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Klüngel Klüngelei · klüngeln · Klüngelwirtschaft · Kölscher Klüngel

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Das Substantiv Klüngel ist bereits althochdeutsch in der Bedeutung (kleines) Knäuel bezeugt. In den deutschsprachigen Dialekten hat das Wort noch bis in jüngere Zeit seine ursprüngliche Bedeutung teilweise bewahrt. Schriftsprachlich ist Klüngel seit etwa 1830 in der abwertenden Bedeutung Vetternwirtschaft bzw. Gruppe, die Vetternwirtschaft betreibt zuerst im Rheinland belegt. Trotz rascher überregionaler Verbreitung hat das Wort bis heute eine besondere regionale Bindung, wie man u. a. am Gebrauch der Verbindung Kölscher Klüngel erkennt.

Wortgeschichte

Herkunft

Das Substantiv Klüngel ist auf althochdeutsch klungilîn, eine Diminutivform zu klunga Knäuel, zurückzuführen. Beide Wortformen sind in mittelalterlichen Glossenhandschriften des 12. und 13. Jahrhunderts bezeugt und können in der Bedeutung (kleines) (Woll-, Garn-)Knäuel gelesen werden.1) Über mittelhochdeutsch klungelîn (Lexer 1, 1637) und die frühneuhochdeutsch bezeugten Wortformen klungel/klungelin (vgl. FWB-online unter klüngel) ist der Ausdruck Klüngel neuhochdeutsch mit landschaftlichen Varianten wie Klöngel, Klungel sowie mit dissimiliertem Anlaut in Knöngel, Knüngel in verschiedenen Dialekten im deutschen Sprachgebiet gebräuchlich.

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Von Troddeln, Gerümpel und liederlichen Frauen: Das Bedeutungsspektrum in den Dialekten

Der Blick in die Dialektwörterbücher zeigt die vielfältigen regionalen Bedeutungsvarianten des Worts, die sich aus der Ursprungsbedeutung zu einer Kugel aufgewickelter Garn- oder Wollfaden entwickelt haben. Klüngel, das in den Dialekten in allen Genera gebräuchlich ist, bezeichnet vielerlei formähnliche Dinge wie Quasten und Troddeln, Fetzen, Zotteln, erweitert auch zerlumpte Kleidungsstücke und Lappen. Häufig dient der Ausdruck Klüngel als Bezeichnung für verschiedenartige Dinge, die baumelnd beieinander hängen (vgl. auch KlunkerDWDS), wie z. B. Beerenrispen oder Früchte an Bäumen und Sträuchern (ein Klüngel Trauben). Das Bild des Verwickelten, Verworrenen und Unentwirrbaren motiviert offenbar auch zu metaphorischen Übertragungen wie unordentliches Durcheinander, Gerümpel, Kram (nimm den Klüngel da weg). Klüngel wird auch als abwertende Personenbezeichnung und als Schimpfwort verwendet; so stehen in regionalen Wörterbüchern Bedeutungsangaben wie dicke Weibsperson oder dicker, fauler Junge sowie – losgelöst von körperlichen Merkmalen der Bezeichneten – minderwertiger Mensch, unordentliche, liederliche, schlampige, verschwenderische Frau u. ä.2)

Übertragung: Vom Wollknäuel zu den gegenseitigen Gefälligkeiten

Seit den 1830er Jahren finden sich schriftsprachliche Nachweise für die abwertende Verwendung des Substantivs Klüngel in den Bedeutungen gegenseitige Gefälligkeiten und Begünstigungen; Vetternwirtschaft sowie Personengruppe, die Vetternwirtschaft betreibt (1837).3) Das Wörterbuch der Kölner Mundart erklärt detailliert, was unter Klüngel zu verstehen ist: geheime, verdeckte Abmachung, Verabredung, Vereinbarung, welche auf dem Wege der persönlichen Bekanntschaft oder durch Protection erreicht wird (Hönig 1877, 95).

Von den semantischen Merkmalen verbunden, unentwirrbar, verwickelt der Ursprungsbedeutung Knäuel ausgehend, wird Klüngel auf miteinander verbundene, sich in unlauterer Weise gegenseitig begünstigende Personengruppen und ihre als negativ wahrgenommenen Beziehungsgeflechte (Vetternwirtschaft) übertragen. Eine vergleichbare metaphorische Übertragung findet sich auch bei Wörtern wie FilzWGd und NetzwerkWGd, die ebenso wie Klüngel ursprünglich stoffliche/textile Gebilde bezeichnen und metaphorisch für Beziehungsgeflechte von Personengruppen stehen können. Mit der Übertragung tritt bei den Wörtern Filz und Klüngel eine Bedeutungsverschlechterung ein.

Der aus der regionalen Umgangssprache des Rheinlands stammende Provinzialismus bzw. provinzielle Ausdruck Klüngel (1840, 1844) ist in den historischen Korpora des DWDS zuerst in der von Karl Marx herausgegebenen Neuen Rheinischen Zeitung bezeugt (1849a). Seit der Jahrhundertmitte verbreitet sich der Ausdruck Klüngel überregional im deutschen Sprachgebiet und ist bald in jeder Stadt, in jedem Orte zu Hause (1845a), es ist ein ächt kölnisches, schwer zu erklärendes Wort, das hier aber Jedermann versteht (in Niederbayern 1845b; 1847, 1881a, 1898, 1919a). Auf die rheinische Herkunft des Ausdrucks Klüngel wird wiederholt hingewiesen (1852a). Für den heutzutage standardsprachlichen Ausdruck Klüngel finden sich Belegnachweise gegenwärtig hauptsächlich mit Bezug auf (Kommunal-)Politik, Wirtschaft und Sport (1989, 2012, 2020a).

Eher selten kommt der ebenfalls abwertende Gebrauch von Klüngel in einer allgemeineren Lesart, bezogen auf kleinere zusammengehörige Gruppen im Sinne von Sippschaft, (Familien-)Anhang vor (die kommen wieder mit dem ganzen Klüngel, vgl. Mitmachwörterbuch, unter Klüngel). Eine Abgrenzung zum Hauptgebrauch des Worts kann nicht immer eindeutig vorgenommen werden (z. B. 1858, 1903, 1917).

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Klüngel, Karneval und Kirche: Alliterationen

Klüngel wird auffallend häufig mit weiteren Wörtern gleichen Anlauts alliterierend verwendet, oft in Paarformeln wie Cliquen und Klüngel (1919b, 1989), Kirche und Klüngel (1995) oder Klüngel und Karneval sowie in der festen sprachlichen Verbindung Kölscher Klüngel. Da dergleichen einprägsame Verknüpfungen eine besondere Wirkung auf die Leser erzielen, werden sie gerne für Überschriften von Zeitungsartikeln, als Titel von Bühnenprogrammen und Büchern verwendet, wie zum Beispiel Cliquen, Klüngel und Karrieren (Scheuch 2013) und Knappes, Knies und Klüngel (Honnen 2003). Folgend einige Beispiele:

  • Karneval, Kölsch und Klüngel (2002a)
  • Karneval, Klüngel, Katholizismus (2002b)
  • Klüngel und Klientelbeziehungen (2004)
  • Klüngel und Knochen (2006)
  • Kölsch, Klüngel, Katastrophen (2009a)
  • Klüngel, Kartelle, Korruption (2013)
  • Klüngel und Knüssel (2019a)
  • Klüngel, Karten, Kumpanei (2021)

Text- und Wortfeldzusammenhänge

Von Beginn an begegnet Klüngel in der Bedeutung Personengruppe, die Vetternwirtschaft betreibt in Texten wiederholt in Kombination mit den Wörtern KoterieWGd (mittlerweile veraltet) und CliqueWGd (1846, 1883, 1886, 1919b). In diesem Zusammenhang ist auch die synonyme Verwendung der Wörter Clique und Klüngel in der Rundfunkansprache Adolf Hitlers nach dem gescheiterten Umsturzversuch am 20. Juli 1944 erwähnenswert. Die dort angeprangerte ganz kleine Clique – die nicht so klein war, wie von den Machthabern behauptet – wird in dieser Rede ergänzt durch einen ganz kleine[n] Klüngel verbrecherischer Elemente und ganz kleine[n] Klüngel ehrgeiziger, erbärmlicher Kreaturen (1944; vgl. ausführlicher dazu Clique).

Klüngel steht mit bedeutungsähnlichen Wörtern wie FilzWGd, NepotismusWGd, SeilschaftWGd (im Österreichischen auch Verhaberung, vgl. Duden online) und mit abwertenden Bildungen mit dem Element -wirtschaftWGd wie CliquenwirtschaftWGd, GünstlingswirtschaftWGd und VetternwirtschaftWGd in einem Wortfeldzusammenhang. In diesem Wortfeld ist Klüngel das einzige Wort, das beide Bedeutungen abdeckt, also sowohl die Personengruppe, die Vetternwirtschaft betreibt als auch die Vetternwirtschaft selbst bezeichnet.

Der Kölsche Klüngel: Man kennt sich, man hilft sich

Die Stadt Köln wird in der Öffentlichkeit häufig verallgemeinernd als Hochburg des Klüngelns und Klüngelstadt dargestellt und gesehen (2002c, 2009b; zur Rolle des Klüngels in der politischen Kultur Kölns in der näheren Gegenwart vgl. Überall 2007; zur historischen Entwicklung vgl. Bönisch 1982, 235–259). Der Ausdruck Klüngel, der zwar in allen deutschen Sprachgebieten (mit einem Schwerpunkt in Mittel- und Nordwestdeutschland, vgl. ZDL-Regionalkorpus) gebräuchlich ist, wird nach wie vor als Wort mit bestimmter lokalspezifischer Verwendung wahrgenommen. Zum Ausdruck kommt dies auch durch den vielfachen Gebrauch der festen Verbindungen Kölscher Klüngel (1848), Kölner Klüngel und Kölnischer Klüngel, über die Rudolf Hildebrand im Jahr 1873 im Deutschen Wörterbuch schreibt: am Rhein ist viel vom kölnischen klüngel die rede, durch den man dort im städtischen leben allein zu etwas gelangen soll (vgl. 1DWB 5, 1295; 1852b; gegenwärtig: 2002d, 2007).

Dass Köln sicherlich nicht über ein Alleinstellungsmerkmal in Bezug auf das Betreiben von Vetternwirtschaft verfügt, dürfte feststehen. Besonders ist jedoch der emotionale Wert, den das Wort Klüngel offenbar für seine Bewohner hat. Es wird auf jeden Fall dieser Eindruck vermittelt, wenn – oft folkloristisch und nicht frei von Klischees – auf Tourismus-Portalen oder in Reiseführern auf die besondere gefühlsmäßige Beziehung der Kölner zu ihrem früheren Dialektwort Klüngel hingewiesen wird: Wenn man Klüngel sagt, dann meint man Köln (2020b).

In diesen lokalspezifischen Verwendungszusammenhängen ist Klüngel in einer vielschichtigeren Lesart, vergleichbar mit Wörtern wie NetzwerkWGd oder NetworkingWGd, gebräuchlich. Klüngel wird dann nicht nur abwertend auf moralisches Fehlverhalten, Bereicherungen, Filz und Korruption reduziert, sondern in einem positiven Verständnis auf gegenseitige Gefälligkeiten und Unterstützung bezogen (Eine Hand wäscht die andere). Dieser Lesart von Klüngel liegt die Auffassung von einer für die rheinische Lebensart typischen aufgeschlossenen und hilfsbereiten Haltung der Menschen zugrunde, die das dem ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer zugeschriebene Prinzip man kennt sich, man hilft sich verkörpern (vgl. 1983; vgl. Überall 2007, 15). Ob mit Klüngel die gegenseitigen betrügerischen Begünstigungen oder die gegenseitige Unterstützung, eine Art Nachbarschaftshilfe (2018) gemeint ist, und ob man – wie der Kölner Heinrich Böll es 1960 vieldeutig formuliert hat – Klüngel als die kölnische Form des Seid nett zueinander ansieht, hängt gewiss auch von der individuellen Sichtweise auf die jeweils bezeichneten Geschehnisse ab und wohl auch von der persönlichen vom Klüngel geforderte[n] moralischen Elastizität (2002e).

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Das positive Klüngel-Verständnis und den entspannten Umgang der Kölner mit dem Begriff des Klüngels zeigt die Inschrift auf einer Glocke des im Jahr 1958 von Handwerkern gestifteten Glockenspiels im Kölner Ratsturm:

Unse Schirmhär, dä Kunrad, dä janz jroß hück regiert, Hät als Meister der Bürger dat am Rothus durch der Klüngel geliehrt.4)

Die im Kölner Dialekt verfasste Inschrift ist dem gebürtigen Kölner und langjährigen Oberbürgermeister der Stadt Konrad Adenauer gewidmet und meint so viel wie: Adenauers politische Erfolge sind auf seine Klüngel-Erfahrungen in der Domstadt zurückzuführen (vgl. Frielingsdorf 2001, 31).

Klüngeln

Das vom Substantiv abgeleitete Verb klüngeln ist im 16. Jahrhundert in der Bedeutung etwas zu einem Knäuel aufwickeln bezeugt (vgl. FWB-online unter klüngel). Das Verb ist neuhochdeutsch in den Dialekten des deutschen Sprachgebiets in Formvarianten wie klöngeln und klungeln in diversen Bedeutungen gebräuchlich (vgl. besonders Rheinisches Wörterbuch 4, 808–810). Bereits im Jahr 1755 findet sich für den Bereich des Westfälischen im Idioticon Osnabrugense ein Wörterbucheintrag, der eine abwertende Lesart von klüngeln beschreibt: auf eine unerlaubte und unvermerkte Art durchdringen, durch Vertauschen, Versetzen, oder auch zu wohlfeiles Verkaufen (Strodtmann 1755, 107). Im Deutschen Wörterbuch wird diese Lesart mit der heutzutage als diskriminierend empfundenen Verbindung mauscheleien machen umschrieben (vgl. 1DWB 5, 1296; zu mauscheln vgl. Duden Online).

Etwa zeitgleich mit Klüngel ist das Verb in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schriftsprachlich bezeugt. So schreibt Heinrich Heine im Jahr 1843 mit Köln-Bezug: wo man klüngelte wie im Weichbilde der hil’gen Stadt Köln. Um die Jahrhundertmitte verbreitet sich klüngeln überregional in der Bedeutung etwas unter der Hand miteinander ausmachen, aushandeln (1845a; gegenwärtig: 2002f, 2019b). Landschaftlich wird klüngeln daneben noch in der Bedeutung herumtrödeln gebraucht (1841; nu knüngel nich un komm endlich, vgl. Mitmachwörterbuch). Im Vergleich zum Substantiv Klüngel und auch zu dem bedeutungsähnlichen Verb kungelnWGd, mit dem es synoym stehen kann (1986), ist klüngeln verhältnismäßig selten bezeugt (s. Abb. 1).

Klüngelei und Klüngelwirtschaft

Auch das feminine Substantiv Klüngelei, eine Ableitung zur verbalen Basis klüngeln, ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bezeugt (1849b; gegenwärtig: 2014). Das Suffix -ei hat hier weniger pejorative Wortbildungsfunktion, sondern kann als salopp-scherzhaft aufgefasst werden (vgl. Fleischer/Barz 2012, 198–199). Einige Jahrzehnte später erscheint auch die Bildung Klüngelwirtschaft (1881b), die sich an die seit dem 19. Jahrhundert verstärkt auftretenden pejorativen -wirtschafts-Bildungen anschließt. Mit dem beginnenden 20. Jahrhundert wird der Ausdruck geläufiger und tritt wiederholt in syntaktischer Nähe zu den bedeutungsähnlichen Bildungen CliquenwirtschaftWGd und VetternwirtschaftWGd auf (1918, 1979).

Neben einigen weiteren standardsprachlichen Wortbildungen wie die Präfixableitung ausklüngeln ersinnen, austüfteln, aushandeln (2002d), MilitärklüngelDWDS und Parteiklüngel finden sich weitere Bildungen sowohl zur Substantivbasis Klüngel als auch zum Verb klüngeln in den Dialekten, wie Klüngelarbeit, Klüngelkram, klüngelig, verklüngeln u. a. (vgl. z. B. Rheinisches Wörterbuch 4, 809–810).

Anmerkungen

1) Vgl. EWA 5, 624–625; AWB 5, 266; 1DWB 5, 1295.

2) Vgl. Rheinisches Wörterbuch 4, 806–808; Idiotikon 3, 658–659; Stellennachweise weiterer Dialektwörterbücher enthält der Artikel klungilîn im EWA 5, 624–625.

3) Vermutlich kann sogar von einem früheren Gebrauch der pejorativen Bedeutung im Rheinland ausgegangen werden, Adam Wrede datiert das Wort im Neuen Kölnischen Sprachschatz auf das ausgehende 18. Jahrhundert: Für Köln, das man zeitweise als eine Hochburg des Klüngels u. der Klüngelei angesehen hat, kann ich das Wort durch Belege aus dem Jahr 1782 in dem Sinn betrügerische Machenschaften nachweisen (vgl. 6Wrede 2, 55).

4) Unser Schirmherr, der Konrad, der heute ganz groß regiert, hat das als Bürgermeister im Rathaus durch den Klüngel gelernt.

Literatur

AWB Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen. Im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Bd. 1 ff. Berlin 1968 ff. (saw-leipzig.de)

Bönisch 1982 Bönisch, Georg: Köln und Preußen: Kultur und sozialgeschichtliche Skizzen des 19. Jahrhunderts. Mit einem Exkurs über den kölschen Klüngel. Köln 1982.

Duden online Duden online. Hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim 2011 ff. (duden.de)

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

DWDS DWDS. Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute. (dwds.de)

EWA Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1 ff. Göttingen u. a. 1988 ff. (saw-leipzig.de)

Fleischer/Barz 2012 Fleischer, Wolfgang/Irmhild Barz: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 4., völlig neu bearbeitete Aufl. unter Mitarbeit von Marianne Schröder. Berlin/Boston 2012.

Frielingsdorf 2001 Frielingsdorf, Volker: Auf den Spuren Konrad Adenauers durch Köln. Konrad Adenauers Wirken als Oberbürgermeister von Köln (1917–1933 und 1945). Dokumentiert in zehn Stationen und ausgewählten Zeugnissen seiner Zeit. Gedenkschrift der Stadt Köln zum 125. Geburtstag ihres Ehrenbürgers am 5. Januar 2001. Basel 2000. (stadt-koeln.de)

FWB-online Frühneuhochdeutsches Wörterbuch/FWB-online. Hrsg. von Ulrich Goebel, Anja Lobenstein-Reichmann, Oskar Reichmann. 2017 ff. (fwb-online.de)

Hönig 1877 Hönig, Fritz: Wörterbuch der Kölner Mundart. Nebst Einleitung von Fr. Wilh. Wahlenberg. Köln 1877.

Honnen 2003 Honnen, Peter: Kappes, Knies und Klüngel. Regionalwörterbuch des Rheinlands. Köln 2003.

Idiotikon Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Bd. 1 ff. Basel/Frauenfeld 1881 ff. (idiotikon.ch)

Laux 2016 Laux, Stephan: Kränzchen, Mäkelei und Klüngel. Kommunale Schriftführung in deutschen Städten zwischen Arkanpolitik und Öffentlichkeit (16.–18. Jahrhundert). In: Sprachwissenschaft 41 (2016), S. 243–269.

Lexer Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Zugleich als Supplement und alphabethischer Index zum Mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke-Müller-Zarncke. Bd. 1–3. Leipzig 1872–1878. (woerterbuchnetz.de)

Mitmachwörterbuch Mitmachwörterbuch der rheinischen Umgangssprache (online). LVR-Insitut für Landeskunde und Regionalgeschichte. (lvr.de)

Rheinisches Wörterbuch Rheinisches Wörterbuch. Auf Grund der von J. Franck begonnenen, von allen Kreisen des rheinischen Volkes unterstützten Sammlung. Bd. 1–9. Bonn/Berlin 1928–1971. (woerterbuchnetz.de)

Scheuch 2013 Scheuch, Erwin K./Ute Scheuch: Cliquen, Klüngel und Karrieren oder 15 Thesen gegen den Verfall der politischen Kulturen. Überarb. Neuauflage. Berlin/Münster 2013.

Strodtmann 1755 Strodtmann, Johann Christoph: Idioticon Osnabrvgense: Ein Hochzeits-Geschenk an den Herrn Professor und Consistorial-Assessor Schütze bey der Verbindung desselben mit der Demoiselle Esmarchinn. Leipzig/Altona 1755. (uni-rostock.de)

Überall 2007 Überall, Frank: Der Klüngel in der politischen Kultur Kölns. 3. verb. Aufl. Bonn 2007.

6Wrede Wrede, Adam: Neuer kölnischer Sprachschatz. Bd. 1–3. 6. Aufl. Köln 1976.

Belegauswahl

Von dieser Zeit an sind die reichsten Kaufleute, die gewichtigsten Stadträthe, kurz die ganze cölner Aristokratie, die man unter dem Namen „Klüngel“ bezeichnet, nicht mehr was sie sonst sind, sondern blos Mitglieder des großen und kleinen Rathes der Narren. […]Man kommt ungefähr allwöchentlich in einem großen Saale zusammen, um zu deliberiren, welche Tollheiten man vornehmen will, Lieder zu singen und Wein zu trinken.

Zeitung für die elegante Welt 37, 23. 2. 1837, Nr. 38, S. 152. (digitale-sammlungen.de)

[…]In den geistlichen Kurfürstenthümern ein gewisser Seelenschlaf, hie und da die Ueppigkeit, welche der Mitra auch die letzte Bedeutung nahm, in den weltlichen Herrschaften der langweiligste Schlendrian. Dazu fast überall das Gemenge von Nepotismus, Nebenrücksichten, Fraubaserei, was wir hier mit einem ProvinzialismusKlüngel“ nennen. Die Aemter nicht selten käuflich.

Deutsche Pandora. Gedenkbuch zeitgenössischer Zustände und Schriftsteller. Bd. 3. Stuttgart 1840, S. 19. (digitale-sammlungen.de)

[…]Liebste Nette! Ich bin sehr froh dir von Ueberlingen schreiben zu können; nach langem Klüngeln, dann elendem Regenwetter, das vom 31ten May bis zum 14ten Juny anhielt, dann noch etwas Klüngeln, sind wir endlich gestern am 16ten Juny um 9 Uhr Morgens unter Segel oder Dampf gegangen.

Laßberg, Jenny von: Brief an Annette von Droste-Hülfshoff. 18. Juni 1841. In: Annette von Droste-Hülshoff: Historisch-kritische Ausgabe. Briefe an die Droste 1841–1848. Text. Bearbeitet von Stefan Thürmer. Tübingen 1995, S. 37.

Ja, jenes Haus war eine Oase, eine sehr aasige Oase deutscher Gemüthlichkeit […]in der Sandwüste der französischen Verstandeswelt, es war eine Lauberhütte des traulichsten Kankans, wo man ruddelte wie an den Ufern des Mains, wo man klüngelte wie im Weichbilde der hil’gen Stadt Köln, wo dem vaterländischen Klatsch manchmal auch zur Erfrischung ein Gläschen Bier beigesellt ward – deutsches Herz, was verlangst du mehr? […]Es wäre Jammerschade, wenn diese Klatschbude geschlossen würde.

Heine, Heinrich: Die Eisenbahnen – James von Rothschild. August Leo. In: Heinrich Heine’s sämmtliche Werke. Bd. 10: Französische Zustände. Dritter Theil. Die parlamentarische Periode des Bürgerkönigthums. Zweite Hälfte. Hamburg 1868, S. 137. (digitale-sammlungen.de)

[…]Wo es sich um die Besetzung besoldeter Stellen handle, sei das System der Wahl schlechthin unverwerflich. Unter den vielen Kreaturen der Schöpfung gebe es ein vielköpfiges Ungethüm ältesten Ursprungs, […]welches die Naturforscher noch nicht klassifizirt haben, welches aber die Provinz mit dem klassischen Ausdruck „Klüngel“ bezeichne. Dieses Ungethüm mache seinen Einfluß stets geltend, so daß die Wahlen nicht Resultate des wohlverstandenen Interesses der Gemeinden, sondern der Intriguen würden.

[…]

Ein Abg. der Ritterschaft: Er habe nicht von einem besonderen Uebelstande der Rheinprovinz, sondern von den Nachtheilen des Wahlsystems überhaupt gesprochen und dabei den provinziellen AusdruckKlüngel“ erwähnt.

Des siebenten Rheinischen Provinzial-Landtages Verhandlungen über die wichtigsten Fragen unserer Zeit, gesammelt, herausgegeben und verlegt von Otto von Wenckstern. Barmen 1844, S. 212, 213. (google.de)

Es wird nur die wichtige Frage hierbei entstehen: wer soll Dirigent dieses ausserordentlichen Ganzen sein? Doch diese Sorge wird man am besten dem Cölner musikalischen Klüngel überlassen.

[…]

Klüngel“ ist ein kölnisches Wort, aber doch kein kölnisches Kind, denn es ist in jeder Stadt, in jedem Orte zu Hause. Der Begriff dieses Wortes, ist sehr relativ, aber so sind die Gelehrten nicht einig darüber, wann der „Klüngel“ entstanden sei, und viele bezweifeln sein Dasein.

[…]

Wenn diese Geistesprodukte, z. B. musikalische Kompositionen, nun gar binnen einem Jahre schon vergessen werden, und man sich kaum ihres Daseins erinnert, „so ist geklüngelt worden!!“.

Repertorium für Musik 2 (1845), S. 140, 210. (google.de)

Die zweite Gesellschaft zählt nur etwa 300 Mitglieder, den alten Stamm der Faschingsgesellschaft, die „Getreuen“, denen von den Abgefallenen „Klüngelei“ vorgeworfen wird. Klüngel ist ein ächt kölnisches, schwer zu erklärendes Wort, das hier aber Jedermann versteht. Man macht eine kleine Intrigue, um diesen oder jenen ins Komitee zu bringen – Klüngel; man weigert sich aus Rücksicht auf den oder das, an einer öffentlichen Demonstration Theil zu nehmen – Klüngel; man will mit einer Sache nicht eher hervortreten, bis Andere ihre Meinung äußern – Klüngel.

Kourier an der Donau 55, 1. 2. 1845, Nr. 28, o. S. (digitale-sammlungen.de)

Es ist in mehrern Blättern behauptet worden, auf die Kölnischen Stadtrathwahlen habe die unter dem Namen „der Klüngel“ bekannte Coterie, die bisher fast ausschließlich die städtischen Angelegenheiten in Köln geleitet hat, hauptsächlich Einfluß gehabt. […]Das ist ein Irrthum. Jene Coterie ist bisher bei den Wahlen unterlegen.

Allgemeine Zeitung, 3. 11. 1846, Nr. 307, S. 2453. (digitale-sammlungen.de)

Bei der Anlage des sächsisch=bayerschen Eisenbahnhofs feierte der leipziger Klüngel seinen Triumph und gefährdete die Interessen des Großhandels, um einige kärgliche Fuhrlöhne zu gewinnen.

Illustrirte Zeitung 8, 24. 4. 1847, Nr. 199, S. 267. (digitale-sammlungen.de)

In Köln kann doch nichts zu Stande kommen, ohne „dä leeve köllsche Klüngel“.

Neue Rheinische Zeitung, 18. August 1848, Nr. 79, S. [4]. (deutschestextarchiv.de)

[…]Am 1. Juli 1851 läuft die Pachtung der Siegburg-Müldorfer Fähre aus. Beabsichtigt die betreffende Behörde vielleicht auch alsdann wieder mittelst eines ähnlichen Klüngels wie im Jahre 1845 jenes Gerechtsam unter der Hand zu verpachten, und in wohlverstandenem eigenen Interesse die daraus herfließende Einnahme des Staates zu schmälern?

Neue Rheinische Zeitung, 15. Februar 1849, Nr. 222, S. [2]. (deutschestextarchiv.de)

[…]Der hiesige Bürgerverein glaubt ein neues Mittel entdeckt zu haben, um die Wahlen, die so entschieden gegen ihn ausgefallen sind, dennoch in setnem Interesse ausbeuten zu können. Er läßt seine beiden früheren Kandidaten fallen und schlägt zwei Handwerker vor, um damit die in den Wahlmännern so zahlreich vertretenen Arbeiter und Handwerker zu bestechen … Wir haben aber unsre Wahlmänner nicht gewählt, damit sie sich durch solche Manöver und Klüngeleien Sand in die Augen streuen lassen, sondern damit sie echte, zuverläsige und muthige Demokraten in die Kammer schicken, […]die dem Brandenburg-Manteuffelschen Säbelregiment ein Ende machen. Wir erwarten, daß unsere Wahlmänner ihre Pflicht thun.

Neue Rheinische Zeitung, 28. Januar 1849, Nr. 207, S. [2]. (deutschestextarchiv.de)

Die Auswanderer müssen überhaupt darauf gefaßt seyn daß sich eine Clique oder, wie wir in Köln sagen, ein Klüngel gegenseitig in die Hand spiele. […]Ein gewöhnliches Manöver sich Vertrauen bei denjenigen zu erwerben, die sich übervortheilt glauben soll darin bestehen daß man das Geschäft abbricht und sie zu dem nahewohnenden Concurrenten schickt, wobei man sich über denselben zwar verächtlich ausdrückt, aber doch mit ihm unter einer Decke liegt. Dort stellt man dann systematisch dem Fremden die Preise so schlimm daß er gern zum ersteren zurückkehrt.

Allgemeine Zeitung, 31. 5. 1852, Nr. 152, S. 2419. (digitale-sammlungen.de)

Der Kölnische Kunstverein wird an einer hier grassirenden Krankheit sterben, geheißen: Kölnischer Klüngel.

Allgemeine Zeitung, 22. 7. 1852, Nr. 204, S. 3262. (digitale-sammlungen.de)

[…]Wenn ich nun in diesen Papieren und Briefen Steins Art und Rede zu Alexander las, und wie er die Politik der letzten fünf Jahre malte und den schleichenden, honigsüßen und honigweichen Karakter jenes Ministers gleichsam an den Galgen der Schande hängte, bei welcher Malung und Hängung doch einige Schmutzflecke auf den Kaiser selbst absprützen konnten, so erkannte und bewunderte ich die ganze Herzhaftigkeit und Muthigkeit Steins, bekam aber für den Augenblick, wo Stein in dem Herzen und Rat Alexanders auf höchster Stelle zu stehen schien, von Alexander selbst eine viel höhere Meinung, als ich bisher gehabt hatte. Der endliche Aussprung der Steinschen Reden und Briefe mit und an den Kaiser war doch bald, daß es um Romanzoff und seinen ganzen Klüngel gethan war und andre Männer, Stein an der Spitze, nebst Kotschubey, Lieven u. s. w., oben zu schweben schienen.

Arndt, Ernst Moritz: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn Heinrich Karl Friedrich von Stein. Berlin 1858, S. 31. (digitale-sammlungen.de)

[…]Die Fortschrittspartei wird in Berlin sicherlich ihre Candidaten wieder durchbringen, wenn auch vermuthlich gegen stärkere Minoritäten; denn nicht wenige haben sich von den letzten Reden des Kanzlers über den Klüngel, der die Reichshauptstadt beherrscht und für seine Zwecke ausbeutet, die Augen öffnen lassen.

Die Grenzboten 40/3 (1881), S. 87. (deutschestextarchiv.de)

[…]So discreditirte man den Director vor den Lehrern, anderswo wieder discreditirte man den Lehrer vor den Schülern. In diesem Punkte mag vieles besser geworden sein, aber die üble Folge ist da; man hört aller Orten von Unfrieden und Klüngelwirthschaft in den Collegien, und manche Klage über das höhere Schulwesen in Elsaß-Lothringen ist mittelbar oder unmittelbar durch solche Thatsachen hervorgerufen worden.

Allgemeine Zeitung, 25. 11. 1881, Nr. 329, S. 4835. (digitale-sammlungen.de)

[…]Wenn ich so was höre und sehe, dann wird mir manches in meinem Leben auf einen Ruck klar. Ich bin absolut einsam durchs Leben gegangen, ohne Klüngel, Partei, Clique, Koterie, Klub, Weinkneipe, Kegelbahn, Skat und Freimaurerschaft, […]ohne rechts und ohne links, ohne Sitzungen und Vereine. […] Ich habe den Schaden davon gehabt, aber auch den Vorteil, und, wenn ich’s noch einmal machen sollte, so macht‘ ich’s wieder so. Vieles büßt man ein, aber was man gewinnt, ist mehr.

Fontane, Theodor: Gesammelte Werke. Jubiläumsausgabe. Zweite Reihe in fünf Bänden. Autobiographische Werke/Briefe. Bd. 5. Berlin 1920, S. 49.

Was versteht man unter Klüngel? Meine Herren, das ist so eine Art von Koterie, eine Art Vetterschaft und Schwägerschaft, die ein ganzes Gemeinwesen beherrschen will und die den Grundsatz hat: alles für uns und alles durch uns; wo wir sind, soll niemand anders auch ein Wort mitzureden haben.

Stenographische Berichte über die Verhandlungen der durch die Allerhöchste Verordnung vom 4. Januar 1886 einberufenen beiden Häuser des Landtages. Bd. 3. Berlin 1886, S. 1561. (google.de)

Stümper würden unterstützt und die richtigen Leute kriegten nichts. Alles Klüngel und wieder Klüngel.

Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches von Theodor Fontane. Hrsg. von Universität Göttingen Theodor Fontane-Arbeitsstelle. Berlin 1898, S. 524. (deutschestextarchiv.de)

In den deutschen Mittelstaaten dagegen besteht eine festgeschlossene Oligarchie verwandter und verschwägerter Beamtenfamilien, die mit vereinten Kräften dafür sorgen, daß die besten Stellen ihrem Klüngel vorbehalten bleiben. […]Klassische Beispiele für diese Nepotenwirtschaft, die der unausrottbare Krebsschaden aller Kleinstaaterei ist, geben die Geschichte von Hannover und die von Württemberg. Daß einmal ein Fremder in einem deutschen Mittelstaat Minister wird, gehört zu den größten Seltenheiten.

Die Grenzboten 62/3 (1903), S. 384. (deutschestextarchiv.de)

Das Zunfthandwerk schloß sich ab. Es bildete sich ein Klüngel von Verwandten und Bekannten, die keinen andern als Meister eindringen ließen, wenn er nicht einheiratete.

Hofstaetter, Walther: Deutschkunde. Leipzig/Berlin 1917, S. 87. (gei.de)

Das ist wieder dieselbe Cliquen- und Klüngelwirtschaft, die wir schon vor dem Kriege zu beklagen hatten, und derselbe dünkelhafte Parteigeist, der unser innerpolitisches Leben eigentlich seit der Beseitigung des Absolutismus beherrscht.

Die Grenzboten 77/4 (1918), S. 193. (deutschestextarchiv.de)

[…]Aber es gibt nur die Wahl: Führerdemokratie mit „Maſchine“ oder führerloſe Demokratie, das heißt: die Herrſchaft der „Berufspolitiker“ ohne Beruf, ohne die inneren, charismatiſchen Qualitäten, die eben zum Führer machen. Und das bedeutet dann das, was die jeweilige Parteifronde gewöhnlich als Herrſchaft des „Klüngels“ bezeichnet. Vorläufig haben wir nur dies letztere in Deutſchland.

Weber, Max: Politik als Beruf. München 1919, S. 48. (deutschestextarchiv.de)

[…]Der unbedingten Solidarität aller Geldverdiener muß die ebenso unbedingte Solidarität der Geistigen gegenüber stehen. Es geht nicht an, daß man feixenden Bürgern das Schauspiel eines Kampfes liefert, aus dem sie nur und ausschließlich heraushören: dürfen wir weiter schachern, oder dürfen wir es nicht? Dürfen wir weiter in Cliquen und Klüngeln schieben, oder dürfen wir es nicht?

Die Weltbühne 15/1 (1919), S. 282. (archive.org)

Der Kreis, den diese Usurpatoren darstellen, ist ein denkbar kleiner. Er hat mit der deutschen Wehrmacht und vor allem auch mit dem deutschen Heer nichts zu tun. Es ist ein ganz kleiner Klüngel verbrecherischer Elemente , die jetzt unbarmherzig ausgerottet werden.

[…]

Ich bin der Überzeugung, daß wir mit dem Austreten dieser ganz kleinen Verräter- und Verschwörer-Clique nun endlich aber auch im Rücken der Heimat die Atmosphäre schaffen, die die Kämpfer der Front brauchen. Denn es ist unmöglich, daß vorn Hunderttausende und Millionen braver Männer ihr letztes hergeben, während zu Hause ein ganz kleiner Klüngel ehrgeiziger, erbärmlicher Kreaturen diese Haltung dauernd zu hintertreiben versucht. […]Diesmal wird nun so abgerechnet, wie wir das als Nationalsozialisten gewohnt sind.

Völkischer Beobachter (Berliner Ausgabe) 22. 7. 1944 [21. 7. 1944]. [DWDS] (1000dokumente.de)

[…]Ohr, Mund, Gereon, Bischofsstab und Madonna, das wären der kirchlichen und religiösen Embleme genug. Es fehlen die weltlichen: ein Versicherungsgebäude oder ein Bankhaus. Daneben unbedingt zwei Hände, die eine die andere waschend; mag’s überall Kompromisse geben, Gentleman’s Agreement, Aufeinanderabstimmen, Korruption, Bestechung – der Klüngel ist doch etwas anderes, er ist die kölnische Form des „Seid nett zueinander".

Böll, Heinrich: Was ist kölnisch? (1960). In: Heinrich Böll: Werke. Kölner Ausgabe. Bd 12 1959–1963. Hrsg. von Robert C. Conard. Köln 2008, S. 69.

Über die Klüngel- und Vetternwirtschaft an deutschen Universitäten und über die selbstgerechte Mittelmäßigkeit seiner Kollegen hat Lessing, der immerhin 20 Jahre – unbesoldet allerdings – in Hannover lehrte, geredet, als gehörte er nicht dazu.

Die Zeit, 16. 3. 1979, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

Bernhard Worms, Landrat in Pulheim […] ist das Gegenteil des Professors [Biedenkopf]. Er ist ein Produkt der Kölner Philosophie, die Konrad Adenauer einmal mit dem Satz umschrieben hat: „Man kennt sich, man hilft sich.“

Die Zeit, 24. 6. 1983, Nr. 26. [DWDS] (zeit.de)

Knut Nevermann, […]der seinen politischen Aktionsradius über zwanzig Jahre lang in der duzseligen Wärme irgendeines Kollektivs hatte, lernt gerade die Einsamkeit des Hierarchen kennen: Auf „Äquidistanz“ zu allen halten, nicht kungeln und nicht klüngeln, weder mit dem Betriebsrat noch mit anderen Grüppchen. […]„Jeder soll wissen, daß ich unabhängig und nicht in irgendwelche Seilschaften verstrickt bin.“

Die Zeit, 25. 4. 1986, Nr. 18. [DWDS] (zeit.de)

Er [Lummer] blieb es bis 1980, ein harter Konservativer, auf Konfrontation bedacht, ein Solist innerhalb der CDU, ohne mit Cliquen und Klüngel verquickt zu sein, ein Populist mit eigenen Freiheiten.

Die Zeit, 30. 6. 1989, Nr. 27. [DWDS] (zeit.de)

[…]Aus autobiographischen Schriften, Interviews und journalistischen Gelegenheitsarbeiten des Onkels Heinrich hat jetzt Victor Böll ein Bild der Stadt zusammengestellt, das nicht den Regeln der literarischen Fiktion, sondern denen der Erinnerung gehorcht. Die Kindheit in der Südstadt, das zerstörte Köln, der Dialekt, das Kölsche an sich samt Kirche und Klüngel und immer wieder die Wohn- und Arbeitsorte finden sich portraitiert.

Die Zeit, 10. 2. 1995, Nr. 07. [DWDS] (zeit.de)

Karneval, Kölsch und Klüngel, das ist das eine, Korruption das andere.

Der Tagesspiegel, 12. 3. 2002. [DWDS]

Als Preußin wurde sie im Rheinland noch nach dreißig Jahren nicht heimisch. Karneval, Klüngel, Katholizismus – das war nichts für sie.

Der Tagesspiegel, 14. 2. 2002. [DWDS]

Der Verkauf der städtischen Abfallgesellschaft an den Niederrheiner ging in einer großen Koalition zwischen CDU, SPD und FDP so glatt durch den Rat der Stadt, dass die grüne Fraktionschefin Barbara Moritz schon damals ausrief: „Hören Sie auf, durch undurchsichtige Verfahrensweisen Kölns Ruf als Hochburg des Klüngels zu festigen.“

Der Tagesspiegel, 6. 3. 2002. [DWDS]

Kölsch, Karneval und Klüngel – das sind die „drei K“ von Köln, die Säulen eines ganz ortstypischen sozialen Netzes. Was beim Kölsch ausgeklüngelt wird, darf mitunter im Karneval belacht werden. […]Momentan ist der Kölner SPD und den Genossen in Land und Bund jedoch das Lachen gründlich vergangen. Seitdem der Skandal um okkulte Parteispenden täglich neue Sumpfblüten treibt, steht der „Kölner Klüngel“ bundesweit unter Anklage – als Inbegriff für Filzokratie, Kungelei und Vetternwirtschaft.

Welt am Sonntag (online), 10. 3. 2002. (welt.de)

Aber wie war es mit Heinrich Böll, dem Strengen, der überhaupt nicht die vom Klüngel geforderte moralische Elastizität aufbrachte und stattdessen gegen die verschwiemelten Verabredungen der kölnischen Gemütsmenschen stänkerte?

Die Zeit, 14. 3. 2002, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

Nirgendwo sonst in dieser Republik wird so schön und so heftig geklüngelt wie zu Köln am Rhein.

Der Spiegel (online), 10. 12. 2002. (spiegel.de)

[…]Es war ein Votum gegen Vetternwirtschaft und Filz, gegen das „System Pasok“, das die griechischen Sozialisten seit über zwanzig Jahren perfektioniert haben: das Netzwerk von Klüngel und Klientelbeziehungen, das mittlerweile weite Bereiche der öffentlichen Verwaltung lähmt.

Der Tagesspiegel, 9. 3. 2004. [DWDS]

Während ihrer Stadtführung zum Thema „Klüngel und Knochen“ führt sie die Teilnehmer regelmäßig zu jenem winzigen Platz in der City, der nach dem 1644 geborenen Volkstribun [Nikolaus Gülich] benannt ist.

Für Köln den Kopf verloren. Pressebericht zur Stadtführung: Klüngel & Knochen. In: Kölner Stadtanzeiger, 25. 4. 2006. (stattreisen-koeln.de)

In Köln werden amtliche Angelegenheiten gern privat erledigt: Das „Kölscher Klüngel“ genannte System funktionierte bestens, bis es Anfang 2002 als kriminell entlarvt wurde.

Der Tagesspiegel, 25. 3. 2007. [DWDS]

Einsturz des Kölner Stadtarchivs: Kölsch, Klüngel, Katastrophe. [Überschrift]

Frankfurter Allgemeine Zeitung (online), 26. 3. 2009. (faz.net)

Dass in der Klüngelstadt Köln ausgerechnet das Stadtarchiv mit allen Ratsprotokollen vom Erdboden verschwand, könnte fast zu Verschwörungstheorien Anlass geben.

Aachener Zeitung, 3. 9. 2009. [DWDS]

Schließlich sind auch Sozialdemokraten in den Hannoveraner Klüngel verstrickt, schließlich hat der schillernde Wulff-Freund Carsten Maschmeyer einst auch Anzeigen für Gerhard Schröder geschaltet.

Die Zeit, 2. 1. 2012 (online). [DWDS] (zeit.de)

Die EU fordert rechtsstaatliche Reformen und schmerzhafte Modernisierung, Putin bietet Janukowitsch eurasisches business as ususal an – Klüngel, Kartelle, Korruption.

Die Zeit, 19. 12. 2013, Nr. 52. [DWDS] (zeit.de)

Promovieren in Deutschland findet oft in hierarchischen Strukturen statt, wissenschaftliche Karrieren sind schlecht planbar. Klüngelei ist an den Universitäten keine Seltenheit.

Die Zeit, 11. 3. 2014, Nr. 11. [DWDS] (zeit.de)

[…]Köln ist eine gemütliche Stadt mit liebenswerten Menschen. Natürlich gibt es da die Köln-„Besoffenen“, doch dieses „Kölle first“ ist nicht mehr so stark, es ist eine ganz gesunde Liebe. Den berühmt-berüchtigten Kölsche Klüngel halte ich übrigens für einen Mythos. Den gibt’s überall, in Köln hat man nur einen Namen dafür. Man kennt sich, man hilft sich – solange das nicht ins Kriminelle abrutscht, kann man das auch als Nachbarschaftshilfe ansehen.

Capital (online), 3. 7. 2018. (capital.de)

Klüngel und Knüssel – Warum Rheinisch besser ist als Hochdeutsch.

So geht Rheinisch. Ein General-Anzeiger-Podcast von und mit Jörg Manhold (ab 2020) und Peter Honnen (2019). (deutschepodcasts.de)

Man denke nur an das Hallstadter Bürgerhaus, wo man den letzten Pfennig an Zuschüssen noch ergattern wollte oder dem Schandfleck in der Bamberger Altstadt, dem neuem Tor zum Dominikanerbau, wo Denkmalschutz und Leitung der Universität geklüngelt haben.

Fränkischer Tag, 3. 5. 2019. [DWDS]

Die Werder-Familie hält also weiter zusammen. In Krisen-Zeiten ist dann gerne vom Bremer Klüngel die Rede, keiner mag dem anderen etwas Böses antun. […]Doch dem widersprach Kohfeldt, der schon sein halbes Leben im Klub ist, energisch.

Frankfurter Rundschau (online), 16. 2. 2020. (fr.de)

Kölscher Klüngel ist berühmt. Wenn man Klüngel sagt, dann meint man Köln. Klüngeln kann fast jeder Kölner.

Hayit, Ertay: Die beiden Gesichter des Kölschen Klüngelns. Köln-Magazin.info 2020. (koeln-magazin.info)

Klüngel, Karten, Kumpanei – Die Machenschaften der S04-Fanabteilung.

Schalke unser. Fan-Zeitung gegen Rassismus 3 (2014), Nr. 81. [DWDS] (schalke-unser.de)