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Stammtisch Stammtischniveau · Stammtischparole · Stammtischpolitik · Stammtischpolitiker

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Das seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts belegte Wort Stammtisch hat sich von einer Bezeichnung für einen festen Tisch in einer Gaststätte, der einer bestimmten Personengruppe vorbehalten ist, zu einer Bezeichnung für gesellige Runden und regelmäßige Treffen entwickelt. Im 20. Jahrhundert erhält das Wort zusätzlich eine politische Dimension. Ausgehend von der Annahme, dass die am Stammtisch versammelten Personen den Durchschnittsbürger repräsentieren, bezeichnet Stammtisch als Kollektivwort die breite Masse der Bevölkerung, der eine bestimmte politische Haltung zugeschrieben wird. Dabei nimmt das Wort, je nach Betrachtungsweise, teilweise auch eine negative Konnotation an: Stammtisch wird häufig mit vereinfachten, unreflektierten und von Vorurteilen geprägten Diskussionen assoziiert und daher auch im Sinne von populistische Meinungsäußerung verwendet. Stets abwertend werden die Komposita Stammtischparole, Stammtischniveau, Stammtischpolitik und Stammtischpolitiker gebraucht, die seit den 1990er Jahren verstärkt Verbreitung erfahren.

Wortgeschichte

Konkrete Verwendung: Immer derselbe Tisch

Das Kompositum Stammtisch setzt sich aus dem Bestimmungswort Stamm und der Bezeichnung für das Möbelstück als dem Grundwort zusammen. Sowohl in Stammtisch als auch in vergleichbaren Komposita wie Stammgast, Stammkneipe, Stammkunde und Stammlokal zeigt sich, dass die Bedeutungen des Simplex StammDWDS nicht unmittelbar in die lexikalischen Paraphrasen der Wortbildungen übertragbar sind. Vielmehr wird in diesen Komposita eine zusätzliche Bedeutungsebene ausgedrückt, die Beständigkeit, Regelmäßigkeit und Zugehörigkeit umfasst. Stammtisch kann damit im Sinne eines angestammten Tisches verstanden werden (vgl. 2DWB 2,975).

Das Wort ist seit den 1830er Jahren belegt und bezeichnet in Verbindungen wie z. B. sich an den Stammtisch setzen den konkreten Gegenstand: Einen Tisch in einer Gaststätte, der für dort regelmäßig zusammenkommende Personenkreise reserviert ist (1835b, 1835c). Dieser – anfangs noch als sogenannter Stammtisch (1835c, 1842) bezeichnete Wirtshaustisch – wird häufig durch ein Schild o. Ä. gekennzeichnet (vgl. 1990; Essig 2023, 36). Stammtisch hat offenbar auch im englischen Sprachraum Bekanntheit erlangt: Das Wort wird, mit Belegen seit den 1930er Jahren, im 3OED als deutschsprachiger Exotismus verzeichnet (vgl. 3OED unter Stammtisch, n.; vgl. Spiegel International 2006).

Seltener ist der Gebrauch von Stammtisch im Sinne von Lieblingstisch, immer gleicher Tisch, an dem man bei jedem Besuch sitzt (1867, 2006).

Die Abbildung zeigt das Bild „Der Stammtisch in Neubrandenburg“ von Johann Bahr aus dem Jahr 1899. Zu sehen ist eine gesellige Männerrunde, die um einen Tisch versammelt ist.

Abb. 1: Johann Bahr: Stammtisch in Neubrandenburg (1899)

Wikimedia Commons (wikimedia.org) | Public Domain Mark 1.0

Metonymie: Personenkreis und Zusammenkunft

Neben der Gegenstandsbezeichnung wird Stammtisch seit Bezeugungsbeginn auch als Bezeichnung für den Personenkreis verwendet, der sich regelmäßig in der Gaststätte an einem reservierten Wirtshaustisch zusammenfindet (der Stammtisch trifft sich, der Stammtisch feiert). Dies ist als metonymische Verschiebung zu beschreiben (1835a, 1862, 2009a, 2019).

Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird das Wort im Zuge eines weiteren metonymischen Wandels auch als Bezeichnung regelmäßiger Treffen von Gruppen, die typischerweise am Wirtshaustisch stattfinden, verwendet (sonntags haben sie Stammtisch, monatlicher Stammtisch, der Stammtisch findet statt; 1930, 2010c, 2013). Die ursprüngliche, physische Bedeutung hat sich also auf das Ritual des Zusammenkommens ausgeweitet. In der heutigen Verwendung sind diese regelmäßigen Treffen nicht mehr zwingend an den klassischen öffentlichen Raum einer Gaststätte gebunden (z. B. virtueller Stammtisch 2002a).

Die Verwendungen des Worts sind semantisch nicht immer eindeutig zuzuordnen. In einer Formulierung wie am Stammtisch kommt das Thema auf kann das Wort sowohl auf den physischen Tisch als auch auf die Gruppe von Personen bezogen sein. Semantische Übergänge zeigen sich z. B. in einer Verbindung wie einen Stammtisch gründen (2024a), da hier verschiedene Bedeutungsaspekte vereint sind: Fester Treffpunkt, Personengruppe (mit gemeinsamen Interessen, Anliegen o. Ä.) und Regelmäßigkeit sowie Kontinuität der in der Regel informellen und geselligen Treffen.

In der Politik: den Stammtisch bedienen

Der als Stammtisch bezeichnete Wirtshaustisch ist nicht nur ein Ort der Begegnung und Geselligkeit, des Informations- und Gedankenaustausches, sondern auch ein Ort der freien Meinungsäußerung und der politischen Willensbildung (1835b, 1899). Ausgehend von der Annahme, dass es sich bei den Personen, die sich dort versammeln, um einen Querschnitt der Bevölkerung mit ähnlichen (politischen) Ansichten handelt, also um den Durchschnittsbürger, wird das Wort verallgemeinernd in der Bedeutung breite Masse der Bevölkerung verwendet. Hier steht es stets in Verbindung mit dem bestimmten Artikel und häufig in der Verbindung der deutsche Stammtisch (1920, 1926b, 1962). Auch dieser Bedeutungswandel ist als Metonymie zu beschreiben. Deutlich zu Tage tritt bei dieser Wortverwendung die Zuschreibung, dass der Stammtisch, z. B. in Bezug auf politische Entscheidungsprozesse, als gewichtig, fordernd und machtvoll, auch wahlentscheidend angesehen wird: Was der Stammtisch sagt (1993a) oder fordert (1998a), sollte nach Auffassung bestimmter politischer Entscheidungsträger gehört und berücksichtigt werden (z. B. dem Stammtisch etwas versprechen, dem Stammtisch gefallen, den Stammtisch nicht vergessen; 1984a, 1998b, 2000c). Je nach Betrachtungsweise ist der Gebrauch auch negativ konnotiert, z. B. den Stammtisch bedienen oder sich dem Stammtisch unterordnen (1995, 2010b, 2024b).

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Lufthoheit über den Stammtischen

Die Wortverbindung die Lufthoheit über den Stammtischen wird in Kombination mit Verben wie z. B. behalten, (zurück)erobern, verlieren, (zurück)gewinnen seit den späten 1980er Jahren verwendet, um sinnbildlich den Wettbewerb um die Meinungsführerschaft und Zustimmung in der breiten Bevölkerung zu beschreiben. Populär wird diese Formulierung im Jahr 1989 durch den damaligen CSU-Generalsekretär Erwin Huber, der den Slogan in einer Rede zum politischen Aschermittwoch gebraucht; sie begegnet jedoch schon vorher gelegentlich (1987a, 1988). Seitdem hat sich Lufthoheit über den Stammtischen als politisches Schlagwort etabliert und wird auch parteiübergreifend (besonders im Wahlkampf) verwendet (z. B. 2000b, 2023).

Abwertung: Ist doch Stammtisch!

Die Äußerungen, die der Stammtisch formuliert und die als Ausdruck der allgemeinen Volksmeinung verstanden werden, erfahren häufig eine negative Bewertung. Direkte und unverblümte Meinungsäußerungen am Wirtshaustisch gelten als oberflächlich und vorurteilsbehaftet. Ausgehend von dieser Annahme entwickelt sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine negativ konnotierte Lesart des Worts, die vor allem in mündlicher Rede, etwa bei politischen Debatten, zu beobachten ist. In Formulierungen wie etwas ist Stammtisch bzw. das ist Stammtisch bedeutet das Wort populistische Meinungsäußerung, die als vereinfacht, wenig fundiert und unreflektiert wahrgenommen wird. Möglicherweise lässt sich dieser Gebrauch als Verkürzung von Komposita wie Stammtischpolitik, Stammtischparole oder Stammtischniveau erklären (1975, 1999b, 2001, 2009c, 2015).

Komposita: Von Stammtischniveau bis Stammtischpolitiker

Stammtisch findet seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert sowohl als Bestimmungswort (Stammtischplauderei 1885, Stammtischrunde 1913) als auch als Grundwort (Künstlerstammtisch 1907, Honoratiorenstammtisch 1908) Verwendung in Komposita. Neuere Bildungen, wie z. B. Computerstammtisch (1993b), Elternstammtisch (1994a), Radfahrerstammtisch (1996), Startup-Stammtisch(2016b) und Umweltstammtisch (2016a) drücken die unterschiedlichen Interessen und Lebensrealitäten der benannten Gruppen aus und spiegeln somit auch veränderte gesellschaftliche Entwicklungen wider (vgl. 2012). Im Kontrast zu den heutigen Realitäten, in denen das Konzept Stammtisch modernisiert und auch um zeitgemäße Formate erweitert wurde, haften dem Wort und seinen Wortbildungen im politischen Kontext häufig ältere Stereotype an. Vor allem die Komposita Stammtischniveau, Stammtischparole, Stammtischpolitik und Stammtischpolitiker, deren Verwendung in den letzten drei Jahrzehnten deutlich zugenommen hat, sind stets negativ konnotiert (vgl. z. B. 2009b).

Das Wort Stammtischpolitiker wird abwertend verwendet, um Personen zu bezeichnen, die komplexe politische Themen auf einfache, oft populistische Weise diskutieren. Gemeint sind damit in der Regel keine Politiker, sondern Menschen, die sich (in informellen Runden, etwa am Stammtisch) emotional, undifferenziert und meinungsstark zu politischen Themen äußern (1904, 1926a, 2000a, 2007). Entsprechend bezeichnet der bereits 1888 bezeugte Ausdruck Stammtischpolitik, z. B. in der Verbindung Stammtischpolitik betreiben, unqualifiziertes, unsachliches Politisieren (1895, 1905). Vor allem in politischen Zusammenhängen wird mit dem Wort Kritik an Diskussionen mit geringem Tiefgang geübt, die durch vereinfachende Argumentationen sowie von Vorurteilen und Stereotypen geprägt sind. Seltener wird Stammtischpolitik auch in der Lesart populistische Politik verwendet, also als Bezeichnung für das Vorgehen von Politikern, die populäre, jedoch stark vereinfachte Forderungen aufgreifen und propagieren (2010a). Synonyme Vorläufer sind die heute nur noch gelegentlich verwendeten Bildungen Bierbankpolitik (1848, 1994b) und Biertischpolitik (1879, 2017).

Das Kompositum Stammtischparole, das seit dem frühen 20. Jahrhundert bezeugt ist (1912), bezeichnet eine plakative, vereinfachende oder populistische Aussage, die typischerweise in informellen Gesprächsrunden (etwa am Stammtisch) geäußert wird, jedoch auch außerhalb dieses Kontextes auftritt. Als Stammtischparole bezeichnete Äußerungen beziehen sich häufig auf politische und gesellschaftliche Themen und zeichnen sich durch emotionale Aufgeladenheit, Vorurteile und mangelnde Differenziertheit aus. Dies zeigt sich z. B. in Verbindungen mit den Adjektiven billig, dumpf, platt (2000d, 2002b, 2005) oder in der Formulierung Stammtischparolen brüllen (2014a).

Auch das Kompositum Stammtischniveau (1964) dient der abwertenden Beschreibung von Äußerungen, Diskussionen, Meinungen oder Argumentationen, deren inhaltliches Niveau als niedrig eingestuft wird und die als unsachlich, oberflächlich, wenig differenziert oder von Vorurteilen geprägt wahrgenommen werden. Insbesondere in politischen Debatten ist der Ausdruck häufiger anzutreffen, etwa in Zwischenrufen oder Erwiderungen des politischen Gegners wie z. B. Das ist Stammtischniveau! (1984b, 1987b , 1987c).

Frequenz: Ist Stammtisch passé?

Obwohl seit Jahrzehnten immer wieder vom Niedergang der sogenannten Kneipen- und Stammtischkultur sowie vom Aussterben der Stammtische die Rede ist (vgl. 1967, 1999a, 2014b), zeigt die sprachliche Verwendung des Worts Stammtisch keinerlei rückläufige Tendenz. Wie die Wortverlaufskurve des DWDS zeigt, hat der Gebrauch des Worts in den letzten Jahrzehnten bis ins Jahr 2020 zugenommen.1) Dies mag zum einen darauf hindeuten, dass das Konzept des Stammtischs auch in der modernen Gesellschaft eine gewisse Relevanz behält (2012). Gleichzeitig dürfte sich in diesem Anstieg der zunehmende Gebrauch des Worts in politischen Kontexten widerspiegeln, insbesondere in der übertragenen Bedeutung breite Masse der Bevölkerung.

Die Abbildung zeigt für das Wort Stammtisch ab den 1980er Jahren eine Zunahme des Gebrauchs.

Abb. 2: Wortverlaufskurve „Stammtisch“

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Anmerkungen

1) Seit 2020 ist ein vorübergehender Rückgang des Gebrauchs zu beobachten. Dies ist vermutlich auf die pandemiebedingten Einschränkungen zurückzuführen, die zu einem Ausfall realer Begegnungen und Treffen und einer damit einhergehenden reduzierten medialen Berichterstattung geführt haben.

Literatur

2DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (vormals Deutsche Akademie der Wissenschaften) und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 1–9. Stuttgart 1983–2018. (woerterbuchnetz.de)

Essig 2023 Rolf-Bernhard Essig: Reserviert! Der Stammtisch fernab vom Klischee. Eine vitale, wandelbare und aktuelle Institution. In: Das Archiv 2 (2023), S. 35–39.

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Spiegel International 2006 N. N.: Gather round the Stammtisch. Pub Tradition. In: Spiegel International (online), 3. 4. 2006. (spiegel.de)

Belegauswahl

[…]In den unzähligen Bierhäusern der Stadt Breslau regt sich allabendlich ein seltenes Leben. An den alten, hölzernen Tischen sitzen die durstigen Gäste, und ratlos rennen die Schenken, Knechte und Jungen mit ihrem „Glase Faß“ oder mit einer „Halben“ umher, die Bedürfnisse des Stammtisches zuerst befriedigend.

Der Breslauer Erzähler, 10. 4. 1835, Nr. 5, S. 19. (digitale-sammlungen.de)

An dem zahlreich besetzten Stammtische eines Wirthshauses vor dem Sandthore wurde vorigen Montag Abends die Breslauer Zeitung desselben Tages vorgelesen, und über jeden Artikel kritisiert.

Der Breslauer Erzähler, 27. 7. 1835, Nr. 51, S. 203. (google.de)

Im Bierhause angelangt, ließ er […]den Thürflügel im Eingange des Hauses hinstellen, den Hausknecht abgehen, und setzte sich, wie gewöhnlich, heiter und froh, an den sogenannten Stammtisch. […]Unter Kartenspiel und Trinken kam die Mitternachtsstunde herbei, die Gäste entfernten sich und auch er begab sich, [] in seine Wohnung.

Der Breslauer Erzähler, 25. 9. 1835, Nr. 77, S. 308. (google.de)

Es trifft sich bisweilen, daß der eintretende Fremde von dem seltsamen Tableau überrascht wird, alle die Tische besetzt zu sehen, und an jedem nur eine Person, den sogenannten Stammtisch vielleicht ausgenommen, den mehrere meist alte Herren einzunehmen pflegen.

Zeitung für die elegante Welt, 1. 10. 1842, Nr. 192, S. 767. (google.de)

Die Vaterlandsblätter waren eines der ersten Organe des Radicalismus, d. h. der Bierbankpolitik; der Politik, welcher es weniger aus den Inhalt ankam, als auf das Schlagende der Sentenzen und die Kraft, mit der man bei jedem Stichwort die nervige Faust auf den Tisch schlug.

Die Grenzboten 7/3/2 (1848), S. 373. (deutschestextarchiv.de)

Die damaligen Besucher des literarischen Museums, die sich fast täglich zu einer bestimmten Stunde des Vormittags oder am Spätnachmittage am großen Tische zusammen fanden, waren sich einander persönlich so bekannt, daß die Erscheinung eines Fremden stets die Aufmerksamkeit des Stammtisches auf sich zog.

Die Gartenlaube 10 (1862), S. 831. (wikisource.org)

Gleiches bei Zill im „Tunnel”, wo in den Abendstunden der Liedercomponist Karl Zöllner an seinem Stammtisch erschien, […]während in den Sommermonaten an der langen Tafel des Einganges die fremden, Engagement suchenden Schauspieler saßen.

Die Gartenlaube 15 (1867), S. 326. (wikisource.org)

Ein Gutes hat das wenigstens
Für unsre Wirthshausschreier! –
Die zahl’n für Biertischpolitik
Auch die verdiente Steuer.

Augsburger Stadtfraubas 8, 26. 12. 1879, Nr. 52, S. 410. (books.google.de)

Woher soll der Arbeiter, dem zum Studium der schwebenden Streitfragen Zeit und Neigung fehlen, dann mit einemmale Belehrung schöpfen? [...] Etwa in Meetings oder Stammtischplaudereien, aus der Preßpolemik der Parteien oder den Debatten der Wählerversammlungen?

Die Grenzboten 44/4 (1885), S. 12. (deutschestextarchiv.de)

Die „Stammtisch-Politik“ spielt zwar eine große Rolle im deutschen Reiche, und der Friede wäre gewiß gesichert, wenn Fürst Bismarck mehr an den deutschen „Stammtischen“ die Vorschläge der Runnes und Meischens anhören wollte, aber der eheliche Friede gewinnt bei diesen Discussionen über den europäischen Frieden nicht.

Leipziger Tageblatt und Anzeiger 82, 8. 12. 1888, Nr. 343, S. 7471. (deutsche-digitale-bibliothek.de)

Das gab dann den nötigen nationalen Schwung und den Begeisterungsstoff für die Stammtischpolitik. Aber mit der Zeit nützte sich dieses Repertoirestück ab.

Der Beobachter 65, 21. 3. 1895, Nr. 68, S. [1]. (deutsche-digitale-bibliothek.de)

Man politisiere im Wirtshaus nicht, weil es vergebliche Arbeit ist. Denn an den Stammtischen sitzen immer die größten Politiker der Gegenwart, die spätestens um zehn Uhr abends alles geordnet haben.

Stettenheim, Julius: Der moderne Knigge. Leitfaden durch das Jahr und durch die Gesellschaft. Bd. 1. Berlin 1899, S. 94. (books.google.de)

Ich ahne nicht, wogegen dieses Amulett sich bewähren sollte, vielleicht weiß einer unserer heimischen Zeitungsfetischisten, deren es ja unter den Stammtischpolitikern von Dinkelsbühl bis Labiau eine Menge gibt, besser Bescheid.

Kandt, Richard: Caput Nili. Eine empfindsame Reise zu den Quellen des Nils. Berlin 1904, S. 350. (ub.uni-frankfurt.de)

Das ist die reine Stammtisch-Politik: erst nach Kräften schimpfen auf die Regierung und dann weit abrücken von der Sozialdemokratie!

Vorwärts 22, 17. 1. 1905, Nr. 14, S. [6]. (deutsche-digitale-bibliothek.de)

Besagte Meinung würde nämlich ein Dritter unfehlbar innerhalb vierundzwanzig Stunden dem andern hinterbracht haben, so daß die Gesellschaft noch nicht acht Tage zusammengehalten hätte. Mit einem Wort, es war ein echter Künstlerstammtisch.

Simplicissimus 11, 7. 1. 1907, Nr. 41, S. 656.

und wer als Assessor diesseits des Roten Meeres ein durchaus umgänglicher Herr war und am Honoratiorenstammtisch […] als Mensch unter Menschen verkehrte, der wird auf einmal ein großer Staatsmann, […] der seine Worte zu wägen und sehr darauf zu sehen hat, mit wem er umgeht.

Zimmermann, Adolf: Mit Dernburg nach Ostafrika. Berlin 1908, S. 135. (ub.uni-frankfurt.de)

Und daß „Geduld, alles wird sich schon entwickeln“, eine Stammtischparole ist.

Rubiner, Ludwig: Der Dichter greift in die Politik. In: Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, Berlin 2000 [1912], S. 143359. [DWDS]

Die Stammtiſchrunde des Gaſthofes „Zum Lamm“ hat […]ſtatt eines Kranzes für ihren verſtorbenen Herbergsvater Herrn Karl Jellek 20 Kronen der deutſchen Volksſchule in Kartſchowin-Leitersberg geſpendet.

Marburger Zeitung 52, 18. 11. 1913, Nr. 138, S. 5. (deutschestextarchiv.de)

Der Vorwurf des Stammtisches, ein solches Buch sei tendenziös, ist unsinnig.

Tucholsky, Kurt: Aus Moskau zurück. In: Ders.: Gesammelte Werke. Hrsg. v. Mary Gerold-Tucholsky/Fritz J. Raddatz. Bd. 2: 1919–1920. Reinbek bei Hamburg 1975 [1920], S. 423.

Ich bin überzeugt, daß die, die hier so reden, zahllosen Stammtischpolitikern in Deutschland aus dem Herzen sprechen.

Verhandlungen des Reichstags. Berlin, 1926, S. 6506. [DWDS] (digitale-sammlungen.de)

[…]Man hat dieser Tage in Paris ein großes Institut für die geistige Zusammenarbeit der Völker Europas eingeweiht. Das ist für die Katze, so lange der Einfluß dieser käuflichen und gemeinen Presse weiter bestehen bleibt, so lange der deutsche Stammtisch seine politische Weisheit aus solchem Augenwischpapier bezieht.

Tucholsky, Kurt: Wie sich der deutsche Stammtisch Paris vorstellt. In: Ders.: Gesammelte Werke. Hrsg. v. Mary Gerold-Tucholsky/Fritz J. Raddatz. Bd. 4: 1925–1926. Reinbek bei Hamburg 1975 [1926], S. 343.

Einladung zum Stammtisch des Ausschusses für jeden ersten Donnerstag des Monats im Restaurant Leipziger Hof, Berlin W 9, Stresemannstraße 124–129.

Polytechnisches Journal 345 (1930), S. 100. (bbaw.de)

Die „schlagende Verbindung“ wird an die Wand gemalt, „der deutsche Stammtisch“ wird beschworen, mit „Vereinsmeierei“ wird gedroht.

Die Zeit, 26. 10. 1962. [DWDS]

[…]Da diese neue Ernte kaum schlechter zu werden verspricht als die des Sonnenjahres 1959 und fast ebeso groß werden dürfte wie die des mostreichen Jahres 1963, wird selbst der biedere Trinker, dessen volkswirtschaftlicher Sachverstand kaum über Stammtischniveau hinausreicht […], einsehen müssen, daß Erscheinungen wie „Weinschwemme“ und „Preiszusammenbruch“ nicht von cleveren Geschäftsleuten aufgebracht wurden, sondern von einer allzu gnädigen Laune der Natur diktiert werden.

Die Zeit, 16. 10. 1964. [DWDS]

Die Wirte im Lande Bremen resignieren, wenn das Stichwort „Stammtisch“ fällt. Der klassische Stammtisch, so wird allgemein versichert, ist passé. Schuld daran ist die Hektik der Zeit. Früher fanden sich Gleichgesinnte zusammen, um am Tisch Geschäfte zu tätigen. Da saß der Kaufmann neben dem Handwerker und der Kapitän neben dem Reeder.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. 7. 1967, S. 5.

Ich nenne […]zehntens den Beschluß des Langzeitprogramms, durch das der demokratische Sozialismus als künftige offizielle Wirtschaftsordnung etabliert werden soll; elftens die Ausgestaltung der Mißbrauchsaufsicht zu einer Preisfestsetzung durch das Kartellamt; zwölftens das erneute Vordringen des Klassenkampfdenkens in den Orientierungsrahmen der Wirtschaftspolitik; dreizehntens die Forderung, das Wachstum durch NullWachstum zu ersetzen; vierzehntens die Verstaatlichung von Banken und Schlüsselindustrien; (Wehner [SPD]: Ist doch Stammtisch!) und letzten Endes fünfzehntens, Herr Wehner, die Forderung (Wehner [SPD]: Stammtisch ist das! Dumpfer Stammtisch!) nach kollektiven Vermögensbildungsfonds unter gewerkschaftlicher Kontrolle.

Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 7/184. Sitzung vom 17. 9. 1975, S. 12965. (bundestag.de)

Fischer (Frankfurt) (GRÜNE): […] Bundeskanzler Kohl hat zu Beginn seiner Amtszeit ja den deutschen Stammtischen versprochen, die Ausländerzahl innerhalb eines Jahrzehnts um die Hälfte zu reduzieren. Der Regierung ist keine Gemeinheit den Ausländern gegenüber zu schade, um sie zum Gehen zu bringen.

Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 10/89. Sitzung vom 5. 10. 1984, S. 6582. (bundestag.de)

[…][Hoffie FDP:] Ich sage Ihnen von den GRÜNEN: Wenn wir das Verursacherprinzip als tragende Säule des Umweltschutzes erhalten wollen, dann darf nicht darauf verzichtet werden, diejenigen, die aktiven Umweltschutz betreiben, auf Kosten derer zu begünstigen, die keinen Beitrag dazu leisten.

(Drabiniok [GRÜNE]: Stammtischniveau! — Weitere Zurufe von den GRÜNEN)

Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 10/108. Sitzung vom 6. 12. 1984, S. 8070. (bundestag.de)

[…]Sein Vorgänger Hans-Dietrich Genscher will in einem Brief an seine Wuppertaler Wahlkreisfreunde vor dem Parteitag Stellung beziehen – gegen ein Totalverbot. Über den ganzen Streit spottet Burkhard Hirsch: „Das ist doch nur ein Kampf um die Lufthoheit über den Stammtischen.“

Spiegel (online), 26. 7. 1987. (spiegel.de)

Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Stratmann [GRÜNE]: Stammtischniveau haben Sie!

Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 11/23. Sitzung vom 9. 9. 1987, S. 1525. (bundestag.de)

Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Das ist ein übles Stammtischniveau! — Duwe [SPD]: Dies hat der Herr Blüm nicht verdient!

Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 11/30. Sitzung vom 8. 10. 1987, S. 1957. (bundestag.de)

Auch in Berlin hat die CDU die Lufthoheit über den Stammtischen verloren. […]Der CDU-Abgeordnete Ekkehard Wruck weiß nach Befragen zahlreicher Parteifreunde, daß die Steuerbeschlüsse den Christdemokraten noch eine scharfe Belastungsprobe abfordern werden:

Spiegel (online), 10. 7. 1988. (spiegel.de)

„Wir müssen dafür kämpfen, die Lufthoheit über den Stammtischen wieder herzustellen.“ Erwin Huber. CSU-Generalsekretär.

Die Zeit, 17. 2. 1989. [DWDS]

Nur der alte Stammtisch ist noch beinahe so, wie er immer war: eine große, ovale Platte auf zwei wuchtigen Beinen, die aus einem hölzernen Fundament herauswachsen. Dort unten können die Stammgäste ihre Füße abstellen und oben die Biergläser oder auch einmal die Ellbogen, wenn die Reden hitziger werden oder der Skat. Auf dem Furnier, das jetzt die Narben der alten Platte verdeckt, liegt keine Decke wie auf den anderen Tischen im Raum. Statt dessen steht dort liebevoll gehämmert jener Aschenbecher mit der Aufschrift „Stammtisch“, der hier, wie überall, Heimat für ein paar Stunden verspricht.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. 5.1990, S. 12.

So landet die gute deutsche Steuermark, von der mancher deutsche Stammtisch sagt, der fremde Asylbewerber verprasse sie, wieder auf einem deutschen Bankkonto.

Die Zeit, 15. 1. 1993. [DWDS]

So, 10–12 Uhr, Computerstammtisch im Bürgerhof Martin, Bahnhofstr. 51, Dudweiler.

Saarbrücker Zeitung, 6. 2. 1993. [DWDS]

So finden einmal im Monat Elternstammtische statt.

Saarbrücker Zeitung, 26. 5. 1994. [DWDS]

Am 10. Dezember 1900 kanzelte er den alldeutschen Vorsitzenden Hasse im Reichstag wie einen dummen Jungen ab und warf ihm vor, er betreibe in der Burenfrage eine „Bierbankpolitik“ (heute würde man sagen: „Stammtischpolitik“).

Die Zeit, 8. 7. 1994. [DWDS]

Denn es wurde wieder einmal der deutsche Stammtisch bedient, wie stets, wenn es gegen Minderheiten geht, die man für gesellschaftlich nutzlos hält.

Berliner Zeitung, 3. 3. 1995. [DWDS]

Zum Abschluß des „Fahrradfrühlings“ am 16. April sollen am „Radfahrerstammtisch“ weitere Aktionen verabredet werden.

Berliner Zeitung, 6. 3. 1996. [DWDS]

[…]Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Aber was der Stammtisch fordert, darf ebensowenig Richtschnur unserer politischen Handlung sein.

Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 13/224. Sitzung vom 26. 3. 1998, S. 20549. (bundestag.de)

Damit will man Entschlossenheit signalisieren, mit dem ,kurzen Prozeß’ dem Stammtisch gefallen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. 7. 1998. [DWDS]

Und auch der Apotheker Rudolf Brehm beklagt den „Verlust wichtiger deutscher Wirtshauskultur“, der mit dem allgemeinen Aussterben der Stammtische in der Republik einher gehe.

Frankfurter Rundschau, 29. 10. 1999. [DWDS]

Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Das ist schwacher Stammtisch, was Sie hier leisten!

Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 14/69. Sitzung vom 11. 11. 1999, S. 6193. [DWDS] (bundestag.de)

[…]Zeit: Warum sind Sie überhaupt in die Politik eingestiegen? Messner: Ich wollte früher oder später ein politisches Mandat übernehmen, kein Stammtischpolitiker mehr sein.

Die Zeit, 9. 3. 2000. [DWDS]

Die Grünen-Chefin Renate Künast sagte, die SPD zeige „bisweilen im Kampf um die Lufthoheit über den Stammtischen eine Zurückhaltung, die für die Bundesrepublik mittelfristig schädlich sein wird“.

Berliner Zeitung, 29. 7. 2000. [DWDS]

Gerade hat auch SPD-Generalsekretär Müntefering erklärt, dass man den „Stammtisch“ nicht vergessen wolle, weil Volkes Stimme nicht automatisch als dumpf und dumm gelten muss.

Der Tagesspiegel, 31. 10. 2000. [DWDS]

Ist es nicht so, dass Leute, die mit billigen Stammtischparolen auf Kosten von Minderheiten Wahlkampf machen, Polarisierung betreiben?

Berliner Zeitung, 18. 11. 2000. [DWDS]

Die Sprüche, die Mistingue klopft, und die Zoten, die er reißt, sind Stammtisch, unterste Schublade – chauvinistisch, rassistisch, frauenfeindlich.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. 4. 2001. [DWDS]

Montags ab 19 Uhr findet der Chat am virtuellen Stammtisch statt.

Rhein-Zeitung, 19. 7. 2002. [DWDS]

Der Deutsche Bundestag ist neben dem Amt des Bundespräsidenten eines der angesehensten und höchsten Verfassungsorgane und sollte nicht für dumpfe Stammtischparolen und ausländerfeindliche Reden missbraucht werden.

Der Tagesspiegel, 8. 9. 2002. [DWDS]

Wer da platte Stammtischparolen verbreitet und weiter nur auf die konservative Kleinfamilie setzt, ignoriert die Realität.

Frankfurter Rundschau, 23. 8. 2005. [DWDS]

In Oslo lebt Fredriksen nur noch einige Monate im Jahr. […] Bei Firmenberichten läßt er andere sprechen, Interviews gibt er fast nie. Eher trifft man ihn im Theatercafé nahe dem Königsschloß, wo er seinen Stammtisch hat.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. 3. 2006. [DWDS]

Koslowski ist leidenschaftlicher Stammtischpolitiker, der natürlich immer weiß, wie es gemacht werden muss und der mit seiner Meinung nun ganz und gar nicht hinterm Berg hält.

Schweriner Volkszeitung, 25. 4. 2007. [DWDS]

Der Stammtisch feiert im Oktober sein 40-jähriges Bestehen.

Fränkischer Tag, 3. 2. 2009. [DWDS]

Andererseits tun Politiker alles, um mit diesem Stammtisch nicht in Verbindung gebracht zu werden. Stammtischpolitik, Stammtischparolen, Stammtischniveau – schlimmere Dumpfheitsvorwürfe gibt es nicht. Wer am Stammtisch sitzt, schaut über den Rand des Bierkruges doch nicht hinaus.

Die Zeit, 6. 8. 2009. [DWDS]

Man kann mit mir über jeden Spieler diskutieren, seine Stärken und Schwächen. Aber diese Abnutzungsdebatte – das ist Stammtisch.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 8. 11. 2009. [DWDS]

Den Vorwurf von Landrat Müller, in Hövelhof werde Stammtischpolitik betrieben […](die NW berichtete), wies Bürgermeister Michael Berens während der Ratssitzung entschieden zurück.

Neue Westfälische, 6. 2. 2010. [DWDS]

Westerwelle betreibt auf Kosten der Schwachen in dieser Gesellschaft Demagogie, mag den deutschen Stammtisch damit bedienen und zeigt frappierend, dass er offensichtlich das Wesen des Sozialstaats nicht begreifen will.

Frankfurter Rundschau, 16. 2. 2010. [DWDS]

Der Geflügelzuchtverein Namborn hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, den monatlichen Stammtisch künftig sonntags durchzuführen.

Saarbrücker Zeitung, 9. 10. 2010. [DWDS]

Rauchverbot, Wirtshaussterben und Facebook zum Trotz: Der Stammtisch lebt also. […]

An die Stelle des Honoratiorenstammtischs treten Special-Interest-Stammtische, bei denen sich VW-Golf-Freaks ebenso treffen wie die Junggesellen oder die schwulen Eisenbahnfreunde.

Süddeutsche Zeitung (online), 24. 6. 2012. (sueddeutsche.de)

Die Vorbehalte haben sich aber schnell gelegt, inzwischen haben die hier sonntags ihren Stammtisch.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18. 8. 2013. [DWDS]

Einfach mal widersprechen, wenn bei billigem Fusel noch billigere Stammtischparolen gebrüllt werden.

Allgemeine Zeitung, 20. 5. 2014. [DWDS]

Alle Welt beklagt das Aussterben der Stammtische, die fortschreitende Wüste anonymer und austauschbarer Pubs dort, wo es einst die zahlreichen Oasen gutbürgerlicher Gasthäuser gab.

Südkurier, 16. 6. 2014. [DWDS]

[…]Dr. Matthias Bartke Liebe Kolleginnen und Kollegen der CSU, mit Verlaub, das ist Stammtisch, das ist keine verantwortliche Politik.

Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll Nr. 18/127. Sitzung vom 1. 10. 2015, S. 12356. [DWDS] (bundestag.de)

„Mikrokosmos – nebenan“ nennt sich eine Bilderschau, die der Bund Naturschutz am Mittwoch um 19.30 Uhr im Rahmen seines monatlichen Umwelt-Stammtisches im Plitvice zeigt.

Mittelbayerische, 14. 6. 2016. [DWDS]

So organisiert Google sogenannte TechTalks oder „Startup-Stammtische“, bei denen Jungunternehmer vom Google’schen Know-how profitieren sollen.

Neue Zürcher Zeitung, 7. 10. 2016. [DWDS]

Offensichtlich hat es eine CSU nötig, ihre Biertischpolitik weiter zu betreiben, sonst wäre das Thema Maut schon längst erledigt.

Münchner Merkur, 4. 3. 2017. [DWDS]

Und der kleine Ort in Oberbayern, in dem sich der Stammtisch trifft und über den Münchner Gerichtsprozess debattiert, liegt mittendrin.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. 6. 2019. [DWDS]

Zum Wahlkampf gehöre es auch, die „Lufthoheit der Stammtische zurückzuerobern“ sowie „das persönliche Gespräch statt den Kontakt über soziale Medien zu suchen“, rief Lammert auf und ermutigte die Mitglieder, sich für die Wahl und „starke Listen“ aufstellen zu lassen.

Rhein-Zeitung, 10. 10. 2023. [DWDS]

[…]Alles hat zwei Seiten. Trotzdem oder gerade deshalb sollte man den Kampf um den Stammtisch nicht aufgeben, ihn vielmehr mit den Waffen seiner angeblichen Gegner führen. Wohlan: Der Stammtisch ist, auch wegen der geschlechtlichen Homogenität, ein Safe Space oder, mit Foucault gesprochen, ein Andersort. So wie man im Schwimmbad halb nackt rumläuft, ohne sich bloßgestellt zu fühlen, so kann man am Stammtisch einen raushauen, ohne dass einem gleich der Faktenchecker auf den Hals gehetzt wird. Wohlgemerkt: Auch Frauen können Stammtische gründen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung (online), 19. 3. 2024. (faz.net)

[…][Dirk Neubauer:] Da sehe ich ein kollektives Führungsversagen. Auch die Eliten schweigen, oder sie hängen ihr Fähnchen in den Wind. Wir haben unsere Meinungsbildung dem Stammtisch untergeordnet.

Frankfurter Allgemeine Zeitung (online), 27. 7. 2024. (faz.net)