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Stütze der Gesellschaft

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Die Verbindung Stütze(n) der Gesellschaft bezieht sich auf Institutionen oder Personen, die zum Wohl einer Gemeinschaft beitragen, sowie ferner auf Eigenschaften wie Weisheit oder Treue, die als wesentlich für das Zusammenleben gelten. Dem Ausdruck liegt eine traditionsreiche Metapher zugrunde, die Institutionen bzw. Gemeinschaften mit Gebäuden gleichsetzt, die zu stützen sind. Die Verbindung ist wohl ab der Mitte des 19. Jahrhunderts etabliert. Durch den Titel eines Theaterstücks von Henrik Ibsen (Stützen der Gesellschaft) erfährt sie weitere Verbreitung und insofern auch eine Bedeutungsverschlechterung, als sie auf bürgerliche Doppelmoral bezogen wird.

Wortgeschichte

Zur Metaphorik: Institutionen als Gebäude

Das in der Verbindung Stütze(n) der Gesellschaft enthaltene sprachliche Bild findet sich bereits in deutschen Texten der Frühen Neuzeit: So ist etwa 1538 von zwei Helden als Stützen des Reichs die Rede, im 17. Jahrhundert können verdiente Persönlichkeiten oder auch ein Abstraktum wie die Lehre der Weisheit als Stützen von Staat und Kirche genannt sein (vgl. 1642, 1692). Der entsprechenden Person bzw. Eigenschaft wird hier eine zentrale, gewissermaßen tragende Rolle innerhalb der Institution zugesprochen (weitere Beispiele für diese Art der Metapher s. unter 1DWB 10, 4, 748).

Das Bild einer Person oder einer positiven Eigenschaft, die eine Institution stützt oder trägt, setzt ein anderes, grundlegenderes Bild voraus, nämlich das einer Institution als Gebäude. Eine solche Bildbeziehung liegt auch zahlreichen weiteren Äußerungen zugrunde. So kann man vom Fundament des Staates (2DWB 9, 1257), einer Säule der Kirche (1642) oder auch von einem Pfeiler der Gesellschaft (1902) sprechen bzw. gibt es Verbindungen wie einen Staat aufbauen oder zum Einsturz bringen.

Nur vor dem Hintergrund dieser traditionsreichen metaphorischen Gleichsetzung von Institutionen und Gebäuden ist dieser übertragene Gebrauch von Stütze interpretierbar. Diesem Wortgebrauch liegt somit ein Gefüge von zwei Metaphern zugrunde: Eine Person (oder Eigenschaft) wird mit der Stütze in einem Gebäude metaphorisch gleichgesetzt, gleichzeitig steht das Gebäude bildlich für die Institution, in der die betreffende Person bzw. Eigenschaft eine wichtige Rolle spielt.

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Die Metapher des Stützens ist auch noch in anderen Spielarten zu finden, so etwa in Äußerungen des Typs Er war mir eine große Stütze im Sinne von Er war mir eine große Hilfe. Hier liegt freilich im Detail ein anderes Bild vor, nämlich das einer gebrechlichen Person, die sich auf einen Gegenstand aufstützt und sich dadurch aufrecht fortbewegen kann. (Nach 1DWB 10, 4, 748 ist die Grundlage im Bild eines abgestützten Baumes zu suchen.)

Von den Institutionen zur Gesellschaft als Ganzer

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist dann in den einschlägigen Verbindungen mit Stütze nicht nur von Kirche, Staat und Reich die Rede, sondern erstmals auch vom Gemeinwesen. Damit gerät neben einzelnen Institutionen das Ganze einer Gesellschaft in den Fokus dieser Verbindung. So ist in den historischen Belegen von einer Stütze des gemeinen Wesens (1751, 1754) die Rede, und seit 1779 wird dann auch ausdrücklich die Verbindung Stützen der menschlichen Gesellschaft verwendet (vgl. auch 1785). Subjekte sind hier sowohl Personen (ein Gelehrter im Beleg 1751) als auch abstrakte Eigenschaften (etwa Wahrheit und Gerechtigkeit im Beleg 1754). Die Bedeutung der Fügung lässt sich hier somit umschreiben als: Institution, Person oder Tugend, die zum Wohl der Gesellschaft beiträgt.

Ibsen und die Folgen

Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Verbindung (die) Stütze(n) der Gesellschaft offenbar bereits etabliert (vgl. 1844, 1846, 1874). Für die weitere Entwicklung ist allerdings ein literarisches Werk maßgeblich, nämlich Henrik Ibsens auch im deutschsprachigen Raum breit rezipiertes Gesellschaftsdrama Stützen der Gesellschaft (im norwegischen Original Samfundets støtter, zuerst erschienen 1877, deutsch 1878).

Der Titel nimmt Bezug auf die Hauptfigur des Stücks, einen gewissen Konsul Bernick, der zusammen mit seinen Geschäftsfreunden in einem kleinen norwegischen Küstenstädtchen wegen seiner allseits geachteten moralischen Integrität und Sorge für die öffentliche Wohlfahrt als Stütze der Gesellschaft gilt (Kindler 8, 52). Da das Stück die Doppelmoral und Heuchelei dieser Stützen der Gesellschaft vorführt, kann die Verbindung nur ironisch verstanden werden: Die Figuren der gesellschaftlichen Oberschicht, die dort agieren, mögen in der gesellschaftlichen Hierarchie zwar weit oben stehen, moralisch integer sind sie jedoch nicht, und sie haben auch keine Vorbildfunktion im Sinne einer wirklichen Stütze des Gemeinwesens.

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Sprachgeschichtlich interessant ist die Frage, woher der norwegische Titel Samfundets støtter stammt. Nicht auszuschließen ist, dass es sich um eine Lehnübersetzung aus dem Deutschen handelt. Jedenfalls ist das deutsche Stützen der Gesellschaft in den 1870er Jahren bereits etabliert. Die Übersetzung des Stücktitels ins Deutsche wäre damit als Rückentlehnung zu betrachten. Hier können freilich nur genauere Einblicke in das Norwegische des 19. Jahrhunderts zu einer Klärung führen.

Der Titel von Ibsens Theaterstück wird rasch Teil des kulturellen Gedächtnisses und übt naheliegenderweise auch einen deutlichen Einfluss auf die Bedeutung der Verbindung aus. Vor allem ab den 1890er Jahren wird hier ein semantischer Wandel greifbar: Der Ausdruck erfährt eine Bedeutungsverschlechterung: Als Stützen der Gesellschaft sind nunmehr Personen mit hohem gesellschaftlichen Ansehen, die gleichwohl nicht integer sind zu verstehen. Wesentliches semantisches Merkmal ist hier somit ein Gegensatz zwischen der gesellschaftlichen Stellung und dem dieser Stellung nicht gemäßen Verhalten der so Bezeichneten. Dem Ausdruck ist neben einer gesellschaftskritischen Akzentuierung durchaus auch eine ironische Facette zuzusprechen: Es ist zwar von Stützen die Rede, aber in Wirklichkeit ist eher das Gegenteil der Fall. Aus diesem Grund, und sicherlich auch um den Charakter des literarischen Zitats kenntlich zu machen, steht die Verbindung gelegentlich auch in Anführungszeichen (zu den hier genannten Befunden vgl. etwa die Belege von 1896, 1899, 1900, 1909, 1913).

Ein Gemälde und seine wortgeschichtliche Rolle

Stützen der Gesellschaft ist auch der Titel eines bekannten Bildes von George Grosz (1926), in dem drei Typen von Honoratioren aus der Zeit der Weimarer Republik – ein Jurist bzw. Corpsstudent, ein SPD-Abgeordneter und ein Journalist – auf drastische und geradezu vernichtende Weise karikiert werden. Der für die Bedeutung des Ausdrucks kennzeichnende Gegensatz von gesellschaftlicher Position und inneren Eigenschaften wird in dem Gemälde überdeutlich vorgeführt. Da auch dieses Bild spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg fester Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses ist und heute sogar bekannter sein dürfte als Ibsens Theaterstück, kann darin eine nicht unwesentliche Grundlage für den kritisch-ironischen Gebrauch der Verbindung gesehen werden. Dieser ist jedenfalls bis in die jüngere Zeit geläufig (vgl. 1965, 1998). Dabei treten teils auch mildere Verwendungen in Erscheinung, die kein betont gesellschaftskritisches Moment enthalten, sondern allenfalls mit leisem ironischen Unterton die gesellschaftliche Oberschicht bezeichnen (vgl. 1961, 1970, 2000, 2018).

Ab- und Aufwertung: Eine wortgeschichtliche Kuriosität

Festzuhalten ist aber auch, dass die nicht-ironische und nicht-kritische Lesart des Ausdrucks, die auf der metaphorischen Gleichsetzung von Institutionen mit Gebäuden beruht, sich bis in die Gegenwart gehalten hat (vgl. auch Stützen der GesellschaftDWDS). Reminiszenzen an Ibsen oder Grosz sind bei diesen teils deutlich wertschätzenden Wortverwendungen offenbar nicht vorauszusetzen (vgl. 1920, 2020). Somit ist die Geschichte dieses Ausdrucks insgesamt durch das Nebeneinander einer stark abwertenden sowie einer dezidiert positiven, aufwertenden Lesart gekennzeichnet, was durchaus als lexikalische Besonderheit dieser Verbindung gelten kann.

Literatur

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

2DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (vormals Deutsche Akademie der Wissenschaften) und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 1–9. Stuttgart 1983–2018. (woerterbuchnetz.de)

Kindler Kindlers Literatur-Lexikon. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold. 3., völlig neu bearbeitete Ausgabe. Bd. 8. Stuttgart 2009. (springer.com)

Belegauswahl

von Narsete und Belisario, den trewen helden und stützen des reichs.

¹DWB 10, 4, 748 (S. Franck, Germ. chron. [1538] 56). (woerterbuchnetz.de)

WAß nun vnſeren ſeligen Verſtorbenen betreffen thut […]/ So ist derselbe auch zu ziehen vnter die jenige Zahl der Propheten/ klugen Redener/ Räthe vnd Eltesten/ ja Stützen vnd Seulen der Christlichen Kirchen/ derer wir in gehaltener Leichpredigt gedacht haben.

Seidel, Georg: Superattendentium Luctuosa & dolorosa Remotio, & Eorundem Gloriosa & honorifica Assvmptio. Oels 1642, S. 66. (deutschestextarchiv.de)

Die warhafftige Klugheit iſt die ſtaͤrckeſte Stuͤtze eines Staats/ aber man beſchuͤtzet denſelben unvergleichlich beſſer durch Verſtandt und Geſchicklichkeit/ als durch Gewalt.

N. N.: Hofzimmer der Klugen/ oder Unterricht/ wie sich eine Person/ so wohl bey Hof/ oder in andern Verrichtungen sich geschicklich verhalten soll. Frankfurt a. M. 1692, S. 158. (deutschestextarchiv.de)

ein gelehrter, der … so viele zu guten bürgern, zu gelehrten männern, und zu berühmten stützen des gemeinen wesens erziehen helfen.

¹DWB 10, 4, 749 (Gottsched, anmuth. gelehrsamk. [1751] 1, 717). (woerterbuchnetz.de)

Durchlauchtigſter Fuͤrſt und Herr,

Wahrheit und Gerechtigkeit ſind die Stuͤtzen des gemeinen Weſens: fehlen jene, ſo faͤllet dieſes uͤber den Haufen. Die Wahrheit kann von der Gerechtigkeit nicht getrennet werden.

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts, worinn alle Verbindlichkeiten und alle Rechte aus der Natur des Menschen in einem beständigen Zusammenhange hergeleitet werden. Halle (Saale) 1754, Bl. )( 2 v. (deutschestextarchiv.de)

Und dennoch ist es immer ihre allgemeine Meynung gewesen, daß ohne Religion und Tugend die Menschen weder weise noch gluͤckselig seyn koͤnnten. In der That haben auch diese beyden Stuͤtzen der menschlichen Gesellschaft weit mehr zu ihrem Besten beygetragen als Ueberfluß, Gesetze und Erfindungen jeder Art.

Schröckh, Johann Matthias: Allgemeine Weltgeschichte für Kinder. Erster Theil. Alte Geschichte. Leipzig 1779, S. 20. (gei.de)

Gott thue seiner Kirche wohl […], und schaffe, daß durch die Bemühungen der Lehrer die Zahl derer immer größer werden möge, die das Wort des Herrn mit Eifer und Andacht lesen, und mit Nutzen brauchen; so werden die, die jezt mit ihrem unwissenden Tadel die Religion Jesu Christi beflecken […], und unser bestes Buch in den Augen der Großen und Vornehmen ungewiß und verächtlich machen wollen, einsehen lernen, welche wichtige Stütze der menschlichen Gesellschaft sie bisher einzureissen bemüht waren, und daß sie doch die größten Menschenfeinde sind, wenn sie gleich auf allen Blättern von Wohlwollen und Menschenfreundschaft schwatzen.

Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig 1785, S. 6. (deutschestextarchiv.de)

Albrecht nahm das anerbieten an, und den Löwlern musste dasselbe ebenfalls lieb sein, da es der Landschaft gleichzeitig gelungen war, den Herzog mit seinen brüdern, den wichtigsten stützen der gesellschaft, auszusöhnen.

Unger, Friedrich Wilhelm: Geschichte der deutschen Landstände. Erster Teil. Hannover 1844, S. 412.

Es ist ja nun einmal kein Geheimniß mehr, seit die geistigen Mächte unserer Vergangenheit von der Philosophie und geschichtlichen Kritik, die socialen von den socialistischen Kritikern unterwühlt worden, seit in fast schon zahllosen Werken die kühnsten Angriffe aus das Eigenthum, die Heiligkeit der Familie und alle anderen Stützen der Gesellschaft geschehen sind, seit es Sekten gibt, welche die neuen kritischen Theoreme in’s Leben einzuführen suchen.

Die Grenzboten 5/1 (1846), S. 159. (deutschestextarchiv.de)

Während der zweiten französischen Republik sprach […] Adolph Thiers zur Nationalversammlung: Ihr habt nur die Wahl zwischen dem Katechismus und dem Socialismus. Dies gilt nicht nur für Frankreich allein. Die falschen Grundsätze wirken nicht sogleich mit der zertrümmernden Gewalt des Sturmes sondern sie beginnen damit, daß sie die in der Gesinnung liegenden Stützen der Gesellschaft gleich nimmersatten Würmern zernagen und zerfressen.

Rauscher, Josef Othmar: Das Gesetz über die Beiträge zum Religionsfonde. Rede gehalten in der Sitzung des Herrenhauses am 23. April 1874. o. O., S. 6.

In der Schweiz hat sich die öffentliche Stimmabgabe durchaus bewährt, und zu einer Zeit, wo sich unsre hochmögenden Stützen der Gesellschaft zur Abschaffung der geheimen Stimmabgabe bei der allgemeinen direkten Wahl zum Reichstage auf den Mannesmut des abhängigen Arbeiters berufen, wird man doch wohl bei öffentlicher Urteilsabstimmung an der überzeugungstreuen Festigkeit des unabhängigen Richters nicht zweifeln dürfen.

Die Grenzboten 55/3 (1896), S. 582. (deutschestextarchiv.de)

Es ist nicht wahr, dass die Griechen der ganzen Welt vorgedacht haben: vor ihnen, neben ihnen, nach ihnen hat man tiefer, schärfer, richtiger gedacht. Es ist nicht wahr, dass die geheimrätliche Theologie des Aristoteles ad usum der Stützen der Gesellschaft das Beste ist, was gesagt werden konnte: diese jesuitische, scholastische Sophisterei ist die schwarze Pest der Philosophie geworden.

Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. I. Hälfte. München 1899, S. 110. (deutschestextarchiv.de)

So sehr mich Gesellschaften anwiderten, eben an diesem Tage sehnte ich mich unter die geschminkten Schatten mit ihren Marionetten, Lächeln und ihren Drahtpuppenverbeugungen, die sich Menschen nennen. […]Ich trat in mein Zimmer. Es war schon ganz dunkel und eisig kalt. Ich zündete die Lampe an. Ein Billet in einem Rosacouvert, das einen mir wohlbekannten Namenszug in eigenthümlich zerhackter Schrift trug, fiel in meine Hände. Rechts oben in der Ecke eine siebenzackige, protzige Krone und der Namenszug H. v. P. Eine Absage und die gewöhnlichen, lappalienhaften Entschuldigungen. Unwohlsein, Migräne, bedaure tief u. s. w. Diese gutgesinnten „Stützen der Gesellschaft“ haben nicht einmal mehr den Muth, zu sagen: „Wir wollen oder wir können nicht.“ Die Lüge muß überall ihren officiellen Knicks machen.

Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a. 1900, S. 57. (deutschestextarchiv.de)

Du hast neuerdings ein paarmal Andeutungen gemacht, erst in deinen Briefen und nun auch hier wieder, so heute abend noch auf dem Heimwege. Du weißt, daß ich in dieser delikaten Sache nicht wie Therese denke; sie hält die Poggenpuhls für einen Pfeiler der Gesellschaft, für eine staatliche Säule, was natürlich lächerlich ist; aber du deinerseits hast umgekehrt eine Neigung, zu wenig auf unsern alten Namen zu geben oder was dasselbe sagen will, auf den Ruhm unsres alten Namens. Ruhm und Name sind aber viel.

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. 6. Aufl. Berlin 1902, S. 89. (deutschestextarchiv.de)

Jeder erotische Impuls verfliegt der Frau im selben Moment, wo sie eine »Stütze der Gesellschaft«, die sich einen »Seitensprung« vergönnt, in ihm vermutet.

Meisel-Hess, Grete: Die sexuelle Krise. In: Mark Lehmstedt (Hrsg.): Deutsche Literatur von Frauen, Berlin 2001 [1909], S. 49486. [DWDS]

Ja, schließlich ging der ehrsame Kirchspielvogt Mohr, die Stütze der Gesellschaft in Wesselburen, sogar so weit, von seinem Schreiber [Friedrich Hebbel] zu verlangen, er möchte doch die Dienstmagd, die sich von ihm, Hochwohlgeboren Mohr, hatte schwängern lassen, gegen eine kleine Ausstattung, die er als Abschlag stiften wollte, zur Frau nehmen: ein brutaler Antrag, der sogar für den Bäckergesellen, der ihn nachher einging, entehrend war […]und ihm die Verachtung seiner Genossen zuzog.

Die Grenzboten 72/2 (1913), S. 104. (deutschestextarchiv.de)

Der Staat muß verhindern, jährlich eine zunehmende Zahl Verbrecher als Stützen der Gesellschaft gänzlich zu verlieren, und daraus deren Feinde zu machen.

Spiller, Ferdinand: Medizinisch begründete Überlegungen und Psychologische Voraussetzungen zur Institution der bedingten Verurteilung. [o. O.] 1920, S. 30. (books.google.de)

Die mit Spannung erwartete Neuinszenierung des „Tannhäuser“ (Wieland Wagner) erntete am Schluß enthusiastischen Beifall. Er umrauschte zumal auch die „Carmen“ der Pariser Oper, Grace Bumbry, […]gegen deren Auftreten als schwarze Venus letzthin von so mancherlei anonymen und nichtanonymen Verteidigern unserer weißen „Edelrasse“ protestiert worden war. Ob die Begeisterung auch der anderen Sensation des Abends galt – Maurice Béjarts Brüsseler Truppe, welche den Venusberg brillant wirbelig mobilisierte –, war nicht ebenso eindeutig festzustellen. Seine Anhänger allerdings füllten die Reihen: Die Stützen der Gesellschaft unserer Bundesrepublik sahen sich wesentlich von Franzosen und Belgiern durchsetzt. […]Man fühlte, nicht ohne Genugtuung, die westliche Allianz, welche es immerhin wagen kann, auch sakrosankte Heiligtümer zu modernisieren, um sich für morgen lebendig zu halten.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. 7. 1961, S. 14.

So drängt der Film […], in dem Richard Wilson, Mitverfasser am Drehbuch, im bewährten Stil der langsamen Unterkühlung Regie führt, dem Betrachter die Schlußfolgerung auf, daß nicht Outlaws die Gesetze der Gesellschaft verletzen, sondern die Habgierigen, die Stützen der Gesellschaft, die Männer an den wirtschaftlichen Spitzen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. 2. 1965, S. 14.

Diesen lebenslustigen neunundfünfzigjährigen schwäbischen Handelsmann, der es in Spanien zu Reichtum- und Ansehen brachte und heute im Seebad San Sebastian zu den Stützen der Gesellschaft zählt, nahm sich die ETA als Geisel dafür, daß in Burgos kein Unrecht gesprochen werde.

Die Zeit, 11. 12. 1970, Nr. 50. [DWDS] (zeit.de)

SPD und Gewerkschaften zählen nach der Ära Brandt so sehr zu den Stützen der Gesellschaft, daß wenig daran erinnert, daß sie einmal als Partei und Interessenvertretung der Schwachen, der Ungebildeten, der Benachteiligten angefangen haben.

Der Tagesspiegel, 27. 11. 1998. [DWDS]

Die 77 Jahre alte Brecht-Tochter mischt sich unter die Stützen der Gesellschaft, prostet den Zigarre paffenden Magnaten zu und zückt ihr Plakat.

Der Tagesspiegel, 30. 12. 2000. [DWDS]

Das wäre heute nicht gerade ein verheißungsvoller Auftakt für eine Liebesgeschichte, aber der Film spielt nun mal in den fünfziger Jahren – und es wird sich auch zeigen, dass man diese Alma unterschätzte, wenn man annähme, sie sei so hingerissen von dem berühmten Damenschneider, bei dem Adel, sogar ein paar Royals und sonstige Stützen der Gesellschaft Kunden sind, dass sie ihm nichts entgegenzusetzen habe.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28. 1. 2018, S. 39.

Eine Demokratie, in der jedes Leben zählt – und in der es auf jede und jeden ankommt: vom Krankenpfleger bis zur Bundeskanzlerin, vom Expertenrat der Wissenschaft bis zu den sichtbaren und unsichtbaren Stützen der Gesellschaft – an den Supermarktkassen, am Lenkrad von Bus und LKW, in der Backstube, auf dem Bauernhof oder bei der Müllabfuhr.

Steinmeier, Frank-Walter: Rede von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier in einer Fernsehansprache zur Corona-Pandemie am 11. April 2020 in Berlin. [DWDS] (bundesregierung.de)