Die Wahrſcheinlichkeits-Rechnung ſchließt keine Chance aus.

Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg 1835, S. 291. (deutschestextarchiv.de)

Auf jeden Fall scheinen die ausgestoßenen Drohungen nicht ohne Gewicht, so wie die sogenannten Patrioten nicht ohne Chancen für einen endlichen Sieg zu seyn, da es ihnen durch solche Mittel gelingt, selbst Männer, denen man mehr als gewöhnlichen Muth zuschreibt, schwankend zu machen und völlig einzuschüchtern.

Allgemeine Zeitung, 24. Mai 1840, Nr. 145, S. 1159. (deutschestextarchiv.de)

Wir rechnen dahin das Anerbieten der zweckmäßigsten Hülfsmittel zur Erleichterung des Erlernens der englischen Sprache, zur Bekanntschaft mit den nordamerikanischen Zuständen, die Fürsorge für gute Adressen zur Eröffnung von Arbeitsgelegenheit je nach den mancherlei Berufsarten, u. s. w. So wie die Verhältnisse vorliegen, dürfte es im namhaften Jnteresse der Bremer Rhederei liegen, ein den ausschließlich nationalen Gesichtspunkt festhaltendes Geschäft zur Beförderung der Auswanderer über Bremen in Württemberg ins Leben zu rufen, für dessen wohlthätige Wirksamkeit gerade jetzt sehr günstige Chancen vorhanden sind.

Deutsche Auswanderer-Zeitung, 23. März 1852, Nr. 24. (deutschestextarchiv.de)

Chance (frz. Schangs), Würfelspiel, Glücksfall.

N. N.: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau 1854, S. 61. (deutschestextarchiv.de)

Aus dem Subscription-Room führen einige Stufen in den Garten hinab, einem von einer Rennbahn umgebenen Stück Rasengrund, wo die Mitglieder sich versammeln, um Pferde vor der Auction laufen zu sehen und (bei günstigem Wetter) in dem berühmten Wettringe des Tattersall (eben jenem Rasengrund) auf die Chancen der bevorstehenden Wettrennen zu speculiren. Dies sind einige der Hauptumrisse und Charakterzüge der Londoner Sportsmen- und Pferdebörse.

Die Gartenlaube 14 (1866), S. 719. [DWDS]

Wir haben den Prinzen Louis im vorhergehenden Kapitel als chancenlos dargestellt, er war es auch bis zum Ausbruch der Februarrevolution in Paris.

Chatterton, William A.: Die neuesten Geheimnisse der Tuilerien. Eine romantische Geschichte. Bd. 1. Leipzig 1870, S. 145. (books.google.de)

Der Angriff war kindisch und ohne Chance des Erfolges.

Berg, Albert: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Bd. 3. Hrsg. von Albert Berg. Berlin 1873, S. 279. (deutschestextarchiv.de)

Die Stellung bei dem wunderlichen Musikprinzen wird Sie nicht lange fesseln! Mein Wirkungskreis bietet Ihnen bessere Chancen.

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Roman in drei Bänden. Bd. 3. Breslau 1877, S. 196. (deutschestextarchiv.de)

„Der Plan ist untadelig, aber etwas Chance gehört zu jedem Erfolg.“

Meyer, Ferdinand C.: Der Schuß von der Kanzel. Novelle. In: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1878. Herausgegeben von einer Gesellschaft Zürcherischer Geschichtsfreunde. Neue Folge. Erster Jg. Zürich 1878, S. 24–65, hier S. 43. (books.google.de)

Diverse Längen hinter dieser Stute folgte das Gros der Gesellschaft in einem kleinen Knäuel, in welchem die Plätze fortwährend gewechselt wurden, während es von Hause aus schon einige Nachzügler gab, die überhaupt nie in rechte Bewegung kamen und daher auch bald bis zur Chancenlosigkeit zurückblieben.

Militär-Zeitung 32, 24. Mai 1879, Nr. 43, S. 328. (books.google.de)

Da wir kein Wort über die Berechtigung des Weibes zum Lehrberufe zu verlieren haben, so ist nur die praktische Frage zu erörtern: Welche Chancen hat die akademisch gebildete Lehrerin?

Die Gegenwart 19/23 (1881), S. 381. (deutschestextarchiv.de)

Ich meine nur, daß die Statistik ihre Methoden auf Durchschnittswahrscheinlichkeiten einzurichten hat, denn vorausgesetzt sogar, daß es ihr einmal gelungen wäre, durch geeignete Abgrenzung eine Masse herzustellen, innerhalb derern die Bedingung der Chancengleichheit der Einzelfälle erfüllt wäre (eine absolut gleichartige Masse), so würde sie nach den vorstehenden Ausführungen schwerlich – vielleicht überhaupt nicht – imstande sein, eine feste Ueberzeugung davon zu gewinnen.

Bortkewitsch, L. von: Kritische Betrachtungen zur theoretischen Statistik. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. Jena 1894, S. 641–680, hier S. 645. (books.google.de)

Zu einer begrifflichen Näherung der Absterbeordnung als eine Summe von Wahrscheinlichkeiten kann man gelangen, indem man die Forderung der Unabhängigkeit der Einzelfälle allein, oder die der Unabhängigkeit und Chancengleichheit verletzt.

Blaschke, Ernst: Über die Construktion von Mortalitätstafeln. In: Statistische Monatsschrift 20 (1894), S. 279–284, hier S. 282. (books.google.de)

Bei der Erziehung wird nicht Jedem die gleiche Chance gegeben, sondern der, dessen Eltern wohlhabend sind, geniesst von Anfang an eine bessere Ausbildung als der Sohn des Proletariers.

Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin 1895, S. 150. (deutschestextarchiv.de)

Anhalt gab diesen Einwänden nach und verzichtete auf die gewiß sehr aussichtsreiche Chance des Angriffs auf den noch nicht entwickelten Feind, um eine reine Defensiv- Schlacht zu liefern, oder aber, wie er bis zum letzten Augenblick hoffte, durch die Stärke seiner Stellung dem Feinde so zu imponieren, daß er einen Angriff überhaupt nicht wagen werde.

Delbrück, Hans: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte – Vierter Teil: Neuzeit. Berlin 2002 [1920], S. 3828. [DWDS]

Der Organisationsgedanke der Einheitsschule ging davon aus, allen deutschen Kindern die einzige „Gleichheit“ zu gewähren, die einen vernünftigen Menschen interessieren kann, die Gleichheit der Bildungschance […].

Süddeutsche Monatshefte 27 (1929), S. 161.

Diese Theorie setzt die Chancengleichheit aller in die Wirtschaft Einbezogenen voraus; eine Voraussetzung, die in der geschichtlichen Wirklichkeit nie gegeben ist, schon deshalb nicht, weil in die kapitalistische Wirtschaft, selbst wo sie sich stark durchsetzt, immer noch vorkapitalistisch bestimmte soziale Schichten als Reichtumsträger und als Träger anderer Formen des Wirtschaftens hineinragen.

Der Kunstwart 45/12 (1932), S. 783. (doi.org)

Sieht auch er in der Entsendung der Minister die einmalige große Chance?

Die Zeit, 4. 4. 1946, Nr. 07. [DWDS] (zeit.de)

Gewiß, der Grundsatz, daß jedem Kinde von Gottes und Rechts wegen die gleiche Bildungschance gebührt, soll nicht angetastet werden.

Die Zeit, 13. 10. 1949, Nr. 41. [DWDS] (zeit.de)

Eine durchgreifende Neuordnung unseres Erziehungs- und Bildungswesens ist heute zu einer politischen Aufgabe ersten Ranges geworden. Sie muß sozial gerechte Methoden der Begabungauslese einführen, muß der ländlichen Jugend gleiche Bildungschancen eröffnen wie der städtischen und muß es ermöglichen, den steigenden Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften der verschiedenen Bildungsstufen zu befriedigen.

Die Zeit, 2. 3. 1962, Nr. 09. [DWDS] (zeit.de)

Freiheit zum Studium nach eigener und nicht nach Vorstellung der Eltern, Chancengleichheit unabhängig vom Zuhause sind außerdem nur dann Vorteile, wenn der Staat seine Position als Geldgeber nicht zu ähnlichen Pressionen ausnutzt, wie man sie bislang von andern Vätern kennt.

Die Zeit, 17. 4. 1964, Nr. 16. [DWDS] (zeit.de)

Strenggenommen, ist die Begabungsfrage für unser Problem gänzlich irrelevant, wenn man nicht geradezu vermuten will, daß ihre häufige Erörterung selbst einen Vorwand darstellt, der von den sozialen Ursachen der offenbar geringen Bildungschancen von Arbeiterkindern in Deutschland durch den Hinweis auf vermeintlich natürliche Ursachen ablenken soll.

Die Zeit, 26. 6. 1964, Nr. 26. [DWDS] (zeit.de)

Im Frühjahr 1959 kamen Fritz Erler und Carlo Schmid völlig ernüchtert von einer Begegnung mit Chruschtschow aus Moskau zurück; kurz darauf veröffentlichte die Partei ihren „Deutschlandplan“, wiewohl sie dessen Chancenlosigkeit nun zur Genüge kannte; und als Ollenhauer später in Ostberlin mit Chruschtschow zusammentraf, unterschrieb er hinterher ein Kommuniqué, das in der Hauptsache aus Moskauer Floskeln bestand.

Die Zeit, 22. 8. 1969, Nr. 34. [DWDS] (zeit.de)

Gewaltige Ausgaben für die Wissenschaft und Bildung sollen nicht nur die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des Landes steigern, sondern Chancengleichheit für den Aufstieg schaffen und mündige Bürger hervorbringen.

Die Zeit, 22. 5. 1970, Nr. 21. [DWDS] (zeit.de)

Als Prinzipien der Bildungspolitik nennt die Vorlage Chancengleichheit, die bestmögliche Förderung des einzelnen und die Leistungsorientierung.

Die Zeit, 3. 7. 1970, Nr. 27. [DWDS] (zeit.de)

Heereman stellt sozial- und strukturpolitische Ziele voran, ebenso die Forderung auf gleiche Bildungschancen auf dem Lande.

Die Zeit, 20. 2. 1970, Nr. 08. [DWDS] (zeit.de)

Das Zahlenverhältnis von 48 Prozent Anteil der Arbeiter an der gesamten Erwerbsbevölkerung und rund zwei Prozent in den Führungsgruppen kommt „einer völligen Chancenlosigkeit von Arbeitern, in politische Spitzenpositionen zu gelangen, gleich“.

Die Zeit, 19. 10. 1973, Nr. 43. [DWDS] (zeit.de)

Gewiß aber wäre es ungerecht zu unterstellen, die meisten Leute ließe die Chancenlosigkeit dieser Kinder kalt, die den Preis dafür zu zahlen haben, daß wir die Arbeit ihrer Eltern brauchen und diese das in der Fremde verdiente Geld.

Die Zeit, 18. 5. 1979, Nr. 21. [DWDS] (zeit.de)

Den Kanzler gemahnte er an dessen Äußerung, die Kürzung beim Schüler-Bafög sei ein im Vergleich zum Kindergeld „härterer Eingriff“, der zudem „die Bildungschancen der sozial Schwächeren“ mindere.

Der Spiegel, 8. 3. 1982, S. 33. [DWDS]

Wir bieten den jungen Menschen beiderlei Geschlechts Chancengleichheit und versuchen damit, die Ungerechtigkeiten der Natur und der Herkunft weitgehend auszugleichen.

Brückner, Christine: Wenn du geredet hättest, Desdemona. Frankfurt a. M. 1986 [1983], S. 108. [DWDS]

Er unterstrich das Prinzip der Chancengleichheit für alle Bürger, unabhängig von Weltanschauung und religiösem Bekenntnis, und erklärte, die sozialistische Gesellschaft der DDR wolle auch den christlichen Bürgern Geborgenheit und Perspektive vermitteln.

Zimmermann, Hartmut (Hrsg.): DDR-Handbuch – K. In: Enzyklopädie der DDR. Berlin 2000 [1985], S. 3676. [DWDS]

Inzwischen scheinen aber auch die inländischen Anleger neue Chancen in den deutschen Aktien entdeckt zu haben.

Die Zeit, 5. 1. 1990, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)

Aber auch die Sorge plagt die neuen Gruppierungen, es solle ihnen im Wahlkampf die Chancengleichheit verwehrt werden.

Die Zeit, 12. 1. 1990, Nr. 03. [DWDS] (zeit.de)

Die PDS hat nämlich möglicherweise gute Chancen, bei den Bundestagswahlen im Ostteil Berlins mindestens drei Direktmandate zu erzielen.

Berliner Zeitung, 4. 1. 1994. [DWDS]

Gleiche Bildungschancen für alle forderten gestern fast zehntausend Eltern, Kinder, Erzieher und Beschäftigte aus Bildungseinrichtungen auf einer Demonstration, die vom Nollendorfpiatz zum Breltscheidplatz führte.

Berliner Zeitung, 1. 7. 1994. [DWDS]

Die Chancengleichheit könne verletzt werden, die Universitäten hätten mit Eingangsprüfungen ein Mittel in der Hand, die Studenten willkürlich zu selektieren.

Die Zeit, 23. 8. 1996, Nr. 35, S. 33. [DWDS]

Dabei werden die Weichen für die berufliche Chancenlosigkeit oft bereits in der Schule gestellt.

Der Tagesspiegel, 5. 8. 1999. [DWDS]

Neu aufgenommen wurde ein Punkt zur Chancengleichheit von Männern und Frauen.

Der Tagesspiegel, 20. 1. 2000. [DWDS]

Auch ausländische Familien, deren Einkommen über dem Durchschnitt liegen, kehren den Innenstadt-Bezirken den Rücken, sorgen sie sich doch um die Bildungschancen ihrer Kinder.

Berliner Zeitung, 8. 4. 2000. [DWDS]

„Um eine weltweite Chancengleichheit zu erreichen, müssten die Internationalen Sportverbände und das Internationale Olympische Komitee Mindeststandards für die Anzahl und Dichte von Doping-Kontrollen erlassen“, erklärte der Chef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) im Vorfeld der WM in Osaka.

Die Zeit (online), 15. 8. 2009. [DWDS] (zeit.de)

Muigai warnte, ohne Chancengleichheit für junge Migranten würden „Probleme verewigt“, mit Folgen für den späteren Zutritt zum Arbeitsmarkt.

Die Zeit, 1. 7. 2009, Nr. 27. [DWDS] (zeit.de)