Wortgeschichte
Erste Entlehnung aus dem Englischen
Das Wort stellt eine Übernahme von englisch team dar, vgl. 3OED unter team, n. Dabei werden unterschiedliche Bedeutungen des englischen Wortes zu unterschiedlichen Zeitpunkten ins Deutsche entlehnt: Zunächst findet teamengl. in der Bedeutung Zugtiergespann
Eingang in deutsche Texte (1859,1) 1902; zum etymologischen Zusammenhang mit Zaum s. Pfeifer unter ZaumDWDS). Team in dieser Bedeutung bleibt im Deutschen aber insgesamt sehr selten (so etwa noch 1936).
Team als Ausdruck des Sports
Wichtiger für die Geschichte des Wortes im Deutschen ist die Verwendung von Team als Ausdruck des Sports: teamengl. bedeutet Mannschaft, die an einem sportlichen Wettkampf teilnimmt
(3OED unter team, n., II 6 b). Das erste Zeugnis für die Kenntnis dieses englischen Wortes im Deutschen ist eine von Konrad Koch, dem Begründer des Fußballspiels in Deutschland, aufgestellte Liste mit Verdeutschungsvorschlägen für englische Ausdrücke des Fußballsports bzw. Rugbys.2) Als Ausdrücke, die teamengl. ersetzen sollten, werden die Wörter Mannschaft und Riege vorgeschlagen (1903). Der Zweck von Kochs Liste ist die Einführung deutscher Ausdrücke für die englischen Wörter, damit das seinerzeit schon sehr verbreitete Spiel im vollen Sinne des Wortes ein echt deutsches Spiel werden
kann (1903). Der Aufforderung des Textes, jedes Fremdwort aus dem Spielbetrieb zu tilgen
(1903), kann man entnehmen, dass zumindest eine gewisse Anzahl der in der Auflistung genannten englischen Wörter bereits im mündlichen Gebrauch war. Team als Ausdruck des Sports, so lässt sich folgern, war daher möglicherweise schon vor 1903 in der gesprochenen Sprache vorhanden.
Trotz der sprachpflegerischen Bemühungen Kochs um einen Ersatz von Team durch MannschaftDWDS und RiegeDWDS findet sich das Wort in der Folgezeit häufig im Bereich des Sports, und zwar nicht nur mit Bezug auf englisch-amerikanische Verhältnisse, wie im 2DFWB unter Team angedeutet wird, sondern durchaus auch für heimische Sportmannschaften (1908, 1911). Auch wird es schon bald nicht mehr nur für den Fußball, sondern auch für Mannschaften anderer Sportarten verwendet, z. B. Schwimmen, Eishockey, Bridge (1911, 1927, 1933).
Übertragungen
Der Gebrauch des Wortes bleibt nicht auf die Sphäre des Sports beschränkt. Seit 1944 sind zunehmend Übertragungen auf andere Arten von Gruppen, besonders auf Arbeitsgruppe (mit einer besonderen Aufgabe)
bezeugt (1944, 1947, 1956). Als Teams können dabei Gruppen bezeichnet werden, die zeitlich befristet und zweckgebunden zusammenarbeiten (1971); aber auch Gruppe der Mitarbeiter eines Betriebes, Belegschaft
entwickelt sich als Verwendung (1998).
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Nicht ganz einfach zu entscheiden ist, ob diese Bedeutungserweiterung ebenfalls auf eine Übernahme aus dem Englischen zurückgeht oder ob es sich um einen eigenständigen Wandel im Deutschen handelt. Teamengl. hat zwar eine vergleichbare Bedeutung, diese ist aber laut 3OED unter team, n., II 6 b vorwiegend auf kleinere Einheiten von Menschen in handwerklicher bzw. industrieller Produktion beschränkt (und bis 1920 sogar ausschließlich in Bezug auf die Herstellung von Schuhen belegt). Das englische Wort scheint also einen etwas engeren Gebrauch aufzuweisen. Daher ist durchaus auch eine eigenständige Entwicklung im Deutschen denkbar.
In der Bedeutung Arbeitsgruppe
ist das Wort positiv konnotiert: Ein Team ist gegenüber einer Gruppe dadurch gekennzeichnet, dass es TeamgeistDWDS/Teamspirit aufweist, dass es gut und zielgerichtet zusammenarbeitet (vgl. TeamarbeitDWDS/TeamworkDWDS) und durch flache Hierarchien gekennzeichnet ist – die Sportmetapher scheint also offenbar noch durch. In Verbindungen wie ein gutes/starkes Team sein/bilden (1998, 2013b, 2013a) bedeutet es dementsprechend auch gut zusammenarbeiten
.
Anmerkungen
1) In diesem Beleg möglicherweise in der von Zugtiergespann
abgeleiteten Bedeutung Karren mit Zugtiergespann
.
2) Zur Geschichte des Fußballspiels vgl. Zeyringer 2014, zu Konrad Koch hier besonders 88–90; s. auch Geschichte des Fußballs.
Literatur
2DFWB Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler. 2. Aufl., völlig neu erarbeitet im Institut für Deutsche Sprache von Gerhard Strauß u. a. Bd. 1 ff. Berlin/New York 1995 ff. (owid.de)
3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)
Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)
Zeyringer 2014 Zeyringer, Klaus: Fußball. Eine Kulturgeschichte. Frankfurt a. M. 2014.
Weitere wortgeschichtliche Literatur zu Team.