Originalwerk
Für
Auf den ersten Blick ist die Personenbezeichnung
Ein wichtiger Schlüssel für die semantischen Entwicklungen des Wortes liegt in der Bedeutung des Erstglieds
Mit dem Wohnen in einer Stadt sind seit dem Hochmittelalter auch bestimmte Rechte verbunden, die in Städteverfassungen kodifiziert werden.
Von der Bedeutung
Die Bedeutung
Dass die Bedeutung
Das Kompositum
Anknüpfend an die ältere Bedeutung
Gleichwohl entwickelt sich das Wort in dieser Bedeutung nie zum politischen Schlagwort. So ist in Textzeugnissen aus der Zeit der sogenannten
Auch für
Seit dem 19. Jahrhundert ist auch ein Stereotyp des Bürgers im Umlauf, das diesem bestimmte Eigenschaften zuschreibt: Ein Bürger ist auch im Hinblick auf seinen ästhetischen Geschmack eher konservativ, er ist wenig innovativ, eher prüde,
Die movierte Form
Ebenso wie
Im 18. Jahrhundert tritt auch
VNd sollen alle vnd jede vnsere
Bürgere vndBürgerinnen / die ausserhalbe der Stadt auff vnserm Rennelberge vnd Steinwege wonen / diese vnsere Ordnungein allen Puncten vnd Articulenauch zu halten vorpflichtet vnd schüldig sein.N. N.: Der Stadt Braunschweig Ordnung, ihre christliche Religion, auch allerhand Kriminal-, Straf- und Polizei-Sachen betreffend. Magdeburg 1579, S. 57.
Von einem
Buͤrger / ſo ein ſcheußliche/ aber doch reiche Baͤwrin zum Weib nam.Melander, Otto: Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Lich 1605, S. 27.
Vnd von dieſerContribution oderZulage iſt keiner derLandsſaſſen oderLandsEinwohner/Er ſey hohes oder nidrigesStandes/Adel oderVnadel/Buͤrger oder Bawr/Coſſate/Muͤller/Kruͤger/Schaͤffer/Schaͤfferknechte/befreyet. Micraelius, Johann: Fünfftes Buch Der Pommerschen Jahr-Geschichten. Stettin 1639, S. 264.
Wol dem Land/ darin die Politici darnach trachten/ daß Kirche und Schulen befoͤrdert/ und
Buͤrger und Bauren reich werden. WoBuͤrger und Bauren reich ſind/wo man ſie nit gar zu ſehr mit Contribution außſaugt/ ſondern ihnen Mittel an die Hand gibt/ daß ſie einen Stuͤber erwerben koͤnnen/ wie die Hollaͤnder thun/da iſt der Herꝛ oder Regent auch reich.Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. von Anton Meno Schupp. Hanau 1663, S. 39.
es ist gar nicht nöhtig/ daß man durch solche Niederlags-privilegia Ketzer in ein Landt ziehe/ ihnen den schädlichen propolat in die Händt spiele/ und die Jnländische
Bürger verderbe/ unter dem praetext, wann mans nicht thäte/ so würde kein frembder Kauffmann ins Landt kommen/ und man keine frembde Wahren zu kauffen können bekommen.Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs Von den eigentlichen Vrsachen/ deß Auf- und Abnehmens/ der Städt/ Länder/ und Republicken. Frankfurt a. M. 1668, S. 185.
Und was man auch forthin vom Kloſter Leben ſage/ Jch rede hier als Menſch und Buͤrger dieſer Welt/Das Kloſter und ſein Joch iſt nur der Jugend Plage/ Jn deſſen Einſamkeit der Krantz der Luſt zerfaͤllt. Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Deutsche Übersetzungen und Gedichte. Breslau 1679, S. 32.
Denn in engerm Verſtande nennen etliche nur die jenigenDenn die jenigen/ ſo ſich nur eine Zeitlang in einem Lande auffhalten/ ſind deßwegen eigentlich keineBuͤrger / durch deren Zuſammentretung undConſenseineRepublique erſtmahls entſtanden/ oder die/ ſo an dererſelben Stelle kommen/ nemlich die Hauß-Vaͤter und Haͤupter derer Familien. Dieſe ſind nun theils urſpruͤngliche/ die ſtracks im Anfange und bey der Stifftung einerRepublique zugegen geweſen/ oder hernach von dieſen gebohren worden/ dahero man dieſe auch- oderBuͤrgers Landes-Kinderzu nennen pfleget; theils Einſetzlinge/ welche nach der Zeit der auffgerichtetenRepublique von auſſen hinein kommen/ und ihr Gluͤcke darinne feſte ſetzen.Buͤrger / ſondern Fremdlinge/ oder fremde Einwohner.Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Stats-Lehre. Leipzig 1691, S. 469.
EinBuͤrger dieſer Welt lern auch die Welt erkennen/Damit er iedes Land kan ſeine Heymat nennen. Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig 1704, S. 105.
Er haͤlt woͤchentliche Erbauungsſtunden, und merkt ſich in denſelben die reichſten Weibesperſonen; denn dieſe beſuchen ſeine Verſammlungen am haͤufigſten.
Dieſe einfaͤltige Buͤrgerfrauen verlieben ſich bey dieſer Gelegenheit in ſeine andaͤchtige Mine.Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Ein Lustspiel in drey Handlungen. Frankfurt a. M./Leipzig 1743, S. 36.
Alle
Staatsbuͤrger vom Fuͤrſten bis zum geringſten Glied des Staates haben ein Gewerb;da nun ein jedes Gewerb, oder Beſtreben nach Dingen, die wir zu beſizen wuͤnſchen, einen Mangel vorausſezt, ſo muß ein jeder Menſch einen Mangel haben, den er zu heben bemuͤht iſt.Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Zum Gebrauche der Vorlesungen auf der Kurpfälzischen Kameral Hohenschule zu Lautern. Lautern 1779, S. 3.
Allein damals trotzte die Gesellschaft auf ihre gute Sache: „
DenTag unddieStunde,“ lieſs man dem Committé zur Antwort sagen, „wirdöffentlicheSitzung gehalten; alle ruhigeBürger , alle Freunde des Vaterlandes dürfen zugegen seyn und die Berathschlagungen mit anhören, die nur das allgemeine Wohl zum Ziele haben.“Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich, im April, Mai und Junius 1790. Zweiter Theil. Berlin 1791, S. 133.
Zeugen: Ja, wir bezeugen, daß derBuͤrger N. und dieBuͤrgerin N.unbeſcholtneRepublikaner, und von allen andern Verbindungen frey ſind, welche ihre Ehe hindern koͤnnten.
Praͤſid.: Hoͤret nun an die Geſetze, deren Befolgung die Nation von jedemBuͤrger und jederBuͤrgerin fodert, welche ſich ehelich verbinden wollen.Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben. Vierten Theils erste Abtheilung, welche die Fortsetzung von dessen Begebenheiten, Erfahrungen und Bemerkungen während des Feldzugs gegen Frankreich enthält. Leipzig 1797, S. 137.
Daß aber das Weib nach seinen
Platos Begriffen unter dem Manne stehen mußte, das lag in seinen Begriffen von Tugend und Vollkommenheit. Er war zu sehr Athenienser und Politiker, als daß erbey seinen Räsonnements über moralische Würde,die Verhältnisse desBürgers zum Staate hätte vergessen sollen. Selbst da, wo er das Abstrakt einer kosmopolitischen Vortrefflichkeit entwirft, schwebt ihm das Bild des atheniensischenBürgers immer vor Augen, und natürlich mußte das Weib, das nichtStaatsbürgerin , und es seiner ganzen Erziehung und Lage nach nicht seyn konnte, in seiner Achtung verlieren.Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils erste Abtheilung: Aeltere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig 1798, S. 123.
Nie hab’ ich eingewilligt, ſie zu halten. Ich bin nicht dieſes Reiches Buͤrgerin ,Bin eine freie Koͤnigin des Auslands. Schiller, Friedrich: Maria Stuart, ein Trauerspiel. Tübingen/Weimar 1801, S. 44.
Den „guten
Bürgern “ kann es gleich gelten, wer ſie und ihre Principien ſchützt, ob ein abſoluter oder conſtitutioneller König, eine Republik u. ſ. w., wenn ſie nur geſchützt werden.— Ein gleiches Verhältniß findet zwiſchen Bürgerthum und Arbeiterthum ſtatt. Bürger und Arbeiter glauben an die „Wahrheit“ desGeldes; ſie, die es nicht beſitzen,Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig 1845, S. 150.
Die letzte Stütze des Alten fiel in Berlin; der
Bürger , der Arbeiter, der Knecht, sie stellten ihre nackte Brust den Kartätschen entgegen und die Fahnen Friedrichs des Großen neigten sich vor der deutschen Tricolore.Die Grenzboten 7/2 (1848), S. 254.
Das Wort
Bürger darf aber hier nicht mehr in einem politischen Sinne genommen werden; in diesem Sinne sind auch die ArbeiterBürger ,Bürger der einen und untheilbaren brüderlichen Republik.Mainzer Journal, 4. 7. 1848, Nr. 19.
In den letztverwichenen Tagen schweren Kampfes haben Einwohner
aus den verschiedensten Klassen mit der preiswürdigsten Hingebung und Ausdauerfür unsere Stadt gestritten, ohne das eigene Leben zu schonen.Wir haben eine Pflicht der Dankbarkeit gegen alle Kämpfer zu erfüllen, welchen das Geschick vergönnt hat, sich der glorreichen Gegenwart zu erfreuen.…Allen, welche mitgekämpft haben für unsere Stadt, für das allgemeine Wohl, seien sie Studirende,Bürger , Künstler, Arbeiter oder welchen anderen Standes, unsere wärmsten und tiefempfundenen Dank.Neue Rheinische Zeitung, 16. 3. 1849, Nr. 247, S. 1377.
Citoyen, Citoyenne(frz. Sitojäng, Sitojänn),Staatsbürger ,Staatsbürgerin , während der republikanischen Perioden in Frankreich der vorgeschriebene Titel.Herders Conversations-Lexikon. 2. Bd. Freiburg im Breisgau 1854, S. 129.
Da der Angeklagte ein Reichsdeutscher ist, ward er den soliden Wiener
Bürgern auf der Geschwornenbank als ein Fremdling geschildert, der alles Große in Oesterreich– Skodas und Rokitanskys Manen wurden citiert –in den Koth zerre.Die Fackel 1900, S. 19.
»Wahrlich, Mr. Baschmakoff, jeden Tag, wenn ich von der Unterdrückung der armen Finnen lese, bin ich dankbar, dass ich auswanderte und eine freie amerikanische
Bürgerin geworden bin.«Heyking, Elisabeth von: Briefe, die ihn nicht erreichten. In: Deutsche Literatur von Frauen. Berlin 2001 [1903], S. 32347.
Die politisch mündigen
Bürger eines Gemeinwesens, in welchem daß öffentliche Leben kräftig sich regt, können sich jedoch nicht damit begnügen, einer Körperschaft die Gesetzgebung zu übertragen, ohne sich die Mittel der Aufsicht, der Prüfung und der Berichtigung zu sichern.Kautsky, Karl/Bruno Schönlank: Grundsätze und Forderungen der Sozialdemokratie. Erläuterungen zum Erfurter Programm. Berlin 1907, S. 34.
Ein braver
Bürger , der hier ansässig ist und hier lebt, ist ohne Zweifel der geeignetere Mann zum Abgeordneten.Meysenbug, Malwida von: Unerfüllt. In: Deutsche Literatur von Frauen. Berlin 2001 [1907], S. 50158.
Darf die Frau als minderwertig vom politischen Recht ausgeschlossen bleiben?
Sind die Leistungen der Mutter vom Standpunkt des Gesellschaftsinteresses so nebensächlich und minderwertig, daß man die Frau nicht als vollberechtigte Bürgerin anerkennen kann, so nehme man den schwachen und ungeeigneten Händen die wichtige Aufgabe der Kindererziehung ab. Sind diese Leistungen dagegen so schätzenswert,wie die Dichter gelegentlich singen, dann vorenthalte man der Mutter, der Erzieherin der künftigenBürger , nicht länger ihre volle Gleichberechtigung.Wulff, Frida: Darf die Frau als minderwertig vom politischen Recht ausgeschlossen bleiben? In: Frauenwahlrecht! Stuttgart 1911, S. 9.
Die
Bürger lagen im Seesand am Meer oder krabbelten auf den Bergen umher, der Arbeiter schuftete oder begoß seine Laubenkolonie, die Börse machte in gewohnter Ruhe ihre Geschäfte – alles war still.Tucholsky, Kurt: Rausch, Suff und Katzenjammer. In: Kurt Tucholsky: Werke – Briefe – Materialien. Berlin 2000 [1920], S. 2007.
Die behaglichen Leute von früher, zumal in Wien die gemütlichen »
Bürger von Grund«, wurstelten dagegen solide weiter in ihren kleinen »G‘schäfteln« und »G‘wölbeln« – wenn’s nur zu einem Sonntagsausflug mit »Backhendl« in den Wiener Wald reichte.Wohlmuth, Alois: Ein Schauspielerleben. Ungeschminkte Selbstschilderungen von Alois Wohlmuth. In: Oliver Simons (Hrsg.): Deutsche Autobiographien 1690–1930. Berlin 2004 [1928], S. 75457.
Der Einwand, bei solchen Erwägungen, die eigentümlich zwangshaft zustandekommen, handle es sich um Krämerinstinkte, ums Messen mit der Elle, hat meist nur den Sinn, daß solide
Bürger , denen die Kunst nie irrational genug sein kann, von den Werken die Besinnung und den Anspruch der Wahrheit fernhalten wollen.Adorno, Theodor W.: Minima Moralia. Frankfurt a. M. 1971 [1951], S. 92.
In den BMHW, Schöneweide, betonte der Arbeiter Rudi Markwart: „Endlich hört es damit auf, daß gewissenlose Eltern ihre Kinder im Stich lassen, daß die Mitarbeiter von Agentenzentralen unsere
Bürger erpressen und sie zu Verbrechern machen, daß Arbeiter ihren Kollegen als Grenzgänger in den Rücken fallen.“BZ am Abend, 14. 8. 1961, S. 1.
Es ist eines sozialistischen Soldaten, eines
Bürgers unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates einfach unwürdig, anderen das Geld aus der Tasche zu ziehen.Dänhardt, Reimar: Fein oder nicht fein. Berlin 1972 [1968], S. 130.
Das unbehobene soziale Problem ist heute in den Industriestaaten das Elend, die »Marginalisierung« einer Minderheit von Arbeitslosen und Ausländern, das auch die wahre Quelle der vom saturierten
Bürger so gefürchteten wachsenden Kriminalität ist.Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel. München 1988, S. 139.
Die
Bürger – reich an Wissen, politisch interessiert und motiviert wie in keinem Land der Welt – verstehen sich zu Recht als mündigeBürger .Der Tagesspiegel, 27. 10. 1997.
Vom wilden Bohemien zum saturierten
Bürger .Berliner Zeitung, 26. 5. 2001.
Wir sind doch mündige
Bürger und wählen gut überlegt die Partei und den Kandidaten, die uns mit ihren Inhalten überzeugen!Die Zeit, 19. 9. 2017 (online).