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Umwelt Außenwelt · Innenwelt · Umweltschutz

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Umwelt wird im Deutschen seit 1800 verwendet, zunächst vor allem von Dichtern. Anfangs in der Bedeutung noch dem deutlich älteren Außenwelt nahe, bildet sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Bedeutung Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seiner Umgebung, später die Wechselwirkung zwischen Lebewesen im Allgemeinen und seiner Umgebung heraus. Einmal ausgeprägt, findet Umwelt mit diesen Bedeutungen Eingang in unterschiedliche Fachterminologien, von Biologie und Soziologie über Pädagogik bis hin zur Kriminologie. Eine gänzlich anders gelagerte Verwendung findet das Wort in der soziologischen Systemtheorie, in der Umwelt ausschließlich in Relation zum systemtheoretischen Zentralbegriff des Systems bestimmt wird. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schließlich entsteht die abstrakte Bedeutung von Umwelt, das dann eine regelrechte Wortkarriere durchläuft. Die abstrakte Bedeutung von Umwelt bezieht sich auf die natürliche Umgebung sowohl vom Menschen als auch von anderen Lebewesen; neu hinzu kommen die Konnotationen, dass diese potentiell gefährdet ist und daher ein schützenswertes Gut darstellt. Erst dieser Kontext bestimmt die abstrakte Bedeutung von Umwelt, weshalb der bestimmte Artikel erforderlich wird.

Wortgeschichte

Umwelt statt Außenwelt. Entstehung im Kontext dichterischer Sprache

Um 1800 tritt Umwelt erstmals in der deutschen Sprache auf (1836, 1806, 1816). Über die Gründe für das Auftreten des Wortes zu genau diesem Zeitpunkt gibt es in der Forschung durchaus unterschiedliche Hypothesen: Leo Spitzer etwa weist darauf hin, dass Umwelt in der Sprache der Dichter auftritt. Tatsächlich findet sich der erste Beleg in der deutschsprachigen Dichtung des Dänen August Baggesen (1836), wenige Jahre später begegnet das Wort in Johann Wolfgang Goethes Italienischer Reise:

Der Tag ist so lang, das Nachdenken ungestört, und die herrlichen Bilder der Umwelt verdrängen keineswegs den poetischen Sinn, sie rufen ihn vielmehr, von Bewegung und freier Luft begleitet, nur desto schneller hervor. [1816]

Zwar ist Goethe keineswegs der einzige Dichter, der das Wort verwendet, doch könnte die Verwendung gerade durch ihn – Ulrike Haß bezeichnet Goethe als den Dynamo und Groß-Multiplikator in der deutschen Sprachgeschichte (Haß 1987, 8) – befördert worden sein. Spitzer wertet im Anhang seiner Studie Milieu and Ambiance: An Essay in Historical Semantics Umwelt darüber hinaus als einen zufälligen poetischen Neologismus: Das zweisilbige Umwelt ersetze aus metrischen Gründen das ältere aber dreisilbige Außenwelt in der Dichtung (vgl. Spitzer 1942, 208).

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Spitzer führt aus, dass das zweisilbige Wort Umwelt bei Baggesen das seit dem Mittelalter nachweisbare dreisilbige Wort Außenwelt aus metrischen Gründen ersetzt habe. Er argumentiert, dass Baggesen ein großer Bewunderer von Johann Heinrich Voß gewesen sei, der seinerseits den homerischen Hexameter imitiert habe. Vor diesem Hintergrund führt Spitzer an, dass in beiden Verwendungen bei Baggesen das Wort Umwelt gerade am Ende eines Hexameters auftritt: Thus our Umwelt represents a German neologism created, only incidentally, in order to meet the requirements of German metrics. For it is very doubtful that it also met the need for a new concept: it adds little if anything (at least at the beginning of its career) to the content of Aussenwelt (attested since the Middle Ages) that now appears unwieldy with its three syllables. (Spitzer 1942, 208) Einmal entstanden, sei Umwelt dann jedoch ausgesprochen anschlussfähig für die deutschsprachige Philosophie gewesen (Spitzer 1942, 208).

Tatsächlich fällt auf, dass die ersten Bezeugungen mehrheitlich Dichtern zuzuschreiben sind – von Baggesen über Jean Paul bis hin zu Goethe (1836, 1806, 1816). Auch der Sprachforscher und Schriftsteller Joachim Heinrich Campe bucht Umwelt bereits 1811 in seinem Wörterbuch der deutschen Sprache (Campe Wörterbuch 5, 113), wo es als von ihm selbst gebildetes Wort ausgewiesen wird. Umwelt wird hier als umgebende Welt bestimmt, wird also tatsächlich im Sinne von Außenwelt verwendet. Ähnliches gilt für Jean Pauls Verwendung (1806). Gleichwohl fällt auf, dass sowohl bei Baggesen als auch bei Jean Paul gerade die soziale Außenwelt gemeint ist. Goethes Verwendung in der Italienischen Reise schließlich impliziert durchaus bis zu einem gewissen Grad bereits eine Wechselwirkung zwischen Umgebung und Mensch. Zudem mag für Baggesens Wortverwendung das Argument der Metrik tragen, Jean Paul (1806) oder Goethe (1816) hingegen verwenden das Wort in Prosatexten. Spricht also einiges dafür, dass Umwelt zunächst in der Sprache der Dichter entstanden ist, so zeigt sich doch auch, dass es auch in Prosatexten schon frühzeitig stärker als das ältere Außenwelt auch auf den Menschen bezogen ist. Dies ist eine Konnotation, die Spitzer allerdings auch in der weiteren Entwicklung von Umwelt nicht sieht (vgl. Spitzer 1942, 207–208), weshalb letztlich auch seine Abgrenzung von Umwelt als dingliche Außenwelt einerseits und dem auf den Menschen bezogene Milieu andererseits nicht trägt.

Demgegenüber stellen jüngere wissenshistorische Zugriffe heraus, dass ein Wort wie Umwelt, das die Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seiner natürlichen und/oder sozialen Umgebung impliziert, erst in dem Moment entstehen kann, in dem der Mensch an der Schwelle zur Moderne ins Zentrum der Wissensordnung rückt (vgl. Moravia 1980, 254–255; HWPh 11, 99; Haß 1987, 8).

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Damit aber kommt eine zweite Hypothese über die Gründe des Auftretens von Umwelt um 1800 ins Spiel: In wissenshistorischer Perspektive hat Sergio Moravia (vgl. Moravia 1980, 254–255) angeführt, dass das Wort erst im Zuge des tiefgreifenden epistemischen Bruchs an der Wende zum 19. Jahrhundert entstehen kann. Erst in dem Moment, in dem der Mensch sich selbst mittels empirischer Wissenschaften wahrnehmen kann (vgl. hierzu auch Müller in HWPh 11, 99; Müller übernimmt grundsätzlich die Auffassung Moravias), kann er sich selbst nun auch in Wechselbeziehung und gegenseitigem Einfluss zu seiner Umgebung denken. Es sei dies die Bedingung der Möglichkeit des Auftretens der Vorstellung von Umwelt und des Wortes Umwelt. Zwar habe der Mensch selbstredend auch vor dem 17. Jahrhundert seine materielle und kulturelle Umgebung wahrgenommen, insofern das Wort Umwelt aber gerade die Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seiner Umgebung und damit die gegenseitige Wirkung aufeinander impliziert (was das Wort Umwelt im Übrigen auch vom Wort Natur unterscheidet), sei die Voraussetzung für seine Entstehung eben eine spezifische Auffassung des Menschen. Aus sprachgeschichtlicher Sicht spricht für diese Hypothese, dass auch Wortverbindungen wie menschliche Umgebung (1808), gesellschaftliche Umgebung (1825), natürliche Umgebung (1827) oder soziale Umgebung (1890), sprich solche Wortverbindungen, in denen Umgebung gerade vom Menschen her gedacht wird, allesamt erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts bezeugt sind.

Insgesamt jedenfalls – das spiegeln auch die wenigen Belege im DTA für das 19. Jahrhundert wider – ist das Wort vor dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zumindest wenig verbreitet gewesen, wenn es nicht sogar lediglich den Status von Spontanbildungen oder poetischen Wortverwendungen hat (vgl. zur These der ad-hoc-Bildungen Hermanns 1991, 238).

Umwelt und Milieu: Die Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seiner sozialen Umgebung

Das ändert sich ab den 1870er Jahren: Wohl vor dem Hintergrund der Entlehnung des französischen MilieuWGd findet nun auch das deutsche Umwelt größere Verbreitung (vgl. auch Pfeifer unter UmweltDWDS). Vor diesem Hintergrund erhält Umwelt nun endgültig auch die semantische Kontur, die es in dieser Bedeutung bis heute hat: Umwelt ist nicht nur bloße Außenwelt, sondern im weitesten Sinn das kulturelle (soziale, geistige, künstlerische) Umfeld des Menschen, das in einem Wechselverhältnis zum Menschen steht (1908a, 2000b). In dieser Bedeutung entspricht Umwelt im Wesentlichen Milieu; beide Wörter haben jedoch zugleich andere, einander nicht entsprechende Bedeutungen.

Einmal ausgebildet, findet Umwelt dann Eingang in unterschiedliche Fachterminologien, wo das Wort im Einzelnen je verschiedene Konnotationen erhält. So bezieht sich Umwelt in der (nicht-systemtheoretischen) Soziologie etwa in Abgrenzung zur Mitwelt auf alle jene Faktoren der Umgebung des Menschen, die dieser von seinem subjektiven Standpunkt aus als sein Umfeld wahrnimmt (vgl. 5Lexikon zur Soziologie, 707), in der Pädagogik vornehmlich auf die Erziehungseinwirkungen auf ein Kind (vgl. Wörterbuch der Pädagogik, 540), in der Kriminologie auf all jene Faktoren, die von außen auf das Handeln bzw. Unterlassen eines Menschen Einfluss nehmen (vgl. Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie, 139).

Vor dem Hintergrund der Milieu-Theorien des 19. Jahrhunderts und an der Schnittstelle von Biologie und anderen wissenschaftlichen Disziplinen wie etwa Psychologie, Pädagogik oder Soziologie ist schließlich die sogenannte Anlage-Umwelt-Diskussion (1930) zu verorten, in der das Wort Umwelt – hier im Sinne von Milieu – zum Gegenbegriff zu Anlage im Sinne von biologischen, insbesondere genetischen, Faktoren wird.

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Im Kern behandelt die Anlage-Umwelt-Diskussion die Frage, die bereits die Milieutheorie im 19. Jahrhundert diskutiert, nämlich diejenige danach, ob der Mensch durch Einflüsse seiner Umwelt oder aber durch biologische Faktoren zu dem wird, was er ist (1930). Diese Debatte wird bereits unter Verwendung der Worte Umwelt und Anlage schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geführt (1930) und dann mit unterschiedlichen Schwerpunkten und in unterschiedlicher Intensität im Verlauf des 20. Jahrhunderts, insbesondere noch einmal ab Ende der 1960er Jahre, weitergeführt (2000c; vgl. auch Lexikon der Biologie Online unter Anlage-Umwelt-Diskussion sowie Haß 1987, 8).

UmweltInnenweltAußenwelt. Terminologische Ausdifferenzierung in der Biologie

Gemeinhin wird der Eingang des Wortes Umwelt in den Bereich der Biologie und damit die semantische Erweiterung von einer nur die Umgebung des Menschen im Speziellen umfassenden auf eine die Umgebung von Lebewesen im Allgemeinen umfassende Bedeutung dem Biologen Jakob von Uexküll und seinem 1909 erstmals publizierten Werk Umwelt und Innenwelt der Tiere zugeschrieben (vgl. etwa Haß 1987, 8). Richtig ist, dass Umwelt bei Uexküll nicht nur titelgebend ist und im Zentrum seiner Abhandlung steht, sondern dass es hier auch terminologisch von Innenwelt und vor allem von einer unabhängig vom Lebewesen existierenden Außenwelt geschieden wird (1909b, 1909c). Während Umwelt bei Uexküll all jene Bereiche der Außenwelt einschließt, die das Lebewesen wahrnimmt und/oder die in einer Wechselwirkung mit dem Lebewesen stehen, umfasst die Außenwelt jegliche Materie, die Lebewesen umgibt. Damit ist spätestens jetzt das anfängliche synonymische Verhältnis von Außenwelt und Umwelt aufgelöst. Tatsächlich ist das Wort im naturwissenschaftlichen Umfeld allerdings bereits vor und zeitgleich zu Uexküll auch bei anderen Autoren bezeugt (1908b, 1909a). Dennoch ist Uexkülls Schrift sicher die wirkmächtigste, was erklärt, weshalb wortgeschichtliche Arbeiten ihm die Übertragung zuschreiben.

Auch im naturwissenschaftlichen Bereich wird Umwelt im Übrigen synonym zu Milieu verwendet (1941). Vor diesem Hintergrund ist zu vermerken, dass die Übertragung von Umwelt in die Terminologie der Biologie und die Entlehnung der biologischen Verwendung von Milieu aus dem Französischen in die Fachsprache der deutschen Biologie (1907, 1910) in etwa zeitgleich geschehen.

System/Umwelt-Differenz. Umwelt in der soziologischen Systemtheorie

Eine gänzlich neue und andere Wortprägung erfährt Umwelt im Bereich der soziologischen Systemtheorie insbesondere Niklas Luhmanns (1987a, 1999). Umwelt wird in diesem Theoriegebäude vollständig von Bedeutungen, die auf die Umgebung von menschlichen oder anderen Lebewesen verweisen, abgekoppelt und stattdessen ausschließlich in Bezug zum systemtheoretischen Zentralbegriff des Systems gesetzt: Die Umwelt erhält ihre Einheit erst durch das System und nur relativ zum System (vgl. ausführlich 1987b). Es ist dies mithin ein abstrakter ebenso wie relativer Begriff: Umwelt existiert gerade nicht voraussetzungslos, sondern hängt ausschließlich davon ab, was entweder ein beobachtendes System selbst als seine Umwelt wahrnimmt, oder aber ein Beobachter unterscheidet, was System und was dessen Umwelt ist (vgl. Krause 2001, 224). Systeme können ihrerseits Teil der Umwelt anderer Systeme sein (1987b).

Die Wortkarriere von die Umwelt

Einen neuerlicher Schwerpunkt in der Geschichte des Wortes stellen die 70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts dar: Zu dieser Zeit etabliert sich die abstrakte Bedeutung von Umwelt, durch die das Wort dann eine regelrechte Karriere durchläuft. Dieser Bedeutungsaspekt bezieht sich auf die natürliche Umgebung sowohl vom Menschen als auch von anderen Lebewesen; neu hinzukommen aber die Konnotationen, dass diese potentiell gefährdet ist und daher ein schützenswertes Gut darstellt. Diese semantische Verschiebung von verschiedenen (konkret wahrnehmbaren) Umwelten hin zu einem abstrakten Substantiv Umwelt, das sich durch die Situation bestimmt, erfordert auch die explizite Nennung des bestimmten Artikels. Die Übertragung von der menschlichen, vorwiegend sozialen Umgebung auf die Umgebung von Tieren, die schwerpunktmäßig Natur ist, kann hier sicherlich als Voraussetzung für die Entstehung der neuen abstrakten Bedeutung gelten. Umwelt nähert sich damit zwar dem Wort Natur an, ist mit diesem aber keinesfalls deckungsgleich, insofern es immer die Wechselbeziehungen zu Lebewesen, deren Lebensbedingung sie ist, impliziert.

Erste Belege für diese Bedeutung lassen sich in den DWDS-Korpora bereits für den Anfang der 1960er Jahre nachweisen (1962); ab den 1970er Jahren verbreitet sich Umwelt stark, wovon die zahlreichen sich nun ausbildenden Zusammensetzungen wie Umweltschäden, Umweltbelastung oder Umweltschutzpolitik zeugen (für alle: 1972b). Deutlich wird dies auch daran, dass Umweltschutz bei der ersten Wahl zu den Wörtern des Jahres im Jahr 1971 immerhin an dritter Stelle steht (vgl. die Liste der Wörter des Jahres auf der Seite der Gesellschaft für deutsche Sprache e. V.).

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Umweltschutz weist zwar große semantische Überschneidungen mit dem deutlich älteren Wort NaturschutzWGd auf, ist aber ebenso wenig vollständig synonym mit diesem, wie es Umwelt und Natur sind. Naturschutz entsteht ursprünglich im Kontext konservativer Kulturkritik und ist zunächst mit Schlagworten wie HeimatschutzWGd und Naturdenkmal verbunden. Ihm liegt insofern zu seiner Entstehungszeit ein romantisches Naturverständnis mit nationalen Konnotationen zugrunde; erst nach 1945 findet eine semantische Verschiebung hin zu stärker ökologischen Bedeutungsaspekten statt. Damit lässt sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zwar eine deutliche semantische Nähe von Naturschutz und Umweltschutz ausmachen, dennoch gibt es Unterschiede in den Konnotationen, die die Neubildung von Umweltschutz erklären. So liegt Umweltschutz ein Naturverständnis zugrunde, bei dem die Wechselbeziehungen zwischen Natur und Mensch einerseits und vor allem die Endlichkeit der Ressourcen andererseits deutlich stärker im Vordergrund stehen als im älteren Wort Naturschutz (1997).

Umwelt und Opposition in der DDR

Umwelt gehört zwar nicht im engeren Sinn zum Wortschatz der DDR, die allgemeine Entwicklung, genauer die Ausbildung der abstrakten Bedeutung von Umwelt (1972a) und die sachhistorisch damit verbundenen – tatsächlich lediglich formalen – Bemühungen um den Umweltschutz (1970, 1974) sind in der DDR vergleichbar der (Sprach-)Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland. Gleichwohl haben in der DDR seit Anfang der 1980er Jahre Oppositionelle das Umweltthema für sich entdeckt (vgl. Umweltbibliothek 2019). Vor diesem Hintergrund hat das Wort Umwelt zwar nur dann Konnotationen aus dem Bereich der Opposition, wenn es von bestimmten Akteuren oder in bestimmten sachlichen Kontexten verwendet wird, denn auch der Staat verwendet Umwelt (1974). Gleichwohl entstehen aber in oppositionellen Kreisen Wortverbindungen und Namen wie etwa Friedens- und Umweltkreis (2010), die systemkritischen Umweltblätter (2000a) oder die Umweltbibliothek (2000d), eine 1986 von Oppositionellen in Ost-Berlin gegründete Bibliothek, die neben Büchern über Umwelt gerade auch westliche Bücher und politische Fachpublikationen zu Themen wie Abrüstung umfasste (vgl. Umweltbibliothek 2019). Die Umweltbibliothek wurde von der Staatssicherheit beobachtet. Wenn sich in der DDR also oppositionelle Gruppierungen des Wortes Umwelt bedienen, dann erhält das Wort in diesen Verwendungskontexten Konnotationen des Oppositionellen.

Literatur

Campe Wörterbuch Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch der deutschen Sprache. Theil [Bd.] 1–5. Braunschweig 1807–1811.

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

Haß 1987 Haß, Ulrike: Etymologie oder Begriffsgeschichte? Zum Beispiel: Umwelt. In: Sprachreport 3/4 (1987), S. 7–10.

Hermanns 1991 Hermanns, Fritz: „Umwelt“: Zur historischen Semantik eines deontischen Wortes. In: Dietrich Busse (Hrsg.): Diachrone Semantik und Pragmatik. Untersuchungen zur Erklärung und Beschreibung des Sprachwandels. Tübingen 1991, S. 235–257.

HWPh Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. von Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfried Gabriel. Völlig neubearb. Ausg. des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Bd. 1–13. Basel 1971–2007.

Krause 2001 Krause, Detlef: Luhmann-Lexikon. Eine Einführung in das Gesamtwerk von Niklas Luhmann. 3., neu bearbeitete und erweiterte Aufl. Stuttgart 2001.

Lexikon der Biologie Online Sauermost, Rolf (Projektleitung): Lexikon der Biologie. Online Ausgabe, Heidelberg 1999-. (spektrum.de)

5Lexikon zur Soziologie Fuchs-Heinritz, Werner (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. 5., überarbeitete Aufl. Wiesbaden 2011.

Moravia 1980 Moravia, Sergio: The Enlightenment and the Sciences of man. In: Hist. Sci., xciii (1980), S. 247–267.

Müller 2001 Müller, Gerhard H.: Art. „Umwelt“. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. von Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfried Gabriel. Völlig neubearb. Ausg. des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Bd. 1–13. Basel 1971–2007. Bd. 11, Basel 2001, Sp. 99–105.

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie Köhn, Klaus: Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie [Sonderband des Handbuchs Kriminalistische Kompetenz]. Lübeck 2007.

Spitzer 1942 Spitzer, Leo: Milieu and Ambiance. An Essay in Historical Semantics. In: Philosophy and Phenomenological Research. A Quarterly Journal. (Sept. 1942), Bd. 3, H. 1, S. 1–42 u. (Dec. 1942), Bd. 3, H. 2, S. 169–218.

Umweltbibliothek 2019 N. N.: Die Umweltbibliothek. In: Homepage der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, o. D. (bstu.de)

Wörterbuch der Pädagogik Böhm, Winfried: Wörterbuch der Pädagogik. Begründet von Wilhelm Hehlmann. 15., überarb. Aufl. Stuttgart 2000.

Wort des Jahres Gesellschaft für deutsche Sprache e. V.: Wort des Jahres. (gfds.de)

Belegauswahl

Da meine Kinder keine andern Krankheiten haben als die der ganzen Umwelt; und da sie folglich immer alle 3 auf einmal sich aufs Krankenlager betten: so haben sie es dieses mal auch gethan, obwol kurz und leicht; denn 2 heilten sich selber, ohne sich etwas anderes zu verschreiben als ein Paar Tage Geduld.

Jean Paul an Siegfried August Mahlmann, Bayreuth, 29. 4. 1806. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von E. Berend herausgegebenen 3. Abt. der Historisch-kritischen Ausgabe (1952–1964), überarbeitet von M. Bernauer, N. Miller, F. Neuber, 2018, S. 89. (jeanpaul-edition.de)

Eine ſolche Ordnung aber iſt die, freilich in keinem Begriffe zu erfaſſende, aber dennoch wahrhaft vorhandne, beſondere geiſtige Natur der menſchlichen Umgebung, aus welcher er ſelbſt mit allem ſeinen Denken, und Thun und mit ſeinem Glauben an die Ewigkeit deſſelben hervorgegangen iſt, das Volk, von welchem er abſtammt, und unter welchem er gebildet wurde, und zu dem, was er jezt iſt, heraufwuchs.

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin 1808, S. 249–250. (deutschestextarchiv.de)

Der Tag ist so lang, das Nachdenken ungestört, und die herrlichen Bilder der Umwelt verdrängen keineswegs den poetischen Sinn, sie rufen ihn vielmehr, von Bewegung und freier Luft begleitet, nur desto schneller hervor.

Goethe, Johann Wolfgang: Italienische Reise. Hrsg. von Andreas Beyer und Norbert Miller. In: Ders.: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller, Gergard Sauder und Edith Zehm. Band 15, München 1992 [1816], S. 22.

Man betrachte nun dies als ein Gleichniſs für jene Bewegung, worin der Dichter seine handelnden und leidenden Personen in ihrer gesellschaftlichen Umgebung erscheinen läſst: so wird das Ergötzliche bunter Erzählungen sogleich begreiflich seyn.

Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft, neu gegründet auf Erfahrung, Metaphysik, und Mathematik. Zweyter, analytischer Theil. Königsberg 1825, S. 439–440. (deutschestextarchiv.de)

Allerdings ſoll der Kuͤnſtler ſich ſittlich beſtimmen laſſen zum Wahren, Rechten und Guten; doch nimmer ſich uͤberreden, uͤber das angeborene Maß ſeines Talentes, uͤber ſeine geſchichtliche Stellung und natuͤrliche Umgebung hinaus zu wollen.

Rumohr, Carl Friedrich von: Italienische Forschungen. Erster Theil. Berlin/Stettin 1827, S. 81. (deutschestextarchiv.de)

Also sprach ich, und schwieg. Doch der göttliche Sänger Eliffas
Blickte mich feuriger an; mit dem Blick durchdrang mir den Busen
Jen’ unsterbliche Flamme, die stets, trotz allen des Trübsals
Stürmen, in Sündfluth selbst unlöschbar, brennet, und aufglänzt
Jeglichesmal, wenn nur fachet ein Hauch; oft zündet der Sturm selbst,
Und es verwandelt die Fluth in Feuer sich, Nebel in Nordlicht,
Regen in Strahlenerguß, daß von fern erscheinet der Umwelt
Ein’ ätherische Feste die Schicksalshölle des Dichters.

Baggesen, Jens: Napoleon. An Voß. (1800). In: Jens Baggesens poetische Werke in deutscher Sprache. Herausgegeben von den Söhnen des Verfassers, Carl und August Baggesen. Zweither Theil, Leipzig 1836, S. 92–103, hier S. 102.

Die Renaissancezeit bildete in Italien einerseits die vollkommene Individualität aus, andererseits die weit über die Grenzen der engeren socialen Umgebung hinausgehende Gesinnung und Gesittung; dies spricht sich direkt z. B. im Worte Dantes aus, daſs — bei all seiner leidenschaftlichen Liebe zu Florenz — ihm und seinesgleichen die Welt das Vaterland sei, wie das Meer den Fischen; indirekt und gleichsam a posteriori beweist es sich dadurch, daſs die Lebensformen, die die italienische Renaissance schuf, von der ganzen gebildeten Welt angenommen worden sind und zwar gerade, weil sie der Individualität, welcher Art sie auch immer sei, einen vorher ungeahnten Spielraum gaben.

Simmel, Georg: Über sociale Differenzierung. Sociologische und psychologische Untersuchungen. Leipzig 1890, S. 53. (deutschestextarchiv.de)

Dem mangelhaft dem Milieu gehorchenden Organ ist ein ursprünglich minderwertiger psychomotorischer Überbau übergeordnet, der bei jeder psychischen Mehrbelastung, auch beim Spiel oder Lernen, versagen kann, der eine Zeitlang nur dann zur kulturellen Funktion des Organes ausreicht, wenn ein dauerndes Interesse, eine Binnenaufmerksamkeit, die sonst spielerische Tätigkeit des Organes überwacht.

Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin/Wien 1907, S. 78. (deutschestextarchiv.de)

Nun aber werden sowohl äußere wie innere Vorgänge erst dann völlig verständlich, wenn wir sie nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit der sie umgebenden Welt sehen können. Und genau so viel von dieser Welt wird uns der Epiker zeigen müssen, wie es nötig ist, jenen Zusammenhang zu verstehen. Hierzu bedarf es im allgemeinen keineswegs einer Totalansicht der Natur oder der Menschheit, wohl aber eines dem Zweck entsprechend begrenzten Ausschnitts aus beiden. Eben dieser Ausschnitt ist es, den wir uns seit einigen Jahrzehnten gewöhnt haben als Milieu oder Umwelt zu bezeichnen — ein neues Wort für eine Sache, die so alt ist wie die Poesie überhaupt.

Lehmann, Rudolf: Deutsche Poetik. München 1908, S. 150–151. (deutschestextarchiv.de)

Der bedeutende amerikanische Paläontologe Prof. H. Osborn hat nun kürzlich in einer eingehenden Arbeit im einzelnen den Gründen nachzuspüren versucht, die das Aussterben von Säugetieren – mit Ausnahme natürlich der verichtenden Tätigkeit des Menschen – verursachten. Dabei müssen, wie in der Geologie überhaupt, in erster Linie die kleinen, heute noch tätigen Einflüsse in Berücksichtigung gezogen werden, deren Summierung im Laufe der Zeiten vielfach eine bedeutende Wirkung ausübte. Osborn unterscheidet zuerst zwei große Gruppen, nämlich äußere und innere Ursachen und teilt erstere wieder ein in Einwirkungen der anorganischen und solche der organischen, die Pflanzen und Tiere umfassenden Umwelt.

Reinhardt, Ludwig: Vom Nebelfleck zum Menschen. Eine gemeinverständliche Entwicklungsgeschichte des Naturganzen nach den neuesten Forschungsergebnissen. Das Leben der Erde mit 380 Abbildungen im Text, 21 Vollbildern nebst einem farbigen Titelbild „Nillubüsche und Hängebambusen“ nach Professor Ernst Häckel. München 1908, S. 368.

Die Ringelwürmer bilden die höchste Stufe der Würmer, die an der Basis sowohl des Echinodermenstammes, als auch der Mollusken, Krebse, Insekten und Wirbeltiere stehen. Im Gegensatz zu den stumpfsinnigen, pflanzenhaft festsitzenden niederen Tieren, den Pflanzentieren, haben sich die aus einer äußerlich ganz gleichen Magenlarve Gastrula hervorgegangenen Urwurmtiere der frühesten Vorzeit ihre persönliche Freiheit bewahrt, um ihre Nahrung selbständig zu suchen und sich aktiv in der Umwelt zu betätigen.

Reinhardt, Ludwig: Vom Nebelfleck zum Menschen. München 1909, S. 121. [DWDS]

Ist dieser Zusammenhang des Bauplanes mit den äußeren Faktoren sorgsam erforscht, so ründet sich um jedes Tier eine neue Welt, gänzlich verschieden von der unsrigen, seine Umwelt.

Ebenso objektiv wie die Faktoren der Umwelt sind, müssen die von ihnen hervorgerufenen Wirkungen im Nervensystem aufgefaßt werden. Diese Wirkungen sind ebenfalls durch den Bauplan gesichtet und geregelt. Sie bilden zusammen die Innenwelt der Tiere.

Uexküll, Jakob von: Umwelt und Innenwelt der Tiere. Berlin 1909, S. 6.

Wenn wir Rhizostoma mit Gonionemus vergleichen, so fällt uns am meisten auf, daß so ähnlich gebaute Organismen in so durchaus verschiedenen Umwelten leben können. Rhizostoma vernimmt nur den Schlag der eigenen Glocke. Gonionemus dagegen wird von Licht und Dunkelheit, von der Gravitation, von mechanischen und chemischen Reizen berührt und bewegt. Die Außenwelt ist für beide die gleiche, aber Rhizostoma verschließt sich ihr dauernd, während Gonionemus durch die Pforten der Rezeptoren die Wirkungen der Außenwelt in reichem Strome einläßt.

Uexküll, Jakob von: Umwelt und Innenwelt der Tiere. Berlin 1909, S. 88–89.

Aber auch solche Verbandszellen, an denen wir alle Eigenschaften freilebender Zellen, vor allem auch die Fähigkeit selbständiger Nahrungsaufnahme beobachten, wie die weißen Blutkörperchen, können außerhalb des Verbandes nicht leben: sie sind an das „Milieu“ des Körpers, an die Zusammensetzung der Körpersäfte angepaßt und gehen, wenn man sie etwa in Wasser bringt, zugrunde, wie ein Meerestier, das man in Süßwasser setzt. Die Durchführung der Arbeitsteilung in den Zellverbänden bringt es mit sich, daß die einzelnen Verrichtungen auf bestimmte Stellen innerhalb des Pflanzen- bzw. Tierkörpers konzentriert werden: die verschiedenen Zellen liegen nicht regellos verstreut im Körper, sondern gleich funktionierende Zellen lagern sich zu Gruppen zusammen, den sogenannten Geweben.

Hesse, Richard: Der Tierkörper als selbständiger Organismus. Leipzig u. a. 1910, S. 38. [DWDS]

Die Zwillingsforschung gibt uns die Möglichkeit festzustellen, was an einer auftretenden Eigenschaft, körperlicher oder geistiger Art, erbringt, was umweltbedingt ist. Das Erscheinungsbild oder der Phänotypus ist stets das Ergebnis einer Wechselwirkung von Erbanlage und Umwelt: die Erbanlagen können sich nur dann manifestieren, wenn die Umweltsfaktoren als auslösende Reize hinzutreten, und anderseits, eine noch so ideale und günstige Umwelt kann nie etwas schaffen. was nicht schon als Anlage, als Entwicklungsmöglichkeit, im Individuum vorhanden ist. Bekanntlich gibt es zwei Gruppen von Zwillingen, die eineiigen und die zweieiigen (EZ und ZZ).

Frischeisen-Köhler, Ida: Zwillingsforschung und Vererbung geistiger Eigenschaften. In: Forschungen und Fortschritte. Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik. Bd. 6 Nr. 31, 1930, Nr. 31. [DWDS]

Bei dem Löwenzahn erzeugten Schatten oder Licht, Feuchtigkeit oder Trockenheit die verschiedenen Formen der Blätter und des Wuchses. Alles das, was im Lebensraum das Lebewesen beeinflußt, bezeichnet man als seine Umwelt (Milieu). Die Umwelt kann nun sehr wohl Veränderungen in der Größe oder in Einzelheiten der Körperform veranlassen; aber diese Veränderungen sind nicht erblich, es entsprechen ihnen keine Erbanlagen.

Wiehle, Hermann u. Harm, Marie: Lebenskunde für Mittelschulen – Klasse 3. Halle u. a. 1941, S. 99. [DWDS]

Eine höchst unerfreuliche Selbstzufriedenheit spiegelt sich inden Argumenten wider, die von den Fortschrittsbegeisterten allenthalben vorgebracht werden, wenn das Problem des Atommülls zur Sprache kommt. Früher, so sagen sie, hat die Industrie gedankenlos die Luft verschmutzt und keinerlei Rücksicht auf die Umwelt genommen; die Atomindustrie dagegen ist sich ihrer Sorgfaltspflicht zum Schutz der Volksgesundheit von vornherein bewußt. Als ob das nicht das mindeste wäre, was wir von einer Industrie erwarten dürfen, die immerhin eine Verschmutzung produziert, deren tödliche Wirkung tausend Jahre lang erhalten bleibt!

N. N.: Wozu Atomkraftwerke? In: Die Zeit, 6. 7. 1962, Nr. 27. [DWDS; aufgerufen am 15. 8. 2019]

Unsere Leser haben in der letzten Zeit in einer großen Zahl von Zuschriften und persönlichen Gesprächen zum Ausdruck gebracht, daß die Veröffentlichung des Entwurfes zu diesem Gesetz und seine Diskussion in der breiten Öffentlichkeit zeigte, wie ernst unser sozialistischer Staat seinen Verfassungsauftrag nimmt, der ihm den Schutz der Natur zur ausdrücklichen Aufgabe macht. Dabei geht es uns um den Schutz der Natur als eines Bestandteiles unserer Umwelt, in der wir leben, in der wir arbeiten und uns erholen. Wir schützen die Natur im Interesse sinnvoller Nutzung durch den Menschen, der als Mitglied der sozialistischen Gesellschaft Eigentümer auch ihrer Naturreichtümer ist.

H. L.: Naturschutz für den Menschen. In: Urania 1970, Nr. 2. [DWDS]

Meteorologische Gutachten. Für alle Objekte, von denen schädigende Einflüsse, insbesondere in Form von gasförmigen, flüssigen und festen Emissionen, auf die Umwelt ausgehen, von denen ein merklicher Einfluß auf die örtlichen meteorologischen Verhältnisse zu erwarten ist und die gegenüber meteorologischen Umwelteinflüssen empfindlich sind, können von den zuständigen Dienststellen des Meteorologischen Dienstes Gutachten eingeholt werden. Diese Gutachten sind von den Hygieneinspektionen bei der Ausarbeitung von Stellungnahmen heranzuziehen.

Grahneis, Heinz u. Horn, Karlwilhelm (Hg.), Taschenbuch der Hygiene, Berlin: Verlag Volk u. Gesundheit 1972 [1967], S. 171. [DWDS]

Für die Beseitigung und Anwendung von Umweltschäden sollte das Verursachungsprinzip als Grundmaxime einer europäischen Umweltschutzpolitik ausdrücklich verankert werden.Das bedeutet, daß grundsätzlich die Kosten der Umweltbelastung den Produkten oder Leistungen zuzurechnen sind, die diese verursachen.

N. N.: Pariser Gipfelkonferenz der Erweiterten Gemeinschaften (II). In: Archiv der Gegenwart 2001 [1972]. [DWDS]

Berlin. Über grundsätzliche Aufgaben zur weiteren Entwicklung der sozialistischen Landeskultur hat am Freitag in Berlin der Beirat für Umweltschutz beim Ministerrat der DDR beraten. Mitglieder des Gremiums berichteten über vielfältige Initiativen, die von Werktätigen aus Betrieben sowie von Bürgern in Städten und Gemeinden verwirklicht werden.

N. N.: Beirat für Umweltschutz beim Ministerrat tagte. In: Neues Deutschland, 21. 4. 1974. [DWDS]

Das zentrale Paradigma der neueren Systemtheorie heißt „System und Umwelt“. Entsprechend beziehen sich der Funktionsbegriff und die funktionale Analyse nicht auf „das System“ (etwa im Sinne einer Erhaltungsmasse, einer zu bewirkenden Wirkung), sondern auf das Verhältnis von System und Umwelt.

Luhmann, Niklas: Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt a. M. 1987, S. 242.

Die Umwelt erhält ihre Einheit erst durch das System und nur relativ zum System. Sie ist ihrerseits durch offene Horizonte, nicht jedoch durch überschreitbare Grenzen umgrenzt; sie ist selbst also kein System. Sie ist für jedes System eine andere, da jedes System nur sich selbst aus seiner Umwelt ausnimmt. Entsprechend gibt es keine Selbstreflexionen und erst recht keine Handlungsfähigkeit der Umwelt. Die Zurechnung auf Umwelt („externale Zurechnung“) ist ihrerseits eine Systemstrategie. Das alles heißt jedoch nicht, daß die Umwelt vom System abhängt oder daß das System über seine Umwelt nach Belieben disponieren könnte. Vielmehr schließt die Komplexität des Systems und der Umwelt – wir kommen darauf zurück – jede totalisierende Form von Abhängigkeit in der einen oder anderen Richtung aus.

Eine der wichtigsten Konsequenzen des System/Umwelt-Paradigmas ist: daß man zwischen der Umwelt eines Systems und Systemen in der Umwelt dieses Systems unterscheiden muß.

Luhmann, Niklas: Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt a. M. 1987, S. 36.

Das gilt nicht zuletzt für Fragen, die grenzüberschreitend sind oder die Menschheit insgesamt betreffen. Seit Jahr und Tag ist notorisch, daß unsere Erde das vorausberechenbare Wachstum der Bevölkerung, die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen und die Auszehrung der Umwelt nicht lange erträgt. Wir leben seit geraumer Zeit auf Kosten kommender Generationen.

Brandt, Willy: Erinnerungen. Berlin 1997 [1989], S. 439. [DWDS]

Erst der blinde Systemprozeß des totalen Marktes konnte in der affirmativen Reflexion so etwas wie das moderne Systemdenken hervorbringen, an dessen Anfang Leibniz, Kant und Smith und an dessen Ende die heutigen soziologischen Systemtheorien (etwa eines Niklas Luhmann) stehen, deren objektivierte Kategorien, die den Menschen zur »Umwelt« seines eigenen gesellschaftlichen Systems degradieren, jede Spur ihrer historischen Genesis gelöscht haben.

Kurz, Robert: Schwarzbuch Kapitalismus. Frankfurt a. M. 1999, S. 72. [DWDS]

1978 nahm er ein Fernstudium der Philosophie und Geschichte an der HU Berlin auf und wurde 1982 wegen »ungenügender gesellschaftlicher Einbindung« relegiert. 1980 bis 1989 war J. an künstlerischen und kirchlichen Bauprojekten beteiligt, lehrte 1985 bis 1989 Philosophie und Literatur an Bildungsstätten der Ev. Kirche in Potsdam. 1982 bis 1986 arbeitete er in verschiedenen Ökokreisen mit, war Mitorganisator der Berliner Ökoseminare, 1986 Mitbegründer der Berliner Umweltbibliothek und Mitarbeiter der »Umweltblätter«.

Baumgartner, Gabriele u. Hebig, Dieter (Hg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR – J. In: Enzyklopädie der DDR. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1997], S. 13008. [DWDS]

Das gesamte Geistesleben ist gesetzmäßig, so auch die Geschichte, deren konstante Faktoren (»forces primordiales«) Rasse, Milieu und Moment sind, von welchen die Individuen, auch die Genies, abhängig sind. Besonderes Gewicht legt T. (wie schon Bodin, Montesquieu, Herder u. a.) auf das Milieu, die physische, geistige und soziale Umwelt mit ihren Einflüssen. Rasse, Milieu, Moment bedingen im Schaffenden, besonders im Künstler, die »faculté maitresse«, von der seine Schöpfungen ihren Charakter haben (»L‚ oeuvre d‘ art est déterminée par un ensemble qui est l’état général de l’esprit et des moeurs environnantes«).

Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. In: Bertram, Mathias (Hg.) Geschichte der Philosophie. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1912], S. 24012. [DWDS]

Neben die strafrechtswissenschaftliche Lehre vom V. treten demgemäß Wissenschaften vom V., die solche Namen tragen wie »Geschichte des V.s«, »Kriminalsoziologie«, »Kriminalpsychologie«, »Kriminalbiologie« oder ganz allgemein »Kriminologie«, unter der man gewöhnlich das Ganze derjenigen deskriptiven Forschungen versteht, die den tatsächlichen Erscheinungen des V.s, seinen wechselnden Gestalten, seinen in der Person (der »Anlage«) des Verbrechers und den Bedingungen der Umwelt (des »Milieus«) wurzelnden Ursachen gewidmet sind.

Engisch, K.: Verbrechen. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 34018. [DWDS]

Auf längere Sicht soll sie zu einem Gemeindezentrum umgestaltet werden, wobei allerdings das Hauptschiff als Sakralraum erhalten bleibt. Sie wird dann auch die Umweltbibliothek aufnehmen, die – gegenwärtig noch im Pfarramt untergebracht unlängst das Ziel eines staatsanwaltschaftlichen und staatssicherheitsdienstlichen Zugriffs war. Die Zionsgemeinde, 1961 beim Mauerbau geteilt, hat heute in Ostberlin noch rund 1000 Mitglieder.

o. A. [Hz.]: Zionskirche. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München: DIZ 2000 [1987] [DWDS]

Halbrock hat seine unangenehmen Erfahrungen mit dem Machtapparat der DDR. Als Mitbegründer des Friedens- und Umweltkreises an der Glaubenskirche 1983 hat er immer wieder mit dessen Häschern zu tun gehabt.

N. N.: Unruhe nach dem Sturm auf die Stasi-Zentrale. In: Die Zeit, 13. 1. 2010 (online). [DWDS]