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Empowerment · Selbstermächtigung Selbstbemächtigung

Politik & Gesellschaft

Kurz gefasst

Sowohl Selbstermächtigung als auch Selbstbemächtigung sind im Deutschen mindestens seit Ende des 18. Jahrhunderts belegt. Insgesamt bleiben beide Wörter bis zum letzten Drittel des 20. Jahrhunderts selten. Wohl vor dem Hintergrund der Entlehnung von Empowerment selbst initiierter oder professionell unterstützter Prozess der (Wieder-)Herstellung von Selbstbestimmung über das eigene Leben aus dem Englischen verbreitet sich Selbstermächtigung ab Ende des 20. Jahrhunderts weiter. Es trägt nun entsprechende Bedeutungen, ist gegenüber Empowerment aber semantisch weiter gefasst.

Wortgeschichte

Selbstbemächtigung und Selbstermächtigung. Wortbildung und frühe Bezeugungen

Sowohl das Substantiv Selbstbemächtigung als auch das heute geläufigere Selbstermächtigung sind in entsprechenden Korpora mindestens seit Ende des 18. Jahrhunderts belegt (1784, 1790).

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Selbstbemächtigung wird darüber hinaus bereits Ende des 17. Jahrhunderts bei Stieler unter Mächtigung bzw. Bemächtigung und mit der Angabe proprius ausus lexikographisch erfasst (Stieler, 1206). Im 19. Jahrhundert bucht Campe Selbstbemächtigung mit der Bedeutung die Handlung, da man in eigener Person, eigenmächtig sich einer Sache bemächtigt (Campe Wörterbuch 4, 405); das 1DWB bucht Selbstbemächtigung zudem mit der Bedeutung eigenmächtige Besitzergreifung (1DWB 16, 459). Selbstermächtigung wird dahingegen von den großen Wörterbüchern des 19. Jahrhunderts nicht gebucht.

Selbstermächtigung ist eine Bildung zu Ermächtigung, das im Deutschen mindestens seit dem 17. Jahrhundert bezeugt ist (1683, 1776; das 2DWB setzt sowohl die Bedeutung Vollmacht, Mandat als auch die Bedeutung Autorisierung, Ausstattung mit einer Vollmacht mit Erstbelegen für die erste Hälfte des 19. Jahrhundert an, vgl. 2DWB 8, 1976). In Quellen des 19. Jahrhunderts begegnet das Substantiv in politischen Kontexten in den Bedeutungen eigenmächtige Machtübernahme (1835, 1841). Daneben stehen aber auch Verwendungen in anderen Kontexten (1829, 1857, 1870). Sowohl Selbstbemächtigung als auch Selbstermächtigung bleiben bis zum letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zwar belegt (1848, 1934, 1967), insgesamt jedoch wenig verbreitet und semantisch schwer zu fassen.

Empowerment und die Verbreitung von Selbstermächtigung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ist mit Empowerment ein neues Lehnwort im Deutschen bezeugt (1994a). Im Englischen ist empowerment bereits seit Jahrhunderten bezeugt; das 3OED bucht Belege in der Form impowerment bereits für das 17., Belege in der Form empowerment ab Mitte des 19. Jahrhunderts (vgl. 3OED unter empowerment, n.). Für die Entlehnung ins Deutsche ist erst die fachsprachliche Verwendung des Wortes ab Mitte der 1970er Jahre relevant, die aus dem Kontext der Neuen sozialen Bewegungen insbesondere in den USA entstammt1). Die Übertragung des Wortes empowerment auf die aus den entsprechenden Bewegungen entstehenden Gedanken einer Selbstbefähigung des Individuums wird gemeinhin Barbara B. Solomon und der Studie Black Empowerment: social work in oppressed communities zugeschrieben (vgl. Herriger 2010, 21).

Im Deutschen zeigen frühe Belege des Wortes eine enge Anbindung an die Verwendungszusammenhänge des Englischen (1995a, 1995c) sowie der Fachsprache (1995b, 1995d). Empowerment bezeichnet in allgemeinsprachlichen Quellen vornehmlich professionell durchgeführte Maßnahmen zur Befähigung von Individuen, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen (1998, 1999a). Daneben kann es aber, zumal in der Fachsprache (vgl. Herriger 2010, 16), auch einen selbst initiierten Prozess der (Wieder-)Herstellung von Selbstbestimmung, Eigenmacht und Autonomie über das eigene Leben bezeichnen (2003a, 2014a). Im deutschsprachigen Raum wird Empowerment zunächst vor allem in Bezug auf Frauen (1994b, 1995e, 1995f), später – möglicherweise neuerlich unter Einfluss des Englischen (2012d) – auch breiter in Bezug auf weitere marginalisierte gesellschaftliche Gruppen bezogen (2015, 2017a, 2017b).

Die Abbildung zeigt die DWDS-Wortverlaufskurve zu Selbstermächtigung mit deutlichem Bezeugungsanstieg in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Abb. 1: DWDS-Wortverlaufskurve zu Selbstermächtigung

DWDS (dwds.de) | Bildzitat (§ 51 UrhG)

Als deutschsprachige Entsprechungen für Empowerment sind verschiedene Wörter belegt, so neben Ermächtigung (2014b) und Selbstbefähigung (2003a) auch Selbstbemächtigung (1999b, 2006). Wenn die Bezeugungsfrequenz von Selbstermächtigung im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts signifikant steigt (vgl. Abb. 1 sowie die entsprechende bedeutungsübergreifende Wortverlaufskurve des Google NGram Viewers), könnte diese Entwicklung auch in Zusammenhang mit der weiteren Verbreitung von Wort und Konzept des Empowerments im deutschsprachigen Raum zu verstehen sein. Jedenfalls begegnet Selbstermächtigung nunmehr bedeutungsverwandt zu Empowerment (2000a, 2001a, 2011b, 2011c). Zudem ist Selbstermächtigung nun auch ein Wort der soziologischen Fachsprache (2003b, 2010, 2011a). Auch Selbstbemächtigung ist in den Quellen nun häufiger und in entsprechenden Bedeutungen bezeugt (2004, 2009), bleibt insgesamt aber deutlich weniger verbreitet als Selbstermächtigung.

Empowerment und Selbstermächtigung: Semantische Überschneidungen, semantische Abgrenzung

Selbstermächtigung und Empowerment sind zwar in Hinblick auf Verwendungen im sozialen Bereich seit dem Ende des 20. Jahrhunderts bedeutungsverwandt, gehen aber nicht in einem vollständig synonymen Verhältnis zueinander auf. So fällt auf, dass Selbstermächtigung anders als Empowerment – möglicherweise auch vor dem Hintergrund der älteren Verwendungen im deutschsprachigen Raum – besonders in politischen Kontexten in der Bedeutung eigenmächtige Machtübernahme begegnet (1993, 1997, 2012c), wobei die Grenzen zwischen politischen und sozialen Kontexten hier fließend sind (2012a, 2012b).

Ohnehin ist das semantische Spektrum von Selbstermächtigung gegenüber Empowerment insgesamt breiter; es bleibt nicht so sehr auf den soziale Bereich beschränkt, sondern wird in der allgemeineren Bedeutung eigenmächtige Übernahme einer Sache, Selbstbefähigung auch etwa auf kulturgeschichtliche Prozesse der Menschheit, namentlich Aufklärung und Moderne, bezogen (2000b, 2001b), wo es die Emanzipation des Menschen im Zuge der Aufklärung aber auch die Erhebung des Menschen über die Natur im Zuge des Modernisierungsprozesses bezeichnet.

Anmerkungen

1) Vgl. hierzu detaillierter Herriger 2010, hier insb. Kapitel 2 Spurensuche: Eine kurze Geschichte des Empowerment-Konzeptes.

Literatur

Campe Wörterbuch Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch der deutschen Sprache. Theil [Bd.] 1–5. Braunschweig 1807–1811.

1DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Bd. 1–16. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (woerterbuchnetz.de)

2DWB Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (vormals Deutsche Akademie der Wissenschaften) und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 1–9. Stuttgart 1983–2018. (woerterbuchnetz.de)

Herriger 2010 Herriger, Norbert: Empowerment in der sozialen Arbeit: eine Einführung. 4., erw. und aktualisierte Aufl. Stuttgart 2010. (ciando.com)

3OED Oxford English Dictionary. The Definite Record of the English Language. Kontinuierlich erweiterte digitale Ausgabe auf der Grundlage von: The Oxford English Dictionary. Second Edition, prepared by J. A. Simpson and E. S. C. Weiner, Oxford 1989, Bd. 1–20. (oed.com)

Stieler Stieler, Kaspar von: Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz/ Worinnen alle und iede teutsche Wurzeln oder Stammwörter/ so viel deren annoch bekant und ietzo im Gebrauch seyn/ nebst ihrer Ankunft/ abgeleiteten/ duppelungen/ und vornemsten Redarten/ mit guter lateinischen Tolmetschung und kunstgegründeten Anmerkungen befindlich. […] Nürnberg 1691. (mdz-nbn-resolving.de)

Belegauswahl

Gewalt/ als welche Ringerung nach und nach theil durch Widersetz- und Ermächtigung der Stande/ bevorab umbs Ende der Caronliner/ theils auch bey wanckendem Successions-Recht durch eigennützigen Vorschub der Käyser/ zur Ergrösserung ihrer Familien/ […]sowol auch innerliche Kriege/ und insonderheit die von denen Päbsten mit einem heiligen Vorhaben bedeckte Künste sich zugetragen/ zumal aber bey vorgenommenen freyeren Wahlrecht in Vorsetzung der Gegen-Käyser/ wie dann auch vornemlich mit so bequemerer Gelegenheit deß nach Käyser Friedrich dem Andern so lang gewährten Interregni, zugleich auch die Potestät und das jenige worinnen eigentlich die Majestät eines Regenten beruhet/ sehr beschnitten […]/ und die jenige Stände des Reichs/ welche sich und denen ihrigen durch Vererbung ihrer Lande bey begebenen Zeiten vor andern gerathen/ vermöge solcher Kräffte dahin gediehen/ am Regiment deß Röm. Reichs mit Theil zu haben/ auch nach ihrem Exempel andere sowol Fürsten/ als auch allgemach viele der heutigen damahlen eben so mächtige Städte zur Landes Hoheit sich befordert.

Heiden, Rudolph: Deß H. Röm. Reichs Teutscher Nation, Gründfeste. […] Franckfurt am Mäyn 1683, S. 8. (books.google.de)

Die ganze Blendung[…], welche man ſich bisher hieruͤber gemacht hat, ruͤhrt einzig und allein davon her, daß die mehrſten gemeinen Laſten in neuern Zeiten mit Gelde beſtritten und zu einer Generalcaſſe bezahlet worden, und der Staat hierauf nicht ſo genau darnach geſehen, ob er dieſes Geld aus eines Heuermanns, Paͤchters, Winners oder eines Wehrfeſters Haͤnden empfangen; folgends ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf die Ermaͤchtigung des Geldes gerichtet und ſich um die Wirthſchaft der Freyen zum großen Nachtheil der reihepflichtigen Leibeignen faſt gar nicht mehr bekuͤmmert […]; ein Fehler, deſſen Folgen immer gefaͤhrlicher werden muͤſſen, da viele, die ſich frey kaufen, ihre Holzungen angreifen, Laͤndereyen veraͤußern, auch wohl ihr ganzes Erbe Stuͤcksweiſe verheuren, und ihren ganzen Haushalt eingehen laſſen; ohne daß der Beamte, der die Rechte der reihepflichtigen Geſellſchaft zu vertheidigen hat, ſich in dieſem Stuͤcke um ihre Wirthſchaft bekuͤmmern und in die Stelle der Gutsherrlichen Localcontrolle treten darf.

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Zweyter Theil. Hrsg. von Jenny von Voigts. Berlin 1776, S. 165. (deutschestextarchiv.de)

Der Grund zu dieser glücklichen Niederlassung ward nicht, wie es sont nur zu gewöhnlich geschieht, durch Selbstbemächtigung, gewaltsamen Überfall oder Blutvergießen gelegt.

[Crèvecoeur, Michel Guillaume Jean de]: Sittliche Schilderungen von Amerika, in Briefen eines Amerikanischen Guthsbesitzers an einen Freund in England. Liegnitz/Leipzig 1784, S. 174. (books.google.de)

Daß gemeinsame, gründliche, und ernsthafte Vorstellungen von Seiten des deutschen Episkopats an den Papst, oder der Antrag einer gütlichen Ausgleichung das schicklichste, der natürlichen Billigkeit, den geistlich- und weltlichen Rechten, den Reichgesetzen, und den Beyspielen verflossener Jahrhunderte in ähnlichen Fällen angemessenste Mittel sey, die zwischen dem Papste, und den Bischöfen fürwaltende Streitigkeiten zu beheben, und daß die Selbstermächtigung der prätendirenden Befugnisse in mehrerm Betrachte gefährlich werden könnte.

[von Haiden, Thomas Joseph]: Gedanken über die Punktation des Embserkongresses, und die im Streit befangene päpstliche Runziatursache im römischen deutschen Reiche. Deutschland 1790, S. 143. (books.google.de)

Es weiß auch, daß es von sich weiß, und kann in diesem Wissen von sich immer weiter in sich selbst zurückgehen. Aber damit hebt es sich nicht auf; sondern eben darum, weil es ein geistiges Wesen, also eine Kraft der Selbstermächtigung, ist, eben darum kann es in jeder seiner Bestimmtheiten von sich wissen.

Suabedissen, David Theodor August: Von dem Begriffe der Psychologie, ihrem Verhältnisse zu den andern, besonders den verwandten Wissenschaften, und der Erkenntnißweise, die in ihr Statt findet. Marburg/Cassel 1829, S. 60. (books.google.de)

Dieser Dringlichkeit hatte sie in jedem Augenblicke jede andere Rücksicht ohne Ausnahme aufgeopfert, ihr zu lieb jede Scheue vor Selbstwiderspruch wie jedes Bedenken über bundeswidrige Selbstermächtigung standhaft überwunden, ja, als Ergebniß eines langen und siegreichen Kampfs um Volkssouveränität und freie Willensäußerung, diese nemlichen Grundsätze sogleich wieder durch einen Beschluß vernichtet, welcher den ganzen, der Stadt treu gebliebenen Drittel der diesseitigen Landgemeinden, nach gewaltsamer Unterjochung von Seiten der übrigen, ohne Anfrage, ohne neue Abstimmung, ohne Rücksicht auf den wiederholt ausgesprochenen Volkswillen, dem glücklichen Sieger, gleich einer eroberten Provinz, aus Machtvollkommenheit Preis gab.

Tscharner, Friedrich von (Hrsg.): Verhandlungen über die Theilungsfrage in Betreff der Universität Basel vor der eidgenössischen Theilungskommission, als bestelltem Schiedsgerichte. Zweites und letztes Heft. Chur 1835, S. 394. (books.google.de)

Der König unser Herr, hat mit Befremden
Die Selbstermächtigung des Parlaments
Aus dem Bericht, den ihr in höchste Hand
Gelegt, mißbilligend entnommen.

Klein, Julius Leopold: Maria von Medici. Trauerspiel. Berlin 1841, S. 110. (books.google.de)

Wir verlassen die Bilder, die Gedanken daraus verwendend, und wiederholen zum Anfang rückschauend, daß wir alles Ersprießliche von der Einsicht des Parlaments erwarten und unsere Besorgniß nur darauf ruht, es möchten die Bundeshäupter die großartige Selsbtbeherrschung und schöpferische Selbstbemächtigung nicht erschwingen, die zur Beseelung der einheitlichen Staatsform unerläßlich und die nur möglich, wenn die versicherte Vaterlandsliebe in ihrem Herzen als eine flammend Wahrheit sich bewährt in der pigmaleonischen Umarmung des schönen Gebildes.

Regensburger Zeitung 27, 25. 3. 1848, Nr. 145, S. 585. (books.google.de)

Die Urform des Vermögenserwerbs ist mithin occupatio, einseitige Thätigkeit und Selbstermächtigung.

Kuntze, Johannes Emil: Die Lehre von den Inhaberpapieren oder Obligationen au porteur, rechtsgeschichtlich, dogmatisch und mit Berücksichtigung der deutschen Partikularrechte. Leipzig 1857, S. 338. (books.google.de)

Um eine zusammenhangende Thätigkeit auszuzeichnen durch öffentliche Anerkennung und Vertrauen, durch Schutz und Unterstützung, genügt ihm im Allgemeinen nicht die auf der blossen Selbsterkenntnis beruhende Selbstermächtigung dazu; es betrachtet das Urtheil über das entsprechende Maass der eigenen Begabung und den hinreichenden Grad ihrer Ausbildung als ein solches, welches der Gefahr der Täuschung besonders ausgesetzt ist; um also dem Einzelnen die Berechtigung zu einer in einem Organismus eingegliederten Wriksamkeit zuzuerkennen, fordert es ein objektives Urtheil und Zeugniss über Gabe und Befähigung und auf Grundlage desselben eine ausdrückliche Ermächtigung zu dieser Wirksamkeit.

Müller, Julius: Dogmatische Abhandlungen. Bremen 1870, S. 475. (books.google.de)

Von dem Elend, das die materialistische Haltung über uns gebracht hat, bezwungen, liefern wir uns heute, in einer starken innern Selbstbemächtigung, unserem Menschenwesen in seiner ganzen, von Gott gesetzten, wenn auch opfer- und entsagungsreichen Fülle und Gebundenheit aus.

Hommes, Jakob: Lebens- und Bildungsphilosophie als völkische und katholische Aufgabe. Freiburg im Breisgau 1934, S. 4.

Und schließlich könnte – schlimmstenfalls – dieses Rumpf-Parlament, von Mißtrauischen als „eine Art erweitertes Kabinett“ betrachtet („Panorama“-Autor Lutz Lehmann), in Krisenzeiten zur vollendeten Selbstermächtigung schreiten. Es könnte unter dem Vorwand, daß der Bundestag am Zusammentreten gehindert sei, schon im Fall "drohender Gefahr diesen ausschalten und sich selber zur Gesetzgebungs-Befugnis einsetzen – juristisch gedeckt durch den Artikel 115 a. Absatz 2, der vorgesehenen Notstandsverfassung.

Der Spiegel, 6. 11. 1967, S. 33. [IDS]

Und dies angesichts der Tatsache, daß die Parteien im Wege der fortschreitenden Selbstermächtigung den politischen Prozeß überwältigen und zu ersticken drohen.

Die Zeit, 18. 6. 1993, Nr. 25. [DWDS] (zeit.de)

Empowerment, mehr Macht für die Frauen, ist als Voraussetzung für weniger Bevölkerungswachstum anerkannt worden.

Süddeutsche Zeitung, 14. 09. 1994, S. 4. [IDS]

Wer diese von Prof. Heinz Haber (und anderen) errechnete Tatsache erkennt und anerkennt, stellt bald fest, daß es mit Familienplanung, Empowerment (Stärkung der Rolle der Frau), Entwicklungshilfe und kostenloser Verteilung von Verhütungsmitteln nicht getan ist.

Süddeutsche Zeitung, 5. 10. 1994, S. 12. [IDS]

Aber was kam an, wenn sie von „empowerment“ sprachen, vom Ziel, daß Jugendliche ihre Projekte selbst in die Hand nehmen?

Die Zeit, 6. 1. 1995, Nr. 02. [DWDS] (zeit.de)

Fehlanzeige aber da, wo es um politische und ökonomische Teilhabe geht, um gesellschaftliche Macht und Mitbestimmung also, um empowerment, wie das Zauberwort in der internationalen Konferenzsprache jetzt lautet.

Die Zeit, 25. 8. 1995, Nr. 35. [DWDS] (zeit.de)

Dem Konzept der Integration setzten Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen von DAWN, einem Netzwerk des Südens, das Konzept des empowerment entgegen: Frauen wollen nicht nur „ein größeres Stück vom vergifteten Kuchen“, sie wollen Macht, um die Welt zu verändern.

Die Zeit, 25. 8. 1995, Nr. 35. [DWDS] (zeit.de)

Frauen, Umwelt, Partizipation, Empowerment – alle Modewörter der entwicklungspolitischen Debatte werden bedient.

Die Zeit, 25. 8. 1995, Nr. 35. [DWDS] (zeit.de)

„[…] Empowerment muß unser Ziel sein: den Frauen die Kontrolle über ihr eigenes Leben zu geben.“

Die Zeit, 1. 9. 1995, Nr. 36. [DWDS] (zeit.de)

Dies erfordere dringend das wirtschaftliche „empowerment“ von Frauen.

Berliner Zeitung, 7. 9. 1995. [DWDS]

Hier zeigt sich wieder das paradoxe Prinzip der Selbstermächtigung durch Selbstentmachtung: Nationalstaaten sind gezwungen, um ihre Kontrollchancen zu erhöhen, ihre Machtmittel an kooperative transnationale Instanzen zu delegieren; nur so können sie als postnationale Einzelstaaten in Kooperation mit anderen ihre Einfluß- und Gestaltungschancen erneuern und erweitern.

Beck, Ulrich: Was ist Globalisierung? Frankfurt a. M. 1997 [1997], S. 226. [DWDS]

Im Gegenteil, man entwickelt Programme zur Potentialanalyse, zur Qualifizierung und zum Empowerment.

Kellner, Hedwig: Das geheime Wissen der Personalchefs. Frankfurt a. M. 1998, S. 13. [DWDS]

Empowerment: Im Sommer startet ein Seminar- und Trainingsprogramm für Frauen in leitenden Positionen in Politik, Wirtschaft und Verwaltung.

Berliner Zeitung, 24. 4. 1999. [DWDS]

Ich fordere aber weiterhin: Man sollte sich dem Empowerment-Prinzip anschließen, denn Lebensziel kann nur die Selbstbemächtigung eines Behinderten sein.

Protokoll der Sitzung des Parlaments Deutscher Bundestag am 2. 12. 1999. 76. Sitzung der 14. Wahlperiode 1998–2002. Plenarprotokoll. [IDS]

Dass die fünf in einem Akt der Selbstermächtigung, bevor sie auch nur eine Platte veröffentlicht hatten, ihr Management entließen und selbst am Spice-Konzept feilten, bestätigt nur die Perfektion des Castings: Es gehörte zu ihrer Rolle, aus der Rolle zu fallen.

Die Zeit, 16. 11. 2000, Nr. 47. [DWDS] (zeit.de)

Modernität bedeutet immer auch Selbstermächtigung und Naturzerstörung - mittlerweile im Weltmaßstab.

Berliner Zeitung, 15. 12. 2000. [DWDS]

Am 1. Februar 1960 zum Beispiel gingen vier schwarze Studenten der Shaw-Universität in die Cafeteria eines Woolworth-Kaufhauses in Greensboro, North Carolina, und setzten sich in den für Weiße reservierten Bereich – zweifellos einer der schönsten Augenblicke im 20. Jahrhundert. Mut, Selbstermächtigung, symbolische Aktion und realer Freiheitsgewinn trafen zusammen.

Berliner Zeitung, 12. 1. 2001. [DWDS]

Nur mithilfe eines paradoxen, „selbstwidersprüchlichen“ Denkens lässt sich begreifen, dass und inwiefern die modern-aufklärerische Selbstermächtigung des Menschen in ein Schicksal zweiter Ordnung eingemündet ist – homo homini fatum.

Die Zeit, 6. 9. 2001, Nr. 37. [DWDS] (zeit.de)

„Fitness bucht keiner, auch wenn Sie ’s ihm hinterherschmeißen“, sagt Susanne Schlung. Dabei hat der Zukunftsforscher Matthias Horx jüngst vorausgesagt, dass sich die Menschen – zurzeit „im Stadium narzistischer Entspannung“ – in Richtung „Empowerment (Selbstbefähigung) bewegen werden.

Der Tagesspiegel, 30. 11. 2003. [DWDS]

Meine Winterferientage begannen vor Sonnenaufgang und endeten nicht vor der letztmöglichen Bergfahrt, denn mein Ziel war nicht der Zeitvertreib, sondern die Bezwingung meines unzulänglichen, weil aus dem Flachland stammenden Ichs, soziologisch gesprochen: die Selbstermächtigung des Subjekts.

Die Zeit, 17. 12. 2003, Nr. 52. [DWDS] (zeit.de)

Es ist alles andere als zufällig, dass gerade die Beschäftigten in Bochum am vergangenen Donnerstag in einem Akt längst vergessen geglaubter Selbstbemächtigung ihre Arbeit niedergelegt haben.

die tageszeitung. Überregionale Ausgabe, 20. 10. 2004, S. 14. [IDS]

Empowerment andererseits bezeichnet eine Form fachlicher Arbeit mit Menschen mit einer Behinderung und ist am ehesten zu übersetzen mit «Selbstbemächtigung».

Die Südostschweiz, 22. 4. 2006. [IDS]

Ursprünglich also ein eher hoffnungsloser Versuch der Selbstbemächtigung, bringt dieses Verlangen Menschen hervor, die gleichsam als Privatsender ihrer selbst auftreten – und ihre Idole überall dort erkennen, wo es jemandem gelingt, die Aufmerksamkeit von Medien auf sich zu lenken.

Süddeutsche Zeitung, 22. 7. 2009, S. 9. [IDS]

Wenn auch weniger mit Legitimationsansprüchen und Begründungszwängen versehen, enthalten doch auch die Theorien von Bourdieu und Giddens kritische und normative Komponenten. So macht sich Giddens’ Strukturierungstheorie für die Selbstermächtigung bzw. Ermächtigung des Selbst („agency“) gegenüber den machtvollen Systemstrukturen stark.

Vester, Heinz-Günter: Kompendium der Soziologie III: Neuere soziologische Theorien. Wiesbaden 2010, S. 198.

Als Sozialfigur der Selbstermächtigung können Extremsportler schnell zu Helden avancieren.

Bette, Karl-Heinrich: Sportsoziologische Aufklärung. Studien zum Sport der modernen Gesellschaft. Bielefeld 2011, S. 76.

Die Projekträume sind eine Form der Selbstermächtigung eines in anderen großen Städten weitgehend marginalisierten Milieus.

Die Zeit, 1. 6. 2011, Nr. 23. [DWDS] (zeit.de)

Es ist faszinierend, wie Stephenie Meyers Fabulierlust abermals Prüderie und weibliche Selbstermächtigung versöhnt und zur Teenager-Wunscherfüllung umfunktioniert.

Die Zeit, 23. 11. 2011, Nr. 47. [DWDS] (zeit.de)

BHs brannten als Zeichen von Selbstermächtigung.

Die Zeit, 15. 3. 2012, Nr. 12. [DWDS] (zeit.de)

Und diesen Geist der Bürgerbeteiligung, der Selbstermächtigung, Selbstorganisation, den bekam nicht einmal Oskar zurück in die Flasche.

Die Zeit, 24. 5. 2012, Nr. 22. [DWDS] (zeit.de)

Im Lichte dessen warf die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) dem Militär Selbstermächtigung und Machtmissbrauch vor.

Die Zeit, 21. 6. 2012 (online). [DWDS] (zeit.de)

Statt dem erhofften black empowerment , dem Aufstieg der Schwarzen, brachte der politische Umbruch 1994 nur eine kleine schwarze Elite an die Macht.

Die Zeit, 19. 12. 2012, Nr. 51. [DWDS] (zeit.de)

Dort sind Selbsthilfeorganisationen entstanden, die lieber Straßenfeste organisieren und Gurkenanbau betreiben, lieber von „Empowerment“ statt von Mahnmalen sprechen.

Die Zeit, 13. 2. 2014, Nr. 08. [DWDS] (zeit.de)

Das Schlagwort ist empowerment, oder auf Deutsch: Ermächtigung.

Die Zeit, 27. 10. 2014, Nr. 44. [DWDS] (zeit.de)

Es wird gegenwärtig viel nachgedacht über Philanthropie und Entwicklungshilfe (auch darüber, dass man besser weder das eine noch das andere Wort verwendet und stattdessen eher von Menschlichkeit und Empowerment spricht).

Die Zeit, 26. 11. 2015, Nr. 48. [DWDS] (zeit.de)

Ihre Strategie im Umgang mit den radikalen Glaubensbrüdern läuft eher auf „Empowerment“ hinaus: Je mehr Muslime sich eingeladen fühlten, durch Leistung zur Gesellschaft beizutragen, desto geringer die Gefahr ihrer Radikalisierung und desto geringer die Neigung, es sich in der Opferrolle gemütlich zu machen.

Die Zeit, 4. 2. 2017, Nr. 05. [DWDS] (zeit.de)

Was in Schlingensiefs Freakshows noch als empowerment für die Marginalisierten durchgehen konnte, degenerierte in den Nuller Jahren zu Reality-TV und Ich-AG.

Die Zeit, 14. 9. 2017 (online). [DWDS] (zeit.de)