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Team

Politik & Gesellschaft · Freizeit & Sport

Kurz gefasst

Team wird um 1900 aus dem Englischen entlehnt, und zwar zunächst als Ausdruck des Sports. Als Anglizismus ist das Wort anfänglich Gegenstand (vergeblicher) Sprachreinigungsbemühungen; es setzt sich aber ab ca. 1910 durch. Seit den 1940er Jahren wird Team dann auf die Arbeitswelt übertragen und bedeutet hier Arbeitsgruppe, jünger auch Belegschaft (eines Betriebes).

Wortgeschichte

Erste Entlehnung aus dem Englischen

Das Wort stellt eine Übernahme von englisch team dar, vgl. 3OED unter team, n. Dabei werden unterschiedliche Bedeutungen des englischen Wortes zu unterschiedlichen Zeitpunkten ins Deutsche entlehnt: Zunächst findet teamengl. in der Bedeutung Zugtiergespann Eingang in deutsche Texte (1859,1) 1902; zum etymologischen Zusammenhang mit Zaum s. Pfeifer unter ZaumDWDS). Team in dieser Bedeutung bleibt im Deutschen aber insgesamt sehr selten (so etwa noch 1936).

Team als Ausdruck des Sports

Wichtiger für die Geschichte des Wortes im Deutschen ist die Verwendung von Team als Ausdruck des Sports: teamengl. bedeutet Mannschaft, die an einem sportlichen Wettkampf teilnimmt (3OED unter team, n., II 6 b). Das erste Zeugnis für die Kenntnis dieses englischen Wortes im Deutschen ist eine von Konrad Koch, dem Begründer des Fußballspiels in Deutschland, aufgestellte Liste mit Verdeutschungsvorschlägen für englische Ausdrücke des Fußballsports bzw. Rugbys.2) Als Ausdrücke, die teamengl. ersetzen sollten, werden die Wörter Mannschaft und Riege vorgeschlagen (1903). Der Zweck von Kochs Liste ist die Einführung deutscher Ausdrücke für die englischen Wörter, damit das seinerzeit schon sehr verbreitete Spiel im vollen Sinne des Wortes ein echt deutsches Spiel werden kann (1903). Der Aufforderung des Textes, jedes Fremdwort aus dem Spielbetrieb zu tilgen (1903), kann man entnehmen, dass zumindest eine gewisse Anzahl der in der Auflistung genannten englischen Wörter bereits im mündlichen Gebrauch war. Team als Ausdruck des Sports, so lässt sich folgern, war daher möglicherweise schon vor 1903 in der gesprochenen Sprache vorhanden.

Trotz der sprachpflegerischen Bemühungen Kochs um einen Ersatz von Team durch MannschaftDWDS und RiegeDWDS findet sich das Wort in der Folgezeit häufig im Bereich des Sports, und zwar nicht nur mit Bezug auf englisch-amerikanische Verhältnisse, wie im 2DFWB unter Team angedeutet wird, sondern durchaus auch für heimische Sportmannschaften (1908, 1911). Auch wird es schon bald nicht mehr nur für den Fußball, sondern auch für Mannschaften anderer Sportarten verwendet, z. B. Schwimmen, Eishockey, Bridge (1911, 1927, 1933).

Übertragungen

Der Gebrauch des Wortes bleibt nicht auf die Sphäre des Sports beschränkt. Seit 1944 sind zunehmend Übertragungen auf andere Arten von Gruppen, besonders auf Arbeitsgruppe (mit einer besonderen Aufgabe) bezeugt (1944, 1947, 1956). Als Teams können dabei Gruppen bezeichnet werden, die zeitlich befristet und zweckgebunden zusammenarbeiten (1971); aber auch Gruppe der Mitarbeiter eines Betriebes, Belegschaft entwickelt sich als Verwendung (1998).

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Nicht ganz einfach zu entscheiden ist, ob diese Bedeutungserweiterung ebenfalls auf eine Übernahme aus dem Englischen zurückgeht oder ob es sich um einen eigenständigen Wandel im Deutschen handelt. Teamengl. hat zwar eine vergleichbare Bedeutung, diese ist aber laut 3OED unter team, n., II 6 b vorwiegend auf kleinere Einheiten von Menschen in handwerklicher bzw. industrieller Produktion beschränkt (und bis 1920 sogar ausschließlich in Bezug auf die Herstellung von Schuhen belegt). Das englische Wort scheint also einen etwas engeren Gebrauch aufzuweisen. Daher ist durchaus auch eine eigenständige Entwicklung im Deutschen denkbar.

In der Bedeutung Arbeitsgruppe ist das Wort positiv konnotiert: Ein Team ist gegenüber einer Gruppe dadurch gekennzeichnet, dass es TeamgeistDWDS/Teamspirit aufweist, dass es gut und zielgerichtet zusammenarbeitet (vgl. TeamarbeitDWDS/TeamworkDWDS) und durch flache Hierarchien gekennzeichnet ist – die Sportmetapher scheint also offenbar noch durch. In Verbindungen wie ein gutes/starkes Team sein/bilden (1998, 2013b, 2013a) bedeutet es dementsprechend auch gut zusammenarbeiten.

Anmerkungen

1) In diesem Beleg möglicherweise in der von Zugtiergespann abgeleiteten Bedeutung Karren mit Zugtiergespann.

2) Zur Geschichte des Fußballspiels vgl. Zeyringer 2014, zu Konrad Koch hier besonders 88–90; s. auch Geschichte des Fußballs.

Literatur

2DFWB Deutsches Fremdwörterbuch. Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler. 2. Aufl., völlig neu erarbeitet im Institut für Deutsche Sprache von Gerhard Strauß u. a. Bd. 1 ff. Berlin/New York 1995 ff. (owid.de)

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Pfeifer Pfeifer, Wolfgang u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. (dwds.de)

Zeyringer 2014 Zeyringer, Klaus: Fußball. Eine Kulturgeschichte. Frankfurt a. M. 2014.

Belegauswahl

Eine Wache von zehn Mann ward ausgestellt, der Rest der Mannschaft konnte nun thun, was ihm beliebte. Zelte hatten wir keine; unser Team enthielt nichts als unsere Lebensmittel, Kochgeschirr und Teppiche und Munition. Jeder holte sich seine Teppiche aus dem Team, Köche wurden ausgelesen zum Kaffeekochen für die Kompagnieen, große Feuer gebildet, und um jedes Feuer lagen, standen und saßen Gruppen von Soldaten, eingewickelt in Teppiche von allen Farben.

N. N.: Briefe aus Californien. Von einem Deutschen. In: Hausblätter 5 (1859), Bd. 4, S. 143–149, 301–308, 384–388, hier 305f. (books.google.de)

Unser Team ist so eingefahren, dass jedes Tier seinen Platz im Joch kennt und selbst dorthin geht.

Peters, Carl: Im Goldland des Altertums, München: Lehmann 1902, S. 166. [DWDS]

to tackle = fassen, halten. team = Mannschaft, Riege. three-quarter back = Dreiviertelspieler, Hinterspieler. to throw forward = vorwerfen. to throw out = hereinwerfen. touch = Mark, Seitenlinie. touch down = Handauf. to touch down = anhalten (die Hand auflegen). touch-in-goal = Malmark. touch-judges = Linienrichter, Seitenrichter. touch-line = Marklinie, Seitengrenze. tripping = Beinstellen.

Koch, Konrad: Deutsche Kunstausdrücke des Fußballspieles. In: Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins 18 (1903), Nr. 6, Sp. 169–172, hier 172. (deutschestextarchiv.de)

Mancheſter United in Wien. Die engliſche erſtklaſſige Mannſchaft Mancheſter United wird in Wien folgende Wettkämpfe austragen: 13. d. Hohe Warte gegen Sportklub. Sportplatz, 15. d. gegen Athletiker und 17. d. gegen ein kombiniertes Team.

Reichspost, 11. 5. 1908, Nr. 130, S. 6. (deutschestextarchiv.de)

Die Internationalität ist durch die Meldung des Wiener Amateurschwimmklubs gewahrt, der in der zweiten Seniorstafette […](bedingt) um den Rudolf – Mosse – Preis über 4? 42 Meter, und in der Herausforderungsstafette um den vom „Berliner Tageblatt“ gestifteten Wanderpreis (5? 42 Meter) mit den besten deutschen Teams des Hellas-Magdeburg und des Poseidon-Berlin zusammentrifft.

Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 2. 3. 1911, S. 7. [DWDS]

Auch wird der neuaufgestellten Berliner Eishockeymannschaft , die am Sonntag gegen die Prager Städtemannschaft antreten wird, Gelegenheit gegeben, sich gegen das internationale Team des Berliner Schlittschuh-Clubs zu bewähren.

Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 2. 3. 1927, S. 8. [DWDS]

Das in dem vorerwähnten internationalen Turnier beteiligte englische Team wurde anläßlich einer Begegnung mit einem Team des Sportklubs U.d.L., Berlin, von letzterem im Plafond-Bridge geschlagen, ebenso von einem kombinierten Team des Bridgeklubs Berlin.

Archiv der Gegenwart, 2001 [zuerst 1933], S. 706. [DWDS]

In Dutzenden von Gefechten hatte er sich die Oberherrschaft über die andern Hunde erkämpft nach jenem für sein Leben denkwürdigen Tage, da er, das Kind der großen Gelben, als Leittier vor den Schlitten gespannt ward und dicht hinter dem bahnstampfenden Ugluk an der Spitze des Teams über den knirschend aufschäumenden Schnee fegte.

Löhndorff, Ernst Friedrich: Südwest-Nordost, Bremen: Schünemann 1936, S. 103. [DWDS]

Im faschistischen Kollektiv mit seinen Teams und Arbeitslagern ist von der zarten Jugend an ein jeder ein Gefangener in Einzelhaft, es züchtet Homosexualität.

Horkheimer, Max u. Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung, Amsterdam: Querido 1947 [1944], S. 303. [DWDS]

Im Rahmen dieser Komitees begaben sich 10.000 Techniker und Wissenschaftler in 3 000 Teams nach Deutschland und stellten Untersuchungen in mehr als 10.000 Fabriken und Büros an, beschlagnahmten Dokumente, Patentschriften, Maschinen und Materialproben, befragten deutsche Wissenschaftler und Techniker und brachten schließlich eine Anzahl von diesen nach England.

Archiv der Gegenwart 17, 16. 1. 1947, S. 980. [DWDS]

In meinem Kabinett besitzen wir ein gutes und loyales Team, das das Richtige tut.

Archiv der Gegenwart 26, 18. 1. 1956, S. 5575. [DWDS]

Die Pentagon Papers

Bei diesen Pentagon Papers handelt es sich um eine Art Rohgeschichte der Rolle der USA in Indochina, welche der damalige Verteidigungsminister Robert S. McNamara Mitte 1967 durch ein Team von 36 Regierungsautoren verfassen ließ.

Archiv der Gegenwart 41, 29. 7. 2001, S. 16431.

Zum Beispiel sucht man nach einer »Führungspersönlichkeit« mit ganz bestimmten Merkmalen, oder nach »Verkäuferpersönlichkeiten« mit wiederum anderen Merkmalen. Vielleicht will man auch das bestehende Team durch einen Mitarbeiter ergänzen, der über die fachliche Qualifikation hinaus mit seinem Verhalten und seinen Einstellungen zu den anderen paßt.

Kellner, Hedwig: Das geheime Wissen der Personalchefs, Frankfurt a. M.: Eichborn 1998, S. 9. [DWDS]

Das Online-Netzwerk betont, dass es mehrstufige Sicherheitssysteme installiert habe. «Auch mit einem starken Team kann kein Unternehmen Software-Fehler zu 100 Prozent ausschließen», schränkte das Netzwerk in dem Blogeintrag ein.

Neue Osnabrücker Zeitung (online), 22. 6. 2013. (noz.de)

„Nicht möglich bei uns“, lautete damals das etwas düstere Fazit.

Knapp drei Monate später stellen die Belgier überrascht fest, dass sie mit Philippe einen vergleichsweise jungen König haben – der mit seiner Frau Mathilde (40), einer ebenso selbstbewussten wie glamourösen Mutter von vier Kindern, ein starkes Team bildet.

Beim Auftritt auf dem Schlossbalkon standen Philippe und Mathilde Seite an Seite, den Arm umeinander gelegt.

Frankfurter Allgemeine Zeitung (online), 21. 7. 2013. (faz.net)